Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 09, 1900, Image 9

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    Das Gcheimnitz des Brunnens.
Eine Erzählung ant dkin Itaiwsaa!
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X kleine Vaul Reuter nur hahti
seines VaterS Heerde wkikgehörntcr
(Ju ra flllt bis ?,iK, in ti firn im
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ei t...i. .:.
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stch. warum in aller Wett er sie nicht
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beten Zeiten, hinunter in die reicheren
mm nrtiniia mntiAnn irt tni ,,, n.
uno galligeren Gras sie? FlusseS
Paul konnte mckt. er batte eine dov
pelte Pflicht zu erfüllen. TaS Bieh
fnflt Hilf fci ftti npfsifirt Vtifrtt
I J VIV VV VV Mtf VV t,
oder es verlor an Werth; aber auch bii
wüöti muhte Paul chars im Auae
behalten, ob er dort nöthig sein würde
o waren die ernannten Cmlen ohne
r,nabe dazu verurtheilt, sich mit dem
kürzeren Grase m der Nähe der Farm
zu begnügen. Gerade als Paul eine
widerspenstige Kuh zurücktrieb und
aleichlkltla sein wachsame? Auae über
oas einsame, verlassene eyvsl lernet
fen lieh, drang plötzlich auS dem Jnne
ren der Farm ein angstvoller, verzwei
felter Schrei.
Kunje, Du Elender! Diebe, Rau
der! Zu fSilM Nmil AauÜu
l Der Knabe überließ die Öchsen ihrem
Schicksale und stürzte nach dem Hause
Wober daS änaftlicke Keickrei aekom
nien, mit den bloßen, braunen Beinen
über Sterne und Geröll wringend
durch Sümpfe und Tornen, mit der
Unbekürnrnertbeit eines Menschen, der
Jelt seines Lebens in Verachtung j.eö
weder Fußbekleidung barfuß gelaufen
war. Er sprang in daS Hauptzirnrner
Dort faß in einem altmodischen Arm
stuhle ein hochgewachsener, weißbrti
ger alter Mann mit zitternden Glie
dern. ieder MuSkel seines weißen Ge
fichtS bebend vor Wuth und Zorn. Er
war offenbar sehr krank.
.WaS aibt tiV schrie Paul, aus
ihn zustürzend. WaS ist los, Groß
Vater?
.Der undankbare Schuft von Kunje!
$r fmlliinf'" lind Ohm 5endrick
spuckte aus, unfähig, seinen übergroßen
Jörn tn Worte zu neiden.
WaS ist geschehend Was hat Kunze
gethan? Wo ist er?"
.Schieb ton nieder! Soeben kam er
herein mit gewaltthätiger, drohender
Geberde: er wolle Zurück nach se wem
Kraal, er habe keine Luft, sich mit den
Engländern herumzuschlagen, us der
Stelle schieß ihn nieder; ich lehrte Dich
schicken'
.Kunje niederschießen? Den letzten
Diener, der bei uns geblieben?
Er hat.meine Uhr mitgenommen, sie
stammt noch von meinem seligen Groß
Vater, und DeineS OnkelS Gewehr und
Deines BaterS besten Rock. Schnell,
schnell, vor einer Minute ging er über
den Hof! Nach der Richtung kann er
sich nirgends verstecken, alles ist offene
freie Gegend, und er kann Dir nicht
entgehen! Schieße, schieße!"
Der Knabe riß eine Flinte von der
Wand und lies hinaus. Da, kaum
hundert Schritte entfernt, sah er den
abtrünnigen Kafferndiener, einen
großen, schwarzen Swafi. Seines
Herrn Kirchenrock auf dem Rücken, sei
nes Herrn Gewehr über der Schulter,
schlenderte er dreist und unbekümmert
dahin, in dem sicheren Bewußtsein, daß
hinter ihm nur ein alter vom Schlage
gelähmter Burenfarmer war. und nur
ein junger Knabe, ein Kind an Iah
Bei seinem Anblick war Paul so er
grirnrnt. daß er daS Gewehr, bereits ge.
laden, ohne Besinnen auf die Mauer
des HofeS legte, zielte und wie alle
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BUiril Clll UUp. " 1
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paoett wuroe, ms uci iiuiv iui.
