Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, December 04, 1913, Der Sonntagsgast., Image 8

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    —
Aberglauben
- Von Gertrud Holz
«Susi, denke dir, eben hai Assesscr
Magnussen zu morgen abgesagt. Jetzt
» können wir die Partie nicht ma
Ijiit diesen Worten trat die ver
witwete Frau Professor Steinbriick
indas Zimmer ihrer einzigen Toch
fet.
»Wie meinst du das, liebe Ma
ma?« sragte Susi Steinbrlick gelas
sen. »Ich sehe nicht ein, warum wir
unsere herrliche Partie aufstecken soll
ten, weil es einem unartigen Herrn
einfällt, am Vorabend plötzlich abzu
schreiben.«
»Sust,. herr Assessor Magnussen
würde sich nicht erlauben. so Plötz
lich auszusagen, wenn er nicht einen
ernsten, sehr ernsten Anlaß dazu
hätte. Er wurde an das Sterbebett
feines Vaters gerufen. Bitte, lies
elbst.«
Frau Professor reichte ihrer Toch-»
ter das Schreiben, aber die wars g
hastig beiseite.
»Ich-beweise aber noch immer
nicht, warum wir deshalb zu Hause
bleiben sollen; ich sage dir, Mama,
die Partie wird gemacht! Du weißt,
es ist die lehte Gelegenheit sitr mich,
vor den Ferien mit Dr. Konrad zu
sammenzuseirn Außerdem ist alles
vorbereitet. Die Partie wird gemacht,
sankI bestimmti«
« nd ich erlliire die hiermit, daß
die Partte nicht gemacht werden
kann, liebe Sust, denn durch das
nbletben des Assessors sind wir
retzebn Personen! Du wirst nun
Zinsehem daß wir bierbleiben mits
en.«
--.- -« -,- ,
Dust lll le yku aus.
»Allo, Jianw das ist der triftige,
eheimniövolle Grund! Kösrlich,
ah! Entschuldige, Mama, in wei
chem Jahrhundert leben wir? —- Jm
vierzehnten oder gar erst im dreizehn
»Dtr ist nichts heilig, mein Kind«.
sagte Frau Mementine strafend und
nahm den Kneiser von der kleinen,
Wiesen Nase —- das Zeichen ihres
sten Mißsallens. Sust lenkte ein.
Sie umschlang die kleine Tante nnd
beruhigte Ie.
»Aber amachen, sie mal, sei ver
nünftig. Du weißt och, wie ich
mich gefreut habe —- und — —- Dr.
Konrad —- und —- aus so einer
Wald- und Wiesenpartie ist die rei
sendsie Gelegenheit zu gewissen Aus
sprache-n Darum haben wie doch ei
gentlich den ganzen Nummel arran
iert. Und nachher abends, aus dem
seinen Motorboot, wenn es poetisch
wird," nnd das Brantpaar Langua
srsziisner band in band dasist und
den Mond besagt, weltentriickt, hin
erissen —- wenn Liselotte Müller an
fängt: »Und habe von Uhrer weis-seen
Fand die Its-neu —- sort einm
en« —- dann —- paß mal an , dann
M ei bestimmt bei und« nnd ans
er deeizehnpersonigen Landpartie
wird « das Mitei- elnee einzigen
Iachter Heisa-um« genannt Sust, ge
her-ein«
sei den le ten Worten hatte Snsi"
iijikeM liegen rmerisch gen Dimrnel
wenn machte ein so drolliges
da» rau Prosessor schon
idund da b besiegt, lachend ans ihre
echter blickte.
« Spottvageh da«, denen-nie sie.
Susi sah, daß sie gewonnenes Spiel
hatte, und fuhr sori, ihre Mutter zu
dearbeiten.
«Sied. Matti, es ist ja prachtvoll
hier bei dir —- es fehlt mir gar
nichts, aber — es ist langweilig aus
die Dauer, und Dr. Konrad und ich
passen so samos zusammen. Er ist
sehr gut nnd sehr verliebt in mich, es
wird nun Zeit daß wir Schluß ina
chen. Morgen abend mn diese Zeit
bin ich Braut. bnrrai«
Und Sust. das schianle. rohe Mii
del. mnsa te illre rundiiese Mama
nnd versn te. sie im Tanz herumzu
drehen.
