Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 25, 1900, Image 12

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    welke Wter.
JiooeUfttf vsu Paul s lix.
Anfang Oktober. Tik Tonnk schien
p.cch warm. Mittags brannte sie bei
Nahe heiß, sowie f,e aber vutergkgangcn
war. wehte ein kühl Wind, der mit
zahllosen wetten Blättern, s.in tolle
Cpiel trieb und sie im bunten Reigen
weit mherwirdelte.
ffrai, Melanie. die Äittme des vor
drei Jahren verftordenen Kommerzien.
rath Wallbaum, saß in der Vorlaube
ihrcS TommerhSuZchenS und sah mit
leiser Wehmuth dem Tanz der gelben
Blütter zu; die Stickerei, an der sie so
lange gearbeitet hatte, war ihr in den
Echoosi gefallen und nun blickte Frau
Mklaine nachdenklich in die helle, durch
sichtig blaue Herbstluft, dachte an die
' Zukunft und baute Luftschlösser.
.Tantchen! Tantchen!" klang eS vom
Part her.
Frau Melanie fuhr ans ihren Träu
,nen auf. .Na. waS giebt es denn
wieder?- fragte sie mit leichtem Un
willen über die Störung.
Lächelnd und mit erhobenen Händen
trat Lotte, die Nichte der Wittwe, näher.
Ja. weißt Du denn, was ich habe?
(Sin Telegramm habe ich!"
.Ach. gewiß von Karl!" rief Frau
Mclanic und griff danach. Mit einem
Mal war sie wie umgewandelt, erregt
und voll herzlicher Freude, und zitternd
riß sie das Papier auf und überflog
die paar Zeilen. Er kommt! In we
nigen Stunden kommt er schon!" ju.
belle sie und war ganz roth im Gesicht
vor Aufregung, so daß Lotte erstaunt
sie ansah.
Nun begann ein reges Leben in dem
Sommerhäuschen.
Die Gastzimmer wurden in Ord
nung gebracht, in der Küche wurde ge
backen und gebraten, aus dem Keller
wurden die besten Weine heraufgeholt
und was man an Blumen und Grün
noch fand wurde abgeschnitten und zu
Kränzen und Guirlanden gewunden.
Mit gespannter Aufmerksamkeit über
' sah Frau Melanie alles, bald war sie
dort, ordnete an und verbesserte, und
hatte für alles einen offenen Blick und
konnte sich nicht genug thun, um den
Empfang dcS Gastes so festlich wie
möglich zu gestalten.
Lotte sah ihr schweigend zu. So
hatte sie die Tante ja noch nie gesehen.
Sie fand keine Erklärung dafür, mochte
aber auch nicht danach fragen.
Endlich aber fing Minna, die alte
Magd, an zu sprechen: auch sie hatte
sich im Stillen über die Erregtheit der
gnädigen Frau gewundert, nun ertrug
sie es nicht länger, nun machte sich die
Wißbegierde Luft.
Fräulein Lotte." begann sie, ich
glaube, aber nein, fast möchte ich cS
gar nicht sagen."
Na, waS denn Minna? fragte
Lotte, indem sie emsig an dein grünen
Kranz wickelte und .wand.
- .Ich glaube. Fräulein Lotte, un
fcre gnädige Frau wird noch mal hei
rathen."
- Lotte sah erstaunt auf.
.Ja. ich glaube es, Fräulein," sagte
die alte Dienerin, und der alte Jo
, hann hat es auch gemeint."
Aber wie kommen Sie denn nur
.darauf. Minna?"
Du lieber Gott, ich bin nun schon
zwölf Jahre hier im Hause, und da
weiß man nachgerade nämlich
der Herr Karl Walter, der jetzt kom
men soll" sie zögerte.
Nun was ist mit ihm?" fragte
Lotte begierig.
Der wird es wohl werden."
VAber Minna!"
Wenn ich Ihnen sage. Fräulein,
der wird eS, paffen Sie auf, daß ich
recht habe."
Beide schwiegen, da die gnädige Frau
kam und zur Eile antrieb. Tann nahm
sie Lotte mit in's Eßzimmer, wo ge.
dcckt werden sollte.
Lotte dachte noch immer an die
Worte der alten Minna, und so un
glaublich ihr die Nachricht auch zuerst
vorgekommen war, nach und nach war
sie schon mehr geneigt, doch daran ernst,
hafter zu denken, und die Aufregung
der Tante sprach auch nur noch mehr
dafür, daß die alte Dienerin recht
haben konnte.
