Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, May 26, 1893, Image 11

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    sen Augen«
si- petihold Funke.
Schön ist die Welt im ersten Murg-unen,
Wenn weiße Nebel noch im Thale liegzem
Das Licht der Sonne neu dem N eer ent
stiegen,
Die Strahlen breitet über Flur und Auen.
Wie hell im Demantschmucl die Gräser
chauen,
Der Wald erschauen, der verträumt geschwie
gen,
Die Blumen üsternd ihre Helche wiequ
Und hoch die Asche fingfihr Lied im Blauenl
Fehl dem, der dann auf wanderfrohen Füßen
eieligt darf die weite Welt durcheeifem
Wenn Wald und Feld ihn jubelnd rings be
lißenl
Auf Pfaden wallt er, die ihn lichtmärts weisen,
Rings von des Glückes Zaubcrjchcin um
wehen,
Und niit der Lerche schwebt sein Lied nach
oben.
Tiifkndkg Frid.
Ilan dein Arbeiterlebem non I. Stindr.
Jn der großen Fabrik im Norden
Berlins gehen täglich viele Leute ans
und ein· Arn Morgen iini sechs öffnet
sich das Thor utid die Arbeiter, die oft
schon einen Marsch von einer Stunde
emacht haben, treten ein, inn das niiih
seli e Tagewerk zu beginnen. Dann
entsendet der hohe Schornstein dicke
Rauchwolkeit, denn der Heiier wirst
iiene Kohlen unter deit tinersiittlichen
Damvskessel, iveil die erste »Schiiht«
beginnt. Schon ist der Cyliuder der
Dampfmaschine augewärint nitd noch
ehe die große Uhr der Fabrik ihre sechs
Schläge ansgeschlageii hat, hebt sich der
Viertel, das Schwungrcid beginnt sich
zn drehen, das Getriebe von Hebelu
und Rädern seht sich iti Bewegung itud
der Wettkampf zwischen Mensch nnd
Maschine wiederholt sich heute iii der
selben Weise wie gestern. lind so wird
es morgen fein und alie Tageiiii Jahre,
und in dein Leben des Arbeiters.
Wer flüchtig hineiiiblielt in die Fabrik
nnd die Arbeiter in ihrer eiiiforuiigen
Thätigieit sieht, iiiuute versucht wet
deti zu glauben, daf; der Mensch schoit
selbst zur Maschine geworden wäre in
der raiischendeii Umgebung, die sein
Gespräch duldet itiid in jeder Erlaube
ruft: »Es n inuft arbeiten. «
Dein ist aber nicht so.
Der Arbeiter hat seiii Taheini, er hat
Weib und Feind, er hat Bande, die ihn
fest ait andere knüpfen So lange das
Menschenherz schlägt, regt sich auch in
ihm die Liebe, einerlei, ob sie sich als
Freundschaft zeigt oder als helle Muth
im Mai des Lebens, oder ob sie arti
Lebensabend, itiit der Erinnerung aii
das Vergangene sest ntid innig vers
schinolzeiu den Abschied von der Erde
chwer macht. Zchliinni aber ist ea
wenn die Liebe sich in Hase verkehrt:
dann ist das Leben entsetzlich, danti ist
der Sonnenschein verschwunden, weil
der Haß alles mit seinen düstern Welten
verdeckt itiid verhüllt.
Die Arbeiter der grosien Fabrik
standen alle in guteni Einvernehuteit
mit einander, bis auf zwei, die einstmals
wohlbesreundet, sich jetzt haßten—nti
versöhnlich haszten iuid sich gegenseitig
das Leben verbitterteu. Tas war so
gekommen:
In einer der tleiiieti Wohnungen. die
damals in der Nähe der ebenfalls neu
errichteten Fabrik erbaut wurden—jetzt
sind sie längst von großen Wohtiiasers
nen verschlungen-—seierte nian vor vie
len Jahren ein heiteres Fest, eine Top
elhochzeit. Zwei junge Arbeiter der
Fabrik verheiratheten sich ati einein utid
demselben Tage. Beide saßen in der
Schule aus einer utid derselben Bank,
eduldig litten sie zusaiiinien die Stra
fen, die lustige Jungeustreiche ihnen ein
brachten, und als sie nach ihrer Einsegi
nung gleichzeitig Beschäftigung fanden
und täglich tnit einander verlehrten,
was hätte die alte Freundschaft wohl
zerstören können?