Händ Cur- armen-· jg squ hix
.- tmemoc miet- nichts moraen«. ries
Frau Klemenitne atemlos. »Ich sehe
nrich nicht zu dreizehn aus die Eisen
dadn — nicht ans ein Motordooti
Inse. um Gottes willen, das deiin ia
risoi sntt seinem Leben spielen —
s ist sa das Schictsal geradezu der
an rdeei.«
der Pia-ne- nun aale ich g
sä. etes Susi stirnrnnseind aus
ein Iiddsinn ist cnir noch nicht
vorgehen-new
Es wird dieegediieth sagte
sen Greiesoe seit sei-e energisch
diieite msbeiieit sum Fen
In.u Tien diisen war iae
nichts es Miste- dci lot ti- der
I ist-se var nun inai die ichs-des
ihrer sens so vermistiches
.die dein Lichte-den alte-(
M sieh. nachdem der Vater site
its-er die Inst- aeichiesen dntte ’
ss is s- ims« dem-e San.
III Ists III-sie MO- entsesltiiden
Geschichte- ss mästen von atel
riet-den« m deren-ansinnen vei n
IIWU Vers M ils-Wen wa
ren. whene- ichiteiiich ieioee its-sie
.dnmi· schrie Ins meins and
— — U Ue sitts. »Was war
— I IIU is iW s- die ein
IIII W« sie-see
WW Ists timva
« wie-ums semi- ist-m
, M sei sit-e di«
—
»Susi, wie wenig bedacht bist du,
und willst heiraten —- wen willst du
wohl heute abend um 7 Uhr noch zu
morgen einluden? Bedenke, wie un
passend das ist.«
»Ach, Quatschl« entsuhr es Susi.
Aergerlich mußte sie sich gestehen, daß
der Einwand der Mutter berechtigt
war. Das ging nicht an —- nein —
das konnte sie niemand zumuten.
Doch plöylich erhellte ihr Antlitz sich
abermals.
»Lene!'« rief sie aus und knipste
mit dem Finger. Jn ihren Gedanken
kreis war noch glücklicherweise das
Bild ihrer blossen, kleinen Schulge
sährtin getreten.
»Lene«- — rief Susi nochmals er
leichtert aus, »die muß mit, die muß
mit.«
Und schon wollte sie sich den Huts
aussetzen, um den Weg zu der Freun
sdin anzutretm Da ties die Mut
;ter: »Aber Susi, so lange hast du
xdich nicht um die Lene bekümmert,
und nun rennst du spät abends aus
einmal zu ihr, um sie zum nächstenl
Tckge einzuladen. Lene ist seinstthlend
genug, um zu empsinden, daß sie als
Lückenbüßer dienen soll. Sie wird siir
deine Einladung danken -—— und wohl
mit Necht.«
»Weißt du, Mama, du kannst
einem mit deinen Einwänden und
»Wenn und Aber« tatsächlich das Le
ben verbittern —— es ist gut, ich
bleibe hier —- und werde alte Jung
ser.« Aergerlich wars sich Susi aus
einen Stuhl.
,,Meinetwegen versuche es vielleicht
tommt sie doch —- die Lene ist ja
gut«, lenkte Frau Professor ein« Siel
fürchtete nichts so sehr wie die iible
Laune ihres Töchterchens, obwohl sie
das mit der alten Jungfer nicht gar
so tragisch nahm. Darum gab sie sich
ießt einen Stoß und redete Susi
gut zu. Jhr selbst lag freilich
nichts mehr an der Partie. Hieße es
nicht« das Schicksal betrügen, wenn
man jeßt einen Nothelfer holtes Es
war gewiß bestimmt, daß die Par
tie unterbleiben sollte, und sie glaubte
nun mal an »Bestimmung«. Frei
lich, die Jugend, die glaubte an
nichts. (
Aber sie war dann doch froh, als
sich Susi zureden ließ und sich auf
den Weg zu ihrer Freundin machte,
die in einem entfernteren Stadtteil in
einer billigen Pension wohnte.
»Ich werde so liebenswürdig sein,
Mama«, rief Susi, »daß sie mit
tonnnt. Hurrat« rief sie nochmals,
und Frau Klementine schlug leise
seufzend die Tiir hinter ihr zu.