Während sie den Tisch deckte, dachte
nnsh immer daran. Es fiel ihr ein.
daß die Tante schon Tausende geopfert
hatte, um die Ausvllvung oes jungen
TOslier Karl Walter zu ermöglichen.
daß sie ihm die Mittel gegeben, mit
denen er seine großen unflrei,en zur
Vollendung seiner Studien machen
und unwillkürlich dachte sie
jetzt, daß die Tante bei alledem auch
eine Absicht geyaor oaoen ivnnie; ne
war Wittwe, reich und unabhängig,
jung und lebensfroh war sie auch noch
und u war jetzt ein berühmter
Mann; also unmöglich war es ja nicht,
daß diese Freundschaft mit 'einer Hei
rath enden konnte, wie die alte Minna
so genau wiMn wollte.
Aber zu längerem Nachdenken blieb
gar keine Zeit, denn nach wenigen Mi
. nuten kam die Tante schon wieder, die
noch neue Arbeit für sie hatte.
Eine Stunde später kam Karl Wal
ter an. Frau Melanie begrüßte ihn
wie einen alten Freund und führte ihn
stolz am Arm durch all die Blumen
und Laubgeminde.
Aber, meine verehrte, gnädige
Frau." sagte er. Sie bereiten mir ja
einen Empfang, als sei ich ein Landes
Öh." antwortete sie lächelnd, wir
wissen, waS wir einem ts bauq:r;ttn
und gefeierten Künstler schuldij nno.
Mit herzlicher Freude dankte er für
Alle. Tann begrüßte er die alte
Minna und den Johann, und schließ,
lich stand er vor Lotte.
.Fräulein Lotte Bcrgeniann. meine
Nichte, eine Waise, der ich die Heimath
ersetzen will."
Lotte knickste, ali er ihr die Hand
gab und sie ansah, und sie fühlte, daß
sie roth wurde.
Als sie später bei Tisch saßen, war
Lotte's Platz dem Gast gegenüber. Die
Tante saß neben ihm. Er sprach viel
von seinen Reisen und Abenteuern, er
klärte seine neuenPläne über Bilder und
Ausstellungen und war bei bester
Laune; aber obgleich er fast immer nur
zur Tante gewendet sprach. Lotte merkte
es doch, daß er in jedem freien Augen
blick den Blick aus sie richtete.
Nach dem Effen sprach er zum ersten
Mal ausschließlich mit ihr. Die Taute
war ein paar Minuten abgerufen, und
so waren sie beide allein. Er sprach
von aam aleichaültigen Dingen, aber
unausgesetzt sah er sie dabei an und so
tief und prüfend, als wolle er im iKruno
ihrer Seele lesen.
Zuerst war sie befangen und verle
gen. schließlich aber wurde sie tapfer
und antwortete frei und offen mit
Scherz und Humor, und endlich hielt
sie auch seinen Blick aus nach fünf
Minuten fühlten beide, daß sie gute
Freunde werden würden.
Und so kam's denn auch. Nach acht
Tagen waren sie bereits so bekannt, als
seien sie die ältesten Freunde. . Er be
gleitete sie auf ihren Spaziergängen,
dann wieder führte er sie in fein Ale
lier, das Frau Melanie ihm eingerich
tet hatte, dort erklärte er ihnen die
Ideen zu seinen Bildern oder er sprach
mit ihr über andere Kunstwerke der
Neuzeit. -
-Iran Melanie merkte sehr gut, daß
Karl von dem kleinen Blondkopf eilige
nommen war, dabei aber fand sie
nichts, das ihr gefährlich schien, denn
seine größte Aufmerksamkeit galt doch
allein nur ihr sie war die erste, zu
der er kam, wenn er Rath brauchte, sie
war es, die er in allen Dingen als Per
traute erwählte, ihr allein galt fein
größtes Jntereffe; das, was er für
Lotte empfand, war Höflichkeit und
Freundschaft, weiter nichts. Damit
tröstete sie sich. Und dieser Trost war
ihre Rettung, ihre Hoffnung, ihr
Alles. Denn darüber war sie sich nun
längst klar, daß sie diesen Mann liebte
und daß sie nur darauf wartete, bis er
kommen und sie zur Frau begehren
würde. Das war das Endziel all ihrer
Gedanken.
