Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, October 07, 1892, Image 3

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-. . - ...... . --
For-illa
Ein Roman aus Ostctfrita.
Von O. Elster.
( FortsetzungJ
«Buschiri den Salaain nahtSanchiki
kommt-in den Waffen! Zu den Wassers-·
So tönten die Rufe der aufgeregren Be
döltermtg, während die kleinen Genua-Ute
gertkmnnielnj rasselten nnd gellendes Kriegs
geschrei erscholl. Vom Walde her bewegte
sich Buschirig Karawane in die Ebene hin
ein. Vorn eine seltsame Gestalt! Ein rie
figer schwarzbrauner Sieger; an beiden Sei
ten des Kopfes stehen mächtige Adlersflügel
empor gleich riesigen lfselgohrem von den
Schultern herab hängt ein Uöivenfelh pec
lengestictte Bänder nnd Schnilre fließen von
dem Körper herab, in den Händen schwingt
er einen federgeschrniielten Speer nnd eine
rasselnde Horna. Es ist der Zauberer nnd
Vol-tanzen llnernuidlich springt, hüpft,
nnd tänzelt er dem Zuge voraus. gefolgt
von drei Trornnilekn, die anf gewaltigen
Gotnaz lange Wirbel drdhnend schlagen.
Fahnenträger mit wehenden Bannerm in
die Koranfpritche eingesticct nun, folgen;
dann aus milchweißem prunthaft ausge
schirrten lfsel Buschiki ben Salaam in gelb
seidenem Gewand, das Haupt von einein
blauen Turban umwunden, iin liiiirtel einen
prächtig blitzenden Maskotdolch, in der
Sand eine lange, elfenbein- und silberver
sierte arabisehe Flinte tragend. Ihm zur
Seite reitet Said ben Sef, ebenso gut ge
kleidet tvie Buschiri, aber nicht so start be
waffnet; dann folgen die arabischen Krie
ger, theilweis beritten auf starken Reiteseln,
dann die Sklaven nnd Anhänger Buschiris
aus den verschiedensten Stämme-i der Ein
gebarenen. Da sieht man die Waniamtvesi,
nett Speer, Pfeil und Bogen, die Waschensi,
die Wasepuha und auch einige der wilden
Masfaikriegee in vollem Kriege-schmuck, ans
den Köpfen bunte Federbüschel, aus den
Schultern die schwarstveisien dichten Felle der
Kolobusasfem an hand- und Fussgelenken
Feder-ringe, am Arm den mächtigen Schild
ans der haut der Minder, in der Hand den
gewaltigen Speer mit der blitzenden schau
selfdrmigen Spitze. Den Beschluß des Zu
ges machen die Lasttritger, die Weiber und
Kinder-.
So bewegte sieh der bunte Zug, ettva 500
Köpfe stark, auf Kisoktve m. Chidangilo
hat rnit seinen Leuten var dein Dorfe Auf
stellnna genommen, ans der Station stehen
die Askaras unter ihren Führern, den drei
deutschen Beamten unter den Gewehr-en nnd
bei den litesehiitzen bereit, nnd ans der Mis
sion- fressen Mr. Sampbell und Mr. Thom
son die aufnereate Menge der gefliichtetrn
Weiber und Kinder its dernhiaen
Jetzt macht der Zug in der Ebene halt,
und Vusehiri entsendet einen Boten sn lshis
dangilo. Ter Hanmling von Kisoktve geht
init dem Boten zuriiel nach Vusehirh und ein
endlofes Schauri be,1iniit, während sieh die
Leute in das sitt-as lagern. Endlich ist das
Schaut-i beendet, und China-rann lehrt su
seinen Leuten surii·k, die dann im Dorfe
verschwinden Aber doin Lager Vusehiris
lsst sich die Reitalt eines Reiters ab, der
taseh Fu der Mission hinaustrabt. Es ist
Said ben Ses, der Freund des Missioniirg
camvbell
-Wenn Seid den Sei zn mir kennnt.«
spricht Mr. lkamvail befriedian »so hat es
seine Gefahr-. Ich werde ihm entgegenge
den«
-Sei mir nearlith Said ben Ses« so
rnst er dem Araber entgegen und dieser
springt von seinem Thier, und sieh vernei
gend erwidert er:
.Jambo, fambo sann. fambo snaanaa!«
kSei aegriifst sei herilieh aegrtifzt, sei aus
das allerbeste negriilth
Die beiden Männer ieliiittelten sieh herilieh
die Hände-, dann iiihrte Mr. skainphell den
sraber in das- Haus«
sich mindere mich Soid,s nahm der
Missioan das Wort· »daß Du mit Busehiri
den Salaani wiedrnm Gemeinschaft aemaeht
hast« Willst Du« wieder das slnehtoiirdige
Gewerbe eines Silaverihtindlerä ergreiseti!«
»Bei Allerh. mein Freund. let-, tderde es»
nicht thun! Aber die Deutschen haben uns-«
die Klilte arranbt, sie himkiren niit ihren
Krieassthiffen sämmtliche bösen, unser han
del lient darnieder, wir können unser Mien- ;
dein nicht mehr beredet-them ohne hohen Full
sn bezahlen. das darf so nicht sortaehenJ
deshalb mlissen die Deutschen dieses Larth
verlassen-·
»Aber Ihr habt doeh mit den Deutschen
Berti-dar adaesihlossen nnd die deutsche Me- ·
sellsehast erhebt doch den Soll ini Namen
Eures reehtiniiskiaen Deren, deg Sultans von
Saum-ari
»Der Sttltan bat tan nett-Inst. wir wer
den Uns selbst heilen «
»Ur-l tvelche Weile7 Mit Wallennetmlt7«
»Wenn die Temschen nicht exntniilliq ne
ben. mich mit Wallennewetlts
»Die Deutschen lind 1niichtia, Ihr werdet
sie rächt benenne
»«.inschalin! Jnschnllalw lWie Allnli tnitlts
»Und richtet sich ikner Iiriea anch siegen
unz. die sriebiichen Tiener Watte-ji«
Mein. Alte sollt ttctbelteilint bleiben, wenn