Ja, liebenswürdig tonnte sie sein,
die hübsche Susi, Aber — — es
war doch Zeit, daß sie einen energi
schen Mann betam, der ihren Launen
»etwas steuerte. Sie selber war zu
schwtach Frau Professor seufzte aber
rna
Magnussen, Senator Magnussen
lag. irn Sterben. Sie wischte sich
iiber die Au n; sie hatte mal recht
fiir den »s iinen« Magnussen ge
schwiirrnt, doch der war ais leichtlebig
bekannt, und als Franz Steinbriick
Ernst machte. hatte sie ohne Zogern
den stillen Gelehrten genommen; sie
wußte sieh geborgen bei ihm. Aber
das ihre Cinzige nun gerade Verlo
bung seiern sollte nnd sie srbhlich sein
mußte, wenn der Senator vielleicht
gerade sanst einschlurnnrerie —- nein
— so wasi —- Wie isi doch das Leben
sonderbar. —- Sie wünschte tm gebei
men doch, daß Lene nicht mittanr,
and zu dreizehn wiirde nichts ans der
Sache, nie und nimmer.
Susi dachte jedoch anders. Lene
muß rnit, sie mußl Gewiss, sie hatte
das liebe Ding siari vernachlässigt,
seit sie arrn und verwaist guriickgebi e
ben war und siir das Lehrerinnenexai
men «biisselte«. Aber konnte sie denn
bie Lene mit ihren eieganten Freun
dinnen zusammen einiadeni Sie
hielt ihr F- ansangs selber irnnrer
vor, daß nichts anzuziehen habe
siir die Tees und Gesellschasten bei
Prosessors. Auch heute wiirde ihr
lim- mii dem Einwand iornrnen
sber heute pasie es susi nicht. ihn
gelten zu lassen. Sie dachte an Wer
ner Konrad. Sie hatte ihn gern,
den hübschen, blonden Mann. nnd
morgen mußte sie seine staut sein.
Wenn sie mal etwas wollte· so psiegie
sie es auch burebzns en, und hieri
wollte iie. biet wo te sie gangs
s-esi. Sie wiirde die Lene schon ge
minnen.
Leichiiiisig siie sie die hohen Freie-l
pen hinaus und g ng dann gleich ohnei
siq vorher meiden In lassen. in LenesT
einfacher Stäbchen s
Lene sit-bei sas bei ihren Vitchern
und iernte.
.iieni. MI. wie gebt ro diri
be riisie Casi die critoanie Meiniiai
. isb MII die ans'. fuhr It svkt
nnd tehete die Ubert-sehen zierliche
Freundin sie-n Liot »Der biissris
»zu, diri. sind. und ieb bin Wirst
Hidan ich M nidt Istero hear-time
Idee das soil anders werde-. gleich
- morgen two-X
»sie- Ouie. seies- toamsi du denn
so spiit her und ie ganz nnoerbosiii
Wes is denn paisieeif sragie Lene
Ieise-It
Vers ins fasset seini Widit yor
aisiei ! Wie nor eine bereit-b
Iibeoi s« ir runde- rinls Inbsiiei
sorgen. und da solis da mit «
Iireis. semii iter Ms Ob wird sei-«
sprudelte Ins- III-«
-Ja. case. is weis M gar
—
Inicht —- wir allein —- oder geht noch
'jemand mitf«
»Ja, gewiß, wir sind —- mehrere
Personen«, sagte Susee rasch.
s »Und hast da die alle erst fest so
Plötzlich eingeladen?« fragte Lene
ischelmifch, und ein leichtes Rot trat
lin ihre zarten Wangen.
»Nein —- das nicht —- aher bei
unk- heiden — so alte Freundinnen
wie wir sind, da lann doch jedes Ze
;remoniell sehlen«, gab Suse unbefan
gen zurück.
’ »Aha, Lenechen, wenn du auch sonst
deinen Altersgenossen wenig gleiåsn
in dem Punkte gibst du ihnen ni is
nach; wenn man dich zu irgend etwas
aussordert, hast du nichts anzuziehen.