Der Oktober ging zu Ende. Da
Weinlaub an der Borlaube wurde gelb
und draunroth, die Nächte waren kalt
und nebelig, und endlich begannen die
Regentage. .'
Frau Melanie gab ihren ersten Ball
in der neuen Saison. Ein Fest zu
Ehren des berühmten Malers, ihres
lieben Gastes.
Glänzendes Licht fluthete durch die
lichterhelltcn Räume des Hauses, eine
große Gesellschaft vornehmer Leute war
erschienen Damen in prächtlgen
Toiletten und funkelnden Brillanten
und Herren mit ordengeschmückter
Brust. -
Lächelnd machte die Herrin die
Runde, ihre Gäste zu begrüßen; sie
hatte ein prachtglünzendes Gewand an
gezogen und in ,dem reichen Schmuck
sah sie deqehrenswerth aus.
Ihr Begleiter war natürlich Karl
Walter, an dessen Arm sie von Zimmer
zu Zimmer ging, allenthalben grüßend
und scherzend; sie war uvergiuallch,
denn sie fühlte, daß bald die Entschei
dung da sein werde.
Als sie in den Wintergarten traten.
bemerkte er Lotte, die hinter einer
Palme' stand; er sah, wie die Kleine
zittene und ängstlich aus ihn schaute,
da nickte er ihr zu. mit einem Blick nur,
aber in diesem Blick lag so viel Hoff
nung. so viele Versprechungen, daß sie
beruhigt aufathmete und voll inniger
Dankbarkeit, welche ihr ,jcdes laute
Wort versagte, nur ftumm nickte.
Das ganze Vorkommnitz dauerte nur
eine Mmute. Niemand hatie es be
merkt nur allein Frau Melanie; sie
aber hatte es mit Schaudern bemerkt.
denn nun mit einem Male siel es wie
Schuppen von ihren Augen, nun wußte
sie, was ihr bevorstand.
Bald darauf verschwand Frau Me
lanie auf einige Minuten. Sie lief in
ihr Zimmer, schloß hinter sich ab und
sank weinend in einen Sessel. . Nun
war Alles aus. nun stürzte das ganze
Gebäude ihrer Hoffnungen zusammen.
Ach. sie haßte Lotte jetzt, die ihr das
Glück stahl, und sie haßte auch ihn. der
sie betrogen Alles haßte sie, was ivng
war. denn sie selbst das fühlte sie jetzt
ut deutlich sie war innerlich nicht
mehr jung Und so lief sie nun an den-
Spiegel, und der zeigte ihr em Gesicht.
daS von Gram und Aerger verzerrt und
entstellt war. und in dem sich trotz aller
Schönheitsmittel doch die kleinen Run
zeln und Krähenfüßchcn bemerkbar
machten enttäuscht ließ sie sich in den
Sessel zurückfallen sie wurde alt. nun
war nichts mehr zu hoffen.
Lange faß sie und schaute hinaus in
die mondhelle Herbstnacht, noch immer
fielen die welken Blätter in endlosen
Mengen und noch immer trieb sie der
Wind umher zum bunten Reigen.
Nun war eS vorbei! Jetzt nur keine
Niederlage zeigen! Dann raffte sie sich
auf, vei wischte die Spuren ihrer Thrä
nen und Erregung, und dann Körte sie
zurück zu den Säften.
Inzwischen war arl zu Lotte ge
gangen, r sano ne noch aus Derlei.
den leUe. Als sie ihn kommen sah.
lies sie ihm entgegen voll inniger
Freude.
Ader. waS hatten Sie denn. Fräu
lein Lotte?" fragte er und nahm ihren
Arm.
Lotte wurde roth und schwieg. End
lich, da er noch einmal bittend fragte,
antwortete sie leise: .Aber lachen Sie
nicht!"
Gewiß nicht." versicherte er.
Nun denn," sprach sie weiter, ich
glaubte, daß eS wahr sei. was die
Leute hier im Hause sich erzählen, daß
Tante und Sie " Sie zögerte.
.Wir beide ern Paar!" Er lachte
laut auf: .Nein. Lotte, daS ist ein Ge
rede der Leute, nichts mehr damit
Tu aber nicht noch einmal so in Angst
kommst schnell gieb mir den Ber
lobungskuß. ja!" Jubelnd sah er sie
an. und da sie nicht widersprach, nahm
er sie an seine Brust und küßte sie lange
und innig.
