Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, September 01, 1893, Page 8, Image 8

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    Echte-Ia
Insel-sich finder.
Ithk is einst vor vielen, vielen Jahren
i— M du jung, jung war mein Lebenzs
s. - .
III Am ich wieder71nit ergrauten Haaren:
Is- etsien Liede lehrt man stets zurück-«
M vergessen war mir nie gelungen,
« e innhich war, du bliebst mir immer
nq .
Die Mten aus in mir Erinnerungem
’ i VI stolze Stadt, als ich dich wiedersah!
sitt Riesenlind warst du emporgeschossen,
Dis-trauend hat Columbia es gedacht-—
VI merk-est du von ihm. der bdllentiprosiem
sum wilden Jenerdäcnon heimgesucht.
Ue Kelter Bauten Pracht dein See be küßte,
Ein frohes Heim war Tausenden des cert
» sein Dämon werd gewandelt es zur Wüste,
Erbarmungslos die »Gartenstadt« verheert,
Doch saßesi du nicht traun-nd ans den Resten
ärter Herrlichkeit-nein! ungebeu t
It pdst du dich, und stolz fühlt sich der Besten
« d seines Kindes Muth, des er gezeugt.
Dein starker Wille schuf ein neues Werden, s
Stiegst nnd der Asche phdnixgleich empor-, s
D- lvcrdst zn einer Wundekstadt auf Erden
Und immer noch mist du: »Excelsior!«
Co ichs-as ich wieder dich noch langen Jahren, .
Trantci Rip van Wintle gleich, den Augen
anm
DMM was ich,sad, könnt’ ich nur offenbaren
Jst einer Märchenwelt, in einem Traum.
O- weiche Pracht an deines Sees Gestaden,
j Bd, »Nun in des Westens-« ist dein Zelt
Zum oßen riedenssefte du geladen
Da geistlich alle Völker in der Welt!
sor dem Beschauer hqst du ausgebreitet,
s. Was Kunst und Wissen Herrliches gvebau
MS Menschenfleiß zu Menschenw hl des
senkt
Jn deiner »Weißen Stadt-« wird’8 ossenbar.
O
DI- die »De« Westens Königin-« wir nennen,
Schnedft da dir selbst ein stolz Anat-len
blatt
Die Metropole auch wilks anerkennen:
Zur Weltftadt ward die Weltauestellungei
stadtt
Und Alle-, strömend her von nah und ferne,
sn deinen Mauern sammelnd sich zu Haus,
Sieinbelm Günstig seien stets die Sterne,
Chicago diri Du Wunderftadt. Glück ans!
ltliek kaiserliche- Zechjneller.
M einer wahren Begebenheit aus«
dein Leben Kapelle-ab «
; Errihit von Cdnsrd Schulte
" « grobem Stoff, Kniehosen oon chwari
Es war im Spätsommer des Jahres
1807. -
Dersiaiser Napoleon tvobnte damals,
bis er die Uebersiedelnng des Hosed nach
Fontaineblean anordnete, aus einige,
Wochen in den Tuilerien. Er weilte
dort nicht oft. under benutzte diese Zeit, .
um die großartigen Nenbanten nnd
Straßenanlagen, die er in der Haupt
stadt ausführen ließ, mit seiner gewohn
ten Thatkrast zu fordern. Nachdem er
sich von den oberen Beamten ausführ
liche Vorträge über diese Bauten hatte ;
kalten lassen, beschloß er, einmal per-I
örtlich, aber unerkannt nach dem Rein-s
ten Ezn sehen. ;
ines Morgens bald nach 7 Ubr er- ;
schien ein kaiserlicher Adsntant in derk
von dem Palastmarschall General Dass
roe bewohnten Ziminerreibe und be-?
stellte, daß der General sich ungesäumt
tm Civilanzuge beim Kaiser einfinden
möge. Dnroc, der dein ztaiser person-Z
lich nahe stand, war der gewöhnliche
Bettleiter desselben ans diesen beiitilichcn, I
libri ens nur selten unternommenen
Uns ü en. Nachdem er sich schleunigst
in den Für solche Fälle bereit liegenden
Anzug geworfen hatte, begab er sich in
die kaiserltche Wohnung. In der Eile
ver ß er, seinen Geldbentel zu sieli zn
tosen ein Umstand, der inoxxlnjci
mißliche Folgen haben tout-. da
der aiIer zwar aus Reisen eine nanene
mit Go dstücken in seinem Wagen bat-a,
persönlich aber niemals Geld bei stets
trn nnd bei allen etwa vorkommenden
enbeiten durch seine Adjntanten
auslegen ließ.
