Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, October 21, 1892, Image 9

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    Deutschland
Brand-using
Ver li n. Die sortgeschriebene Bevöl
kerungszahl Beriine betrug site den Z. Sep
tember er. incl. der nachträglichen Att- nnd
Ibmeldungen 1,tI't-"-,492; sie hat sich demnach
gegen die Vortvoche unt 626 Seelen der
mehrt. «
Prinz Carl Aadzitvill, der unliingst im
Grund hotei in Ruszland plvtzlieh irr-sinnig
wurde nnd ans die Ticnerschast des Hotels
ein Tuyend Pistolenschiisse abseuerte, ist in
der Jrrenanstalt in Endenich bei Bonn un
tergebracht worden. Print Ferinand, der
Bruder des nngliieiiichen Prinzen, hat den
beiden Kelluern, welche von seinem Bruder
angeschoisen wurden, 1300 Nabel Schmer
zensgelder nnd dein Besitzer des Hotels 350
Nabel als Entschädigung siir die durch den
uniiebsamen Vorsall verursachten linannehm
sichseiten ansiahlcn lassen
itiitzlich starb ini Alter von its Jahrst der
Major a. T. Fleisch-nann, tvohl der letzte
der freiwilligen Jiiger der Stadt Berlin
aus dem Jahre Mis. Er riiekte mit 17
Jahren in’s Feld, itimpite mit bei Wetterloo
nnd trat dann nach Beendigung des Krieges
beim 7. JnsanterieMegiment in aktiven
Dienst Uber. 1920 wurde er in diesem Re
gimeut Seeonde-Lientenant und im Dezem
ber 1840 Hauptmann 1849 trat er ais
Masor in den Ruhestand, weichen er also 43
Jahre genoß. Seit langen Jahren war der
Verstorbene erblindet.
Ein Schiidblirgerstiieichen hat sitngst dem
Pariwiichter Karl Gras das Leben gekostet.
Er hatte den Austrag erhalten, vor der
Flora in Charlottenburg den diirren Ast
einer Platane adzusilgen Gras bestieg den
Baum bis zu einer Höhe von 20 Fuß, setzte
sich aus den abzttichneidenden Ast und begann
seine Arbeit. Wenige Minuten später lagen
Arbeiter und Ast aus der Straße. Gras
starb eine halbe Stunde daraus an inneren
Verletzungen.
Der Ehrenpreis, den Kaiser Wilhelm dem
siegenden Reiter der österreichisch-nngarischen
Armee int Tisianzritt Wien-Berlin gestistet
hat, eitte silberne Portraitbiiste des Monat
chen, stellt denselben in (Viarde-cusaren-Urti
sonn, tnit malerisch herabgangender lIlitila
und dem Kalt-at aus dem Haupt dar. Diese
Biiste steht aus einem, itn Rololostil gehalte
nen silbernen Sattel, welcher aus einer Plinte
aus rothent dentschiasrilanischent Marmor
ruht. Vier Löwenlödse aus reich ornamen
tirten Spangen theilen den Soetel in Fel
der. Vorne ist der Namenezug des Kaisers
und darunter ein aussiiegender Adler ange
bracht. Die übrigen Felder sind mit Sport
Embletnen und Wavvettschildern delorirt.
Diese liinstlerisch und technisch gelungene
Silberarbeit steht aus einem griinen Mar
morttntersatz, aus welchem geschmaelvoll
montirte Lurbeersestons nnd die Kartonche
mit der etnaillirten Widntung hängen
Tie Verabschiedung der titrasen August
v. Bismartt und BistnarOVohlen erregt in
weiteren Kreisen Aussehen, weil die Gründe,
welche die beiden Grasen bestimmt haben,
aus dein Milittirdienst ausziticheidem durch
aus unbelannt sind. Beide gehörten dein l.
tilardedragonerregintent an, ersterer als Ma
sor, der letztere als iiiittnteisten Man iit
geneigt, diese Verabschiedung ntit dern Nichts
erscheinen des Kaisers aus- dem Festbanlett
des l. Gardedragonerregintentz ant Jahres
tage der Schlacht von Altarblatt-un detn be
kanntlich die Grasen Wilhelm und Oerbert
Bitntarel beitvvhnten, in Verbindung zu
dringen.
Schlefieth
TJ u b n i tx. Tie Verhastung des Kreis
autschttszselretätt Max Riegel erregt hier
großes Aussehen. Wegen denselben liegt ein
dringender Verdacht vor, in wiederholten
Fällen llrlunden gesälseht und eine grössere
Summe Geldes itt seiner Eigenschaft als
Concurtlvertvalter ttnterschlagen zu haben.
Riegel toar seither ein gewissenhaster Be
amter, bis ihn var einiger Zeit die Spiel
lust ergeiss; welche ihn deruniitr derartig
zeriittete, daß er bei seiner Verhastung nicht
einen Pfennig liield mehr hatte. Seine Fa
milie ist der bittersten Noth ausgesetzt, da
Riegel bereits alles werthvolle Mobillar
verlaust hatte, utn an's dem Erlös die ihn
hart bedrlingenden Gläubiger zu destiedi
gen und die von ihtn verlibten Unterschla
gungen wieder zu decken. "
B r e i la u. Die Congregation der
Grauen Schwestern von der heiligen Missi
beth, die aus ein siinstigsähriges Bestehen
zurückblicken lann, beging vor Kurzem ihrs
Jubelsest durch eine tviirdige, erhebende Fei
er in dem Anstaltsqebtlude Eine besondere
Weihe erhielt dek Medenltag durch die ver
siinliche Theiln inne des Filrstbischoss Dr.
sapp. des Bis osg von Dresden, Dr. Lud
tvig Wahl, sowie einer großen Anzahl hie
siger und auswärtiger Geistlichen nnd Laien.
Gärliit. Der Pastor Friedrich Breugst
ist wegen llnterschlagung ihm sur Verwal
tung anvertrauter Kirche-meidet zu zwei
Jahren Gesaagnisz verurtheilt worden.