Als ani Hochzeitsabend der Fabrik
herr unter die Frohlichen trat und ntit
wohlwollendeii Worten der Freund
Wast der beiden gedachte nnd den
unsch aussprech, daß es so bleiben
möchte, da trat Adert auf seinen Freund
zu nnd bot ihm die and init den Wor
ten: »So soll et b eiben. Der Ton
lag aus dem Worte asoll. «
Range stand aus, blickte deni Genos
en der Jugend sest in’s Auge nnd
.chlng kräftig ein. Det stimmt, « sagte
er ruhig.
lind das war enug.
Nach einem « ahre aber stimmte ed
nicht ganz mehr.
Bei Nunch lag ein kräftiger Junge
in der Wiege. Adert gönnte seinem
Freunde das Glück von Herzen und
machte kein Hehl daraus. Die Frau
schwieg.
Als nach einiger Zeit Adert seiner
Frau mittheilte, daß Range nicht mit
in’s Wirthe-haus- ginge, unt das Geld
iiir einen itarbwagen zusammen zu
sparen, erwiderte sie gerei t : »Ich be
Jreise die Leute nich. e haben sich
Init ihm, als wär et was extran, un
is doch man ’ne Handvoll; en janzet
rnietriget Wüetneten.«
»Du kann ick nu nich finden; er
Kehle t na sein’n Vater, nn der halt
ut ; nen Lentner in ’n steifen Arm-«
»Na a; er is ja Dein Freind i——-Una
pat ick ir noch ajen wollte, wat wir
nothwendig pran en is ’ne Mahgonis
Komme-de. Alle haben se jent solche. . .«
»Je! seh’ ni in. . . .«
v »Du-krick. der können wir et am
Ende nich «e’«
»Nunge’s haben ooch keene.«
» Soll ick mir nach die richten ? Ueber
gaupt diei Wat hat sie zu stichein, se
atten ient so iroße Ausiagety wat an
dere nich benvthigen.«
»Das hat se jewiß nich so seinem-«
»Warum san tsie denn davon an?
« cksehe nich mt’n Schritt wieder bei
e. Alten« laß iet mir Hallen, man
blos tsene Redensarten nich, nn am
allerweni sten von die i« s.
Adert enste. Eine andere Antwort
atte er nicht.
Es stimmte nicht mehr zwischen den
beiden Familien. Man ging nicht mehr
gemeinschaftlich an Sonntagen aus,
man besuchte sieh nicht mehr in den
Abendstundeu. Die Frauen liehen nicht
mehr von einander-rein wenig Salz,
ein Loth Kassee, um nicht erst nach dem
Krämer zu laufen und außer der
üblichen Zeit ein Viertelstündchen und
darüber zu net-schwatzen; sie grüßten
sich kanni, wenn sie sich nicht meiden
konnten.
Die Männer gingen den gemeinsa
men Weg zur Fabrik. Friiher wartete
der eine aus den audereuz setzt kam es
oft vor, daß sedcr allein ging. lind
wenn sie neben einander dahin schrit
ten, wo die Maschine ihrer harrte, sie
in ihr unerbittliches Joch en spannen,
sprachen sie iiber dies nnd e:1-3, wie es
in der Welt zuging, von Menschenrech
ten nnd besseren Zeiten, wie sie gelesen
hatten; von ihrem Hand und Heim
sprachen sie nicht.
Frau Adeet setzte ihrem Manne zu,
umzuziehem Jn der Stadt sei alles
besser und wohlseiler äu haben, als hier
- draußen nnd in den tiehbergen wohne
Gesindel bei Mutter Grim, das ang
stigte sie. Adert bewics ihr, das; sie
sich irrte· Außerdem sagte er: »so so
ville Arbeet in de Fabr-ite, det umschmi
tig Mittags welche dableiben. Iis die
Art kommen wir mit Ueberstundeu zu
de Malsgoiii-Kolninode, wenn de willst-«
Frau Adert antwortete nicht. Was
;lag ihr an der tiommoda Aus dem
s Fahr-dumm stapste der tlerne diinnge in
i seinen ersten Hiidchen daher. Zie ivunte
. den Anblick deo blühenden iiuaben nicht
.ertragen. Als ihr Mann gegangen
; war, setzte sie sich weit ab vom sicustcr
« iu’s Dunkle und weinte bitterlicb
Draußen war Friihlingkgriin nnd die
Sonne bergoldete die Butter-bluteten
:am Weggraben nnd die Yoikrzs des
- sauchzendeu dinabem der sie psliilrten
; lind Schwalben schossen durch die
sLnst - srohe Schwalben.
