Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, November 20, 1913, Image 4

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Die Sühne.
Säzze von M. H. U.
Das große Steinhtzus blickte düster
In ihr nieder, als sie die Treppe hin
auf eiiie. Seine- emfte Miit-de be
drückte sie jedesmal und lastete jetzt
wie ein schwerer-, stummek Vorwurf
auf ihr.
»Ist Doktor Carlton zu haufe?«
Bot Aufregung konnte sie kaum spre
chen. - «
»Bitte, einen Augen-atra m oag
Empfangszimmer einzutreten, der
Herr Doktor ist beschäftigt."
«Nein, ich kann nicht warten, ich
muß ihn sogleich sprechen.«
»Es tut mir sehr leid, gnädige
Frau, das geht nicht.«
»Geben Sie dem Herrn Doktor
meine Karte und sagen Sie ihm,
bitte, daß ich ihn sosort sprechen
muß
Es lag etwas Befehlendes in ihrer
Stimme und sie empfand in diesem
Augenblick sogar ein jähes Auswab
cen von Freude, von sieghuster
Freude, so viel Macht iiber diesen
ernsten, pflichttreuen Mann zu be
sitzen, den Jahre gewissenhaftester
Arbeit so hoch in seinem Berufe
emporgeiragen hatten und dem diese
Arbeit höher als alles übrige stand.
Es war taum ein Augenblick ver
gangen,· als das Stubenmiidchen
meldete: »Der here Doktor-wird so
sort in das Bibliotheigzimmer kom
men.« .
« Ein tviirgendes Gefühl schnürte ihr
die Kehle zusammen, und eine heiße
Welle von Abscheu lutete im bangen
Borgesiihl des Ko menden in ihr
empor. Sie lehnte sich in den Sessel
uriick und schloß die Augen. Ein
iser Jodosormgeruch tam vom Ope
rationizimtner herüber-. Jn raschem
Gedankensluge tauchte aus ihrer Er
inneru ein Operationsraum mit
weißen armorwiinden vor ihr aus;
Mitten mit blinkenden Instrumenten
und großen Mengen erbandzeug
Wärterinnen in weißen Häubchen
und Aerzte mit emsiblickenden Ge
schterm Sie lag wieder aus dem
deraiionstische, und das gleiche Ge
siihl banger Angst stieg in ihr aus«
Während seht wieder derselbe Geruch
aus sie etnstriimtr. ;
Draußen wurden Schritte hörbar,i
die Tiir ging aus und wurde rasch
wieder atschlossem "
»Mit-ei Jst etwas geschehean
III-s dem Du hist to vie t«
Or nahm ihre beid,n-hiinde n di
en.
«»Jsi die Post — die zweite Post
schon dagetveseni« s« -
- »Die zweite Posti« Erstaunt blickte
er sie an.
dacht Jst sie schon dat«
Dr ah nach der Uhr: »Nein, noch
nicht; in einer Viertelstunde erst
bmt Hee. «
Sie barg dad» Gesicht in den Hän
«den: Meh- ichsshatte solche Angst, et
Manto Zu spitt sein.«
Ohrt ich liebteste er ihre Blinde.
It weist ich schon, was Dich
M- Du hast mir-. gestern einen
, keschriebem den ich nun nicht
lesen oll, und möchtest ihn zuriiet
haben. hak ich es errateni«
Glaubst Du wirklich, dasz ed
nichts anderes isti Ach, wenn es nur
das wäre — nichts Schlimmeres als
dast Wie Du mich verachten wirst,
W Du es ersah-st- art-as so·
furchtbar Verabscheuendwertest« i
Ein Augenblick tiessten Schweiss
Ins —- Er stand schwer an ein
ult gelehnt. :
«Du——hast—an—— e— ei;
schriebe-ti« st g j
»vieru« geschrieben hats ich n t
ich tat eiivas noch weit Riedrigeres «
Ich undie ihr einen Deiner Brieie
—- ues Deiner ieidenschaftlichiien
Liebesbriefe an mich!«
maexnbzichvdefin Pers dazeägitiefle
n o enge gez eri «
M Siiåime Rang miibe und wie
e.
