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About Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893 | View Entire Issue (April 29, 1892)
Im Banne der Leidenschaft Novellevon Clarissa Lohde. l Aus dem Balkon eines der großen otels in Jnterlalen befanden sich drei ersonen beimMorgenintbiß, eine Dame und zwei Herren. Die Dame, eine übsche Blondine mit dem unverkenn aren Tnpns der angelsächiischen Rasse, lehnte naclsliissig in dem weichen FanteuiL pvor dem ein lleiner Marmortisch mit der ühstiickschotolade nnd einigen zierlichen auchntensilien stand. Sie hatte sich " eben eine Cigaretke angezündet und krän selte geniächlikt ringelnde Rauchtvöllchen Hin die Luft. Auch die beiden Herren ) tauchten ihre Morgeneigarren. Der Aeltere, von kräftiger, stattlicher Gestalt, zeigte sich in Gesichtsschnitt nnd , Haltung als Landsmann der Dame, der Andere, hochgewachsen, schlank, offenbarte den Deutschen, nnd zwar den deutschen Nristoiraten Ein iöstlicherJnlimorgen umgab mit tieiblanetn Aether die herrliche Gebirgskette Blendend in ihrem weißen Schneeinantel strahlte die Jungfrau her über, eine Königin der Alpen inmitten ihrer Vasallen. I Die Stille wurde endlich durch die in englischer Sprache von der Dame ge machte spöttische Bemerkung unterbro chen: »Ich möchte wohl wissen, welches Räthsele Lösung Baron Sernow heute auf den Schneefeldern su ht !« .,Die Deutschen sind enthusiastische Naturen, Manche, lassen Sie ihn träu men!« kam der Auterikaner seinem Freunde u Hilfe. s »Sie sollten im Gegentheil, wenn Sie in Wahrheit Baron "Serttow’s Freund sind, Onkel Reginald, ihn zu unserer praktischeren Weise .:u bekehren suchen.« »Wenn nun aber Stratford selbst durchaus nicht so praktisch wäre, als Sie voraussehen,Miß Roberte?«« ver , setzte Baron Sernow mit einem seinen - ächeln, das ihm ungemeia gut stand. Hist er doch ein Freund der Deutschen, und hatald solcher gleichfalls feine ro mantischen Neigungen.« «Wirklich?« Blanche richtete ihre schönen blauen Augen fragend auf den Onkel. »Warum soll ich’s leugnen,« bestätigte dieser, »daß mir die deutsche Art beson ders sympathisch ist. Hätte ich Ihnen sonst wohl eine deutsche Gesellschafterin empfohlen, Blauche?« »Auf den Rath Baron Sernotu’e! Uebrigens bleibt es sich ja auch völlig gleich, welcher Nationalität die Dante angehört, welche die europäische Sitte mir als Begleiterin aufzwingt.« »Die aber, warf jetzt Baron Serttotv neckend ein, viel zu jung sein durfte, um den Anforderungen deutscher Sitte in Wahrheit zu genügen. Sie protestirten indessen so energisch gegen eine Dante gesepten Alters-« »Weil mir häßliche nnd runzeligeGe sichter in meiner nächsten Umgebung uu erträglich sind,« unterbrach ihn Manche »Und wozu denn auch alt? Bedarf ich etwa eines Schutzes, ich eine freie anteri Ianische Bürgerin, die überdies- noch den Vorzug genießt, ihren Onkel zur Seite zu haben ?« »Der indessen nach Seniole An licht,« scherzte Stratsord, »zu Jhreni Beschützer auch noch nicht alt und grau genug ist.« »Ah,« spottete Blanche, »die deutschen Männer niiissenalso erst graue Haare haben, ehe eine Dante sich ihrem Schutze ohne Scheu anvertrauen darf? Bei und ist das andere-; wir trauen auch unseren jungen Männern Besseres zu!« Sernow lächelte: »Ich weiß, Sie stellen die Männer Jhrer Nation weit über uns andere Sterbliche, die nicht des Glückes sich rühmen können, auf ameri tanischem Boden geboren zu sein.« ,,Freilich, warum sollte ich es leug nen ?« »Da hören Sie-E Stratford,« wand te Sernow sich nicht ohne leisen Spott zu diesem, «wiebeneidenöwerth sind Sie, schon allein Jhrer Nationalität wegen den Sieg über alle anderen Verderber unt Ihrer schönen Nichte Gunst davon zutragen——« »gute Guns ,« wars Stratford ein, die i indessen nur halb verdiene, da ich. wie Manche sa weiß, von mütter licht-r Seite deutsche-is Blut in meinen Adern habe und überdem im Begriffe bin, deutscher Unterthan zu werden«-J Die junge Dame vermochte ihre pein liche Ueberraschung nicht zu verbergen. »Sie, Onkel Reginald, deutscher Un tertban ?