Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, April 10, 1913, Der Sonntagsgast., Image 7

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    U—
Der enserftmidene Delinqseut. s
Eine kaum glaublicl,:, aber wahre cic
schfdstr. Von Martin Hilmann
Die Hinrichtung ist bekanntlich eine
Operation, bei der man nur in den
seltensten Fällen mit dem Leben da-·
vonkommt. Die Amputation eines
so wichtigen Organes wie der Kopf,
die so ganz und gar nicht antisepti
sche Behandlung, die bei dieser Ope
ration in Anwendung kommt, alle
diese Faktoren bewirken, daß sie so
gut wie niemand übersieht. Jn der
Tat ist denn auch der Prozentsatz der
Fälle, in denen ein also Behandelter
von den Empfindungen, die ihn wäh
rend dieser Operation beherrschen,
nachher noch erzählen konnte, gleich
Null.
Jch weiß aber doch von einem
Manne, einem wegen Raubmordes
hingerichteten Verbrechen der nicht
nur wenige Tage, nachdem sein Kon
in den Kasten gerollt war, wieder
sidel spazieren ging, sondern sogar
den Staatsanwalt, der ihn zum Tode
verlnaxt hatte, anpumpte und sich
vielleicht noch heute vom Licht der
lieben Sonne bescheinen läßt.
Dieser Mann hieß Thomas Kniep
vogel. Auch der größte Optimisi
tann von ihm Dicht behaupten, daß
kör riiche Schönheit seine hervor
ste ndfte Eigenschaft gewesen sei. Jn
seiner Jugend war er bei einer Schlä
gerei iibel zugerichtet worden und
knapp mit einem blauen Auge davon
getornmen. Das andere hatte ihm
nämlich ein grobfiiustiger Gegner mit
einem wuchtigen Hieb ausgeschlagen
Mir iit unbekannt, ob sich Kniepvoi
gel das sehr zu Herzen genommen
""hat, bot ihm doch der Verlust dieses
Auges immerhin den Vorteil, daß er
von all dem Schlechten, das sich auf
dieser Welt ereignete, immer nur die
Hälfte sehen konnte.
Doch dies nur nebenbei. Knirp
oogel stand, angetlagt des Raubmor
des, begangen an seinem Freunde,
dem Rentier Karl August Weilert,
vor den Geschworenen, und ich muß
zu meinem größten Schmerz bemer
ken, daß das Opfer an seinem Tode
gleiche Schuld trug, wie der Mörder.
Wie sich bei der Obduttion heraus
stellte, hatte der Ermordete einen or
ganischen Fehler, ohne den Knirp-»
vogel nie zum Mörder geworden mai-s
re. Das Herz befand sich nämlich«
wie das zuweilen vorzukommen pslegt,!
auf der rechten Seite. Der Schuß,;
der in jene Körpethälste gedrungeuT
war, hatte somit unbedingt tödlich
gewirkt. Wenn nun auch der Mörder
nicht ohne weiteres sreizusprechen ist«
so mu doch zugegeben werden, daß
unser reund ohne diese anatomische
Kuriosität höchstens wegen schwerer»
Körperverletzung hätte unter Anllages
gestellt werden können. Mit einer
mehr oder minder längeren Freiheits
strase wiirde er dann seine Tat ge-»
sühnt haben. Aber Kniepvogel hatte
eben Pech. Und wie er bei seiner
Verteidigung treffend bemerkte, mußte
er unschuldig dasiir büßen, daß der
Ermordete das Herz wohl auf der
rechten Seite, aber nicht aus dem rech
ten Fleck gehabt hat.
Wenn man seinen Ausführungen
Glauben schenkte, war er an der gan
zen Sache überhaupt unschuldig, wie
ein neugeborenes Kind. Mit dem
Ermordeten war er seit lange-n auf
das innigste befreundet gewesen und
hatte daher genau gewußt, wo er sein
Geld und sonstige Wertsachen auf
bewahrte. Eines Tages. oder viel
mehr eines Nachts, war er auf den
(
Gedanken getommen, ihm einen Be
such nbzustatten. Man wird vielleicht
einwenden, daß die Stunde zu solch
einem Vorhaben schlecht gewählt wac,
aber bei guten Freunden siehst man
eben nicht so auf Etiiettr. Rücksichts
voll. tvie Kniepvogel immer war, be
schloß er, seinen Freund, dek sicher
der Nu pflegte, nicht zu stören und
terschas te sich daher mittels eines
Dteteiche Eintritt in dessen Wech
nunk Unglücklichettveise aber war
der Schlsset erwacht, und als ee den
Cindeingling so unvermutet vor sich
keimt sah,-ballte et die Fäuste, ums
ch aus ihn a sttiezem Und nuel
ne Wahrung einee vstqi en Interes
en und iat oment äu estee Not-l
wede hatte Kntepvoget zum Amte-et
gegeisem Das dabei sein Finger
utiiliq den Dahn dekitltet hatte. dle
sse zufällig geladen nnd dee Schutt
daher gniillln losem-innen tvne. da
teeeeee die Kugel zufällig Ein-ste
und dee Genau zuläitig due U mtsl
dee eechtea Seite ltntte » eeqott
passe leitete man ihn doch unmöqu
ltch sue Muts-sinnst siedet-. Wollt-e
man gleich lede- tlle einen assiiiettls
Gen Zahlt tun eines set illeyee
tauche-h le wtleden bald lese Mete
Zchea mete aus dee Welt herumlau
en.