J a u e r. Der Redakteur des »Jauer'schen
Stadtblattes-, Buresch, ist wegen Mase
Masestatsbeleidignng su 3 Monaten Gesang
nist verurtheilt worden. Das »Jattet’sche
Stadtblatts hatte den Artilel der »Meister
nigen Zeitung« abgedruckt, in welchem irr
thlitnlich angenommen war, dasi die Schuri
haide nicht eingetdunt sei und deshalb die
Jagd aus Oirsche itn Mart d. J. wither
der Schonieit mit dem Wildschongesetz nicht
im Einklang stehe.
sooft-t
O
Polen. Kurzlich brannte das Gut
silerzno bei Vadfamtsche zur hellste nieder.
f« das Einliegerhaus tntt abbrannte, sind
sechs Familien ebnenwa Leider sind dem
Feuer auch twel Menschenleben zum Opfer
gefallen Tie Arbeiterirau Piarianna Ku
-charsla wollte noch ihr Geld aus dem bren
nenden iflnliegerlxaus retten. Kaum war
sie ltn hause, da ftiirtte das Dach zusammen
nnd begrub sie unter den Trümmern. Das
Juniiilhrlqe Miegelind der alten Einzels
si«ichen Ehelente, Stanislawa Wrobel, lief
anstatt in das Freie in der Verwirrung in
das brennende haus und wurde dort vom
berabitllrzenden Dache unter den Trümmern
begraben. Die Leiche der Aucharsia fand man
völlig verfehlt vor, während die Leiche des
kleinen Mädchens liberhaubt nicht mehr ge
funden werden konnte, « "
T r e nt e i f e n. Ein Doppelraubmord
bat Ich in cssowiees zugelragm Drei Bril
der Namens Stursinsil beqaben sich des
Nachts in das Oaus des Bildners I. und
verlansten von dem int helfe ichlafenden
Manne Geld. Dieser betyeuerte, er beisße
«ni-)ts, sank rollt-de er ihnen das set-langte
-,...-— . — ·- -.- -,- »
neben. Nunmehr schlugen die drei ans den
Aermsten ein, bis er unter den Will-handlun
gen verstarb Seine Frau, die auch im Bette
lag, schrie: »Du Mörder bist ja einer von
Stuczinstip Aus diesen Ausrus meinten die
anderen Brüder-, die Alte müsse auch todt
aeschlaaen werden, sonst käme es aus, wer
die Mörder seien. Und nun wiederholte sich
die Unthat an der Fran, die ebenfalls unter
den Schlägen der drei Mörder den Geist
anhat-. Daraus legten die Thäter die Lei
chen ans den Strohsaei, zündeten letzteren
an nnd eilten davon. Herbeieilende Leute
sanden die beiden tmaliietlichen Leute halb
verlolplt unter den Trümmern. Der Polizei
gelang es sehr bald, die Mörder sestjuneiy
men nnd wurden dieselben in das hiesige
Nerielstsgesiinaniß abgeliefert. Es ist dieses
in kurzer Zeit der dritte Raubmord in un
serer Gegend. Nach einem andern Bericht
ist die Mondthat in Tasse-wen einem Orte
in der Nähe der rnssisehen Grenze veriibt
worden
klimmen-»
S ee b u rg. Von der heldenthat eines
stährigen Kindes ist von hier zu berichten
Dieser Tage spielten zwei kleine Kinder des
Herrn (ilaiisioindt, des Ersinderz eines
lenlbaren Fltrgapvarateg, die fünfjährige
Freha nnd die noch nicht dreijährige Jsolde,
auf einer Wiese hinter der Sägetniihle unter
»der Aufsicht ihrer Mutter. Als jedoch Frau
.Gansioindt nur eine kurze Zeit fortging,
um nach ihrem Säugling su sehen, lief die
lanin dreifahrige Jsolde, dem strengen Ber
bot zum Trutz, flugs an den nahen alten
Simsersluh, um dort Schilf zu pflücken,
und fiel dabei, ohne auch nur einen Laut
ausstoßen In können, lopsitber ins tiefe Was
ser. Auster der fünfjährigen Freha befand
sich Niemand in der Nahe, der den Unfall
hätte sehen können; auch die kleine Freha
sah erst susiiklig die Hände ihres Schwester
chens aus dein Wasser ragen. Schnell ent
schlossen, sprang unsere heldin trotz aller Ge
fahr herzu, belant von dem zwar ganz nied
Irigen, aber senkrecht und tief abfalienden
Ufer aus ihr Schwesterchen zuerst an den
Fingerspitzen zu fassen und zog sie nun nach
und nach unter eigener Lebensgesahr gans
ang dem Bache heran-. Als die Mutter
bald daraus in den Kindern zuritellehrtr.
lamen dieselben ihr schon wieder wohlbe
halten entgegen
Welch unsinnige Wetten, trotz der in Folge
derselben schon oft eingetretenen Unglücks
sälle, noch immer zum Austrage gebracht
werden, lehrt folgender-, weniger tragische
als nnavpetitliche Vorfall, der aus den Krei
sen unserer Landbevöllerung berichtet wird
iiin Miiher in K it n i g S b e r g wettete mit
Genossen um ein halbes Liter Schnaps, er
ioerde einen lebendigen Frosch herunter
ichluelen. In lurser Zeit nur ein seister
Frosch hereigeschasst, und von dem Weiten
den lebendig verschlungen. eDer Mann ver
sniirte ini Leibe ein gehaltiges Unbehagen;
alter der halbe Liter Echnadz machte Alles
gut-—
lleber das Iuell, welches bei Jakobsburg
les-n zwei Lsfizieren des Lrteigisurger Ja
aerbataillons NieuL Z. und Hauptmann
M.- ansceiochten wurde und mit dem Tode
des tEriieren endete, wird berichtet: Haupt
mann M., ein Miliiimtiser des Krieges 1870
- Ti, nannte ein bildschoneg Weib sein ei
gen. Ver znsei Jahren lam Lientenant Z.
zu den steigern und wurde von denthauph
nianu in sein Hans eingeführt. Z. ent
brannte in Liebe tu der schönen Oaussrath
nnd hatte leider Erfolg. Der Hauptmann
ahnte lange nichts davon, bis er von einem
Freunde daraus aufmerksam gemacht wurde,
hanptmann M. niollte lich nun von der Be
rechtigung seines Verdachtes iiberieugend und
mais nor, zur Jagd tu reisen. Unvertnnthet
»von dem singirten Iagdausslng snritcileh:
rend, fand er den Lieutenant Is. zu unpas
sender Zeit in seiner Wohnung, er trieb ihn
mit der Reitpeitiehe aus dem hause bis zur
»Unterne, und die Folge toar das Duell. Der
Titetddtete war der einjige Sohn seiner El
tern.
