Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 20, 1900, Image 12

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    Dk sch5ns Französin.
Kriminalgkichichik von ?r. F. Müller.
Mr. Bkrton galt in zwei Wkltkhkilen
olz Itv beste Detektiv Londons. WZZ
er nicht ermitikln konnte, war Des i?r.
Mitteln; überhaupt nicht werth. Tie
Verbrecher hakten und fürchteten ihn
wie keinen seiner BerusSqenoffen und
Kalten schon unlahliae VMt sein Leben
mit Gift und Tolch bedroht. Aber
immer war er in wunderbarer Weise
allen Anschlägen entgangen und bracht,
den Machinationen seiner nach taufen
fco, SKlenden auten freunde" unter
den schwersten Verbrechern deS Landes
in saralüse Berachtuna entgegen, die
ikn. soweit seine eigene Person in Be
tracht kam. nicht immer die nöthige
WorMt beobachten ließ.
EineS TaaeS schlenderte er im schmar
un Gesellschaftsanzuge, auf der Fährte
hinter einem, selbst in den vornehmsten
EalonS Londons verkehrenden eaiscyer
die Qrkord ÄtraKe entlang. IS eine
iunae T'ame von außerordentlicher
Sckönbcit und großer Eleganz der Er.
schcinuna ihm entgegenkam und ihm
einen lann. forschenden Blick zuwarf,
Der Beamte trat in Mr. Berton. bei
noch in den besten Jahren stand, für
einen Augenblick in den Hintergrund
und der gewandte Weltmann, der sich
nicht erinnern konnte. dieS Gesicht schon
gesehen zu haben, zog von dem glUyen
den Blick gefesselt, den Hut und wandte
sich, der Dame nachzuschauen, sie aber
war im Gewühl schon verschwunden
Galanterie war die einzige Schwäche
des Voli,eimanneS. die er leider nur
selten auszuüben Gelegenheit hatte, und
jetzt beschäftigte ihn die Erscheinung der
Dame mebr. als er selber wollte. Es
aelana ibm nicht, ihr Bild loSzuwer,
den. und ohne daß er selbst, wußte wie.
, befand er sich am folgenden Tag wieder
zur gleichen Stunde m der xtord
Straße. WaS er leise gehofft, traf zu.
nach kaum bn Minuten trat ihm die
Dame entgegen. Rasch faßte er sich ein
feen und blieb vor ihr stehen. Eine
zartmelodisch klingende Stimme mit
etwas französischem Accent flüsterte ihm
zu: Reden Sie nicht, wir sind veovach
tct."
Nur ein Wort, sagen Sie, wenn ich
das Glück habe, sie zu sehen und
Die Fremde unterbrach ihn lächelnd:
,.Ei, e:, Sie sind neugierig, Herr Ber
ton. und dabei ließ sie eine Karte in
seine Hand gleiten, kommen Sie heute
Abend in die Oder, ich gehe hin, die
Melba zu hören."
Sie blinzelte ihm zu und ging wei-
tcr; er betrachtete Tie Karte und las
Camille de Vermont."
Sollte das ein französisches Abw
teuer in London werden?" sprach er zu
fi.ch selber, wie es seine Gewohnheit
war. Nun sehen wir. was aus der
Geschichte wird. Das ist wirklich ein
Prachtexemplar einer Französin. Wie
sie lächelte! Aber daß sie schon wußte,
wer er war. Ist am Ende nicht zu der
wundern, denn mich kennt die halbe
Stadt. Jedenfalls wollen wir aber
sehen, ob man in Scotland Jard viel
leicht mehr von Camille de Vermont
weiß."
sofort machte er sich auf zum Cen
tralbureau und durchforschte die Re
aister auf Genaueste, aber vergeblich.
Sein Chef ließ sich die Begegnung er-
zählen und nickte nachdenklich bei den
Worten:
Ich weiß nicht, was ich sagen soll,
aber nehmen Sie sich m Acht: eS wäre
mir leid um Sie, wenn "
Berton wies die Besorgnisse des Vor
gesetzten lächelnd zurück und ging der
gnügt ein Liedchen pfeifend seiner Wege,
mit Ungeduld den Beginn der Oper er
wartend.
Schon längere Zeit vor dem Anfang
begab er sich auf seinen Platz, und bald
hatte er in einer Loge die Französin
entdeckt. Sie saß allein; er eilte zu ihr
und war bald in der animirteften Un
terhaltung. Nach und nach erfuhr er.
daß sie noch jung, aber doch schon
Wittwe sei. reich selbstverständlich, ohne
Verwandte, daß sie schon wiederholt in
London gewesen und auch ihn, Mr.