Ins dtesee lchmlstnmgen seen
tnenty teos dee Its-e sen edetoeii
lette- Letsmey eines nett-idee- ek
tltietete die sechs-mee- dees Inse»
tin-Stett ttte ichs-this nnd seen-teilten
lit- nntee Mel-muten milden-see tin
its-m tm- Iede Die Iestlicg tout
se sein IleWetide wem-elen. etse
Wahnsinns-gewinkt Jdittiotclg des
les den Ist Tit-sent ani
net-see ists untreu mitsa- tenee ohn
eewunten Indus weiss-litten Ost«
Wien unteesleser.
Mitte-its M ee u- ieinee iFette.
nnd gle ig- etm Time he tel
—
seher mit geradezu niederträchtigeL
Freundlichkeit mitteilte, er dürfe sich
siir heute abend ein ganz besonders
schmackhaftes Souper nach eigener
Wahl zusammenstellen, wußte er, was
die Glocke geschlagen habe. Aber er
sand es für unwiirdig, vor einer La
laienseele, wie es ein Gesangenausse
her in seinen Augen —- Pardon in
seinem Auge — war, Furcht zu zei
gen, und so erklärte er mit fester
Stimme: »Ich bitte um eine große
Portiou saftigen Schweinebraten«f
Kniepvogel aß das nicht einmal be-«
sonders gern, aber er wollte sich an
dem Staat, der ihn nach seiner Mei
nung unschuldig verurteilt hatte, rä
chen, indem er im Hinblick aus die
heutigen Schweinepreise ihm möglichst
große Kosten verursachte.
Der Gesängnistoch bereitete das;
Gericht mit ganz besonderer Sorgfalts
zu, und da er wußte, was sich ge
hörte, ließ er eine große Schüssel
Sauerlraut nicht sehteu. Der Delikt-«
quent speiste mit gutem Appetit, der
durch die immerhin unangenebme
Nähe der kommenden Ereignisse nicht
im gering ten beeinträchtigt wurde.
Nur das «auerlraut rührte er nicht
an. Als der Aussehek abräumte,
schenkte er es diesem, wie ee wiyig
bemerkte, zur bleibenden Erinnerung.
Er erklärte, nach dem Essen von
Sauerkraut habe er stets noch nach
Wochen äußerst schmerzhaste Ver
dauungsstörungem daher wolle er sich
den Genuß lieber verlneisen. Nach
dem Essen steckte er sich eine igarre
an und später legte er sich s lasen.
Am anderen Morgen, ein paar erste
Sonnenstrahlen lugten kraftlos durch
schwere graue Wollen. stibrte man den
Delinquenten aus den Gesängnishoss
»Er gähnte und fluchte innerlich, daß!
man ihn an dem Tage, an dem er
im wahrsten Sinne des Wortes einem
so wichti en Abschnitt seines Lebensi
entgegeng ng, nicht einmal habe aus-s
schlafen lassen. Miide ließ er das
ihm übriggebliebene Auge umher-I
schweifen. Da war ein niedriger
Holzblock aufgestellt, an den ein ini
schwarzes Tuch eingeschlagener Ge-i
genstand lehnte« Jn einiger Entserss
nung davon stand der Staatsanwalt
in schwarzer Amtsrobe und unterhielt«
TIch mit einem Herrn in Gehrock und«
Zhlinder. Eine Kompagnie Solda
ten stand da mit geschultertem Ge
wehr, und dahinter sah man ein paar
Zuschauer, die das blutige Schauspiel
angelockt hatte. Bei seinem Erschei
nen reckten sie neugierig die Hälse.