Weste-rennen
Furchtbare Neioitter haben in den letzten
Wochen iu Westpreuszcu und den benach
barten Praninzen grossen Schaden ange
richtet. Bei Etulun wurden drei iliehofte
eingeäschert, bei istraudenz sind siins nnd
bei Schweiz sogar sieben Brandes vorgetoiu:
inen. In That-n sah nian an vier Stellen
Ieuerscheiu ausleuchten, bei liibing brannte
ein groskeo Vanerngeliöst vollstandig nieder,
umin die Bewohner desselben sich nur mit
grosser Miihe durch das Fenster retteten.
Jn Lstrotoitt Mreis Schlochans wurde eine
ans dein Wege besindliche Fran, und in
Sanwolih in demselben Kreise, ein 17jiihs
riger hirt vom Blitz erschlagen. Im Kreise
iszarniian ist der Schulzen:Lelnigntspiichter
Stabe-toto, welcher aus der Wiese beschäf
tgit war, durch den Blitz getödtet worden.
Auch aus dein Torse Moras wird ein Todes:
sall in Folge Blinschlages gemeldet.
Das Schtvurgericht verurtheilte die
Sehulnnachergsrau Koßmann aus Lstaszetvii,
die versucht hatte, ihren vierjährige-i Stief
sahn zu erschiesjem wodurch derselbe das
Sehvermögen eines Auges verlor, zu zehn
Jahren Zuchthaus.
Nach langerem Leiden starb dieser Tage in
Sensburg der Landrath des Kreises Sens
burg, Ltto v. Sehn-erin- Jn demselben ver
liert der Kreis seinen treuesten Berather, der
Staat seinen seiner besten Diener, die con
servative Partei ein betoahrtes Mitglied.
Lange Jahre hindurch bis zu seinem Tode
vertrat er den Wohltreig Gamburg-Orten
burg im Abgeordnetenhausq auch als Mit
glied des ProvinzialsAusschusseH und des
Provinzialivandtages hat er sich um die
Provinz verdient gemacht und sich, wie es
in dem ihni seitens der Provinz gewidmeten
Nachens heißt: »den uneingeschränkten Dank
siir seine beioiesene Treue, aber auch herzli
che suneignng erworben bei allen, welche
Gelegenheit hatten, sein liebenswürdiges
warmes Der-, seinen milden Sinn und sei
nen jederzeit hiilsreichen Arm schätzen zu
lernen
Olida. Das seltene Fest der diaman
tenen hochzeit beging hiee das Ehepaar
Schrsder. Der Jubilar war lange Jahre
ldniglichee Fürsten Er sowohl als seine
Frau erseeuen sich trosi ihres hohen Alters
noch grosser Rüstigkeit
Jn dein Dorse waldea brannten vier
zehn Gebäude nieder. Die Besitzer-, meist
kleine Leute, waren nur gering versichert. ;
Nummer-» I
Der Kommerzienratls illllendors ist in
Bredoto tm Alter von 69 Jahren verstorben. I
Derselbe war Mitglied der corporation der.
Stetiiner Kansnrannsehash Vorsentonintsski
sae, sorslsendee des Insslchtseaths der
.-. - »—.- - ·.«-"-.---.- «.-;-·f--—- »Es —:
Notddeutfehen Sees und Flußverflcherungti
gesellschaft, der Pomnierfchen Papierfabril
hohenbncg, der Stettinet Dampfmiihlem
Aktiengesellschaft und der Neuen Dann-fer
lompagnir. Derselbe hat auf dem Gebiete
des Handels und Verkehrs hier eine ver
dienstliche Thätigeit entwickelt und sich in
unserer Kaufmannschaft ein ehrendes An
denken gesichert.
Ter preußische Kultugminifter, Herr Besse,
hat aus Anlaß des letzten Verwal
tungsberichtez ilber die pommer’schen Ghin
naiien an sämmtliche Lehrerlollegien der
liimnnasien Pomtnerns ein Schreiben er
gehen lassen, welches sich eingehend mit den
Leistungen und Zuständen an den Einm
naiien sener Probinf beschäftigt Der Mi
nister giebt seiner Befriedigung darilber
Ausdruck, dafi der Besuch der pommer’sehen
liimnnasien in einem wesentlichen Rückgang
begriffen ist: tiber die Leistungen weiß er
nichts besonderes Mutes zu sagen, wohl aber
sieht er sich veranlaßt, itber die iiiohheit der
vominer’fehen Jugend in den höheren Schn
lrn scharfe Klage zu fiihren. Pontmern ist
das tildorado altvreufiifchen Junkerth11m3,
vielleicht gerade wegen der Eigenschaften der
höheren lmnuuer’sehen Jugend, über welche
Herr Boise sich bellagt.
Stolp. Fürst Bignmrck hielt den aus
dem hiesigen liihnsnosium entlassenen Abi
turienten, welche ihm auf seinen Wunsch ihre
Aufwartung machten, eine Rede, worin er
den jungen Leuten an’s Herz legte, daß die
Hoffnung auf eine glänzende Zukunft des
Vaterlandes auf der Charakterfestigleit der
gebildeten Jugend beruhe, welche sich durch
Ffeititrönmugen, wie sie sich in desn Massenab
stisnniungen dolntncntiren, nicht von den
vorgestreckten Zielen und von ihren Idea
len abdrängen lassen dürfe; diese milssen ihr
als Magnetnadel in allen Zeitlämpfen die
nen. Vor Allem aber miisse die patriotische
Jugend festhalten an Dem, was in schwerer
Zeit und unter schweren Opfern errungen
worden«
S t olpmiin de. Hier hat ein Zusam
menstoß des Panzerschisfes »Friedrich
Karl-« mit dem Panzerschiff »Wiirttetnderg«
stattgefunden. Beide Schiffe find nach Kiel
gegangen. Ein Verlust an Menschenleben
ist nicht zu beklagen.