Fünf Minuten spater stand das
Paar vor rau Melanie und Karl be
gann:
.Theure Freundin. Sie sind die
edelste Und selbstloseste Frau, der ich
Alles verdanke, was ich bin machen
Sie mich nun auch noch zum glücklich
ften Menschen und geben Sie mir Ihre
Nichte zur Frau."
Frau Melanie bebte vor Erregung
aber sie hatte Gewalt über sich und ließ
es nicht merken; mit lächelndem Gesicht
sagte sie. daß sie auf diese Neuigkeit
längst gefaßt war und gab mit Freu
den ihre Einwilligung.
Weitere fünf Minuten später wußte
eS die ganze Gesellschaft, und dann
feierte man die Ueberraschung.
Frau Melanie aber sah wieder hin
aus in die nächtliche Herbstlandschaft
und ein paar alte Verse kamen ihr in
den Sinn:
Welke, windverwehte Blätter.
Boten naher Winterruh',
Fallet sachtl Ihr deckt die Gräber
Mancher todten Hoffnung zu."
Die Erbsen.
S i n k M i l i t ä r - G e s ch i ch t e.
In der Menageküche des detachnten
Bataillons zu X. herrschte schon um 3
Uhr Morgens reges Leben. -
Ter Küchenunterofnzier fluchte, und
die Mannschaft wirthschaftete mit
Schrubber und Scheuerlappen umher,
als wäre sie vom Teufel besessen. In
Schmutzbächen floß das Wasser von
den Steinflicßen der Küche hinaus über
die steinerne Treppe auf den Kasernen
hf.
Nach und nach schauten die alten
rußigen Kessel und Töpfe, die vorhin
noch eine ehrwürdige Kruste gezeigt
hatten, wieder freundlicher drein; der
nasse Steinfutzbodcn. auf dem sich das
Licht einer ersterbenden Petroleum
lampe spiegelte, schimmerte wieder in
seiner alten Naturfarbe, und das Ge
ficht des gestrengen Küchenchefs wurde
zusehends freundlicher.
Der Tag fing an zu grauen. Die
Frtthluft mischte sich mit dem Aroma
des gebrannten Kaffees, der schon lustig
im großen Kessel kochte.
Vorwärts, 'runter mit den Schmutz
kitteln und die neue Garnitur ange
zogen!" kommandirte der Unteroffizier.
In kurzer Zeit waren aus den
schwarzgelben Menageköchen säuberlich
gewaschene Jünglinge geworden, denen
die schmucken blendendweißen 'Küchen
anzöge und Mützen zu den sonnender
brannten Gesichtern nicht übel standen.
Mit den abgelegten Hüllen stolperte
Schmidt, der Kalfaktor, über die
dunkle Treppe zur Kaserne hinüber.
Ein Unbefangener, der die Meta
morphose, die sich hier in der Früh
stunde vollzog, beobachtet hätte, würde
auf einen hohen militärischen Festtag
geschlossen haben. Der -Eingeweihte
aber wußte, daß aus all' diesen Rein-
llchkeitsäußerungen eine große, gewit
terschwüle Angst sprach, die die An
Wesenheit des am Abend vorher einge
troffenen kommandirenden Generals
verursacht hatte. Der Gestrenge wollte
heute Früh das Bataillon besichtigen,
uud man mußte darauf gefaßt sein, daß
Sr. Excellenz vor oder nach der Jnspi
zirung gewohnhcitsgemäß der Küche
einen Besuch abstatten würde. Denn
die Mannschaftsküche war das Stecken
Pferd Sr. Excellenz!
Vier Uhr schlug's vom Kammerge
bäude herüber: um 5 Uhr sollte die Be
fichtigung auf dem eine halbe Stunde
von der Kaserne entfernten Exerzirplatze
beginnen.
Der Posten vor Gewehr rief laut
sein: Rrrrraus!" in die Morgenluft.
Bei diesem Ruf war das ganze Küchen
personal zusammengezuckt. Ob das
Rrrrraus" wohl dem Gefürchtctcn
galt? Aber nein, die Wache löste ja um
die geraden Stunden die Posten ab.
man konnte beruhigt sein!
Da waS war das? Pferdege
trappel auf dem vorderen Kasernenhof,
und ehe man zur Besinnung kom
men konnte, hielt der Kommandirende
mit seinem Adjutanten und der Staats
ordonanz vor der Menagelüche. Die
Ordonanz sprang vom Pferde und war
Sr. Excellenz beim Absitzen behilflich.