« v ,,Mik Jhrer Erlaubniß, ja; ith bin im Begriff, Befiher einer Villn in Baden Baden zu werden, nnd will dort meinen bleibenden Wohnsitz auffchlageii.« Manche biß sich ans die Lippe-« sie toar durch das Gehorte offenbar hochst unangenehm berührt. Sie erhob sich nach kurzer Pause und bemerkte leichthin. »Ich glaube wirklich, es ist die höchste Zeit für mich, Toilette zu machen. Die Gefellfchafterin trifft ja wohl mit dein Zuge gegen zwölf Uhr hier ein, und es könnte den Respekt der Deutschen - sie betonte das etwas spöttisch- »vor mir beeinträchtigen, wenn fie ii so vorgerück ter Stunde mich noch im Neglige an träfe.« Damit zog fie sich mit grnziip fer Hanbbewegung gegen die Herren zurlich deren Blicke ihr folgten. »Ja Wahrheit, ein schönes Geschöpr bemerkte Baron Serapio, als die Thüre dee Salons sich hinter ihrer schlanken Gestalt geschlossen hatte. »Ein Bill-, das man gern betrachtet, doch aus der Ferne, wo die kleinen na tionalen Unarten sich nicht bemerkbar machen-« fügte Stratsord hinzu. »Sie sind bitter in Jhreni Urtheil, lieber Stratsord, und-lassen Sie es mich aussprechen-undankbar! Die jun ge Dame zeigt eine besondere Zuneigung für Sie!« · »Weil ich ein Mann ihrer Nationali tät bin, das ist Alles!« »Eine liebenswürdige Neckerei, unter der sich, wie ich glaube, ein ernsteres Ge fühl verbirgt.« »Glauben Sie doch das nicht Ser nowk Eine Ainerilanerin ist viel zu pral tiich, um zu lieben.« »Aber doch nicht zu praltisch,uni ger ne heirathen zu wollen?« »Das freilichnichn nnd wenn Sie meinen, Blanche wünsche mich zu hei rathen, so gebe ich das gerne zu, ja iclI bin überzeugt, man hat sie zu dem Zweck hergeschickt, sich hier einen Leben-z gefährten zu suchen. Man scheint esz in New York vergessen zn haben, daß ich kein Mann bin, auf den sich spekuliren läßt«-« »Daß Sie ein Mann sind,« fiel Ser now ein, »der nach wärmeren Gefühlen verlangt, als die sehr verständige junge Dame zu besitzen scheint.« Stratford nickte. »Und außerdem, welch’ eine Erfah rung mußte ich gerade auf amerikani schem Boden machen! Als Jüngling von einigen zwanzig Jahren verliebte und verlobte ich mich mit einem schönen, und wie ich glaubte, in heißer Liebe für mich entbrannten Mädchen. Aber der Zufall wollte, daß, ehe wir dazu kamen, unser Ehebiindniß zu schließen, einer der reich steii Männer New Yorls sie kennen und lieben lernte. Der Macht seines Reich thums gewiß, warb er um sie; meine Braut schrieb mir darauf eines Tages einen höflichen Absagebrief, und einen Monat später wurde sie die Gattin des Millionärs. Daß ich jetzt gegen schöne Frauenaugen, die einer Dame meiner Nation angehören, gewappnet bin, das ist wohl selbstverständlich« Sernow, dessen Blick sich unruhig in die sonnenbeschienenen Boskets des Gar tens vertiest hatte, nickte dem Freunde zerstreut zu, stand dann aus und griff mit auffallender Hast nach seinem Hirte. »Ein andermal mehr über dieses Thema, Stratford. Für jetzt entschuldi— gen Sie mich t« Auch Stratford sah jetzt aufmerksamer in den Garten hinab nnd bemerkte dort eine schlanke Frauengestalt, die langsam der Auegangspsorte zuschritt. »Ah, Sie wollen Frau v. Berloiv auf suchen ?« sagte er mit einein raschen Blick auf den Freund, der unter demselben er röthete. »Ja. Sie wissen, ich begleite Frau v. Berkow zuweilen auf ihren ein samen Spaziergäiigen, Sie erwartet mich-- « Stratford war sehr ernst geworden, er legte seine Hand aus Seriiotv’s Schulter und sah ihm mit sorgenvollen Blicken in das bleiche, erregte Antlitz. »Mein armer, theurer Freund, beden ken Sie auch recht, welche Gefahr für Sie in diesem haiifigen Verkehr mit der schönen, tingliicklichen, einst von Ihnen geliebten Frau liegt? Seien Sie vor sichtig, spielen Sie nicht mit dein Feuer, in dessen Flammen Ihr Glück, die Ehre einer geachteteii, von Jhnen verehrten Dame verzehrt, siir immer vernichtet werden könnte!