Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, June 26, 1913, Der Sonntagsgast., Image 4

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    smwarmenliest
Roman von E. von Winter-Feld
War-vorm
——
Der Chef deE Hauses Fachmann
trar gestorben. Der tüchtige, brave,
gerade Mann, der so viele Ein-enden
ter im Kreise gehabt hatte der so test
seinen Weg gegangen war, aaöeiiiw
meet um Hemmungen irgendwelcher
Art, ost riicksichtslos in ielnem Urteil
tsnd doch immer mit einem Herer
voll Giite siir andere —- er hatte disk
Augen stir immer geschlossen
Ein Lebens-wert lag hinter ihm,
das ihm reichlich die Arbeit nnd Aus
opserung seines Lebensgelohnt hat
ie.
Ausgedehnte Löndereien, ein schö
ner Besin, gehörten zu dem Hütten
wert und der Sägmühle Eine gro
see Ziegelei war dabei und allerhand
Landwirtschaft und Viehzucht »
Acht Kinder trauerten nen ihm
Aber sie waren alle erwachsen Nur
die jüngste Tochter hatte aie Back
srschileider erst vor kurzem ausgezo
gen·
heute hatte man ihn zur Fami-:
liengrust aus dem Seeselder Fried-I
hose getragen, und ein großes Gesolss
ge, fast die ganze Stadt, hatte dein
allbeliebten und verehrten Mann diei
Feste Ehre erwiesen. ;
Nun sollte die Testamenteerdisnung
vor sich ge . Geich heut-, solan
ge noch al e Familienglieder beisam
men waren. Morgen schon ries das
Leben sie wieder in alle Windrichtun
gen hinan-. -
Eine Tochter war an einen Jurist
iteez net-heiraten der in Sturz-entsch
land Amt-seichter war. Eine iiingere
war die Frau des Großtausmanns
in der ernen Vansestadt Ein Sohn
war arinearzt, und sein Berusi
itihrie ihn wieder hinaus ans dass
weite Meer, ein anderer studierte nochl
als ngenieur. Der Aelteste war in
die oßiapien des Vaters getreten
Cs war selbstverständlich daß re ein
mal das Wert des Vaters übernahm.
So blieben no die drei Töchter
im sause. Die elteste war ein ru
hig , seennditcheeMildchen die die
Dreiii schon überschritten hatte. Sie
war schön, auch nicht häßlich.
sehr gleichmäßig und sehr anspruchs
los. Eigentlich wunderte tieiz nie
mand, daß sie nicht geheiraiet hatte.
« reriich hatte jeder sie lieb, alter man
prach nicht darüber. Es war so
ielbiiveeiiändlich, daß man Kisra liebt
kriiir. denn sie half jedem. Sie war;
immer gut, immer hilfreich. Schon
cu- Dnnibarkeit hatte man sie lieb.
Giife war bedeutend jünger Jrn
Alter Banden die beiden verheirateten
Schwe ern und der Mariaearzi zwist
Hm ihr und Maro. Giife thie al
e , was der Schwester iehltet Schön
Fih Grazie, Anmut, Talente und
ist« Sie war eine blendend-e Er
scheinung, die überall Bewunderung
erregte.
Die dritte der drei »unde-rebenen«!
Tischter. wie der Vater sie ichserzendI
Monat hatte, war Trudei, der
cifiich, oder Gern-nd wie iie lie
ber heißen wollte. Denn iie wor;
noch in dem Hiiickiichen Alter, wo manj
seen älier ie n möchte, wo man seine.
sie-rennen haben Inan, da sie zuH
kindlich klingen. Es war das giücksI
liche, sonnige Alter der sechzehn Len-:
re.
So verschieden die drei Buchnranm I
schen Tochter äußerlich waren, so ver-»
schieden trugen sie ouch den Schmerzi
um den Tod des Vaters Man
war sehr blaß. sehr müde. ssbrr seht
ruhig.- Sie hatte die Pfsege des«
Vaters fast allem auf sich genommen, H
und iie hatte noch jest das Erim-L
cis müsse iie nach ihnr sehen. iiir ihn
deuten Dazu tanren vie äußeren
Pflichten itir den teuren Toten. die
Auilapruns, die Beerdigung und die
lieferst-us des roten Dunsnn«:e, der
ritn rnebe rbeiierfordertedurch
ie Lin e und die Schwiegertinder.
kie nie Jrnuergäiie irn Hostie weil
en.