ka Mk Deutschen nicht nnterltiitzh nnd ich
komme in Tir, Inn Tir m seinen, detst Dn
vnn mir nnd tmn Nitschiri ben Salaam
nichts in liirchten beit
,.Jich imnle Tir. iind die Deutschen drit
ben nni der Statinniss
»Mir werden lie aussen-vern, Kiiotwe p
rtinm n
«Sie werden ich meiner-n
,.Tann tsserben wir sie minnen
.Snid, Inst-, Ihr treibt ein aetiilirlichetz
Spiel, nnd ich bitte Eich. Dich lern m bal
ten tmn diesem nnnerechten Krieaet Bnlchiri
iit ein Mel-est nenen seinen rechtmiiltiaen
der-rn, nnd nsenn die Deutschen ihn besiegen
und aelaneten nehmen, dann endet er ais
UebelL das beisti. er stirbt eines seltimpslichen
Todes an dem Malen-n
«·.’inschailalt! Jnschallalil—--Jch habe mein
Wort aeaeben. nnd ich kann nicht mehr In
rtieitreten.—-Lel-e weibl, mein Freund nnd
Dritt-en Du kannst sicher nnd rnltia hier
wohnen. Salds Fretsnbschast schlitzt Dich und
die Deinen
lIr ichttttelte nochmals herrlich die den-d
des Millionäri. dann liestiea er seinen Mel
und tethe davon, der deutschen Statius ent
IMM«
Cln anderer Cmplanm als aus der
sriedsertiaen Mission, ward ian biet-. Im
Tour start-ten tlnn drohend die Mundnnsen
meler Wchittte mtaeqem die mit hinterla
dem dem-sinnen situi- Iemden ans ilmtt
sPosten an der Pallisadenmauer nnd im Dose
selbst lagette eine kleine Schaut schwarzer
Diener und Sklaven, welche ebensalls mit
lGewehren ausgerüstet waren. Aus dem stei
Hternen hause der Station wehte die deutsche
Flagge, und lriegerisch geriistet traten dem
Araher Walter Engholm, Wolf und Gehlsen
entgegen. Die sriedsertige Handelsstation
war in den letzten Tagen zu einem kleinen
Fort umgeschasien worden.
Als Said in den Hof einritt, schloß sich
lnarrend das That hinter thu, nnd der
Araber wars einen scheuen Blick nach eitel
-toiitts· Dann aber fand er seine würde
»dolle haltnng wieder; ruhig und langsam
stieg er ans dein Sattel nnd verneigte sich
tief, die Hände iiber die Brust getrenzn
Walter lfngholm trat ans ihn zu. Es
zuckte seltsam in seinem Antlitz; zum ersten
Mal stand er dem Vater Feridaiz als Feind
gegenüber, nnd er ahnte, dass dieser Augen
blick verljiingsiiszvoll slik ihn, siir die Gelieb
te, wie siir ihr gemeinsamer- Schielsal werden
würde. Er reichte Said die Hand.
«vet gegruszt, card den Ses, tu meinem
Hause-· sprach er. »Ich hoffe, dass Du als
Freund zu mir lonnnst und als Freund
wieder von dannen gehen wirst.«
»Allah weiß es»e5 lamint aus Dich an,
Frnndllng!« entgegnete Seid, ohne die
Hand des jungen Deutschen zu berühren.
»Ich lomme im Namen Buschiri ben Sa
laams, ini Namen des arabisrhen VOW
um Dir mitzutheiletn daß wir, vie Herren
dieses Landes seit vielen Jahrhunderten,
nicht dulden wollen, dasz die Deutschen dieses
Land in Besitz nehmen.«
»Dieses Land gehört nicht Euch. Wir
haben es durch rechtmäßige, sriedliche Ver
träge erworben und die Miste von Eurem
Lberherrn, dem Sultan, in Pacht genommen
Jhr seid nicht die Herrn des Landes, und
Raum ist siir uns alle in dem Gebiete zwi
schen den großen Seen und der Küste-«
Martin ist nur sür uns in diesem Lande,
und Jhr müßt ans ihm weichen oder wir
zwingen Tuch dazub
Jn den dunklen Augen Saids slammte
es aus« Drohend suhr er fort:
»Schon haben wir an der Küste die deut
schen Männer vertrieben, auch aus dem Jn
nern müssen sie fort, nnd wir sordern Dich
aus, Kisolwe zu räumen und nach Sansibar
zurückzukehren, oder ........ ·
»Halt, Saidl Sprich nicht toeiter!«- rief
Lieutenant Engholrn. »Ich möchte gern
Freundschaft mit Dir halten, denn ich weiß,
Dein Herz ist gut, Du bist nur versiihrt
durch Buschiri und die anderen Häupter der
Nebellen. Noch ist es Zeit, zur Ruhe und
Ordnung zurückzukehren, und ich verbürge
Dir Deine Sicherheit und den Frieden! Jrh
beschwöre Dich bei dem theilten Haupte Tei
nes Kindes, lasz ab von der Verbindung mit
den Rebellenx sie werden von unseren Was
sen besiegt werden, und schmacht-aller Tod
ist ihr Vor-T
«Du hast mich bei dein theuren Haupt
meines Kindes beschworen, bei demselben
bauvte schwöre ich Tir, das-, ich dein geschlos
senen Bündnisz treu bleiben werde· Jch
bringe rTit Krieg oder Frieden-—-toähle!«
.Said, höre Deine Tochter, mag sie Tir
zu sagen hats
Aus dent hause trat tief verschleiert eine
weibliche Gestalt in arabischem liieioaudr.
Aller Augen wandten sich erstaunt ihr iu;
Niemand tot-site, iooher sie gelommeu. Nur
Walter singholm tousite es, denn in der leh
ten Natht war Ferida heimlich in ihm ne.
lommen, um ihn von der drohenden Nesahr
der Annähernng Buschirisz su unter-richten
»Meine Tochter-wo ist sie-«
»Dort lomint sie-es ist Teiue Tochter
Jsu den Ftisien Zaids sanl die verhiillte
sileitalt nieder. Dann aber hob sich der
dichte Schleier, und der alte Araber sah iu
das angstvolle und doch trot;ige Antlitz sei
ueg Kindes.