I
I O
Uns den Kirchthürmen hatte es eben
halb acht geschlagen, da traten ans einer
engen, nach dem Seine-Ufer hin führen
den Nebenpsorte des Tuilerienpalastes
zsei Männer-, ein kleinerer nnd ein
Mer- nnd schritten langsam am
-User entlan , dein Laufe deo
Fluges folgend. eide trugen ties in
sdde ugen gedrückte Fil hüte mit breiter
Fremde, lange, weite oscke von ziemlich
i Sammet, dunkle Strümpe nnd
Qllenschnhg nnd jeder war mit
eine-n derben Spaziekstock bewehrt.
Wer die Beiden daraufhin angesehen
We, welchem Stande sie ungehorsam
der möchte vielleicht zu der Schluß
foiaernng gekommen sein, daß sie dors
liche Grundbesitzer ans der Umgegend s
von Paris seien. Uebrigens actitetes
Niemand auf sie; außer Virbeitem
Handlun, Dienstboten und Schulkin
«dern waren etft weiqu Leute auf den!
Straßen zu finden. Die beiden Herren
blieben am Fluß- Qnai, an dein eifrig
gebaut wurde, hier nnd da stehen. uini
den Maurerarbeiten zuzuschauen Bei i
den ChampssEl fees angekommen, ver
ließen sie den luß nnd schritten auf
den Sternplatz zu Die Mauern des
Triumphs-irgend, der dort zu Ehren der
Gto en Armee errichtet werden soltte,
erho en sich etwa zwanzig Fuß aus der
Erde, und auf den Gerüstem die den
Fu rings umgaben, tummelte-i sich
eurer und Arbeiter in großer Zahl.
Das Wetter war sonntg und wann
und die beiden Spaziergacker festen
fich, immer den Bau vor irgen, auf
eine der zahlreichen, den are a runden
Mein s aussehenden anle, die
tue nnentgeltlich zur Ber
Wisse
»Bei-ex kostet-eh einer ists
Miit-« Ist
abscheulich faulenzt. Dass nnpft und
raucht, das reckt den Hals un plaudert,
aber ernstlich arbeiten thut Niemand.
Da weiter aufwärts in der Stadt sind
; te fleißiger-, da fürchten iffie eher, daß
i hnen Jemand auf die inger paßt,
aber hier, meinen Sie, können sie bunt
melli.«
»Sie haben recht, mein Heim-· ant
wortete der Begleiter; »wenn so weiter
gearbeitet wird, werden Jahre vergehen,
ehe der Bau fertig ist.«
Kommen Sie,« sagte der kleinere
Mann, indem er ungeduldig aufsptang,
»das ist ja nicht länger mit argusehen.«
Damit griff er dem größeren unter den
Arm und zog ihn quer über den Platz
auf eine der dort einmündenden Stra
ßen u.
Nicht weit von der Bank, auf der die
Beiden gesessen hatten, hielt ein alter
Bücher · Antiquar auf einem Tische
ffeine bescheidenen literarischen Schätze
eil.
»Faule Gesellschaft, dae,« sagte der
kleinere Herr im Vorbeigehen zu dem
Antiguar, indem er mit dem Daumen
über die Schulter nach dem Bau hin
wies.