Die rnu des älteitin Bruder-. der
schon » Lebzeiten des Vaters qui der
slneohiirte wohnte. die nur etwa ehn
Minuten von dem Brach-knien chen
houie euiiernt tun« hatte sich ai
ieed ngs zur diiie cis-geboten Ader
Ilarn hatte das Oeiiidh ais engste
auch das noch sur Wiege M i ·
ders. were zu seiner leiten Oder ge
ltdss Sie weilte es sich desdnid
such nicht seen nehmen Men. fon
dees tot siedet aller ieidit.
IMI Im in leid-IMMle
, « so Inst-im des beim
tust-sb- . sie tm m
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I ihm Ists-Ia Unwi
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WILL JUIF III
I W M ehe W III
ne. Aber die Backen waren rosig s -
färbt, die langen, blonden Zöpse la
gen halb gelöst ans den weißen Kis
sen. Um den Mund spielte ein LE
cheln. Ein Kind war sie, ein lieb
liches, glückliches Kind, das im
Traum allen Kummer und alleTrau
er vergessen hatte.
Der Beerdigungstag hatte freilich
Trudels Tränen von neuem reich
lich fließen lassen. Wie ein ver-;
schüchtertei Vögclchen hatte sie Schutz;
bei der so viel älteren Schwester ge-!
sucht. Und Klara hatte ihr »Klein-J
chen« gestiin und gehalten und hat-!
te darin selbst wieder Festigteit und(
Halt gesunden. Jetzt suchte sie dre,
»Meine« überall. Sie sollte zur Te
stameniöeriissnvung kommen. Alle
waren schon bereit. Man wartete
nur noch aus die beiden Schwestern.
Alara sand Gertrud in ihrem tlei
nen Mädchenstiibchen, wo sie, haltlos
Ischlnchzendr aus dem Bettrand hockte.
; »Nein, Klara, ich lomme nicht mit!
Jch sürchte mich! Was soll ich da?
Kein Mensch braucht mich —- laßt
inich doch hieri«
»Nein, Kleine, du mußt dabei sein.
Es geht nicht anders. Wir müssen
alle versammelt sein. Und nun eile
dich, Justizrat Soldan wartet.«
; »Aber ich mag nich, Klärel So
sgeh’ doch allein! Papahat doch nichts
smehr davon, wenn ich dabei din
sund ihr braucht mich nicht!«
; Sie schluchzte wieder laut aus«
’ »Sei doch nicht kindisch, Gerte-nd,
fund tomrn’!«
Wenn Maea Gertrud sagte, dann
wurde sie ernst. Und es war meet
witrdt , wie ernst die sonst so steuerb
liche chwester aussehen konnte.
Gehorsam stand Gertrud aus,
wusch sich die Augen nnd nahm ein
reines Taschentuch Dann solgte sie
der vorangehenden Schwester.
Als sie etntraten,- wars ihr Schwö
gertn Eva einen bssen Blick zu. Und
Hauch Amtirichter Bergholz, der Mann
sit-et Schwester Judith, sah mißt-n
irgend herttder.
Das Zimmer machte einen seier
lichen Eindruck. Im halblreise sa
ßen die Geschwister mit ihren Ehe
gatten. Alle in tieser Trauer. Ju-.
stizrat Salburg, der alte Freund th
res verstorbenen Vaters, hatte sich ein
Keines Tischchen vor seinen Platz stel
len lassen
Nachdem auch die beiden Schwe-"
stern sich gese t hatten, nahm er die
Papier-e zur nd und sagte: »Daß
ich den Inhalt dieses Testaments len
ne, ist bei mir, als dem juristischen
Freund und Betrat Jhres Vaters,
elbftverstöndlich Jch möchte aber
auch gleich voranschielen, daß ich alle
diese letzwilligen Verfügungen durch
aus billige und in ihnen den treff
lichen Verstand meines lieben Freun
»de- Bachmann und sein goldenez herz
»ertenne.« «
»Mein Gott, was war denn da ei
entltch so groß zu testieren?« fragte
tlhelm, der Aeltefte, etwas ungedul
»dig. »Die Sache liegt doch furchtbar
einfach. Vater hat mich stets zu sei
nem Nachfolger bestimmt, da muß
ich aber auch peluniiir so gestellt wer
’M- daß ich die Werte halten kann.
