Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893, May 06, 1892, Image 2

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    Zer Zug-eigen
s
ww, · M
« Werth der Asche.
Holzasche, schreibt der ,,American Tigri
culturist«, ist zu werthvoll, um ver
schwendet zu werden. Jede Banernfw
Initie sollte ihre eigene Seise anfertigen.
Der Bauer bekommt seine Seife billiger,
wenn er sie selber macht. Wo man das
Seifensett nicht auf der Farm zu Nutze
macht, wird es weggeworfen oder siir
einen Spottpreis verkauft. Die ausge
langte Asche ist als Düngmittel fast eben
so werthvoll als die frische, wenn ee dem
Boden nicht an Potasche mangelt. Wenn
man den Pferden jeden dritten Tag einen
Theelösfel voll reine Holzasche unter ihr
Futter mischt, werden sie selten Pferde
pulver brauchen. Bei dem Rindoieh
wird dieselbe Menge gute Folgen
zeigen. Man sieht öfters, wie Rinder
und Schweine an Stellen, wo Reisig ver
brannt worden ist, die Asche anstecken.
Den Schweinen kann man etwas Asche
unter ihr Salz mischen· Die Asche mil
dert die übermäßige Säure des Magens
nnd tödtet Würmer in den Eingeweiden.
Holzasche ist ein werthvolles Düngniittel
für alle Gewächse, insbesondere aber für
den Banmgarten. Sie enthält alle Mi
neralstoffe, deren die Pflanzen bedürfen.
Der günstige Zustand und die eigenthüm
liche Zusammenseng ihrer Bestandtheile
machen ihren landwirthschastlichen Werth
noch größer, als die chemische Analyse an
deutet. Kohlenasche ist verhältnis-mäßig
werthlos, aber Holzasche sollte nie weg
geworfen werden. Auch der Garten und
der Rasenplatz werden den Empfang der
selben dantbar lohnen.
stinken-bahnen m der Ver-.
Staaten.
Die Vereinigten Staaten, das Pio
nierland der modernen Straßenbahn,
haben 17,732 Kilometer Straßenhahn
im Betrieb, davon 49 Prozent durch
Pferde, 27 durch Elektrizität, 17 durch
Dampf und 6 Prozent durch Nabel.
Letzteres ist seit einem Jahre die bevor
zugte Betrieb-Hart geworden. Der na
mentlich in den letzten Jahren sehr in
Aufnahme gekommene elektrische Betrieb
hat die Zahl der ans den Straßenbahnen
vertoendeten Pferde in einem einzigen
Jahre —- von November 1890 bis dahin
1891 —- von 116, 795 aus Is, IM, also
um 28,681 Stück, herabgemindert. Bis
Ende 1889 waren in 476 Städten
Straßenbahnen in Betrieb. Die beden- -
tendste elektrische Bahn ift diejenige von
Boston in Massachusetts, die im Ganzen
284 Meilen, davon 60 vermittelst Elek
trizität betriebene, umfaßt. Die Bahn
hat 312 Motorwagen und einige Ans
hångewagem im August 1891 wurden
aus ihr von sämmtlichen in Dienst ge
wesenen Wagen 44,64A,000 -Meilen zu
rückgelegt.
Ja der Gebirgsgegend von K e n
tn ck h lebte der sehr wohlhabende Far
mer Shlvester Maxtvell mit seiner jun
gen Frau, welche er vor drei Jahren ge
heirathet hatte, in anscheinend sehr
glücklicher Eh-. Bot einigen Tagen
aber machte er die Entdeckung, daß
seine Frau zu dein jungen Alex Bradn
m tenerlaubten vertraulichen Beziehun
en stand, nnd er schalt sie wegen ihrer
ene unaufhörlich In einer der
lepten Nächte tränkte sie das« Bett, in
welche-n ihr Mann nnd ihr kleines Kind
schliefen, mit Kohlenöh steckte es in
Brand nnd verließ das hand. Bald
tvar das aus ganz und gar in Flam
inen einge üllt und Nachbarn sammelten
sieh bei der Brandstätte, darunter befand
sich auch Alex Brady. Nach ein paar
Augenblicken ging er mit Frau Maxwell
fort. Unterwegs wurden sie von einein
bösen Ballen angegriffen, welcher der
Frau den Unterlib anssehlitzte und sie
spießte, so daß si einige Stunden später
starb. Aas dein Sterbehett bekannte sie
sieh zu der grausigen Mordthat.
Unter der Veschnldignng, Barbur er
worbet zu hat-end girrt-en in M a r i
nette Henry un ones zum Procei
an dein in dieser Woche beginnenden
Terrain des Krrisgerichis verwiesen.