Berton, öfter gesehen habe. Das letz-
lere erzählte sie mit einem Erröthen,
das ihm wohlthat und ihm den Muth
gab, der schönen Dame glühend die
Hand zu küssen. Sie duldete es lächelnd
und lud ihn nach der Oper ein, sie in
ihre Wohnung zu begleiten und das
Abendessen mit ihr gemeinschaftlich ein
zunehmen. Vor dem Theater hielt der
elegante Wagen der Dame, der Beide
nach ziemlich langer Fahrt an'S Ziel
brachte. Der Diener riß mit tiefer
Verbeugung den Schlag auf und gelei
tcte sie nach einem kleinen, reich ausge
statteten Salon, wo schleunigst die Lich.
tcr mehrerer silberner Kronleuchter .an
gezündet wurden.
Frau de Vermont befahl, daß fervirt
werde, und nöthigte ihren Gast in einen
Fauteuil, der so stand, daß Berton den
Rücken der Thür zukehren mußte. wäh
rend sie selber in einem Sessel Platz
nahm, von dem aus sie das ganze Zim
mer übersehen konnte. Etwa eine Mi
nute war verstrichen, als der Detektiv
sich plötzlich rücklings gepackt und nie.
dergeworfen sah. Im nächsten Mo
ment war er schon an Händen und
Füßen gefesselt. .
Das Zimmer hatte sich inzwischen
mit mehr als zwanzig Männern gefüllt,
die ihn höhnisch lächelnd betrachteten.
Am höhnischsten die angebliche Fran
zösin.
Ei, mein lieber Herr Berton," sagte
sie," ich bedaure sehr, daß Sie jetzt der.
hindert sind, ius Esse:: r.ii t- eir.zu
nehmen. Sie werden indessen begreifen,
daß Sie. der Sie so,st so klug und
pfiffig waren, doch aus etrcü einfache
Weise sich fangen ließen TaS Weitere
wird Ihnen dieser Herr Üeit."
Ein großer sier'chrZter Mann
trat vor den Gebundenen und fragte
mit schlecht verhehltem Hae: Nun.
Herr Detektive, kluger Herr Berton.
bin ich Ihnen noch in der Erinite
rung?' Berton hatte seine ganze Kaltblütig
keit zurückgewonnen. Ruhig entgeg
nete er:
Gewiß, mein lieber Tixon. ich kenne
Euch schon noch. Ihr seid einer der ge
fährlichften Internationalisten, ich habe
Euch oft genug gesehen, wo Ihr rtich
hättet fein sollen."
ka. ba." lachte der Verbrecher, da
geht eS Euch heute mit Euch selbst so,
zur besonderen Freude dieser meiner
Freunde, die jeder einzeln Euch den
Tod geschworen haben. Das Blatt hat
sich nun einmal gewendet und wenn
moraen Abend die Versammlung statt
findet., werdet Ihr Euer gerechtes
Urtheil hören. Ihr hättet auch auf den
Rath Eurer würdigen Kollegen hören
sollen, die Euch immer zur Vorsicht
mahnten."
Wer hat mich hierher gelockt?
fraate Berton fast gleichailtig.
Sie wissen ja. ich war so frei, mein
werther Herr Spion," versetzte die
Dame des Hauses, und ich will Ihnen
auch sagen warum. Vor sechs Jahren
wurde meine Mutter nach der Südsee
geschasst, wegen verschiedener Dinge, die
in den Augen der Polizei ergeyen ge
gen die sogenannte Geftlllchast sein soi
len. aber nichts waren, als ein Aus
aleick der unzerecht vertheilten Güter
Sie waren der Veranlasse? des Unglücks
meiner Mutter, weil Sie dieselbe m
einer vornehmen Gesellschaft verhafte
ten. Entsinnen Sie sich deS Namens
Fanny Ashton? Ich bin nicht Camille
de Vermont, sondern Cecllie Ashton.
und als meine, Mutter eingeschifft
wurde, schwur ch Ihnen den Tod; letzt.
nach sechs Jahren, werde ich Zeugin
der Vollstreckung eines Urtheils fein
und werde nie einen glücklicheren Tag
erlebt haben, lind nun vorwärts.
Freunde, schafft den Spion fort, daß
unser Essen nicht verdorben wird."