»Nur Geduld, meine Herren,« erwi- ;
derte der Antiquar, nicht ganz ohne die
freilich vergebliche Hoffnung. daß dies
Herren, die nun stehen blieben, ihm.
etwas ablaufen würden. wenn er sie in Z
ein Gespräch verwickelte-»nur Geduld, ?
ed schlä t gleich neun Uhr; Sie sollen :
einmal ehen, wie fleißig die Leute dann i
werden l«
»Wie hängt das zusammen L« fragte
jener; »Sie haben die Bauleute schon
hlinfig beoba tet4?«
»Gewiß, a e Wochentage,« antwor
tete der Anliquar. »Sehen Sie, die ·
Arbeit beaufsichtigen drei Aufseher, von j
denen jeder immer zwei Stunden auf,
dem Bau und dann nach hulbftlindiger -
Pause noch einige Stunden tin-Bau
burean zubringt. Von neun bis elf
Uhr hat Herr Bertelot die Aufsicht -— H
beuri Bei-telot--der bringt die Leute
chon an die Arbeit. Er war früher«
Soldat; in feinen zwei Stunden wird .
mehr gearbeitet, als in den vier bei den ,
beiden anderen Aufsehens. Halt, da
schlägt ed Neun L» Nun geben Sie ein
mal Acht, meine Herren !
Die beiden Spaziergänger wendeten «
wie der Antiquar ihre Augen dem Bau ;
wieder zu. Eine scharfe, befehlende z
Stimme wurde unter den Arbeitendens
hörbar. TieTabatepfeifen verschwan- :
Ocll, IcOcö chkllllIcy DcksllllllllllL clllc
emsige und den Bau sichtlich sordernde «
Tlsatigkeit begann
».,kch sehe dort ans dcni lsieriist einen
jungen Mann, der den linken Arm in «
der Binde trägt,« sagte der größere der 7
beiden Herren.
»Ganz recht,« bestätigte der Anti
quar; »das ist Herr Berielotz er bat
bei Friedland einen Bajoiiettsiich in den !
Linn bekommen. Jch kenne den Herrn .
genau; erst gestern hat er mit inir ge- "
plaudert und inir einen Plan vorn alteit
Paris abgekauft. Kann ich den Herren
vielleicht auch niit Karten oder Büchern ;
dienen T«
mal Besten Tant!«
Mann und zog seinen Ge
»Heute nicht« mein Perr, ein ander- z
. a te der kleinere
szahrten weiter. :
»Einem wir. Vetter-« toandte er sich «
an die en- »denn habe ich genug ges -
sehen. Und nun willi Ihnen einen
Vorschlag machen. J ersahre so ;
manches, und so habe ich gehört, daßE
bier dicht nebenan in der Rue Saint- T
Honore eine Madame Arbalet eine vor
treffliche Gartii e hält. Da wollen
wir einmal srii stücken. Die Dame
soll ziemlich kurz angebunden sein, aber
i re Küche hat den besten Rus. Sehen
Sie, dort drüben lockt dao Jirtnens ild
der Madame Arbalet. Aha, das e- -
schäst wird eben geöffnet l«
»Gan· wie Sie wünschen, mein
rr,« sagte der egleiter, indem er
Ienem über U St aße folgte. »Noch
wollte ich mir erlauben zu bemerken,
daß der Name Henri Vertelot in einein
Napport vorkommt, den ich estern
Abend erhalten habe und den ichåhnen
nachher verlegen werde. Der pitlin
Berneuil schlägt vor, den ehemaligen
Sergeanten Bettelot, vorn 15. Linien
cegintent, der wegen seiner Armwunde
den Dienst habe verlassen müssen und
librigens auch durch einen Streisschuß
an der Schulter verwundet worden ei,
Init dem Ein-bereist ionotreuz zu deko
riren, da er Friedland den Regi
inentoadler zurückeroberte, der bereits
genommen war. Die Meldung konntet
verspätet, weil der Kapiteln bis seht itn
Logaeeth gelegen hat.«
»Ich werde den Berielot ni t bet
gessen,« bemerkte der kleinere pagieri
iirt er; »aber est wollen wie die Ge
schiiste ruhen lassen-·
- st
»Und nun, Madelon, sei vernünftig
nnd schlage Tit den Henri Beeteiot aus
dem Sinn! Ein ordentlichek Mensch
mag er sein, aber den linken Aan kann
er nicht mehr gebrauchen, und also kann
er nichts Ordemliches mehr verdienen
Er wird timde wenn dei- Triumph
bogen fertig ist« nnd entlassen werden
kann er alle Tage. Wie soll er eine
Frau ernähren? Du sagst, er sei ein
tüchti er Maurermeisier? Ein Hei-üp
pel it er, safe ich Dir. Du mit Dei- 3
nen zweitau end Francs Heiratbsgut
sindest schon nach einen anderen Freieti
—Guten Morgen, meine Heeren, wo
mit kann ich dienen ?«
Mit diesen Worten wandte sich Ma
dame Aebatet den beiden denen zu,
die, von der schnell nnd eifrig tedenden
nnd der Thür- den Rücken zustehe-enden
Dame zunächst unbemerkt, in das nn
neittetbae nach dee Straße sich öffne-de,
von Gästen nax leere Gastziininer ät
treten-waren ie hatten unsreitvi is
die Rede seit ath welche die Wie
thtn eine kleine, runde bewegliche Stan,
sie blicken sticht
soeben , nnd
v OÆHIM
data-W
sdent die Rede offenbar gegolten hatte.