Das» Baron-mögen teilen sich die Ge
’schtorfier.«
H Vielleicht liegt die Sache doch ein
Iroenig anders«, bemerkte der usiizs
Trat mit fast unmerklichemEcichelm
,.Darf ich nun lesen9« .
»Ich bitte!« klang die höfliche, aber
steife Antwort.
Der Justizrat hatte die Brille auf
gesetzi, entfaltete das Papier und be
gaunx
»Meine geliebten Kinder!" —- —
. Bei dieser Anrede weinte Gertrud
Jlaut auf, so daß der Justizrat sich
Jwieder unterbrechen mußte.
» »Nimm dich zufammen, Gutes-ist«
sagte der Bruder streng.
» eIrr-del ballte ier Tafchrntuch Irr
keine-n Knäuel, hielt es an die Lip
wen und bis mit den Zähnen hinein
sum sich zu waschen
Ost J Untat hab rotem am
Meine seli- tea Mut-M Ihr tatk
set san-tat den-m das an Te
stament tot chkn Beter and Madam
atcht asts ft. Aber ich möchte auch
nach Inst-am Tode noch hemmte-d
tu Satt Lohns etasnttnh Und es
M was-M nicht that-laws satt-. l
t. wo tch deuten mas. das mtk m l
nahe tft im kann ich es lagen.
tas tth stets nat auf Gan Wohl bei i
dacht spat. das tch aat tttk Cach se
Meist and seatdettet habe . Ich met-i
at each. Jst tatst and fühlt II fett-It. -
So toll auch m Iattmttt unt-ask
bit-a Ums-U Ia Gott Jota-ca Stil
Lea dazu stdt nat Nr Quer schuf
Inst-.
das In I antu- tthett sites-i
act sat. MIQM Its taaa sacht
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set-a III-to aat tsm stund-m N :
i- Ia Staa
säh-.- aatsttttams aa Its
III Mast th.
Ists Jastsm IIM
s »Und das andere?« wollte Wil
helm sagen. Ein Blick «Iin des Ju
stizrats ernstes Gesicht ließ ihn schwei
pen.
Der alte Herr suhr satt
«Meine beiden oerheirateten Töch
ter Judith Bergholz und Annemarie
Michaelsen erhalten je ein Vermögen
von 120,000 Mari, wie ich es ihren
Chemännern bei der Verheiratung zu
gesagt habe. Dasselbe Vermögen be
tommen Eberhard und Henning. Doch
bestimme ich, daß Hennig vorläufig
nur den Nießbrauch des Vermögen-Z
erhält, solange er noch Student ist
Er wird später besser verstehen, ein
eigenes Vermögen zu verwalten.
Mein treuer, alter Freund, Justiz
rat Salburg, wird aus meinen
Wunsch die Verwaltung übernehmen
Nun bleiben noch meine drei un
berheirateten Töchter Klara, Gilse
und Gertrud. Jhr Wohl liegt mir
cm meisten am Herzen. Ueber ihr
lünstigeb Leben habe ich am längsten
nachgedacht. Jhnen sehlt der natur-»
licht Beschii er, und ich möchte nicht,
daß sie viel eieht ohne Liebe eine Ehe
ein ehen, oder daß sie sich als über
sltissige Tanten bei den Geschwistern
ettznidriielen Vor allem will ich,.
ask ihr Leben einen nhalt haben;
soll, einen Zweck und en iel. Hei
raten sie später noch, so eht dem
nichts entgegen· Aber sie sollen nicht
daraus angewiesen sein. Ich will
ihnen ein eigenes-, warmes Rest grün- x
ten, and lie sollen weiter daran bau- I
en. das ist mein Wunsch und meinil
Wille. « ’
So bestimme ich, daß Klarm Gilses
und Gertrud gemeinsam die Ziegeleis
«er Eis s i
n u chret, wie Er ehreckeey nn
terbraeh den Lesenden. Doeb suhei
er nach sekundenlangee Pause fort-s
»Sie erben ferner gemeinsam das!
manche us samt Garten Wie-i
sen,·leben in und tote-n Jnventar.i
Dsch sollen sie sitt die anderen Ge
schwister stets zu itirseren Besuchen
das Haut essen halten« So bleibt
der usammenhang zwischen den Ge
schw stern gewahrt, der sonst so leicht
»Ach Ideen Tode der Eltern an bet.
