Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, December 30, 1892, Image 8

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    Aus Deutschland
R Cholera bat nenekdiugs in Haut
bukg neue Dpiek ge
fordert.
Vorbereitungen zu einer fürjcmixcn
Hochzeit in der Reich-Z
data-Mast
Die Regierung läßt dir Klage gegen
den Autisemjtkn Paaicv
fallen.
Jn der mit dem 19. Dezember be
rndeten Woche erkrankten in Hamburg
25 Personen an der Cholera, während
2 verstarben. Seit dem 18. Oktober
war nicht ein einziger Cholerasall vor
gekommen. Es ist jeder Zweifel aus
geschlossen, daß die neuen Falle von
asiatischer Cholera herrühren, nachdem
die Cholera - Commission dieselben
als Cholera Asiatica erkannt hat. Die
se Thatsache hat viel Beunruhigung
erregt, und die Geschäftsleute, deren
Muth eben wieder etwas sich gehoben
hatte, blicken jetzt gtnz verzweifelt in;
die Zukunft. Man befürchtet, daß dies
Nachricht einen ungünstigen Einfluß·
aus den Dampfer - Verkehr Hamburg-»
haben wird und der Bewegung in Ame-!
rita neuen Impuls geben« Auswandkj
tung u. besonders die der russischen Ju-k
den ganz zu verbieten, von denen eines
große Anzahl sich bereits vorbereitets
tieri, als Passagiere in der dritten;
ajiite sich nach Amerita einzuschiffens
Obgleich die Hochzeit der Prinzessing
Marie von Edinburg mit dem Kron-;
prinzen Ferdinand von Rumiinien erst«
in drei Wochen stattfindet, haben doch
die Vorbereitungen bereits begonnen
Daö Brautpaar befindet sich in Co-;
barg, wohin der König von Rumä-;
nien in einigen Tagen kommen wird.s
Die Königin Elisabeth von Rumiinien
wird wegen ihrer nervösen Aufregung
der Feier wahrscheinlich nicht beiwoh
nen. Die Königin von England wird
ebenfalls nicht zugegen sein« sondern
sich durch den britischen Gesandten ver
treten lassen. Dem Kaiser ist dies
sehr unangenehm, da er bei Gelegenheit;
des Besuches seiner Großmutter in
Berlin großartige Festlichteiten geplant
hatte. Da der Kaiser von Nußland
und der König von Italien, sowie
Franz Joseph von Oesterreich sich eben
falls werden vertreten lassen, so werden
der deutsche Kailer und König Karl
von Rumänien die einzigen anwesen
den getrönten Häuptern sein. Das
Brautpaar wird sich nach der Hochzeit
einige Tage in Coburg aufhalten und
dann nach Bukaresi reisen, wo groß
artige Vorbereitungen zum Empfang
getroffen sind. Prinz zerdinand ist
der Nefse u. präsumptive Thronfolger
des Königs Karl von Rumänien. Jm
Falle des Todes oder der Abdantung
seines Onlels, wird Ferdinand König
und die Enkelin der Königin von Eng
land Königin von Rumänien werden·
Der Berliner »Lotal. - Anzeiger«k
macht betannt, daß die Regierung die
Klage gegen den notorischen Antisemi-«
ten Paasch, der mehrere deutsche Ge
sandtschaften des Auslandes in der lä
cherlichsten Weise beschuldigt hatte, ha
be fallen lassen. m Besonderen wur
den Paasch eine eihe unbegriindeter
Lomiirse gegen den deutschen Gesand
ten in China, Herrn Brandt, zur Last
gelegt. Man vermuthet, daß die Re
· ng die Klage aufgegeben hat, weil
von Brandt wegen seiner Ver
MUg mit einer Amerikanerin dem-·
« aus dem Reichsdienste scheiden
i. rdz andere Feitungen bringen den
cheid der egierung mit den neu
lichen Enthüllungen des Pariser «Fi
garn« iiber Löwe zusammen. «
i
(
capeivi über den nächsten Krieg. »
Zur Begründung der neuen Miniat
dorlage bemerkte Reichskanzler General
Gras Caprivi in seiner Reichstag-stehe
ain 23. November u. A. Folgendes:
Mir ist häufig die Ansicht entgegen
getreten: Ja, aber muß nicht der Zu
stand einer so schweren Rüstung, wie
. wir sie tragen, einer Rüstung, die noch
I-» erschwert werden soll, auf die Dauer
« unerträglich werden, und thaten wir
nicht besser, dem Zustand dadurch ein
Ende zu machen, daß wir selbst zum
Schwert griffen. den günstigen Mo
ment wählten und uns dann durch eine
Mut-Jung der Siege, auf die wir hof
diirsern den Frieden wiederum auf
30 Jahre zu sichern? Jch glaube,
das m eine Ansicht ist, die vie verdün
drten Regierungen und auch das deut
-, . Voll bei näherer Ueberlegung
lc werden acceptiren wallen.