Das Mädchen trug einesauberelllnds
liebe Tracht; libet ihre jugendfrischen
Wangen stahlen sich ein paar Theiln
«chen. und ihre freundlichen blauen Au
gen waren von Kummer wie must-det
»Wir bitten unt die Speise- und
Weintarte,«· sagte der größere der dei
dcn Gäste. während der kleinere ich an
einein Tisch in der dunkelften cke des
Zinnnerd io niederließ. daß er durch
tsiladtlnir und Zchausenster von der
Straße aus nicht gesehen werden konnte.
»Zum dritten Male Bertelot,«
sliiiterte der kleinere, während er die
tlarte tnusterte.
»Zum Portionen Hammelrippchen
nnd eine Flasche Chambertin !« bestellte
der gibt-irre der Herren.
»Holt ich den Wein holen, Tant
chen?« sragte das junge Mädchen, das
sich wahrscheinlich deshalb zu entfernen
wiinschte, um die Thrlinenspnren zu be
seitigen ; »ich weiß, wo er steht.«
»(9ut,« sagte Madame Arbalet, »aber
tnach’ keine Scherben und konttn’ schnell
wieder.«
Dann deckte sie den von den beiden
Gästen gewählten Tisch nnd sagte
»Nnn, die Herren wisseti’6 doch schon
halb. Meine Nichte, meines seligen
Mannes Bruderetochter, ist baut Lande«
aus Lothringein Waise, die bei ihrer
Großmutter lebt, ein junges Ding, das
sein Herz an einen Landsmann gehängt
hat, bertnuthlich, weil ihr sein bunter;
Rock gefiel. Nun ist er in Paris. sie«
ist zu mir inin Besuch gekommen, und
sie wollen sich heirathen. Aber es lann
nichts daraus werden. Darum schelte
ich und darum weint sie.«
Inzwischen trat dad junge Mädchen
wieder ein nnd stellte die Flasche mit
den Gläsern ans den Tisch, indetn sie
schaurig errdthete, als sie hörte. daß von
ihr die Rede war
»Modalne,« sagte der kleinere Gast,
indem er, mit dein Chatnbertin sichtlich
zufrieden das Glas, nachdem er ge
kostet, wieder niedersetzte, »ich habe zu
fällig gehiiit. das; Herr Berielot ein
brauchbarer Bauausseher ist; ich denke
mir. ed wird sich doch noch einmal eine
austiiininliche Stelle sur ihn finden-«
«3tts bitte unt Verteihung mein
err.« antwortete Madame Arbalet
spin, »aber Zie werden zugestehen, daß
es hier nicht daraus anlonunt. was Sie
gehort haben und was Zic denken.