Der Küchenuntcroffizier erstattete seine
Meldung und schrie in die Küche hin
ein: Achtung!" Dieses Zauberwort be
wirkte bei dem Küchenpersonal Todten
starre. Steinernen Bildern gleich stan
den die Mannschaften in ihren weißen
Zlnzüen an der dunklen Skuckwünd der
Suche.
Der Kommandirende berührte beim
Eintreten kurz mit dem Zeigefinger der
rechten Hand die Mütze und u'inkke
dann zu den Tersicinerlen hinüber,
woraus diese wieder beweglich wurden
und sich mit großem Eiier in der Küche
zu schaffen machten. Streng musterte
der Blick Sr. Excellenz den Raum.
Ader Alles war sauber und schön, und
selbst die böseste Hausfrau hätte nichts
aussetzen können. Ter in einer mach
tigen weißen Taffe vom Küchenunter
osfizier bereitgestellte Kaffee wurde ge
kostet und schien dem hohen Herrn wohl
zu munden, denn er schmunzelte behag
lich. Ter Unteroffizier athmete erleid)
tcrt auf. ES schien AlleS gut abzulau
fen ! Ta plötzlich ging der General auf
einen in der Ecke stehenden Kübel mit
Erbsen zu. ließ eine Handvoll durch die
Finger gleiten, schüttelte mehrmals den
Kopf und schritt dann zur Thür hm
aus.
AlS der Kommandirende durch das
Kasernenthor getrabt war. überlegte
der Offizier, weswegen Se. Excellenz
mit dem Kopf -geschüttelt hätte. Tie
Erbsen hatten den Beifall deZ hohen
Vorgesetzten nickt gefunden, daS war
klar! Und sie sollten heut' die Mittags
kost abgeben.' Wehe, wenn der Ge
strenge nach der Jnspizirung noch ein
mal in die Küche kam!
Schmidt. Sie Schafskopp! Wenn
Sie mit Ihrem dämlichen Jesicht nicht
bei dem verwünschten Kübel jestanden
wären, würden Seiner Excellenz die
Erbsen iar nicht bemerkt haben. Mor
jen werden Si. abgelöst ! Zu nichts
kann man Ihnen jebrsuchen. Blos
Aerqer machen Sie einem!"
Mit diesen Worten erleichterte der
Küchenchef seine angftbeladene Seele.
Tie Besichtigung war vorüber.
Nicht Alles war nach Wunsch gegangen
und der Bataillonskommandeur dem
blauen Brief" um eine Pferdelänge
näher gerückt. Der Herr Bataillons
chcf hatte natürlich längst von dem Be
suche Sr. Excellenz in der Menageküche
durch Ordonanzen erfahren. Wohl
ahnend, daß sich dieser Besuch zum
Mittag wiederholen würde, war der
Major mit dem Menagepräses, seinem
ältesten Hauptmann, nach dem Exer
ziren in die Kaserne geritten.
Was hat Seine Excellenz gesagt?"
war die erste Frage, die der Komman
deur an den Küchenunteroffizicr rich
tete, noch ehe er vom Pferde gestiegen
war.
Seiner Excellenz haben nichts je
sagt," rapportirte der Unteroffizier;
nur bei den Erbsen haben Seiner Ex
cellenz den Kopf jeschüttelt."
Damit deutete der Unteroffizier auf
den Erbsenkübel. Dieser war schon
ziemlich geleert, da die Mittagskost be
reits angefetzt war.
Der Bataillonskommandeur prüfte
die Erbsen mit zornigem Blick; dann
wandte er sich an den Menagepräses:
Herr Hauptmann! Ich bitte dringend,
dafür zu sorgen, daß wir von den Lie
ferantcn nicht über's Ohr gehauen wer
den. Es ist ja wirklich haarsträubend,
was das für Zeug ist! Sehen Sie dem
Unterpersonal besser auf die Finger,
damit solch' minderwerthige Waare
nicht abgenommen wird! Und Sie, Un
teroffizier Mahnke, schmeiße ich in Ar
rcst. Sie scheinen mir mit dem Liefe
ranten unier einer Decke zu stecken."