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wunderten, aber einen Menschen zu
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tödten. obgleich einen räuberischen Kas
f.r wslr ho etwas aanz anderes
Stürmisch hob und senkte sich die junge
Brust, helle Schweißtropfen standen auf
der kindlich offenen Stirn, dann schntt
der Knabe entschlossen aus. erhob die
Stimme und rief: .
Kunje. Kunje, wacht ein beche,
dreh um, oder mein Vater, der ,eden
Augenblick zurück sein kann, wird die
Knute auS Deinem Rücken tanzen
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...F k tn& (Rfttlflir.
unie ouuK guiuu, u,
ivrana wie eine Gemse in die Lust und
l ? m.. v . ...z. XS 0rnia
War IM RU vc oiinuti.
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..X f,,. Kckliff, entronnen
UliU uiv w 1 1 - , . tl
Haft Du geschoffen? schm dn alte
Mann. HaftDuihngetSdtet?
Nein, Großvater,' sagte der Knabe.
daS Gewehr an die Wand hängend,
ick fürchte mich, einen Menschen zu
tödten! ... .
Bei dieser Antwort geschah eine
schreckliche Veränderung mit dem alten
Krieger. Je weniger die gelähmten
Gliedmaßen gehorchen wollten, desto
ausdrucksvoller und beredter erschienen
die zornfunkelnden Augen, die lallende
unge, die Zuckungen deS ganzen Mr
&. Der Bur. der in Schlachten f
manchen Menschen erschlagen Schwarze
wie Weiße zu Boden gestreckt, erstickte
stift v?Wutb. und ohne Mitleid und
Verständniß für die Unschuld des Kin
des brach S sih endlich los von seinen
bebenden Lippen. .,:,
Feigling Du. in amer Felglmg,!
schrÄhm Hendrick. .MchteteftDich
Wann hätte ein Bur e Furcht gehabt?
Du bift mir ein schöner Bursche! Du
illft Dich eimn Buren nennen, Du
?nd Min Vaterland vertheidigen? Du
'Dir flirnfsliKiMil
.
Jahrgang 21.
will Soldat sein, wovon Tu so vie
geredet haft? Als ich in Deinem Alter
war. hatte ich schon wer weiß wie viele
Male gegen die (Stiluä gekarnpst, sie i
die Flucht aeschlaaen und nieder
mekelt. Warte nur. bis Dein Vater
zurückkommt von Pretoria, er wird Dich
schlagen, mit der Knute wird er Dich
schlagen, wenn ich ihm sage, daß Ti
kein Bur bist. londern ein Feigling
der seinen Votten verläkt. sich fürcht
:ti
in der Gefahr. öauZ und Hof auSrau
den läßt und den Befehl seines alten
GrokvaterS verachtet!"
Obne ein Wort der Erwiderung
schlich Paul, auferzogen in Achtung
und Ebrfurcht vor dem Alter, zurück
zu seiner Heerde. Aber er war nieder
acsckmettert.
Was war aus einen giuyenoen
Wünschen und Träumen geworden
Er. der nicktS mebr ersehnt hatte, d:
groß zu sein, stark genug, um als guter
Schütze wie Vater und Großvater das
Vaterland zu vertheidige gegen oi
räuberischen Einfälle der Engländer
war nun ein Keialina. em fselalina
der seinen alten Großvater nicht gerächt
und Haus und Hos. Dieben und mi
bern preisgegeben hatte!
