Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 13, 1900, Image 11

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    su, vcrrZcher, hab' ich Dich
THeaier Humoreske von A. Pauli.
t?t war kZ nun einmal! Schlimm
für ihn. sehr unangenehm, aber nicht
mehr zu ändern.
S!)arum halte dieser Mensch auch diese
ntsetzlich langen Arme und Beine?
Warum schlenkerte er diese Gltediiiaßen
so unmotivirt in der Lust herum?
Warum saß er stclZ, den Mund halb
offen, da, die großen Augen mit dem
Ausdruck der blödesten Gedankenlosig
lcit inZ Leere gerichtet?
Und nun erst diese Fragen'.
Kein Mensch war im Stande, so
bodenloZ albern zu fragen wie er!
Und so war er larderobeclown gc
worden. Hermann Schmidt so hieß er
war in der Nähe von Hannover ge
boren, wo sein Pater eine Spargel
Plantage besaß.
Was ein Gardcrobcnclown ist?
Aber ich bitte Sie, da? weiß doch jedes
Kind.
Ein Circusclomn belustigt die Zu
schauer im CircuS. ein Garderobenclown
seine Kollegen in der Theater Gar
derobe. Der einzige Unterschied zwi
schcn beiden ist. daß der erste freiwillig,
der letzte unfreiwillig komisch ist.
Jeder macht seine Witze mit ihm; sowie
er die Garderobe betritt, geht der Sch'
bernack los.
Bald ist sein Beinkleid zugenäht, sein
Stiefel auf der Diele festgenagelt.
Wasser in den Helm gegossen, den er
aufsehen soll und was dergleichen mehr
ist. Oft thut einem der arme Teufel
leid, aber die Bestie in unS lacht doch
jedesmal mit.
Einen Garderobenclown giebt eS zum
mindesten in jedem Theater.
Hermann Schmidt hatte eS verhält
nißmäßig noch gut. unsere Späße arte
ten wenigstens nicht in Rohheit aus.
Nur einmal hätte er infolge eines ihm
gespielten Streiches beinahe die schon
stcn Prügel bekommen, und das will ich
erzählen.
ES kam ein Gast. Ein Gast, der den
Königsleutnant spielte. Der Leser wird
errathen, wer eS ist, denn damals, die
Geschichte passirte im Jahre 1877. gab
eS nur wenig Gaste, die den Königs
leutnant spielten. -
Jetzt ist das leider auch anders ge
worden.
Hermann Schmidt war in diesem
Stück frei, und zwar nur, weil er, ob
seiner Schlottergestalt, als französischer
Soldat nicht zu verwenden war. Ich
aber mußte mitmachen", wie man in
der Theatersprache das Statiren nennt,
ich machte" zwar einen General, aber
seine Excellenz hatte den ganzen Abend
kein Wort zu sagen.
Und Generäle, die nichts zu sagen
haben, spielen im Leben wie auf der
Bühne keine angenehme Rolle. Ich
schnob Rache.
In der Stille der fturmourchheulten
Novembernacht setzte ich mich nieder und
ersann einen schier teuflischen Plan, den
ich in selbiger Nacht zur Ausführung
brachte.
Die wuthgemetzte Feder in giftge
tränkte Tinte tauchend, schrieb , ich au
neidgelbes Papier haßerfüllt folgende
Rolle.
Erstes Blatt.
Der Königsleutnant. Schauspiel in
vier Akten von Karl Gutzkow. Rolle
des Ralph, ein Mörder.
Erster bis vierter Akt nicht. Erste
bis achtzehnte Szene nichts. (Dann
das Stichwort.) Pardon. Erren
ma demission!
Auf dieses Stichwort hatte ich meinen
Plan gebaut.
Der Gast machte hier jedesmal. so
wohl auf der Probe wie in der Vorfiel
lung eine lange Pause. Doch zu mei
ner Rolle.
Also das Stichwort lautete: Pardon
meine Erren ma demission.
Nun folgte die Vorschrift.