Ader heute lasse ich das nicht gelten,
zu einer einfachen Landpartie geht ir
gendein weißes Kleidchen, und das
hast du — sicherl«
Susi trat zu dem schmalen Kleider
schrank, und Lene ließ sie ruhig ge
währen.
»Ueberzeuge dich selbst«, sagte sie
lachend.
»Hier das Weiße, seini« ries
Suse und holte aus dem Hinter
grund ein sauber-ed, weißes Kleid her
vor.
»Wenn es nur nicht so unmodern
wäre, Suse —- damit kann ich nicht
gehen.« »
»Ach, Unsinn, kommt ja nicht
daraus an, die Hauptsache ist, daß du
lommsi.«
»Untnöglich Suse —- mit dem
Meid.« — ·
»Ach was, Jugend und Anmut nnd
der schönste Schmuck eines Mädchens
sagte mein Vater immer.«
Lene sah an dem hypermodernenJ
eleganten Habitus der Freundin her-!
unter und unterdrückte ein Lächean
Es mußte etwas Wichtiges im Spielek
sein, daß Suse so sehr viel daran
lag, daß sie mitsam. Nun, mochte tief
ihren Willen haben. Jhr, Lene, wari
es egal, ob man sie wegen ihres un-(
modernen Fähnchend scheel ansah. Sie
hatte Susi gern, trog der Gegensätze.
ihrer .Naturen.
Miso abgemacht, ich komme«, sagtej
Lene nach kurzem Ueberlegen.«
»Um zehn Uhr am Bahnhof, und
dann geht es hinaus. Wie ui dir!
das tun wird, Schatz«, riefo Suse
aus. ".,Aber ijetzt adieu« —- und eben«
so schnell, w e sie gelommen, stürmte
sie fort
Am anderen Mor en versammelte
sich die heitere Gesellschaft, die Frau
Professor zu einem fröhl en Bei
sammensein im Walde fiir en gan«
zen Tag eingeladen hatte, vollziihligI
am Bahnhof. Es waren vierzeth
Personen, und die Sonne fchienx
warm vom sirahlend blauen immels
Bis Wannfee fuhren sie, un dannj
gingen sie am reisenden Ufer der Hast
vel entlan bit zu der berühmten
Pfaueninfe. i
Susi fchkn ehr are-gelassen und
neckte sich mit a n herum. Sie trugi
ein schönes Spitenileid und eineni
großen, weißen Jeder-hat ar»
wurde i re Elegan von den an ren
jungen men ni terreiehtz aber-fo(
schlicht wie Velene Wedel sah reines
aus. Doch es störte e wenig, sie!
srerite sich iiber den sch nen Tag ine!
Grilnen nnd iider das Unsrnhern Das
erzählte sie eben Dr. Konrad, der neis
den ihr ging. Er hatte bei der Besj
riißung einen Blick von Susi emp-:
fangen —- nicht gerade sreundlich -—’
der galt seinem »Wald- nnd Wie-;
senlostiinr«, wie er s erzend den leichsj
ten Tennisanzug rnt dem weichen
Sportlsenide nannir. »
Susi war innerlich empört, zu ei
nem Ansslug in großer Gesellschaft so
zu erscheinen! Geschmacllosi Aber sie
wollte ihm das später schon abgewöh
nen. Wenn er glaubte, durch seine«
Zugehörigleit zur Familie ein Recht
Fu haben. salopp zu werden, sie würde
hn je t ein wenig liegen lassen. »Er
wird chon wieder tornrnen«, dachte sie
siegeltgewiß.
Und er larn wieder! Nach dem Piet
niei ine Walde datten sich die sangen
Leute bei Spielen amiisiert. während
«eau Professor aus einem Tritt-Jovi
erten Lager ein Schlöschen machte.
Plsdlich ries die wilde Sust:
«Zangt rni wall« und lies davon.