Wir der Schrei eines tu Tode getroffenen
Wildes llanki es von den Lippen Zaum
lsutsetit, alH sehe er ein tiiesvetist, taunielte
er einiee Schritte s·uruel, die kleine toie al!
ioehreno von sich streckend. Aber tiefer neigte
sich seine Tochter zur lsrde nieder, bis ihre
Stirn den Boden l)eriihrte.
»llngluelielige, wie lomntst Tu in diese-G
Hans-is- i
»’Linter, ich lonute nicht anders-,- der mei- (
sie Mann hat mich zu seinem Weibe ne
mucht ...... «
siiu Wuthschrei entrang sich ans- der Brust
des Arabers. Zuerst schien e-J, als Will-.- eri
sich aus die niedergesunlene liieitnlt seiner
Tochter sttirsen, um sie zu seinialmenI dann
aber ttiars er die Arme in die Lust und
sanl dutntil stöhnend leblos zu Boden.
»Vater! Vaterb
Mit nnlvent Schrei iturzte icch Feridas
ulier ihren Mater. Waltcr tsnulnsltn lniete
nieder uuv holt neu Knvs nex- Lilien eninnr,i
iletn die Stirn mit Wasser nasche-nen das
ein Tienrr ihnt brachte Zehn-einend ilan
den Wolf nnd itlehlsen ha. Jent erit innn
ten sie sich so manchen Vorfall der letzten
zielt nnd die wechselnde Etinnnuun ihres
Etatianschess erliareu. Jetzt nsnsktcn lie
auch- woher Lienteuant isnnholin stets die
gestatten Nachrichten liber den Ausstand er
halten hatte. Die Tischler Eaio lien Zeig
war die Verrätherin ihres Volkes gewesen.
Ter alte Mann laut langsam wieder sn
sich. Wie geistegabiveseno starrte er umher;
doch setzt erkannte er seine Tochter und sing
l)alui. er erinnerte sich ver lenken Minuten,
nnd Beide von sich stoßend, sprang er tuit
gewaltiger Kraftanstrengung empor
»Auch Tir, Fluch iiber Teiu Haupt.
Nichtgnniedige, die Dn Deinen Vater, Dei
nen lillaubeth Dein Volk beschimpst nnr
verrathen hast!—--—Frieden und Versöhnung
taunen nicht mehr herrschen zwischen tin-,
ebenso wenig wie zwischen rneinem Voll und
dein der Weißenl Fluch Tie! Fluch ifuch
Alle-il Tat- Blnt. das in diese-n Kann-se
vergossen mitti, es lonnne ans Euer Haupt,
—-Allah tvird richten zwischen uns und
ifuchis -
Drohend streckte er die geballte Hand em
por. Dann wandte er sich ab, bestieg sein
Reitthier nnd ritt sinnt Thore. das ihm die
Posten ans einen Wink lingholth össneten.
Zitternd nnd bebend stand Ferida da, mit
gesenktem Haupte den Fluch ihres Vaters
anhörend. Tann alter richtete sich empor,
und den Schleier gans von i rem haupte
werfend, dass das helle Sonnenlicht ihr schö
n edlei Antlitz voll beschien, sprach sie
städ und seteelich:
»Wie ich diesen Schleier von mir werse,
so umse ich die Vergangenheit von meinem
Leben abl Der verhttllende Schleier ist das
Zeichen der Knechtschash der Unsreiheit——setst
bin ich sret und kann jedem ossen in’s sage
schauen. Ich nehsre setzt ganz zu Dir und
Deinem haltet-—
Cie reichte sngltolen die hand, ihn mit
leuchtenden Blicken ansehend. stach einmal
wandte Ich Seid sen Ces unt nnd ries noch
einmal drohend und dumpf
,,Fluch Dir nnd allen Weißenb
Dann schlossen sich lrachend die That-flü
gel hinter dem rasch davon Reitenden Das
Schicksal Feridas hatte sich entschieden·
U
Der erste Kampf.
Die Nacht sanl nieder; eine sinstere, stür
tnisel)e, rennerische Nacht, wie sie die Regen
zeit der Tropen so oft mit sich bringt. Die
Bäume des Urtoalch neigten sich unter der
Wncht des Sturmes, der in den Kronen der
llrtoaldriesen seine toildesten Melodien spiel
te. Es sauste, heulte nnd psiss in den Schluch
ten der lisaqaraberqe, als dritte sich die ge
fannnte Thiertoeit der Wildniß zn einem
Coneert ein Stelldieltein abgegeben nnd als
wolle setzt eine der Bestjen die andere liber
bieten in grausem Nehenl und wildem Mur
ren. Ueber die Ebene sauste der Sturm und
bog das wann-hohe Gras zur Erde nieder
hier nnd da eine ans dem Metvirr eint-vera
qende Palme lnickend oder die armselige
Diitte eines Negers zerschmetternd. Jn den
Bananengiirten von Kisalwe richtete er gro
ßen Schaden an, aber an der Wohnung der
Mission nnd der deutschen Station brach
sich seine Gewalt, nnd iviithend umbrauste
er die sestgesiiaten bät-see nnd die starken
Pallisaden.
Still war es in den menschlichen Wohnun
gen und in dem Lager Buschirls drunten
auf der Ebene. JTie lfinwohner saßen zu
samtnengedritngt in ihren Htitten um die
Feuerstelle und lauschten ans die wilden
Töne des Windes, welche zuweilen von ei
nem geklenden Schrei unterbrochen wurden,
der aus der Brust eines geangstigten Thieres
des Waldes zn kommen schien. Auch in
der Mission fast man beisammen, tm sliistern
den Gespräch die Ereignisse des Tages be
sprechend. Ruhiger war inan hier gewor
den, wußte man doch setzt, dasz die arabischen
Horden die Mifsion nicht angreifen wollten.