- Wttgy Abgesehen von den mo
- Bedenken, die dein en egen
« III-I- W such schwere fcchli Be
denken einer Durchführung einer sol
« Rost-er im We e. Man kann einen
. politisch de ensiv nnd militärisch
iv führen; es kann auch der um
- Fall eintreten. Ein solcher
k« krieg, wie er hier vorgeschla
ss M- iniirde politisch und militiirisch
» geführt werden müssen.
wir au, daß ei uns gelänge,
W- einen Präventivirieg dein schwie
« , LIM, in dein wir leben, ein
« is W so wurde die Frage
M
entstehen. worin soll der Siege-preis
s. B. Frankreich gegenüber besteheni
Wir haben nicht den Wunsch, von
Frankreich auch nur einen Quadrat
tilometer uns anzueignew Wir wür
den in Berlegenheit gerathen, wenn
wir undeutsche Menschen dem deutschen
Reiche einverleiben wollten. Wir ha
ben auch bei dern Gewinn der Milliar
den in mancher Beziehung ein Haar
gefunden (Zustimmung), und wenn
man uns endlich sagt: »Nehmt doch
stanzösische Colonien«, so möchte ich
erwidern, wir haben schon mit unsern
eigenen Colonien genug.« (Seht rich
tig! linlsJ Jch will aber annehmen,
jene Ansicht, die die verdündeten Re
gierungen in leiner Weise theilen, brä
che durch, so könnte das Ziel eines
Präventivlrieges doch nur das sein«
daß wir nach seiner glücklichen Beendi
gung aus eine längere Periode des
Friedens hoffen könnten, als heute.
Jch bitte Sie aber, sich daran zu et
innern, daß, als wir 1870 die franzö
sische Grenze überschritten, uns acht
zratseruche Armeecorpg gegenüberstan
kden, während, wenn ich die siiddeut
Eschen Contingente mitzähle, wir mit
etwa 17 die Grenze überschritten.
? Schon aus diesem einen Umstande
ergiebt sich. daß es uns im nächste
Kriege nicht so leicht werden würde, wie
im vorigen, so glänzende Siege zu er
ringen. Denn wir würden im nächsten
Kriege mindestens ebenso viel franzö
sische Armeecorps vor uns finden und
hinter ihnen eine Reserve - Armee, die
ungefähr den ersten Armeecorps gleich
stiinde, die in ihrer Beschaffenheit weit
über dem Niveau stehen würden wie
die, die wir zu Zeiten Gambettas ten
nen gelernt haben. Aber angenommen,
wir überschreiten die Grenze, wir sie
gen, obwohl wir nicht die numerische
Ueberlegenheit in dem Maße haben.
wie wir sie 1870 hatten· Denn wir
würden doch immer damit rechnen müs
sen, daß ein Theil unserer Armee in
den Garnisonen wenigstens an der
russischen Grenze zurückbleibt Wir
würden ein solches Entg enkommen
wie 1870 aus russischer eite nicht
erwarten dürfen. .