Mß gg see-He Sch lee- mit
suche-long im Sinn, aber ich
III-es Sie-Im ins imser wieder
siedet Idee es me doch zu sinkt
sum-is. das M after Gedanke
W ist Gliiw It sie ichiises sie see
diedeu Schu Deine
Mc Wirst die Dein kit- Ieii
ti- ieiieeii dort die sue- Iisi —
IIMI ich is Mieter-e bin. Und
W kais VI sie fie. immer giii
Ost-e III ist
M III seen-I mei- Mich
zh deine leite
II W VI wes II
: see m
Los-mier d mal
nsicheres-. die schaue
its II dem us
M sei-hie dich seit m
NR scheue need hersch
Um O ewe. used se
es sieempis iwiiw
its-— set-WITH «
III tschi III-i- nne sc«
Oe eI die i- Iliistab eiieei
I M fis. die
II ists-er I iscsiich ie
III dem Mit tief Im m
esse sue-m ein- Jim ich mi- m
is- Iese z- um und ach
Ich OI Mit Ich nahm
seini- Imeir Ists Isi- Miit
Ngiikx
las ich alle durchs ilm den einen her
auszufindem der sie am tiefsten tref
fen mußte. Dann kam mir der Ge
danke, dem Schicksal die Entscheidung
zu überlassen, weil das Schicksal
grausamer zu treffen weiß, als
menschlicher Wille. So wandte ich
den Blick ab und griff blindlings
nach dem erstbesten Schreiben, das
mir in die Hand lam. Es war je
nes, das Du mir im vorigen April
zum Geburtstag sandtest.
Ich schrieb es ab, ehe ich es fort
schickte.«
Sie zog ein zerlniillteg Blatt aus
ihrem Kleid und reichte eö ihm hin:
»Diese Zeilen werden gleichzeitig
mit einem kleinen, herzförmigen Me
daillon als Geburtstagsgruß in
Deine Hände gelangen. Jch hoffe,
daß Dir dies bescheidene Geschmeide
um meinetwillen Freude machen
wird. Ob Du es aber tragen willst
oder nicht —- es bleibt Dein, unab-·
änderlich Dein, denn es war mein
Herz, das mir den Gedanlen eingab,
es Dir anzubieten.
- -. --«
, Du kennst mich so genau, haft Dezan
still und leise so tief hinter die ge
Iheimsien Falten meiner Seele einge
ischcicheky aß Du wiss-u mußt, wie
wenig Wert ich auf äußere Zeichen
und Formen lege. .
Weshalb ich Dir heute Ws Me
daillon sende, weiß ich sel i nicht
recht, es wäre denn, daß es der Aus
fluß des Gefühles ist, das mich nachts
beschlich, als ich allein im Bibliothek
izirnener saß und Dein gedachte. Da
iward es mir so recht deutlich klar,
iwas Du mir bist, und es trieb mich
unwiderstehlich, Dir ein fchwaches,
äußeres Zeichen meines tiefinnersten
Empfindens zu übersenden. .
Aber wie armselig erscheint meine
kleine Gabe, die der Ausfluß jenes
erhabenen Augenblicks fein sallteli
TMein Bestreben, mich auszudrücken
Jnimmt hier eine geliinsielte und uns
Inatürliche Form an, gerade so wie
mein äußerer Mensch der Welt ge
genüber; —- Du allein weißt, daß
dies nur eine aberfliichliche Kruste ist,
hinter die nur Du, Du allein einge
drungen ihisi.
Die schlichtesten Worte sind immer
die besten, denn was könnte ich Dir
auch Jnnigeres sagen, als »Ich liebe
Dich«, und das herz, aus dem diese
Worte kommen, wird ewig Dein fein,
ob Du es nehmen oder brechen willst,
denn froh iann es ja doch nur schla
gen, wenn es Dir zu Füßen liegt.
Dein Richard.«
Als er zu Ende gelesen, legte er
das Blatt still nieder.