Im Aufruhr, wie der ganze südliche
Tbeil Afrikas durch die unseligen
Kriegswirren ist. kamen in diesen
Tagen gerade unregelmäßige Trupps
freiwilliger englischer Kavallerie
vatrouillirend in die Näbe der Reuter
Ichen Farm, und aufgestört US einem
finstren Brüten, sab der erschrockene
Knabe die verwegenen Reiter mit Wm
deseile sich dem einsamen Gehöft
nähern. Wie die geschwungenen Säbel
blinkten im Strahl der Sonne! Wie
die kecken Augen der Feinde drohend
!bm entaeaen blikten! Fremde Gegal-
ten. fremde Kleidung, fremde Sprache!
Genua, einen Erwachsenen aus der
Fassung zu bringen; aber eingedenk
seiner guten Vorsätze, sprang oas mo
mutbia in die L,öbe und blickte offenen
Auges dem Anführer entgegen.
Wem aebört das Vieb. Bursche?
Ich muß ein paar Stück davon haben!"
Paul wich zurück, unwillkürlich seine
ocliebte keerde überschauend, und
machte ein so lange? Geficht, daß der
Offizier lachte, sich vorn Pseroe neig
und. mit der Hand deS KindeS Kopf
berührend, sagte: ..Brauchst nicht bange
zu sein, kleiner Holländer! Meine Leute
nd bunaria nach frischem Fleisch, und
ick brauche ,wei fette Ochsen. Aber ich
werde sie Dir bezahlen, fordere! Ge
hören sie Deinem Vater?"
Ja. Herr," erwiderte Paul etwas
berubiat. .aber er ift nicht zu Hause,
nur mein kranker Großvater, das ,ift
unser HauS!"
.Führe mich hinein zu Deinem
Großvater. Knabe!"
Er gab den Befehl zum Absteigen.
was den fremden Umformen un
gewohnten, einsam erzogenen Knaben
veranlaßte, stehen zu bleiben und neu
gierig die Fremden anzustarren, ais er
plötzlich laut aufschrie: Kunje. Kunje.
UM l 1 ,."t. - -
ist ja Kun e'." Denn nun. oa ues
knn d,n wterDen war. lau man oeui
fix L, V.. f.!. TO.Jfi. XoSriihh.
tilli, wir m oci p" uumt
w hilf fAmarie Swasi mit einem
v i , ,
starken Tau an em Pserd geounoen
war.
..ßaflo; mein Junge, kennst Tu den
ismmarienk rraaie oer uiuui rr
uns.
a& tft .nie, unser Diener, der
heute Morgen weggelaufen ist und ein
Gewehr, eine Uhr und noch andere
achen unS gestohlen yat.
.Ah. so liegen die Dinge!" lachte der
Offizier. EZ war gerade die Flinte,
die ihn verrieth, und weshalb wir ,yn
?sanaen nabmen. DaS könnte uns
nfc I öv f - ----
n.n hnfifn KmflNnetk Leute umber-
Hviuw v,v... . ' .
laufen zu laffen! Also ein ganz gemei.
, iTvJ.fc i 1ir sank? BlirlMk?
in 1 7, V 1 k-
nn 5 r M l(tM.r)
UueiCOeN AOO 0 i icitu. mm
jiriiAon ffn6 kultier ist der Kerl
nirtft' Ri-ina' ikn ber.Korvoral!
tl. ... , ' ' i
Der Korporal ging, den Beseyl aus
zuführen, als plötzlich mit blitzartiger
Klkm,nk,ak?,t. eue sie soioan teil
hatten, sich zu besinnen, der asser wie
ici. ' ' - " .
eine Schlange sich wand uno oreyie.
die Fesseln zu Boden warf, in die Höhe
sprana und davonftürzte in rasendem
Lauf, unter die Bäume, zwischen das
Vieh, in das Buschwerk oes tfian.
Schießt! schrie der AnsUyrer. Ju
Pferde! Ihm nach'."
