Die Bloomfield Germania. (Bloomfield, Nebraska) 1???-1914, July 15, 1909, Image 2

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N »Das die Nacht vetbarg.
Roman von E. P. Oppkuhkim.
MATRONE-Mr
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WWsss-Ws-sss-s-Ust-w-«
l7. Fortsetzung)
»Es war mir überaus interessant
und wie ich gern iugebe —— auch
einigermaßen überrafchend oon ihren
verioandtichkftlichen Beziehungen zu
unserem verehrten Oberstlieutenaut
zu hören: aber ich kann nicht einse
ben, inwieiern an meiner Auffas
suna der Sachlage dadurch irgend et
was geändert werden sollte. Davon
dasz der Oberstlieutenant selbst nichts
mit der Sache zu schaffen hat, bin ich
sest überzeugt, und ich gedenke ihn
darum auch mit allen unniitzen Fra
gen zu verschonen. Es giebt fiir mich,
wie ich hos,"e, wohl auch andere Wege
um vzur Erkenntnis; der Wahrheit zu
gelangen.« «
»So thun Sie in Gottes Namen,
was Ihnen beliebt!« sagte Hollielder,
unsäl,ia, sich länger zu beherrschen.
»Als-er vergessen Sie gesälligst nicht,
das; die junge Dame, von der wir
sprechen, in mir einen Beschiitzer hat
der niemand gestatten wird, ihr zu
nahe zu treten. In gewissen Dingen,
Herr Doktor Dornbroioski. verstehe ich
keinen Spaß.«
»Halten Sie es wirklich sür mög
lich, mich durch Drohungen einm
schiichtern?« sragte Dombrowski.
schon halb zum Gehen gewendet, lä
chelnd. »Natürlich werden wir von
diesem Abend an in einem gewissen
Sinne Widersacher fein, und ich gebe
mich nicht der geringsten Täuschung
darüber hin, daß ich taktisch keine grö
ßere Ungeschicklichteit hätte begehen
können, als die, Jhnen so ossen meine
Karten zu zeigen, Aber ich bin ja
kein Polizist, und das wissenschaftli
che Interesse steht mir höher als das
kriminalistische. Ich hindere Sie also
ebensowenig, die junge Dame aus
drücklich vor mir zu warnen, als ich
Sie hindern würde, die Reise um die
Welt einzutreten zu der ich Ihnen
li;o;hin in der besten Absicht gerathen
a e.«
»Sie dürfen unbesorgt sein,« erwi
derte hollfelder verächtlich. »Es be
darf teiner Warnung, und ich dente
nicht entfernt an eine Flucht. Fräu
lein v. Wehringen und ich -— wir
werden beide jederzeit bereit sein, die
Verantwortung fiir unsere handlun
gen zu tragen.«
Dornbrowsti verneigte sich leicht
und ging zur Thür. Dort blieb er ste
hen. »Ich habe niemals an Ihrem
persönlichen Muthe gezweifelt,« sagte
er. »Gute Nacht denn —--- und verzei
hen Sie, dasz ich Sie um einen Theil
Jhces Schlummers gebracht habe· —
Bitte — bemühen Sie sich nicht! Jch
finde den Weg schon allein, und ich
werde mir"das hausthor vom Pfört
ner öffnen lassen, falls es bereits ge
schlossen sein sollte.«
Die Thiir fiel hinter ihm ins
Schloß.
Zwölsies Kapitel.
Heinz hollselder war ein Früh
aussieher —- zum Leidwesen der Frau
Babette Friesicke, der es oblag, in den
Morgenstunden seine Wohnung in
Ordnung zu bringen, und der er bei
ihren Reinigungsarbeiien beständig
im Wege war. Sie hatte ihm schon
wiederholt erklärt, daß ihrer anmaß
geblichen Meinung nach ein ordentli
cher Mensch am Vormittag ins Ge:
schäst gehöre, und sie vermochte es
nicht zu begreifen, daß er kein Ge
schäft hatte.
»Ja, entschuldigen Se man, Herr
Dollselder aber Ioat machen Se
denn eiientlich?«
»Ich schreibe Nomane, Frau Frie
siae.«
»Je! -—— Allenii mit der Hund«-»
»Freilich!« hatte er lachend errvis
dert und ihr die stattliche Anzahl Bü
cher gezeigt, die seiner Feder schon
entstammien.