Berton schwieg: die Banditen hoben
ihn auf und trugen ihn in ein dunkles
Gewölbe unter dem Keller de? weit,
läufigen Hauses.
Hier könnt Ihr nun bis morgen
über Eure Erfolge nachdenken, mein
werther Freund und Gönner." rief ihm
der Führer Diron zu; ich will Euch
auch sagen, wo Ihr seid, denn heraus
kommt Ihr doch nicht wieder, als bis
Ihr in die Themse geworfen werdet,
eht, hier seid Ihr in der nächsten
Nähe des Justizpalastes, auf der RÜ5
seite. kaum 200 Schritte beträgt die
Entfernung: Ihr könnt morgen beinahe
Eure Kameraden um Euch schluchzen
hören., daß sie solch einen tüchtigen
Mann verlieren sollen; aber es ist tm
mal nicht anders, es ist uns auch öfters
so gegangen. Eigentlich seid Ihr hier
auf amtlichem Grund und Boden, denn
das Hau? betvohnte früher Seme Herr.
lchkelt. der oberste Polizeichef selbst,
und nun schlaft wohl."
Klirrend flog die Tdür ins Schloß
und der Gefangene lag in tiefster Duw
kelheit auf feuchten Fliesen. Lage
grübelte er nach über feme Lange; er
konnte nicht annehmen, daß bei der
schnellen Fahrt vom Theater hierher
ein Agent der Polizei hätte folgen kön
nen und jetzt Rettung im letzten Augen
blicke brächte, und nach und nach faßte
eine dumpfe Ergebung den tonn o
muthlgen Beamten, der sich dem sicheren
Tode von der Hand wutherfüllter Ver
brecher preisgegeben sah. Mehr als
zwei Stunden lag er schor, am Boden;
da war ihm plötzlich, als wenn die
Steine sich in seiner Nähe bewegten; er
lauschte, deutlich hörte er seinen Namen
rufen. Wer ist da?" flüsterte er ge.
dämpft, mit Spannung den Besuch er
wartend, der aus der Erde zu steigen
schien. Wo konnte der elde herkom
men? Wohl wußte er, daß sehr viele
Häuser Londons Eingänge zu den
unterirdischen Kloaken hatten und daß
man durch dieselben eindringen und
verschwinden konnte; der Polizei waren
diese Zugänge bekannt, der Verbrechern
aber auch. Wer konnte nun dieser An
kömmling sein? Letzterer riß ihn sofort
aus dem Nachsinnen, indem er in das
Gewölbe trat, seine Blendlaterne her
vorzog und die Parole der geheimen
Polizei flüsterte. Bertim erkannte den
Kollegen sofort und rief verwundert:
Aber wie seid Jyr denn hierher ge.
ommen? Wie wußtet Ihr?"
Nun." versetzte der Andere, während
er schnell die Stricke deS Gefangenen
durchschnitt und demselben aufhalf.
das Hereinkommen war nicht so
schmierig; seht nur, hier führt die
Treppe unter der verschiebbaren Stein
platte hinab; das kennt Ihr ja so ge
nau, wie ich luvn, aqer yori: Euer
Glück war es. daß der Cyef von Eurem
Abenteuer wußte und feit Eurem Weg
gehen in Sorge blieb; mich schickte er
hinter Euch drein, und als Ihr mit
dem Wagen hierher fuhrst, saß ich hin
tenauf in der Kleidung eines Feuer
zeughändlerS. In der Nähe sprang
ich ab. als der Wagen langsamer suyr.
und versteckte mich. Dann stellte ich
einen Kameraden her und eilte zum
Chef, der sich entsann, daß er dieS
HauS vor acht Jahren selbst bewohnt
und deshalb gemiethet hatte, weil er
vermittelst des Gange? leicht Zugang
zua Justizpalaft hatte. Als Ihr nun
nicht wieder herauskämet, unternahm
ich. Böses ahnend. Sie Rekognoszirung.
Senn hier hindurch hätten die Schurken
ohne Zweifel Euren Körper in die
Themse geschafft, und deshalb ist auch
er ganze Gang bewacht."
Berton sann nach, dann lyeuke er
seinem Kollegen einen Plan mit. den
sieser mit Verwunderung anhörte.
Nun bindet mich wieder, wie ich
gewesen, daS heist, nur anscheinend.
sagte er. und laßt mir Euer Feuerzeug
und die Laterne hier und dann führt
daS Uebrige aus."