Oel-I teswin - Dorfs-ein
Flen s bnrg. Ein grauenvolles Bild
ländlicher Moral entrollte eine kürzlich stati
gefundene Verhandlung des Flensdurger
Andresen ans dem in ländlicher Abgeschie
denheit liegenden Dorfe Risnm llireis Ton
derni stand unaer der Anklage der Blut
schande und des Kindesmordes. Die An
geklagte genas im Januar eines Kindes, ihr
Schioirrgerichtez. Das 38fährige Mädchen
leidlicher Vater war der Vater dieses Kin
des. Gemeinsam mit ihrem Vater, einem
fixisährigen Manne, bewohnte die Ange
klagte ein stilles Hans und führte, seit dein
nor vielen Jahren erfolgten Tode ihrer
Mutter, die Wirthschast. Nach ihren An
gaben triigt der Vater die Schuld an der
ilnthat. Vor der Geburt hatte derselbe schon
beitiinint. dass, das Kind getödtet werden
solle: als die Tochter sich dagegen erklärte,
drohte er, Seldftmord zu begehen; als das
Kind geboren wurde, wollte der Vater leine
Oiiise herbeirufen, nahm vielmehr das Kind,
erdroiselte es nnd wars es in ein siiesiendeg
Wasser-, das es itiitthinaßlich in die Nordsee
trieb: die Leiche ist niemals gesunden wor
den; die Mutter hatte gebeten, das Kind am
Leben zu lassen; daraus hatte der Vater er
klärt, er wiirde sich sofort erhängen· Nach
der lsntdeelnng des grösxlichen Verbrechens
endete der Vater durch Selbstmord im Un
tersuehungsgefiingnis3. Die liteschtoorenen
sprachen die Angeklagte oon der Beihilfe zum
Kindesmorde frei, erklärten sie aber der
Blutschande siir schuldig. Das Urtheil
lautete aus ein Jahr Gefängniß.
In Altona ist der Chef-Ingenie« der
ltiidtischen Wasserwerke, Nevolsth wegen Un
rerschlsgnng städtischer Gelder im Betrage
von 40,M)st Mart in ilntersuchungshast ge
nommen. Nepolski hatte fich bisher eines
vorzüglichen Rufes erfreut
li i el. Tie Besanung der von der
»Friedrieh Karl-· gerannnten «Wiirtte1n
berg« hat ein eigenes Mißgeschick sie war
auf die «Wiirttemberg« übergefilhrt von der
»leenburg«, welche gleichfalls durch ein Un
gliiel dienftnnfiihig geworden war, und wech
selt nun in lnrzer Zeit zum zweiten Mal
ihr Schiff.
Dann-stum·
duu hier nach bedeutenden Betriigereien die
Bankiers Ecenianu nnd iiiosenberg· Tie
hiesige Polizei hat die auswärtigen Erinn
naibehörden teiegeavhiseli davon benachriehi
tigt. l7in Auhaltspnn t, nmhiu die Fluch
ltigen sich getneiidet, ist nicht vorhanden.
- L § n a b r ii et. »Wenn Regen in die
sTrnuse- kunnte uian einen Vorfall betiteln,
ider steh hier sugetrageu. lFine von Vieleseid
hier enge-reiste und ais ,,el)oieraverdächtig«
Isignaliisete Statutes-person -— sie hatte
itoeihrend der tiieise uiehrereBreehdnrchsälle
Igehabt wurde bei ihrer Ankunft hierselbst
ksosurt in lsntpsung genonnnen und nuter
ificherer Bedeckung in’S Krankenhaus gebracht.
syon secure sich ban) heraus-, daß die Frau
» bis aus einen schwachen Magen ganz gesund
» war, sie wurde als ,.ddllständig choleraimver
!diichtig« entlassen, nachdem sie die iibliche
Tegiuseltiotitz:tiieinigtiiig hinter sieh hatte·
.Vorsehriststnösiig wurden nun aus dent Po
llizeibureau ihre Personalien festgestellt und
siehe Ida-es stellte sich heraus, dass sie sieh
noch von einem zweiten Verdachte zu reini
gen hatte, denn sie wurde von dein Königl.
Atntggericht in Minden wegen Diebstahlg
steckbrieslich versolgt. Schleunigst wurde sie
nun in das siir diese Zwecke schon seit Al
iees her eingerichtetr »Jsoiirungshaus« mit
den bekannten «rothen Ziegeln-« gebracht, wo
ihr Zeit gegeben ist, iiber die heinttiickische
Wende-Cholera nachsudenkem
Ein seltenes Jubiliium seierie am 12.
Sept. in L e e r die Firma G. Bitnting ö: Co
iTuchsabrit und Theehandlung) mit ihren
Angestellten, niimlieh den Tag, an welchem
vor 50 Jahren der Arbeiter Post ien Ge
schiist angestellt wurde.
sur-time sadsew
M a g d e b u r g. Jn Aussiihrung eines
Beschlusses der diessiihrigem in Magdeburg
abgehaltenen hauptversatnmlung der deut
schen Neichsseehtschule hat tiieslich die Ober
seehtsehule an die Kaiserin Friedrich unter
Ueberreiehung einer Deutschrist iiber Grun
dung, Ersolge und Ziele der Deutschen
Reichssechtschule die Bitte gerichtet, die Deut
sche-Ness-sechtschule unter ihr Protektoeat
zu stellen. Vom hosmarschallantt der Kai
serin Friedrich ist nun nachstehender Be
scheid eingegangen: »Bitte Masestiit die Kai
serin und Königin Friedrich haben mit gra
l H a u n o v e r. Rittehtig geworden nnd
snem Jnterelle aus Euer Wodlaeboren Schrei
den dont tö. August don dem gedeihlichen
Fortgang der Deutschen Reichgfechtschule
Kenntniss genommen und wünschen den lo
ibenstoerthen Zielen dieses Wohlthätigkeits
iBereing den besten Erfolg, sehen sich aber
»Hu Ihrem Bedauern nicht im Stande, au
sgenblicklich die Zahl der Anstalten, welche
fAnspruch auf Jhrcr Majeftiit besondere Filt
sorge zu machen haben, noch zu erweitern, da
dieselbe befürchten müßte, nicht in der ge
Lwünschten Weise denselben dann noch eine
kräftige Förderung angedeihen lassen zu
stönnem Gez· Frdr. v. Reischach, Hofmar
scholl.