« Sernow schaute mit verztveifelteni Ausblick dem Freunde in’e Auge nnd ees kam wie in bangen Stöhnen iiber seine Lippen: »Zusviit, Freund, Zu spät für meine, für Jhre Ruhe! Ein Zufall führte uns zusammen; doch was sage ich Zu fall? Das Geschick, welches vielleicht das Unglück unseres Lebens besiegelt, gegen das nian aber nichts vermag, das man erfüllen muß auch gegen seinen Willen-« Stratford war sehr bleich geworden; heftig preßte er den Arm des Freundes. »Die Leidenschaft spricht aus Jhnen, Sernow, nicht die klare starke Vernunft. Geben Sie dem schwächeren Weibe das Beispiel uiierschütterten Muthes, fester Selbstbeherrschung, und bewahren Sie sich und ihr das Gut, das dem Menschen das Höchste fein soll, und das ihm selbst die yeiszefte Leidenschaft nicht entreißen darf; das Gut eines reinen Bewußtseins, eines ruhigen Gewissens-R »Jet- verstehe Sie, Stratford, verstehe ganz Ihre gute Meinung. Auch wissen wir Beide sehr wohl, daß es unsere Pflicht ist, zu entsagen. Aber wie wir das ertragen werden, ertragen können, das geht doch vielleicht über unsere Kraft.« Und ohne Stratford Zeit zu einer nochmaligen Erwideriing zu lassen, preßte er nur dessen Hand und eilte hin aus. s D s Aufs Heftiafte erregt, durchnmfz Ser now eine dunkle, an den Garten deo Hotele ftofzende Allee, ehe er den Pro inenadenweg einschlag, den die Dame vorhin genommen hatte. Dunkle Wol len lagerten auf seiner Stirne, seine Lippen znclten in Bitterkeit und Schmerz, Er grollte mit sich, mit seiner Schwach heit, mehr aber noch grollte er dem Ge schicke, das ihn einst grausam von der Geliebten gerissen hatte-, unt ihn nach Jahren der Trennung, nachdem die Wunde fast geheilt, nun wieder mit ihr zuiantmenznfiihrem zu ihrem, zu seinem Verhangntßl Felix v. Sernow und Frida v. Wall witz waren Jugendgespielen gewesen. Sernow’s Vater, damals Oberst und Kommandeur des Regiments, in dem Herr v. WAin der Vater Frida’s, den Rang eines Majors bekleidete, hatte mit innerer Freude den innigen Verkehr seineseinzigen Sohnes mit des Kame raden lieblicher Tochter gesehen, denn der alte herr hielt es im Jnnern für eine ganz abgemachte Sache, daß die zusam men aufgewachsenen Kinder einst ein Paar werden würden. Doch der brave Oberst hatte die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Herr v. Wallwitz, ein Streber und Lebemann, außerdem noch Vater von zwei lebensluftigen Offizies ren, hegte ehrgeizigere Pläne für feine schöne Tochter, als eine Verbindung mit dem noch auf der Universität befindli chen Jugendsreunde derselben, dessen Vermögensverhältnisse damals durchaus keine glänzende waren. So geschah denn das Ueberraschende, daß die Frida mit ihrem Vater eines Tages von einer Badereise als Verlobte zurückkehrte-, und zwar als Verlobte des ältlichen, reichenMajorathsherrn v. Ber low· Felix war schon einige Tage früher sdnrch einen Brief des Majoks v Wall witz iiberdasGescheheue unterrichtet wor den, der ihn m einen Zustand unbeschreib licher Verzweiflung versetzte. Vergeblich Iwaren des Vaters Trostlvorte und Er !mahnungen, das junge Herz verntochte7 sich nicht in das so unerwartet hereinge brochene Verhängniß zu finden. Eine heftige Krankheit warf ihn nieder, und als er endlich nach Monaten in sein Vaterhaus z-.rücklehrte, schien das Ver gangene aus seinem Leben ausgelöscht zu sein. Weder Major v. Wallwitz noch Frida weilten mehr in der Stadt. Er sterer hatte sich zu einem anderen Regi ment versetzen lassen, Frida aber, bereit-Z vermählt, war ihrem Gatten in die neue Heimath gefolgt. Zehn Jahre waren seitdem vergangen Felix hatte die diplomatische Carriere eingeschlagen und längere Zeit als At tache der deutschen