Der Retter verschwand, wie er ge
kommen, die Platte schloß sich wieder
und Berton legte sich ruhig zum Schla
fen auf dieselbe nieder.
Der folgende Abend kam endlich
heran; es war gegen 11 Uhr. als die
Thüre deS Gewölbes sich öffnete und
Dixon eintrat; augenblicklich erlosch
sein mitgebrachtes Licht wieder, doch
rief er lachend: Na, kommt nur.
greunde, ich yaoe Feuerzeug oci mir;
helfen könnt Ihr nicht, macht nur die
Thür fest zu und tretet mir unseren
Freund Berton nicht zu Tode. Nun,
wo seid Ihr. Berton, habt doch Euren
zarten Geist noch nicht aufgegeben?
Wartet, ich will Euch leuchten." -Er
bemühte 'sich. daS Licht wieder an
zuzünden, aber ein heftiger Knüppel
hieb auf den Arm verhinderte es und
ließ ihn laut aufheulen. Im näm
lichen Augenblick ertönte ein Pfiff und
viele Laternen erhellten daS Gewölbe,
Die Bande sah sich einer vierfach über
legenen Anzahl von Soldaten und
Polizisten gegenüber, die mit ange
schlagenen Gewehren dastanden, in
ihrer Mitte Berton mit flammendem
Blick, gekreuzten Armen und einem
höhnischen Lächeln auf den Lippen.
Nun, lieber Freund Dixon, Ma
dame de Vermont. Ihr lieben alten
Bekannten, was meint Ihr? Soll ich
Euch zusammenschießen lassen, oder
wollt Ihr ohne Widerstand mit mir
in die Hölle spazieren, wohin ich spe
dirt werden sollte?"
Die Banditen starrten ihn mit weit
hervortretenden Augen und gesträubten
Haaren wie ein Gespenst an.
Ihr müßt mit der Hölle im Bunde
stehen," murmelte der Anführer Dixon.
erdfahle Blässe auf feinem geldlichen
Geficht.
Nun, dann kommt und folgt mei
nen teutti chen Genonen nach oben.
Ein Abendessen will ich Euch schon ver
schaffen, wenn auch nicht so gut wie
mein gestriges bei Euch. Madame
de Vermont-Ashton. ich bedaure un
endlich, heute wieder nicht mit Ihnen
speisen zu können." sagte er mit lächew
dem Höhne, und dann setzte sich die
Gesellschaft in Marsch, um von einer
zweiten Abtheilung Wachen in die
schon bereitstellenden Wagen geschafft
und zum Gefängniß transportirt zu
werden.
Die ganze Bande wurde zu lebens
länglicher Verbannung verurtheilt;
Berton aber lft seither auch dem schön
ften Frauenlächeln gegenüber kalt ge
blieben.
Kaiser Franz und der Ungar,
Eine Eeschichie aus dem allen Wien.
Es war vor 70 Jahren in der Woche
nach Ostern, als ein ungarischer Edel
mann nach Wien kam. In der luftigen
Kaiserstadt regierte damals Kaiser
Franz. Der alte Herr bemühte sich vor
allem, möglichst populär zu fein. Er
ttug einen alten Hut, sprach den ge
meinften Wiener Volksdialekt und
chlug nie Jemand direkt oder barsch
etwa ab, sondern stets vertröstend.
damits der Katz nit so weh thut, als
wann man ihr auf einmal den Schwanz
abhackt; darum lieber immer nur a
dissel, bis er ganz weg ist." Gar
mcht wehleidig war der Kaiser dem
Volkssarkasmus gegenüber, und sagte
stets, absichtlich gutmüthig lächelnd:
Schimpfts! Wanns nur zahlt!"
In den zwanziger Jahren war be
sonders des ungarischen Adels Absteige
quartier in Wien der Gasthof Zum
weißen Wolf" im Wolfsgassel, vom
alten Fleischmarkt hinein, und der da
malige Wirth war ein besonderer
Biedermann, nämlich zutraulich, grob
gegen alle seine Gäste, wenn er auch
auf einen Fürsten stieß. Und vor allem.
der Mann war ein eingeborener Wiener
Bürger, also vorneweg ein verflixter
Kerl", der besonders auf die talketen
Ungarn" mit der Ueberleqenheit groß
städtischer Bildung und Geriebenheit
herabsah, und sich jedenfalls berufen
fühlte, solch unberufenem Landvolk"
mit gutem Rath warnend beizuftehen.
