Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, February 19, 1914, Der Sonntagsgast., Image 5

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    set statthaft-essen
Mach den Auszeichnungen eines deutschen
Geheimpolizisten erzählt von
v Cz A. Bratth
Als ich vor reichlich vierzig Jah
ren.dem Berliner Banigeschäft, in
das meine Eltern mich gesteckt hat
ten, entlaufen war, trieb jugendliche
Abenteurerlust mich in die weite Weit.
An die drei Jahre lang führte ich
ein an Entbehrungen und harter Ar
beit reich-s, aber überaus romanti
sches Bagabundenleben, das ganz
meinen Neigungen entsprach. Eines
Tages fand ich mich, mit etwa zehn
Mart in der Tasche, in der großen
australischen Stadt Sydneh.- Ich
hatte mich von San Francisco aus
als Kohlenschausler hinübergearbei
tei. Die Stadt war noch in grosser
Aufregung wegen eines drei Wo
chen zuvor verübten Bantdiebstahls.
Am hellen, lichten Tage hatte ein
elegant getleideter Mann —- es war
während der Mittagspause —- die
beiden Kassenbeamten mit vorgehal
tenem Revolver gezwungen, ihm das
ganze Bargeld auszuliesern. Die
beiden Beamten waren dadurch ein
eschilchtert worden, daß der Dieb.
steh nach rückwärts wendend, ausge
rufen hatte: «.Veda! Jim, George,
Gus! Beim ersten Versuch eines
Widerstandes schießt ihr diese beiden
Burschen über den Haufen!« Dann
hatte er die zirla 300,000 Mark zu
sammengerafst, die ihm die zittern
den Beamten eingebiindigt hatten, und
war seelenruhig fortgegangen. Die
drei Spießgesellen, die er angerufen
hatte, existierten gar nicht, weder ein
Jim, noch ein George, noch ein Gus.
Die Bank und die Behörden hatten
zusammen 20,000 Mart Belohnung
auf die Ergreifuna des verwegenen
Diebes ausgesetzt. Sie hätten eben
sogut zwei Millionen als Belohnung
versprechen können; der Dieb war
wie vom Erdboden verschlungen.
Meine zehn Mart hielten begreif
licherweife nicht lange « vor. Jch
mußte mich nach irgend einem Er
werb umsehen. Als ich bei einem
deutschen Bierwirt anfragte, ob er
Arbeit fiir mich habe, fragte er mich
halb fcherzendt ,,Wollen Sie sich nicht
die W,000 Mark Belohnung verdie
nen und den Baniräuber einsangens
Zu riskieren haben Sie ja nichts.«
Die Jdee war gar nicht übel. Je
denfalls bot sie mir lockende Aus
sichten auf neue Kreuz- und Quer
sahrten in der Welt, auf aufregende
Erlebnisse, auf Auszergewöhnliches.j
Wie sollte ich aber mit dem wenigen;
Kleingeld, das mir geblieben war,
mich an diese iolossale Ausgabe her
anwagen, mit der sich seit drei Wo
chen die ganze auftralische Polizei
erfolglos abmiihtes Welchen Weg;
sollte ich einschlagen Der Diebs
konnte sich irgendwo in dem riesigen;
Australien versteckt halten oder unter.
irgend einer Verkleidung smit fal-?
schen Papieren aus einem Schiffe un-!
terwegs nach hawai. nach Kalisovi
nien, nach China, Japan oder Jn-;
dien sein. Meine Aussichten aufs
Erfolg waren alles andere als glän-!
send. s
Dennoch beschloß ich nach einigem
Ueberlegen, mich auf die Suche nachs
dem Diebe zu machen. Meine juss
gendliche Zuversicht, vor allem aberj
der unbeziihmbare Trieb, immer
Neues, Jnteressantes zu erleben,(
trugen den Sieg über alle Bedenken
davon. Jch ließ mich beim Chef des
Geheiindiinstes von Sydney meldenz
und bot mich ihm sozusagen als
«Amateur - Deteitiv« an. Der maß
mich erst eine Weile vom Kopf bis
zu den Füßen, dann sagte er trocken
,.Wenn Sie’s machen wollen, so ma
chen Sie’s doch. Soll mich freuen,
wenn Sie den Kerl erwischen. Einen
offigiellen Auftrag iann ich Ihnen
nicht geben. Auch- iein Geld. Adieu.«
Damit war ich entlassen. Der An
fang meiner Deteitiv - Laufbahn
war wenig ermuiigend...