..-.-..—.. -,...—. «
Jn Ozart County, Mo, geriethen
John Crnwiord und Nat Aldrich in
Streit, der mit einer Schießeiei endete,
wobei Aldrich erschaffen wurde. Sein
Sohn Joe Aldrich fofgte Crawford in
seine Wohnung und in einem Kampfe
daselbst gelang ee ihm, den Mörder sei
nes Vaters durch einen Schuß in’—3 Auge
zu tödten. Joe wurde leicht verwundet
und befindet sich jetzt mit zwei Brüdern,
die seinen Theil an dem Kampfe nah
men, im Gefängniß
Die heftigen Regengüsse haben den
Instit-tin so angeschwellt, daß er bei
carlyle, Jll., mehrere Meilen
weit alles its-liegende Land über
schwemmt hat. Weiden und Wiesen iind
Mt gän lich vernichtet und die Air
Liue Be- n steht 6 Meilen von Carlyle
W Wasser. 4 oder 5000 Acker Wei
setland sind überschwemmt und fast ganz
bettete-.
ver fean sche Verein ,,L’Orphau
geis« der Stadt New York
m 24 spril in Tammcmy hell
M dertiåheige Jabitänm der
ist« eeiqnetee Weise
» W Die zeßligkeit bestand aus
WOWW Weg-e »e
wiss-Es »i
Jus Baume
der Leidenschaft
Novelle von E. L ohd e.
Dhue zu antworten, verließ sie mit
stummer Verbeugung den Saal, von
Stratford’s tbeilnehmendem Blicke ge
folgt, der sich nicht enthalten konnte zu
bemerken: »Es wäre freundlicher von
Jhnen gewesen, Manche, Sie hätten das
junge Mädchen, dessen Kunst wir eine so
angeneheme Stunde verdanken, nicht fort
geschickt. Das Wetter hat sich inzwischen
aufgeklärt, Sie hätten sie immerhin an
unserem Spaziergangetheilnehmen lassen
können, der nach dem regserischen Tage
für Jeden ein Bedarfnisz sein muß.«
Blanche erwiderte nichts in ihren
Zügen aber malte sich ein mühsam ver
haltener Unmuth. Auch Stratford war
kverstimmt, so daß. als man jetzt auf
brach, der Spaziergang von beiden Sei
kten ziemlich einsilbig angetreten wurde.
! Um io lebhafter war die Unterhaltung
Fdes voranschreitenden Paar-es.
i Sernow glaubte vorhin schon eine aus
ifallende Verstörtheit auf Fridckg Zügen
sgelesen zu haben, und fragte nun nach
idem Grunde derselben, Sie sah ihn mit
einem langenBlicke an, in dein das ganze
Weh ihrer Liebe zitterte.
»Was mir fehlt, Felix? Die Scheide
stunde naht, die verhängnisvolle die uns
für immer vielleicht trennen soll, und Sie
fragen noch ?«
) Er erbebte unter der Leidenschastlich
zkeit dieses Tones. Ohne zu antworten
preßte er nur die kleine Hand, die aus
seinem Arme lag, sefter an sein Herz.
»Was es denn sein ?« fragte er nach
einer Weile.
Ein Blick voll Schmerz und Leiden
schaft traf ihn.
Er verstand sie, seine Finger lösten sich
von ihrer Hand, Alles, was er mit Stratss
sord gesprochen, die Warnung des Freun
des ging durch seine Seele: das Glück,
die Ehre des geliebten Weibes stand aus
dem Spiele, lag in seiner Hand; er»
mußte start sein« stark auch siir sie. ;
»Eines bleibt uns, Frida,« bob er!
nach einer Weile tnit gepreßter Stimmei
von Neuem an. Eines, was Niemand
uns nehmen kann: die Erinnerung an
schön verlebte unvergeßliche Stunden.«
»Und gerade die Erinnerung macht
doppelt fühlbar, wag man entbehren
muß.« ·
»Sie kehren in ein Heim zurück,
Frida,« versuchte er sie zu trösten, »das
die Liebe holder Kinder Ihnen verschönt,
während ich in ein einsames Haus
komme, in dein leine vertraute Seele
mich begrüßen wird, es seien denn die
Schatten geliebter Verstorbenen die
schon seit Jahren meine einzige Gesell
schaft sind—«
»Beneidenstverther!« brach sie in hes
tiger Erregung aus. »Mit geliebten
Schatten zu verkehren, welch’ ein glück
liches Lbos gegen die trau-. ige Nothtvens
oigteit, aus der Schwelle seines Hauses
in dein Gefährten seines Leben den stem
den, ungeachteten Gatten begrüßen zu
müssen.
Sei-now ergriss tnit leidenschaftlicheni
Flehen ihre Hände.