Als die an ren zur Betinmmg la
inen und ilir nachlausen wollten.
hatte sie schon einen gienrlichen Vor
sprun. Ader das sest gearbeitete.
enge leid hinderte ihre Bewegunge
seeiheitz sie sielperie. siel lang aus
di: Erde und blieb liegen. Jde Ins
hatte sich in einein Siiirtchen Draht.
das aus dem Walddoden la geson
gen. Der Draht hatte das Leder des
eleganiea stiesele ieeschraenenh und
in den Episen ideer Rede hatten sich
die ernten liegenden schaesen tieferes
sie ses est. Schnell war Dr. son
rad ide. se des sie aus nnd de
seeite ideen Iss end der Drude
schlinge. Idee ais er die Iesee aus
dein Kleid machte. eiisen die seinen
Weisen ein.
» »Wie schade«. sagte er. »das schöne
«sieid.·
»Ich ever-U gae sie umsonst-a su
eeimj »in nicht ie schlimms· Or
ssaiLc sie liedee bedauere-, suche the
Zsieid
Hi »Es iii überdies-est Ieicht kaltes-.
Fee-leise EIN indi De. Konrad
tret, Ja einer triefen Wideaetie eine
ie ieiideee Rede arm-ziehen due
ineid Ue sie deeem nnd daran
Hsied Sie summte-.
z III bit die ilipeeee delete-enden
—
Wollte er ihr etwa Vorschriften ma
chen, was sie anziehen osteit —
Bildeie er sich ein, sie thrannisieren zu
können?! — Und er fragte nicht mal.
ob sie sich verletzt hatte. Aber sie un
terdrückte eine herbe Antwort. Spä
ter, dachte sie.
»Tai Jhnen auch nichts weht«
fragte er nu.c.
«Nein«, gab sie kurz zurück.
»Das schöne, schöne Kleid —- das
isi hin«, bedauerte er wieder. ;
»Ich kann mir ja nächsienö so ein
Fähnchen anziehen —- wie meine;
Freundin.« s
Weiter kam sie nicht mit ihrer un
gezogenen Bemerkung. Doktor Konrad
isah sie vorwurfsvoll an
; »Kommen Sie zu den andern«,
sagte Susi kalt und wars den Kops
zurück. Schweigend folgte der Dok
tor. Susi wollte nun wieder einleu
ken; sie war sehr liebenswürdi und
versicherte lachend der Gesellschaft, die
xte bedauerte, daß gar nichts sei und
ie ganze Geschichte nicht derjiiede
wert sei. Sie war bald wieder das
ausgelassene, lustige Mädel, aber Dr.
Konrad blieb ernst und nachdenk
lich.
»Na, nuchher«. sagte sich Sust
,,wird schon wieder werden.«««
Lene Riedel hatte Faden und Na
del bei sich und heftete die Rifse an
Susis Kleid flink und gewandt zu
sammen. Sie machte das sehr lieb
und als sie so vor der anderen iniete,
fiel ein Sonnenstrahl auf ihre braune
Haarlrone. «
»Wie Gold«, dachte Dr. Konrad,
der das bemerkte
Vom Schaut-lag dieses kleinen Un
falls brach die Gesellschaft nun aus,
und Dr. Konrad gestellte sich zu Lene.
Er ging den ganzen Weg mit ihr und
hielt sie in einem interessanten Ge
spräch fest. Susi ärgerte sich, aber sie
ließ es nicht merken.
Nach dem Laffen den die Gesell
schaft in einem Restaurant gegenüber
er prachtvollen Pfaueninsel einge
nommen hatte, erwartete sie das vor
ausbestellte Mototboot, das sie zu ei
ner Rundfahrt auf den lieblichen
havelseen beherbergen sollte. Man
wollte den Sonnenuntergang auf
dem Wasser bewundern, und dann
sollte noch etwas ganz Besonderes
kommen -— so hatte Susi den Freun
digiien wenigstens geheimnisvoll er
zii t.
Sie fliisterten schon untereinander.
»Ob sie sich oerlobt hat — Mit
Dr. Konrad« — Es sah nicht so aus.
Er erwies ihr nicht mehr als die
schuldige höflichteii. Er plauderte
wieder lustig und angeregt mit bele«
ne; das muntere Lachen der beiden
hielt die Stimmung aufrecht und
steckte schließlich die andern an.
Da klangen pldhlich von der ande
ren Seite es flinken, kleinen Bootes
Ausrufe des Entzückens.
»Mit Dimmlischi Wundervollt
Wonnig!« schwirrte es durcheinander.