Gesandtschaft in Wa shington geweilt, wo er auch Stratsord kennen gelernt hatte. Erst vor wenig Jahren, nach dem Tode seines Vaters und Oheims zur Erbschaft großer Be sitzungen iit Schlesieu gelangt, war er nach Deutschland und zwar in Beglei tung seines neugeivonnenen Freundes zurückgekehrt Stratford war seitdem ein häufiger Gast bei Sernow gewesen, und in jedem Sommer unternahtnen die Freunde einen gemeinsamen Aus-sing in’s Gebirge, um beim Wandern durch die schöne Alpen tvelt Gemiith und Herz zu erfrischen. Diesegtnal war Juterlalen zum festen Aufenthalt gewählt worden, weil Strats sord von seinerCousine, der verivittweten Mrs. Roberts in Nein York, gebeten worden war, ihre Tochter, die wissen schaftlicher Studien wegen nach Europa reisen wolle, während ihres Aufenthalte-T daselbst unter seinen Schutz zu nehmen. Obwohl die Freiheit der Freunde da durch stark beschränkt wurde, fügten sie sich doch gertt in diesen Zwang, da das schone Mädchen eine recht unterhaltende Gesellschafterin war. Dennoch hatte es Stratford angemessen gefunden, um nicht nähere Konsequenzen aus diesem Zufammeusein ziehen zu lassen, eine Ge sellschafterin zu eugagiren, deren Ankunft s man noch am heutigen Vormittage er i wartete. i i Kurz nach der Ankunft der Freundes mit ihrer jungen Schutzbefohlenen in Jn: i terlaken war dort auch Frau v. Beriow,s von einem längeren Bade-Aufenthalt in? St. Moritz kommend, in Begleitung ei ner alten Dienerin eingetroffen, und hatte durch eine seltsame Fiigung in demselben Hotel Wohnung genommen. Das erste Wieder-sehen der beiden einst so grausam von einander Gerissenenwar ein tief erschütterndeg gewesen. Frau v. Vertin jung, verwöhnt, unbefriedigt in ihrer Elle mit dem älteren Manne, in dessen Eigenart sie sich nicht zu finden wußte, gab sich ohne lieberlegnng dem Reiz eines Verkehrs hin, der ihr die Jugend mit all’ ihrem versunkenen Glück, ihrer Frische und Seligkeit wieder zu rückfiihrte. War- Wunder, daß auch Serno.o wie von einem Rausche- um fangen an nichte- mehr dachte, als an die wiedergefundene Jugendgeliebte, nichts mehr begehrte, als ihr in das dunkle, schwärmerifch ihm entgegenleuchtende Auge in sehen, mit ihr in die Erinne rung an die schöne Jugendzeit sich zu versenlen, bis die Gegenwart ihren Bli cken allmählich zu entschwinden begann. Vergessen war, was sie trennte, verges sen der ernste Gemahl daheim, der ihr stets ein giitiger Gatte gewesen und ihr sein volles Vertrauen schentte, vergessen die beiden holden Töchter, die bereits sehnsüchtig der Heimtehr der Mutter harrten. Die leidenschaftliche Frau dach te, empfand nur noch Eines: die heim liche Wonne einer neu auskeinienden Liebe. die Glückseligkeit der Begegnnng tnit einem gleielustnpfindenden Herzen. Doch ach, iuie ein siiichtigerOaith schwand die fes isilnck dahin, als das erste Wort der Liebe fast unbewußt nber die Lippen drang, als Felix, die bebende Hand der ,geliebten Frau in der seinen haltend, fliisterte: »Frida, liebe, geliebte Frida!« ,,Felix, Du guter, getreuer Felix !« I Leise, kaum hörbar nnr zitterte der itllang dieser Worte in ihrem Ohr, doch ieinetn Donnerhall gleich tönte er in sBeider Herzen nach. Erbleichend lösten ssie ihre Hände nnd sie schritten schwei igend, nnt bangem Herzkloosen neben i einander hin. Dieser eine Moment hatte « ihnen im grellen Lichte gezeigt, an wel chem Abgrunde sie standen. Dennoch Itvollten und mochten sie nicht zu dem einzigen, richtigen Rettungstnittel aus jder Gefahr, die sie bedrohte, greifen, zu augenblicklicher Trennung. So fuhren sie denn fort, in unverän derter Weise mit einander zu verkehren, ein Verkehr voll unausgesprochenen Glückes und des bittersten, schmerzlich sten Leibes zugleich. Von Tag zu Tag ichob Frida. ihre Abreise hinaus, es däuchte ihr unmöglich, ihn nicht mehr zu sehen, wieder in das Dunkel ihres trost losen Lebens