»Sprechen Sie nicht so trostlos, Frida,
ich kann, kann das nicht hören. Wenn
;Sie wüßten, wenn Sie ahnen könnten,
»was es mich kostet, so zu» Ihnen zn
spreche-, um ich spreche- Ich. der sein
;Leben, seine Seligkeit hingeben möchte,
Juni Sie glückiich zu machen.«
Sie schauerte bei seinen Worten u
santnien nnd schmiegte sich enger an i n.
»O. ich Weiß- ich verstehe Alles! Felix
sgädttns gibt es nur eine Erlösung, den
Er nickte. »Aber auch diesen letzten
Freund de- Menschen dürfen wir nicht
anruseu. Sie gehören dein Leben, Frida,
gehören Ihren Kindern«
Sie antwortete nicht, sondern hüllte;
sich nur sester in ihren Mantel.
,,Lassen Sie uns heimbehren!« sagte
He dann niit tonloser Stint-ne.
Stratsord,detn die heftige Münster
schüttemng, deren Beute die Liebenden
waren, nicht entging, suchte durch den
Vorschlag, eines gemeinsawen susflu es
sur den nächsten tagesåe von dein quü -
den Gedanken der bestehenden Tren
nung abzuziehen-. Man tant überein,
sntorgen nach dein Oießbach zu sahren und
!dort, unt die Beleuchtung der Fälle ntit
Bequemlichieit sehen zu tot-nea, eine
Nacht zu verweilen.
I Es war ein heiterer, aber ichwuler
IMorgen, als man das Dampischifs be
Iftieg. Die zwei Kammerzofem deren
IDicnite die Damen nicht entbehren mach
I ten saßen piaudernd auf dem Vorderdeck
Frau v. Beriow und Baron Sei-now
Iichritten eben vom Hinterdeck her, ohne
Iidrer zu achten, an ihnen vorüber, um
Iunter der Kommandobriicke wo augen
blicklich Niemand sich befand, in erregte-n
Gespräche zu stehen.
»So ift es denn wahr, nnwiderstehlich
wahr-« srngte Sei-now mit verhalte-ice
Stimme, »die Scheidestnnde naht ? Bann
erwarten Sie den Gemahl?«
»Dami? Lesen Sie selbs.« Dabei
reichte sie ihn- tnit einein seltsam sor
scheuden Ausdruck einen zerknitterten
Iris bein.
See-now entfalten ihn mit zitternder
Hand. Wie eine Ahnung kam ed über
ihn, daß sich ject eine entscheidende
Stunde seines Lebens nahte. Ein Ne
bel legte sich ihm vor die Augen, ais er
Las:
»Meine liebe Zridai
Eine Michiebsare Oesschüftssache
tust mich nach der Residenz Einmal
cui dein häusliches Zauberkreise,der
me Du seist, vix eisernen Irnmi
Mk wide tust-ve
«
1
i
noch W zu sehen nnd D
Wicht-Ist W der S die
Poe zn lasse zu fesseln I
ple- itnd den zärtlich nach
der Mütter vertan-enden Kindern zu
Jnführen Jn den ersen Tagen der
emmenden Woche hoffe ich bei Dir in
Jnterlaken zu sein. Also auf Wieder
iehen. Nimm die dahin die herzlich
sten Grüße von
Deinem Getrenen.
Sei-no faltete den Brief langsam
wieder zusammen ;
»So bald schon! kam es mit fast tin-I
hörbarer Vtimme von seinen Lippen l
»So bald schon in die Nacht, in dass
Elend « wiederholte sie.
Stumm ftarrten Beide eine Weile ins
die dunkle Flnth hinein, dann plöplicht
richtete Frida sich aus ihrer gebengtenl
Stellung empor, schaute ihm fest ian
Auge: , Felix, es ist unmöglich ich kann
es nicht! Kann nicht in das Hang mei- i
nee Gattes zurückkehren Es ist main-H
ich bin Mutter. Doch man zwang michs
an die Seite des ungeliebten Mannes-J
toeil meine Hand der Kanspreig für diel
Rettung meiner verschuldeten leichtsin
nigen Brüder, meines Vaters war.«
»O Frida, märe das nie geschehenh
Ließe sich die Vergangenheit zurück
kaufen-«
»Sie läßt sich nicht zurückkauiem Aber
ich habe ein Recht, mich daran zu erin
nern, daß man meiner unersahrenen
Jugend Gewalt angethan hat, dasz ich,
bevor ich Mutter wurde, eine Seele
hatte, die man gewissenlos tödtete. Und
mehr noch, ich fühle, daß ed ein Ver
brechen, eine Unmöglichkeit für mich ist,
mit der Liebe für Sie im Herzen an der
Seite des ungeliebteii Gatten weiter zu
leben, ein Verbrechen gegen ihn, der mir
vertraut, gegen mich, in der Alleg, wag
Gutes und Wahres in mir ist, sich gegen
isolch’ ein Leben der Lüge empört-«
Felix schaute zu Boden: ein heftiger
Kampf malte sich aus sei-ten Zügen.