Kritisch hatte sie den Kopf geschüt
ielt. uDei jeden Se nian uss. Herr
Dollseldeei Se baden’e doch nich nös
MI. Und wai meine Ianie selig ie«
dei der dai ooch so ’n junger Mann
ieroodni. der nisazt wie seichrieden liai
—-- na. und zulest hat er die Jallop
virende jeiriecht und ie iesiorden.«
seli- aber Deine idr erklärt daue«
das er von dem reichen Betrag ieinee
Sepasiene lebte. daile sie die Ruaen
weil ausgerissen und war tonssedui
ielnd dinaueaeaanaen ise niulete also
does wodl ein gewisser Unterschied sein
zwischen deren Vollieider nnd dein
armen itdwindiiiedtiaen Sei-reiben des
sich von seiis die spat harre analee
rniisien und ihrer Tanie seien standen
need sur drei Monate die Mietin
ichuldi Semelen war. ale sein seeud
iaiee Mein endete.
Kurs deme, Iwei Taae nach selnei
nachsuchen Unteeeeduna nur kam
des-weil ers-d sieh deine en iriiisei
Stunde von seinem rasen Sein itao
iidneerete idn wie fah Nara-eilst in des
iesien seit. und ee Mille eine ssdweo
Maruaien in den Gliedern Rad
eend send-e Iee Vorm-eins die seines
Iedeie silnieiase den aeweien war
icsiee er M sum nniusiia nnd un
IIW ens- Issiitsk und er Ieate M
-------- Ic-W ’ »W»:-’ - · - ’V
sprach dem Frühstück sogleich wieder auf
»die Otto-nane in seinem Arbeit-Him
Lmer mit dein festen Vorhaben, aus
Ifchlieleich an die Novelle zu denken,
(an deren Entwurf er arbeitete.
I Aber so sehr er auch dagegen an
kämvfte, beharrlich kehrte die Erin
nerung an Margot v. Wehringen und
an sein Gespräch mit Dombrowski
wieder. Er hatte noch nicht den Muth
gefunden, feinen Besuch bei den bei
den Damen zu wiederholen, konnte er
sich doch nicht klar darüber werden,
wie er sein Verhalten gegen sie einzu
richten hatte. Er wußte, daf; sein
Fernbleiben einen schweren Verstoß
bedeutete, war er doch Margot sowohl
wie der Gräfin eine Erklärung schul
dig, aber er vermochte sich doch nicht
ju raschem und entschlossenem Han
deln aufzuraffen.
Plöylich sprang er auf und lauschte·
fiein Zweifel über ihm, in der
Wohnung des ermordeten Marien-,
ging jemand umher, und er unter:
schied jetzt auch den Klang zweier
Stimmen. Hatte die Polizei eine
Entdeckung gemacht, die sie zu neuer
licher Untersuchung veranlaßte? Jn
den ersten Tagen nach dem Morde
hatte es ja nicht an Besuchen da oben
gefehlt; seit einiger Zeit aber war es
still geworden, und es war nur na
türlich, dasz Hollselder, der beständig
von einer heimlichen’Angst und Un
ruhe erfüllt war, diese neuerliche
Nachschau mit den Drohungen Dom
browslis in Zusammenhang brachte.
Er konnte natürlich kein Wort von
dem verstehen, was droben gesprochen
wurde, aber er vernahm, das; nach
Ablauf von zehn Minuten sich jemand
aus der Wohnung entfernte, während
die fortdauernden Geräusche verrie
then, daf; ein anderer darin zurückge
blieben war. Heinz hörte, daß die
Aufwärterin im Flur aus und ab
ging, und er rief sie herein.
,,Haben Sie gesehen, wer da oben
in der Wohnung gewesen ist, sJrau
Frieficke?«
,,·s’freilich hab’ ichs jefehn, herr
Hollfelder. Ecner von der Polizei
und een anderer Herr-«
»Wenn Sie das wissen, können Sie
mir vielleicht auch sagen, wie der an
dere Herr ungefähr ausgesehen hat«--w
Es war ihm die seltsame Vermu
thung genommen, dafj es Dombrowski
gewesen sein könne, den die Aufwär
terin gesehen hatte. Aber die Schil
derung, die sie von dem Aussehen dei
Mannes entwarf, belehrte ihn eines
anderen.
l »Ja roar zuerschc Ianz erichroaen.