Ter Hauptmann wagte zu bemerken,
daß dem Lieferanten bis jetzt nichts vor
zuwerfen gewesen sei; er habe immer
gute Waare geliefert. Bitte, Herr
Hauptmann," schnitt der Major feinem
Untergebenen das Wort ab, nehmen
Sie den Kerl nicht in Schutz unreell
ist er, und ich wünsche, daß nicht wieder
mit ihm abgeschlossen wird! Und ge
rade heute, bei der Anwesenheit Sr.
Excellenz, muß solch' Schund gekocht
werden!"
Jetzt schoß dem Hauptmann das Blut
in den Kopf, und in erregtem Ton er
widerte er: Herr Major, ich halte die
Erbsen nicht für schlecht, und bitte, da
ich Ihre Zufriedenheit in Menage
Angelegenheiten nicht erwerben kann,
um meine Ablösung von der Menage
kommission."
Der Major wollte etwas entgegnen,
da scholl von der Wache her das omi
nöse: Rrrraus!" und in wenigen
Minuten war der Kommandirende wie
der vor der Küche angelangt. Sein
Blick war ernst und strenge. Den
Bataillonskommandeur kurz grüßend,
schritt der Gewaltige an den Küchentisch,
ließ sich einen Teller mit gekochten Erb
sen geben und kostete davon.
Wo beziehen Sie die Erbsen her,
Herr Major?"
- Dieser war kreidebleich geworden,
legte die Hand an die Mütze und mel
dete: Vom Kaufmann L...., Euer
Excellenz! Ich habe bereits dem Herrn
Menagcpräses den Befehl gegeben, mit
dem Mann in Zukunft nicht wieder ab
zuschließen. Die Erbsen sind schon
lange unter aller Kritik."
Ueber das Gesicht des Kommandiren
den flog ein Lächeln. Das kann ich
nicht finden, Herr Major! Die Erbsen
sind ausgezeichnet! Es hat mir heut'
früh schon Kopfschütteln verursacht, daß
meine Frau niemals so gute Waare
bekommt."
Dann klopft der General dem Haupt
mann auf die Schulter und sagt:
Die Adresse von dem Lieferanten
müssen Sie mir aufschreiben! Adieu,
meine Herren!"
Ks oiebt Leute, die es einem nie der
geben, daß man sie nicht braucht.
Vifix und Verbrecher.
Ein schauerlicher Ersatz für die
Todesstrafe, die ti in Italien. bekannt
lich nicht giebt, kommt im Zuchlhaui
Bmdisi zur Anwendung. Ein Augen
zeuge berichtet darüber der .Franks.
Ztg." Folgendes: In Brir.dift. am
äußersten Arm M Hafens, stehen die
kolossalen Ruine bei vom Kaiser
Friedrich II., dem gewaltigen Hohen
ftaufen. erbauten Schlosses. Heute
werden die hinter den meterdlcken
Mauern liegenden Räume, in denen
einst in den Tagen der paufischen Herr
lichkeit die Blüthe der deuttcken und
italienischen Ritterschaft bei Wahl und
Trunk sich um den großen Kaiser
schaarte, und die unter den langen
düsteren Gängen sich hinjikhende Ge
lasse, in denen einst widerspenstige
Barone und aufgegriffene Piraten vom
starken Arm des Slaufcn gebändigt
lagen, zu Straf und Arbeitszel
len für schwere Verbrecher verweil
det. Der Bagno Penale", wie
nun das einstige Kastell hcjßt, birgt
deren eine große Zahl; man weiß, daß
Unttritalien. die Provinzen Bari.