»Hu Dotior«, rief die schwärmeris
s Lifelotte, »fehen Sie, wie die
Sonne untergeht, wie sie den Kie
fernwald beleuchtet! Wie in Perl
mutterglanz gehiillt scheinen die dunk
len, ernsten Bäume —- oh· wie herr
lich, und diese rötlich violetten Re
flexe auf dem Wasser —- Susi, Kinder
seht nuri«
«Beinahe wie am Meer«, sagte Susi
in etwas erliinstelter Begeisterung.
Kaum war das heraus als Liselotte
richtig begann:
»Das Mohr ergliinzte woit hin
aus« —
»Und Sie, Fräulein Lene«, sagte
Dr. Konrad und sah lachend feine
Nachbarin an, »Sie sagen ja gar
nichts — finden Sie es nicht schön —
die Fahrt — den Sonnenuntergang
—- den ganzen Tags«
»O doch«, sagte sie leise und er
rsieie unter feinem strahlenden Blick,
?«aber seine chiinsien Empfindungen,
idenle ich. redet man nlchi.«
Da ergriss er ihre kleine, seine
Fond, hieli sie sesi, ganz sesi und liess
e nie medr los. !
Frau Professor bekam an diesem
ists-ad noch eine furchtbare Szene von
fidrer Sust, nachder sie niemals mehr
wagte, laut von Votdedeutungem »Be
siiennmng« und dergleichen etwas zu
sagen.
Deswegen-seh
Nur klein ist die Zahl der Schau
spielee, die so oiel Geisteigegenwnri
del-ern das sie einen Fehler. den sie
oder andere geMi haben. sofort
aus der Gipse verbessern. naiSrliO
in wisher Weise verdesern. Zu
dieses flogen Männlein Ort is
Italien eer allein Rose i. Eines
sinds wurde is Tor now-them
m zu Inein der . ieki m
Mesidrisok W; ei seid-d
Jus-. dos der cis-wirkten der den
Jrlseleen meiden locke N versink
Ierie und soli: .Vee den Ieise-ist«
ein iersdeit »der Herr Beseiti«
h den Goal klei. Ein Akten Vers
Mich-g nnd dann die ims- Mir
Ieisede deines-it Rose-i oder irai
zesoe send lagen III nie die Zeiss-n
give-dess- sii eins-wilder Inde:
Lqu dee Lin-. seine Greises
;ieni der Unless Wiss-is di- ist«
L- isetten-e del-i- Ekel-:
duessee rissen-. me seen ir
s· en das ienilese Mitten des
z ON
—
Der unheimliche Rächer.
Stizze von Heinrich Goldmanm
Der Mann mit dem nerviisen Ge
ksichtäzuäen sprang plstzlich vom Stuhl
Fund rannte durch den Warteraum
Enach dem Bahnsteig, in dessen Halle
soeben der sällige Schneltzug hinein
donnerte.
»Mein Herr —- Jhr Paket!«
Er hörte es nicht. ·
Da nahm ich die Rolle vom Tische,
an dem er mir gegenübergesessen hatte,
und lief ihm nach, aber der seltsame
Mensch war nicht mehr zu sehen.
Peinlich berührt, mich des femden
Gegenstandes nicht entledigen zu tön
nen, dachte ich eine Weile nach, was zu
tun wäre, und schon wollte ich mich
wieder nach dem Wartesaal begeben,
um die Rolle der neutralen Obhut des
Schanipächiers anzuvectrauem als ein
furchtbarer Lärm mich plötzlich wieder
zurückriß und ich — erwachte.
Verwundert blickte ich um mich —
ich hatte nur geträumt, denn ich lag
in meinem Bett. — Und meine Wir
tin-klopfte.
Dieses Klopfen harre eoen nur in
meinen Traum hineingeschallt, und ich
war daran ge esen, zu glauben, daß
der Lärm auf em Bahnfteig von ei
nem Unglück herrühre. Vielleicht,
daß sich gar der merkwürdige Fremde
aus Verzweiflung über irgendwelches
Mißgeschick vor en heranbrausenden
Schnellng geworfen habet
»Unsinn!« sagte ich mir und rief:
»herein!«
Da steckte die gute Frau den flei
schigen Kopf. durch die Tiirspalte und
meinte:
»Na, aber — ich bekam es schon
mit der Angst u tun. Ein Herr
möchte Sie mal sprechens«
»Ein herr? —- Wie sieht er ausi«
»Nun —- groß und hager, dann hat
er einen so stechenden Blick und schilt
telt immer mit dem Kopf, als wenn
er halb verriickt wäre.«
»Wie meinen Sies« fragte ich
etwas nachdenklich. »Er schüttelt im
mer so«mit dem Los-si«
»Ja.