»Frida, wag sprechen Sie ?« sagte er.
»Kann ich aus Ihre Klagen detin etwas
Anderes Antworten,als dag Eint-: »Was
Du auch beschließt-st. Geliebte meiner
Seele versiige ganz iiber mich. Mein
Leben gehört Diel«
»Es-ein« o Felix, ich nehme sie an, die
Gabe Deines Lebt-net Zieht mich mein
ganzes Sein doch zu Dir hin, nnd koste
te es meine Seligkeit, ich kann nicht an-—
derw
Und mit einem unendlich siiszen hin
gebenden Ausdruck lehnte sich ihre schone
Gestalt an die seine, einen Augenblick
ruhten die Blicke Beide-r wie verloren in
einander; dann sich besinnend trat Ser
noio einen Schritt zuriick
»Doch wie,wie? sliisterte er. »Wie
das Verhängnisz von uns abwenden ?«
»Ich überlegte es in der letzten schlaf
losen Nacht,« antwortete sie hastig in sie
berhaster Erregung »Sieh’ dorthin-«
und sie dentete mit ihrer schlankenHand
aus die gegenüber liegenden Bergrethem
»dort liegt Wiens Gegen Abend sährt
die Post von dort nach Alpnacht Wir
eilen über Luzern mit der Gotthardbahn
nach Italien. Ein berborgenes Platz
chen wird sich leicht finden, das mich
aufnimmt, bis die mir angeschmiei
deten Fesseln fallen, und ich frei bin
und vor aller Welt die Deine werden
kann.«
»Frida, lgeliebtes Weib, « sagte er,
,,welch’ ein rückender Traum! Ach, er
ist zu schön, titn wahr zu werden. «
»Nicht wenn wir den Augenblick zu
bennpen verstehen- st Du den Muth
dazu, mein Geliebter «
»Du fragst noch? Sprich, ich ge
horche, und forderst Du den Tod von
mit-b ich werde ihn gerne erdulden siir
D« !«
»Q, sprich nicht so! Nicht der Tod«
das Leben, ein glückliches-, seliges Leben
winkt unsi«
Er lächelte, doch das Lächeln war ein
trübee,ztveiselvolles. War es nicht doch
nur ein berückendes Traumbild, das sie
Beide lockte? Konnte sie denn durch den
Bruch mit Allen-, was dein Menschen
heilig und thetier ist, in Wahrhein ein
Glück gewinnen, wie Frida’s Phantasie
es sich so verführerisch tin-malte?
Andere Personen näherten sich seht,
Frida erifs den si -. des Geliebten und.
Beide schritten schweigend zurück, beut
hinterdeik zu.
Dort saß Blanche und liest sich von
dein Onkel die Ortschaften und Berg
upter nennen, die bei der Fahrt ficht
. rtniirden. Ihre Aufmerksamkeit war
indessen nur gering, und et war natür
lich, daß Stratsord’s A en mehr nnd
mehr das Antlis der be cheiden hinter
ihrer Gebieterin stehenden Marie suchten,
Ideren froh belebte Zuge das ganze Sirt
Ege- ausdrucktem das ihr die Fahrt über
W See bereitete
Ein fröhliches Jodleraiiartett von vier
frischen Schweiserdirneu begrenzte discla
tmnteitdenani In des lett lich steil
nasse-ne Weit-:- gis-i
s tutei
rohe betet mit seiner ante edehntenl
ende, seinen Mone- iind eranden
W, nnd die umIlieihiiMltirtichte
M IIM W
lass die W T
s.