Herr Hollselder, denn wie ick so durch
die Thitr sehe, denke iet, der leibhaf
tige Mariens tommt die Treppe
’russ. Natierlich war er·s nich, aber
wirklich ’ne kolossale Aehnlichkeit
Schern war er nich, aber scheen war
ja der Herr Mariens ooch nich. Und
ufsjeregt schien er zu sind, nich zu
knapp. Wie er anjezogen war? Ja
nu, ick hab' eejenikich nich so·dadruii
jeachtet eleiant sah er nich aus,
aber ooch nicht jrade schäbig.«
Heinz wußte genug und schickte die
Frau wieder hinaus. Er lächelte jetzt
selbst iiber seine Befürchtungen in Be
zug auf Dombrotvski. Darüber, daß
der Pole seine Nachsorschungen nicht
in Verbindung mit der Polizei, son
dern ganz aus eigene Hand unterneh
men wiirde, glaubte er doch ziemlich
sicher zu fein. Dem Umstand, daß
der eFremde Aehnlichieit mit Mariens
gehabt hatte. legte er keine Bedeutung
bei, denn Mariens hatte eines von je
nen alltäglichen Gesichtern gehabt, wie
man sie aus der Straße tu lHunderten
sieht· Die lebbakte isinbildungilkrait
der Frau Friesicke mochte iiberdiee die
Aehnlichkeit noch größer gemacht da
ben. als sie in Wirklichkeit war.
Eine halbe Stunde sviiter aber« ake
er lich eben tu einem turien Svariers
gang lertig gemacht hatte. erhielt er
seinen iibereaiitieuden Beinch.
tkr liatte geklärt wie oben die ililolp
nungstbiir ging. und aleiiti darnul
liiutete es tsei ibin iltoller Aufregung
kaut die Oaustuilterin eine Karte in
den Fingerlvitieu tu ilmi derein.
»Nu. wat datse ict ielaat!" meinte
sie trlustiotiirend. »Ur deeiit naiulicht
. tin-h Und-tout «
tvvvlvlussflilhszadm Idk dem W Kam
ab. auf du nichts als der Name
Maul Mem-IF stand.
Was M du deu. M -s'
Esset vorhin aim- otion Ema-nun IO
dawolL M m n Ihm-I mutm
.Mlmu Sie la dem-W most
Fuss UND »Und Iowa Sie das
, ·»
das wie nicht Midu weiden «
Ja Ist-dam- mtmmq stack n aus
und av. owed-as sub-lud m wes
du Ruhms-is n dein Wut Mit-.
san us Im Tod«-u in Imm- den-.
Dem- mude We an m Ich »Mi.
und ins Miso sammt-us ich-d M
tm Mus. tmmäduyc Dosen Im
U- M
du us- IMIIQ In Im m ts
um Instit ums-Im Mut s.
wöhnlich unser Verhalten ihm gegen
über aus lange Zeit zu bestimmen,
uns eine gewisse Vorstellung von der
Persönlichkeit des anderen zu geben,
die sich schwer wieder abschiitteln läßt.
lHollselder fand diesen Besucher aus
den ersten Blick höchst unsympathisch.
Seine nichtssagenden Gesichtsziige
zeigten wirklich eine aussallende Aehn
lichkeit mit denen des ermordeten
Matten-Z nur dasz ihnen ein paar un
angenehme Linien um die schmalen
Lippen ein abstoßendes Gepräge ga
ben. Paul Mariens blinzelte fort
während mit den Augen, und er hatte,
wie viele Menschen, die stets befürch
ten, unwilliommen zu sein und sich da
her in ständiger Verlegenheit befinden,
die unangenehme Angewohnheit, sei
nen Hut in den Händen zu drehen.
Noch eine weitere Wahrnehmung
machte Heinz, während sie sich Augen
blicte lang schweigend musterten.