Aber wir brechen in Frankreich ein,
wir stoßen aus eine Linie von Sperr
sorts, die seit langen Jahren sorgfäl
tig vorbereitet und mit alledem ausge
rüstet sind, was die moderne Technik
bietet. Die Sperrsorts liegen an der
Mosel und an der Maas, deren Ueber
schreitung uns ohnehin Schwierigkei
ten machen wird. Es müssen aber
mehrere solcher Sperrsorts genommen
werden, wenn die Armee im Stande
sein soll, weiter in Frankreich einzu
dringen. Nun kommen wir an die
Reihe der großen französischen Festun
gen Verdun, Toul, Epinal, Festungen,
von denen jede einzelne stärker ist« als
Metz oder Straßburg im Jahre 1870
waren (Bewegung), also Festungen,
vor denen wir wiederum Aufenthalt
erleiden und einen Theil unserer Kraft
stehen lassen würdenö Wir lassen sie
stehen und wir schreiten vor, wir schla
gen auch die französische Reserve-Ar
mee, die uns entgegentritt. Unser
Marsch geht nun auf Paris, wir sin
den das Paris nicht wieder, das wir
1870s71 bekannt haben. sondern eine
Festung, wie die Welt sie noch nie ge
sehen hat, eine Festung, umgeben von
56 Forts in einer Linie von 130 Ki
lometer. s
So wie mit dem alten Paris geht es
nicht. Aushungern würde sehr schwie
rig sein, aber es würden sich andere
Mittel finden. Man wird schließlich
auch damit fertig. Wir tommen nun
nach einem Kriege, der aber länger sein
würde als der von 1870, endlich zum
Ziele und wir haben Paris niederge
worsen. Also wir sind die Herren
des Landes. Was ist nun die weitere
Folge? Würden wir nun eine Ruhe
von 20 oder dreißig Jahren genießen
können? Würden wir nicht« wenn wir
nach Hause kämen, in der Lage sein,
von neuem zu rüsten und in einer Wei
se zu rüsten, die voraussichtlich weit
kostspieliger, weit löstiger wäre als die
bisherige? Denn wenn wir erschöpft
aus solchem rein prophylattischen Krie
ge nach Hause kämen, würden dann
nicht andere Leute da sein, die vielleicht
geneigt wären, von unserer Schwäche
Vortheil zu ziehen? Jch wiederhole al
so nicht blos als meine eigene Ueber
zeugung, sondern, soweit mir bekannt,
als die Gesinnung der verdündeten Re
gierungen, daß niemals von Deutsch
land ein solcher Präventivtrieg wird
geführt werden.
—Gegen das übermäßige Parsümi
ren « s- Damen wendet sich ein «Einge
sandt« der in Halle erscheinenden
»Saale - Zeitung«, welches von einem
Arzt herrührt, der schon wiederholt im
Stadttheater das Ungück ehadt zu
haben scheint, in der ähe arl (mit
Moschus und Potschouli) parfümirter
Damen zu sitzen, so daß ihm und sei
nen Nachbarn der Genuß an den Vor
stellu en total verdorben wurde. Weil
nun d Theaterdirettion n diesen
Mißstand, sei et aus dem der
öffentlichen Aufforderung oder dem der
Ausschlan vom Besuche, nicht ut
vorgehen konne, so unternimmt
Einsender seinerseits den Versuch einer
moralischen Einwirkung durch folgende
Magen: 1. n fernen Kreisen ist
es nicht mehr S« te, sich zu verstim
ren. 2. eder noch so seine Wohlgeruch
wird in rier Dosis zum Gegentheii.
Z. »Mutter dene olet, si nihil olet«, sagt
ein alter lateinische-· Spruch, den d e
betreffenden Damen sich von einem
Schriftgelehrten til-ersehen lassen ind
Fert —- Ob die Vean wohl ge
ingen wird's
rch Ecectcicitåt
Wuka in Säng Sie-q, N.Y.,dk1
Mörder MkGun «
gerichtet
Der im Hex-bit vorigen Jahres bit
Frau eine-z Facmcks umge
bracht vom-.
Die Exctuuou ocrijkf besticht-Franck«
als nur tust-er aussc
mvmtk
Jm Zuchthause zu Sing Sing, R.
Y» wuroe am Morgen des 19. Dezem
ver der Mörder I.ed McGuire mit
telst Electrecitat hingerichtet. Um U
Uhr d Min. betraten die Zeugen das
Pinrichtungszimmey wo Ciectriler
Yavio die regte Probe mit dem Appa
rate vornahm. Das Register wies
1800 Volten nach. Um U Uhr t
Minuten begaben sich der Warden uni
der Vaushaiter Connaughton in Mc
Guireo Heite, aus der sie gleich da
raus mit dein Verurtheiiten und Z
Geistlichen zurücktehrten. Mel-wire
ging stranini ausrecht, trat rasch aus
den Stuhl zu und setzte sich ruhig nie
der, wahreno die beiden Geistlichen die
Todtengebete sangen. Rasch wurde der
Gesangene gebunden, die Leiter an
Kopf und Wabe befestigt und Dr. Abs
dot gab dein Elettriter das Zeichen.