Brüt Schwüle leistete über der
Natur-. in- Laut war rings zu hören,
nur des Wasserfalls Rauschen und
Brausen tönte einfchlåfernd in das Ohr
der in i ten Bin-merkt der Siefta pfle
enden "ste des viels. Nur in dem
Zimmer von Miß oben-'s war eine ver
alpustm halb ais-Mach sie brauste die
tille und Einsamkeit dieser Stunde,
meinen km Moe en von ihrem Bruder
empfangenen B zu beantworten. Er
lautete- »Hie fchuerzlich ist es wir, mei
III-Oder Frei, Dir aus Deinen Hilsgrans
VII-· MUI II Masska I
hanllenichdiesteisenach
km unWliegt noch o sernvon
mir, wie im Insange ja vi eicht noch
sernerz denn zwischen »mich und meine
Hoffnungen ist ein neues inderniss in»
der Gestalt einer kleinen h enden Gesell-:
schasterin getreten, die herzlich undedeuss
tend, dennoch Onkel Reginald’s regees
Interesse zu erregen scheint. O, guter
Fred, daß ich DirNe gestehen muß, trotzs
aller Mühe, aller aufgewandten Lied
den-würdigtest finde ich nicht veus
Schlüsselzu dem Herzen dieses Man-s
nee, der meinem Fühlen und Denkens
völlig fremd ist« Wir verstehen uns
nicht, und ob wir uns jemals verstehen;
werden, das ist zweifelhaft, so langej
wir in dieser deutschen Gesellschaft uns-»
befinden, in der diese-Z sentimentalens
Latone-, dessen romantische Liedern-l
schickte sich hier vor unseren Augen im l
mer zweifelhafter entwickelt und alle Gels
danlen des thenren Freundes Reginadl
völlig einnimmt. Doch sitrchte nichte,
noch bin ich nicht besiegt, nnd da leider
all· unsere Hoffnungen aus die letzte
Karte gesetzt sind, werde ich mit allen
mir erreichbare-n Wasan fortfahren, um
die Gunst dee spröden Onkelg zu wer
ben. Vielleicht wäre es einfacher, ich
enthüllte ihm unsere Lage und appellirte
an seine Hilfe, auch ohne ein näherte
Recht an ihn zu haben, als das der Ver
wandten--vielleicht! Doch das bleibt
uns ja ale letzter Versuch immer nach.
Vorläufig denke ich noch andere Mittel
zu Hilfe nehmen zu können. Für heute
lebe wohl, tröste die Mutter und hade
Geduld!«
Nun überlas sie noch einmal das Ge
schriebene, und saltete den Brief dann
langsam zusammen. War sie in ihrem
Innern in Wahrheit so ruhi , wie man
dem Ton dieses Briesei na schließen
konnte? Kannte sie doch nur zu genau
die üble Lage des großen Handlungs
hauseg, dem ihr Bruder vorstand! Ihr
Vater hatte es verstanden, die Spekula
tion im höchsten Maßstabe zu betreiben
und sein Vermögen von Jahr zu Jahr zu
vergrößern, obwohl die Fundamente zu
dem Gebäudeseineg Reichthuntd nicht aus
solidem Grunde standen. Als aber der
Tod ihn mitten aus der Arbeit gerissen
und seinem einzigen hinterlassenenZohne,
einem in Luxus erzogenen Lebemann,die
Ausgabe zusiel, den von seinem Vater
ausgerichteten Bau weiter zu fordern und
zu beseitigen, da fingen die Stiinen des.
selben bedenklich zu schwanken an, und
das reiche Handelghaue stand nach weni
gen Jahren schon am Rande dei- Nuing.
Nur ein bedeutendes Zufluß von Kapital
lonnte den Fall noch aushalten. Wie
aber dieses Kapital herbeischaffen? Der
Gedanle, durch eine Geldheirath sich zu
helfen lag nahe, da Frederic sowohl wie
Manche bisher sich noch zum Eingehen
einer Ehe nichthatten entschließen können.
Jeyt fielen der Mutter Gedanken aus
Neginald Stratsord, ihren reichen Vetter,
als Gatten sür Manche. Blanche sand
sich nicht ungern bereit, unter dem Vot
wande einer Studienreise den csnlel
selbst auszusuchen, um den dem Vater
lande entflohenen Vogel einzusangen.
Brachte ihr diese Reise doch zugleich Ab
wechslung in das unter dein Drucktoachi
sender geheimer Sorge immer unbehag
licher werdende Leben daheim. Daß sie
ihre Absichten erreichen würde, daran
hatte sie laum gezweifelt. Die derwöhnte
Schönheit dachte nur die Hand aus
strecken zu dürsen, um dieselbe voll freu
digem Entzücken ergrissea zu sehen. Vrch
schon nach ihrer ersten Begegnung mit
Stratsord begriff sie, daß dieser Mann
allein durch ihre Schönheit nicht zu ge
winnen sei.
ilber endlich auch dieses Ziel zu er
reichet-, schien ihr nicht quåi schwer vie
Marie Feldheim, die wider Willen ange
nommene esellschasterin, zum neuen
Stein des nstoßes site ihre Wünsche
wurde. Diese Nebenbuhlerin in der
Gunst des Oheims aus eine schickliche
Weise und sobald als möglich zu entsee
nen, darüber grübelte sie seht, als sie
nach beendetern Schreiben in den Lehn
stuhl zurücksinlend ihren Gedanken ich
hingab·
Zur selben Zeit stieg Stratsord nach
kurzer Mittagsruhe den längs des Was
sersalled in bequemen Windungen aus
wärts sührendes Weg hinaus. Trau
merisch schaute er von derben Fall über
spannenden Brücke aus das Spiel der
Sonnenstrahlen, die in dein zu Atome-n
sich aufldsaiden Elemente zahllose Regen
bogen formten. Aus dein Farbenspiele
des Wassers laudte er die Augen des
jungen Mit s sich entgegen lachen zu
sehen, in deren llaie Tieseersich so gerne
oersenlte. Von sreundlichen Bildern
nmschtoebt, setzte er seinen Weg sort zu
einer der« oberen Dante-» plus dieserl
weilte gleich ihm ein Einsamke, der
regungslos in die stürzendeii Wasser
schaute. »Sernow!« ries er überraschi,!