Ralph erscheint in der Mittelthür
erblickt Tborane. stürzt auf ihn zu,
Mit dem Ausdruck der höchsten Wuth:
Ha. Verräther, hab' ich Dich!" faßt er
Tborane beim Halse. Sie ringen
währenddessen.
lender Wurm, du Staub dem Staub
entlockt
Und hätte der glüh'nde Odem unseres
Erdenkreises
Parzellenweis' dein Haupt mit Dunst
umzogen:
Ständ' dir zur Seite Elefant und
Tiger
Dem
Donnergott? gleich, dem Men
schenelend.
TaS
lkmentakenäbnlich glänzt und
aleibt!
Jetzt
mnkt du erben, wäre deine
--- ,
Seele.
So fest selbst, wie die Babelmande
lenge!"
Solchergeftalt ging der Unsinn vier
Seiten weiter. Diese Rolle, der ich
mit großer Sorgfalt das Aussehen einer
oft gespielten gab, spielte ich am andern
Tage Schmidt in die Hände. Ich
wußte, daß er dumm genug sein würde,
auf den Schwindel hineinzufallen,
ußte auch, daß er das Stück nicht
kannte und wenn er es auch gekannt
hztte er war so albern, daß man ihn
zu allem bewegen konnte.
Der Tag der Probe und diese selbst
war gekommen. Schmidt, der feine
Rolle erst spät erhalten hatte, saß m
dem Musitsaal und lernte im Schweiße
seine? Angesichts. Er hielt den born
baftischen Unsinn, der freilich unter der
Flagge Gutzkow'S segelte, für beinahe
Shakespearesche Poesie.
Ich hatte ihn selbst da hinauf ge
schickt und auch versprochen, ihn zu
holen, wenn eS soweit war. Im drit
ten Akt halte ich meine nichtssagende
l?rcellen, zu statiren. Tann schloß der
Akt. Ich lief jetzt schnell in den Musik,
saal.
Schmidt, der vierte Aufzug geht
an." rief ich zur Thür hinein.
Schmidt seufzte. Ich bekomme die
Rolle nicht in den Kopf, sie ist entsetz,
lich schwer.-
Wird schon gehen." tröstete ich ihn.
wenn Sie nur die ersten Worte drin
gen. alles andere macht sich dann
allein."
Mit diesem orakelhaften Troftspruch
verließ ich ihn. lief auf den Schnür,
bodcn, auf welchem ich mich in einer
Ecke versteckte und mit funkelnden Au
gen die Vorgänge auf der Bühne beob
achtete.
AllcS nahm feinen ruhigen Verlauf.
Szene auf Szene spielte sich tadellos ad.
Die Maler find aufgetreten, nach ihnen
der Rath Goethe und nun kommt in
der achtzehnten Szene der Adjutant des
Königsleutnant, der brave Althof
und bringt einen Brief. Der Königs,
leutnant nimmt denselben, wendet
sich zu den Anwesenden und sagt, sich
entschuldigend: Pardon, mcineErren,"
dann für sich mit dem alten Thoranes
eigenen, schmerzvollen Augcnaufschlag:
Ma ck'inissioii!"
Kaum ist das verhängnisvolle Wort
gefallen, als ein Ton. ähnlich dem
Grunzen eines WalrofleS. die Stille
durchbricht. Es ist Schmidt. Ein
Tigergedrüll ausstoßend, stürzt er auf
die Bühne: Ha. Verräther. hab' ich
Dich?!"
Er hat den Gast an der Gurgel
TaS Einschlagen einer Bombe, ein
Blitz auS heiterem Himmel kann nicht
von verheerenderer Wirkung sein.
TaS Damenpersonal siel stracks in
Ohnmacht. Die Herren standen ent
geistert, was manchem nicht sehr schwer
wurde.
Ich hielt mir die Nase zu. um nicht
loszuplatzen.
Wa wa wa." stotterte der Gast
entsetzt mit schlotternden Knieen, und
suchte sich den Händen des nach seiner
Meinung Blödsinnigen zu erwehren.
Das ist aber für Schmidt das Zei
chen. fortzufahren. Ring mit ihm."
steht in seiner Rolle, und mit furcht
barem Tone führt er fort: Elender
Wurm! Du Staub, dem Staub ent
lockt."
Wa wa wa," wimmert der Gast
dazwischen.
Jetzt aber fassen zehn kräftige Fäuste
den Tobenden.
Schmidt! Mensch! Ungeheuer!
Schafskopf!"
Alles schreit durcheinander.