Putschen Zie mir die Madelon nicht
nach aus, ich kann so schon nichts mehr
unt ilsr aiiiaiigeii.« Latini ging die
kleine Frau aus dein Zinini-:r, indem sie
die Tlsnr iraitizr hinter sich zttichlng,
und begab sich in die Urian-, nin ihre
Rochin deini klioiten der Hannnelripps
cheu zn überwachen
Tausend sa, sliisieite derso abge
truinpste kleine Herr, indem er eine
Prise nahm, nicht ohne Bergungen sei
nent Begleiter zu. »du wird inan einmal
wieder tnchtig angefahren ; ist mir lange
nicht passirt.«
»Fraiilein Madelon,« wandte er sich
dann an das junge Mädchen, »Herr
Bettelot war Soldat; werden eine
Vorgesetzten sich nicht siir ihn verwenden
können'.-««
»Zein stapitan ist krank, mein theer
antwortete das junge Mädchen beschei
den; »wenn der gesund wird, wird er
wohl an den Kaiser schreiben, daß der
Penti dauernd einen kleinen Posten be
oiuint, aber es sind seilich viele alte
Soldaten zu versorgen. Wir gaben
noch ieine Eile, ich denke auch, da der
Heuri sich schon durchschlägt , jedenfalls
werden wir Beide usatuuien alten.«
»Es ist recht raulein tadelt-in «
sagte ermuthigeud der kleine Herr, »daß
Sie nicht verzagen; zuweilen hilst
einein, wenn man ed gar nicht ahnt,
ein plötzlicher Zufall, und dem Mathi
fen und Hartniickigen hilst er am lieb
ten.«
Die Hammelripp en kamen, und
Madame Arbalet be echiisngte sich init
ihrer Nichte am Güssen Die beiden
Gäste, die einzigen im Lokal, ver ehrten
flüsternd ihr Mahl, tranken zum Vch ins
noch eine Tasx Kassee und rlisteten si
dann zum usbrnch. Der kleinere
rr verbeu te sich var deii Damen.
eyte seinen sitt wieder aus und trat in
ieaur Stra e führende, osseusteheude
Th r, während der größere Herr um
die Rechnung bat. Plöylich wurde die
Gestalt des leyteren sichtlich erschüttert «
riss bald in diese, ald in ieue
Ta che; eine Ahnun, die jevt in ihm
ausstieg, wurde zur ewißheit: er hatte
kein Geld bei sich.
Madame Arbalet verfolgte des Ga
stes vergebliche Griffe in die Taschen
mit grimmigen Blicenz sie stemtnte
beide Arme in die Düften nnd a ie niit
schneidender Stimme: »del ranes
beträgt die Rechnung, mein Herr-, zwölf
Franc-l«
»in-admi« wollen enciennioigenys nat s
der Gast in todtlicher Berlegenlzeii, ’
»aber ich habe vergessen, meinen Meld- s
bentel einzusteckem und der andere Herr
liat zufällig auch nichts bei sich. Wir
sind Lisiziere, Madame-, haben sie
Geduld niit uns- in wenigen Stunden «
sollen Sie Jlit Geld erhalten«
Der »andere Herr,« der eben niit
freilich geringer Meisterschast im Singen
leise eine italienische Arie trauerte, wars,
liber das Zogern seines Begleiters schon
etwas ungeduldig, einen Blick in das
Gastzimnier zurück: mit Schrecken be
riss er den Ernst der Lage. Sein Ge
sang verstummte, und er zog sich den
Hut noch tiefer in die Augen als vorher
Madame Arbalet schaute wie eine
Rachegöttin bald ans den größeren, bald
ans den kleineren Befsnchen Ent chlosi
sen stellte sie sich zwi chen den rd ren,
noch im Zimmer stehenden Gast nnd die
Thür. »Als, inein re,« leuchte sie
verwe, do hätten S e nnd der andere
Fahne atron mich gltlalich nin zwdls
rann ceprem Was Sie sagen, ist
Schwindet Ein einzelner Heer tan
W sein Geld ver sei-, aber ven
Isei »dem-e W DU«««—ii-d doch eine
that
-.« ——-————.———.-.. , , «
Zeche machen, dann ist es aus Gaunerei
abgesehen. Aber Sie sollen mich ken
nen lernen. Madelon, Du gehst zum
Polizcilomniissar nnd bestellst ihm. er
möchte hier zwei Zechpreller oder wenig
stens einen sofort verhaften !«
»Tantchen,« sagte Madelon, indem
sie einen Geldbentel ans ihrer Tasche
zogj »ich halte die · erren für ehrlich.