Herratet eine von ihnen, so i iht
wenn es ohne Gefährtin der Zit
gelet geschehen kann, ist Bissen aus
nie-kahlem
Die Altiva und Pasiiva wird ih
nen Justizroi Salburg llarlegen, ih
nen auch fltr den Anfang mit Rat
und Tat beiiielzem Jm geschäftlichen
Betriebe finden lle Hilfe an meinem
braven. zuverlässigen ler Thieme
und tiir die landwirtl tlichen Fra
gen an dem Statthalter Willen-.
Meiner lieben Schwiegertochter Eva
bestimme ich den Familienichmuck
meiner seligen Frau. Sie trägt jetzt
als rau den Namen Brachmann
und oll den Schmuck später auf ihr
Kind, meine älteste Enkelin Eikeim
vererben.
Und nun, meine geliebten Kinder,
hoffe ich, daß ich Euch allen meinen
Wunsch und Willen llar dargelegt htt
be. Wollt Jhe noch Aufklärung liber
einiges, to wendet Euch an Salburg.
Solltet Jhr aber vielleicht erstaunt
iein liber meine Bestimmungen, so
hoffe ich doch, daß Jhr Euch alle
ihnen gern und willig fligt.« ’
Diese Worte lag der Justizrat mit
erhobener Stimme, und fein Blick flog
file einen lurzen Moment zu Wil
helm Brachmann hinüber.
»Und nun nehmt zum Schluß noch
meinen biiterlichen Segen. Keiner
ron Euch bat mir Anlaß gegeben zu
ernstlicher Unzufriedenheit, zu wirk
liche-n Kummer. Von einigen habe
ich»nur Freude erfahren. Gott leg-i
ne Euch dafür! —— — Lebt in mei
nem Sinne weiter und vergesset nie
Euren treuen Vater
W. Brachmann.
Klamhiiiie. den IS. Juli 1906. . l
De- Jusnqut ließ die Ham- miti
teen Papier sinken. Er nahm die
Brille ab und machte lich dann mit
einer Mai-ne zu schaffen, der er wei
tere Panier-e und Urkunden entnahm.
Sichtlich wartete er, wartete auf eine
Aeußerung von seiten seiner Zuhiirer.l
Aber teiner sprach ein Wort. »
Man. die allzeit bei-errichte Klo-(
ka. weinte Mu. Ame las mit su-(
fammenscvtesten Lippen. indes Ott
ttud ein Bild völliger Josua-Hinw
lett Musen Nichts-erstran bot '
Eva wechseln einen raschen Mc
mit ihrem Mann
Diese situi Mem ja die zuweist
Umstin Dis anderm wurden
mism O ais-i von den ais-km Erd
Icfummusges gutem-. sowohl
W beides Ists-m als auch Ue
ums-imm- stådtt erhielte-. Ist
Hi mit-M sama cis Musik-T
M das sum auf-Mk Ists MI
MMOII Dom kmsw Ue MIII
Mus- sen In m:
Ist-Motiv- IWU Mi- It«
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III-et M des Haus-VII paying-»
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Ins- ouf Nur-M » m
M II I I Im
dont Zum-Im II m r
seit Ist-n Q- m Im
mit n MW sum lan- III-Io
wo sit WI m
jin-O und Wo ask pon
Ausgabe, die ihnen gestellt wurde.
Selbst Klara, die am tiefsten des slYa
»ters gütige Absicht verstand und wur
digte, stand innerlich wie vor einem
unüberwindlichen Berge, iiber den sie
nie hinübertommen würde.
Und die anderen beiden, Wilhelm
und seine Frau?