JCH bis-b »Juki«-m boi meinem Nin
ne. Jch ging zum Hafen und fragtel
nach dem nächsten ausgehenden
Dampfer. Es war der »Ajax«, Ka
vitiin Matt Stell, ein englisches
Schiff« das am zweitniichsien Tage
nach Japan auslaufen sollte. Das·
paßte mir gerade. Denn am Tagei
nach dem Banldiebstadl waren gweiH
Segler oon Sudneo nach Ostasien In.
See gegangen. und man war in der;
Stadt der Ansicht. das der Räubers
wahrscheian auf einein dieser Schif· (
se unerkannt nach china oder nach’
Japan entlosnrnen sei. So ent
schios ich mich. auf dem »Ist-K nach·
Japan gu fahre-; da ich aber nicht
das Geld hatte. um die lieber-fahrt
zu begabter-. so schmuggelte ich mich
in den Kohle-innern und hielt mich
deei verpest. die das COM aus
See war. Dann ging ist sum wei
ten Dfiigiee und bot mich ihm ais
Kostenschausiee oder fiir ähnliche
Beinchen-meet gegen freie iiedeesiisri
eins l
MMDQMM
Ich-. Herd-Im amt. R
»so .-s is tun Ost W
IMBEXAE«
JEAN N
ti. Ist cui W
es eine Meuterei; es war gerade ein
Wunder, daß er noch nicht von ir
gendeinem feiner Matrofen über den
Haufen geschossen worden war. Zwei
»Stowaways«, d. h. blinden Passa
gieren, die sich auf früheren Fahr
ten aufs Schiff gefchlichen hatten, um
für die Ueberfahrt nicht bezahlen Zu
müssen, war es übel ergangen: einer
war den Mißhandlungen und der
furchtbaren Arbeit, die ihm auferlegt
wurde, schon unterwegs erlegen, der
laut-ek- rsm harrst-se im Apis-WEI
Ihafen an. Dies alles erfuhr ich am
zweiten Tage der Reife von einem
deutschen Matrosen des ,,Ajax«, dem
einzigen, der fich meiner erbarmte;
die übrigen wetteiferten mit dem
Kapitiin in den roheften Mißhand
I langen.
I Am sechsteanage fühlte ich den
ivölligen Zusammenbruch herannahen.
iEs ging einfach nicht weiter. Jch
lhatte reinen heilen Fleck am leis-per
sund konnte lein Glied mehr rühren.
Da entschioß sich Jürgens, der deut
sche Matrose, zu einer rettenden
Tat. Als- wir am siebenten Tage
Simpsonhafen aus dem heutigen Neu
sPomtnern anliefen, um Kopra zu
sperladem machte Jiirgens nachts ein
Boot floti und ruderte mich an ein
dem Hafen gegenüberliegendes Insel
chen. Nach zweistündiger Fahrt ging
ich dort an Land. Jiirgens hatte
alle Vorsichtsmaßregeln aufgeboten,
damit die Flucht vom Schiff aus
nicht bemertt würde. »Für den Au
genblick bist Du ja außer Gesahr,"
sagte er mir beim Abschied. »Wenn
aber der Alte morgen merkt, daß Du
fehlst, —- huil Du kennst diese Ka
naille noch nicht! Auf einen Ma
trosen, der ihm vor einigen Wochen
auf ähnliche Art während der Reise
entlief, hat er tagelang Jagd ge
macht. Er ließ dasSchiff die ganze
Zeit iiber im Zwischenhaer liegen
und lag tagtiber mit fünf oder sechs
von den Blaujaäen auf der. Jagd
nach dem armen Burschen. Jch tann
Dir sagen:.dem ist es sehr schlecht
-ergangen, als er wieder an Bord
Zwar!« "
? Das waren ja schöne Aussichten!