Haben sie heute ihr Held vergessen, so
bringen sie ed uns ein andermal. Sie-.
Tantchen, sollen jedenfalls nichts ver
lieren. Hier sind Jhre zwölf Franks.
Die Herren bleiben das Geld nicht
Ihnen, sondern mir schuldig.«
»Mir auch recht,« sagte schon wesent
lich beruhigt Madante Arbeiten » »Willst
Du wenn chnavel Mr einntai sur zweis!
France rsahrungen sammeln nun
das iann Dir nicht schaden« und von
idem Gange zur Polizei hastT uDich
; immerhin losgelaqu «
»Vielen Dank siir Jhre Güte unds
Ihr Vertrauen, Fräulein Madelon «i
sa te der im Zimmer ebliebene Gast
Fels hatte ganz vergessen, daß ich so
eine Uhr bei mir trage. Hier, dars sich!
sie Ihnen als Pfand iür unsere Schuld«
überreichen «·-« i
«Jch brauche kein Pfand mein Herr,··j
erwiderte Madelon. E
Noch einmal, mein Fräulein, bestens
Dank. Sie sollen heute noch von uns;
hören. « Damit näherte er sich dem in
der Thüre wartenden Herrn, uin sichs
mit ihm ans den Heimweg zu begeben s
Jn diesem Augenblick trat alil diitterxs
Gast siir diesen Morgen ein junger
Mann von der Straße her in dastVast-;
immer. Es war Herr Berielot, der
Ietzt, da es els Uhr geworden war, seine
Frühstücksivnse bei Madame Arbalet
und in Geseilschast seiner Madelon ver
brin en wollte. Jndein er an dein in
der hlire stehenden kleinen Mann vor-;
überschritt, zuitte ei plötzlich zusaintnenH
riß seinen Hut vom stopft und stand in
strannnee Haltung still. während die
beiden Herren an ihiit vorübergingen.
Er blickte ihnen unverwandt nach; alsj
sie in die nächste Queistiaße eingebogen;
waren, wankte er sast wie ein Träumen-;
der aus die beiden Lauten Arbalet zit.
Er vergaß den Gruß und libersah auch
erst, daß Madelon ihin die Hand entge
gen hielt.
,Sie stecken ja ein Gesicht aus, Herr
Bertelot,« redete Madame eilt-baut ihn
an, »als wenn Sie Gespenster gesehen
hätten. Was ist Ihnen denn ?«
»Madaine,« antwortete Vertelot nach
einer Pause gemessen. »wenn ich hier»
Gespenster gescheit hatte, so wiirdetch
mich gewiß darüber wundern. Ader ich
gestehe, liber die Menschen, die ich hier
gesehen habe, nnd iiber die llutstände,"
unter denen ich sie sah, wundere ich michs
sast noch mehr, ate- ich mich iitier dadz
Erscheinen von Gespeiistern wundern
würde.« ;
»-.lia, iiiao gitit e denn da meet-inmi
digea,« rief Madame Arbaled »Kann
ten Zie die beiden Biiininler auch
schoit T- Tie haben hier gegessen iind
getrunken lind hatten lein Geld liei sich.
Auf ein Haar waren sie mir durchge
gangen; der dileiiie ivar der Zchlauesie,
der war glücklich schon in der Thiir.