. Frau Adert stand aus. Wer durfte
iihr verwehren dnreh das Fenster zu
?sehen? sWerP Die Frau von ne
benan?
»Mir Hirn Tort liifzt fe ihn uf de
Straße mit das neie Zeiten« grollte sie
nnd ihre Hände hallten sieh· »Et wiirde
’mir jcwisz leichter, wenn se ihn unter
den Gottesacker bringen thaten.«
» Eines Tages war das Kind iu Adertd
Borgarteu gelaufen nnd von da durch
die offenfteheudc Thiir in dad Hatt-J.
Angswoll erschrocken, laut weinend tan
es zu seiner Mutter gerannt.
»Hm fe Dir jefchlageii?««
»Hm fe Dir jeknufft P«
»Am hat fe Dir jethau, mein Herze
sent-«
Der Knabe gab keine Antwort. Tie
-Frau hatte ihn nicht geschlagen, nicht
" eftoßeli, iiberhanpt nicht angeriihrt.
slder der Blick war so furchtbar ge
wesen, der hatte ihm Entfetsen einge
jagt, fiir den fand er keine hefchrcidende
- Worte.
»Sehweig stille, mein Innaekeiu
weeue man nich. Tie solicit die Laffen
l schaust ausjewijcht wcr’n. Da lannste
Dir druf verlassen. Weeue nich. lTet
; jeett ihr ja wenn De wennft.«
Adert atte gerade an diesem Tage
Mittagar eit in der Fabrik. Nicht
wenig war er daher überrascht, als beim
Peginu der Bedperpause Range zu ihm
agte:
»Du höre mal, Ade1·t, jriifze Deine
liebe Frau von mir und wenn sie sich an
Kinder verjreifen will, denn las; se ihre
eijenen nehmen nn nich andere Leute
ihre.«
.Wat Ivillste damit anfedentet hat-ein«
»Det Deine liebe Frau fik nich wie
’ne Fueie bedragen muß, wenn des zeind
mal zufällig bei Euch zum Beispiel uf’n
; Flur lanft.«
; »Dein! wär’t schaust zweckmäßiger-,
; Ihr legt die Kartuuje an de Kette, von
; wejen nachbarliche Belastiiang.«
s »Wenn Du en Kind-hättest, würdest
I Du nicht so’n Blaal reden,« rief Range
hölzni ch. »Aber det is et sa man ebend !