Jeßt galt es, dem schuftigen Kapi
tän Stell zu entkommen und, wenn
dies gelingen sollte, mich so lange
irgendwie am Liben zu erhalten« bre
ein anderer Dampfer Simpsonhafen
anlausen würde. Und das konnte
noch Monate dauern. Denn Simp
sonhafen war damals noch nicht
deutscher Besitz und besaß noch nicht
die großartige hafenanlage, die der
Norddeutsche Llohd viel später dort
hat bauen lassen. Es war ein elen
des Siidsee - Nest, dessen Einwoh
ner —- tote heute noch die Einge
borenen Neu - Guineas und der
meisten Südseeinseln —- regelrechte
Menschenfresser waren. Mir blühte
also zunächst die angenehme Mäg
lichleit, entweder von Kapitän Matt
Stell eingesungen oder von einem
Jnsulaner aufgefressen zu werden...
Schon beim ersten Morgengrauen
war ich auf den Beinen, um mich
auf der Jnsel umzusehen. Jn weni
ger als drei Stunden hatte ich die
ganze Insel durchquert und stand
nun an einem bewaldeten Abhange,
der sich im Osten des Eilandes, ge-;
rade gegenüber Simpsonhafen, erhob«
Bisher hatte ich nicht die Spur eines
menschlichen Wesens erblickt. Jch stieg·
den Abhang hinan und stand nach
einer halben Stunde auf der breiten
Fläche, die ihn krönte. Dort fah ich
zu meiner Ueberraschung an Schnü
ren, die zwischen Bäumen gespannt
waren, eine Menge getrockneter Fisches
hängen. Aus einer etwa sechs Qua
dratmeter großen Fläche war der
Erdboden vom Grase frei; es warf
teils niedergeireten, teils niederge-»
brannt. Zwei leere Fässer, in denenj
noch Spuren von Bleiweiß sichtbars
waren, Abfälle von holz, Eisen,i
Drähten, Reisen und dergleichen lasl
gen auf dieser grasfreien Fläche; allel
diese und ähnliche Dinge, die da«
herumlagen, rithrten augenscheinli
von einem Schiffbruch ber. Als i »
mich schärfer umsah, entdeckte ich eines
im Laub halb oersieette, zeltartige
Diitte von der Art, wie sie auf die-?
sen Papua - Jnseln meist anzutressl
sen sind: ein niedriges Geftell aus!
starken seiten nnd sonstigem Geij
siänge· dazwischen ein Geslechfs von;
unab. Stroh und Palmdlätterm mit?
einigen Dandooll Leben deworfen. undl
iiber dem Ganzen ein tief herabhänsj
gendee Strohdaeh Reben dem Zelt
lagen einige Bill-del Spure; weiter
ritckwitrts waren mehrere Felle sen
Heuteltieren aus der Erde ausgebrei-l
tei.
So weit war ich mit meinen Ir
obachtu n getrennte-. ais ich hinter
seit den us einer menschlichen Sile-«
we vernahm. Ich drehte mich rasch
use. Ein dWMsenen irästig
gehustet Finstern nur seit einein Len
denichure beneiden san- ror mir und
blickte Ins-O neugierig user durchaus
nicht feind-seit- en.