Schmidt tobt immer weiter! End.
lich jedoch sieht er ein, daß eS sich hier
um Anderes handelt.
Mensch, sind Sie denn verrückt ge
worden?" ruft der Direktor, der die
Regie führte, was wollen Sie denn
eigentlich?"
Aber bitte, Herr Direktor, meine
Rolle!"
Was?!"
Bitte, hier
ist sie," und Schmidt
zieht die Epistel
aus der Tasche und
reicht sie hin.
Staunen auf allen Gesichtern. Dann
Fragen, dann ein nicht enden wollendes
Gelächter, daS der Direktor mit den
Worten unterbricht: Die Probe geht
weiter! Wer sich den Witz gemacht,
brauche ich nicht erst zu tragen. In
spizient, schreiben Sie einmal Herrn
Pauli mit 30 Mark Strafe auf,
Da wurde mir gar traurig zu Muthe
auf meinem Schnürboden und mit
wankenden Schritten schritt ich beschämt
von bannen,
Tie zehn Thaler Strafe habe ich
wirklich bezahlen müssen, und das är
gert mich heute noch!
Die Leneidenswertken.
Residenz of John Ritsch. Esq.,
Größer Reu York.
Mister Editer!
Wisse Sie was, Mister Editer? No.
Ich denk net! Amwer es ,S e Fält.
Nämtiq, vag Jcy s net
begreife kann, daß es
immer so viel Lelt
gebt, wo net satisfeit
sei un wo die reiche
Leit keen gute Bisse
gönne un voller Tschel
lessie un Mißgunst un
Gift un Gall sein un
nix wie Neid hawwe.
Als wann Mir reiche
Leit es gut hätte! Als
wann Mir reiche Leit
net viel mehr ze be
dauern statt zu beneide
wärn!
WaS wolle dann
eigentlich die arme Leit? Die hawwe
doch Alles, was sie wolle! For Jnstenz.
dem ärmste Mann vun der Welt kann
es Niemand verbiete, an der 23. Straß
un an Broadway un finfte Ebene die
fenzi Stores anzegucke un die Dei
mondS ze admeiern. So e Mann kann
ogar fei Frau mitnemme un kann lyr
age: Guck. Alti, wann ich Geld hätt.
da thät ich Dir des Dreß kaafe oder
felmige Ring schenke un so zetera."
Un wann die Frau net e ganz der
dorbeneZ, unzefriedeneS, anarkiftisches
Gemüth Hot. da iS sie geplieft un ze.
friede un glücklich.
So e armer Mann kann mit feiner
Fämily am WaldorfAftoria un an
M
die feinste Plötz vorbeigehn un kann
vun der Gaß aus eneigucke un er kann
sich vornemme. wann er emol reich wern
thät. da tbät er aach emol da esse.
Gucke Sie. Mister Editer. deS fein
lauter Sache, wo Ich als reicher un
praminenter Mann net thun kann. So
for Jnstenz kann Ich net mit Meiner
Zllti dorch die 23. Straß oder Broad
way oder die sinfte Ebene gehn. Des
heißt. Ich kann fcho. awwer Ich steh
bei jedem Schritt t Angst aus. wo Ich
noch net emol Jhrm Hund gönne thät.
Mister Editer. bloS alleenig Mcim
eigene. Nämlich die Angst, daß die
Alti AllcS. was sie sieht, gekaaft hawwe
will.
Am Waldorf.Aftoria oder an annere
feinere Plätz kann Ich aach net vorbei
gehn. Da steht nämlich immer ergend
so e usigedreßter junger Mann, den
mer emol ergend wo kenne gelernt Hot.
mit eme Zahnstocher im Maul vor der
Thür un inweit' Mich zu erer Battel.
wo Ich dann feinelli bezahle muß.
Un so is eS in alle Sache. Tie arme
Leit. wo nix hawwe, die hawwe es in
jeder Beziehung besser. Die könne sich
freue an die poblik JnstituschenS un
die ManjumentS un LeibrSries un
lauter so Sache. For Unserem iS bei
all dene Sache der bittere Nebegedanke
derbei: For den gute Zweck hast De
aach so viel blute un for selwige Jnsti.
tuschen so un so viel schwitze müsse un
for sclwiges Manjument werft Te
wahrscheintS aach noch was erausrücke
müsse.