EmeS AdendS fa nun der eben an
gekommene alte ungarische Edelmann
im Speisesaal und harrte deS Services,
als der Wirth eintrat. Er ging gerade
auf den Gast zu und ohne die Linke
aus der Hosentasche zu ziehen, sagte er
vertraulich herablassend:
,No; sans auch wieder mal bei uns
Wean? Freut mi! Hoabens gute
Reis ghoabt? Jhna ghören ja die vier
leanen Rappen und das hübsche Kotzen
woagerl?"
Joa, die ghören mein!" erwiderte
der Alte weiter essend.
Woan ich bitten darf: Mit wem hob
denn die Ehr?"
Bin ich Rimasri Edler von Tar
nocz und Jezgfalu!"
Gschoamfter Duner, Euer Gnaden!
No, und woan i noch fragen darf:
WaS wollen Er Gnaden denn bei uns
in Wean?"
.Ei, hab ich solch vertrakten schweren
Prozeß, geht der schon Joahre lang.
toann nit zum End kommen. Toa will
ich denn mit unserm guten König
sprechen, ihm den Fall klar ausein
anderfeien. und da er ist so überaus
gerecht, wird er mir kurz helfen!"
Wer? Unser Kaiser Franzl? No. i
bitt Sie. gehn? mer! Da hätten? Ihnen
a die Reis ersparen können. wannS
sonst mehr koa Hoffnung hoabe."
Nein, hab ich kei andre; aber
gloaub ich nicht, daß unser gerechter
König"
ansän! Oanhören wird er tit
freili, sogar sehr geduldig und gnädi,
und wird Sie um alles ausfragen,
und dann wird er zletzt fein altes
Jaa, Joa. werdn mer schon machn"
sagen aoer da wird erst recht nix
gschehn!"
DaS merkte sich der alte Edelmann,
obgleich er dem Wirthe gegenüber that,
als glaubte er daS nicht von seinem so
gerechten König", und als er dann
andern Tag wirklich im bekannten
Kontrolburggang" in der Burg vor
dem Kaiser Franz stand, erzählte er die
scm ruhig und klar, theils latein. theils
deutsch, seinen Fall. Der Kaiser hörte
sehr herablassend gnädig und unter
allerbei: Hm, hm!" geduldig zu und
schloß richtig die Audienz mit der Ver
tröstung: Joa, joa, werdn wir schon
machn!"
Kaum war dies gesprochen, und schon
that der Kaiser die Handbewegung
gnädiger Entladung, alS der alte Un
gar mit ruhiger, doch starker Stimme
sagte:
Nein, allergnädigster Herr König,
ls mir das nit genug; denn woann
Euer Majestät sagen: Werdn mer
schon machn," da geschieht nie was
hat der Wirthe im Weißen Wolf
giagt!"
Wer hat das gefoagt?" fuhr der
Kaiser verblüfft, zugleich aber auch sehr
ärgerlich auf.
Der Wirth im Weigen Wolf hier.
wo wir Ungarn stets absteigen!"
Schauts den schlechten Sml an und
sein erzdös Maul!" monogolistrte ge
missermaßen der irritirte Monarch.
So spricht der von feinm Kaiser?
No, woart Du Hallunk! Wissens was,
Aobüissime Domine, gchns letzt glei
zrück in Ihr Gasthaus und sagens den
Schloankl von Wirth, jetzt wird aber
just soglei was in Ihrem Prozesse
g'schehen. weil der Mensch so frech ist.
zu soagen, es geschieht nie, woann i was
soag! Und soagns ihm nur, den Gro
bian, daß i das gsoagt hob. i, sein
Kaiser! verstehns mi?"
Und richtig war andern Tags schon
der Prozeß entschieden, und der alte
Ungar zahlte ein paar Flaschen Tokayer.
die er mit seinem Freunde, dem auf
richtigen Wirth vom Weißen Wolf
leerte, der lachend .seinen Kaiser
Franzl" leben ließ.
Die Memoiren eine Verz
steigere
Aus den Erinnerungen eines der
kühnsten Bergsteiger, des Führers Zuv
briggen, veröffentlicht die Revue
Suiffe" einige interessante Auszüge
Es waren zwei Jahre seit der berühm
ten Besteigung des Himalaya verflos
sen, die Zurdriggen mit Sir Martin
Conway unternahm, als die Aufforde
rung an Zuroriggen herantrat, eine
Besteigung der Alpen von Neuseeland
zu versuchen. Das Proiekt ging wie
oerum von einem englischen Alpinisten
aus. dem bekannten Fitz-Gerald, der
die kühnsten Bergparthieen unternahm.