uqu mit-LIABLE xåss VIII-U
»Im-o- ist« J- N Hm its
MO« KIND III in das III-w
GUMQ m U I- QUII ais-M
IG Osm- as — Qui III
CAN-! G stehst-M Irr-U
Wiss mit mis- II
du W. Ia as- m M
WITH
III-U- W
Jürgenj’ --, und et prüfte sie mit»
ver Neugierde eines Knaben. Er
wies auf die sechs geladenen Läufei
hin und schien mich pantomimisch
fragen zu wollen« ob ich noch mehr»
Patronen besiiße. Jch gab ihm in
der Zeichensprache eine verneinende
Autiv.ori, die er sehr zu bedauern:
Wchien Jmmekzu sprach ich engiifchj
auf ihn ein, in der Hoffnung, daß«
Her aus meinen Gesten entnehmenj
Lwiirdh was ich meine, und et folgiej
inning Beispie! auf WANT-Ich Wachs
feinigen Stunden waren wir beinahe
Igute Freunde geworden. Jch legte
zmir die Sache so zurecht, daß er von
keiner der größeren Südseeinseln, mei
«leichi aus Neu - Guinea. auf dieses
Eiland gekommen war, um dems
Fischfang und der Jagd auf Min
iguruhs obzuliegen und dann mit
seiner Beute nach der heimatöinseL
zurückzukehren Jn seiner Einsam-i
ieit war es ihm offenbar sehr er-«
"wiinscht, einen Genossen ge unden zu;
haben, wenn es auch nur e n Weis-ers
war, mit dem er sich kaum verstan
!digen lonnte
I Gegen Mittag — wir lauer-ten
san dein Boden und verzehrten den
Rest des Mundvorrats, den Jiirgens
mir mitgegeben hatte, —- sprang derf
Kannibale mit einem Male in die
höhe und wies mit dem ausgestreck
ten Arm in der Richtung, wo Simp
«sonhafen lag. Jch blickte hin und
sah, wie zwei Boote vom »Asax«
abstießen. Sie nahmen ihren Kursl
geradewegs aus unsere Insel.
Jch wußte, was dies zu bedeuten
hatte Kapitän Stell hatte meine
Flucht entdeckt und war mit einigen
Matrosen aus die Suche nach mir ge
gangen. Er vermutete richtig, daß
die lleine Jnsel meine erste Zuflucht
fein würde. Jch blickte »Johnny«,
wie ich meinen Menschenfrefser nann
te, an, deutete erst aus die Boote,
dann auf mich und machte die Ge
berde eines um Schuß Bittenden. Ei
dauerte einige Zeit, ehe er mich ver
stand, aber schließlich begriff er doch,
sum was es sich handelte. Er ging
san die Stelle zu, wo die Speere
lagen, und holte einen Arm voll
;davon; dann hieß er mich mit Blick»
Jund Wort, dasselbe zu tun und ne-»
ben ihm hinter einem dichten Ge
büsch Aufstellung nehmen.
« Drei lange Stunden lagen wir so
in Erwartung des Feinde-, der die
sganze Jnsel ireuz und quer nach
Lmir absuchte. Schließlich sah ich,
Twie der Kapitiin auf die Anhiihe
wies und sie an der Spiße seiner
lleinen Schar zu erfteigen begann..
«Johnnh« ließ die Verfolger bis
auf etwa zweihundert Meter anrlits
ten. Dann stieß er ein so marter
schütterndes Geschrei aus, daß
entseßt zusammenfuhr. Gleichzeitig
schleuderte er sechs Speere schne .
nacheinander nach der Stelle, wo der
Kapitiin nnd seine Begleiter standen-!
«’(nstinlttv folgte ich feinem Beispiele. ;
Jch briillte aus Leibestriisten und
schleuderte gleichfalls meine Speere
von dem Dickicht aus gegen meinei
Verfolger. Jch verstand, woraufs
»Johann« es abgesehen hatte: der;
Feind sollte glauben, daß mindestens!
ein Dußend Wilder da oben aus der
Anhöhe standen. Die List gelang»
volllommen. Drei Matrosen warens
von den Speeren getroffen. Sie
wandte-n sich schleunigst zur Flucht;
die beiden anderen waren ihnen da
bei behilflich. Lästerlich fluchend
folgte ihnen der alte Schust. Als
er sich zum Rückzug anschickte, schriej
er in der Richtung, in der er mich
vermutet: »Warte, hallunle, wir
zwei sind noch nicht miteinander fer
iig.«
Er hielt Wort. Es war schon
nach Einbritch der Dunkelheit, als
»Johnnh« im weißen Mondlicht eine
Reihe grauer Schatten den Abhang
hinauftoinnien sah. Flugs nahmen
wir hinter dem Dickicht Stellung.