Der Justizrat hatte den lurzen
Ausblick des gegenseitigen Verständ
nisses wohl bemerkt. Und die Be
stimmung feines Freundes Brach
mann, die er von Anfang an als ei
ne schöne und segensreiche empfunden
hatte, wurde ihm völlig klar, Der
Vater hatte fein Lebenswerl nicht
einzig und allein in den Händen des
ältesten Sohnes lassen wollen. Er
wollte vor allen Dingen feine Klara,
feine Lieblingstochter, nicht in ir
gendwelcher Abhängigleil von diesem
Bruder wissen. Er traute ihr ge-»
nug Verstand, genug eigene Kraft zu, s
um auch einen Teil feiner Arbeit zu»
übernehmen. T
Jn diesem Augenblick hatte der
Juftizrat allerdings noch das etwas
bange Gefühl: Wird sie es auch tön
nen«t Aber er schwor sich selbst: »Ich
will ihr helfen, soviel ich lann.«
Frau Eva zerlnitllte ihr fchwarkss
geräudertes, setdenes Taschentuch n
nervdfer hast in den Händen.
Gerade gestern hatte ihr Mann da
ron gesprochen, daß das beftfundier-’
te der drei Werte die Zie elei sei, daß ;
sie den größten Bargew nn abwerfe.1
Und nun entging ihnen das! Entging
ihnen samt dem schönen, großen Fa-;
niiltenhause, das siir die drei Mädelsj
doch wahrhaftig zu groß und zu wett- (
Ickusig war. Und Frau Eva hattex
schon in Gedanken den Saal umgeilj
laut und hatte sich den Salon mit?
hellen Tapeten geträumt! Sie hätte
och ganz anders in den großen
Räumen zu repräsentieren verstanden
als dte einfache Klarm «
Gewiß, ihr Daus in Marahiitte
war auch hübsch und behaglich. Aber
es war nicht groß. Un die Ein
nahmen der Ziegelet hätte die elegan
te, an Luxus gewöhnte Frau noch
gut gebrauchen können. Ob die Mäd
chen auch die Equipage behalten wür
den, die se doch schon als
ihr sicheres E entuin betrachtet hattet
Und nun wur n alle diese heimltchen -
hoffnungen pls lich vernichtet!· Hei-«
nes der Geschwt wäre je aus diese
Idee verfallen. Mein Gott, man;
konnte ja fast glauben, daß derj
Schwiegervater geistig nicht - mehrl
auf normal gewesen wäre, als er das
chr eb! s
Aber das Testament dotierte schons
ein ganzes Jahr zurück. Da war ert
noch in allen Aemiern, ein hochan-’
gesehener Mann. Zu machen war
a nicht-. Das sah sie ein. Sie
rückte unruhige aus ihrem Sosaplah.
Ol; Wilhelm nn nicht sprechen wür
sc
Der saß mit fesi zusammen epreßsH
ten Lippen und ab starr vor ch hin. s
Wie er in diesem Augenblick Gilse
glich! Der stattliche Bruder der schö-»
nen Schwester-!
Die Stille wurde bellemmend siir
alle. Und deshalb unterbrach die
ruhige Stimme des Amtgrichter Berg
bolz das lastende Schweigen. «
»Mein verehrter Herr Jusii rat, ich
danle hnenimNamen meiner eschwi
sier s erre Mübewaltung. Sie sind
ein Freund des Verstorbenen gewesen,
und Sie wissen, was wir alle. auch
wir Schwiegersöbne, an ibm verlo
ren haben. Ich besse, wir werden
im Sinne des Verstorbenen miterle
ben! Ich siir mein Teil lann nur
wünschen, daß wir auch serner treu
zusammenhalten als Geschwister, als
Kinder und Schwiegektinder eines
Vater-DR
Er stand aus und reichte dem Ju
stizrat die hand.
Die anderen folgten.
Dir seierliche Sitzung war damit
aufgehoben. Auch Mara halte sich
gesaßt· Sie trat zu dem Justizrat
und sagte: »Deine bin ich ni i siibis,
mebr zu versieben und zu be prachenx
lieber Herr Jusiizrat. Dort ' ichs
morgen kommen und mir von anen’
tad Nähere eriliiren lassen?« !
»Iriiulein Mara, daß ich immers
siir Sie da bin. das wissen Sie.« i
Ein Hm kund-drum soc-m sag-i
te sie: »Ihr leibt doch zum Essen,
Färigch will nur eben in die Küche
e n.