Es war 10 Minuten und 50 Setunden
nach 11 Uhr, als der Strom angedrehi
ward. Der erste Schlag dauerte 50
Selunden lang. Um U Uhr 11 Mi
nuten und 2 Setunden wurde der
Strom abermals angedreht, und nur
wenige Setunden in Thätigteit gelas
sen. McGuire war schon von dem
ersten Schlage getodtet worden, der
Aussage des Dr. Abboit zufolge in
12 Setunden Um 11 Uhr 14 Minu
ten 10 Setundea wurde er ossiziell
sür todt erklärt. Die Aerzte unter-z
suchten dann die Leiche und sanden
leiiie Brandwunden, ebenso wenig eine
Entsärbung des Fleisches. Als der
erste Strom traf, dehnte sich McGuires
Korper und er drückte gegen die Bande,
während die aus den Lungen ausstros
mende Lust ein gurgelndio Gerausch
hervorbrachte. Die hinrichtung war
die ersolgreichste, die jemals siattge
sunden. Die Leiche ward McGuirei
Mutter ausgeliefert und in Nidgeoers
rh, R. Y» beerdigt McGuire hatte
im Sommer 1891 aus der Farm von
Noah Gregory bei Middlrtown gear
beitet. Arn Nachmittage des M. Ot
tober 1891 verliess der Fariner mit sei
nem attesien Sohne das Hauf-, um aus
dein Felde zu arbeiten. Die Frau war
in der Küche beschäftigt. Eine Stunde
spater schon siutzte sein tieiner Sohn,
der eben aus der Schule zurudgetehri
war, aus«- dein hause, um den Vater«
und Bruder herbei zu rufen. Er hatte«
seine Mutter mit durchschnittenein
Valse und eingeschlagenem Schadel in
einer großen Blutlache aus dem Boden
liegend im hause gesunden. Entsetzt
eilten die Gerufenen zurück und san
den dort Alles so, wie der Knabe be
schrieben. Ein Schrank, in welchem
Gregorh, der auch Steuertollettor war,
8150 verwahrt hatte, war ausgebro
chen, das Geld geraubt worden. Der
Verdacht, die That begangen zu ha
ben, siel Ansangj aus Warren Bra
giiigton, einen Farinarbeiter Grego
rh’i. Dieser gestand bei seiner Berhasi
tung ein, dass McGuire der Morder
sei. Dieser hatte sich inzwischen mit
einem Frauenzimmer, Namens Sarals
Breit-tu nach Pennsylvania geslüchtet,
wurde dort glücklich verhaftet und nach
Middletown gebracht.
Der Process gegen ihn wurde in
Orange Eounth geführt und endete
am lö. Ottober d. J. damit, daß Mr
Giiire schuldig befunden wurde. Im
Gefängniß erst legte er ein volles Ge
ständnis ab, in welchem er Bragington
und die Brown all die intellettuellen
U ber seiner That bezeichnete.
Guire wurde in Shandalen, Ul
ster County, geboren. Er war 28 Jah
re alt und hinterläßt eine Wittwe, so
wie ein kleines Kind. Er verließ seine
Frau vor etwa zwei Jahren und lebte
init Sarah Brown zusammen.
«
Zur Lenntheusqefmichre Konto
cudwegi org secure-L
Jn der Beilage der «Münchener All
erneinen Zeitung« widmet Dr. P.
ittmann dem arn l. März d. J. ver
storbenen Münchener Professor der
Länder- und Völtertunde Dr. Fran
oon Löher Erinnerungem Betanntl·
wurde nach dein Tode König Ludwigi
des Zweiten von Bayern Professor oon
Löher befchuldigh den Wahnideen des
Königs in eigennüs er Weise Vor
xchub geleistet und ins fondere in def
en Auftrag ein Land gesucht zu. -
ben, das gegen Bayern eingetau cht
werden könne. Dr. Wittinann erzählt
über diefe Epifode Folgende-: Im
bruar 1872 erhielt Loher Un leic
irector des bayerifchen Rei sat
chivs) durch den Eabinetöfeeretär Düffi
lipp den vertraulichen Auftrag, «fii1
Se. Majeftät weit entfernte Gegenden
von ftiller erhobener Natur« zu bezeich
nen, da «Allethöchftdiefelben die neuer
W
sverhältni en tinehrertrasentiinw
fsten und gethä n Ubdilation unt
Auswanderun ent chlossenxiew Uns
einem ersten ussak entwi lte sich in
. der Folge eine ausführliche Abhand
lung über die tanarischen Inseln, den