Aber die Zahl unserer Speere war
auf drei zusammengeschmolzen, und
als einzige Verteidigungswaffe blieb
beim-i mein seistlliusigee Meer-lup
ilbrig. Mir war bange zumute:
Johnnh aber zeigte keine Spur von
Furcht.
Jeßt erhob mein Kannibale den
Arm: die drei leiten Speere sausten
den Abhang herab. Lautes hohn
geliichteu der Feind hatte offenbar
den .Sluff« entdeitt und ließ sich
nicht mehr einschitchtein. Ich zog
meinen steueer und leerte rasch
nacheinander dle leiht Nummern
Das Gelächter oerßuinth man hör
te dar Iechzeii Verwundetee undl
die stimme die Kapitliiie der set-;
iieii Leuten zuschiie: aZeit schießt
Jhrl Wer hat des Die-d da ehe-!
einen sie-alve- gegedent Ius den-s
Schiff hatte ei leinen! Ich setbsi
habe then alle seine date abgenom
men! Zeit schmiegt Wut mein
Its-unwide- gehen Eure Redeliieel
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Wiss-s Iuisso IW
DIE-Ists somit U
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« »Es-www
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kamt imm- s W
w m I » M
MQIIIWMMM
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with-w Ic
gib-»
Der Kapitiim der feinen Leuten
beträchtlich voraus wor, stand jest so
nahe vor mir, daß ich die goldenen
Litzen an seinen Aetmeln im hellen
.Mondschetn erkennen konnte.
Da nahm ich, einer plsglichen
Eingebung folgend, den mir fest
wertlos gewordenen Revolder in die
hand. richtete mich im Fasse aus
meiner geduckten Stellung etwas
empor und schleuderte die Waffe mit
fotcher Wut · egen Matt Stell
Uvso wo »n
der Stirne hervorquoll. Als ich
eben im Begriff war, mich wieder
zu ducken, fiel mein Auge auf eine
Erscheinung, die das Blut in meinen
Adern zu Eis gerinnen machte.
Etwa fiinf Schritte vor mir be
wegte sich ein iider und über mit
schmutzigem leichenhaftem Weiß be
deckter, gespenstiger Körper, der et
nen riesenhaften Schatten warf, in
wahnwitzigen Sprüngen und Glie
derderzerrungen. Das Entfeßem das
von dieser Erscheinung ausging,
wurde ins Ungeheuerliche verstärkt
durch das schauerltche Gebrüll, mit
dem dieie Bewegungen begleitet tout-L
r
den. Man glaubte, den Krie sianz
eines Dämons und den kreis enden
Wutschrei eines Teufels gleichzeitig
zu sehen und zu hören.
Die Wirkung dieser Erscheinung
auf die abergliiubischen Matrosen
blieb nicht aus. Mit dem Schrei
tensruf: »Der Teufell« stoben sie
auseinander und hätten arg ihrer
wilden Flucht beinahe verge en, ihre
Berwundeten, darunter den Kapi
tiin, mitzunehmen. Jn größter Eile
schleppien sie im leßten Augenblick
Matt Siell und die drei durch mei
ne Revolverschiisse verletzten Maiw
sen mit sich fort.
Ich brauche wohl kaum zu sagen,
daß die geisterhafte Erscheinung, die
mich vor der Verfolgung des Kapi
tiins gerettet hatte, kein anderer war,
als mein Freund, der Menschenfresi
ser. Er hatte sich, den frassen Aber
glauben der Seeleute wohl iennend,
mit den Resten des Bleiweiß, die sich
im Fasse befanden, die griiuliche Gei
stermaskerade zurechtgemacht. —
NMeine tiefe, ehrliche Dankbarkeit
machte sich in einem Schwall iibers
strömender seteuerungen Luft. Ich
ergriff die beiden Hände des treuen,
tapferen Wilden, und trotzdem ich
wußte, daß er mich nicht verstehen
,konnte, wurde ich nicht müde, ihn
immer und immer wieder meines
innigsten Dankes zu versichern.