Am Eva am c mit ihrem Manns
iW se ans los werden. wes
ihr auf dem der a brennt-.
Mg fast- fM Mc . Instit-« Matt-:
Glis war im sucht est munter-.
ks ums u sanft it My- uns
does merken u . est m contin«
sinkt-e he Ue Ast-mun- Judith
Und Unmut-.
sit-W It Its holt-. das Ue
Itali- us Its Kühnqu Mr .
« Us- Ii tm III
EVEN das-e ein stut
u u des Hofhun
tm Es Im Im III-u nie-«
fang W des sltm Urkund m hou
Js
IUO m II m IMMQKIM
SQTVI III m sitt-Cä- cm IF.
c I a
ksmsdea Um- IIRII Mus» m
Risi- : .IMI Hist-. und- äu —
Ist I s
W DER-m k- »N«
tm Jst Ihm-« statt Heu-.
M I i i
»Im sum Istuksfmust
ihr innerlich unfrei, gedrückten Gemü
tes entgegentritt. Das empfand
Klara an dem Abend dieses Tages
als sie in den Garten hinausgegan
gen war, um hier mit sich selbst ins
reine zu kommen. Jn einem ganz
itounderlichen Farbenspiel ging die
Sonne zur Ruhe, und Klar-a hä«e
trinkt das Schauspiel mit Entzücken
beobachtet, aber heute vermochte sie
selbst nicht mit Gewalt ihre Auge
taran zu tonzentrieren Sie konn
te in der Größe dieser farbenfrohen,
heiteren Natur keine Erhebung fin
ten.
Sturm, Nebel, Regenwetter hätte
eher zu ihrer Stimmung gehaßt. Sie
hätte antämpfen mögen gegen äußere
Naturgeroaltem um in den Unbilden
des Wetters den inneren Sturm zu
übertiiuben Die ruhige Heiterleit
ihrer Umgebung empfand sie heute wie
einen neuen Schmerz fiir ihre noch in
Innerer Aufregung zitternden Nerven.
Sie wollte ja so gern ruhig werden.
Sie wollte gern anerkennen, daß der
Vater nur zu ihrem Besten so be
stimmt hatte. Sie konnte ed nicht!
Sie konnte das Gefühl der Beklem
mung nicht loswerden Was lud er
ihr damit auf! Welche Last legte er
ans ihre schwachen Schultern! —- —
Und ablehnen lonnte sie nicht. —
— Oder sollte sie einfach zu ihrem
Bruder sagen: »Nimm du alles —
n-«mm wenigstens die Ziegeleit Wenn
wir das Elternhaus behalten können,
verzichten wir auf«das Uebrige"«i
Mein, das durfte sie nicht! Sie
mußte Vaters Willen erfüllen. Was
gibt es heiligeret als einen letzten
Willenit Sie war ja auch nicht al
lein beteiligt! Sie konnte nicht stir
die Schwestern die Entscheidung tref
en. Selbst-"tvenn-Gilse einverstan
.«n sein sollte, so bliebe doch noch
Gertrud Und Gertrud war min
derjiihrig. Wer wußte, ob sie spö
ter noch ebenso denken würde wie heu
te. ob sie dann nicht sagen würde
»Jhr durftet nicht stir mich verzichten!
Ich war damals noch zu dumm« um
urteilen zu können. Jhr schmälert
damit mein Erbe..«
Nein, Mara fühlte, sie durften nicht
txt-lichtem Ihr Vater ·tvollte doch
auch site sie ein Heim griinden, ein
warmes Nest.
Sie hatte sreilich das Gefühl, als
cis-K sich auch in ihrem Altjungsern
stii en ein warmes Nest hätte derer
ten können, vielleicht ein heimlicheres,
wärmeres als hier in dem großen.
stottlichen herrenhause mit den Stal
lungen und der Gärtnerwohnung.