Ein oder zwei Scanner seuerien
blind auf die wild fliehende Gestalt,
einige setzten ihr nach, kamen aber bald
wieder. ES war unmöglich, selbst zu
Pferde. deS geschmeidigen, gebückt lau
senden Wilden wieder habhaft zu wer.
den. Jm Nu war er im Busche der
schwunden. t tjL
.Unrühmliche That, solchen Schur,
ken zu verfolgen, und jämmerliches
Stück Arbeit von Dem, der ihn band!
murrte der Offizier. .Laßt die Kreatur
laufen! Hier, Knabe ist Dein Gewehr
KyA ir v VMMl W A 0
Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger.
und Deine Uhr. wir nahmen ihm bei
deS ad; und nun komm', daß ich mit
Deinem Großvater unterhandele wegen
der saftigen Braten!"
Obrn Hendrick empfing die Englän
der. gegen die er vor dreißig Jahren zu
Felde gezogen war. und die er haßte
wie die Sünde, mit dem angeborenen
Stolze des freien Buren, mit der
Würde eines Herrschers, aber voll auZ
gesuchter Höflichkeit. Der Offizier,
jung, liebenswürdig. daS hohe Alter
und die Gebrechlichkeit feines Wirthes
respektirend. bot einen anstündigen
Preis, und bald ritten die Engländer
wieder davon. daS Vieh vor sich qex
treibend. Obrn Hendrick nahm die
Goldstücke, legte sie zu dem wieder
gewonnen geliebten rvtucke, einer
enormen, schweren, alten silbernen
Taschenuhr, von der Größe eine? Eies
etwa, und sagte zu dem armen Jungen
Dein Verdienst ist es nicht, daß ich
meines Großvater? Erbstück wieder
habe. Ich hoffe aber zu Gott, daß ein
Tag kommen wird, wo Du Dich nicht
als Feigling, sondern als ein echter
Bur erweisest, und dann ja dann
lege ich dieses theuere Andenken in
Deine Hände, als Zeichen meiner Liebe
und Achtung für den Enkel, der honend
lich nicht auS der Art schlagen, sondern
seiner Väter würdig sein wird. Jetzt
nimm die Dinge und dring sie in
Sicherheit! Tu weißt, wo Dein Vater
sein geheimes Versteck hat, Geld und
Kostbarleiten vor den Späheraugen der
feinde zu schützen. Geh!
Pauls Kopf sank aus die Brust, sein
Gesicht flammte, er erwiderte keine
Silbe, aber die bitteren Worte des he'l
denhaften alten Krieges drangen ihm
tief in die Seele.
Draußen brütete die Mittagssonne.
Dumpfe Schwüle lagerte auf der
Gegend, ein unendliches Schweigen ging
durch die ganze Natur. Die Heerde lag
räge im spärlichen Schatten der Bäume,
und selbst da? summen der Insekten
war verstummt.
lleberwältiat von der H!tze und von
den ungewohnten Erlebniffen deS Tages.
ank der Knabe am Flusse nieder und
verfiel bald in einen bleiernen Schlaf.
auS dem er erst gegen Abend erwachte
und mit Schreck daran dachte, daß der
Großvater nach Speise und Trank ver
langen werde, und er. Paul. letzt der
Einzige im Hause, ihm die Abendsuppe
bereiten muffe. Wie erstaunte daS
Kind, als es auf der Schwelle des Hau
eS zwei der Engländer vom Morgen,
darunter den Offtzier, stehen und
letzteren auf seinen Großvater einreden
ah.
Wie ich Euch sagte, alter Mann,
bei einer Furth deS FluffeS erwischten
wir ihn. Euren famosen KaffernDie
ner. Jetzt sollte er seiner Strafe nicht
entgehen'. Doch da geschah das Uner
wartete, daß er unS verrieth. Ihr häuf.
tet Euer Gold bei Euch auf. in diesch
unsicheren Zeiten selbst dn Banken
mißtrauend, und einen ansehnlichen
Schatz würden wir bei Euch finden.
Wir ließen den Schuft laufen, der Ver
abredung gemäß; aber seht, die Stelle,
wo Euer Geld und Gut verborgen, die
konnte der Schwarze nicht angeben.