Halle a. S. Vier jugendliche Auskri
fzer, Schüler, Söhne anständiger hiesiger
Eltern, sind kürzlich Nachts in Nordhanfen
jin dein Augenblick festgenommen worden,
Tals sie init dem Zuge von Halle nach Cafsel
idort eintrafen. Tie Festnahme geschah in
iffolge einer von hier nach Nordhanfen an
idie dortige Polizeibehörde gesandten Tede
»fche. Bei den Burschen fanden fich vor 180
»M. baares Neid, eine Aniahl Schufzwaffen
nebst Mnnitioin eine Anzahl Dolch- nnd Ta
fchenniesfer u. s. w. Sie gestanden auch so
fort iu, ihren Eltern (fteldbeträge, zusammen
i250 M., gestohlen zu haben, um nach Ame
«riea zu reifen und dort ein nngebnndenes
JLeben zu fiihren. Tag Lesen von Indiana
«geschichten scheint den Burschen die Köpfe
Hverdreht zu haben. Sie befinden sieh bereits
Jtvieder hier.
i
sdes Gesetzes sei
leflphaleu
Munster. Nach 14tägiger Dienstlei
stung als Oberlranlenwärter in Hamburg
traf jetzt ein hiesiger Bürger, derGemiisehiind
ler Wilhelm Wienand, bei feiner Familie
wieder ein. Wienand, der bereits während
des Feldzugeg 1866 in Cholerabaracken als
Lazarethgehillfe gute Dienste geleistet hat
nnd liirzlich durch einen ihm 1866 bekannt
gewordenen Medizinalbeamten nach Hamburg
berufen wurde, führte im dortigen neuen
Krankenhause die Aufsicht ilber die Wärter
einer Abtheilttng Seine Dienste wurden
unnöthig, weil diese bisher flir Cholera
lranle bestimmte Abtheilung fiir Typhus
lranie eingerichtet wurde. Wienand ver
diente tiiglich 20 M. bei freier Verpfleguttg.
Er klagt jetzt tiber großen Ausfall in feinem
hiesigen Geschäfte, das feit seiner Rückkehr
von den früheren Kunden ängstlich gemieden
werde. Bei feiner Ankunft in Mlinfter ift
er natürlich gründlich untersucht und des
infizirt worden. Der Mann will fetzt in
den Zeitungen die Ungefährlichleit des Ver
kehrs in feinem Laden darlegen. Hoffentlich
hilft es ihm
Der Lehrerntangel itt Preußen hat itt
einzelnett Bezirken gegenwärtig eine ganz
ungewöhnliche Höhe erreicht. Jnt Regie
rttnggbezirl Arttsberg fehlen 172 Lehrer.
Sollten alle erledigten Stellen beseht werden
nnd alle lilafien ntit mehr als Ti) bezw. R«
Schillern aus eine normale Frequenz gebracht
werden, fo wiirden nach einer zuverlässigen
Berechnung jiher 20,00» Lehrer in Preußen
angestellt werden miissen.
T o rttn n n d. Olnt Mai d. J. wurde
der verantwortliche litedactenr der hier er:
scheinenden antisetnitischen ,,Tiieitslilischen Elle
iornt«, Herr Veilntatnh wegen Beleidigung
des Jlttitizntiniiters v. Zchelling zn 2 Mona
ten filefiingnisz verurtheilt. Jtn lilnadentoege
ift dem lzlernrtheilten die Strafe erlassen
worden, nachdem er eine Woche davon ver
biiszt hat.
Idnetnvrovlnr
T il s f e l d o r s. Eine hier lveilende
hohe Tante hat dieser Tage einen höchst
werthvollen Brillantring ntit r( Steinen ver
-loren, ein lileschent Kaiser Wilhelntg des Er
sten. Ter Illing tvnrde von zivei Tatneu ans
gehoben, toelche rrlltirten, solchen bei der Po
lizei abliefern zu wollen, was aber nicht ge
schehen. Die Tante weilt noch hier nnd bie
tet Alles auf, das; der ihr werthvolle Ring
bezw. die Rinderin ermittelt wird.
Ein Liebesdrama hat sieh in den Verschö
nernngsanlagen von E l b e r f e l d abge
ivielt. Spaziergänger fanden dort ans ei
tter Bank ein Liebegbaar, das, zwar noch
nicht todt, aber anscheinend im Todeslambfe
lag. Daneben lag eine lleine leere Flasche.
lfin hittzngernfener Arzt stellte fest, dasz sich
das Liebegvaar ntit Salzsäure vergiftet ha
be, gab sofort die nöthigen lilegenntittel
und sorgte fiir liebcrsiihrung der Schiner
verlelzten in’s Krankenhaus. Ter junge
Mann ist der 20 Jahre alte ftellenlofe Kell
ner Ferdinand Lrband, das Mädchen die
in der Rosenstrafze tvohnende lfornelia
lilranderalh Matt hofft, fie atn Leben er
halten zu können.
li s s e n. Vor der Straflamntcr des Lan
desgerichts tatn eine der Beleidigungstlagett,
die Kontnterzienrath Baum der Tireltor des
»Vorhunter Vereins-, gegen FnSaItgel, den
illedacteur der ,.«Ltieftfälischen Voltszeitnngss
anltrengte, znr Verhandlung Aug eigener
Initiative schlug der Präsident des Gerichts
hoses den Parteien flir beide Theile ehren
vollen Vergleich vor. Der Präsident bemerk
te n. A., Kottnnerzienrath Paar lönne unt
so eher auf den Vergleich eingehen, als Re
dalteur Fttsattgel lein Verleumder itn Sinne
Fusangel habe bona fide
gehandelt, als er behauptete, auf den Wer
lett des «Bochttnter Verein-« seien Schienen
ftentbel:Fiilfchnngen twrgeloinuten, von de
nen der Tireltor der Wer-le gehört haben
ntiisie. Von den Parteien tvnrde schliesslich
der vom Präsidenten des lilerichtghofes vor
geschlagene Vergleich, der den Procesz aus
der Welt schafft, acceptirt.