« Ader wieder sprach die Stimme »in
ihr: »Sollte denn das Nest siir mich
alleini« Nein, siir alle sollte es
sein. Jch sollte es ihnen allen schaf
fen, das Heim, in das sie zurückkeh
ren könnten aus der Unruhe des Le
bens. Oh, sie verstand ihren Ba
ter wohl! Sie verstand, was er« woll
te. Sie, Klara. gerade sie, sollte
s eine Nachsolgerin werden. «Seine
tieoe Aelteste", wie er sie allzeit ge
nannt hatte, sie sollte an die Stelle
der Eltern treten, sie xsollte das jetzt
verwaiste Heim wieder zu einem Nest
machen, in das alle die verstreuten
Viigel heimlehrten könnten, wenn es
ihnen draußen zu unstet würde. Das
Behagen der Kleinstadt, die vorneh
me Ruhe des schönen Hauses, des
großen Paris, das alles sollte ihnen
von Zeit zu Zeit das Elternhaus wie
der zu einem Asyl des Friedens ma
chen.
Oh, sie verstand den Vater!
Aber der Gedanke war so neu, so
erschreckend neu und schien so viel, so
Schweres von ihr zu verlangen.
,,Jn so tiesen Gedanken, Schwester
chen? Jch suchte dich überall. Ei
gentlich hätte ich mir denken können,
daß du hier, wie wir es seither am«
liebsten taten, den Sonnenuntergang
bewundern würdest·« «
»Ach, Eber-hard, ich habe heute nicht (
viel von all der Schönheit uin michi
her gesehen.« i
»,.Deine Gedanken waren ander
warts, ich weiss es, liebe Schwester»
Gerade deshalb suchte ich dichl Klass
ra, ich muß dir sagen. was ich iidees
die überrasehende Crössnung des heu
ti en Tages denke. Sieh. Schwester
ie n, wir zwei haben uns immer ver
standen. ich verstehe dich auch heute.
Ich weis zwar genau. iveich Schweres i
vor die liegt. Gerade du Init deinem l
bescheidenen herze-i siihist dich so
nor nicht geeignet. eine so grose Aus· T
gade zu iidernehinen. und doch disi
gerade du dasiie geschossen wie Iveni e;
Deine Ruhe. deine Micheli-many dein ’
iiarer derstand desidigen di anzs
und nat-. Vaters Willen ausziZii ren. «
Denn dar du es hauptsächlich sein«
Iviesi. nu der alles ruht. weist du
W- anst — - W read-e
»Du Ins-M Euk- .....
; Om- Imd h sue dam- ·
Ina. In Mk U sit vmdäe
Drin II f. ists IOMIIQIMWI
l Ue
« s- imst
Fuss-s km Nu Inst-.- Uns
III-h il n ins Mc im is n
Ists-W IW cis mbt e Ot
its-is ist-s t- ief-I qui
Ihm-III- su wiss-. Bis du Un«
tm alm- Ists Conf- Damit
Ists Its iO kstmn Ughi-me- Mut
Näh-III des Ins Im.
IV 1
di
MI- - F« II« EIN-AS
Ist-c s
IIO — est-sinnt Im IMM(
Stils-. Ich glaube, sie bedarf dei
ner.«
Erschrocken sragte Klarat »Was iit
mit «ihr?« -
i Beruhigend strich Eberhard über
lihreHanU die auf seinem Arm lag.
,,Vorliiufig noch nichts! Aber dn
weißt, Gilses leidenschaftlicher Cha
kalter macht sich manchmal in Aus
briichen der Hesiigleit Luft, die für
den Laien beängstioend aussehen. Sie
list seit Vaters Tote in einer so hoch
gradigen Nervendepression, daß ich
als Arzt fürchte, tie neue Aufregung
könnte in einem Weintramps enden.
Sie hat ja srüher schon dergleichen
jgehabt Versuche, daß sie sich aus:
spricht, das ist das beste! Brauchst du
Intich aber, so bin iu« selbstverständlich
gleich zur Stelle."
Klara drückte ihm lurJ aber herz
lich die Hand.
Dann schritt sie rasch dem Hause
zu. Die Sorge trieb sie. Eber
hard hatte mit dem geübten Blick des
Arztes sicher richtig esehen. Und
sie machte sich Borwttr e, daß sie nur
jan sich und nicht auch an die Schwe
Tstern gedacht hatte.
F War das der rechte Ansan siir
Jdas Amt, das Vater ihr auferlegt
hatte? Jmmer rascher eilte sie durch
»die schon dämmerigen Parktvege dem
hause zu. -
Auch hier war es schon sast dun
lel —- und noch nirgde brannten
Lampen.
Klar-a trat in Lsaö Wahn-immer.