zurückkehren zu sollen. Und als er nun heute aus einem Seitengange hervortrat, sie mit ernstem und doch so zärtlichem Blicke grüßend, da ergoß sich die rosigste Gluth über ihre Züge, den Schimmer zartester Jugendblüthe auf dieselben zurückrusend. « Seruow sah sie lange voll tiefer Be-J wegung an. Konnte, durfte er diesen kurzen Moment des Glückes ihr durch dies Erinnerung an das verkürzen, was un-! abänderlich vor ihnen stand: ein ScheH den für immer? War-das Schwäche von; ihm? -—— Nun wohl, wer konnte diesems Blicke, diesem süßen Ausdruck der Freude I gegenüber noch die grausame Nothwen digkeit ini Auge behalten ? Nein, diesen kurzen, letzten Schimmer eines Glückes-: noch zu genießen, so lange das Schicksali es vergönnte, das durfte ihm Niemand verwehren So scheuchte er denn die! Wolken von feiner Stirne-, zog die darge-! botene.sdaii"s:c Fridag an seine Lippen undi schritt lächelnd an ihrer Seite hin, wies ein Glücklicher, der sich ganz der WonneT des Augenblicks ikingieve ( 2. Von der Bahnstation rollte der Hotel wagen mit den neu angekommenen Gästen seinem Ziele zu, unter denen sichs auch die engagirte Gesellschafterin derl jungen Amerikanerin befand. ( Eis war eine zierliche Mädchengestalt; in grauem Mantel, den großen Reise-s hut auf einem schlicht frisirten Haupte,j unter dem ein Paar klare blaue Augen mit einiger Aengstltchkeit hervorschauten.» Schüchternen Fußes betrat sie das Zimmer, in dem Vlanche jetzt in voller Toilette die Neuangekommene em pfing—, »Miß Mary Feldheim?« fragte Manche, ihre grauen Augen mit kalt ptütfendem Ausdruck auf dieselbe rich ten . Die Angeredeie verneigte sich. ,Jhnen sind durch die Vermittelung der Frau v. Bertow die Bedingungen bekannt geworden, unter denen ich eine Gesellschafterin für die Dauer meines Ausenthaltes in Europa zu engagiren wünschte?« »Ja, und ich hoffe, diese Bedingungen erfüllen nnd Ihre Zufriedenheit mit er werben zu tönneu, Miß Roberts,« war die mit einer sanften, wohlllingenden Stimm in gutem Englifch gegebene Antwort. »Daß Sie des Englischen mächtig sind, höre ich zu meiner Zufriedenheit. Um Uebrigen werde ich Ihre Dienste wenig gebrauchen; in der Führung eini ger Korrespondenzen, itt Ihrer Gegen wart bei etwaigen Augflügen und Pro nienaden werden Ihre ganzen Pflichten bestehen l« Bei diesen Worten drückte sie auf eine vor ihr stehende Glocke und bedeutete die eintretendeJungfer, das Fräulein auf ihr Zimmer zu geleiten. Stumm sich verneigend, folgte das junge Mädchen der mürrisch ihr voran fehreitenden Dienerin, die gleich ihrer Herrin eine besondere Antipathie gegen die Deutsche zu zeigen für gut fand, so daß Marie Feldheim sich ziemlich nieder gedrückt an das Aus-packen und Ordueu ihrer Garderobe machte. Sie benutzte dann die ihr für die Naclmiittagsstuudeu freigegebene Zeit, utu Frau v. Verkom, der sie die Stelle bei Miß Roberts verdanlte, ihren Besuch abzustattetn Ihre Taute, eine jüngere Schwester ihrer in einer lleinen Stadt Borponnnerns lebenden verwittweteu Mutter, war Erzieherin der Bertow’ schen Kinder, nnd hatte die Nichte für die Stellung bei der Amerikauerin em pfohlen. Die Dame-, obwohl etwas angegriffen auf dem Sopha ruhend, empfing das junge Mädchen mit vielem Wohlwollen. Sie plauderte ein halbes Stündchen mit Marie vertraulich über deren durch die Tante ihr bekannten Verhältnisse, ver sicherte sie ihrer Theilnahme nnd ihres Schutzes, und ermahnte sie, nicht den Muth zu verlieren, wenn auch anfangs nicht Alle-Z ihren Wünschen entsprechen sollte. tin-rührt über so viel Freundlichkeit,die in einein so coahlthuendenGegensatz gegen den von Miß Roberts ihr zu Theil ge wordenen hochmiithigen Empfang stand, kehrte Marie, nm Vieles in ihrem Her zen erleichtert, in ihr Zimmer zurück. Dort setzte sie sich sogleich an den Zihreib tiseh, unt der Mutter und Taute iiber ihre glückliche Ankunft nnd die ersten