La ir mit Deine vekjnidderte Olle
,A. DR setzen, det ’S det jefcheidfte, wac
Ihe dhun könnt.«
ridert sprang ans Range zu. Er
hätte ihn erwürgt, wenn die iinisieheii
den Arbeiter, die sich bis dahin weidlich ,
andern Zank ergonteih nicht dazwischen l
gesprungen waren. Dann lautete die
Glocke zur Arbeit und die Maschine
begann ihre eiserne Herrschaft. Wirth
und Zorn iniißten schweigen. Sie gru
ben sich um so sester ties in’s Herz und
wurden zum unauslbschlichen Paß. Die
beiden Freunde waren Feinde geworden
Jahr aus Jahr verstoß. Täglich ta
nieii die Beiden in der Fabrik zusam
nien, aber keiner gönnte dem anderen
ein Wort. Das war ein bitteres Le
ben, uni so bitterer, wenn sie bei der
einförmigen Arbeit, unter dein Rasseln
und Lärmen des Getriebes aus ihre Ge
danken oiigewieseii, an frühere Zeiten
dachten, »wie et so scheen jesiimnit
hatte.«
Es mochte geschehen, was da wollte
ie thaten srenid. Und wohnten doch
htir an Thür. WederAdert zog aus,
noch Range; keiner wollte weichen,
keiner auch nur den Schein von Schwäche
aus sich laden
So kam das Jahr 1870 heran. Ru
dolph Runge war kein »mieiriget
Wurm« mehr, wie die Aderten einst
von ihm gesagt hatte, sondern das ver
jüngte Ebenbild seines Vaters, ein kräf
tiger hlibs er Bursche, den iii der Uni
sorni zu ehen, der ganze Stolz der
Mutter war. Und nun marschirte
auch er mit nach Frankreich, rohen
Muthes, klaren Auges. Gesunbes te
beii schwellte seine Adern und das kannte
ni tAn stno Kummers
ls udolp ginlg.... Adert hatte
kein Wort der Thet n hnie stir seinen
alten Freund. Wohl schnitt es ihm
durclyo Herz, wenn er ihn gedrückt nnd
still einher-wandeln sah, aber er konnte
sich nicht überwinden, ihm ein ausmuns
terndes, ein mitsiihtendeo Wort anzu
bieten. Er wollte nicht feig und nach
giebig vor den Männern scheinen, die
ehemals Zeugen des Streites gewesen
waren. Das litt der Stolz nicht-—
Es war an einem Sonntag-Nachmit
tage. Die Astern in den Vorgärten
ver-blühten bereits, der Wind fegte ans
der Straße diirre Blätter zusammen.
Eei lierbstete.
tiinngc nnd seine Frau gingen ans;
es litt sie nicht im Hause, ihre Gedanken
schweiften weit, weit hinans, ihrem ein
zigen Sohne Zu. Tort hinaus. wo die
Sonne sich sentte, war Westen, iin We
sten lag Frankreich. Das wohnliche
Zimmer ward ihnen zu eng.
Als sie iiber die Straße schritten,
bliclte Frau Adert ihnen nach. »Wie
alt se in die letzte Zeit jeworden is,«
sprach sie zn ihrem Manne. ,,Sonst
lachte ihr dat sanze Jesicht, wenn se mit
ihren Mann nnd mit den Jungen ans
it·ig. Alleweil is ihr wohl anders zu
mu.«
Langsam antwortete Adert: »Wie
uns, die janze Zeit. Wir haben ja
keen Kind. Den Flutnmer haben wir
alle die Jahre iedragen, dragen jemnszt
Aber det war’t nich allerne. . . meinen
ollen Freind hab iet verloren nnd det
mußt ick vor mir hintersehlncken, san;
und jar allcene. lln wer is schuld
daran? Jek will Niemand nich nen
nen. Wenn ick ihm nn seh, wic«t ihm
nah jeht, seinen Jungen, sein’n eeiizig- :
sten, sein’n blindel so hinzusehen, denn ;
tveeß ick nich, wer’t härter hat, wir, wo -
wir nie kcen diind nich jehaljt haben-;
oder er, wo er nich wees;, oh er ihn je J
wieder zn sehn lriegt.«
»Se waren ooeh zn iliieklich mit i?)-!i.«
»Un hatten wir nnd nich können niit
sie freuen ?«
Ein Mann lam. »Nebeiian kjiiixiges
sind tiich ziihanse uii warteti kann ick
nich. »Za- habe nämlich ’ne Nachricht
siir sie, von meinen Zohn, der steht in
dieselbe Sionipaiiie, wo Rnnch klin
dolph sieht, oder richtiger jestanden hai.«
»Wie is det zu verstehn?«
»Er sehltenäinlich bei’ii Appell, in.
deiti naiiilich die Todten sich nich melden
iöiinen.«
»siiudolph sagen Sie, diiiinzies klin
dolph?«
»So is es. Mein Sohn hat inir’l
jeschriebeit hier in diesen Brief. Jin
können Sie’t ja an Niiiigen bestellen.
indem niir so’ne Art Botschafien nicht
ferade sehr anjenehiii sind·«
» sek dhn’t tiich.«
»Die-halten Sie den Brief als rejiiis
iiiation iiitd jeden Sie-n niir nach
jeliraiichie Verrichiiing retoiir. Er is
niimlich von meinen Sohii.« Der
Mann ging.