Der Staatsanwalt trat aus ihn zu
und fragte ihn, ob er wüßte, was»
das alles zu bedeuten hätte. Er
schien das Ueberslüssige dieser Frage
selbst einzusehen, denn ohne eine Antss
wort abzuwarten, entnahm er einerj
Attenmappe ein Schriftstiick und lasl
daraus Dinge vor, die allen Anwe
senden längst betannt waren, nämlich
daß Thomas Kniepvogel rechtsgiiltig
zum Tode verurteilt, ein Gnadenge
such abgelehnt worden war, und daß
das Urteil jetzt vollstreckt werden
sollte.
Während der Berlesung blinzelte
der Delinquent mit derschlasenem
Auge aus den schwarz verhüllten Ge
genstand neben dem Block. Der
Staatsanwalt forderte ihn auf, einen
letzten Wunsch auszusprechen Knieps
dogel erwiderte, er möchte gern der
Hochzeit seiner kleinen Nichte, die er
vor wenigen Wochen aus der Taufe
gehoben hatte, beiwohnen. Obwohl
dieser Wunsch von großer Verwandt-l
schastlicher Liebe zeugte, mußte er aus«
begreiflichen Gründen abgeschlagen
werden.
Darauf gab der Staatsanwalt dem
Delinquenien die Hand und sagte
ihm mit beivegtek Stimme ein iehtes
Lebewohl.
Dieses Wort war sicher gut gemeint,
aber .in diesem Falle wenig ange
bracht. Kniepdogel hatte das Atmen
verwirit und gar nichts mehr zu le
ben« wedek wohl noch im gegenteiligen
Sinne.
Der Den iIn Zylindek hob die
sei-wayl deinmtzsednlite Hand. und ie
ott si rgten sich zwei heetuiisch ge
bante Mannes aus den Deiincnenten
und versuchten, ilnn die Kinde aus
den »Unsere zu binden. niedspsel
schiendeete iie mit einem einzigen Uns
von sich. das sie deeduht beiseite sie
gen. Dann trat et ani den beseacks
ten ein zu. benkiiste ihn mit leich
tem odinteten. iniete do- dem stock
nieder nnd legte seinen sont daraus.
in nächsten Augenblick wickelte dee
ods wie ein eetiee sitt-die in das nitis
weichen citgeipödnen gesittlte Mis·
den.
Vee Sehnt-toter ttiitete. sich see
eilst-siedend den Alt-den dee staats
anwnlt ieste feinen Hin-en unter ein
COIiititiiC die Rossen-te Solda
ten maeichieete mit sehe-n Teitt nd.
Wieder ein-nat inne die Donations
Ursein-langem das seist iiie den Den
tiNuentenx dem Itanddunite des—
SCaeseidms sont sie nli WH ge
imme- su deieiidnen
Bis zu dteiexn til-mit dat die Ge
schtslite einen its-te niOt aiitazjiikden»
seh-et immerhin nicht tinineeneiseinden
und instit-d ivlaeeiidteims Rechtes see
non-meet Idee nun besinnt due Js
intde. Wes mentcdth Ist-usw«
Udniseeetzende see Geisen-se Its
Ue giesse Miiitoin leis est sttsetteii
Beet sen den kamen notice-n Dim
enet und Oede ist-nett man n nie
weit medic-wende- Qeevset an den
) ide- diesee with newzqe du)
; . Jst Inst nat niOt eesWL pas
Kniepvogel noch einen anderen »leg-!
ten« Wunsch geäußert hatte. Er hatte;
naniiich gebeten, daß fein Körper nacht
der Ereluiion nicht einem llinischen»
Institut, sondern sofort der Erdes
übergeben werde. Und dieser Wunschj
war ihm erfüllt worden. l
Jn der daraus folgenden Nacht —f
damit die Sache gruseliger wird, darf«
es 12 Uhr sein und ein lalter Nord
ost regenschwangere, Mond und Ster
ne verhiillende Wollen vor sich her
treiben — machten sich zwei Männer
an der durch leinen Grabhügel ge
kennzeichneten Stelle zu schaffen. Mit
Spaten wjlhlten sie das Erdreich auf,
bis sie auf den roh gezimmerten Sarg
stießen. Diesen öffneten sie, nahmen
den Leichnam heraus und wickelten
ihn in eine Decke· Den Kon legten
sie in eine ebenfalls zu diesem Zweck
initgebrachte große Zigarreniiste, wo
er knan Platz hatte. Dann schütte
ten sie das Grab wieder zu, vertilgten
sorgsam die Spuren ihrer Tätigkeit
und suchten snii ihrer grausigen Last
eiligst das Weite.