dem Freunde entgegentretend, doch er .
schrecken hielt er inne, als er in des nun
Ausschauenden bleiche, seltsain erregte
Züge sali
»Mein Himmel, Sei-now? Was ist
Ihnen? Sie schauen sa ans, als wenn
die Geister der Tiefe zu Ihnen hinausge
stiegen mai-ein«
Sei-now schreit sichtlich zusammen bei
dieser Unrede5 doch er saßte sich bald
iiiid suchte einen scherhasien Ton anzu
schIIFM — . . . .
» nd wenn ich nun wirklich die Gei
ster der Tiese an etiisen hätte? Leider
lassen auch die Gei er den Menschen ohne
Anton aus seine Fra eiil«
»Ich für mein The l,« sagte Strac
sord, »Wie alle Fragen an das Schick
sal übwlaupt file nüßiq. Man handle
stach M und Gewissen nnd til-erlasse
»das Inder- der VW.«
I Die ist is vi- cavnime umk
li M«« lachte See-ot- etwas ge
iW »
wer sich Indesse- Jsdet es idem hat-«
warf Stratsord ernst ein.
Sei-now warf einen A endlick einen
etwas forschend scheuen lick aus den
Freund, der seinen Arm ergriff und mit
ihm den Rückwe einschlag.
Eine Weile f ritten Beide schweigend
nebeneinander her; dann plötzlich blieb
Sei-now stehen, und sich zu Stratford
wendend, faßte er dessen Hand und preßte
sie heftig in der seinen.
»Ur-i Eines bitte ich Sie, Stratsordi
Wie es auch lonimen möge: beut-theilen
Sie mein Thau nie nach dem äußeren
Schein, wie ungiinstig derselbe auch sein
mag, sondern seien Sie überzeugt, daß
eine unabweisliche Nothweudigleit allein,
eine Rücksicht nicht auf mein, sondern
auf das Glück eines anderen, niir um
vieles theurereu Wesens dasselbe lenkte«
Mit steigendem Erschrecken schaute
Strutford ihn an : »Ungliicklicher Freund,
was haben Sie vor? Jetzt sagen Sie
mir Alles!«
»Achten Sie ein Geheintnisz, das
nicht das meine is ,« entgegnete Senow
ernst·
»Wiirde ich sonst vor dein Freund
schweigen? Die Zeit wird kommen, wo
Sie Alles erfahren, wo ich offen Ihre
Freundschaft um Rath und ilfe antu
fen werde, bis dahin, bitte i Sie, Ge
duld zu haben.«
Noch ehe Stratsord etwas zu erwidern
vermochte, hatte Sernow seine Hand los
gelassen und eilte dem durch die Bäume
des Gartens schon sichtbaren Hause zu.
Das Herz voll ahnungsvollem Bangen
foi te ihm der Freund.
an hatte für den Nachmittag einen
gemeinsamen Spaziergang nach einein
nicht zu fernen Aussichtstempel geplant,
als aber die festgesetzte Stunde schlug,
fanden nur Stratford und Mifz Noberte
sich an dem verabredeten Zusammen
tunfteorte vor dem Hotel ein. Marie,
die Blanche dieses Mal zur Begleitung
aufgefordert, glaubte indessen mehr den
Wünichen ihrer Gebieterin zu ensprechen,
wenn fie,eine nöthige Arbeit vorschiihend,
zurückblieb, und Stratford, der bei ihrer
Weigerung zugegen gewesen, hatte seiner
seits keine Einwendung gemacht, weil er
den feinen Takt des Mädchens iin Jn
nern niir billigen lonnte. Marie zu sin
den hatte cr also iiicht erwartet: doch
überraschte ea ihn aufs Höchste, daß
Frau v. Berlow und Sernoiv fehlten.
»Frau v. Berti-w laßt uns bitten, vors
aiiegeheii,« beruhigte ihn Blasichr.
»Frau Enden, ihre Kaininerfrau, brachte
mir die Botschaft.«
»Aber Sernow ?« wars Stratford noch
immer zögernd ein.
»Baron Sernow ?« lächelte Manche
ein wenig spöttisch. »Bester Onkel, mei
nen Sie wirklich, er werde Frau v.