»Und Du glaubst, sie sei glücklichi
Glaubst, sie leide nicht auchs Wenn
Du sie gesehen hättest, wie ich, als
ich neulich am Abend in ihr Zimmer
hinauskam, würdestDu anders urtei
len. Sie saß im Dunkeln da und
weinte hersbrechend Jch wallte sie
heruhigen. fragte sie, was ihr fehlte
und wie ich ihr helfen könnte. Dr
schluchste sie und klagte, daß ich ihrer
überdrüssig sei, daß ich ihr täglich
ferner und ferner rucke,« daß ich ihr
alles gewesen sei und sie sterben
miisse, wenn sie meine Liebe verla
ren.«
"ifi, und zudem auch noch leidend jetzi,
Seine Stimme brach ab. Er
wandte sich dem Fenster zu. x
»Und ich hatte mir doch alle Mühe
eg«eden, damit sie keinen Unterschied
iihlen sollte.
Du weißt, daß ich niemals diese
tiefe, zwingende Liebe iiir sie emp
fand, wie fiir Dich, aber ich brachte
ihr immer eine warme Zuneigung
entgegen, eine herzliche Anteilnahme
und zärtliche Sorgfalt, die sie alk
diese Jahre fiir Liebe hinnahm und
die sie bis jesi begliieit hatte.
Und nim, wo sie nicht mehr jung
wo sie mich mehr niiiig hat als ke,
lallte ich sie im Stiche lasseni Eine
stau. die Zwölf Jahre lang geirret-·
nch ou sue-m Seite wenden-. viel
mir das Vesie ihres Lebens gab eine(
gnie Frau. die alles getan, um miih
Jaiiieiiieh Ia machen-W
i
Wieder brach ieine Seien-ne ab. i
sin Harfe-. iihriller Ton von der!
Sirase net —- und esi »r- Ws -
ieiiaers Materi. Leiie wurde eine
Iiie dran gedi iei and gleich
darauf ro der ge sie-ern Eine
time Siiliez dann wenden Meine
ien iiioe immer hörbar und das Ciri
liraeieie die Poii herein.
Ein selber Irieiumichiag von einer
Dreher ein iii irden weidet m
einer srediiseielii ii zwei Kitte
iare end eine medisiniise Zeiss-ist
—- iansi niedis
sie srni ersann-en und wurde
temdie
.siedne iisdassiewiann
se läs- lai Yo »
Kein-· eniseeeieii er eniisteden
Je i WI- R sites lese-d
W Mk
Ase iiinieiie dein sterben
AM
. I NO die II Ia sae
fis-sit galt- Iietseik aliud-seelis
kehrt-di
JMJZMIAH dee nisi
sinken-Mel M- M sie U iin
Vereine-meins Ins-ed Sie isn nisi
eieaeese Miit-» i
JIQ si
nistc Wien ird. dies ihn
die Fische seiee ieeeiiieiiis M
IN
« eine Frau!« ’
» a, die gnädige Frau kam gleich
zeitig mit dem Briefträger herein,say
die Post durch, nahm einen Brief
heraus und übergab mir das übrige.
Soll ich vielleicht nachfragen?«
»Nein, das will. ich schon allein
besorgen. Es ist gut, Susanne.'
.Die Tür hatte sich hinter dem
Mädchen geschlossen, und er vergrub
sein Gesicht in den händem «
»Marie, Mark-, --—« o Du mein
armes Weib!«
Ein paar rasche Schritte und Alice
kniete neben ihm.
»Nicht —- nicht doch —- ich kanns
nicht ertragen! Vielleicht hat sie es;
noch nicht gelesen, eile zu ihr, es kann (
ja noch Zeit seini«
Er wollte sich hastig der Türi
nähern, blieb aber plötzlich aufhor
chend stehen. Von draußen vernahm
kman leichte, huschende Schritte und
das Rauschen eines Seidenkleideä.
Mit angstvoll sragendem Blick sah sie
» zu ihm auf.
»Nicht hier herein! Du darfst sie
nicht hier herein lassen —- es wäre
zu--surchtbar!«
Er« stand regungslos, kein Wort
kam über seine Lippen und die Au
gen waren voll Mitleid und Zärt
lichkeit fiir die Frau, die doch eintre
ten mußte.