Vor einem der legten Häuser der
Vorstadt machten sie-halt. Jn einem
zur ebenen Erde gelegcnen Gemach
packten sie ihre Beute aus. Darauf
preszie der eine·den Kopf mit aller
Gewalt an den Rumpf, wobei er sorg
sam darauf achtete, daß die Enden
der Luftröhre genau aufeinander paß
ten. Der andere Umwickelte die Be
rührungsstelle mit Bandagen, und
nach 24 Stunden war dank der kreis
ti en Konstitutiom der sich Kniepooi
ge bei Lebzeiten stets erfreut hatte,
der Kopf wieder fest angewachsen.
Leute, die etwa daran zweifeln woll
ten, ver-weise ich auf die bekannte
Tatsache, daß bei der Kirchweih aus
gerissene Ohrliippchen an jedem
Bauernschiidel- sofern man sie nuri
wenige Stunden aus die Wunde presst-f
wieder fest zu sitzen pflegen. Na»
und was so ein einzelnes Ohrwaschel
kann, das ist wohl der ganze Kon erst
recht imstande. Die Männer stellten
nun Wiederbelebungsversuche an, in
dem sie die Arme des Gelöpften ab
wechselnd hoben und an den Brust
kasten drückten und ihm ausserdem
eine Branntweinflasche unter die Nase
hielten. Nach wenigen Stunden hat
ten sie die Freude, ihre Bemühungen
von Erfolg getrönt zu sehen. Knien
vogel schlug die, pardon das Auge
auf, tat einen kräftigen Zug aus der
Flasche und fragte, was man in sol
chen Fällen stets zu»fragen pflegt,
nunmehr »Um bin ichs-s
,,Jn treuer but«, erwiderten die
beiden Samariter im Chorus. —
Kniepvogel erhob sich und schiittelte
ihnen dankend die Hand, indem er«
versprach, bei Gelegenheit Gleiches mit
Gleichem zu vergelten. Mit Hilfe ge-»
liehener Kleidungöstiicke kleidete er sich
sorgfältig an und machte sich troh des
Abratens der Freunde auf den Weg,
seinen Verteidiger Jgnah Feilchenseld
zu besuchen.
Dieser saß gerade über Akten ge
beugt in seinem Bureau, als Kniepvos
gel bei ihm eintrat. Beim Anblick
seines einstigen Klienten sprang er
in die Höhe und schlug entsetzt ein
Kreuz. Als nun der Totgeglaubte
noch zu reden ansing, kannte das Ent
setzen des Rechtsanrvalts keine Gren
zeu. Ohne nach Hut und Mantel zu
greifen, stürzte er an seinem Besuch
vorbei zur Tiir hinaus. Kot-sichtli
telnd machte sich Kniepvogel daran,
ihm zu folgen. Da bemerkte er zu
fällig in dem unberschlossenen Geld
schrant einige Rollen. Damit sie
während der Abwesenheit des Rechts
anwalts nicht in unberusene Hände
kämen, nahm er sie einstweilen tnl
Verwahrung
Nun setzte er fröhlich pseisend sei-l
nen Weg sort, um den Staatsanwalt!
zu überraichen Ein sonderbares Ge-!
fühl beschlich ihn, als er das erstemalj
in seinem Leben srei von Schuld nnd»
Fehle durch die langen Korridore dejj
Gerichtsgebäudes wandelte. Wie kein;
anderer hatte er die Berechtigung, sich·
Ioie ueugeboken zu siihlen. Niemand
tltntte ec« vte Tttr des sent-staunen
auf. hier war dte Wirkung noch weit
dramatischen alt vorher betnr Rechts
antvatt. Der Staatsanwalt toan
kretdeblet0. wollte etnen geltenden
Schrei aussehen. brachte aber nur
einen gut-getreten Laut hervor-.
ar DIer erhobene-r Wänden und
gespart-geltenden Augen and er da.
»Er-ten Mem-. here Staatsaus
roatt·. tagte ten-reget Ver Ue
svr Tät war enenr hart das ser
rmirrtttede Gespenst versperrt und se
fest-any sich der se Erste aut Ue
srssrrng des offen sendet Ies·
pers. um aus Ite Stroh see speise-i
Irr-. Unten-met serettelte vers teth
rathe heutige-treten stehe Vor-i
haben- Datte er einen Werthe- ees
werdet. to rettete Oe tratst etnets an
deren dirs Leder-. Iret non ritter;
Seh-old durfte er von nun an dass
waret Ueber-. Erstens-etc dar-CI
der Staatsanwalt nett ever-DOGM
Ltveerr Ast st- ee. here staats
aumtt.« Der Vertreter see Gebäer
hat vernudtet irr einen Sesel tu,
Fast-terram um Messe-. etn Hat-H
seh-r hinaeerrttet werden Mtt ach-.
arm Munde deute ee su. rote thue
Insekt-can ser Month Kern-I ske,
ask-en list-Muse nettteme '
Jst-er me rit ki- pxar set-m neestrQIF
a te ei Jst here Stimmen-;
wo t«. und lutes-set entbtsste set-;
ne- Oate use state M Ie- rem
Strtererem der dte Rette andeuteth
ertamrte tin-. Mit lett-tun denenl
an der der Kopf wieder sestgewachsen
war.