Da tönte es mir aus dem Munde
des Kannibalen entgegen
» »Aber bittr, machen Sie doch keine
solche Umstände!«
Hätte ein Bliß aus heiterem im«
mel dicht vor meinen iißen e nge
schlagen, ich hätte ni t befiiirzier
sein können als durch diefe Worte,
die der Kannibale tm reinsten Eng
lisch zu mir sprach.
Als er. mich o vor sich stehen sah
ein Bild maßlo er Berbliiffung, brach
er in herzliches Lachen aus.
»Das hätten Sie von Ihrem
«Johnnh« vermutlich nicht erwartet,«
sagte er. .
Jch war noch immer so fassungss
los, daß ich nicht wußte, was ich zu
dieser so gänzlich unerwarteten Wen
dung der Dinge sagen sollte.
Der »Kannibale« aber fuhr fort:
»Es gibt eben Situationen, in de
nen man sich nur durch große Gei
stesgegenwart und raschen Entschluß
retten kann. Jch spreche aus Er
fahrung. Da ich Ihnen nun den
Kapitiin vom Hals geschafft habe,
so möchte ich doch eigentlich gern
wissen, was er und seine Leute ei
gentlich von Jhnen wollten, und war
:m Sie so hartnäckig verfolgt wur
en.«
Jch hatte mich inzwischen so weit
gefaßt, daß ich ihm Rede und Ant
wort stehen konnte. Jch erzählte
ihm, in welcher Angelegenheit und
unter welchen Umständen ich Svdnev
verlassen, und weshalb Matt Sielll
auf mich Jagd gemacht hatte. !
..Itobnnvs« Gesicht nme nom- ums-di
voll beschienen, und so entging es
mir nicht, daß um seine Lippen ein
eigentümliches Lächeln zuste. als ich
von dem großen Bantraub in Syd
»neh und von meiner Absicht, den
littiuder zu sangen. sprach.
. Mit einem Male tara es wie eine
Erleuchtung itber mich. Ich wußte
i t, ohne zu fragen. wen ich vorj
m r hatte· f
.Sie haben . . . Sie find« .' flam-;
melie ich. s
Dame-L w due-» la hinn
.llnd Sie wollen sich wohl auf
dieser Iniel perfect halten und den
Menschenfeeser spielen, bis . . .«
Gehe richtig. sie Gras user die
W Miete ist send ich mich
au einem schiffe in Sicherheit del-ei
sen tun-. Ich dolee mich fiir einen
guten virus , nie-nee· Ich weiß.
Die werden mich nicht streute-U
»Du-sc Im ein guter Meu
ichnstenmr Sich dass wie sie w
um Mart nicht verdient
« Das war mets Dei-sit als Dei-t
v.
«4« ..—. -.—«-—.-.
sentnant Instit-m
Aviatische Studic von Mathilde Lipp
Votn wollenlosen Himmel strahlte
die Wintetsonne beinahe sommetliche
Wärme nicder. Ueber der weißen
Landschast lag eine wundersame
Föhnsiimmung Die Flieget-sehnte
hatte mit der Tages-wohl eines Prezi
fliegens entschieden Glück.
Die bestimmten, tlatumrissenen
Bisse- dess VIII-, wie feine bis-Tige
wachsene, stolz getragene Gestalt fan
den sich bei seiner Tochter Mita wie
der. Beide halten auch heute zwi
schen den stahlblauen Augen, über
der seingerneißelten Römernase die
ielbe tiefe Falte. Aber diese Bfalle
galt verschiedenartiget Seelen tim
mung. Herr Selieiorn ärgette sich.
daß et sich hatte zwingen lassen, Zeuge
zu sein, wie Leutnant hancle —- ge
nannt Lustitus—— mit seinem »Spiel
zeug« manövrierte, Mita verzehrte sich
in Angst um diesen tolllühnen Leut
nant Luftikus.
Den Spihnamen hatte er sich aus
weierlei Gründen erworben. Einer
feits durch feine Berufung zur Flie
gerschule, andererseits wegen seines
Leichtsinns —- jenes leichten Sinnes,
womit er Geld ausgab, ernste Angele
genheiten von sich wegschob, dienst
liche Differenzen behandelte, mit Le
ben und Gesundheit umging, als habe
die Zukunft weder Wert noch Jn
teresse fiir ihn.