griechischen Archipel, die Jnsel Bont
bon und Sankt Katharina in Blasi
lien. Später lam Befehl, einzelne die
ser Punkte persönlicher Besichtigung zu
qknxrziehen und PZU berichten, ob sich
do für Seine ajestät «Souoeräni
tät« o r doch wenigstens «Unabhäng
igleit von en Behörden aus Lebens
dauer« erwer ließe. Am 17. bru
ar 1873 trat Löh M erste Reise an,
die den lanarischen « »eln, sowie dem
griechischen Archipel galt.X«Nachdem er
zuerst Palmas, dann Ca rta und
Tenerisfa besucht, begab er si »—»i»iber
fMarseille und Wien nach Constantins
pel, miethete dort ein Segelboot und
landete aus den vom europäischen Ver
kehr beinahe unberührten Eilanden
Thasos, Samothrale, meroö, Jene
dos und ASon Von Smyrna aus
lehrte er über Syra, Athen, Neapel
iund Rom nach München zurück, wo
I selbst et am s. Juli e;ntraf. Die ganze
'Fahrt hatte somit Z 1s2 Monate bean
sprucht. Nachdem sich Lober über seine
Wahrnehmungen in einem sebr einge
henden Aussatz geäußert, bekam er
· plötzlich und unrrwartet (1875) Beseht,
die Verhältnisse von Kreta undlssypern
fnaher zu untersuchen. pure are-se wur
Fde noch im nämlichen Jahre binnen
2 1s2 Monaten aus esiihrt; doch war
der Bericht, welchen töher dem Könige
erstattete, keineswegs geeignet, dessen
Wünschen Befriedigung in Aussicht zu
Istellen. Er beschwor m diesem Be
"richte den Monarchen wiederholt, allen
Addantungspliinen zu entsagen und
falls er gleich seinen Regierungsvor
giingern und anderen gelrönten haup
tern zeitweilig außer Landes sich auf
halten wolle, wenigstens einen Theil
des Jahres in Mitte des treuen Bay
ernvoltes zuzubringen. Was die oben
angedeuteten, gegen Löher geschleuder
ten ehrenriihrigen Vorwürfe betrifft,
so erttart der Bio raph desselben, daß
er keineswegs beah rchtige« für den Ver
storbenen eine Lanze zu brechen, glaub-«
aber im nterefse unparteiischer Beur
theilung ol ende Punkte erwähnen zu
müssen: » r Hauptgewinm welcher
Löher von seinen Reisen erzielte, floß
wohl weniger aus der königlichen Ca
hinetstasse, als aus den glänzenden
honorarem die ihm für seine vorzüg
lichen Aussage: «Griechische Küsten
fahrten". «Nach den glücklichen Jn
seln", »Kretische Gestade«, .Cdpern«
bezahlt wurden, welche zuerst als Ar
titel in den gelesensten Blättern, dann
in Buchform erschienen sind. Daß
von einer Veräußerung Bayerns, eines
integrirenden Bestandtheiles des deut
schen Reiches, teine Rede sein konnte.
ist tlar. Es handelt sich also höchstens
noch darum, oh Löher nicht die Pflicht
gehabt hätte, der Willensmeinung sei
nes Souverans entgegen zu treten, ihr
den Gehorsam zu versagen. Wir glau
ben, daß er durch Vorstellungen und
Abmahnungen in dieser hinsicht ge
nug gethan.'
iLnserc Fluten
Der Jahresbericht des FlottensSei
lretärs enthält folgende interessante
Mittheilungen: Arn 4. März 1889 be
stand unsere Flotte, abgesehen von ein
paar alten unbrauchbaren Schiffern
aus drei modernen Stahl:Fahrzeugen;
«Dolsshin", «Atlanta,« und «Boston."
mit Geschützem die vom Ausland be
zogen waren. Während der Verwal
tung von harrison wurden 19 Schiffe
in Commission gegeben. Sie sind
«Chieago«, «Yorltown," »Petrel,««
«Charleston,« «Baltimore,« «Cushing,"
»Vesuvuis," «Philadelphia,« «San
Francisco,« »Newart,« .Coneord,'
.Bennigton," «Miantonomah,« »Bau
croft,« «Machics.« «Montcrey,« »New
Yort,« »Detroit," und «Montgomery,'·
mit einem Gesammtgehalt von 54,832
Tonnen, die zusammen zwei zwölfzöls
lige, sechs zehnzöllige, 16 achtzöllige
und 82 sechizöllige Geschütze fuhren,
sämmtlich von ameritanischer hertunft.