Die Alpen von Neuseeland waren
weniger durch ihre Höhe gefährlich:
aber in ihrer zerklüfteten FelSblldung
schienen sie fast unbefteigbar. Sie
waren daher in der Alpiniftenwelt bis-
her so gut wie unbekannt. Zurdriggen
folgte der Aufforderung Fitz-Gerald's,
nachdem er sich überzeugt hatte, daß
dieser Herr wirklich ein Kletterer ersten
Ranges" war. Am 30. Dezember
1894 verlieb er die Hauptstadt Neusee.
lands. Chriftchurch, in Begleitung von
Fitz-Gerald und einiger anderer Tou
riften, um die Besteigung des Sefton
Berges zu versuchen. Fitz-Gerald hatte
vorher in den Zeitungen von Neusee.
land eine Notiz veröffentlicht, daß er
mit einem Schweizer Führer einträfe,
um Besteigungen zu versuchen, die vor
her mißlungen waren. In Christ,
church gab es einen Alpiniften-Club,
der nach dem Muster der europäischen
Clubs Schutzhütten auf den Bergen
erbaut hatte; aber die wichtigsten
Höhen der Insel hatte der Club noch
nicht überwinden können. Daher
schlössen sich einige Alpinisten vom
Club der Expedition Zurbriggen's an.
Man stieg zunächst bis zu dem Punkte
deS Sefton, wo bereits eine, allerdings
wenig komfortadle Schutzhütte existirte.
Von hier aus suchte der Führer zuerst
allein den Berg zu erforschen. Die
Höhe des Sefton ist die des Dent du
Midi, aber der Aufstieg fast unmög
lich. Dreimal wurde er versucht, die
beiden ersten Male scheiterte er durch
das schlechte Wetter; überdies geschah
gleich das erste Mal ein Unglück. Zwei
der Neuseeländer Alpinisten fielen in
eine Gletscherspalte, und man hatte
nicht wenig Mühe, sie herauszuziehen.
Beim dritten Versuch war Zurbrig
gen allein mit ffitz-lserald, denn die
Mitglieder deS Neuseeländer Alpen
klubs hatten sich bescheiden zurück,
gezogen. Um Mitternacht bei klarem
Mondschein begann der Aufstieg von
der Hktte aus. Zwei Gletscher wurden
ohne Unfall trotz der zahlreichen Elet
scherspalten pasnrt. So ging es müh
tam weiter bis zum Col Takett. Hier
spannten die beiden kühnen Bergsteiger
das eil. das ungefähr 22 Ellen lang
war. ganz aus und banden sich fest zu
sammen. ES ging an einem seh
schmalen und gefährlichen Felsenkamm
entlang, dessen Steine unter den Füßen
der Bergsteiger zerbröckelten. Ich
ging zuerst." erzählt Zurdriggen
meine Füße hatten keinen sicheren
Stand, und ich konnte das Seil nicht
mehr verlängern. Ich bat Fitz-Gerald
schnell einen Schritt vorwärts in thun
damit ich eine sichere Stelle finden
könnte, um mich zu halten. Er war
bald zu demPinkt geklettert, den ich
ihm bezeichnete. Da befand sich aber
ein großer Block, der nicht fest schien
und ich bat ihn. sich in Acht zu neh
men. Als er ihn berührte, fiel der
Block und riß ihn auf eine Strecke von
8 Fuß mit sich. Da ich mich an da
Seil angeklammert hatte, wurde durch
die Spannung das Seil mir fast aus
der Hand flennen, und es war mir bei
nahe unmöglich, mich zu halten. Da
ich am äußersten Ende des Seiles war
konnte ich nicht sehen, wo sich Fitz
Gerald befand, und ich rief ihm zu
Haben Sie sich Schaden gethan?