Der Staatsanwalt hatte sich soweit
wieder erholt. So sehr er sich auch
strönbte, der Erzählung Kniepvogels
Glauben zu schenken, ihre Unwahrheit
konnte er unmöglich beweisen. Und,
das mußte er schließlich selbst zuge
ben, die Chirurgie war heute imstande,
Wunderdinge zn verrichten.
,,Gut«, sagte er, »dann bleibt eben
nichts anderes iibrig. Sie miissen noch
einmal hingerichtet werden« Er«
streckte die Hand nach der eleitrischenj
Glocke aus« um den Gerichtsdiener
herbeizurusen.
Kniepvogel hinderte ihn daran.
,,Pardon, Herr Staatsanwalt, iiberi
legen Sie sich doch einmal die Sache.«
»Es ist wahr, ich habe einen Men
schen ermordet. Aber ich habe meine
Tat gesiihnt, ich bin hingerichtet wor
den. Tasz ich wieder auferstanden
bin, geht das Gericht nichts an. Die
Auferstehung ist tein Berbrechen.«
Der Staatsanwalt war im Stras
gesetzbnch zu Hause. Jm Geiste durch
flog er es, aber er konnte sich an lei
nen Paragraphen ’erinnern, der das
Wiederausleben eines Toten mit
Strase bedrohte. Auch ein Präze
denzsalL der ihm in diesem schwieri
gen Fall eine Handhabe bieten konnte,
war nicht vorhanden.
Kniepvogel las seinem Gegenüber
die Beriegenheit vorn Gesicht ab.
»Wenn Sie logisch denken«, sagte er,
»werden Sie mir beistimmen.«
Der Staatsanwalt dachte aber su
ristisch und beharrte bei seiner Met
nung, daß der Verbrecher noch einmal,
und diesmal gründlich, hingerichtet
werden miissr.
»Gut«, meinte Kniepbogeh »tnn
Sie das immerhin, bringen Sie die
Sache vor die Oessentlichleit. Abers
l
ineinen Sie, daß auch nur drei Leute
meine Erzählung ich sei vom Todes
wieder auferstanden, lauben werden?
Ein Falscher, ein Un chuldiger ist der
größten Fahriässigkeii znm Opser ge
fallen. Ein Justizirrtum der fürch
terlichsten Art ist geschehen, wird esl
allgemein heißen. Die Presse der ge-«
samten Weit wird in einen angehen-s
ren Entritstungöstnrm ausbrechen»
Die deutschen Gerichte werden vor,
ganz Europa blatniert sein, niemandj
wird sich ihnen dmehrt anvertrauen;
wouen, ganz zu schweigen oon oen
Unannehmlichleiien, die das fiir Sie
persönlich im Gefolge haben wird.« —
Das stimmte. Der Kerl hat auf eine
ganz gemeine Art recht. Der Staats-;
anwalt mußte ihn sogar noch bitten,
reinen Mund zu halten, denn wenn
die Sache herauslam, war der Voll
zug der Todesstrafe illusorisch ge
macht. Alle Verbrecher würden nach
kurzer Zeit wieder quietschvergniigt
herumlaufen.
»Aber was soll denn mit Jhnen
geschehen,« stöhnte er, »«Sie können
doch ni t so ohne weiteres fortleben.
Wenn ie jemand sieht's« —- »den
Siaatsanwalt«, sagte Kniepvogeh »ich
habe«die Absicht, ein anderer Mensch
zu werden, aber mir fehlen die Bar
mittel dazu. Geben Sie mir 5000
Mart. Jch gehe dann nach Amerila,
und kein Mensch soll von der Sache
etwas erfahren.«
Der Staatsanwalt sah ein, dasz
dies der einzige Ausweg war. Wenn
der Kerl nicht bald von der Bild
fläche v(rschwand, ionnte ihn das wo
möglich fein Amt kosten. Als guter
Gefchäftsmann handelte er noch et
wag herunter und händigte ihm dreil
braune Lappen ein. Kniepvogel ver
fprachs wenn er es erst drüben zum
Milliardär gebracht hätte, diese mit
Dank zuriickzuschicken.