»Das ist doch aber merkwürdig!
—- Wissen Sie, ich habe eben —- na,
führen Sie, bitte, den Herrn ins
Wohnzimmer. Und er möchte etwas
warten. Jch muß mich doch erst an
ziehen. Uebrigens, was will er denn
eigentlichi«
»Das will er Jhnen selbst sagen.«
Meine Wirtin hatte inzwischen
mein Zimmer verlassen, und ich erhob
mich eiligst. Die Geschichte erschien
mir doch etwas komisch. Jch hatte
doch eben von einem Menschen ge
träumt, gleichfalls von großer Statut
und hager, und an dem mir auch ein
so stachender Blick ausgesallen war,
vor allen Dingen dieses nervöse Kopf
zucken.
ch muß zugeben, bei diesem iiberi
ein tmmenden Vergleich wurde mir
unwillkürlich ewas seltsam zumute.
Einen Zusammenhang zwischen
Traum und Wirklichkeit herzustellen
und daran u lauben, war doch sonst
nie meine a , aber hier konnte ich
nicht um das Zugeständnis herum,
daß der Besuchen den mir meine
Wirtin soeben beschrieben hatte, auf
Grund der Aehnlichkeit mit dem
Manne, der mein Träumen beschäf
tigte, mit diesem irgendwie in Bezie
hung stehen müßte. Ich werde also
wohl den Mann, der mich erwartete,
in meinem Leben schon gesehen haben,
dachte ich, und heute nacht habe ich
eben nur von ihm geträumt, sagte ich
mir zu meiner weiteren Beruhigung
Abe; was will er überhaupt von
mir
Während ich so darüber nachdachte
und mich bemühte, die Fäden dieses
Zufallssptels zu entwirren, hatte tch’
meine Totlette beendet nnd trat ins
Nebenztmmer.
Aber wie vom Donner geritbet,
prallte ich zurück.
Er war es — von dem tch ge
träumt hatte.
Ich fühlte, wie mir das Blut nach
dem Herzen schoß, und noch ebe ich
Zeit hatte« mich zu einer formellen
Begrüßung zu sann-kein, kam der an
dere atzf mich te und faqte obne etn
Wort des Gen ei
«daben ste ketne Furcht! Jeb weis
zwar alle-. aber ich bin ntcht gekom
dåek um Ste zur Rechenschaft zu zie
x Ilio. er batte metne Ereequng be
imeett Aber wes sprach ee da von
Jsteebenfchcflt —- Jch hatte das be
iMai-m Gefühl. tn der leiten seit
ntdts begangen n haben, wofür ich
sue UND-est tte ge ogen eveeden
tönnem Witwe. denn ch ganz ebe
tieb Ietn wollte. —- sbee net-I. das
kennte giebt sein« Und teb b mte
ehe- Iet und feste met-en quee
fes tne Inse.
»He-e se steten cte denn von
um« steh U beme.
da met etn Ins-es seile
des-tade- te seiner-e Inst feines
ten-erben Des Itdeevlettsen costs
tei. Oe feste dte usw«-Oe Ia den
Mut used Wie us met-es Die.
des Inde- Ite He- uq etfuss
eefk MIMe er Ite eu. -
nett nett-se wes-. Ze- set-et
I me dem D des sede- eueee na
eeesml dieses seien
. t« esse ee end bett
Ikm U etse Meeese aus see
taume- Rosette-m
TO Mte seht end-et ete ed feste
II sente- Ite see cede . Oe
Im W tose. U- t« n us
in jenem merkwürdigen Traum in der
Hand gehabt hatte, ohne sie dem Be
sitzer wiedergeben zu können. Dieselbe
Rolle, die der Mann als Geride
Begleiter früher einmal getragen
haiiei Kalier Schweiß brach mir
aus allen Poren, und in meinem
Kopf warfen sich die Gedanken
schmerzzuckend wie zerbissen-. Schlan
genleiber durcheinander. Schon sab
ich die Schrecken der nächsten Minute
aus mich zulriechen, — da durchbrach
die eisige Stimme des Fremden noch
mals die unheilvolle Stille:
»Hier!« sagte er und übergab mir
die Rolle.