Berlow allein gehen lassen? -- Sie
wissen doch, die Beiden sind unzer
trennlich.«
Vielleicht wäre es doch besser, auch
wir warteten noch, Blanche, der Himmel
sieht außerdem so drohend aus, dass ein
Gewitter zu fürchten ift.«
»Beste mehr Grund, daß wir unt be
eilen,« ineinte Manche
Der Portier d.s Hotelö, der das
Zögern der Fremden beobachtet hatte,
trat jetzt näher-.
G»Die Herrschaften können getrost noch
einen Spaziergang unternehmen,« sagte
er, »ich kenne das Wetter hier; einSiiind
chen dauert es wohl noch bio zum Anas
bruch, wenn es überhaupt heran-sammt
Ost auch vertheilt ein plöplich sich auf
machender Wind das Gewölk wieder
gänzlich.«
»Gut denn,« wandte sich Stratford,
nachdem er dein freundlichen Manne
dankend zugenickt, zu Manche, die be
reits ungeduldig eini e Schritte vor
wärts gemacht hatte, »Ja mag ed gewagt
WM «
Ziemlich schweigsain schritten Beide
aus dein sanft aufwärts steigenden, Juni
Theil durch üppigen Waldwuchs führen
den We dahin. Höher hinauf lichteten
sich die Saume, bis lie endlich auf einem
Plateau gänzlich aufhörten· Die Bank,
die dort auf halbem Weg zu dein Papil
lon alsbtuhepnnlt für die hinaufsteigen
den angebracht war, gewährte einen
ziemlich weitreichenden Blick über den
zurückgelegten Weg. Stratfard spähte
hinab, doch war Niemand zu sehen.
Manche, die Unruhe Sttratford’s be
merkend, fragte nicht ohne einen Avslug
von Sartabmus: »Was fürchten Sie,
Onkel Reginaldk Sind Sie etwa zum
bitter Ihr-ei Freundes gesenkt Ich
glaube, er danlt Jhiien Ihre Sorge gar
zu wenig-«
»Da mögen Sie Recht halten« Manche
und doch halte ich es iiir eine Pflicht. di
tnir die Menschenliebe wie die Freund
schaft in gleicher Weise auferlegen, itber
idn zu wachen-«
Manche konnte ein spöttisches Lache-in
nicht unterdrücken Ohne dasselbe zu de
achten. feste Stratsord seinen Weg for-.
Endlich war der aus schrossee Felsspitze
hart am See empotragende kleine Rund
tempel erreicht, staunend nnd bewundernd
stand Siratsord vor dem weiten Pano
Jratua, due sich vor seinen Blicken aus
Ibreitete Weit über den snmmgdgrünen
kSee schweiste sein Blick die zu den Brim
fzer höhen mit den zahlreichen zerstreut
.an den Abhängen liegenden Häusern und
ider Bergstadt Brienz, die, wie an den
Felsen gefleht, einem Vogelneste gleicht,
so wins und klein erscheint sie gegen die
wilde röße ihrer Umgebung Doch
inuch wenigen Minuten schon wandte er
sich mit, neu aufsteigender Sorge wieder
seiner Beqleiterin zu, die gleich ihm still
schweinend in die Landschast schaute.
»Lassen Sie uns sosoet wieder ans
IW,« feste er, aus den Himmel deu
ten, til-r den jage-de Wollen hie-siegen
»Das Gewitter lanimt nnn M « «
nnd ist näher als wir glaubte-As «
kin Windstoß sichr, seine M
stati end, über den See
We en weiß anfschäumend an bes- «
der Felsen sich brachen, während in ·
Ferne das Rollen des Donners
wurde. Beschleunigten Schrittes
man abwärts. Immer heftigerhs
der Sturm, Laub nnd Aeste von
Zweigen der Bäume schüttelnd, in ,
die Vögel änglich flatternd ihre R ,
suchten. Näher schon grollte der Denn-g
Btitze zuckten herab, die büsiere LCM
schast fiir Momente mit grellent L«
eiiiittend; aber noch war kein Dies «
tropien gefallen, als Blanche anfathm
ani Arme Stratsord’s das BestibuLdk
Hotets betrat.