. Er antwortete Nein" und fragte
ob ich fest stände. Ich bat ihn, sich so
bald wie möglich umzudrehen, damit
ich daS S7il ein wenig schlaffer machen
könnte. Er that es und kletterte mit
großer Mühe zu mir. Das Seil hatte
mir die ganze Handfläche zerschunden
und ich hatte große Schmerzen. Noch
zehn Schritte, und wir waren außer
Gefahr; aber wie groß war meine
Ueberraschung, als ich bemerkte, daß
der Strick zum Theil von den Steinen
durchschnitten war! 'Es hätte nur wenig
gefehlt, und mein Gefährte wäre un
fehlbar in einen Abgrund von !00l)
Fuß in die Tiefe gestürzt, und ich wäre
allein übrig geblieben
Nach einer kleinen Ruhepause setzten
wir unseren Marsch zum Gipfel fort,
Dort tranken wir eine Flasche Wem
die merkwürdigerweise den Sturz Fitz
Gerald? überlebt hatte . ..." Der Rü5
weg ging ohne Unfall vorüber. Wäh
rend einer anderen Bergve Neigung in
Neuseeland mußten die Beiden eine
ganze Nacht auf einem Vorsprung von
50 Centimeter (20 Zoll) Breite, zu
bringen bei einer Kalte von 5 Grad
unter Null: keine Minute konnten sie
ein Auge schließen, und dabei hatten sie
gar nichts zu essen. Ab und zu fielen
teinlawlnen über ihre Köpfe hinweg
Tie geringste falsche Bewegung hätte
sie in den Abgrund gestürzt. Und zu
alledem froren ihre Kleider ein, die von
dem schmelzenden Schnee am Tage
durchnäßt waren.
Da Lktzte.
In einer großen Stadt gab eS zwei
berühmte Aerzte, Dr. Hollborn und
Dr. Gilbert, die sich Beide wohl dem
Namen nach kannten, einander aber
nie von Person zu Person gesehen hat
ten. Wohl hegten alle Beide den
Wunsch, einander kennen zu lernen.
aber bei der großen Ausdehnung ihrer
Praxis verschoben Beide immer den so
oft beschlossenen Besuch. Einst kam zu
Hollborn ein ältlicher Herr, der über
ein Leiden klagte, das alle Aerzte bis.
her für unheilbar erklärt hätten. Man
habe ihm aber gerathen, zu ihm, dem
berühniten Hollborn, zu gehen, da nür
vielleicht er noch im Stande fei. ihn
zu heilen. Nach eingehender Unter
suchung meinte Hollborn: Ich würde
Ihnen zunächst eine geregelte Lebens
wem mit entsprechender Diät ver
ordnen."
Ich lebe schon seit Jahren streng
nach ärztlicher Vorschrift.
Dann würde ich Sie nach San
Remo schicken."
Ich bin schon dort gewesen."
Dann bleibt nur noch eins: gehen
Sie zu meinem berühmten Kollegen
Gilbert."
Der bin ich selbst.
Ueberzeugend.
Vor der Schlacht bei Friedland ritt
Kaiser Napoleon der Erste, gefolgt von
semem Generalftab, aus, um die Ge
gend kennen zu lernen. Als Führer
diente ihm ein junger polnischer Edel
mann aus einer der ersten Familien in
Posen. Graf Chlapowskl. Napoleon
gelangte, wie er glaubte, an den Rand
einer schönen Wiese und wollte darüber
hinwegrelten, aber sein Führer machte
ihn darauf aufmerksam, daß er einen
unergründlichen Morast und keine
Wiese vor sich habe. Der Kaiser
jedoch, hartnäckig und ungeduldig wie
er war, glaubte ihm nicht, und schon
hatte er sein Pferd gewendet, um in die
vermeintliche Wiese zu reiten, da
sprengte der Pole mit mächtigem Satze
in dieselbe hinein. Nach kaum drei
Pferdesprüngen versanken Roß und
Reiter im Morast und nur mit größter
Mühe und Anstrengung konnte man
den Polen retten, das Pferd versank.
Der Kaiser war nun überzeugt und ritt
einen anderen Weg.
U?oi!lthZtig?e:tsCsncnt.
A: Das war ein Wohlthätigkeits.
Concert im wahren Sinne deS Wortes."
B: Wieso?" ,
A: ES hat mir wohlgethan, ich
hab' mich ordentlich auSgeschlafen!"
indlich.
Hänschen (vor der Schillerbüfte):
Nicht wahr. Papa, Schiller war nicht
immer aus EipS?"
!NnsIcg.
Soldat (in der Küche für sich):
Spargel! Gerade heute, wo ich sie
verlassen wollte!"
Lin Woit jur Seit.
Studiosus singt brüllend: .Lied'
Baterland magst rubig sein "
Nachtwächter: Sie aber ooch. mein
Lieder !"
Blinklicht Zitnchtrunz.