Stunden in der Fremde Nachricht zu geben. Beim Schreiben aber kam wider ihren Willen eine Wehninth über sie, ein Heimweh nach ihren Lieben, das ihr die Thranen in die Augen trieb. Unmuthig über sich selbst sprang sie aus und trat aus den Ballon hinaus-, tun sich durch den Anblick der herrlichen Natur ausr- ihrem Ttiibsinn zu erheben. Jni Garten hatte dag- stonzert schon begonnen; heitere Weisen tönten zu der Einianien hinaus. Der letzte Abend schimnier lag aus den Bergsirmen und färbte sie mit seinem Purpurschein. Welch’ ein Anblick! Vergessen war alle Sorge, die Mariens junge Brust be drückte. »Nicht wahr, hier ist ed schön, schöner als in Jhrer heimischen Mark?« Diese in sremdartigem Aeeent zwar, aber in gutem Deutsch an sie gerichtete Frage schreckte Marie aus ihrer Versun kenheit aus. Ueberrascht blickte sie sich um; sie hatte sich allein gewöhnt, jetzt erst bemerkte sie, nicht weit von ihr Mr. Stratsord in einem Lehnstuhle sitzend, seine Cigarre rauchend. Etwas verlegen durch diese unerwar tete Anrede, aber doch ohne Scheu erwi derte sie: »Unbeschreiblich schön ist ed hier, dennoch verliert die sandige Mark sür mich dadurch nichts an Werth, ist sie doch meine Heimathl« Sie lieben Ihre Heimath also sehr?« »Wie sollte ich nicht? Jst doch jede Erinnerung, Alles, was uni- thener ist aus Erden, mit dem heimischen Boden · erwachsen! Wer könnte das je ver gessen ?«. »Und dennoch, mein Fräulein, haben Sie sich ja losgerissen von den Ihren, sind allein in die Fremde gegangen !« Marie senkte langsam die Lider, sie fand nicht gleich eine Antwort. »Ah, ich kann es mir denken,« fuhr er in mildem Tone fort, »die Nothwendig keit ist es, die Sie, wie so manchen An deren, ans der Heimath getrieben hatt-« »Doch nicht so ganz!« entgegnete sie freisnüthig »Meine Mutter lebt, wenn auch in beschränkten, so doch nicht in so dürftigen Verhältnissen, daß ihre Tochter gezwungen wäre, aus dem Hause zu gehen! Es war vielmehr das Verlangen, die Welt nnd das Leben besser kennen zu lernen, als mir im engen Kreise mei ner Vaterstadt möglich, der Wunsch, meine eigene Kraft auch in fremden, schwierigeren Verhältnissen, als daheim bei der Mutter, zu erproben.« »Freilich,« meinte er, »das ist der Drang jeder jungen Menschenbrust, und doch ware es besser, man folgte ihm nicht.« Sie blickte ihn befremdet an, die Frage schwebte auf ihren Lippen: »So wäre es auch für mich besser gewesen, daheim zu bleiben, ist das die Deutung dieser Worte?« Aber sie kam nicht dazu, die selben auszusprechen, denn die Thüre des anstoßenden Salons wurde aufgestoßen und in derselben erschien Miß Roberts. »Sie hier, Fräulein Feldheim P« rief sie mit schneidendem Tadel. »Ich meinte, Sie bedürften der Ruhe, und nur des halb gab ich Jhnen den Abend frei.« Strntford drehte sich mit unwilliger Geberde nach der Sprecherin um. »Ha: Jhnen die Musik etwa die Laune verdorben, Blanche?« fragte er. Jetzt erst bemerkte sie ihn und beeilte sich, einzulenken. Ah, Onkel Reginaldt Wir zerbrachen uns den Kopf, wo Sie geblieben fein könnten. Sie versprachen doch, wieder hinunter zu kommen ?« »Es war das auch meine Absicht, der Sie indessen zuvorgekommen sind !« Marie hatte einen Moment verwirrt, nicht wissend, sollte sie gehen oder blei ben, neben ihremStuhle gestanden. Jetzt wollte sie sich schweigend zurückziehen Da sah sie Stratford mit rascher Bewegung aus sie zueilen. ,,GuteNacht, mein Fräulein-' sagte er, mit ungeniein giitiger Geberde ihr die Hand reichend. »Wenn die Fremde Sie auch etwas- eisig anmuthet, so lassen Sie sich dadurch dennoch nicht irre machen, Ihren guten Muth nicht trüben. Ihnen soll nichts Uebles geschehen, dafür getrau tire ich.