Aber um die deutsche Station hegte man
ernste Sorge, denn ein Gerücht war von
dorther gedrungen, dass Said ben Ses in
vollem Zorn von derselben geschieden fei.
»Der Bana mnssnnge der deutschen Sta
tion,« so berichtete ein Neger, »hat die Toch
ter Said ben Sef’s geraubt und weigert sich
sie ihrem Vater wiederzugeben Said den«
Sef hat geschivoren, sich in rächen und die
Station des Bann inufsnnge zn Asche zn
verbrennen.«
Erstaunt blickte Mr. tsatnpbell den Neger
an.
«Svrichst Tit die Wahrheit? Befindet sich
die Tochter Saids in der Ziation bei den
Teutschetti«
»Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen,
mein Vater,« erwiderte der Schwarze. »Sie
befindet sich dort und soll das Weib des Ba
na mnffunge werden«
Der Missioniir fchiittelte den grauen Kopf:
dann blickte er voller Mitleid seine Tochter
an, die das Haupt tief niedergebeugt, das
Antlitz in die hände verborgen, dasast nnd
schweigend den Bericht des Schwarzen ange
hört hatte. Jent richtete sie sich empor: ihr
Antlitz war bleich, aber ihre Augen waren
thränenlos; mit schmerzlichem Lächeln sprach
sie:
»Es nicht recht von Mr. isngholnh dent
Vater die Tochter sn rauben, aber ich ahnte,
das-« eine wilde Leidenschaft des Mannes
Herr erfaßt hatte. Ter llngliietliche hat sein
eigenes Verderben heranibeschnsorem las-» nns
in liintt beten, mein Vater, das; er die Uni
glnetlichen dort in der Etatinn in seinen
gntigen Echun niintnt.«
»Er iit nicht werth, Mis; titleih daf; Zie
ferner an ihn denken,« sprach plötzlich die
ruhige, ernste Etinnne Mr. Thoinfons, des
zweiten Missionars .,Vergesfen Sie den
Mann, der Ihr Herz nicht in würdigen wuß
te ....... «
tss war das erste Mal, daf; Thonifon in
diesem Tone in tillen sprach. lirftannt
bliette fie den jungen titeiitlichenatk
»Man-ihm Zie mir, Mist (illett,« fuhr
dieser furt, »wenn ich vielleicht nupaffende
Worte wählte, aber ich tann Sie nicht lei
den sehen, Sie lind mir thener, wie eine liebe
Zchtdeiter ....... «
stillen sah iu ieiue bittend iiiis fie gerichte
ten Auneiix sie sah, teie ei- iii seinem Antlit;
siiiite: ihr llniniith deriihkiiand, sie reichte
ihni die Hand und sprach: »Ja-h ineis;, das-.
Eie iiiir eiii treuer Freund iiiid.«
»Eiiliiii-,ie ich lebe, Mis; iiileii ..... «
Lin iser Etiitiiiu ruitete iniin iiih ans den;
iiiiireu «
Ansiriss der Limber. Alle Posten
doppelt beiets,t. Bei den lsleiehiitsen iteiudeii
die iieitriiueucgiiuiisditiiteii Leute: die Tiener
dei- Etcitiisii nein-en siiiuiiitlich niit iiletiiehren
bennisinet nsiirdeiix Uieiitenaiit icnghiilin ge
bist seht iiber snnssin nidhlbewassnete Man
net, die beiden weissen Angestellten nicht init
eingereehiiet. liiue ernste Eliinniiiuzi herrschte
unter der kleinen Beiiihuiig iiin Jeder
tinis;te, das-, es einen sianiiis aiis Leben nnd
Tod galt. liinade niar iiaih diii isreignissen
dez Tages bisii Zaid lien Ees nicht in er
warten.
Ferida sasi init ihrer schniarsen Sklavin
Karakm derselben, nielehe sie einst iin Walde
sast sterbend gesunden, in einein Nentach des
«5iiitiiiii5l)aiise5, biin dessen Fenster aus sie
die libene iiberblieken kunnte. Eie sah das
Lager Vitsei)iri5: sie hörte die heulenden Tis:
ne des litiegggesaiigecs der wilden tilennsseii
ihres Vaters nnd schauderte siisaniinen, tvenn
sie sich dergegeiitiiiirtigte, wag ihrer harrte,
salls sie in die- Hände dieser Menschen siel.
Von ihrem Vater hatte sie seht ieinen Schiin
mehr su erhiissetn erbarinnngsloz wäre sie
den rohen Leidenschasten der Wilden preis
gegeben.
»Lieb« sterben, als jenen in die Hände
salieii,« sliisterte sie nnd breszte die Hand ans
den kleinen scharsen Maskatdoleh, den sie
in den Falten ihres eilen-andres trug.
Karakm die schwarze Dienerin dont Tan
ganikasee, kanerte zu ihren Flisren nnd sah
init grossen angstvolleii Blicken zu ihrer Her
rin ans
Als der Abend niedersank nnd der Stnrin
seine brausenden Melodien erschallen liess«
verstummten die Kriegslledet der Arabes:
dunkel nnd still ward es in deni Lager der
Feinde, nur bin nnd wieder slaniinte ein
Wachtseuer aus, das der Sturm nnd der
fliegen aber bald wieder anslbschten
Inzwischen sasi Lieuteiiant Engbolm mit
den beiden Angestellten der Station zusam
inen nnd besprach niit ihnen die Verthei
bigimginiasiregeln Schtveigend hörten die
beiden Untergebenen die Weisungen Ihre-s
Einst an. Als Engbolm geendet hatte, trat
tiese Stille in dein Gemach ein« Eine düste
re, driickende Stimmung beberrschte die drei
Mannen Geblsen nnd Wolf südliem dass
Engbolm ihnen eine Aufklärung schuldig
war-, doch keiner von ihnen mochte das erste
Wort sprechen. Lientenant cngboim ging
mit raschen Schritten iin Gemach aus und
ab. Endlich blieb er ties ausseuszend sieben,
i
xfah Gehlfen und Wolf trübe lächelnd an und
sprach:
»Ich habe eine Dummheit begangen, nicht
wahr, Kameraden, das ist Eure Meinung?