Foagia. Lccce neben Rcggio de Eala
dria und Sicilien quantitativ und
qualitativ das Hauptcontingent zur er
schreckend großen Zahl der schweren
Eriminalsälle in Italien liefern. Ta
reichen nun natürlich, wenn die sür
schwere Verbrechen nach dem Gesetze an
statt zum Tode zu lebenslänglicher
Zuchthausstrafe Verurtheilten gar nicht
sterben wollen, die verfügbaren Zellen
nicht lininer aus, um den zahlreichen
Nachwuchs zu beherbergen. Aber da
läßt sich der Natur und dem Schicksal
la nachhelfen aus Humanität
Um den Bagno Penale herum und
von diesem hinunter bis zur Port
Lecce und an'S Meer zieht sich der alte
Festungsgraben, tief und breit, ringS
noch mit hohen Mauern aus mächtigen
Quadersteinen und Felsblöcken um
zogen, die nur an wenigen Stellen so
weit abjetragen sind, daß man über sie
hinweg in die Tiefe sehen kann. Blickt
man an einer solchen Stelle in den
alten Graben hinunter, so zeigt sich
dem Auge, zumal im Frühjahr, in
vielverschlungener Mannigfaltigkeit ein
natürlicher Garten voll Orangen,
Citronen und Mandannenbäumchen,
alle voll beladen mit köstlichen Früch
ten, umschlungen von blühenden Rosen
ranken und gebettet ans eine in ihrer
Wildheit und Ueppigkeit entzückende
Flora. Aber kaum beginnt man sich
der Pracht und Herrlschkcit so recht zu
freuen, so wird man auch schon sehr
derb in seiner Betrachtung gestört. Die
Karablnierl nämlich, eine Eorporal
schaft stark, die vor dem Bagno Penale
Wache halten, pfeifen, schreien, drohen
mit ihren Gewehrkolben und Säbeln,
machen Miene, auf den ahnungslos
Dastehenden zuzuspringen, und te län
ger dieser zaudert, um so heftiger wird
das Gepfeife und der Lärm. Geht man
auf die Wache zu und frägt man nach
der Ursache dieses Gebahrens, so giebt
der Korporal zur Antwort, es sei
geradezu lebensgefährlich, sich an dieser
Mauer aufzuhalten, weil sie und das
an ihr heraufziehende Gesträuch voll
von giftigen Vipern fei, die unoer
sehens aus den Höhlen und Löchern
hervorbrächen und den friedlichen
Spaziergänger durch ihren Biß tödtlich
verwundeten
Voll Dank gegen die Soldaten,' die
so eindringlich auf die Gefahr aufmerk
sam machten und denen man noch kurz
zuvor ob ihres eigenmächtigen Eingriffs
in das Thun und Treiben Anderer so
böse war, zieht man von bannen und
freut sich, der Gesahr glücklich entron
nen zu sein. Aber die Gefangenen, die
sich bei ihren Zwangsarbeiten, beim
Erdschaufeln, Steintragen, Pflaster
jäten u. f. w. oft genug an diesen
Mauern aufhalten müssen? Ja, da
warnt die Wache nicht, im Gegentheil.
Es wurde mir von durchaus glaub
würdiger, einwandfreier Seite in Brin
disi selbst erzählt und bestätigt, daß
thatsächlich die in diesem Festungs
graben und Mauerwerk hausenden
Vipern, die gemeine röthlich schwarze
Viper und die Sandotter (Vipera
aspis Merr und Vipera arnrnody
tes Duiri. et Bibr.) sehr gefährlich
sind, daß jeden Sommer sechs, acht ja
zehn der Verbrecher, die wegen der in
den Sommermonaten hier herrschenden
erdrückenden Hitze auch noch fast unbe
kleidet an diesen Mauern arbeiten müs
sen, von den Vipern zu Tode gebissen
werden. Von Seiten der Aufstchts
organe sollen nicht die geringsten Ver-hütungs-
oder Vorsichtsmaßregeln er
griffen werden, ja es spreche der An
schein mitunter nicht dagegen, daß solche
Unglückliche nicht ohne einige Absicht bei
der Arbeit an die exponirtesten Posten
gestellt wurden. wenn Zellen für den
starken Vcrbrecher-Nachschub frei wer
den mußten.
Gerechter Schreck.
Wo lassen Sie denn Ihre Anzüge
machen? Der Schnitt gefällt mit recht
gut."
Bei der Firma Bieter, Müller, Leh
mann & Co."
..Aber Mensch, hören Sie auf! Wie
kann man sich wegen eines Anzuges so
viel Gläubiger auf den Hals laden?"
Au,
Gast: ..Der Musikautomat spielt ja
entsetzlich falsch!"
Wirth: Blelleicht gaben sie em
falsches Fünfcentstück eingesteckt!"
lichter u Hauer.
Trauten auf dem Bauernhöfe
Spielte froh die ttiüdeischaar.
Welche aus den Düngerhaufen
Böller Lust gestiegen war.
Trampstcn mit den kleinen Bcinchcn
Fröhlich dort aus sauste, Mist.
Still bescheiden, wie die Jugend
Mit geringen Dingen ist.
Kommt der Bauersmann gelaufen:
Wollt Ihr on dem Mistbeet fort!