Adert’s Frau war bleich geworden,
wie der Statt ati der Wand. Wie oft
hatte sie, wenn der Neid iiber sie kam
iin Stilleii gewiiiischt, der dcnabeinochte
sterben. Nun war ihr, als hätte ihr
das Schicksal den Wunsch ersiillt, als
trüge sie Schuld an dein Tode des Ge
haszteii. Und schwerer nnd schwerer
drückte die Schuld; sie konnte sich des
Gedankens nicht erwehren: Du hast es
jewollt uii nu is et so jeioinnien.
Als Range mit seiner Frau heim
kehrte, ging Adert ihnen entgegen
Ruiige wollte ausweichen, allein Adert
vertrat ihm den Weg. »Je! habe iiiii
Tir- zii reden, « sprach er, »die eisteu
paar Worter nach so lange Zeit sit
wollt’, ick hätte jutere Nachrichten soi
Dir. Laß uns wieder Freunde sind, ick
denke, Du kannst et brauchen.«
»Wat isjeschehn. llni Jotieswillein
iiieiii Rudolph«
»Feste,9iunge, feste; et is inal nich
anders. Seine Kameraden haben je
schrieben. . . .«
»Mein Rudolphi Todt. . .dodt. . .«·
Adert schwieg und gab ihm den Brief.
Sie gingen in Nunges Wohnung mit
einander « Frau Range, wie abwesend
niit weit geöffneten lu en, die snicht
sahen. Frau Adert tröstete sie, setzte
ie in die Sophaecke, nahm ihr den iit
ab. Die Frau blickte starr aus iæen
Mann. Sie begriff nicht, was ge
ehehen war. Die beiden alten Freunde
aßen nebeneinander, Hand in Hand
und kämpften mit dem Schmerz, der
iiber die gesurchien Zii e wetterte iitid
Uihnen Thräneii auspre te wider ihren
illen. Sie waren beide wieder eins
geworden.
Frau Ruiige richtet ihren sragenden
Blick aus Frau Adert. Wie kommt die
hierher? Was will die graue Wieder
den kleinen Nudel entsetzetn daß er
weinend und zitternd zur Mutter
läuft. .. .
Wie die Augen fragen.
Da flüstert die Adert: ».5e"onnen Zic
mir verjeben, wat ick Ihnen nnd den
Juni-sen Leibes anjedahn-«e«
»O kein RudeL Mein Nudct i«
schreit Frau Nnnge auf. »E: is wahr. .
tck konnt et ja nich jlooben. Mein
Rudel, mein Rudel!«—
Am nächsten Morgen sriih müssen die
Männer in die Fabrik; dat- Ningen um
das tägliche Brot kennt ebensowenig den
Schmerz wie die Mas ine nnd duldet
ihn.ni t. Zum ersten i tale gehen die
beiden rennde wieder wie ehemals, rnit
einander.—- —
Von den Frauen starb jüngst die
Aderi, sic ward nie wieder re tsroh
und schwand dahin. Dann star Frau
Range. Sie sagte, sie würde ihren
Sohn wiederseczetr. »Und Du kommst
mir bald na ,« sagte sie Fu ihrem
Manne. »Dann sind wir w eder bei
sammen. Bei unseren RudeL Komm
bald.«
Adett übertebte seinen Freund Range
lange. Dann trugen sie auch ihn fin
aue. Wo die mischen standen, ind
Letzt große Hau er mit vielen Menschen
arin und Lut und Leid, Liebe nnd
Daß, wie es in der Welt war nnd sein
wird Yie Fabrik wurde gegründet,
verkrachte dann nnd machte neuen Stra
ßen Platz. Auch die Maschine wurde
ndgkriss I.en
der viele neue Maschinen entstan
den nach ihr an vielen anderen Stellen.
Und so kam eine andere Zeit.
Yie eFarben der Cigarretr.