Braut: Nicht wahr. Geliebter,
unser Verlübniß soll der kalten Poesie
losen Welt noch ein Geheimniß blei
den!"
Aus dn i?!zilcsoxl?ie ein vagbunn.
Reichthum allein macht nicht glück
lich. Besser ist es. Schnaps aus einem
Blechgeschirr zu trinken, als Wasser aus
einem goldenen Pokale."
Stltsam und doch wabt.
Kind: Papa, was versteht
man
unter Mittelftand?"
Papa: Mittelstand ist der Stand,
der leider meist keine Mittel bat!"
In der Schul.
Lehrer: Wer weiß, wer Beethoven
und Wagner find?"
Schüler: TaS sind zwei Gypsftgu.
ren, welche auf unserem Klavier
stehen."
Au; der Znstruktionssmnde.
Korporal: Wenn ein Infanterist
im Finstern seinen Vorgesetzten' Über
den Haufen rennt. waS thut da der
Infanterist?" '
Soldat: AWatsch'nkrieg'n ihitterV'
Sicherlich.
Lehrer: Was glaubt Ihr, Kinder.
waS geschehen wäre, wenn Cäsar nicht
durch BrutuS und seine Genossen er
mordet worden wäre? Nun, Max, Du
weißt eS."
Max: Er wäre spater doch noch au
storben."
. ?flsig.
.Wie machst Du es denn eiaentlick.
daß Du von Deinen Angestellten nie
bestohlen wirst?"
..Sehr einfach. Ich seke in die An-
nonce immer mit hinein: Ehrlichkeit
nicht nöthig." Da denken die Spitz
buben halt, da ist nichts ,u stehlen, und
melden sich garnicht!"
5in süßes lvort.
Zwei Liebende lustwandelien mit-
einander. Als der Fluß der Rede des
Liebhabers erschöpft war, sagte er zu
einem Mädchen: Ach. sage auch Du
mir ein einziges süßes Wörtchen?"
Diese richtete den Blick gen Himmel
und lispelte: Syrup!"
in Vorschlag zur Güte.
Gefänanin-Direktor (m einem Svi.
buben, der seine Strafe verbüßt hat):
Na. Krause, werden Sie iekt das
Stehlen lassen?"
Svikbube: ..Ick wee noch nickt.
Herr Direktor, aber Sie können mich
ja probehalber mal eene Nacht an brer
Kasse alleine lassen!"
Feines tzonorar.
Bewerber (junger Arzt): Fünfzia
Tausend Tollars wollen Sie ihrer
Tochter mitgeben? Das ist nicht sehr
viel!"
Vater der Braut (entrüstet): ..Er-
lauben Sie, fünf Mal haben Sie meine
Tochter konsultirt. ehe Sie sich mit ihr
verlobten. DaS macht also für lede
Konsultation zehntausend Dollars!"
Rensmmage.
Kollekteur: Wollen der Herr Leut-
nant mir nicht ein Loos abkaufen?" ,
eutnant: Nee. danke. hab' zu.
viel Glück in der Liebe." -
Doppelsinnig.
Sänger Brüllmeier: Haben
Sie
mich das letzte Mal singen hören, Herr
Doktor: Leider nei; aber ich
wollte, ich hätte es!"
in wink. .
Er: Sind Sie schon 'mal in einem
Automobil gefahren?"
Sie: Nein, aber ich glaube, ick
hätte große Furcht und würde an,
nahe an Sie 'ranrücken."
in weiberkenner.
A: Wie. die alte Landstreicherin
gestand so bald den Diebftahl ein?"
B: Ja, sie fühlte sich geschmeichelt.
als ich von jugendlichem Leichtfinn
prach!"
Auch ein Trost.
Richter: Schämen Sie sich nickt Jbrer
fleckenvollen Vergangenheit!"
Angeklagter: Herr Präsident, mein
Trost ist. daß meine Zukunft noch aam
fleckenlos ist!"
mdlick.
Mutter: Aber. Lieschen, was säüt
Dir denn ein. durch's Schlüsselloch darf
doch ein Kind nicht schauen!"
Lieschen: W,e alt muß man denn
ein, Mama, bis man das darf?"
Abgeblitzt.
Keck: . Min Kräl,in wz
" w tvuiucil
Sie thun, wenn ich Ihnen mein Herz
zu üßen legte?"
Dame: Ich würde Ihnen rathen.
Ihr Herz in den Korb zu thun, den ich
A.m t
0ilcu ycucu ivulve.