Nun. Euere Ochsen habe ich Euch ehr.
lich bezahlt, denn wir sind Männer von
Ehre; einen Schatz aber in Feinde?
Hand zu laffen. wäre gegen all und
jeden Kriegsdrauch. Und nun heraus
mit der Sprache, gebt uns gutwillig
Bescheid, und es soll Euch kein Haar
gekrümmt werden! Weigert Ihr Euch
aber, so m Gott Eurer armen Seele
gnädig! DaS ist der langen Rede kur
zer Sinn. WaS sagt Ihr dazu?"
Voll Hohn und Verachtung blickte
der alte Kranke den Feind an. Es ist
richtig. daS Geld ift da. ich kann Euch
nicht hindern, darnach zu suchen, ver.
ucht doch, ob Jbr eS nndet! ES ist
weder das meinige noch das des Knaben.
Wenn sein Eigenthümer, mein Sohn,
hier wäre, er würde Euch die Knochen
zerschmettern, daß Euer Gehirn die
Wände hinaufspritzte, wie ich thun
würde, wenn ich jünger, oder mein
Enkel, wenn er älter wäre, so wahr ein
Gott im Himmel lebt! Elender Eng
länder. glaubst Du. ein Bur fürchte sich
vor Drohungen?
Vor Drohungen vielleicht nicht, aber
vor Thaten, Tu stiernackiger Bur!
Zum letzten Male, wir haben keine Zeit
zu verlieren. Entschließe Dich, ich
zähle drei, und behirrft Du bei Deiner
Weigerung, so gebe ich Feuer ohne
Gnade und Barmherzigkeit. Als o wirft
Du unS den Platz sagen?"
Nein! rief der alte Bur fest.
Paul, wenn Du nur einen Funken
von Muth und Ehrgefühl Deiner
Väter im Leibe haft, so sagst . Du
Nein!"
Und der Knabe rief furchtlos:
Nein!
Eins zwei ! schrie der Soldat
voller Wuth.
.Nein!" wiederholte der wehrlose
ranke. Fürchte Gottes Zorn und Ge
rechtigkeit. Mann, unser Blut komme
über Euch und Euere Kinder!
Nein!" kam eS zitternd auS Pauls
Munde, als plötzlich seine Augen 'auf
flammten in wildem Feuer. Ja. ja.
ich kann nicht länger, ich werd'S Euch
sagen, kommt und folgt mir!" Kaum
wollten die schlotternden Knie dem Wil
len des Kindes gehorchen. Ein einzi
ger furchtbarer Schrei durchdrang daS
Gemach, ein vorwursvoller. verzweifel
ter Blick von Ohm Hendrick traf den
Enkel doch schon drängten die Drei
hinaus inS Freie, an die Brüstung deS
alten Brunnens.
Da. dort ift es versteckt im Mauer
werte, tief unten an der Seite. Zwei
Männer sind nöthig es zu erreichen,
wenn der Eine auf dem Grunde des
Brunnens steht das Waffer ist nicht
viel mehr als einen Fuß hoch und
der Andere auf des Ersten Schultern
steigt."
Beim Zeus! schrie der Offizier,
das ist er verteufelter Platz! Das
heißt fein Leben riskiren. vielleicht um
eine Lappalie. Wie viel habt Ihr da
unten? !
Mehr als ,500 Lftr.!" rief das Kind
zitternd, und eine verspätete Ente des
Teiches schnatterte: ..Feigling. Feig.
ling! Verräther!"
Laterne her!"
Paul schoß davon, holte das Ver
langte und zeigte und beleuchtete dann
jede Lücke und jeden Vorsprung deS so
gebildeten, letterartlgen Abstiegs. Da.
da unten der grüne Stein ift der
rechte. Auf Druck bewegt er sich, läßt
sich herausnehmen, und m der entftan
denen Höhlung werdet Ihr alles sin
den, Silber. Gold und sonstige Kost
barkeiten.