Die Schritte kamen rasch näher
und waren jetzt dicht an der Tür.
Mit einem unterdrückteu Schrei
schlitpfte sie hinter den schweren Fen
steroorhang. Man hörte von«oben
her ein Geräusch. als löste sich irgend
etwas von dem Karniese los, so fest
klammerte sie sich an die schühende
hülle.
Die Tiir ging aus.
»Richard, Liebsten bist Du hieri
O, Richard, Du Lieber, Guter!« —
Sie eilte aus ihn zu, ein kurzer Ju
belruf —- und sie lag an seinem
Halse. »Gerade ist Dein Brief ge
kommen, Dein lieber, herrlicher
Brief, das köstlichste Geburtstagsges
schenk, das ich jemals bekam. Und
ich war gestern noch so bange, Du
könntest diesen Tag ganz vergessen,
während Du schon zärtlich bedacht
warst, mich heute zu erfreuen. —-—
Kannst Du denn ahnen, wie glücklich
Du mich gemacht hasti Rein, das
kannst Du nicht, denn Du weißt ja
nicht —- wie —« schluchzend barg sie
das Gesicht an seiner Brust.
»Warte, Marie!« sliisterte er heis,
ser. »Richt, Liebste, nichtt Du hast
zisch-z eben gesagt, dasz Du glücklich
t «
»Ja, seht bin ich es auch, denn
jetzt weiß ich ja, daß Du mich wirk
lich liebst. Du hättest diesen Brief
niemals schreiben können, wenn Du
mich nicht wahrhaft liebtest. Aber,
was hab’ ich gelittent Deine Liebe
bedeutet mir so unendlich viel, sie ist
alles, alles stir mich, und seit Mona
ten quälte mich immer das Gefühl,
sie entglitt mir.. Mein herz war der
Verzweiflung nahe. Wenn ich Deine
Liebe verliere, wäre alles sitt mich
zu Ende.
Begreifst Du ietzt, Richard, was
mir Dein Brief bedeutet? Er hat
mich so glücklich gemacht. wie nichts
anderes aus Erden es gemacht hätte,
denn er ist mir ein Beweis, daß Du
mich liebst und mich ,-tmmer geliebt
haft. So habe ich mich ganz unnö
tig lange Monate hindurch gequält.
Jch war kopshängerifch- Liebster, weil
ich littl aber nun will ich es nie, nie
mehr sein! Und das Medaillon soll
nach meinem Ehering mein kostbar-—
sies Gut werden! Hast Du es auch
durch die Post schicken lasseni«
Sie hob ihre Hände und zog sei
nen Kopf zu sich herunter.
»Wie bleich Du dist, Richard! Fehlt
Dir etwasi«
»Nein. nichts; nur etwas Kopfweh
—- und müde bin ich.«
»Du arbeitest aber auch viel zu
viel. Und wie geduldig Du mit mir
bist. Liebsteri Doch nun will ich Dich
nicht länger stören. nein. ieine Se
tunde länger. Lasse es mich nur
einmal aussprechen, das ich heute die
gwiichsie Frau unter der Sonne
n." ·
Sie preßt-« ihr Gesicht fest an das
seine und tiisrte ihm Stirn. Augen
und Mund. Einen Moment später
hatte sich die Tiie hinter ihr ge
schlossen
I . s J
. Mk bleichen-. verstim- Inmi
Rand can Its-u id- Iusd Ins-usw
kam besude- s ek- Rad-wes
m ihm dom- m Mes.
« Jst M Its-d- IMI Im Ue
M m MS
II IM cui Ihm M
« klass- QIIIII —
MP «
-DI—-QIILIIIIMII M·
III- II III sit IUO III
W N Im em- IIV IIWI
Ins-u U- s- I
wisse-F
«u.;«vwm«swnswj
k W
W Ind(
In ist-II
MM Its Inst-s
ist-; ist-u set-is
Ist sonst d n W
M I us Wust-J
Pet- Mmuc sit der goldenen Brill
Humoreste von Jean Jullien.