Drei neue Schleppdampser sind gebaut
worden. Jm Bau begriffen sind 18
Fahrzeuge, nämlich die Kriegsdampfec
«Oregon,« «Jndiana,« «Massachu
setts,« «Colrunbia,« «Minneapolis,«
.Texa5,«,, Maine,« »Puritan,"
»Olvmpia.« »Amphitrite,' »Monad
noct,« «Terror,« «Cineinnati," »Na
leigh,« «Ram,« «Marblehead,« .Ca
stink« und Torpedo-Boot No. 2., zu
sammen mit 9s,494 Tonnen-Gehalt
Sie führen zwölf 13-zöllige, sechs 12
zöllige, sechzehn IOizöllige, dreißig 8
zölllge, toetunddreißig 6-zollige, acht
unddreieig fünfzöllige und vierund
dreißig 4izöllige Geschütze, die sämmt
lieh im Lande hergestellt wurden. Jrn
vorigen September wurden Contratte
aus-geschrieben für den Bau von zwei
neuen Schiffen, ·Jowa·« und »Bevol
lhn," wozu der 52. Congreß in seiner
ersten Sihung ermächtigt hat. Fiir
die Panzerung und Ausriistunee der
Schiffe ist ebenfalls in den les n 4
Jahren viel gethan worden« und mit
dem besten Erfolg. Drei Jahre lang
wurden Proben a estellt, die zur her
stellung eines iffjpanzers neuer
Eonstruttion geführt haben. dessen
Composition allen bis dahin bekannten
Panzerunaen überlegen ist und file die
Erz-eben Seernächte als Muster dient.
- Fabrikation der Whitehead Tor
vedoi ist eingeführt worden und ebenso
die Verstellung der schwersten Schnell
geschilhe, ferner die Anfert uns vor
Geschossen zum Durchdr ngen der
s Schiffsbanzey welche alle ausländi
«»..,. «.-i.-«..-««--»-«-ssW---—-s
- schen en. Die U uns
von tau losen ulver wurde onnen.
welches r schwere Geschii anwend
bar ist. Alles dies find orischritie,
welche den Kriegsflotien aller Welt zu
Gute kommen. Für die Armirung der
neuen Schiffe sind 381 4- bis its-göl
lige Geschü?e nöthig. Der Mechaniss
mus der H nierlader von 10s bis 12
zölligen Geschützen wurde vervoll
lommnei. Ein Geschiitz von Metel
Siabl wird jent gegossen, das wahr
scheinlich den Beginn einer Aera fiir die
Verwendung nur solcher Geschütze be
deuten wird. Ein unterseeischejs Boot
wird jetzt zu Chicago probiri, das auch
ein unierseeischeö Geschütz hat, womit
alle Schiffe versehen werden sollen
Die Schiffe Detroit, Monigomery,
Machias und Banlroft, die kürzlich
vom Siavel liefen, werden bald ihre
XProbefahrten machen. Die Schiffe
Jndia und Massachusetts, welche von
den Eraxnps gebaut werden« werden
bald vom ««-Siapel laufen, ebenso der
Oregon, der in den UnionsWerlen in
San Francisco gebaut wird· Der
New York, den die Emrnps erbauien,
wird binnen drei Monaiwlseine Pro
befahri machen, ebenso dEe Columbia.
Die Minneapolis wird in ein « paar
Wochen vom Siapxl laufen. Andere
Schiffe werden in ihrem Bau durch
den Mangel an Winzer-Platten (Folge
der Witten zu Homestead) verzögert
Wie sollen wir unsere ,s-.;s;e i.i dir
kalten Jahreszeit vitegexii
Angesichts des herannahenden Win
ters sei es uns gestattet, unsere wer
then Leser auf diesen Punkt hin uwei
sen, der das allgemeine Interesse be
anspruchen darf. Jm Allgemeinen tann
man die Behauptung aufstellen, daß
alle diejenigen Personen, welche enge
oder gar schlechte Stiefel —- das soll
bekanntlich bei dem schöneren Geschlecht
gar nicht so selten sein — tragen, in
der kalten Jahreszeit an talten Füßen
leiden werden. Diese Thatsache ist auch
sehr einfach zu erklären.
Jn unserem Körper und in allen
Gliedern desselben wird nur dann
Wärme vorhanden sein und sich gleich
mäßig vertheilen können, wenn der
Blutumlauf ein ungehinderter ist; da
zu ist es aber erforderlich, daß tein
Druck stattfindet, weil ein solcher den
Zu- und Absluß des Blutes hemmt.
Die Störung des Blutumlaufes wird
um so hochgradiger sein, je größer der
Druck ist, und besonders an den End
theilen des Körpers, in welchen wegen
der weiten Entfernung vom herzen der
Bluturnlauf so wie so schon in seiner
Strömung gemindert und auch weniger
Blut enthalten ist.