Wenn ich sie nicht habe einfperren oder
wenigstens piiinden lassen, so verdanken
sie das der Madelon, die ist richtig so
einfältig gewesen und hat die Zechnreller
niit zwolf Francel auggelost.«
here Bertelot sah init verlaiigertein
Gesicht utid osseneni Munde eine Weile
siiiinni aus W adanie ArdaleL »Man«
den ? Eiiispei«i·en«.-« wiederholte er
danii toiiloe. »:Ii’uii, Madaiiie, es ist
doch besser, daß Sie ed so weit nicht ge
trieben hoben. staunten Sie die Gaste,
Fräulein Madelon I-« -
»Wie sollte ich P« entgegnete das
junge Mädchen. »Ich sah sie heute
zum ersten Mal. Ader sie chienen mir;
anständige Herren zu sein, etwas ernst, s
aber doch sreundlichX ;
Rücken Sie heraus mit Ihren Ge- F
heiinnissen, Herr Berielot, « sagte Ma
daine Arbalet. »Was wissen Sie von
den Gästen. «
Haben die Damen den kleinen Mann
But iii e Auge gefaßt P« fragte Herr
ertelot. ..Wi"iedeii Sie ihii wiederer
teniien, wenn ich Ihnen ein gutes Bild
von ihni zeigte ?«
«Sosort tenne ich ihn wieder, « ver
sicherte Madame Arbeiten
h »Ich meine auch, « setzte Madeloni
inz u.
«.dier. betrxstenc Die den Kopf, Ma
danie. sagte err Betteln indem er;
ein silberan nsseaneostltet ans seinem
Gelddentel nahm nnd der Wirthin liber- -
reichte. Während sie es wie verwundert
über Vertelots Einfalt gegen das »icht
hell, schaute Madelon the til-er die?
Lchnlter Die Züge der Madamek
schienen plötzlich sich zu versteinern,
während ihr Busen stark und starker
wogte.
»Die Aehnlichkeit ist doch wohl nur
nsitllig ·e« fragte sie keuchend nnd
statisternd Herrn Bertetot.
»Mein Madame, antwortete dieser
entschieden, »eo hat init dein Bilde seine i
Richtigkeit- Der kleinere Ihrer Gäste?
war der Kaiser. «
I
i i
Der Tag war reich an den vers ie
denartigsten Gemüthetieuiegnngenti
Madame Urbalet nnd ihre iichte Um
ivel Uht fuhr ein Hofsourier vor und
kiliee ad eine christliche Einladung, ivoi
ie beiden Danien Arbalet gebeten
wurden, stir sechs Uhr in einein Be
Lkche bei hrer Maiestltt der Kaiserin
eit zu halten; im Falle der Zusage
veede ein Wagen des talserlichen Hofes
sie nkt adholeii.
ne I sa e war nicht tvol thun
tlch, nnd as mästen sich die innen
m nn timinteii neigen nnd Ve
siirchtnng en eee nit ihre-n Conn
tasstaat. Ini ree mIllniiesenhett sollte
mOasi immer New
Indu- Erd-am
W s viel-c
siege-d
If
Es hieß, er habe von der oberen Ban
leitnng plötzlich einen besonderen Ans
teag bekommen; vielleicht habe er nach
den Steinbkiichen in der Normandie
reisen müssen·
i I
Um sieben Uhr saß Madame Arbalct
mit Fräulein Madelon im Empfangs
zimtnet der Kai«etin Josefine, nnd die
volksthiimliche ertscherin, die mit Len
ten jeden Ranges und Standes in der
ihnen gelänfigen nnd verständlichen
Weise zu reden wußte, unterhielt sichani
eiegentlieh mit ihr über die beste Att,
Hammeltippchen zu isöstcn, die ihres
aisetiichcn Geniahls Lieblingtzspeisc
seien. Da öffnete sieh die Thür·
,,.penri!« rtef Madelon etwas etirettes
widrig, aber überglücklich Mit deut
Kaiser, der seine grüne Jägerunisorm
trug, und dem General Duroe trat
Herr Bettelot in’d Zimmer, im Knopf
loch das Kreuz der Ehrenlegiotn
»Ich grüße die Damen,« sagte der