Vielleicht auch eine Erscheinung un
seres nervösen Jahrhundertschlussesx
die Geschmacksrichtnng der Rancher ans
dem ganzen Erdenrund wendet sich mehr
nnd mehr leichten Qualitäten zu. Nach
einer verbreiteten, tiefgewurzelten Auf
fassung, die auf einem erklärlichen Ge
dankensehler beruht, hält man nun aber
eine hellsaibige Cigarre für mild, und
umgekehrt eine solche mit dunklem Deck
blatt fiir kräftig. Die Fachleute wisseti
freilich, daß die Decke im Vergleich zur
Einlage anz verfchwindenden Einfluß
aus die Qualität ausübt. Die Decke
bildet nämlich nur etwa 1316 des Bo
lnmeus der Eigarre; es ist deshalb sehr
wohl möglich, je nach der Einlage eine
sehr starke leichtfarbige, wie eine sehr
leichte dunkelfarbige Cigarre hernistellen,
ßuinal noch das limblatt den Geschmack
er Decke wesentlich modifizireu kann.
Nun haben die Tabakeruten der letzten
Jahre, namentlich in dettfiir Deckzweeke
gegenwärtig meist verwandten Z nmatra
gewächsen, bei Weitem iiberwiegend
braune und tiefbraune Tabake geliefert,
und die Nachfrage des Weltverbrauches
hat darnni besonders in den letzten
Monaten die Preise fiir helle Waare
enorm, bisweilen auf das Vierfache
leichartiger dunkler Tabake gesteigert.
ie Wirkung hiervon ist uatiirlich, daß
hellfarbige Cigarren thenrer verkauft
oder ans geringeren Sorten verfertigt
werden müssen
Fiir die Fabrikanten erwächst hieraus
Verlegenheit, die Ansprüche ihrer Stund
schaft zu befriedigen. Es werden daher
mehr nnd mehr gelbliche und griinliche
Decken verwandt, wenn sie nnr hellen
Anschein haben, während doch gerade
die braunen ansgereiften Tabate von
besserem tsieschniaeke sind. Ta unn die
Beschaffung hellfarbiger Tabale immer
schwieriger wird, sollten kluge Mancher
die Wahnidee, daß die Decke ans der
Farbe auf die Qualität schließen läßt
uttd iiberhaupt merklichen Einfluß ans
libt, fallen lassen.
Andererseits wiirdc es sich auch ein
Psehlen, daß die Fabrikanten mit der
iiberlebten Sitte, die Farbenstnfeu ans
den leisten mit den irreleitenden, dabei
nicht einmal einheitlich feststehendeu
spanischen Benennnngen zu vermerlen,
brachen nnd anstatt dessen die Qualität
durch Ausdrücke wie »sehr milde, milde,
mittel, niittelkräftig, kräftig, sehr kräf
tig« bezeichneten, wodurch dem Raucher
ein sicherer Fingerzeig gegeben wäre.
Künstler - Eitelkeit. —- Der be
riihmte französifche Komponist Ramean
hörte eines Tages in einer «Eariser
Straße, durch die ihn sein Weg führte,
einen Papagei seine Arie .,’l’riini.-s ap
prcttz! Perlen linmlicaith sillgcll,
und das freute ihn so sehr, daßer sofort
den Vogei am einen Preis erstand, fiir
den man sonst lut) Papageien erhält.
Das Thier wurde sein Liebling, das er
mit der sonderbarsten Zärtlichkeit be
handelte, und er soll später, als der
Papagei starb, weit mehr getranert ha
ben, als er es nach dein Tode seiner
Frau that.——Bon ramartine erzählt die
österreichische S riftstellerin Betth
Paoli in ihren ,,t’ariser Eindriickei«
das Folgende: »F abeu Sie schon mein
letztes Buch geleistet-« fragte Lautne
tine.——-,,Gewis;.« —- »Wie viel Mal?«
——,.Allerdings uur einmal.«—-»Danu
erlauben Sie, Ihnen zu sagen, daß Sie
es noch nicht kennen. Ich selbst habe
es viermal gelesen und ich habe immer
neue Wahrheiten darin eiitdeckt.«——Auch
Beethoven war nicht frei von dieser
(iibrigens psychologisch crklärliehen und
verzeihlichen) Schwäche. Als ihm sein
Freund sKrumpholz die Nachricht von
dem Siege Napoleons über die Preu
ßen bei Jena mittheilte, rief er aus:
»Wenn ich das Kriegfiihren ver-stände
wie die Musik, daun wäre er doch
verloren!«
Tennysans Glaube. Der verstor
bene Dichter Tennyson sormulirte, wie
sein Freund sinowles mittheilt, einmal
seinen religiösen Glauben einfach in den
Worten: »Es gibt ein Etwas, daö über
uns wacht, und Unsere Individualität
dauert fort-das ist mem Glaube-«
«Er sagte dies,« bemerkt Knowled, »mit
so ruhiger Emphase, das; ich ed sofort
nnd in denselben Worten niederschrieb.