« Marie dankte ihm mit feuchtschim melnden Blicke. Blanche aber, die voll innerem Zorne der sich Entferneuden nachschaute, wandte sich, da sie, der deut schen Sprache nur in geringem Maße mächtig, den Vorgang in Wahrheit nicht ganz begriffen hatte, mit einer so erstaunt fragenden Miene an ihren Onkel, dasz dieser sagte: »Ich wünschte, Blanche, daß Sie ein junges harmloser- Geschöpf, wel cheg sich vertraueusvoll in Ihre Dienste begeben hat, nicht ohne Noth kränken und verletzen« Blanche bis; sich ärgerlich anf die rosige Lippe. »Geht Ihre Vorliebe für dir-Deutschen so weit, daß sie sich auch aufeine Dienerin erstreckth ,,Ihre Gesellschafterin, Manche-, der deutsche Sitte zum Mindesten höflich zu » begegnen gebietet.« s Die Geduld der Atnerikanerin hielt . nicht länger Stand. Mit rascher Hand i bewegung winkte sie dem Onkel ein Lebe itoohl zu und eilte in ihr Zimmer, die Thüre hinter sich schließend.— — Am anderen Tage trat ungünstiges l Wetter ein, und die Badegäste des großen IHotelH suchten sich die Langweile der un freiwilligeu Gefangenschaft durch Lekttire und Musik zu vertreiben· Auch Marie, von Frau v. Verkow da zu aufgefordert sang einige Lieder, ein fache Volkgweiseth die sie aber mit einer wohlkliugeuden weichen Stimme fo ein-— fach und rührend vortrug, daß ihr von Iallen Seiten der reichste Beifall zu Theil , wurde. Stratford trat mit Anderen an I sie heran, ihr ein ehrlich getueintes Lob zu spenden. »Ich wünsche Ihnen Glück-« sagte er warm, »z« den schönen Gaben, die Jhnen die Natur verliehen hat, Sie sind eine R iinstlerin, mein Fräulein« Sie erröthete heis; unter seinem freund ilich auf ihr ruhenden Biicke nnd kehrte ,dann still Und doch innerlich ungeniein « beglückt an die Seite von Misz Robert-Z zurück, deren laltgrane Augen niit einein ! seltsam stechenden Ausdruck auf ihr ruhten. »Sie werden die Güte haben, Misz l, Marh,« wandte sie sich in ihrer hoch ) niiithigen Weise zu dieser, Jetzt ans inei iueni Zimmer oben die Briese zu schrei s ben, für die ich einige Rotizeu bereits auf smeinen Schreibtiseh gelegt habe.« s Marie wechselte bei dieser Ankun »digung unwillkürlich die Farbe. War sie doch schon Weib genug, um in der schö nenAmerikanerin die eisersüchtige Neben buhlerin zu ahnen, die ihr die Gunst des jungen Oheinis neidete. (Fortsetzung folgt.) Harriöburg, Pa» hat der Executivausschuß sür die Weltaussteb lung, einen Specialausschuß, ernannt, welcher in Chicago einen geeigneten Platz für die Ansstellung der Kohlen und Oel-Industrie des Staates sichern soll. Arabtsthe Oluteaihe. Bei den Arabern ist derjenge der An gesehenste welcher am meisten und am i besten tödtet. Man lehrt ihn die Fami . lienrache, den Stammeshaß und die Ver wünschung der Christen; hat er sein . sünfzehntes Jahr erreicht, so geschieht es, s daß eines Abends zur Vollendung seiner Erziehung, nachdem die Alten am Herd sfeuer unter dem Zelte von ihrem Haß« Fund ihrer Nache erzählt und die Nach sbarn sich entfernt haben, der Knabe aber J ein Platzchen sucht, um sich niederzulegen, der Vater ihn mit dem Fuße stößt und einen Feigen und Faulen nennt. Der » lKnabe, der den Vater nicht versteht, bittet . diesen, sich näher zu erklären. Da zeigt ihm der Vater ein altes Pistol, das ne- « »den einem Dolche an einer Zeltstange Hhiingt Der Knabe springt zu seinem zVater und küßt ihn ehrerbietig auf dief . Stirn. Der Vater ist glücklich und stolz, Peinen so hoffuungsreichen Sohn zu ha s ben, fordert ihn auf, sich zu ihm zu setzen, und spricht: »Bist Du schon in der Nacht fortgegangen, ohne daß ich es gesehen habe?« Der Knabe gesteht dann seine Liebschaft mit einem Mädchen, das er ei nige Male auf die Gefahr hin besucht hat, eine Kugel in den Kopf zu bekommen. "»Das ist etwas«, antwortete der Vater, »aber nicht genug. Du bist schon groß und ich schäme mich, wenn die Nachbarn Dich den Kleinen nennen. Du mußt ihnen zeigen, daß Du ein Mann bist·« »Danach sehne ich mich,« entgegnete der Knabe, »aber die Nacht ist sehr finster und ich fürchte mich, wenn ich im Dunkeln allein gehe.