Das trifft also fiir die Füße zu,
sobald dieselben durch enge Stiefel ei
nem Druck von allen Seiten ausgesetzt
sind. Wo aber die Blutwiirme fehlt,
da stellen sich als natürliche Folge taite
Füße ein. Daher sind bequeme Stie
sel die erste Bedingung, um während
der talten Jahreszeit warme Füße zu
erhalten« und wer bequeme Stiefel
trägt, wird schwerlich Frostdeulen an
den Füßen betommen, da Frostbeulen
nur in engen Stiefeln entstehen. Ferner
ist es fiir alle Personen, welche der
Beruf einen großen Theil des Tages
auf die Straße führt, zw:ckmäßig,
Stiefel mit doppelter Sohle und mit
weicher Fütterung zu tragen, sobald
die Anschaffung von Gummigaloschen
aus irgend welchen Gründen nicht mög
lich ist. f . s
Aber die »Gebruder Bannen-, wie
der Berliner die Füße nennt, wollen
auch gut gepflegt fein und müssen ab
gehättet werden, und zwar durch Mas
sage, indem die Füße, namentlich die
Fußsohlen, täglich des Morgens und
Abends mit einein nassen Tuche tüchtig
gerieben werden oder durch ein kurz
dauerndes kaltes Fußbad, nach welchem
dieselben bis zur Röthung gerieben
werden. Wer schon jetzt diese einfachen
Abteidun en täglich ausführt und be
aueines zchuhzeug trägt, wird bei
feuchtkalter Witterung oder bei Frost
schwerlich über lalte Füße sich beklagen
können.
Das lalte Fußbad hat übrigens
schon Deutschlands größter Philosoph,
Jmmanuel Kant, als das sicherste Mit
tel gegen kalte Füße empfohlen. Statt
des kalten Wassers und Tuches kann
man auch Schnee als Reibungsstoff
anwenden; wer aber gegen taltes Was
ser empfindlich ist, mag zunächst ein
warmes Fußbad nehmen, alsdann mit
kaltem Wasser nachspülen und schließ
lich die Füße trocken reiben.
MDaß ein Vater in Deutschland
ein oder zwei Söhne in einem Jahre
der Militärbehörde ur Gestellung
bringt, ist keine große eltenheit. Daß
aber ein Mann in einem Jahre vier
Sühne, und zwar alle aus einem Jah
re, zur Gestellung bringt, dürfte wohl
nicht allzu oft vorkommen. Dieser Fall
trifft bei einem Manne zu, der in
Osann bei Wittlich wohnt. Der
Mann, Namens Jakob Müller, ift ein
Maurer eselle und keineswegs mit
Glücksg tern ges net. Seine Frau
ebar ihm am los-Januar und am 30.
zernber jedesmal zwei Söhne, welche
heute trüftig und gesund sind und sich
tin nächsten Mit-gebet der Aushebun
stellen müssen. m Vernehmen na
«keäbsichtigen alle vier, freiwillig einzu
r en.
-—Dem Bildhauer F. Edivin Ell
well in Saat-wich Mass» ist die
Ausführung des Reiter-Denkmal« des
Gen. W. S. Danebe- auf dem Schlacht
felde in Getthsburg für M.000 über
tragen worden«
exz: M Meer- TI
Mannheinn Dei dein Orte Eu
tingen wurde etn Raubmord an einem
Knaben verübt. Der zwölfjährige
.So7n des Straßenwärters Korn von
HKie elbronn hatte in Eutingen einlas
z sirt und befand sich aus dem Rückwng
»als er überfallen, ausgeraubt und mit
keinem Kniittel oder etwas Aehnlichem
ierschlagen wurde. Man fand die Lei
.che einige Tage später an der Stra e,
mit Steinen bedeckt. Von dem Thä er
hat man noch teine Spur. —- Der
Schiller Ladenburg ist nach späterer
Meldung in Heidelberg als der Mörder
des Knaben verbaftet worden.
Der in Karlsruhe wohnende
Agent und Kaufmann Weiß aus
Schopfheim, ein dem Trunte ergebener
Mann, war nicht im Stande, für seine
Familie, Frau und fünf Kinder, den
Unterhalt aufzubringen. Er trug sich
mit dem Gedanken, daß es besser fiir
sie wäre, wenn sie Alle unter der Erde
wären. Die Frau beschloß, um dem
herrschenden Elend abzuhelfen, mit
zwei ihrer Kinder das Haus zu ber
laisen und durch Handarbeit ihren Un
terhalt zu verdienen. Kurz darauf be
gaben sich die drei beim Vater zurück
g.bliebenen Kinder zu Bett, während
«—dfeser selbst das Haus verließ. Nach
12 Uhr Nachts kam er wieder zurück
und glaubte die Kinder im tiefsten
Schlaf. lIsr holte Holztohlem zündete
im Rohlentasken Feuer an, aus welches
er die Holzlolzlen legte und begab sich
zu Brit in der Absicht, sich und seine
drei Kinder durch den Kohlendunst in’s
bessere Jenseits zu befördern. Das
Immer füllte sich alsbald mit Rauch,
was den..zwölsiährigen Knaben veran«
laßt-, seinen älteren Bruder zu werten.