Un denke Sie blos emol den wun.
nerschöne Hunger un den prachtvolle
Dorscht, wo die arme Leit immer
hawwe! Ich muß alle mögliche Appe
titschnitzelcher un Hüppcher esse, for
Mei Aeppeteit ze reize un so en rich.
tige. natschurell ungekünstelte Dorscht
mitaus katzeiämmerlich-brandlger Bei
Mischung hen Ich schon seit Mensche
gedenke nimmer gehatt. Des pruvt am
beste, wer Ursach Hot. tschelleß ze sein,
die Reiche oder die Arme.
Es is ja wahr, daß es for manche
Leit, wo nix hawwe un mit ihrem Per
möge (wie mer beim Skatspiele sagt)
in die Minus gekomme" sein, daß es
tor o xui onpic ant et musz. immer
ihr'm Schneider auszeweichc un annere
Krediters ze dotfche un sich bifor die
Collectors, wo de ganze Tag die Haus
bell ziehe, verleugne ze lasse. Awwer
:T:ct) gtaao net, da eracnd e armer
Mann so e Angst vor seim Schneider
oder vor ergend eme Kredlter oder Col
lector hos, wie die reiche Leit vor die
arme RiläschenS un Frents un künftige
Bekännte, wo sie anpumpe oder ihne
Tickets for ergend waS Wohlthätiges
verkaafe wolle. Un des ewige Täxes
dotsche werd Eim femelll aach langl
weillig.
For was awwer die arme Leu am
meiste ze beneide fein, deS is, daß sie
kei Angst ze hawwe brauche, ihr Geld
ze vertiern. Ich sage Ihne, Mister
Editer, die arme Leit wisse es gar net,
wie gut sie's hawwe. Das Fonnige
bei der Sach is nor, daß Mir reiche
Leit all so e fürchterliche Angst derfor
hawwe, es aach so gut ze kriege.
Ihne desselbe wünschend sein Ich so
lang
Mit Rigards
Yours
John Ritsch. Esq.
Eine wahr Wtltausstellungs
Geschichte.
Kurz nach der ersten Pariser SEelt
ausstellung war eine kleine ausgewählte
Theegesellschaft bei Frau v. G. versam
melt, welch letztere sich bestrebte, ihre
Gäste auf das Angenehmste zu unter
halten. Frau v. G. zeigte u. A. ein
Exemplar der großen Ausstellung!
Medaille, welche einen Werth von 5000
Fr. repräsentirte und Eigenthum des
Bruders der Frau v. G. war. Ein
Jeder betrachtete dies wcrthvolle Gold
stück mit Interesse. Inzwischen wurde
der Thee servirt, man unterhielt sich
munter, als plötzlich die Gastgeberin
nach der Medaille fragte. Man sah
sich einander verwundert an man
suchte aber die Medaille war der
schwunden.
Unter den Gästen waren auch zwei
Herren, welche Frau v. G. nicht näher
kannte. Dieselben waren einer Ein
ladung ihres Bruders gefolgt. Dieser
war aber noch Nicht anwesend.
Frau v. G. sagte nun in scherzendem
Tone: Die Medaille ist vermuthlich
auS Ber ehen in die eine oder andere
Tasche gekommen, ich ersuche daher die
Herrschaften, sich emer Untersuchung zu
unterziehen, wobei meine kleine Tochter
neben mir den Ansang machen soll,
dann folge ich und so weiter."
Einer der anwe enden Herren stand
sofort auf und sagte: Ich für meinen
Theil werde mich auf keinen Fall visi.
tiren lassen."
Die Weigerung erregte allgemeines
Erstaunen. Dieser Herr war gerade
einer von denjenigen, welche von Frau
G. s Bruder eingeladen waren. Sein
Name war Baron H., er trug das
Kreuz der Ehrenlegion und machte den
Eindruck eines außerordentlich fein ge
bildeten Mannes. Ein Hausfreund
nahn ihn privat bei Seite und ersuchte
ihn in allerhöfllchftem Tone diesen Be
schluß aufzugeben, und man hörte Ba
ron H. resolut sagen:
Auf keine Weise, mein Herr, ich
erlaube Niemand, mich zu berühren."