»Zum Donnerwetter, was soll das
alles?« schrie ich wie ein Kind, das
sich fürchtet und sich durch lautes Ru
sen nur Mut machen will.
»Hier finden Sie alles, aber ich
nehme Jhnen Jhr Wort-ab, daß Sie
die Papiere nicht vor Ablauf von zwei
Stunden lesen. Das andere —- sagen
— Sie —- sich —- selbstl«
Seine Stimme senkte sich dabei von
Wort zu Wort und erstarb in einem
heiser ausgurgelnden Laut. Während
dem war er ganz langsam an mir
vorbeigegangen —- bis zur Tür, aber
sein Körper tauchte nicht iiber und
unter die Bewegungslinie, in der er
-
sich vorwärts-schob,iurd so schien e-,
als glitte er an mir vorbei, lauernd,
wie ein Raubtier, das seine Beute be
schleicht. Nur in seinen Augen wog
ten ietzt die Gluten des Hasses, un ,
in ihnen gehiirtet, traf mich sein Blick
wie ein gezückter Dolch.
Dann griff er hinter sich, unsicher
tastend. Endlich frnd er die Klinke,
und in dieser Stellung öffnete er die
Tür. Noch ein Blitz aus seinem
Auge. Die Tiir schloß sich. Jch war
allein.
Ein schwerer Atemzug stieg mir wie
ein sinsterer Dämon aus der Brust
Jch legte die Rolle auf den Tisch und
wollte ’ein Buch zur Hand neh
men. Aber ich hatte nicht mit
meinen Gedanken gerechnet. Sie
tanzten wie losgelassene Jagdhunde
um die verdammte Rolle herum, in
der sich wie in einer unzugiinglichen
höhle die Spur ihrer Beute verlor . . .
Es war die zehnte Vormittags
stunde.
Also um zwölf 17hr —-—!« dachte ich
so bei mir.
Aber warum durfte ich nicht gleich
den Inhalt der Papiere kennen ler
nen?
Jn diesem Zwange lag doch sicher
lich eine Bedeutung. Und bei der
Seltsamkeit des ganzen Erlebnisses
war anzunehmen, daß etwas in der
Zukunft hing, das sich anders gestal
ten wiirde, wenn ich die Rolle gleich
öffnete. Aber ich hatte ja mein Ehren
wort gegeben und ließ daher die Rolle
unberührt, mochte auch in dem Unge
wissen, das ich vielleicht abwehren
konnte, siir mich selbst eine Gefahr au
der Lauer liegen. Da setzte ich mi
an den Schreibtisch und wartete . . .
Die Minuten schlichen vorüber wie
zertretenes Gewürm, und iiber mir
fühlte ich es wie eine Brandsackel —
mein Ehrenwort. Es war eine Qual,
die ich in ihren Einzelheiten nicht
mehr nacherleben kann.
Da endlich holte der Regulator iiber
dem Sofa«zum Schlage aus, und
schwere Schläge rollten wie dumpf
limgende Kugeln in mein zermalm
tes Denken. —- Der letzte Schlag war
kaum vcrzittert —- da sprang ich auf
und verriegelte dieTiir. Dann — nur
ich kann meine entsetzliche Aufregung
begreifen — schloß ich hastig das Fen
ster und räumte den Tisch ab, voll
ständig ab. Nur die Rolle blieb auf
der Platte. —- Und nun machte ich
mich fiebernd ans Wert.
Mit zuckenden Fingern löste ich die
Berschniirung. Die Rolle entblätterte
sich, und heraus fiel das Bild einer
wunderhiibschen jungen Frau.
»Gertrud!« schrie ich und sank auf
den Stuhl zurück.
Während aber mein Blicl so iiber
das Bild hinwegirrte, versing er sich
in den eckigen Schriftziigen eines Zet
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