Sprecht es offen aus, Jhr verurtheilt mein
Verhaltens-«
Wolf zuckte mit den Achseln, doch Gehlseu
vermochte nicht länger zu schweigen.
»Bei meiner armen Seele, Lieutenant
Engholm,« platzte er heraus, »Sie haben sich
da eine schöne Zuppe cingebrockt. Glaubte
Sie wahrhaftig auf einem andern· Kurs mit
Ihrem Oel-zur und nun müssen Sie sich
in vie gelbe Araberin verlieben? Ging es
denn gar nicht anders«
»die-mein Zur seid ein braver, braver
Bursche, nnd Euer derbes Wort nehme ich
Euch nicht übel. Wie das Alles gekommen,
erlasit iiiir, es lfueh iu erzählen; aber das
Eine glaubt mir- daß die Tochter Said ben
Sess freiwillig zu mir gekommen ist und
auch uiu Schutz gebeten hat gegen ihren Va
ter und ihre Landsleute. Sie ist eine Chri
stin in ihreiii Herren nnd möchte ihres Le
bens uiid ihres Glaubens entfliehen. Sollte
ich sie zuriieliveisen?—Jch hatte die Absicht,
sie nach Sansibar zu senden, Ihr, Gehlsen,
solltet sie dorthin bringen, dort mochte sie
in der Familie eines Freundes von mir so
lange bleiben, bis ieh sie als mein Weib
heimholeii konnte: die triegerischen Ereignisse
aber traten zu rasch ein, und jetzt ist keine
Möglichkeit mehr vorhanden, sie nach San
sibar zu senden.——Die ganze Küste befindet
sich in hellem Aufruhr, die meisten Küsten
plätze bereits in den Händen der Rebellen,
nur Bagainoyo und wenig andere werden
von uns iioeh gehalten. So müssen tolr denn
das unglückliche Mädchen bei uns behalten,
um sie zu schiihen gegen ihre fanatischen
Stammesgenossem Seid Jhr nun zufrie
den ?« "
Er streckte den beiden Kameraden die Hän
de entgegen· Kräftig schlug der alte silehlsen
»ein nnd auch Wolf legte seine schmale
JRechte in die Sand Winters
j »Ich stehe Fu ihren Diensten, Engholm,«
sentgegnete Wolf. »Ich begreise Jhr Verhal
Jten dollloinmen, nachdem ich die schöne Fri
jda gesehen. Sie können ans mich zählen
sstäsch danke Ihnen, Wolf! Und Ihr, Gehi
i
»Der idenier hole die beiden Schrittes
Alles ilar zuni iilefechh Licutenant Eng
hoiiii! Auf den alten itsehlseii können Sie sich
verlassen, ioic ans sich selbst! Drei Hnrrahs
siir dtie schöne Ferida!«
Lächelnd und leichteren Herzens driiette
iWalter lingholin deii Kameraden die Hand.
J wegen Winternacht lieh die Gewalt des
thuruieiZ nach. Tie Regenwolken verflogen
Hund ein driichtiger Ziernenhiiumel iriiilbte
isich iiber die ieiichte liede. coeli und leuchtend
sstriihlte daz tiriichtige Sternbild des siidlicheu
JKrenseis hernieder niid uiiioillliirlich dachte
JFerida an die milden Worte des LiJiissionar5,
Hat-J dieser ihr bei der Betrachtung des Eiern
Hbildezk die Leidensgeschichte des Stifters der
zchristlicheii Religion ersähltr. Neue Hofs
jiiniig uiid neues Vertrauen zog iii ihr ein
’sainesJ Hers.
» Truiiteii ans der Ebene lenchteten jetzt
idieoer heller die zahlreichen Feuer in deui
Lager ViisctiiriTJ auf iiud aufs Neue ertön
"ten die wilden -lirieg5gesi«ini·.ie. Bei dein
röthlichen Scheine der Flammen sah man
»den Zauberer uiid Vorteinser uiiiherfdriugeu,
gefolgt von den grell heraiicsgepunten Ne
italten der schwarzen Krieger. Zuioeileu
hiirte inan auch sern den heuleiiden Ruf:
»«.Illlah! Allali!«
Bläulich iisard es todtensiill iiii Lager-: die
tausenden Krieger iraren iii deiii hohen
tstrase derschkunndeii, uni- die Lagersener
brannten noch fort, niii die die eingehiillten
Gestalten der Weiber nnd Ziladeu lauerteii.
»Sie riisten sich zuni Aiigriff,« sliisterte
Lientenant liiigholin seinen beiden Unter
gebenen zu, iiiit deueii er die Bewegungen
der Feinde beobachtete
Ein spaniinngsisolter Augenblick trat ciii.
Lille Mann standen auf ihrem Posten, in
den Händen die isTeiiiehriy die Blicke hinan-J
gerichtet in die dnulie Nacht, durch iiielelie
das Sausen desJ noch iiinuer starleu Leiindes
tönte. iiiiie halbe Stunde niochte iii diesem
gespaniiten Warten vergangen sein, als plötz
lich ein gelieuder Schrei erllaiig, dein dou
allen Zeiten ähnliche Eliuse autidorteieii. Aus
deii Schatten dec- Waldes sprangen die duns
len Gestalten der schiiiarsen Krieger, Zwischen
denen gespensterhaft die weihen liteidiiudr der
ihre-her ichiiiiiuerteii. Auch in dein hohen
lsirase tauchten die Feinde auf: rings niii
rie Italiou hatten lie einen lireis gebildet,
der sich enger uud enger iiisainineusrhldh
« .All« »Ihr-in auf Teil! Alle Mann klar zum
(«s'ieieel1t!«
Zu rief der alte lilehlien und eilte die
Pallisaden entlang, die Aglariäi nnd anderen
Bewaffnete-n der Ztation anzufenern.
Jetzt trachten die ersten Schiisse voni
tlualde her. Tie Kugeln schlugen pfeiiend
in die tIlallisadenwand ohne Schaden anzu
richten.