Diese hartnäckige Weigerung, sich
einer scherzhaften Visitirung zu unter
ziehen, welche von allen Anwesenden
acceptnt wurde, erregte allgemeines Be
fremden undMißtrauen, welche? sich noch
steigerte, als man zu bemerken glaubte.
Baron H. wolle sich der Thüre nähern.
ES entstand eine allgemeine Erregung,
mehrere Herren wollten die Angelegen
heit zum Aeußcrften treiben, indem sie
vorschlugen, den nächsten Polizeikom
missär zu holen.
Da hörte man plötzlich von der Mut
ter der Gastgeberin, welche in einer
Nische saß. den Ausruf:
Da ist die Medaille!"
Alle wendeten sich um und entdeckten
wirklich das werthvolle Goldstück, wel.
chcs die kleine Tochter, in einer Nische
deS Salons soeben gefunden, freudig in
die Höhe hielt. Tie Medaille war, als
die Kleine der alten Dame den Kuchen
prüsentirte, von deren Schooß herunter
auf den weichen Teppich und weiter in
jener Nische gerollt, wo die Tochter es
aufhob.
Ter Schatz war gefunden. Und nun
trat der Fremde milten in den Salon
und sagte:
Meine Tamen und Herren, ich bin
Baron H., Direktor vom Bergwerk in
X Zufälligerweise habe ich eine
ganz gleiche Medaille, welche jenem
Werk welches ich leite, zuerkannt wurde.
Hier ist sie."
Hierauf zog er eine andere Medaille
aus der Tasche. eS war eine natur
getreue Kopie der ersteren.
Sie werden nun verstehen." sagte
er, in welche Situation ich gekommen
wäre, wenn ich mich einer Visitation
unterworfen hätte, und diese Medaille
bei mir gefunden worden wäre. Des
halb widersetzte ich mich einer Visitation,
welche mich augenblicklich nur lompro
mittlren konnte."
Mit diesen Worten verbeugte er sich
und verließ die überraschte Gesellschaft.
(sin Erinnerung an den Schah
Rassreddi.
Der Oberst a. D. Freiherr von Neu
kirchen. genannt v. Nynenheim, der zu
Grindclwald in der Schweiz dieser
Tage gestorben ist. erzählte einem
Freunde des Berliner Lokal-Anzciger"
eine heitcre Episode auS jener Zeit.' als
der Vorc.angcr des jetzigen Schahs von
Pcrsien. der Schah Nassr-ed-din. zum
ersten Male die europäischen Höfe mit
seinem Besuch beglückte. Damals war
jener orientalische Herrscher von Euro
pas Cultur wenig berührt, und mit
Grausen werden Eercmonienmeifter und
Hofmarschälle an jene Tage zurücköen
ken. Bei seiner zweiten Anwesenheit
in Europa ging s freilich schon besser
Der König der Könige" wollt? damals
auch dem Großherzog von Baden die
Ehre seines Besuches schenken, und zur
festgesetzten stunde lief der Sonderzug
mit dem chh in den Bahnhof m
Karlsruhe ein. Der Großherzog hatte
sich zum Empfange seines exotischen
Gastes auf dem Bahnhofe eingefunden
Er erwartete daS Ausstelgen
Schahs; aber damit hatte es noch gute
Weile. Seine persische Majestät wären
nämlich sehr unangenehm davon be
rührt, oaß ein so kleiner Fürst" ihn
den König der Könige, in aufrechter
Stellung erwartete, und erklärte, erst
dann ausstcigen zu wollen, wenn der
Großherzog ihn knieend empfangen
würde. Jede mögliche Concession
wurde ja gern dem mit europäischen
Sitten so wenig vertrauten Herrscher
gemacht, dieses Verlangen zu erfüllen
ging aber doch nicht an. Da erinnerte
sich denn ein findiger Kopf aus der
Umgebung des Schahs, daß eine Uebeo
reicyung von einz und Broo in einer
russischen Stadt auf den Schah großen
Eindruck gemacht hatte. Nach Rück
spräche mit einem großherzoglichen
Würdenträger wurde schleunigst aus
der Bahnhofs-Rcftauration etwas Brod
und Salz beschasst und dem Schah in
den Salonwagen geschickt. Dies Zei
chen der Unterwürfigkeit" ließ denn
den Schah auf die Kniebeugung seines
Gastgebers verzichten, und er geruhte,
endlich den Salonwagen zu verlassen
Aber zu einer Begrünung mit dem
Großherzog kam es zunächst doch noch
nicht. Denn des Schahs erster Blick
fiel aus den stattlichen Rittmeister v,
Nynenheim, der, damals als Brigade
Adjutant nach Karlsruhe commandirt,
auch auf dem Perron Aufstellung ge
nommen yatte. Er trug die schwarz
silberne Gala-Uniform seines Reai
ments, des 2. Leibhusaren-Reglments,
mit dem silbernen Todtenkopf vor der
Bärenmütze. Sofort schritt der Schah
unter völliger Nlchtberücksichtigung des
Großherzogs auf Nynenheim zu und
ließ ihm durch seinen Dolmetscher fa
gen, daß die Hinrichtungen ihren An
fang nehmen könnten. Er hatte Nd
nenheim, wegen des TodtenkopfeS mit
den beiden Beinknochen, für den
Scharfrichter gehalten und geglaubt,
daß dieser ihm zu Ehren das Schauspiel
einiger Hinrichtungen vorführen solle.