Paul Mariens trug äußerst elegante
Besuchstoilette, aber es schien, als
seien die Kleidungsstiicte stir jemand
verfertigt, der über weit größere Kör
persiille versügte, als dieser junge,
schmächtige Mann, dessen Alter heinz
aus höchstens sechsundzwanzi oder
siebennndzwanzig Jahre fchöytr.
Selbst der sehr moderne hohe Steh
tragen war ihm viel zu weit, und dai
gab seinem Aussehen etwas grotest
Romischeg.
;,Jch bitte um Verzeihung wegen der
Störung,« sagte der Besucher endlich.
»Mein Name ist Martens —- Paul
Mariens-. Ich bin nicht sicher, ob Sie
wissen ——--«
Er hielt zögernd inne. heinz deu
tete aus einen Stuhl und sagte hös
lich: »Bitte, nehmen Sie Platz, herr
Mariens- Womit tann ich Ihnen die
--n0«
Der Fremde liesz sich aus den äu
ßersten Rand des Stuhteo nieder.
,,Otto Martenö war nämlich mein
Bruder,« sagte er erklärend. »Ich
hielt mich zufällig in Europa aus, als
ich die Nachricht von seinem schreck
lichen Ende bekam. Wirtlich, es war
ein schwerer Schlag. Der arme Otto!
Jch habe geweint, wirtlich geweint,
alo ich es las. Ganz zufällig, daß
ich es in einer Zeitung gelesen habe —
ganz zufällig. Ein Berliner Blatt,
des mir in Amsterdam in die blinde
tam. Jch hätte sonst vielleicht gar
nichts ersahren.«
Sein Wortschwall gab hollselder
Zeit, sich von seiner Ueberraschung zu
erholen. Ein Bruder des Todten!
Das tonnte ganz neue, ungeahnte Ver
wicklungen geben. Wie war es nur
möglich, dass man von dessen Existenz
so gar nichts gewußt hatte?
»Sie sehen mich überrascht, Herr
Martens,« sagte er. »Ich wußte in
der That nicht M«
»Das; Otto einen Bruder hatte?
Ja, ich tann es mir denken, denn er
wird nicht viel von mir gesprochen ha
ben, so großartig, wie er hier gelebt
hat —- und ich bin nur ein einfacher
Angestellter- Sehen Sie, ich sage e
ganz ossen. Jch bin nur ein Ange
stellter, augenblicklich sogar ein stellen
loser, und ich tann nicht leben wie
mein Bruder, großartig wie ein Fürst.
Sehen Sie, ich habe beinahe meine
letzten Groschen ausgegeben, um von
Amsterdam hierherzutommen, und
habe nichts mitgebracht als den An
zug, den ich aus dem Leibe hatte. Des
halb« —- er stockte wie in leichter Ver
legenheit —- »sehen Sie» deshalb
mußte ich sogar einen Anzug von ihm
anziehen, um Sie aussuchen zu tön
nen.«
»Sie sind der einzige Angehörige
deo Herrn Otto Mariens?« sragte
Hollselder.
,,Jawohl,«« entgegnete Paul Mar
tern-. ,,Sehen Sie, unsere Eltern
sind sriih gestorben. Andere Ange
hörige habe ich nie gekannt, bis aus
einen Ontet, der in Südasrita lebte,
und der nun auch lange todt ist. Al
les. was der arme Otto besaß, gehört
nnr.«
-. . · - --
»wenn Die ver einzige Pariere-rie
bene sind, gewiß.« ’
»Ja-vom - jawohl. Ich war auf
der Polizei, und man hat rnir die
Sachen meines Bruders freigegeben.«
Ich bin schon vor ein paar Tagen ge
lornrnen. und ich habe bis jesl ini ho
lel wohnen müssen. Mein lefles Geld
ili drauigegnngen. Jevi wohne ich
nailirlich oben es iil la noch file
ein Vierteljahr bezahlt lliener genugl
Finden Sie nich» Sechehnnderl Mrl
ilir virr Zimmer « ·
»Die Wohnung war möliliri ver:
mlelliri lvoiel ich Inein. Da ill ei
iilr Berliner Verhältnisse nichl zu
lheuer.«
»Im lelien Sie. nin einmal die
Möbel gehören mir. Bis aui ein
paar Silikt die mein Bruder inli
inn. slcrp iniise now die Rechnungen
rielunden Grill lei ANan
iei war klar. Nil er mier nleiil del
dein einenllnlien Zweit lemre Beinche
nngelnniil Innr. nnd er tin-sie eilen
Nr nin reinl. wie er damil drinne
lommen loiile Orini iserlpilrle in
ielner islelellliinill net-idem ein liirs
verlnliee Undene-nein nnd er mänlsm
leddrilh dielr ilnlerredung mindre ihr
Ende reQi bald rrrenti luden. Idee
re lnlerrilirle ihn nnl der anderen
Geile dort let-Nil. ein«-e Alls-m
ilder Oliv Mariens g- reinen-. nnd
er lasse deednldt Sie demerllen Ir·
din. Ich Sie eile Isllermn lerne-.