Kaiser, »und beeile ntich nun, bei
ghnetn Fräulein Madelon, tinsere
chulden zu bezahlen. Hier haben Sie
hre zwölf France wieder. Besten
-anl!« damit händigte er ihr einen
kleinen seidenen Geldbentel ein. l
»Ich hoffe, Madame Arbalet,« fuhr»
er dann vergnügt fort. «es wird Ihnen1
zur Genugthuung gereichen, daß ed ins
des Welt auch noch ehrliche ZcchprellerI
gi t.« :
»Eure Masestät wollen mir verzei-d
hen,« sagte Madame Llrbalet, »aber wie
ich schon die Ehre hatte, Ihrer Mase
stiit der Kaiserin zu bemerken, ich konnte
nicht wissen, wer die Herren waren, ichs
muß daa tneiuige zusammenhalten und
mich von meinem Geschäft erniihrenzll
Eure Maieftät leben ja doch von Ihrem
Ges äfte auch!««
» anz recht,«« bestätigte der Kaiser
mit steigendem Vergnügen, Jeder man
sehen, wie er sich durchschliigt und sichi
vor Schaden bewahrt, und allzu ver-Z
trauensselig darf man nicht sein« wederl
auf deut Throne. noch au der Spihei
eines Heere-T noch in der litarliithr.l
Eine Bitte habe ich noch, Madame-f
Herr Bertelot ist latserlicher Weint-au
tneister; er hat 6000 Franks tsftehult1
und Tienftwohnuug Würden Sie
jetzt gestatten, daß er Fräulein Madelon ’
hetrathet P« ]
»Gem, Mafestiit!« ;
»Nun, Herr Bertelot,« fuhr der Kai-?
see fort, »reichen Sie Jhrer Braut denj
Arm und feiern Sie itt der Rue Saintsi
andre ein fröhliches Verlobungdsest.;
ier, Fräulein Madelon.« set-te er dannj
ian, indem er ihr ein offenes Eli-i miti
prä eigent, von Smaragden funkelndem;
Ges meide hinhielt, »hier finden Sie;
Brache, Lhrringe und Llrinband siirz
den Hochzeitstag, nnd in dieser teasiettei
lie en ein paar Goldrollen siir die erstens
kleinen Ausgaben Jhres neuen Haus-;
stande6.«
»Erlauben Sie auch mir, Fräuleins
Madelou, daß ich Ihnen ein Andetiieng
an heute Morgen verehre,« sagte der!
General Duroe, indem er dem iunaens
Mädchen em entstehen mlt sildemen
Eßldffeln elnhändläfr.
Berlelot und kadelon stamlnellea
Worte del. Dankes, weist-end sie, von
den kaiserlichen Herrscha ten entlassen,
mit Madame Arbalet dem Ausgange
des Zimmer-) zuschrittm
An der Tpllre sagte knixend Madame
Urbalct: »Jet) hoffe, Eure Maiestäc
nnd der Herr General beehren mich ein
malwiedcr. Jetzt. wo ich Sie kenne,
gebe lch Ihnen auch Kredit.«
«Wenn ich einmal wiederkomme, Ma
dame,« antwortete der Italien »so
tocnme ich doch lieber nicht ohne Geld
in der Tasche dc6——«-Gcncml T«ukoc.«
—Benudk die—
UNlON PAchlc,
die ofsizielle Linie zum
27ten Nationalen Feldlagck
os As ais
Vom 4. bis 9. goeptember
in lndianapolis. Ind
kür diese Gelegenheit wird die Unions
Pacisic äu
Sem- teduzirtcn Preisen
Billette, welche auf dem Rück-Umi- ge
statten, in Mzicaqo Zu verwei:
len, verkaufen.
-
Ist Tck Twmkemrnm ssoinnmndcns .«l.
sij Nnnch ach Jfrbmkstu kmi dar Unmn Fa
Um, Nnmqo G Jiortbmcncm und tm- Hnn
inlvantnh«:1ttcii,alt- djc ossmctlcn Lüman
nsrn tin-garnicht
II« In winkt-Ue Ins-L Iscsxchcnd nnd
Nundnvakmmk lemubtmnqqims Pult-non
Tot-rissen Schlainmqqons und 15 iulnmn Fa
lcm Schlammqqonsr-. tin-Kam Jsonh Haue
am 341111i7(14x, den L. Zum um disstts Not
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