T r a r b a ch. Eine Feuersbrunst legte
dieser Tage den ganzen unteren Stadttheil
nieder, der bei dem grofzen Veande von 1857
erhalten geblieben war.
dessen-Nattern.
F r a n i i u r t. Ansioiiktigcn Blättern
wird geschrieben, dasi der Kaiser die Nuine
Kronberg der Kaiserin Friedrich zum Ge
schenk gemacht habe. Um zu verhiiirm dask
mit der Zeit an dem Berge um die Ruine
eine iiir das Schloß Friedrichshos »nicht er
wiinschte Nachbarschaft-« entitiinde, hat die
Kaiserin Friedrich den Wunsch ausgedrückt,
die kiinine Kronberg köstsiich in erwerben.
Der Kaiser kam diesem Wunsche der Mutter
zuvor. Vergangene Weihnachten sand die
Kaiserin aus ihrem Weihnachtstisch ein Do
enment, die Schenkungsurkunde iiber die
Rnine Kronberg, ais Weihnachtggeschenk.
Die eiaentliche Uebergabe des Geschenkeg an
die Kaiserin hat dar Kurzem stattgefunden
K a s s e l. Die Frage der Absperrnng des
Barke-s aus Wilhelmshiihe sieht ununterbro
chen auf der Tagesordnung und wird gegen
wärtig wieder lebhafter besprochen, da ver
iantet, der Kaiser habe eine Eingabe der
Wilhelm-höher Villenbesitzer und sonstigen
Interessenten um Aufhebung der Sperre ab
schiägig beschieden. —- Der Polizeipriisident
Gras Königsdorss ist seit einiger Zeit in
bedenklicher Weise am Typhus erkrankt
" Vor einigen Tagen wurde Abends in der
Kaiserstrasze ein Fuhrbursche aus Weinhei
den von vier Bnmuilern übersallen, die Ra
che nn ilnn nehmen wollten. Die rohen Bur
schen mißhandelten ihn derart, dasz er schon
nach zwei Tagen im Laudlrnnienhaus ver
storbeu ist.
I seh. ihnumerzienraih Oeye in O b e r
l i i r ci) e u, der Besitzer der Glasfabrik Schau
geustein, hat zur Beschaffung einer neuen Or
j gel 1(),0W M. geschenkt«
; In S o n t r a, welches kaum 2000 Seelen
· zählt, sind 140 Gebäude in Schutt und Asche
J: verwandelt worden, darunter 40 große Wohn
shiiuser istiva 255 Personen, die sich aus
th- Familien vertlseilcm sind obdcichlos. Die
l zum größten Theil bereits eingebrachte Ernte
list verbrannt; ebenso ist viel Vieh in den
IFlmntnen umgekommen.
Schwanes-um
Rndo lstadt. Das Befinden der
Fürstin Anna Louise, welche am 10. v.
M. von einem todten Knaben entbun
den wurde, bessert sich nach den amtlich aus- s
gegebenen täglichen Berichten. Das Fieber-T
hat sich bedeutend vermindert; die Wöchnerin :
fühlt noch große Schwäche, doch haben sich
bedenkliche Erscheinungen nicht erneuert. s
Ein Schäfetdrama tvird uns aus A bts- ’
b es s i n g e n gemeldet. Jn dortiger Feld
slnr fand man dieser Tage srith Morgens
eine von zwei Hunden eingeteilt gehaltenei
Schasheerde, davon 58 Stück todt, in ders
Nähe der Schäferhütte aber die Leiche des
Hirten. Letzterer, ein von mehreren Gehöften
gestellter Schäfer, hatte mit seiner Heerde
aus freiem Felde zu übernachtev, wie das
in der wärmeren Jahreszeit üblich ist. Die
Schafheerde war in Hitrdeu eingeschlossen,
der Hirte schlief in seiner Hütte. Gegen 10
Uhr Abends wurde der Schäfer geweckt und
nach dem Dorfe zu- eincm Landwirth geru
fen, der eine traute Kuh hatte. Bei der Rück- l
tehr gegen l Uhr Nachts fand der Schäfer,i
dass die Heerde, einem Hammel folgend, dies
Oiirden übersetzt hatte uud in das ossene
lsleliinde gegangen war. Die beiden Hunde,
treu ihres Wächteramtes waltend, hatten die
revolutionäre heerde gestellt und so eng auf
einen Haufen zusamntengetiiebem daß 58
Schafe erstickt waren. Der Schäfer eilte nach
diesem Anblick nach seiner Wohnung, weckte
seine Familie, erklärte ihr, daß er seht ster
ben iniisse, nahm Abschied, lief zurtick zu
seiner Heerde, erstieg die Schäferhiitte und
erhängte sich. Seine ihm nacheilende Toch
ter fand den Vater bereits todt vor.
.e’rr·-;ttzji«.-·t«h Fuchse-«
D r e s d e n. Ter Ausschns3, welcher Zum
Empfangc des Fürsten Vismarct in Dresden
susammengetreten war, hat dem Rathe von
den erzielten lleberschiisscn die Summe von
Lin-u- M. in si einhalbprorentigeu Tresdener
leis-irr Ztadtauleihescheiuen mit der Bitte
übergeben, die Verwaltung des Geldes bis
sur Errichtung eines Visinareideukmales zu
iibernehuien nnd den dann vorhandenen Ve
trag dem Teutnialfoud Zu überweisen.
titleichseitig hat der Ausschus; dem Rathe ein
Bild des Fürsten tkiiadirungt mit dessen
eigenhändiger Unterschrift zugehen lassen und
gebeten, dasselbe zur Erinnerung an die An
wesenheit des Ehrenhiirges der Stadt dem
Stadtmuseuin einsuverleibetu
Platten. Zum Zwecke der Errichtung
eine-J Teniuials fiir den Dichter Julius
Mosen hat sich in seitieiu sitebnrtsorte, dein
Torse MarieneiH eine Vereinigung gebildet,
welche nach sahrelaugetii Sammeln die Sum
me ron 1230 Mart Zusammengebracht hat.