Seitdem sind 20 Jahre verflossen.
Außer einer Ansichislarte, die seine
glückliche Aniunft in New York mel
dete, hat der Staatsanwalt leider nie
wieder etwas von Kniepvogel gehört.
Ob er noch lebt, ob er eines natür
lichen Todes gestorben, oder ob gar
der elektrische Stuhl zu Ging-Ging
nachdeiicklicher dafiir gesorgt hat, aisi
das Beil des Denker-s, wer oermöchteI
das zu sagen. —---— Meine Geschichte ist»
zu Ende. Aber da es Leute gedens
wird, die an ihrer Wahrheit zweifeln,
so möchte ich einzufügen dass sle mir
ein Den erzii it hat« der darin eine
grosse Rolle spielt und dessen Worten
nicht Glauben zu scheuten dirett Be
leidigung ware, nämlich der Staats
anwalt seit-ft
Er feierte damals den last, an
dein er vor it» Jahren in den Staate
III III III IIIIIII III-III IIIIIIII III
Ue Uti. III ssJIiIlIIIIf IIIII HIRSIOII
II aussi- II IIIII s I II
Ins-Im sonnen-Im IIIOII
sum IIIIII iIQs Mc Qu. IIIIIIQI
IIIII IIIMIIIIIII DIIII Is IIIId Ihn-H
IIIIIIII IIIIII VII IIIOI II III
III-I M III-« III Its . III-O.
Ist-I IIIII III VII-W III
VII IIOIII WIIIIIIIIIII II
II III II VIII-Ihm CI
Im III-II — II
IIMIIIIIIQII M WM todt-i
III-. IIII sIIIII Iowa
IIII III II III-I II II
Ism. III II III-I IIIwa III-I
III-II Ihm II III
IS DREI-III MS IMI IIIpr
Imka III-II MI- IImI Im. III
II ka IIIIMIII IIon IIIIII Mahl
IiIIII W U I· M NO IIIIIIII
IIII SIIIOIIIIII III III-II VIII-II III-I
III IIIIIIIIIIIIIII soffrnss III-«
FQIQIIQIIIIIII VIII I IIIO Isi
HQ IIIWI IIIII IIIIIIIIIO IIIOI
I- IIm samm- l
Sie geht zur Bühne.
Eine Eli-sie von Eva VohrdL
»Also, Mama, jetzt weiß ichs ganz
sicher —- ich gehe zur Biihne »s«
»Aber, Kind "
»Bitte, Manni. Lange genug habe
ich nachgeaeben. ietzt —-— sent kann
ich nicht inehkt Meine Stimme ist
viel zu schade siirs Haus allein. Jeder
sagt es Jch werde mich moraen noch
einmal prüfen lassen und dann nehme
i noch dramatischen Unterricht Jn
einem Jahrl inns dann losgehen«
»Aber Tilln -—-s was wird dlrß
Onkel Pastor sagen .?«
»Mir furchtbar gleichgültig Hat
nichts mehr zu sagen. Bin ja rotge
stern schon einitnd,;!uan«s,kg geworden
»Aber Tillu. Und Dein seliger
Vater -—-«
»Warum tollen Geheimratrdtöchter
nicht zur Bühne- gehen liebste Maniaii
Glaub’ mir Papa würde sich über
sein unter-nehmungslustiges Töchter
chen nur freuen. —- Also denl’
mal, morgen am 5 Uhr schon habe ich
mich mit der Fiida Eigers verabred
Ds tvollen wir eu Franz Weiseihöscr
ge en —"
»An skranz Wesseihöseri Zu soich
einer Berühmtheit gleichs. . Aber
Kind, Kind ...«
,Ja, wenn schon. denn schon, Ma
machen. Irida Ichtviirmt außerdem
sür ihn. Sie will partout gu ihm.
Und wenn er nun a,gt daß ich.
ach liebste-, lleines utterchen — ed
ist ja ar nicht aus udentenz wie schön
das a es werden ann —'« stürmisch
umhalste und küßte sie die kleine
Frau bis ihr selber der Atem ver
gAm folgenden Nachmittag trafen
sich Tillh Herward und Frida Elgeeö
sast eine Viertelstunde bor der verabs
redeten eit Bett-e in ihren elega i
testen traßenlostumen und mit
pochenden hergen. Schweigend gin
gen die sonst so redelustigen Freun
dinnen durch den sonnigen Herbsttag
die vornehme, ruhige Partstraße hin
aus in der der berühmte Kammersöw
ger Franz Wesselh ser wohnte.