Aber er war keineswegs immer so ruhig.
Sein Glaube an persönliche Unsterblich
keit war ein leidenschaftlicher; meiner
Meinung nach fast die stärkste Leiden
schaft, die ihn erfüllte. Ich habe ihn
gegen einen BLidersacher dieses Glau
bens donnern hören: ,Wenn es einen
Gott ibt, der die Erde gemacht nnd
diese ossnung und Leidenschaft und
eingep anzt hat, so müssen sie die
Wahr eit bedeuten. Wenn es nicht
wahr ist, so hat kein Gott, sondern ein
hohnischer böser Geist nnd gescha en,
und ich würde i m die Faust in ein
allmächtiges Gesi t schütteln und ihm
sagen, daß ich ihn verfluche. Jch
wilrde noch heute Abend meinen Kopf
in ein Jlorosormirtes Ta chentnch stecken
und A em ein Ende ma en«.«
Die Rassen als Wilde. Als unter
der Kaiserin Katharina II. das erste
österreichische Schi s nach Cherson kam,
hatte dasebe, weil man die Rassen
noch für vollständig unkultlvirte Weide
hielt, kleine Spie elchen, Messerchen
nnd lllngelnde ü elchen eladen,
Dinge, welche die Ruf en wohljeiler im
ei enenLandeversertlg en. Da nächste
al fand man selne Rechnung besser
dae Schiff war mlt Branntwein be
crimienmgen an stark goes-dec
nimm
bringt der ,,.B B. C.« zum100 sag-res
ta der Geburt des berühmten S au
spelers. Hier eine charakteristische
E pisode: Eines Abends, als die Bot
stepllung im kgl Schanspielhanse, in der
Sehdelniann mit seiner Kollegin Char
lotte v. Hagen austrat beendet war,
begab er sich nach der lionditoiet von
Stehely, um—-Reeensionen zu lesen
Da hörte er ain nächsten Tische zwei
Herren iiber das vortreffliche Spiel des
iänleius v. Hagen sich unterhalten.
Jeder der Herren war voll des Lobes,
ja, einer sagte: »Ein himmlisches Weib,
diese Chailottel Ich wiirde für eine
Locke ihres Haares ans der Stell ezehu
Lonisdot geben!« Schnell eilsob sich
Seydclinaun, trat an den Tisch der
beiden Herren heran nnd sagte: »Mein
Zerr! Ich nehme Sie beim Wort.
kenn Sie eine halbe Stunde hier ver
weilen, bringe ich Ihnen noch heute eine
Locte dieser Dame.« Freudig überrascht
bat der Herr, welcher den berühmten
Sclaufpieler erkannte, um Erfüllung
dieses Versprechens-— »Aber es bleibt
doch bei den zehn Louisdors ?« fragte
Sehdelmann.—»Versteht sich.«—C·ilig
entfernte sich der Mime und begab sich
zu seiner gefeierteii.?«ollegi1i. Er trug
nun sein Anliegen vor und schloß leb
haft mit den Worten: »Zehn Louisdors
will er mir für eine Loeke von Ihrem
Haare zahleni Wie viel Thränen tann
man mit diesem Geld trocknen, wie viel
Elend lindern! Jch selbst weiß eine
höchst unglückliche Familie, welche diese
Summe von driickender Noth erlösen
wird !«—Lächelnd ergriff die stiinstlerin
eine Scheere, übergab sie dem Bittsteller
nnd sprach, indem sie ihr schönes Haar
löste: »Zehneideu Sie nun auch die
heilspendende Loete ab !«. .. .Tags da
rauf stieg Schdelmann in einem unan
sehnlichen Hause vier Treppen hinauf,
trat in ein elendes Tachtiimuiercheth
das eine zahlreiche Familie bewohnte
nnd übergab mit herzlichen Worten die
zehn Lonisdors. Die Freude dieser
Leute über ein so unerwartet reiches
Geschenk war unbeschreiblich! —
Sehdelmann war sehr abergläubisch.