) Dort stand Frau Enden, die alte D
Hierin Frau v. Person« mit ängstli
HBlicken den Ankommcnden entg
;sehend. R
. »Die anadige Fran ist nicht mit
»nen?« fragte sie angstvoll »Sie
Hinit dein Herrn Baron fortgegangen,
iJhnen zu solgen.«
»Was-wird es sein ?« slüsterte Bla
Hin englischer Sprache Stratsord zu, ,
;Abenteuer, wie Aeneas und Dido es be
Monden-«
T Um StratfordisMund zuckte es bitter-,
J »Auch in solchen Augenblicken nnr Spott
Hund Ironie !« dachte er, und die Kam
Jtnerfrau noch näher zu sich mittlern-«
-sragte er leise: » aben Sie kein
Ahnung, wo die Herrschaften verweil
Könnens-«
Sie schüttelte den teon und brach nie
Schluchzen aus« »Das fskzitnmer der
gnädigen Frau ist verschlo en, und der
.Dberlellner sagt, er habe den
Ineni Knaben, der ihr Gepack trug,z
Baron mit der gnädigen Frauä un «
See heruntergehen«sehen.«
»Zum See ?«
Stratford verfärbte sich unwillkürlich«
Hastig winkte er dem Portier herbei.
Eine Ahnung stieg in ihrn auf. (
«Ging ein Dampffchiff vor Kurzem
von hier ab?«
Der Poriier verneinte das.
»Die Herrschaften werden einen Noli-z
genommen haben, unt wie sie bea (
sichtigten, nach Brienz hinüber zu fah
ren.«
»Noch Vrienz?« fuhr Stratford aus
«und in einem Kahne «bei solchem Un
itietter!«
»Die Schiffer unten sind ziemlich
sicher.«
Stratford erwiderte nichts; er fürch
tete nicht fiir dass Leben des Freundes,
sondein fiir Zdie Ehre, fiir das Glück
zweier Menschen, die in einem Augen
blick der Leidenschaft das Alles mit toll
liibnem Muthe ureisgabem
Draußen fing während dessen das
Wetter mit peitschendem Hagel u. Regen
sich zu entladen an, Blitz auf Blitz zuste,
und grollend fuhr der Donner mit tiefem
Widerhall über die Berge hin; alle Ele
mente schienen entfesselt zu sein und führ
ten vereint einen wildenNeigen auf. Da
wurde eine Thus im oberen Stock heftig
ausgerissen und der Wirth des otels
1tam mit verstorten Zügen die repp
;herabgeeilt.
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»Sogleich Leute zum See hinunterl«
lrief er schon von oben her· »Ein Boot
mit mehreren Personen ist in Gesicht
Jch beobachtete es eben durch mein-s
Fernrohr. Der Wirbelwind treibt es
rückmärts.«
Stratford hatte einen Moment wie
erstarrt der heftigen Rede des Wirthes
gehorcht. Dann trat er rasch entschsssks
aus denselben zu.
»Es sind Freunde von mir, die inco
fahr schweben. Ich werde niich den
Leuten, die Sie hinunter-schicken an
s schließen
Während der Wirth und Stratford die
Leute zur Eile antrieben, scheulelce der
Rachen tnit Felix und Frida aus dein
sturmgepeitichten See; der Schiffer, ein
robuster Mann, kämpfte mit Anstrengung
all’ seiner Kraft gegen den mächtigen
Wogenschtoalt, Felix lenkte das Steuer-,
während Frida den Regentnantel dicht
unt sich gefchlun en, die Kapuze. dessel
ben bitt halb in as Gesteh gez en, ihm
gegenüber fass, dao bleiche, oon ein Re
slen überfluthete Antlip ilun mit einein
usdruck Alles vergessender Liebe zu e
lehrt, als fühlte sie nichts von der Un s
haglichleit und Gefahr ihrer augenblick
lichen Lage.
I »Hei-ex rief der-Schiffer jetzt, ,,lenlen
"Sie um; wir kommen nicht hinüber,
n»nd können allen Heiligen danken, wenn
wir noch heil wieder zurück an’s User
! gelangen.«
Frida inhr ans, sie faßte tramvshast
die Hand dee Geliebten.
i »Nicht zurück, aus Bamherztgkeit,
s unt unserer Liebe millen, nicht zurück,
Felix!«
»denn-n Sie um, herr, oder wir sind
» Alle dei- Todes!« schrie der Schiffer
wieder.
Noch fester hing sich Frida an des Ge
liebten Arm, ihr Auge leuchtete durch die
diimnterige Helle im Schein der nieder
zuetenden Blitze ihm mit unheimliche-n
Glanze entgegen.
»Wenn es nicht möglich Ist, zusammen
»in leben, so laß uns zusammen sterben,
Felix!«
»Das wäre Frevel, Frida l«
Mit gewaltsamerslnstrengnn wandte
er das Steuer; Frida’ö Hand ag noch
immer ans seinem Arm.
»Sterbenl« wideeholte sie, nnd ein
irkes Lächeln flog über ihre bleichen Lip
pen. »O, es witre Gnade, Seligkeit,
sterben mit Die-«
gest W
«In P a rk c it h, Utah, wurde Fräu
lein Oraee Finqu von ihrem Onkel
Trottman ersMen,tvorans lesterer sich
selbst das Lebt-» nah-.