»Nein ihnen eine "5altte,« rief Lieutenant
linghulni Nehlsen Zu, der die Front nach
dein Walde zu lteiehligte. während Wolf die
lseiden lslesctnitze atn liingange lontntandirte
linatternd nrasielte die Salve in die dunl:.
le Nacht hinaus. lsin Wnthgeheul der Ara
lser antwortete, und dann begann ein tolles
Jener der Feinde-, das aber wirkungslos an
der Valliiadenwand alsprallte Plötzlich ver
itunnnte das Feuer wie aus ein gegebenes
Eignall Ueberall tauchten jetzt die Gestalten
der Feinde ans und itlirntten, die Wafer
schwingend, gegen dasJ Fort. lfin wohlge
zieltes Feuer der drei Deutschen und der ge
ulsten Aslarig empfing iie, nnd mancher der
ltlngreiser wälzte sieh stöhnt-nd ant Beiden.
sieht donnekten auch die Kartätschen der bei
den lileschlitze ans den Feind, der sich gerade
ins-r dein Eingange-that zu einein dichten
Haufen zusatntnengeballt halte. liin furcht
bares Wehe: nnd Wuthgesehrei ertönte, dann
verschwanden die Angreiser wie Spreu im
Plinde nach allen Richtungen hin. Verge
Ieng, das; die Araber die schwarzen Krieger
anieuerten, unt sie nochmals gegen die Ver
sehansung zu führen, vergebens, daß die Ara
ber muthig Stand hielten und die Station
aus ihren fileloehren beschossen, die großei
Menge der schwarzen Krieger war nicht mehr
tu bewegen, nochmals anzugreisen, sie fluch
teten in den Wald oder versteckten sieh ini
den Nebllsehen und dem hohen Grase. ;
Aber aueh hier waren sie nicht sicher vor’
den todt dringenden Geschossen der Deutschen.
llnaufhdrlleh prasselten die Kartlltschen in
die Gebüsche und in die Mragbllseheh und
das Kleingewehrseuer knatterte und rasselte
tvie ein hagelschauer aus die Gebüsche und
den Waldiaum nieder. So gewaltig halten
sieh die Arabendie Wirkung der deutschen
Waisen doch nicht gedacht! Der ganze Hau
sen der Angeelser flüchtete in Verwirrung
zur Ebene zurück.
way-«
L g
Aber die Wirth und die Moedluft der wil
den Krieger waren erweckt, und konnten sie
ihre Leidenschaft nicht an dem festen Fort
Der Deutschen anslasfen, so sollte das wehr
lese Dorf und die englische Missionsstatiou
dafür büßen. Plündernd und werdend,
seugend und brennend fiel die wilde Horde
über das unglückselige Dorf her. Wehegc
heul der Eingeborenen ertönte; bald schlugen
die Flammen ans den armseligen Hütten
empor, und ein blutig rothes Flainrnennieer
breitete sieh über den unglückseligen Lrt aus.
»Die Bestien!« nmrnielte Gehlsein »Sol
len wir herunter-eilen, Herr Lieuteuant, und
ihnen die Lust ani Rauben und Pliindern
vertreiben ?«
»Wir find zu schwach gegen sie. Kaum
vierzig Mann haben wir zur Verfügung ge
gen fünfhundert ..... «
s »Herr Licutenaut,« rief ietzt herbeieilend
Wolf, »die Feinde greifen die Mission an!«
»L, die trenlosen lHallunteni Versprachen
sie doch, mit dem Missionar Frieden zu hal
ten!——(siehlsen, Jhr bleibt zur Betvachung
des Forts hier. Wolf, Sie folgen mir mit
fiinsnndztvanzig Mann, wir dürfen die Mis
finnare nicht in die Händ-: Bufrhiris fallen
lassen-s- Vortoärts !«
Jn eiligcm Lauf ging es durch den Busch
nach der Mission, von der fchanerliches Ge
heul herüber tönte. Jetzt schlugen auch schon
die Flammen ans den lsiebäudeni Hülfernfe
erfchallten—-«·fluchcn, höhnisches Gelächter-!
»Von tvahnsinniger Angst gesoltert, eilte
lfngholm weiter. Er sah schon die zarte Ge
stalt Ellens in den Armen der toben Krieger
——er fah schon den greifen Missionar mit
gefpaltener Stirn blutend am Boden liegen
—— er verwünschte die Vertrauensfeligkeit
Caniphell5, der ihm nicht in das Fort gefolgt
wars er verwünschte sich selbst, daß er nicht
energischer daraus bestanden!
»Vorwärts, Leute! Vorloärts!« tief er,
nnd es klang ans seiner Brust toie der Schrei
eines gehetzten Wildes.
Jetzt hatte man den Vorgarten der f»Pf
sion erreicht, in dein eine dunkle Masse )in
nnd her flnthete, nin das brennende Haus
auszuraubem
»Fener!« eommandirte Engholm, und die
Schiisse krachten, die liteschosse sanften in die
Menge, die sich heulend den neuen Angreifern
z noandte. .
«Vorwiirts—snmrsch niarsch!— HureahL
-—.c)nrrah!« i
Mit dem Säbel in der einen, ncit dem.
Revolver in der anderen Hand fprans Eng
holm anf die Feinde ein. Wolf folgte, die
Astaras stürzten nach, nnd ein blutige8,
hinigesxs Handgeinenge entspann sich. H
Tie kleine-, vortrefflich anszeriislete Trnsspe
der Deutschen drängte die Neger immer wei
ter in den Hof der Mission hinein. Furcht
har tniitheten die Fenertvaffen unter den
Schwarzen, die fast nur init Speeren und
Kenlen bewaffnet waren, da die Araber nnr z
wenig am Kampfe auf der Mission sich be- »
theiligten. Jetzt widerstanden die Schwarzen
nicht länger den Geniehren der Deutschen;
; sie flohen davon, ihre Todten in der brennen
den Mission zurücklassend
(Fortfetznng solgt.)
tfsin Nieseiiwerk.