Mit rasender Geschwindigkeit sanfte
der Schnellzug durch die sinkende
Nacht. Jeh blickte, das Gesicht nahe
zum Fenster geneigt, auf die vorüber
hnschenden Bäume, deren Schatten.
flänger und länger werdend, gegen
Eden dunklen Himmel anstredten, an
Jdem nach und nach Stern um Stern
aufzuleuchten begann. Bald hüllte
völlige Finsternis draußen alles in
ihren melancholischen Schleier. Ich
vermochte nichts mehr zu unterschei
den und wandte meine Augen dem
Jnnenramn des Knpees zu. Ein älte
rer Herr im grauen Reiseanzug öff
nete vom Korridor aus die Tür
meines Abteils und nahm mit
stummen Kopfneigen mit gegeniiber
Platz. -
I
Der Mann machte es sich in seiner
Ecke bequem, treuzte die Arme, neigte
den mit einer Reisemütze bedeckten
Kopf rückwärts ggen das Polster, als
ob er einen Stützpunlt zum Ein
schlafen suchte, und richtete seine
scharfen Augen. die durch ein Paar
»leicht gefärbter goldgefaßter Brillen-"
läser funielten, fest auf. mich. Dieser
ick erschien mir zuerst wie die Auf
forderung zu einer Unterhaltung.
Da ich jedoch ein prinzipieller Gegner
nächtlicher Konversation im Eisen
bahnzuge bin, so drehte ich mich ener
gisch wieder nach dem Fester hin·
Doch das angespannte Sehen auf vie
undefinierbaren Schatten, die gespen
stisch draußen vor den Scheiben vor
überhufchten, ermüdete mich, und ich
wandte mich abermals um. Diesmal,
um dtm Schlafbedürfnis nachzuge
ben. Flüchtig streiften meine Augen
das Antlitz meines Gegenübers. —
Was hatte das zu bedeuten? Noch
immer starrte der Fremde mich durch
seine Brillengliifer unverwandt an!
—- Sein Blick war weder neugierig
noch herausfordernd, aber auch ohne
einen Schimmer von Freundlichkeit
Ob der Mann an meiner Kleidung
irgend etwas Auffälliges bemerktei
— Jch zog meinen Taschenspiegel zu
Rate, fand aber nichts Bemerkens
wertes an meiner äußeren Erschei
nung. Haar, Krawatte, Kragen wa
ren in Ordnung; auch mein kurz ge
haltener Schnurrbart wies keine ab
sonderliche Note auf. Aergerlich
steckte ich den Spiegel wieder ein.
Mochte er mich nur weiter anstarren,
der alberne Mensch; wenn er sah,
daß seine Beobachtungleinen Eindruck
auf mich machte, würde, er wohl end
lich ein würdigeres Objekt ausfindig
machent -
Um mich zu zerstreuen-— meine
Müdigkeit war klüglich vorüber —
nahm ich eine Ze tung zur hand, die
ich vor kurzem achtlos beiseite gelegt
hatte. Während meine Blicke über
die gedruckten Zeilen glitten, fühlte
ich unausgesetzt die Augen meines
Gegenübers auf mich gerichtet. Ich
begann ernstlich unruhig zu werden.
Was in aller Welt mochte den Men
schen veranlassen, ausgerechnet. mich
ortwiihrend anzustarreni Ein um
so rätselhafterei Benehmen- als am
andern Ende des Kupees wei"leidlich
hübsche junge Damen fassen, die an
zusehen doch wohl lohnender wäre als
mich! — War er vielleicht gar ei
fersüchtig auf mich? — Wollte er
mich durch seine Blicke zwingen, ein
anderes Abteil aufzusuchen, um mit
den Schönen allein zu bleib-us —
Aber neinl Bei der nächsten Station
stiegen die Damen aus. Der Fremde
wandte den Blick. nicht von mir!
Jch versuchte ihn mit derselben
Waffe zu bekämpfen und begann ihn
meinerseits ebenfalls anzustarren.