del-en sie U Mel-if
s Nein, o nein. Jch habe in Siidas
rita gelebt, bin bei einer Minengesell
schast angestellt gewesen. Die Gesell
schast ist während des Krieges sozusa
s gen in die Lust geflogen und ich wars
istellenlos Es war unmöglich, unter'
den Verhältnissen da drüben seinen
Lebensunterhalt zu gewinnen Da
bin ich nach Amsterdam gefahren —
Sie wissen, da sind die größten Dia
mantenschleisereien, und ich hatte dort
schon meine Geschästgverbindungen —
ich glaubte, dort etwas Passendes zu
sinden. Es ging nicht mehr in Süd
Msrita.«
»Nun, Jhr Bruder scheint dort doch
sein Glück gemacht zu haben,« bemerkte
heimi.
Aber er war überrascht oon der
Wirkung seiner Worte. Paul Mar
tens schnellte förmlich aus seinem Sitz
herum und sagte lebhaft: »Ich sage
Ihnen, zwei Tage, bevor er nach Eng
land suhr, hat er seinen letzten Cent
ausgegeben. Nichts hat er gehabt,
rein gar nichts. Er hat den Burge
trieg mitgemacht, wissen Sie, aber er
ist davongelausen, wie er gesehen hat,
dasz die Sache doch aussichtslos war
Zu mir ist er gekommen und hat vor
mir geiammert und gebettelt ich sollte
ihm Geld leihen, er müsse sonst ver
hungern. Jch habe ihm die Ueber
sahrt bezahlt nach Europa —- nach
London, denn er wollte durchaus nach
London. Vier Wochen später habe ich
schon aus Berlin einen Bries bekom
men —- die Hälste des Gelde-, das
ich ihm geliehen habe, hat er mir zu
rückgeschickt. Die Hölste, Herr Holl
selder —- und ich habe seit der Zeit
nichts mehr von ihm gehört. Nicht
einmal, wo er wohnt, habe ich gewußt.
Und ich habe mich quälen müssen drü
ben, während er hier —--! O, der —
fesv —«
heinz wehrte durch eine rasche
handbewegung ab. ,,Bergefsen Sie
nicht, daß Jhr Bruder todt ist!« sagte
er kalt.
Paul Mariens verschiuckte das
Wort, das ihm schon auf der Zunge
gelegen hatte. »Ja, aber sehen Sie,
was er fiir ein Bruder war! Er wuß
te, daß es mir schlecht ging. Er mußte
» es ja wissen. Und er hat mir nur die
Hhälfte von dem zurückgezahlt, was ich
ihm geliehen hatte, während er hier
eine Wohnung hatte, die im Jahr
gweitausendvierhundert Mart tvstet,
worin er lebte wie ein Fürst. Kann
man das glauben, Herr? Er schickt
mir das Geld und schreibt mir, daß
ei ein Vorschuß seines Prinzipals sei
—- er hätte eine Stellung gefunden,
hundertachtzig Mart im Monat. Da
von werde ihm nun der Vorschuß in
Raten abgezogen. Haben Sie so et
was gehört! Hundertachtzig Mart,
und hat eine Wohnung, die allein
zweihundert kostet. Dreihundert habe
ich ihm geliehen, hundertsiinfzig habe
ich zurückbetommen —-— teinen Pfennig
mehr. Und er schreibt mir teine
Zeile. Freilich, er wußte wohl, daß
ich sofort herübertornmen würde, wenn
ich das hörte —- das mit der Woh
nung von zweihundert Mart. Und
zahlt mir nicht einmal zurück, was
er von mir geliehen hat! Nicht einmal
dast«
-» . s« e- k- s«—.«-...-- k-!