Am Freitag spielte er sehr ungern; nie
nnd nimmermehr hätte er ati eitiem
Freitag irgendwo gaftirt. Jn der
letzten Nacht seines Lebens fragte er sehr
oft nach der Uhr. Gegen 4 Uhr
Morgens fragte er plötzlich: was ist für
ein Tag? Als er hörte: Freitag!
fchauderte er zusaminen--eine Stunde
darauf war er eine Leiche. Ein Nerven
schlag endete seine rnhmreirhe irdische
Laufbahn.
Streitbare Frauen. Nevizian, der
berühmte Jurist, hatte in seiner Vater
stadt Tut-in ein Buch: »Ueber die Wei
ber, so den Männern den Ehestand ver
haßt machen,« geschrieben nnd damit
den lebhaftesten ilnwillen der schöneren
Hälfte der Turiner Bevölkerung erregt.
Dieselbe hist-te die Männer anf, nnd es
gab derartige tumnltnarifche Anftritte
zwischen Gegnern und Anhängern des
tssclehrtem das; sich das Gericht in’s
Mittel legen nnd den Letzteren verhaften
mußte. Tie »Damen« Turins ver
folgten ihn bis zum Gefängniß mit
Steinwürfen nnd Schmühungen nnd
beruhigten sich nicht eher, bis das Ge
richt dem Professor aufgab, öffentlich
den von ihm als so boshast Geschilder
ten Abbitte zu leisten, wobei ihm als
besondere Strafe noch einige von einem
Gegner gedichtete Verse an die Stirn
geheftet wurden.
Glocken. Wenn matt im Alterthnme
auch schon stiingeln nnd Schellen
kannte, wie z. B. die jüdischen Priester
dieselben zum Ausschmiicken des Kleides
benutztem die Römer sie Hausthieren,
Schame Ziegen, Rindern nmhingen
oder zum Werten der Sklaven verwen
detcn, so ist doch der Gebrauch der gro
ßen eigentlichen Glocken erst seit dem 4.
Jahrhundert nachweisbar. Die Juden
rief das Blasen auf einein Horne zum
tszottesdienfte Die ersten Christen ver
kündetcn den Beginn ihrer religiösen
Versammlungen durch das Anschlagen
mit einem Hammer an ein Brett oder
an eine Eisenscheibe. Zuerst ließ der
Bischof von Rola, Paulinus, Glocken
zum Gebrauche für Kirchen und Klöster
gießen. aber erst iin 11. Jahrhundert
verbreiteten sie sich in Deutschland, wo
namentlich Nürnberg und Augsburg
berühmte Glockengieszer hatte.
.Das Gaeum der Römer-. Zu der
Feaiserzeit waren die alten Römer be
kanntlich gar verwöhnte Feinschmecken
die Anreizung ihres Appetits, übel-sät
tigt wie sie waren, ost bedu1·sten. Dazu
bedienten sie sich des Gut-uni. Man
nahm ein Ma kleine Salzsische, beson
ders Eingeweide, Blut und die Leber,
und that sie indrei Maß guten Wein,
mit dem gemischt man sie in einem eher
nen Kessel bis zur «älfte einkochte.
Darauf wurdedie Brühe durchgesciht,
bis sie klar war, und in eine Glas
flaåche gefüllt. Dieses Reizmittel ge
no man als Voressem Das delikateste
Garnm ließen sich die Gesellschaften
der reichen Generalpächter in Spa
nien bereiten.
Gedankenspkitter.
Verzeihe dem Freunde den Fehler von
gestern, damit du ihm morgen den von heute
verzeihen kannst
Wer Menschen und Dinge nicht öftere über
schädt, der schätzt sie gewiß meist zu gering.
Kannst du nicht ver eben
Mußt du einsam le enl
Wir estehen meist unseee Fehler nur des
halb so eeimüihig ein. damit wie sie nicht ad
zulegen brauchen.
Durch den Besitz lernt man eine Sachesam
besten kennen, durch den Mangel am besten
würdigen.
Ruhe ist ein Zeichen der Me.
Wetsg veredely veeedelt die Menschheit. ,
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