Erst-Hm war wach geblieben und hatte
einen brennenden Durst und ging in die
Küche, um Wasser zu trinken. Der äl
tere Bruder ging mit. Sie begaben sich
sodann zu einem Mitbewohner, dem
sie das Vorgesallene erzählten. Dieser
errirth sofort die Absicht des Weiß, eilte
in dessen Wohnung, die er ganz mit
Rauch angefüllt fand, und holte auch
das jüngste Kind heraus. Weiß wurde
in Hast genommen.
Leiter-trink
Königgriid. Der Grundbesihi
er Franz Färsty aus Zales, welcher
am 23. Juni seine Gattin erdrosselt
hatte, ist zum Tode verurtheilt worden«
T e ts che n. Bot mehreren Tagen
stürzte der seit wenigen Wochen hierher
versetzte Statthalterei-Konzipist Lutes
so unglücklich die Haustreppe im »hotel
Ullrich" herab. daß er mit gebrochenein
Rückgrat sosort todt blieb. Luteil war
aus Benesehau gebürtig und 28 Jahre
alt.
Perchtoldödors. hier erregte
die von dem neunjiihrigeii Schultnas
ben gegen seinen eigene-r Vater, den
Taglöhner Baherl erstattete Anzeige,
wonach dieser einen Mord begangen
haben soll, großes Aussehen. Wie fest
gestellt wurde, beruhen die Angaben
des Kindes auf einer Hallucination
P öchla rn a. d. Donau. Die Ge
meinden Krumnußbaum und Groß
Pöehlarn haben ersucht, daß bei der
Ueberbriiclun der Donau zwischen
Stein und tinz ihre Gemeinden be
rücksichtigt werden. Die Gemeinde
Mell will 10,000 sl. und Pöchlarn
12,000 sl. als Beitrag leisten, falls die
Donau-Ueberbriiclung je in ihrem Ge
meindegediete vorgenommen würden.
Eini e tleinere Gemeinden verpflichte
ten skch ebensalls zu bescheidenen, ihren
Verhältnissen entsprechenden Beiträ
gen.
Schmett.
L u z e r n. Die Ofsiziere des Kan
tons Luzerm welche am sogenannten
Preußen - Feldzug 1856s57 theilges
nommen haben, wollen demnächst eine
Hrinnerungsfeier veranstalten. Es le
ben noch 50 Veteranen, welche vor 35 «
Jahren an den Grenzen gestanden.
Lausanne. Le thin hat man
einen Falschmünzer, amens Frank,
festgenommen, der seine »Fabrik« hin
ter dem Kugelfang des Scheibenstandes
von La Pontaise eingerichtet hatte und
im Momente der Entdeckung erade
mit Anfertigung von falschen Lizrans
lenstiicken beschäftigt war.
, Ziirich. Die Zeichnung des At
tientapitalg von einer Million ranlen
für die Erstellung einer Draht eilbahn
und Partanlagen auf dem Zürichberg
ist nicht vollständig erfolgt. Gleich
roohl hat sie sich so gestaltet, daß die
Jnitianten das Terrain erwerben und
im Frühjahr mit dem Bau der Restaus
ration und der Bahn beginnen werden
Bern. Jn dem von Stadtrath
Christen, Eisenhändler in Bern. erwar
benen Schloß Ralligen am Thunersee
wird unter Leitung von Fri. Jmhoos,
Kochlehrerin in herzogenbuchsee, eine
haushaltungischule eingerichtet. Da
mit iind auch Gartenarbeiten und Lei
besiibungen verbunden und wird auch ’
der Erholung im Freien die nöthige
Zeit gewidmet.
S t u i tgart. Die Polizei hat
sieben Bollsschiiler festgenommen, die
eine ganze Reihe von Einbruchödielp
stählen veriibten. Namentlich in Bisch
handlungen und Buchbindereien haben
sie schwere Diebstahle begangen. Die
gestohlenen Bücher u. s. w. haben sie
theils vertaust, theils siir sich behalten,
theilt in den lsanal geworfen. Jn ei
ner Choeoladensabrit und in einer De
lieatessenhandlung habtsn sie ebenfalls
Plünderung gehalten! Auf der Straße
haben sie von mehreren Wagen noch
Waaren gestohlen·