Yclllz lullllec ist« auftut-gnug II
nen Ekel und feinen Widerwillen nie:
;der. »Sie werden ihn ja jedenfalls
’jeht beerben, herr Martenö,« fagte er
und bemiihte sich, nicht zu viel von der
Verachtung durchklingen zu lassen, die
er für den anderen empfand.
Aber Paul Martens fchlug sich in
zornigfter Erregung auf das Knie.
»Ja fehen Sie, fehen Sie, Herri«
fagte er. »Doran will ich ja eben
kommen. Die Polizei hat ein Ver
zeichnis der vorgefundenen Sachen
aufgenommen, und ich habe noch ein
mal alles nachgesehen. Nicht ganz
dreihundert Mark in baarem Gelde —
eine Unmenge Kleider. alles vom er
ften Schneider, Stiefel, daß man ein
Gefchiift damit aufmachen könnte --—«
der himmei weih, was er dafür aut
aegeben haben mufzi Alte Rechnun
gen iiber die unsinnigften Sachen.
Gott fei Dank alles bezahlt, Photo
graphien fchöner Damen, Liebesbrief
chen — er muß gelebt haben wie ein
JPafchal Und fehen Sie hier -——
i Or sprang auf und brachte mit eit
’ternden blinden ein iiioiizbuch zum
Vorfchein
l »Da hat er feine Ausgaben und
Fisinnahmen geducht. Seiten Sie hier«
! er hilitlerte eine Seite auf -· »:l
icitohen eingenommen: fechelaufend
Widri. Dann kommen eine Unmenge
Wiusaaden dann hier weiter: L. Ja
nuar, ein entrannen- iechetaufend
Mark. Weder Ausgaben. und hier
wieder: si. ildriL eingenommen: leihe
laufend Mart Seite-laufend indes
laufend. fecheiauiend niio achteehni
laufend Mari. der-! lind er ging aue
Silvafriia init dreihundert Mart in
der Talent die er von mie geliehen
hatte. liim Il- ctluiser hat er die er
Mel ieidetllufend Man bete-nimm
das til sriio unueinde tunt illa-dem
nachdem ee einen Berlin nein-neuen iein
ten-site lind nuih allein wire nie utsei
idn neddet dahe. hat ee niemals einen
Strich ireldan Keine stunde. die ee
nicht feinem Qieegniiaen gewidmet
stie. lind teil dulden dsrde manchmal
vier edn Stunden nm jage urteilen
mit en tiie elenden ileedientit Sie
en sie mie. lagen »Die nett We das
e ein sendet wart
»Allerdings — er hat nicht recht
gehandelt. Aber Sie werden ja nun
als sein Erbe auch sein Eintommen
haben.«
»Werde ich das?« schrie Paul Mar
tens erbost. »Ja, werde ich das? Das
will ich ja gerade wissen. Jch habe
sein Notizbuch, habe jeden Fetzen Pa
nier in seiner Wohnung durchsucht —
meinen Sie, ich hätte herausgebracht
woher er dao Geld hatte? Sechstau
send Mart alle drei Monate, das hat
er ausgeschrieben, aber woher, von
wem er es bekommen hat — darüber
teine Silbe! Schlagen Sie mich todt,
wenn ich weiß, woher er das unge
heure Einkommen hatte!"