Nunmehr soll an die Ausführung geschrit
ten werden in der Hoffnung, das; noch in
leister Frist von Denen, welche den volks
thiimlichen Tichtungen Mosens, als ,,Andreas
Ooser«, »Die leisten Zehn vom vierten Ne
girnent«, »Der Trompeter an der Katzbach«
und vielen namentlich während seiner dra
inatischeu Thätigieit am Hostheater zu Ol
deuburg geschriebenen Romanen und Novel
len dankbare Erinnerung bewahren, ein Bei
trag gestistet werde, zu dessen Annahme der
Geistliche und Lehrer des Ortes bereit sind.
Zittau. Ein sonderbarer Mensch ist
der hier wohnende ,,»)iatursorscher und
Schriftsteller-« N. Urspruuglich Kaufmann,
gab er diesen Beruf später auf, um Natur
forscher zu werden. Er soll als solcher auch
einige Arbeiten iu Fachzeitschriften veröf
fentlicht haben nnd, wie er behauptet, Eh
reumitglied verschiedener gelehrter Gesellschaf
ten seiu. In seinem neuen Berufe bemäch
tigte sich seiner eine lranihafte Eatniueltduth,
und er sammelte Alles, was er ans den
Straßen und Promenaden sand, und schlepp
te eI in seine Wohnung, um es dort auszu
speichern. Aus sanitätspoliseitichen Grün
den wurde diese, die auszer detn Inhaber noch
Niemand betreten, dieser Tage von der Po
iizei besichtigt, und das Resultat der Ve
sichtigung war geradezu iiberraschend. Nicht
einer menschlichen Wohnung glich das Zim
mer, sondern dettt Arsenal eines Lumpen
sammlersL lkllenhvch waren Lumpen, Pa
tiietabsiille, lsigatrenstnmtneh altes Eisen,
servrochene ttllasslascheu n s. tv ausgeschnit
tet, so daß ein Mensch sich dort kaum aushal
ten iounte. Selbstverständlich wurde die
Wohnung polizeilich geräumt. Von der
Menge der ausgestapelten Dinge wird man
sich einen Begriff machen können, wenn man
hört, das; zwei Tage lang zehn städtische
Arbeiter mit der Räumung beschäftigt wa
ren. N. ist iiber das Vorgehen der Polizei
untröstlich und er behauptet, dass alle die
auf der Straße ausgelesenen Gegenstände für
ihn einen ungeheuren Werth haben
Brutus-merk
i
Je n a. Jn den Kreisen der hiesigen Bitt
gerschaft ioird geplant, zur Erinnerung an
den Besuch des Fürsten Bismaret in Jena
einen Bigmaretbrnnnen auf dem Markte zu
errichten. Ter Gedanke findet hier grosze
Sympathie nnd wird vorangsichttich auch
sur Ausführung gelangen. — Der Besitzerin
des QiiteiH »nur schwarer Bären-» Frau
Oeibim hat Fürst Vizinarct sein Bild mit
eigenhändiger Unterschrift zugesandt
s S a a l f e l d t. Wegen tiiottesiästerung,
degangen durch Abdruck des Artikelg «Voit
werde hart«, iintrde der Redakteur des in
Saalfeld erscheinenden sozialdemokratischen
«·Tt)tiringer Vottgbiattesss O. Becken zu sechs
iWoehen Haft verurtheilt
) Eisenach. Die Stadt Eisenach bringt
idem großherzoglichen Paare von Weimar
sals Festgabe zur goldenen Hochzeit eine ge
ztreue Nachbildnng der Wartburg dar. Bau
jrath Dittmar ist beauftragt, eine Wartburg
in vertieiuertem Maßstabe mit peinlicher Ge- ;
—-—-—
nauigieit herstellen zu lassen. Unter seiner
Leitung arbeitet die Hostischierei von Kö
chert u. Comp. in Eisenach aus ziemlich
starkem Holze eine Nachbildung der Burg.
Dieselbe wird etwa sieben Meter lang und
entsprechend breit und hoch sein. Da in
Eisenach kein Wagen vorhanden ist, der die
Burg nach Weimar bringen kann, so wird
oek größte Rollsrachtwagen der dortigen
Rammgarnspinnerei wesentlich vergrößert,
um die Burg aufnehmen zu können. Von
Eisenach wird der Wagen mit der Burg
inrs nor dem Festtage mit der Eisenbahn
nach Weimar befördert. Um nicht an den
Viadn ten der Eisenbahn anzustoßen, wer
den die Thiirme der Burg zum Umkiappen
eingerichtet. Am Tage der goldenen Hochzeit
wird die Burg in den historische-n Festzug
iingereiht und dem Mroszhersoge in Gegen
wart des Kaisers und der anderen theil
nehmenden Fürsten übergeben. Eisenacher
Lehrer bezw. Bürger werden hierbei den
Sängerkrieg in historische-n TrackJn herstel
len nnd ein Minnelied singen-,
Anhalt.
Zerbst. Die im Kreise Zerbst in den
letzten Jahren vorgekommenen Feuersbrünste,
namentlich in Kostvig a. E., wo Gehöfte
mit :38,00() M. Brandschaden, im Dorfe Su
ko mit 31,t)i)0 M. Brandschaden, wo 4 Ge
höste abbrannten, und einige Brandsehäden
in Roßla a. E. und Zerbst mit mehreren
tausend Mark erregen Aufmerksamkeit, da
bis jetzt wenig Brandstifter ermittelt sind.
Es scheint das Baugewerbe in Noth zu sein.