Sine merkwürdige Depositenbank.
Zu Cheltenham in der englischen
Grafschaft Gloucester ist. wie man von
dort schreibt, kürzlich eine alte Dame
NamenS Jane Curzon gestorben, die,
bevor sie aus der Welt schied, ihren
Verwandten noch eine höchst angenehme
Ueberrafchung bereitet hat. Obwohl
sie anspruchslos und zurückgezogen ln
einem verfallenen Häuschen lebte, galt
Mrs. Curzon m der Nachbarschaft für
steinreich, und es ging das Gerücht, sie
müsse große Summen in ihrem Garten
vergraben haben, da sie, mochte die
Sonne noch so heiß herniederbrennen,
oder der Sturmwind durch die Baum
krönen sausen, sich fast beständig da
aufhielt. Vor einigen Wochen verfiel
die 80jährige Dame in eine schwere
Krankheit, und der Zufall wollte, daß
eine Nichte von ihr mit ihrem Manne,
ohne zum Besuche auigeforbert zu sein,
in dem Landhause ihrer Verwandten
auftauchten. Wenngleich ihr Gesund
heitszuftand schon verzweifelt war. so
schien MrS. Curzon sich doch sehr über
die Ankunft ihrer Gäste zu freuen.
Das Fieber der Ausregung zehrte indes
sen den schwachen Rest ihrer Kräfte auf.
und als der Tag zur Neige ging, der
mochte sie nur noch kaum vernehmbar
zu stammeln: Sucht nach im Garten.
in dem alten hohlen Birnbaum "
Als Neste und Nichte ihr die Augen
zugedrückt hatten, machte ersterer sich an
die Untersuchung des bezeichneten Bau
meS. und was er in demselben fand,
machte ihn zu einem der reichsten MSn
ner der Grafschaft. In dem hohlen
Stamme fanden sich in so bedeutender
Höhe, daß die Erblasserin nur mit Be
Nutzung einer Leiter zu ihrem Depot
Platze hatte gelangen können, drei um
fangrciche zinnerne Büchsen vor, die
theils in Gold, theils in Schatzanwei
sungen der Bank von England die nette
Summe von 50.000 Lstrl. (5200.000)
enthalten.
Tie deutsche Sprache.
Ter französische Gfsandte am Berliner
Hofe in den fünfziger Jahren äußerte
sich einmal einem berühmten deutschen
Schriftsteller gegenüber, daß die deutsche
Sprache doch mit der französischen in
gar keinem Vergleiche stände. Die
Teutschen," so fuhr der Franzose fort,
sind nicht im Stande, in ihrer Sprache
das genau auszudrücken, was sie sagen
wollen. Die Sprache ist plump und
unbehülflich. Es ist ein solcher Wulst
von Worten, die durchaus überflüssig
find, die vielfach nur dasselbe sagen, so
daß man sich aus diesem Labyrinth nicht
zurecht finden kann. Ihrer Sprache
fehlen eben die feinen Nüancen. wie
sie die unscrige hat."