,,Sind Sie bei einem Rechtsanwalt
gewesen«-«
Mariens machte eine verächtliche
Handbeweauna. ,,««i’:«. soc ich da7«
meinte er. »Für nichts und wieder
nichts Kostenvorschuß zahlen, den ich
nicht einmal habe? Ein Rechtsan
walt ist auch nur ein Mensch und sieht
nicht mehr wie andere Menschen«
»Warum tommen Sie dann zu
mir2«
»Sie haben doch meinen Bruder ge
tannt —- und Sie haben ihn-gesun
den. Jch dachte, daß er Ihnen ge
genüber vielleicht einmal eine Andeu
tung, die mir ein Fingerzeig wäre-»s«
»Ich muß bedauern, Ihnen da nicht
dienen zu können. Meine Betannt
schast mit Jhrem bedauernjwerthen
Herrn Bruder beschräntte sich aus ge
legentliches Grünen, und vor jener
Nacht bin ich niemals zu seiner Woh
nung hinausgeiommen,«
Ties enttlluscht sah der Besucher vor
sich til-do
Da fragte Heini nach einer kurzen
Paufe: »hat man Ihnen auf der Po
lizei nicht gesagt, wer es war, der in
jener Nacht bei mir antelephonirte?'«
Paul Mariens nicktr. »Man hat
mir gefagt, daf; der Betreffende fich
gemeldet hat —- ein Rechtsanwalh
wenn ich nicht irre. Ich habe den Na
men vergessen. Er ift auch für mich
ohne Bedeutung«
«Doch vielleicht nicht fo ganz, Herr
Martert- Jch hatte Gelegenheit, ein
paar Worte mit diefem Rechtsanwalt
-— Berger heißt er —- zu sprechen,
und ich mufz fagen, ich empfing den
Eindruck, daß der Mann mehr wisse,
als er fagen wollte. Vielleicht nicht
gerade über das Verbrechen felbft
wohl aber über die Hertunft des
Geldes, das Jhr Herr Bruder —«
Wie elettrisirt fprang Mariens
auf. Er lief; Hollfelder gar nicht aus
sprechen- »Jch bitte Sie —- wenn
es fo ift, muß ich natürlich fofort zu
den-. Mann! SEhen Sie, ich dachte
mir’o gleich, dafz Sie mir würden
helfen können. Jch habe ein Gefühl
für fo etwa-, wissen Sie. Berger
hein alfo der Manns Wissen Sie
vielleicht auch feine Adresse?«
»Allerdings. Aber ich bin vielleicht
mit meiner Aeufzerung zu weit gegan
gen. Erinnern Sie sich- dafz es ledig
lich eine Vermuthung von mir ift, und
daf; Sie sich teinenfalls darauf beru
fen dürfen.«
Seine kühle, abweifende Art er
nüchterte den Mann etwa-. Er fehte
sich fogar wieder nieder. »Aber Sie
begreifen doch, daß ich begierig zu
faffe, wo sich mir eine hoffnung bie
tet! Und ich bitte Sie recht herzlich,
versagen Sie mir Jhren Beiftand
nicht. Ich habe teine Bekannten hier
:.. Inn-; .- ------ -- h-- '-i. msA
III Ubsss II, set-It vusl U, III Ists Ist-, sei-Is
wenden könnte Sehen Sie Sie thun
ein Wert der Barmherzigkeit, wenn
Sie sich meiner etwas annehmen.«
»Ich will Jhnen gern behilflich
lein, soweit ich es vermag,« erwiderte
Heinz Duelle-haltend »Auch mir, der
ich wider meinen Willen in die trau
rige Angelegenheit hineingezogen
worden bin, liegt oiel daran, sie auf
geklärt zu sehen. Wenn ich Ihnen
aber einen Rath geben barf, so über
stiirzen Sie nichts und gehen Sie be
hutsam zu Werte. Sie verderben sanft
nur, anstatt zu niisen.«
»Gewiß, ich will mich Ihnen gern
lügen. —- llebrigene habe ich heute
noch nichts geiriihltiittt. Willen Sie
vielleicht ein belcheivenes Reltaurant
hier in der Nat-P
Deinz lpnnte nur mit Milbe ein
leichtes Lächeln verbergen. »Ich habe
ebenfalls noch nicht geililhllileil « lagte
er. »Wenn ich Sie bitten vari, mit
knir zu gehen und mein Gall en
ein «
Die Eillertigleit, mit der here
lllnnl Martene viele Einladung an
nahm, lieh latt darauf lchlieltem date
er ettvae derartiges geheilt hatte
deint brach alle mit itnn aut nnd
helleltte in einer nat-gelegenen Wein
ltude ein ausgiebigee Ellen. Lilith
read der nächlten ilieetellttenbe lonnte
von einem tileilmäch nicht ble stehe
lein. denn Mariens nh mit dein ltlpi
pettt einee ausgebnngeeten Wollte unt
ruhte nicht« hie er auch bat leyte
Spetlenleiimchen vertilgt holte. Tit
lsei trnttl er endet s Welten Wein« mit
tsem angenehmen enmlttlein. nicht-e
mal-ten en mittlern
illle er endlich leert-l neu-erben nur.
tebnte er lich nnl letnem Drum tu
eint und ingl- nm einem deutet-:
Bill-. wer lich du timttmtlit teilten
lonntel tlin leitendes Nittentdutt
wel« !