Vergebens. Meine Augen begannen
durch das angeftrengte Sehen im un
sicher-en Halblicht zu ermüden. Jch
gab es aus« —- Was litmmerte mich
schließlich dieser Narr. Jn meine Ecke
gedrückt, schloß ich die Augen und
versuchte zu schlafen.
Seltsam —- dukch die geschlossenen
Mdet glaubte ich die starken Augen
emf mich gerichtet zu Mem ts. ich
fühlte feine Ber auf meinem Nat-.
tit. Eine pasle Unruhe bemäch
tigte M meine-. Diese hatte- In
gm meines Wege-über bequemen mich
u dopnmfumh wie hie de- schlaue
u V el. Kaum weisse ich die In
am wie k in öffnen. —- IMO some
nueg meiner Jungen Euequ richtete
ich sich WIQUG M
Jch fe te III-d an besondere Ende
du san . Die Auges feist- nie
Ue die eines Lebensreis- s M. des
m Its nutnoeglsi M use- set
em essen Des-dem nistet Um.
I see im
Davids-OR IF. Indem Its-et
onst-Ce- eIe-. des et- Indes-lee
mes Hätt Mk III dem s(
est duRtIth»-IIUI
sein sit-W s—— pedes-fette ein M«
»Is: n ne M steh-du us Ie!
III-m Oh Mist-ex Seh est-H
aussequ W Ums Ins-«
spe- II dei- In Miso-New
w M Ist-se Wsem est-;
sssstm USWW Ue ne
«..-:::::: w Its Wer-:
oik - ;
km U Ums-I ehe Mit ens
W
- I wiss e
.WM Its Im . » W
»man Me- m m Mist Its
ivergangenen Saison tauchte in met
Inen Gedanken aus. Einmal war ich
isogar kurze Zeit heimlich verlobt ge
Itvesen Jch hatte im Kasino gespielt
«und am Turs um hohe Summen ge
iwettet Aber schließlich hatte ich doch
zkeinen Menschen beraubt unb noch
weniger einen Totschlag begangen
sMan konnte mich wirklich nach dem
Gesetze keines Berbrechens beschuldr
,gen! Mein Selbstvertrauen erwachte,
Salz meine Gedanken aus diesem Punkzs
Ite angelangt waren, wieder. Doch
stem Blick meines Gegenüber ver
imochte ich nicht mehr standzuhalten.
fMeine Nerven begannen zu revoltis
»ren. Kalter Schweiß perlte aus meis
Lnet Stirn. Ein Zittern überlies mer
nen Körper. Mit einem Ruck sprang
ich aus, packte den Mann bei den
Schultern und herrschte ihn an:
»Zum Kuckuck, wag wollten Sie ei
gentlich von mir? —- Herr?!«
Ein Zucken ging durch die Gestalt
des Maner als ob ich ihn aus tie
fem Schlummer jäh ausgerüttelt hätte.
Entsetzt starrte er mich an —- aber
nicht mehr mit denselben Augen wie
zuvor-. . . Jch glaubte, ich wäre die
ganze Zeit über das Opfer einer opti
schen« Täuschung gewesen,« die durch
das unsichere Licht, daß aus die Bril
kexigliiser stel, hervorgerusen worden
e. . .
Berlegen trat ich zurück, eine Ent
schuldigung murmelnd.
Als er meine Armesündermiene be
merkte, begann er laut und herzlich
zu lachen und meinte schließlich gut
mütig: »Wie ich sehe. haben meine
Spinne gut sunttioniert·!« i
Er nahm bei diesen Worten seine
Brtlle ab und zeigte mir daran einen
seltsamen Mechanismus.«« Bei einer
leichten Berührung am oberen Rand
der Einsassung klappten mit iünstliss
chen Augen bemalte Glagplatten hin
ter den durchsichtigen Gläsern herab.