O." entgegnete ihm der Deutsche.
ich kenne doch meine Muttersprache
ganz gut, das ist mir aber noch nicht
aufgefallen, daß bei un? zwei Worte
ganz dieselbe Bedeutung haben."
Va tonnte ich Ihnen doch einige
Beispiele nennen."
So, da bin ich neugierig."
Na, also z. V. : Nennen und heißen
Daß ,ch nicht wüßte." erwiderte der
Schriftsteller, ich kann meinen Diener
wohl heißen, etwas zu thun, aber nicht
nennen."
Hm, ja, allerdings, da haben Sie
ja recht, aber dann: Speisen und essen?"
O nein, Sie können z. B. hunder
Arme speisen, aber nicht essen!"
Da haben Sie auch wieder recht.
aber nun: Senden und schicken."
Erst recht nicht, mein Herr. rsit
sind wohl ein Gesandter, aber kein Ge
schickte?."
Der Gesandte soll von da an die
deutsche Sprache noch mehr gehaßt
haben.
Der döse Name.
Dem alten Duport. der vor achtzig
Jahren Mreltor des kaiserlich könlali
chen Hofoperntheaters am Kärnthner
Thor in Wien war. fehlte einmal ein
Tenor für zweite Partien. Er beaus
tragte den Kapellmeister, nach einem
solchen zu suchen, und so meldete
oenn aucy eines ages em junger
Mann, der sich als der gesuchte Tenor
vorzustellen wünschte. Der Direktor
musterte seine Figur eine kurze Weile
mit Kennerblicken, entdeckte aber nichts
Mißfälliges an ihr. Etwas ungelenk.
etwas sehr schüchtern freilich schien der
junge Mann noch zu sein. Indessen
da? gab sich schon, wenn nur Stimme
und Schule da waren, wenn er nur
singen konnte.
W,e eißcn?" fragte Duport, der
geborener Pariser war.
Zdrski," war die Antwort.
Der höfliche Franzose, in der Mei-
nung. der junge Mann habe geniest,
neigte ein wenig das Haupt und mur
melte ein: Sante!" Dann wiederholte
er: Wie eiszen?"
Zdrski," klang eS wiederum zurück.
Abermals neigte Duport daS Haupt
und murmelte sein: Sante!" Zum
dritten Mal fragte er darnach: Wie
eißen?"
Und zum dritten Mal entgegnete der
junge Mann, den die wiederholten Fra
gen schon ganz verschüchtert hatten:
Zdrski."
Diable!" brach jetzt der Direktor
loS, wenn Sie nix könn' als nies',
immer nur nies' nix Sie könn' fina'!
Ick Sie brauck auf der Theater zu
fing', nick zu nies'! Mack Sie fort!"
Die Hunde der Kaiserin von China.
Obwohl die Flucht des chinesischen
Hofes aus Peking über Hals und Kops
ersoigie, sano vie aiserln doch noch
Zeit, ihre zwölf Lieblingshunde, die
von ganz eigenartiger Rasse find, in
einem großen Korbe mitzuführen. Ein
berühmter Thlerarzt aus San Fran
cisco war vor Jahren einmal von der
Kaiserin an den Hof berufen worden,
um mehrere von den Hündchen, welche
krank waren, zu heilen. Diese Thier
chen ähneln, nach des Thierarztes Be
qreivung, den iapane fischen Mödlen.
nur sind sie noch kleiner, auch haben sie
viel Aehnlichkeit mit den lanabaariaen
Pudeln, die einzelne reiche Einwohner
Pekings halten. Zwei Eunuchen ist
die Sorge um die Hunde anvertraut
worden. Sie ernähren die Thiere mit
größter Sorgfalt. Sie haben auch
dafür zu sorgen, daß kein Mensch sich
den Hunden nähert, außer den Mit
gliedern der kaiserlichen Familie. Die
Thiere haben außerordentlich lange
Haare, die auf dem Boden nachschlei
fen und sie am Laufen verhindern.
Durchschnittlich ist jedes Hündchen nur
zwölf Centimeter hoch, dreiundzwanzig
Zentimeter lang und wiegt ein einhald
bis zwei Pfund. Die Hunde sind sehr
klug und besitzen ein sehr feines Ge
hör. haben aber nur ein kurzes Leben.