»Du, « sagte endtich Irieda, die es
nicht mehr rushielt, mit entgiiclter
Stimme, ,,dent’ nur, er ist erst acht
undztvanzig Jahre und schon so
berühmt
»Na, ja — — das ist mir furcht
bar gleich,« brummte Tilly. »Ich be
reise nicht, wie man sich silr einen
ann, den man noch gar nicht per
sönlich kennt, beaeistern kann. Außer
dem soll er gräßlich eingebildet nnd
»geckenhast sein. Und dann sa’n" glatt- l
«rasiertes, avgelecltes Gesicht ..
Brrr ..«
»Du bist eben unnormai, liebe
Tilly,« ereiserte sich Frida getränkt
,,Du warst immer sa. Wir alle sin
den ihn entzückend. Nur Du t st so,
al·. ob er Dir gleichgülti ist. xJas
wohl, tust sol« trunipste se aus, als
Tillh wie um ihre Verachtung zu be
weisen, die Ach ei zuckte. Uebrigens,
hör mal — sieh mal« —- sie urig eine
Photographie des Heißgeliebten aus
der Dandtasche —- ,,hier seine
Unterschrift, wie charakteristisch! ...«
Tillh sah gar nicht hin. Erstens
mußte sie doch der Frida deutlich zei
gen. daß ihr die Persönlichkeit des
Geseierten wirklich ganz gleichgültig
war.
Endlich standen sie vor seinzr Woh
nungstiir.
Ein ältlicher Diener mit englischem
Backenbart öffnete ihnen, nahm ihre
Visitentarien, geleitete sie in ein
schlicht ausgestattetes Empsangszimk
mer und verschwand wieder.
»Du,« Frida zupsie nervös an
ihrem Muss herum, »ich glaube« rr
hat gar kein Dienstmädchen bloß so'n’
alten Diener-. Das iniponiert mir.«»
»Mit Deinen ewigen persönlichen
Jnteressen,««·" schalt Tillh böse.
Da össnete sich die Tür. Wie elek
trisiert sprangen die beiden Freundin
nen aus. Der Geliebte und Geiilrehs
tete stand vor ihnen, gross. schlant,
jung und mit einer etwas tiihlen
Freundlichleit in den tlu en Augen. s
»Wamit tann ich denen, meine:
Damens« fragte er liebenswürdig in
dem er sich inapp derbeugte.
»Ich ich —-" mine sich Tint
tliiglich zukommen »Mir-en Sie viel
leicht so liebenswürdig mich eintrat
meine Stimme einmal zu prüsen i«
»Vin« Das Gesicht des Minitiert
wurde plöflech einst und ieene liebens
würdige Stint-ne tinng sehr sachlich
»Habt-r Sie lserestc tin-matt ge .
Miit i«
.OI its-. SO- dui sahn lass
sinds costs-P l
stät-f Im W; Mit-, l
III-»O Its-c Dich Rot use-Mc
U. Chi- III c um III I Ins-m
Insehmt Im
III-Im M sc m Ass- mi:
Jus su- W ps. II « .
Ia mi- IW Ist
ct Hm Ism- Qs des Wust-m
Im m Is- In kaum soq
hats M III-. is » sit-s Ums-.
kommska Quem-aqu- und tMc
FOR-h uns-. sk; III n Um Ho
UND usuuqisksz ins ON
Mut
III cos- xmd Im Mi- su Ist
GIIW Aus " U-- Us- Its-C
M find I s Nu Im in
« »Ist-. sichs LI:
II II M im- m — Is«
M Mit-. Ia- »aus usw
s W W 44 Ins-u III
trenn’s so weit Isar, dann toollte en
mit ihr en ihren Vormund, dein On
kel Pastor, trmmen und mit ihm
reden. lind mit kei- Mntter auch.