Bei der Berührung »der unteren Ränis
der schnellten die sarbtgen Platten
in die Höhe! »Ein unentbehrliches
Schutzmittel gegen Kupeediebe, bei»
denen durch die Kunstaugem die beims
Einschlasen des Brillenträgerg in Abs
tion treten, die Täuschung beständiger’
Ueberwachung hervor-gerufen wird«,
erklärte mir der freundliche Mann
und fügte mit hiislicher Verbeugung
hinzu: »Als Erfinder dieser Reise
spione stehe tch Ihnen mit meinem
Fabrikat gern zu Dienstent«
III
Stizze von hartmanw
Jm stillen, weltveegessenen Markt
slrcten Derna herrscht Erregung. Vor
einigen Tagen war in dem einzigen
Gasthaus des Ortes eine vorne me,
elegante Dame abgestiegen. as»
Zimmermädchen, das zugleich die
spärlichen Gäste bedienen mußte, sag
te es der Nachbarin und von da auzs
nahm die Kunde ihren Laus durch den
ganzen Ort.
Eine berühmte Sängerin sollte sie
sein. Jhren wahren Namen erfuhr
man nicht. Aber jung war sie und
schön und elegant.
Magda Werner, das geseterte Mit
glied eines der vornehmsten Theater
der Residenzstadt hatte ihren Künst
lernamen nicht angegeben. Sie wollte
unerkannt bleiben. Nach all dem
Zügnenstaub hatte sie Sehnsucht nach
u e.
Mul- Juhm. l
i
Neid und Mißgunfi wurde ihr ent- «
gegengebracht von den Genofsinnen
Uherfchwängliche Verehrung von feilen
ihrer Verehrer. s
Frei und glücklich wie fchon feii
langem nicht mehr fühlt sie sich. nun
fie dem bunten Fliiier, dein schwanken
Würfelspiel des Glücks entronnen.
Hier atmeie alles Freiheit« Natür
lichieii, unverfälfchie Lebenslqu
Man wußte noch nichi viel von mo
dernen Erfindungen Einmal am
Tage bolperie der Postwagen durchs
Dorf und brachte die Zeitungen.
Dann mass wieder fiilL Ja der
großen, gefchiifiigen Welt dran en
ionnie das Unglaublichfie gefche n
—- liier erfuhr man's nicht allzu
let-Ies
Magda Werten wanderi auf ein
fmnen Wegen in denWelix Die
neugierigen Augen der Dur heil-ebner
wurden ihr lässig. Ganz ill sang
finiam ifi es diee Ein me aufges
stehend-die Rede springen schen in Iro
Cäsars have-. Mii langen. gie
ei en n sit-sei die Nu ris die
iomäe M. Sie imsi iiber
die cease und den blauen its-mel.
liefen-i M da se fe e
Ilies set-rechte i m ite obs-M
ien. fie is fse ein Ner- stunden
wieder das fröhlich for-lese sind
Is- stät
II der eieldelnsw VI
Idee Dies m lie denn-den«
Im WMLUW IS'-BE
Nu Wiss i
. Besser Miit iiie isieI seie
Fv ON e «- II«
»Ist-eth- wie-i- n ei sei
Meimeeswb
wwwwsz I
sMG »Ur-« est-VI
»Mit » neu-»Umsa(
»sic- ur IMIIIIMIQQ
smi Mit-M einsie- intsieeai me
»Im-W. m midn- sen seit
O- ub sie-den«
s Wenn sie auf der Bühne steht. III-)
die Menge ihrer herrlichen Strukms
Zwie verzaubeti lauscht, weiß diese
nicht« daß es ihre eigene Sehnskkchi
iuach Glück ist, die» ihk diese Tone
!leiht. «
Und wenn am Schinß der Vorstel
ilung ein ranschender, nicht end-unwi
Jlender Beifall ihr großes Können fei
xert, lächelt sie still und in ihrer Seele
sei-wacht von neuem die Frage: Jst
das das Glück?
i Magda Werner träumt wieder wie
sin ihrer Kinderzeit. Sie hat sich ins
sGras geworfen und die Arme unter
dem Kopf verschränkt.