Lust'ge Tänze aufzuführen
Ist das wahrlich nicht der Ort!"
Adcr an dem Nachbarzaune
Steht ticssiunend ein Poet.
Der in gänzlich anderem Lichte
Tie Geschichte anseh'n thät.
Ter begreift in keiner Weise
Jenes Bauern bbken Grimm
Und als mild gesinnter Tenkcr
Spricht er d'rum mit sanfter Stimm':
.Laßt die Kleinen doch dort oben
Freuenich in toller Lust!
Auf den Bergen wohnt die Freiheit!
Habt Ihr das noch nickt gewußt?"
LSas lieb die Kraue am meiste:
In einem Mäniierzirkel warf man die
Frage auf:
WaS liebt die Frau am meisten in
ihrem Lebenslauf?"
Ter Eine meint, das Putzen;
Ter And're meint, den Mann;
Ter Tritte meint, das Tanzen;
Ter Viert', die Kaffeekann';
Ter Fünfte meint, das Klatschen;
Ter Sechst', das Raisonniren;
Toch wollte keine Meinung zu einem
Einklang führen.
Ein alter Mann, der lange und stille
zugehört.
Mit einem schlauen Lächeln, sich zu den
Streitern kehrt.
Was Jeder hier gesagt." so sprach er,
meine Herrn.
Das liebt wohl jedes Weib, und ihut'8
von Herzen gern;
Doch was ihm höher gilt, als selbst
daS Raisonniren,
Das ist (der Frauen hatt' ich vier), das
ist das Commandiren.
Und Jeder sprach betroffen;
Gewiß, der hat's getroffen."
Glattes Geschäft,
Aeltere reiche Wittwe: Ihr Antrag,
Herr Baron, ehrt mich "
Baron (schnell einfallend): Nicht
wahr, dann gestatten Sie wohl, daß ich
mit Ihrem Bankier spreche."
Scherzfrage aus Kalau.
Wie erhält man einen Fuchs?"
Man nimmt eine Katze, ärgert diese so
lange, bis sie fuchswild geworden ist.
Dann jagt man das Wild davon und
der Fuchs bleibt.
Das wichtigste.
Beim juristischen Examen. Profcs
sor: Was würden Sie in diesem
Klagefalle also zuerst thun?"
Kandidat: Ich würde mir von der
klägerischen Partei einen bedeutenden
Vorschuß geben lassen."
erausgeschliipft.
Unteroffizier (spricht von der Unbe
stechlichkeit): Rumpel, wenn Sie also
Jemand festgenommen und in's Schil
derhaus gesteckt haben und er bietet
Ihnen 1 Mark an, damit Sie ihn wie
der laufen lassen, was thun Sie
dann?"
Soldat: Herr Unteroffizier, für
eine Mark thue ich eS überhaupt nicht."
Kindermund.
Die kleine Frida (welche ein Pferd
sieht, dessen Nüstern schäumen):
..Mama, sieb nur: das Vkerd dort
macht Schlagsahne!"
Im Dachzimmer.
Mensch. Du hast ja eine wahre
Flora in Deinem Zimmer!"
Das sind dem Hauswirth seine
Topfgewächse. Die hat er hierher ge
stellt, weil's so schön durchregnet!".
Gutes Mittel.
Herr (als in der Sommerfrische un
sichere Zustände eintreten, zum andern):
Wie können Sie es nur wagen, bei
diesen Zuständen im Walde alleim
herumzustreifen?" .
O, mich läßt man unbehelligt, ich
verkleide mich immer als Student."
, verhüllte Bosheit.'
A: Ich höre. Sie waren gestern
auch im Theater. Wie hat Ihnen denn
das neue Stück gefallen?"
B: Wie? Meinem ärgsten Feind
möcht' ich nicht rathen, hinzugehen,
wenn es wieder gegeben wird.
A b e r Sie können sich's immer
hm mal ansehen! ' ,
Meinungen. - "
Äausberr: .Sie sind immer i
paar Tage im Rückstände; wenn man
die Miethe nickt beiablen kann, so snilt.
man keinen solchen Laden nehmen.
meine iq.
Mietder: ..Und wenn man nickt in
paar Tage auf die Miethe warten
kann, o lernte man mit solches Haus
bauen, meine ich."
Ein musikalisches Genie.
O, ich habe schon viele Sängerinnen
begleitet."
Auf dem Piano?"
Nein, nach Hause."