Ter große dttiagara:Tttttitel, an dessert
Bohrnng seit etwa L« Jahren ein kleines
Heer don Arbeitern thätig ist, geht nun sieht
lich seiner nahen Vollendung entgegen. Am
-l. thober lett-« wurde der erste Spatenstieh
gethan nnd schon am —t. Lttober 1892 wird
der granitenc Felsen, der seit Jahrhun
derten die Wasser deiJ Wiagara gewaltsam
zurückgehalten hat, itt einer Länge oon tjtthtt
Ins; dnrrhbohrt sein. lss werden dann nnr
noch litt-« Rus; Nestein zn dnrchsprengen
sein, tnn dass dtiiesenwert zn vollenden. Tie
Unternehmer sind schneller tnit der Arbeit
fortgeschritten, als sie erwartet hatten. Zwei
Schichten von se tm- Mann arbeiten unans
geset-,t an dem gewaltigen Werte· HW
Psnnd Thnamit werden täglich zn Spren
gnngen verwandt. TaLJ Thnamit wird
den Baunntcrnehmern in gefrornem ZU
stande geliefert nnd in eigen-J dasiir geban
ten Kiihllagern ansgestseiehert Wenn eIJ
gebraucht wird, wird eiJ in einem eigenen
Nebiinde vorsichtig ansgethant, welches we
gen der gefährlichen Ltteration weit ent
fernt von allen anderen Anlagen ist. Tie
Oihe liefert warme-:- Wasser. Die Arbeit
welche setzt noch tibrig bleibt, ist ein Kinder
stiiel inr Vergleich zn der schon vollendeten.
Taö Vassiih in weleltem sieh die riesigen
anbinen drehen werden, ist länglich nnd je
sl ktiiider stehen znsammen. Der sitadschacht
wird if« Ins-, non der Oberfläche bis- Zn
dem Punkte-, wo das Wasser hinabsällt, sein.
TaLJ Wasser fiillt lllI Ins-, tief hinab· Der»
(8«anal, welcher das Wasser ans dem Flusse
in die Radschacht fiihrt, ist tiber 100 Ins-,
breit nnd daEJ Wasser wird 12 Inst tief in
demselben stehen. Dieser lianal ist schon
halb ausgegraben. Fiir die Anlage von
Fabriten ist in nächster Nähe des Ttittiiels»
wenig Platz. Aber Siiiesendtwamos werden
die entstehende Kraft 3n Nnhe machen.
Vor einigen Tagen sano in Uitnogez ein
Rede annier statt. Zwei den besten ttle
sellschaftslreisen angehdrenden Tatnen hat
ten sich sn einem Sprechdncll heranggesors
dert ttnd bestimmt, das-; diejenige als Sie
gerin betrachtet werden nnd den lslsrenpreis
——rin goldener- Papagonenschlos3«-—erl)altcn
solle, die im Stande sei, innerhalb einer fest
gesetzten Zeit die meisten Worte zn sprechen.
Tie beiden weiblishen ishantdions sollen ohne
Unterbrechung- drei Stunden lang gespro
chen haben. Tie jiingere Taine, die under
heirathet ist, brachte esJ anf Ich-Find Worte:
sie wnrde jedoch von ihrer Partneriin die, da
sie berheirathet ist, ihre Stiedegewandoeit je
denfalls dnreh fortgesetzte (83ardincnpreoigten
griindlich trainirt hat, bei weitem überholt:
die liebenswürdige Stirecherin gab nämlich
nicht-weniger als Z«tti,«0« Worte von sich
nnd gewann somit den Matth. Anf welche
Weise die Worte gezählt wurden, wird nicht .
gesagt; dagegen melden die Berichte, daß
sämmtliche Männer-, die dem Schanspiele
beiwohnen wollten, vor Schreck die Flucht
ergriffen, als der tliedestrotn wie ein dran-T
sendet Gebirgsbach dahinrollte nnd kein En
de nehmen zn wollen schiert
Der Schandpfahl spielt in der finnischen
Rechtspflege noch immer eine Rolle. An
diesem Ueberbleibsel mittelalterlicher Justiz«
standen neulich, tvie aus Oelsingfots berichtet
wird, gegenüber dem Gefängniß aus Ska
tudden Vormittags zwei Personen, Man
und Frau, die wegen Kuppelei zu diese-.
Strafe und zu dret Jahren Zuchthaut ver
urtheilt worden sind·
---. ,
, - !
lifi n Denkmal für den Erst-speiset
Fahrt-antis.
f Ju Karlsruhe ist der Urundstein zu einem
Denkmal für den Erfinder des Fahnen-eh
Freiherrn Draig v Sauerbrouu, gelegt wor
den· Dasselbe wird aus den Mitteln des
deutschen Radfahrer-Vundes auf einem
:Platze der Krieg-Straße, nicht weit von dem
»ehe1ualigen Wohnhaus des Freiherrn von
Trais, errichtet werden.
Herr von Draig war ani Ill. April 1785
in Karls-ruhe geboren und ist dort ant 10.
i Dezember 1851 gestorben. Er war der
Sohn deg badischen vJustizininisters von
Drai5, von Haus aus Forstntaun und als
Forsttueister pensionirt worden; ebenso ent
liesz man ihn von seiner liamnierherrm
Stelle, da er sich durchaus nickt zum Hos
inann eianete. Er war ein ersinderisches
(llenie, und 1817 erfand er das Zweirad,
das nach ihui deu Namen » Traisine« er
hielt.
i Sie nun-de aber nicht durch die Räder,
vermittelst der Fußtrast, wie jetzt, in Be
wegung gesetzt, sondern die Räder wurden
»durch das aluoechselnde Anfstoszen der Füße
auf die iirde bewegt, während der Fahrende
ebenso wie jetzt ini Sattel auf einein Gestell
zwischen den beiden Rädern saß und sich vorn
gegen ein Literholz anstennute. Die Drei
sine war also eine Art Lausinaschine, wel
che das Laufen durch ihre Räder beschleu
nigte.