Er kletterte elv t hinunter, um zu
beweisen, daß er zu klein sei, um stehend
aus eines Erwachsenen Schultern,
daranreichen zu können.
Bei allein Eifer benahm nch der
Knabe eingeschüchtert und ängstlich.
Was konnte man auch anderes erwar
ten von einem kleinen Jungen von elf
Jahren mit der Pistole über dem
Haupte?
Die Fremden beriethen sich in ihrer
Sprache. Augenscheinlich leuchtete
Pauls Geschichte ihnen ein, denn der
Eine sagte: Bist doch 'ne verteufelt
falsche Schlange. Bursche. Deines V
ters Geheimniß preiszugeben! Aber ich
glaube. Du sagst die Wahrheit. Du bist
viel zu feige. Auf alle Fälle aber
werden wir unS sichern; da wir Beide
hinunter müssen, so werden wir Dich
0
lange binden, bis
wir wieder an'S
Tageslicht kommen,
denklich scheint mir
doch nicht, es find zu
Hause.
So ganz unbe
die Sache denn
viele Flinten im
Und wirklich banden sie dem Knaben
Arme und Beine mit einem starken
strick. Paul weinte und flehte und
bat inständig, ihn doch nur zu seinem
ranien Gronvarer zu la en, aber vev
gebens. Nachdem sie ihn gehörig at
knebelt hatten, legten sie ihn nieder am
Rande des Brunnens und begannen so
ort mit der schwierigen Arbeit deS Hin
abkletterns.
Ganz allein und im Halbdunkel, wie
ollte Paul ftch befreien? Und frei wer
den mußte er um zeden Preis. Er
drehte und wand sich am Boden, er
warf sich von einer Seite zur anderen,
o dasz der Schwein ihm aus allen
Poren brach. Aber die Angst verlieh
ihm doppelte Kräfte, und nie hat ein
Gefangener wilder gekämpft für seine
Freiheit, als dieses gesegelte Kind.
Lieber Gott, hilf mir!" flehten feine
bebenden Lippen.
Da endlich endlich bekam er eine
Hand frei, und nun war eS ein Leich.
teS. das Band der anderen zu lösen.
Um die Beine bekümmerte er sich nicht.
jetzt war jeder Augenblick gemessen.
Vorsichtig blickte er über den Rand deS
Brunnens, und beim matten Scheine
der Latene sah er deutlich den einen der
langen Engländer bis an die Knie ,irn
Wasser stehen, während der Offizier,
ans den Schultern deS Elfteren stehend.
wie wahnfinnig tastete und fühlte nach
dem bezeichneten Steine.
Schon hörte Paul ihr Murren und
Fluchen, der Athem ftand ihm ftill. es
war die allerhöchste Zeit. Und nun
!roch und rutschte der Junge mit stau
nenSwerther Behendigkeit und Schnelle
hin nach der großen Winde, drehte und
drehte mit wilder Energie das schwere,
knirschende, selten gebrauchte alte Räder
werk, daS Tau lockerte sich, mit Don
nergepolter fiel der schwere Deckel wie
der auf die Oeffnung des Brunnens
und machte die beiden Engländer zu
Gefangenen.
Und dann lachte und weinte und
auchzte der kleine Held über seine ge
ungene Lift so stürmisch, daß Ohm
Hendrick drinnen :m Zimmer ganz ver.
wundert dachte, was dem Jungen Pas
'1 ' 'VI 1.
No. 12.
sirt sein könne, und die Enten am Teich
wachten aus und schnatterten: Bravo,
bravo, bravo!
Ihr Narren. Ihr Rauber! schrie
Paul. Der rechte Stein ist weit über
Eueren Köpfen. Ihr findet unser Geld
doch nicht. Versucht doch, einvonn
klettern! Mein Vater wird Euch zu Ge
fangenen machen und nach Pretoria
tchiacn!-
uno Die Engländer fluchten die
ganze Nacht, uno Paul lachte die ganze
Nacht, bis gegen Morgen sein Vater
zurückkam und die Feinde gefangen
nagrn.