Er war ein hübscher, natürlicher,
unerschroelener Mensch, ein offenen
großherziger Kamerad, und Mita
liebte ihn tron feiner schlechten Zith
rnngsliste. Jn einer glücklichen
Stunde hatte sie sich ihm anderlobt
und alle Kämpfe mit der Familie
mutig durchgesochten.
here Setteiorn, dem es ein sehr
unsympathischer Gedante war, daß er
alle feine genialen Geldoperationen
siir diesen uniilonomischen Leutnant
gemacht haben follte, hing der even
tuellen Verbindung mit feiner Toch
ter einen hindernden Passus an:
Leuinant haaele miisse ein volles
Jahr mit feinem Gehalt und den ihm
zugehörigen Zuschusse auslommen,
ohne feinen alten Schulden die ge
ringsten neuen hinzugefügt zu haben.
Das Jahr war bald um. Daacke hatte i
sein Wort gehalten. Seit er aber
das beste, jemals ausgestellte Pilotem
zeugnis erhalten hatte, ilbertam ihn!
der alte Wagemut. Er ließ sich ausl
eigene Kosten eine» Ilugmaschinei
bauen. Und um die Auslagen dafiin
decken zu können, beteiligte er sich an
dem heutigen Preisfliegen mit mill
tiirischer Genehmigung, wozu einer der
Prinzen ein nennenswertes Kapital
an Geldpreifen gestistet hatte.
Frau Setteiorn, die weder an ihres
Gatten feinen Geldschachziigen, noch
am Jnnenleben ihrer Tochter jemals
Anteil gehabt, fah hochmütig in die
Runde und ließ sich teilnahmslos be
wundern und beneiden. here Sem
lorn chähte den illuftren Kreis ab,
der se neu llifttgen Schwiegersohn um
gab. Mita bebte find betete filr den
Geliebten, ohne daß ein sorgenfchwei
res Wunschwort iiber ihre trockenen
roten Lippen lam. Mit heißen Au
gen fah sie hinüber, wo Lustitus im
Sportdresz feinen Apparat eingehend
priifte. Im kostbaren Zobelmufs
irampsten sich ihre hönde zuctend in
einander und das seidene Futter zer
riß unter ihrem Griffe.
Wie, wenn ihm der Flug nicht
gelang? Wenn sein forgtoser, ober·
fliichlicher Sinn etwas überfah, was
ihm Unheil bringen ionntei Wenn
die Maschine doch nicht den höchsten
Kontatt erreichte? Noch war ja das
Problem der absoluten Versicherung
gegen den Sturz nicht gelöst. .
Sie schwankte, als sie stehend hin
überschaute. Aber sie hatte sich mei
sterhaft in der Gewalt und ihr liede
hosfnungsdoller Glaube an den Ver
lobten fiegte, als fie den ersten Ap
parat in den stillen, glisernden Mor
oooe Irr-wer Wiss-·
Dis IDWMV IW MI TM IM
der Mai m, ou wollten It tin-n
Drachen tu leistu. Det Inf
sttiedstfittt begann Itstttt zu wet
lm m usw-q- mig am M
zsuf its-tu Rädern iststtt saht dont
Erdboden weg « sit awtmittttn
stetsle Muts sich Itt gottse
Iotsuss aW m tat Im —- qui
Iväm ging-I. t Jedem gis-cito
uns-this- tistu sit-M Muts
sum-It- WVM m Its-m
Inst-ou Its Zuschautt l- tagt-I
sum-.
Deus M satt no Itti seit-te
Its-»We- kss Mem-»
It- t s It
III-It- sst Im wies —
M sum tks USE-Ist eint
kdpst su. It ts- U statt st
dmwvtu tu W Minim- M
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y. It has tt tut Its Ihm Imm
tm sum-Museu- Ivst III- «
mithi- Ist.