« »Du wirst das erste Mal nicht allein gehen. Nimm Deine Was fen, lege den Burnns ab, der zu weiß ist und schnalle das Hemd mit dem Gürtel sest.« Während der Knabe thut, was der Vater sagt, geht dieser in das Zelt eines Freundes und sagt: »Mein Sohn ist bereit.« Die Mütter vergießen einige Thränen, denn sie fürchten ein Mißlingen oder ein Unglück, aber man sagt ihnen, ein vorsichtiger und muthiger Mann werde bei den jungen Leuten sein. Alles wird auf das Beste vorbereitet und um .zehn Uhr unter ftrömendem R.gen, in einer pechschwarzen Nacht, schleichen drei Personen in erdfarbenen Hemden, die durch einen Ledergürtel über das Knie aufgenommen sind, geheimnißvoll ans dem Duar. Jeder der nächtlichen Wan derer birgt unter seinem Burnus ein Pistol und einen Dolch. Die Köpfe sind mit braunen Mützen bedeckt und die Füße bloß. Sie gehen schweigend über die Felder und bleiben erst stehen, wenn sie die Lagerfeuer der Feinde sehen. Sie bezeichnen einen Duar von zehn bis zwöls « selten, die im Kreise stehen und einan der berühren. In der Mitte befinden sich die Heerden. Anßen und vor jedem Zelte halten zahlreiche Hunde gute Wache. Jn diesem Duar wohnt ein Mann, dessen Vater oder Großvater einen Verwandten eines unserer drei Wanderer tödtete und dem Manne wol len sie das Leben nehmen. Die Feuer werden allmälig ausgelöscht und Alles schläft oder scheint zu schlafen mit Aus nahme der Hunde. Der Führer unserer kleinen Schaar weiß, daß zu einer ge wissen Stuude in der Nacht einige Hunde in Folge von Müdigkeit einschlafen und er wartet demnach,bis der Augenblick zum Handeln gekommen ist. Sie prüfen das Ziindkraut auf der Pfanne ihrer Histo: len und schleichen auf Händen und ,5iif3eu ungesehen nnd schweigend näher. Der Alte, der Führer, bezeichnet tdas Zelt, sagt aber zu den beiden Jiinglingen nichts als: ,,Kinder, seid Männer!« Sie gelangen an die Hecke, sdie den Duar umgiebt. Die Stelle, wo die Heerden ans: und eingelassen werden, ist mit Dornen versperrt. Die Alte flüstert seinen Begleitern in: »Riihrt Euch nicht von hier, bis ihr die Hunde an « der andern Seite larmen hört,aber dann ! beeilt Euch!« Er dreht sich uni, kriecht Irund unt den Duar herum und gelangt an die entgegengesetzte Seite. Hier rich tet er sich ein wenig empor; wenn die Hunde ihn nicht sehen, so geht er einige Schritte weit nnd l)nstet. Das ist genug. Augenblicklich schlägt ein Hund an, alle andern stimmen ein und laufen herzu. llnt sie von sich fern zu halten, braucht er nur auf allen Vieren auf sie zu zu kriechen; da fürchten sich die Hunde Hund wagen sich nicht heran. Unterdeß ·- haben die beiden Jünglinge das Thor des Duars vorsichtig geöffnet. Das ihnen bezeichnete Zelt steht in der Nähe. Sie stecken den Kopf hinein und horchen. Al les ist still und schläft. Dort ist der Platz der Frauen und bei denselben jener der Kinder. Der Herr selbst liegt quer vor dein Eingang und hat ein Pistol un ter dem Kopfe, einen Yatagan neben sich. Der Knabe-, den wir schon kennen, ist ganz in dem Zelte verschwunden; im sDnnlel kann er seinen Feind nicht sehen, aber er hört ihn athmen und schleicht zu ibm. Da liegt der Kopf. EinPistolens s schnsz knallt nnd Alles ist geschehen. Eine I Stunde später schnarchen unsere drei Mörder in ihren Zelteu. Am andern Tage wird der Knabe zum Mann erklärt und erhält eine berathende Stimme in den Versammlungen. Seine Genossen sprechen mit Ehrfurcht von ihm und ir gend ein hübsches Mädchen belohnt ihn siir seine That. l Jn A t l a n t a, Ga» wurde das Hanptgcbände der Clarke Univers-tät für farbige Studenten durch Feuer zerstö1t. Verlust Jl(d(),()»(). Fünf prominente Bürger der Stadt St. J ohn H in Quebeck winden we gen Vergehen-Z gegen die Sittlichkeit Iverhqftet. Jn Martinsville, Henry Co» Va., wüthete ein Feuer,das einen Block FBackfteinhäuser, einen Leihstall an die IJail zerstörte.