Bemerkt fei noch, daß im ganzen,
großen himmlischen Reiche nur die
Kaiserin diese Art von Hunden halten
darf.
Der Kunstfreund und der Genußmensch.
A. : Sehen Sie mal diese schön ge
tafelte Decke hier im Spcifesaal. wirk,
lich wunderbar."
B. : Ader sehen Sie auch mal die
schön gedeckte Tafel, die ist auch nicht
schlecht."
Kompliment.
Schauspieler (erblickt im Parterre
einen Bekannten): Ah. guten Abend.
Herr Gruber. wenn Sie erlauben, setze
ich mich zu Ihnen?"
Gruber: ..Bitte, treten Sie heute
nicht auf?"
Schauspieler: Nein, heute nicht!"
Gruber: Na. das freut mich wirk
lich!"
Entsprechend.
A. : Wie finden Sie die neu heraus,
gegebene Fleischerzeitung?"
B. : Ist ein Wurstblatt."
Gut definirt.
Was ist
Haupt"?"
eigentlich
ein
bemoostes
fehlt."
Dem es stets an
Moos'
. Unverftcren.
Hausfrau: Aber Minna. Sie haben
ja eine von den theuren Vasen zer
krochen."
Dienstmädchen: Lassen Sie nur,
Madame, Scherben bedeuten Glück."
Klassische Hausfrau.
Mann: Aber Selma. unsere Jun
gen sehen doch furchtbar schmutzig auS."
. Frau: Es ist nicht immer möglich,
im Leben sich die Kinder rein zu
halten."
Feiner Saushalt.
Dein Mann sieht sehr kümmerlich
aus; er macht sich wohl Sorgen um die
Haushaltsrechnungen?"
Ach nein. das überläßt er ganz
den Lieferanten."
Vornehm.
Maler: Werden Sie denn auch mal
die Gemälde Gallerie besuchen. Frau
Reich?" u
Sie: Wir gehen überhaupt nicht auf
die Gallerie. wir gehen immer in die
Loge!"
Ausschlaggebend
Erste Freundin: Mit Max willst
Du Dich verloben? Warum denn nicht
mit Karl, den liebst Du doch viel
mehr?"
Zweite Freundin: Das wohl. Max
will aber mit mir eine Hochzeitsreise
nach Italien machen."
Gut empfohlen. .
Bankier (zu einem jungen Arzt):
Ich möchte Sie ja gerne zu meinem
Hausarzte, Herr Doktor, aber geben
Sie mir doch einige Referenzen auf, wo
ich mich über Ihre Behandlung erkun
digen kann."
Arzt: Bedaure sehr, aber Die ich
bisher behandelt habe, sind leider Alle
gestorben."
Bedenklicher Fall.
Herr (zum Thierarzt): Warum
machen Sie ein so fürchterliches Ee
ficht?"
Thierarzt: ..Kein WimW mir ,f
schon tagelang eine kranke Kuh im Kopf
niritm " 1
Summarisch.
Kolonialwaarenbändlxr-
.Sie wlin
schen. mein Herr!?"
Hunde: Ein Vkund ff
miw ri i i-i---" fl'vn
Pfund Zucker.... einen Häring....
und was ich noch fragen wollte
kann ,ch vielleicht ?ihrt öltest 3-nw
zur Frau haben?"
Der Nörgler.
Sagen Sie nur. was Miimhfon is;
denn fortwährend über die neuen Gas.
Betrieb! " m m "
Ja. wenn s' 'mal im Retri?k tms
dann giebt's vielleicht iir itä .
Schimpfen!" "
Was ist unangenehm?
Wenn ein junger Mann fich drei
Monate den Kopf zerbricht, welches von
denjungen Mädchen er heirathen soll
ÄÄ.V-'! V?m Heirathsantra,
erführt, daß ihn keine haben will !
Renxrocität.
Diener: Herr Krittlich hat eben sei.
nni Bedienten herübergesandt, mit der
S 1' drgnSdige Herr möchte seinen
Hund erschießen, da derselbe durch sein
Geheul die Nachbarschaft stört "
me4rV-"aien Sie dem Diener, er
möchte einem Herrn einen schönen Gruß
ausrichten, und zuerst sollte Herr Kritt.
toÄ vergiften nd das
Piano verbrennen oder in Stücke
hauen." wmuc