Jn den ztvanziger Jahren dieses Jahrhun
derts brannten die baufälligen Windmühlen,
im Jahre 1848 viele Domänengebäude, in
den 60er Jahren ein baufälligeg Rathhaus
und ein leerstehendes altes Pastoratsgebäude
nieder, während ein Ziegeleibesitzer mehrfach
die Bezeichnung der Grundstücke vorher ge
than hatte, welche nun »daran kämen-. Un
sere Landegbrandtasse ist durch Rückversiche
rnng mit einer Magdeburger Firma gedeckt;
die Zustände werden aber amerikanisch. (!)
D e s s a u. Der frühere Hofbankier Kaiser
Wilhelm des Ersten, Baron von Cohn, hat
anläßlieh seines achtzigsten Geburtstageg, den
er neulich feierte, vom Herzog von Anhalt
das Großkreus des Hausordeng Albrecht des
Bären in Brillanten erhalten. «
Braunfchwelg,
Eine Urne mit über 1000 Silbermünzen
ist hier in einem Garten gesunden. Die
Münzen, soweit sie untersucht sind, sind meist
Vrakteaten, die bekannten, nur einseitig ge
stempelten Hohl- oder Blechmünzetn Probe
nieise sind 30 der Brakteaten von anhaften
den (7rdtheilehen und liiriinspanansatz be
freit: sie erweisen sich als Löwenpfennige,
wie sie die Stadt Vraunsehweig in der Zeit
von 1815 bis 1411 herstellen ließ. Unter
diesen 530 untersuchten Brakteaten sind 19
verschiedene Thpen vertreten. Unter den
Hohlmiinsen fand sich auch eine zweiseitig
mit Bild nnd Ilmschrift verfehene Silber
iniinse von JR Millimeter Durchmesser. Jn
der Mitte derselben zeigt sieh ein 5 Milli
tneter hohes gothisches G gestempelt.
knieen-new
L l d en l) n r g. Ter Wecl)selfälschungs
prozesz Biising vor der leenhurger Straf
kannner hat einmal wieder ein lehrreiches
Bild von der Leiehtgläuhigkeit nnd Vertrau
ensseligleit vieler Landleute gegeben. Der
tist Jahre alte Masehinenfahrikaut Joh.
Heinrich Viising lieferte besonders an Land
leute laudiviisthschaftliche Maschinen. Als er
merkte, das-, sein litesehiift zu litrunde gehe,
fing er an in betrügen. Er liesz Landleute,
denen er Maschinen verkauft hatte, dafür
Wechsel unterschreiben, auf denen nur die
Zahl in Ziffern stand. Die Leute waren in
kaufmännischen Dingen wenig bewundert und
gaben, Viising vertrauend, unbedenklich ihre
Unterschrift. Viising machte hinterher z. B.
ans einer Zahl 150 durch eine lfinsehiebung
1750 und fiillte dann die Summe in Buch
staben aus. Den Wechsel gab er dann an
Bankiers weiter. Im liiansen fälschte er 75
Wechsel im llrsprungswerth von 11,244 M.
auf Beträge von R-t,l)f)2. Jn manchen Fäl
len gebrauchte Viising noch allerhand straf
hare Vorsoielnngen, nm Niemanden hinter
seine Schliche kommen Zu lassen. Einige
der Geschädigtem welche vorher eine»gUte
liriitenz besahen, sind durch den Betrüger
vollkommen rninirt worden. Tie Strafe von
R Jahren Ruchthaus ist darum gewiß nicht
Zu hoch bemessen worden.
ZUTNUUITng.
S ch ö n b e r g. Der Schlossernteister Wa
scher hierselbst, der sieh schon seit längerer
Zeit mit der Anlage artesiseher Brunnen be
schäftigt, hat im Austrage der hiesigen Stadt
verwaltung in der Wallstraße einen derarti
gen Brunnen angelegt, der ein iiberrasehendeg
Resultat lieferte. Jn einer Tiefe von kaum
Inn Ins-, stieß man auf eine Quelle, die einen
nngemein starken Wasserftrahl spendet. Der
Strahl steigt in seiner ganzen Stätte min
destens 12-—15 Fuß hoch. Das Wasser ist
von tmrziiglicher Beschaffenheit Die Stadt
besitzt sast in jeder Straße einen artestschen
Brunnen.
W i s m a r. Tas Schicksal einer aus
Hamburg hierher gesliiehteten Familie erregt
itt weiten Kreisen allgemeine Theilnahme.
In den letzten Augtisttagen tani eine Frau
Meyer ans Hamburg hier an und fand mit
ihren vier Kindern Aufnahme bei ihren be
tagten Eltern. Nach drei Tagen waren der
Vater-, l7isenlnihnarbeiter Kamp, die alte
Mutter nnd zwei Kinder an der Cholera
erkrankt. Die beiden Kinder und der Groß
vater starben, die alte Großmutter liegt noch
an Choleratyphoid schtoer krank itn Cholera
lazareth, während die Frau Meyer selbst
nnr leicht erkrankte nnd nach sechs Tagen aus
der Beoliaehiungsbaracke entlassen werden
konnte. Am Freitag Abend kam ihr lijatte
von Hamburg ein-er war in Hamburg als
Leiehenträger beschäftigt gewesen-Und mußte
sieh vom Bahnhof aus, ohne seine Frau vor
länsig anders als von Weitem begrüßen zu
diirsen, in das Gebäude der alten Stadt
halle begeben, tvo er, utn die vorgeschriebene
Qtiarantöne durchsumaehem in einem Zim
mer des ersten Stockwerkes untergebracht
wurde. Hier versuchte er den Ouarantiine
wiirter durch Anbieten eines Thalers zu be
wegen, ihn freiznlassem welchem Ansinnen
natiirlieh nicht entsprochen wurde. Jn der
Nacht gegen l Uhr öffnete Meyer ein Fen
ster nnd suchte mit Hülfe einer abgerissenen
Nonlleanrschnnr in entfliehen. Die Schnur
riß, Meyer stürzte ans das Pslaster, brach
das Genick nnd war auf der Stelle todt.
Die arme Frau, die seht mit ihren zwei ver
bliebenen Kindern in der Wohnung der Mut
ter allein sitzt, hat in wenigen Wochen eine
Leidensgeschichte von furchtbarer sit-deh
nung erleben müssen.