Muth Nis- Itsmmc III-Mut
m Ist-u Hm Mist-L M m
utet Wut-u W D Its
MW rus W Im
tmtic U kam du M
Amtes Its It Ins W
L
Flügel der Schwebesliichen in pracht
voller geometrischer Proportion. seid
hob er sich nur noch wie ein spukt
vom Horizont ob, und im Berti-use
von etwa zehn Minuten hatte et noch
sachtundiger Schätzung eine höhe von
etwa 700 Meiekn ereicht. Jn ra
schem Gleitsluge mit abgestelltemMoi «
tot näherte sich Lustitus wieder set
Erde und schien landen zu wollen. » ’·
Doch wenige Meter über dem Qosx
den liesz der Meister-flieget abermals
DM Nod-c üMcsiifiii iiuo cIIIFIV
ein zweites Mal in gewaltige DIE-.
um bald daran das Schauspiel tu
vollen Gleitsluges zu wiederholen
hiemn schlossen sich verschiedene Etw
lutionen, welche die evidente Sicher- ·
heit Haactes in glänzendsier Weise
zeigten. Er beschrieb ganz enge Kreise,
bei welchen die Ttngfliichen unterdetn
Einflusse der Zentrisugnltrasi eine«
xast vertikale Stellung einnalsmerh
log dicht über die Kopie der Zu
schauer, über das Gebäude der lie
getschule hinweg und steuer-te s iesi
lich seinen Aeroplon durch eine enge
Schneuse des angrenzenden M-«
amt, um in Schleifcnsorm su- inn
n.
Die Menge jubelte dem in greis
barer Nähe itber sie hinstret enden
kühnen und geschickten Lustschis zu.
Jn wortloser Bewunderung starrren
die Settetorns empor, und Mira er
leichterte ihr schweres herz dur ei
nen stoben Seufzer. Da gewahr e sie
etwas Furchtbare-, dessen Erinnerung
in ihr nie erlöschen würde. ·
Das begeisterte Publikum hatte sich
an seinem eigenen Jubel derart be
rauscht, daß es die adgesperrie See e
nicht mehr respektierte, sondern net
brausenden Rasen die Reihen der
Soldaten durchbrach und dein inneren
Aerodrom zustrbrnte, wo Haucke nie
dergeben würde.
Verderbendrohend schwebte der sure -«
rende Riesenoogel über tausend Kod
sen — die große Sponntveite seiner
Flügel tonnte einen hausen Zer
quetschrer decken.
Eine unbeschreibliche Panit be
mächtigte sich aller. Laute Kommun
doe oerhollten unbeachtet oder wur-f
den salsch verstanden. Soldaten lie
sen oder ritten hin und her, zu
ren, zu warnen, gegen diesllnsinnigyj
bandgreislich zu werden.
Noch einmal tat Mitatl Vers wilde
Schläge. Mit entsetzt ausgerissenen
Augen solgte sie Haaaes Bewegungen,
suchte sie jede Wendung seines elen
planee zu erraten. Was tdiirde er
tun? Wie den Konflikt lösen? W
’sichtelos unter die Toren fahren, die .
Islch retten mochten, wie sie konnten —
soder das eigene Leben durch Un
schliissigteit gefährden?
Wenn diese vielbewunderte Meister
sabrt mit einem schweren Ungltick en
den sollte, dann war alles aus: der
von ihm ersehnte Preis —- das M
beiden heiß ersehnte Glück. Sie sah
pritsend ihren Vater an, der sich der
siirbt hatte und slirnmernden Blickes
das Allerentseßlichste erwartete." ·
Lustitull besand sich in qualonller
Lage. Ehe er unter sich den Men
schenstrom gewahrte, der sich von allen .
Seiten aus den Landen-vollenden er-.
goß, hatte er die Höhensteuer bereits
abgestellt. Mit einein Male erlqnnie
er zu seinem Schrecken, daß das Flug
seld sich immer mehr verkleinerte. Da.
erkor er schnell besonnen einen noch
leeren Winkel zur Landung aus. Das
Jgestikulierende Gewimmel unter sich«
szu schonen, achtete er des eigenen Le
bens nicht und schoß in einem wohl
berechneten Moment aus einer W
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