citilly war nbergliäcllich. Pflicht
eisrig ging sie mehrmals die Woche zu
ihrem Lehrer. Aber gar so leicht
wars doch nicht Er war seli- streng
nnd verlangte auch viel, Und oft san I
sie die Mutter in Tränen wenn sie
sich tagelang mit einer schwierigen
Uebung geanalt hasse, nnd er doch nn
znsrieden gewesen war Aber als sc
ilnn eine-J Tages sehr scbsichtern einen
Brief der Mutt«.r überreichte. in dem
diese nach dem Honorar fragte, sagte
er schlicht nnd warm:
»Bitte, empfehle-: Sie mich lsesttns
Jlirer werten Frau Ebtittter und sagen
Sie bitte, ich täte tas en meine-n
Vergnügen« Sie interessieren mich«
niimlich,« nnd alk- Iltn ganz beickscimt
und stolz nnd gliiktstralilend znaieich
die Augen erhob, iegegnete sie seinem
Blick, der gar nicht mehr so sachlies
und tiihl mai-, wie sonst, nnd sie ganz
nnd gar rerrokrrt machte
Seit diesem Tage war er nicht met-r »
so ströng nnd sachlich. Er mochief «
weht so start beschäftigt sein; denn
sit tttstte sie ihn dabei. wie er ike
ganz gedantenlos immer wieder sdsei
selbe Uebung singen ließ, nnd sie da
bei ossenbar gänzlich aeistesabwesenv
anltorrte Und sie wollte dech so ern
recht bald mit ihren dramnti chese
Studien beginnen Ja, und die
Frida war auch zu iomischz ins-net
holte sie sie von Wetselhiiser ab. Dies
aber schien ihm gar nicht zu ges-New
denn eines Tages war er vtits ch in
hat nnd Mantel ins Zimmer geson
men, wo see noch ilzre Roten zusagte
mentramte. und hatte gesa t: ·
»Ich komme ein Stiin en -. mit, .
w·nn Sie gestatten —« Aber ehe sie
eine Antwort geren trnnte, war er Zu
fällig ans Fenster getreten unt- hatt
vie Frida vor dem Hause aus nnd erö«
geben sehen nnd beendete sehr sittli
,,Ah, so— .. Entschuldigen Sie, ichs
wußte nicht« daß Ihre Freundin CI
ständig absolu« «
Trop se nett ttihlen Toned hörte sie
den verhalte-ten Wiege-r heraus nnd
war wütend ans die alberne Fridm
Sie wäre sa gern ein Stückchen mit
ihm gegangen. Man konnte is nett
einmal libtr Kunst plaudern. Yes-.
Allerdings schien »E, als ob er -.i"
seit einiger Zeit gar nicht mehr so
liebte. Er war Tiberliaupt ettoas seli
sam geworden, und sie ertap te lich
einmal dabei, die sie Erto’gungen
darüber anstellte, ob ihn ein Bart klei
den würde oder i.icht. Sie wurde
plötzlich ohne Grund dunLelrotx ePe sie
aber die Erwägungen ließ, kam re zu
dem Schluß, daß ihm siu Bart sent
nicht stehn :oiirde, und mit einem
Male fand .se, Nase er- auch durchaus
nicht eingedildet ;.nd geckenhast sei.
Langia-u stieg si: wieder einmal zu
seiner Wohnung ei«por. Ter Sanges
öffnete ihr sel. st:
»Halt wollen wir nicht singen, son
dern zur Mama nzrd zum Verrn On
tel geben,« sagte er, nachdem er sie its
Mnsitzimmer geführt hatte, mit eins
merkwürdig kriegten Stimme.
Schweigend packte sie ihre Roten
wieder zusammen. Auch er sagte
tein Wort und lehnte mit den hän
den, die er auf Jem Rücken verschrantt
hielt, an der Wand nnd sah slsr zu.
Tin fühlte, wie seine Augen auf ihr
ruhten und begann rervös und ver- «
legen zu werden. Endlich war sie fer
tig nnd wollte sich eben nunvenden. «
,,Tilly,« sagte er plötzlich, ohne seine
Stellung zu ortii:il«ern, »Sie Iniitirn
doch missen, mais ich Jhnrn zu sagen
hat-e Sie srh ihn aroß rn ssuo
Irnrdr dnnielroi. Ta fuhr er seht-C
sortt »Ich hab mir aus a.l dicke
Kolleaiinten uni- ’erelsrerinnen nichts
gemacht -—— gar nichts. Als Sie
kamen Zucht toan in ivolsl kat
sächlich nur ein liinitlrrisches Inter
esse· Ader nicht lange, nicht sange,
gesteh« ich Ihnen. Ich bin schen ganz
nervögz geworden .avnn. Jch las-n
tanrn mehr sinnen und spielen. Jch
wollte es Ihnen schon längst sc en —
ichon längst Ader diese«s.räßiitt·e
Irida incu ir i dazrrttsien
nnd Ihr iier . ach --—« er trat
pksylich aus fe »n, die ganz erstarrt
sn einein tetunui rimnntgen wettet-se
m« sitt-J irltu -.«. ; nie nach Este-«
kleinen Tiiieidetientmnd nnd its-ach Jus
leise. »Ja-. . rlp mil« nun inne
sagen Jet) kais Sie nötntnti seh
ist« lifd iälktftbeik nfd . «
lind nie sie Nr find-mein Entfesm
tesn Wort .erqut-nuaen inmitt.
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