Ein Bild steigt «vor ihr auf: Un
ter einem Fliederbusch, der voll Blüte
und Duft war, stand ein blondes,
zartes Ding im hellen, oerwaschenen
Kattunlleid und einfacher, grober
Schürze. Ein junger Mann mit
treuherzigblauen Auan hatte den
Arm um das Mädchen gelegt und
sprach leise und innig darauf ein.
Und dann küßten sie sich. Sie hatten
wohl Abschied voneinander genom
men. Nur für Jahre oder fiir its
mer-?
Zehn Jahre sind vorii gegangen
oder noch mehr. Magda erner ist
kein scheues, kleines Mädchen mehr. -
jSie ist ein vollerbliihtes, reises Weib
Hund steht mitten im Leben. Wo mag
wohl der andere·sein?
Langsam gehen die Jerientage zu
Ende. Die Sängerin immt Abschied
von Wald und Vog ang.
Sie hat einen Ausflug gemacht
nach einein mehrere Stunden entfern
ten Ort mit einer bekannten Wall
fahrtslapelle. Ueber den Feldern
brütet eine schwere, trockene Hihr.
Auf der Dorfftrasze spielen s unver
brannte Kinder. Kindersiimmem
Kinderlachen — wie fremd ihr das
llingtl
Die niederen, weißgetiinchten Häu
ser mit den roten Ziegeldächern geben
ein sarbenpriichtiges Bild. Jn der
Mitte des Dorfes steht das Schul
hauö mit der Wohnung des Lehrers.
Der Obstgarten reicht bis an die
Straße. Ein stiller, blasser Knabe,
in Decken ein hüllt, ruht in einem
Lehnstuhl bot dem Hauz. Jhn frö
stelt tro Wärme. Seine gro
ßen, lei volle Augen schauen weh
miitig verlangend aus die muntere
Kinderschar außerhalb des Zaunes.
Am Ende des Gartens, ganz nahe
der Straße, steht ein breitschulriger,
großer Mann-. mit blondem Vollbart
itnd—wetterharten Ziigen. Es ist der s
Lehrer des Orts. Seine Kleidung ist«
nachliissig, seine Bewegungen müde.
Eine stumpfe Gleichgiiiigleit blickt aus
den mattblauen Augen. Er begießt
eine Reihe junger Bäumchen. Jesi
wendet er flüchtig den Kopf. Auch
Magda Werner sieht ihn an. inen
Herzschlag lang. — Ein Sonnen ttahl
gleitet durch die Bäume und läßt den
breiten Goldreis an der Hand des
Mannes hell ausieuchten und streist
zwei totblasse Gesichter . »Magdat«
Wie ein hauch nur klingt der Name.
Wie müde die einst so frische sorg
lose Stimme klingt. —- »Warum
suchtest Du mich nicht? Warum hol
test Du mich nicht heimi« liingtg in
bitterem Vorwurf zurück.
Unter der Vauötiir erscheint eine
Frau, klein, rundlich, mit einem vol
len, roten Gesicht und nichtssagenden
Zügen. Mit ihrem Erscheinen ist die
Traumstimmung zwischen den beiden-i
versiegen. Mit einem kurzen-Blick
mustert die Sängerin die Gestalt
Sie geht den Weg Zurück den sie ar
kommen. Eine Hast überfällt sie.
Fort, hinein in das bunte Leben und
das Glück suchen in der Kunst, itn
Erfolg. Jhr Jugendtraum war aus
geträumt.
Nun ist sie wieder das sieges- —
sichere, an Bewunderung gewöhnte
Weib. Sie fühlt, die Bühne ist ihr
Plan. Jhr Heimatsehnen ist versio
gen.
Ueber den Zaun geneigt, starrt ein
Mann noch lange nach der- Richtung,
in der die elegante Frauengestalt ver
schwunden. Order denn je verstießes
ihm die Tage
M
III »IIOOUII« Ihmsssifo
sei du Durchsicht der in Ums-w
Leda In London bewehrten akttn Do
iusmm entdeckte die englische Kommis
01 für historische dcadfcht tm ein
ums Votum-us Gesicht Lei
Mäf ft: den M asn sue- Lie
MM III-· Zugs grösse
JOU Im MA; tust-s m du Is