Jst list list sang nett hi« nat
tne eu. .Iltee wer ein eleeteltattes
lich-e titnlentneen von sechstausend
Mart hat, kann sich in Berlin noch
weit Besseres leisten.«
»Ich werde es haben ——— und wenn
ich jahrelang sorschen müßte! So ein
«Leben verlohnt sich doch noch!«
,,Uebrigens,« sagte Heim, indem er
mit seinem Messer spielte und es ver
»mied, den anderen anzusehen, »Sie
scheinen ganz zu vergessen, in welcher
Weise Ihr Bruder ums Leben gewin
men ist«
Paul Martens riß die kleinen Au
gen, deren inständiges Blinzeln Heinz
ganz nervös machte, weit aus und
starrte den anderen oerduht an. »Ich
—- dag oergesseni« sragte er verständ
niszlos. »Wie meinen Sie das, Herr
L-ollselder?«
»Ich meine, dasz doch möglicherweise
zwischen dem geheimniszvollen Ein
tommen Jhres Bruders und dem
Mord ein gewisser Zusammenhang be
steht.«
,,Wäre es möglich?« Martens ließ
vor Erstaunen seinen Mund so weit
ossen stehen« dasz man zwei Reihen
häßlicher gelber Zähne sehen konnte.
»Wie denken Sie sich das?«
heinz spielte noch immer mit dem
Messer und sagte nachdenklich: »Ihr
Bruder hat ein jährliches Einkommen
von vierundzwanzigtausend Mart ge
habt. Das wären, zu siins Prozent
gerechnet, die Zinsen eines Vermögens
von salt einer halben Million. Ueber
ein so großes Vermögen aber hätten
sich doch irgendwelche Aus-weile finden
müssen. Aber es hat sich nichts ge
sunden, Es ist also vermutblich auch
kein Vermögen dagewesen. Von wem
und siir welche Dienste betam nun
Jhr Bruder das Geld?«
»Das will ich ja eben wissen,«
meinte Martenö.
lFortsetzung solgt.)
O-.-—
Ironie des Schickt-sit
—
Axt-»E
.Sie trägt Toilitten erster Güte,
Sie träqt die allergrößten Hüte,
Sie träqt Die kostbarsten Jupong —
Doch immer, ach! nur«-in Aarionsl
D ieustisteuilatsch
FFHDI
fed-,
»Ob wohl Frau Haber zu ihrem
Schwiegeriohn in Berlin oder zu dem
in München oder zu dem in Danzig
ziehen wird?«
»Ja, das weiß ich nicht! Alle drei
wünschen fiel«
»Sol«
»Ja, der Berliner wünscht sie nach
München, der Münchener nach Danzig
und der Danziger nach Berlin.«
Wohltaten um des Dankes willen
sind goldene Pfeile mit Widerhalen.
Ein Mann in Illinois fordert von
der Regierung von hocwuras M,000.
Weshalb hängt er nicht noch ein paar
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Illillchen an? Das macht lich doch bei
ler nnd wilrloe gerade lo leichl einzie
lreiben lein
Es liebt der Menlch die Welt last
immer durch vie Brille dee Gefühls.
nnd ie noch der Farbe des Glases ers
Heini lie ihm iinlter und purpur
li.
Weil Mai-inne auf die Freilille aeleit
worden ilt. braucht niemand en glau
ben, dal- er ein Wand bin-en illin er«
halten wird: eine llnse lollel lQon ein
lleinee Ver-nimm
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Jlgnrelten diirien anl dee Olnsllel
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nn innen. nnd wenn iie wollen« inne
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An einem Zone der weinen Liler
lmtle lich der Innenmietlee non New
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nen. nnd lsee Tag bildet eine Mis
nadnle. nn dein tlne kinhl nicht im
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non der modernen Wahlan und th
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Den Mangel sen sie-diese erlenni
nasse all Friede im - Lied-list
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