»Die Dämmerung webte ihre grauen
Schatten in den Ecken fes großen
Baumes. Ein le ter Lichtstrahl fiel
herein, und in desem hellen Strei
Fn sah Klnra die Gestalt Gilses am
lügel sitzen. Die «nde lagen
»sehr-per aus den Tasten, r Kopf mit
zdem üppigem blonden haar stel vorn
Iiiber auf die scharfe Kante des
Deckels.
Bestemdet blieb Klara stehen.
Die Frage entsuhr ihre ,,thse, du
spieltest?« —
» Die Augeredete guckte zusammen.
;Miide hob sie den Kot-s, und ein bit
sieres Lächeln grub sich um ihren
sMuntn
s Langsam sagte sie: »Du meinst, in
seinem Trauerhause schickt sich das
)n«chti Sei nicht bange, hier ist leine
;T»aste ungerührt worden, wenn du
Jnicht etwa einen scharsen Mißton da
ssüt Ansehen willst. Einen Mtßton
»inieSb«iesken.«di «
« ie lesz e erhobene Hand schwer
- us die Tasten fallen.
H Ein schriller Klang zitterte durch
das dämmerige Zimmer.
Klara durchbebte ein seltsames
-,Grauen. Aber sie trat begiitigenb
näher zu der Schwester heran nnd
bat freundlich: »Komm, Gilse, wir
wollen einmal in Ruhe zusammen
sprechen. Aber nicht hier! Jch las
Ise die Lampe bringen« und wir sehen
Uns behaglich ins Sosa.«
Gilse schüttelte die band ab.
»Ich bin kein trank-d Kind, das
man mit beruhigenderi Wort still
macht. Meinst du, ich wüßte nicht,
wie alles gekommen ist? —- Ja, wir
wollen uns aussprechen. Aier nicht
du« ich will sprechen. Meinst du,
ich wiiszte nicht, weshalb du mich nicht
von Berlin kommen ließesti Wes
halb du mir Vaters lehten Segen
vorenthalten hasti Weil du mich hier
nicht mehr gebrauchen lonntestl Du
warest Vaters Beste! Du mußtest bis
zuletzt um ihn sein —- du hast auch
um dies Testament gewußt! Um dei
netwillen ist es gemacht worden! Da
mit dn auch fernerhin die führende
Rolle bei uns spielen tönntestl« Sie
lachte höhnisch ans. »Ziegeleibesitzerin
—- ichl Wenn wir unser Barvermd
gen bekommen hätten wie die anderen.
ann ginge ich jetzt wieder nach Ber
lin, ließe meine Stimme ausbilden
und wiirde Opernsiingerin. m
warmen Nest sihen. das paßt siir dich,
aber nicht siir mich. Meine ersten
Jugend-fahre sind schon dahin, ohne
daß mein heißer Wunsch in Ersiils
lung gehen konnte. Vater haßte die
Bühnenlantbahn siir eine seiner Töch
ter. Gut. ich habe gehorcht, solange
Vater lebte. Jest endlich wollte ich
srei sein nnd nun blildct er mich
noch nach dein Todes«
«Gilse!«
Klara schrie es aus in Entsetzen.
»Warum Lschreist du soi Meinst du.
ich liebte ater nichti Meinst dil.
ich betronerle ihn nichtt Wer W
heiser von nne geliebt hat« du oder
ich· wer weih bas! Denn ich habe ian
vergiiltert. Sein selter Sinn. sem
Ilelbeionsitsein waren mein JleaL
Ich siihlte mich ihm innerlich oers
wandt. wenn ich auch iinhrrlich ganz
Matten Ebenbild ieln soll. lind
deshalb tilgte ich mich ihn-. Aber
seht will ich srei sein »s— ich will nicht
nnter bei-er cserdobeil hier degeties
ren. ich ieitl lebe-. leben nnd euch
allen zeigen. we ich tatenl«
Sie stund ans nnd rechte lich in
die diidd Die ichlante Weltall wirt
te noch roher nnd ttottlirder in rein
tief-en eder der Trauerlleidnng
Poe diene-e dem Hand wie eine sto
ne liber dein taten-leiden GEN. in
dem die niesen til-mei- in lallte-en
gener ers-ernten
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