Man sand damals diese Maschine sehr ko
misch, außerdem war ihre Benutzung durch
Anstennnen der Brust an jenes Ouerholz sehr
anstrengend. Aber Herr von Drais ließ sich
durch keinen Spott beirreu. Er selbst war
noch itn hohen Alter gesund nnd robust und
machte init seiner Draisine, womit er etwa 4
biss) enqlische Meilen in der Stunde zurück
leaeu konnte, niit Kavallerie- Lffizieren zu
Pferd siegreiche Wettfahrten zwischen Mann
heim nnd Heidelberg·
Niemand war fester von der großen Zu
kunft feiner Erfindung überzeugt und nahm
die scherzende Mittheilung des Schreiber-B
dieser Zeilen, daß der Kaiser von China ein
NeiteriRegiment aus ,,Draisinen« errichten
wolle, als puren Ernst. Er hat sich in seiner
Voraus-ficht iiber den Werth seiner Erfin
dung nicht getäuscht, die wirklich setzt schon
beim Militärdienst eine Rolle spielt.
Nur mußte diese Draisine erst der Art
durch den Engländer Knight vervollkontm
net werden, wie sie jetzt im Gebrauch ist un
ter dem Namen Veloeiped oder Fahr-Rad
Humor in Anstalten-.
Ter »Hannover’sche Courier« hat aus
Zeitnngs - Annoneen folgende Blumenk
sen gesammelt: «Ehrenertlärung! Jch neh
me die seither verbreiteten lügenhaften Ge
riichte gegen Arnalie P. zurück und erkläre
sie fiir ein schöne-» mittelalte«5, ehrenhaftes
und unbescholteneg Frauenzimmer·
Lberlaat 27 a werden Hiihncraugem Bal
len, soloie lleberbeine nach Maß ausgear
beitet.
Wegen lirantheit der Frau wird zu so
fort eine andere oder ein Mädchen in Mo
natgdienst gesucht
titesuchtz isin dornehm und gesund aus
sehender Herr, um den »geheilten Patienten
im Wartesaal eines Arztes darsnstelletn
Reisende, welche geneigt sind, die sämmt
lichen Jllilitiirtnche der preußischen Armee
nebenbei mit auf die Reise Zu nehmen, wer
den gebeten, ihr Adresseu nebst Bedingungen
»3ub X W Z« abzugeben.
Jn Laugensalza sind in der Enggasse No.
zu vertauseiu acht Zentner Sechswoehetu
lartofscln, neun Meter Spalier und zwei
Epalierthiiren, ein großes Faß mit eiser
ueii Reisen, sechI Volmenstangen, eine Hun
dehiilte, Rnnlelkerne nnd verschiedene Ge
mlisesiilnereien, alles keinlsähig.
Warnung. Das Gerücht, ich hätte eine
Frau mit zwei lebenden Kindern, warne ich
einen Jeden, solche-J treiter aussnsagen oder
zu verbreiten, da ich solches aufs Strengste
gerichtlich verfolgen werde. Daß ich solche
gehabt habe, lengne ich nicht, aber lasset sie
ruhen.
Rosen: nnd Vluluenstäele in jeder belie
bigen lttriiße sind tsin·riitl,lig nnd werden auf
Wunsch angefertigt.
Milch nnd Vadelnrortl Nach selbstge
nrusteu Erörterungen ist der Lrt München
bernstors reich an Zauersldsf ltnd Etieklu«ft,
Wir illl Heilung siir Lunge nnd Leber und
ziersehnng deiJ Blutes außerordentlich ergie
big. tsz werden hierdurch geehrte Restes
tauten aufgefordert-«
Tie älteste Oelgoländeriw die Wittwe
Ettenje Lorenzelh ist in ihrem stil. Lebens
jahre gestorben- Tas Gefolge bei der Be
erdigung war ein sebr großes, weil die Ver
storbene bei allen Oelgoliindern und auch
bei vielen Badegäiteu geehrt und beliebt
war. Eie ist unter dänischer Flagge ge
boren, hat den grössten Theil ihres Lebens
unter englischer Regierung verbracht, nnd
ist seht unter deutscher Herrschaft gestorben.
Ueber ein hersnchtes NebulbewAttcntaU
trine ehemalige Lehrerin der italienischen
Schule in Rhados hatte das Answllrtige
Amt wegen Verleihung eines andern Po
stens oder eitler Entschädigung wiederholt
behelligt. Jn der Annahme, das-, ihre An
gelegenheit von dem Sektionsches Passera
abhänge, drang dieselbe in dessen Kabinet
ein und suchte ans denselben swei Revol
berschiisse absufenern Die Sehltsse versag
ten. Die Thiiterin wurde verhaslet.
Jucken Hirsch, friiiier Agent der »Preß
News«, seit einiger Zeit aber .liorrespondent
fiir lTliicagner und New Borler Zeitungen,
wurde in T e n v e r von der Pliiiabelpisiaer
Zchanspielerin Linie liionzale5, welche z. Z.
dort ein lsngagenient liat, dnreisgepeitscht
Hirsch hatte einen Groll gegen die Schan
spielerin nnd kritissrte sie in etwas unzartet
Weise in seinen Zeitungen. Als dieselben
in Tenver anlangten und Mike stinnzales die
Artikel in litessclst bekam, lanste sie sich eine
Peitsche-, womit sie Hirsch, als sie ihn traf,
bitrcitbliintr.
Masor Ellis, der ausf der Kanton’schen
Faun in llnion Konnt-, chin, wohnte,
waeiite in der Montag Nacht davon ans, dass
er einen Schlag in sein Gesicht erhielt nnd
das Blut ljerabrinnen fühlte. Er tief seiner
Frau us, Liebt zu machen nnd sprang aus
dem Bette. Sobald seine Frau ein Streich
hole angeiiindet hatte, sal) er einen Mann
in der Thtir stehen, mit einem Revolver in
der Hund« Ein Schuß fiel nnd die Kugel
streifte EllPs Kopf: eine zweite Kugel ging
durch sein Heini-, olme ihn zu verwunden.
lsr sprang aus die Tbiir Fu und schloß sie
»Der Mordbube entkam unerkannt.