Der alte Ohm Hendrick brauchte
lanze Zeit, ehe er begriff, daß sein
Enkel wirklich die Klugheit und den
Muth gehabt hatte, zwei von des Vater
landes Feinden, englische Soldaten,
unschädlich zu machen. Als er es aber
begriff, da ries er das ganze Haus zu
sammen, und mit feierlichem Ernste,
begleitet von würdevoller Rede, über
reichte er Paul das geliebte Erbstück,
die schwere, unförmliche, silberne
Taschenuhr von der Größe eines EieS
Die falschen" Blumen.
Amerikanische Tkizze ' vom 2!. W e n d t
Zwischen ihr und mir befand sich ein
tiefer steiler Schlund. Wir waren so
nahe bei einander, da ich bei hellem
Licht die Farbe ihrer Augen erkennen
konnte. Dennoch war der Abgrund
zwncyen uns. in denen Tiefe em reifzen
der Strom über gewaltige Steine und
Klippen dahinrauschte.
DeS Morgens floß der Strom süd
wärts. Mittags war er voller branden-
der brausender Wogen. Nachmittags
zog er sich meist nordwärts nach der
Gegend der Brooklyner Brücke zu. Es
war ein Strom von Menschen und der
Schlund war die Nassau Straße
in
New Z)ork Eity.
Sie wohnte auf der westlichen Seite
ich auf der östlichen) ungefähr 150 Fuß
uver dem ström. Das Hinuberkom
rnen wäre leicht gewesen, aber ich hatte
keine Veranlassung dazu.
Die zunge Dame war stets sauber
und nett gekleidet und ihr Haar stets
hübsch geordnet. Ihr Pult und
Schreibtisch befanden sich nie in Un
ordnnng und daraus schloß ich. daß sie
eine gute Erziehung gehabt hatte
Als der Frühling kam. standen ihre
sowie meine Fenster häufig offen. Sie
war von schlanker zierlicher Figur und
sehr blaß, nicht kräftig genug, wie mir
scheinen wollte, um so viel zu arbeiten
Der Mann, welcher ihr die meisten
Briese dlktlrte und fte unterzeichnete.
sah nicht älter aus als 35 Jahre, aber
sein Haar war ganz weiß. Er war auf
seine Weise sehr aufmerksam gegen sie
und sie sah zu ihm auf wie zu einem
großen Herrn.
Außer diesen beiden Personen waren
noch zwei Schreiber und ein Buchhalter
im E omptoir und ich glaube, alle waren
sehr entzückt von der reizenden Sehe
tärin. Der jüngftelvon ihnen war auaen
scheinlich in dieselbe verliebt und wurde
oft für seine Unaufmerksamkeit anae
fahren. ES war ein schlanker hübscher
Junge mit niaiSsarbenem willigen
Haar, welches er aus der Stirn nach
hintenüber gestrichen trug. Dann war
noch ein kräftiger untersetzter, sehr
energi cver Bur che da. melcher aukev
halb deS Comptoirs seine Beschäftigung
zu haben schien, denn er hatte nur in
den frühen Morgenstunden mit ihr zu
sprechen. Sie behandelte ihn so freund
lich. daß es bei mir ein eifersüchtiges
Gesuyl erregte. Schliekllch war da
der alte Buchhalter, welcher irgendwo
auöeryalv der Stadt wohnen mute.
denn er brachte ihr Blumen mit, welche
die Blumenhändler nicht verkaufen,
und legte sie auf ihr Pult, ehe sie kam.
Eines chönen Tages im Juni kam
sie nicht in das Comptoir. Ein Blumen
ftrauß erwartete sie und ich sah dem
alten Buchhalter die Anaft darüber im
Geficht an, als die Minuten vergingen
und der Platz an ihrem Pult unbesetzt
blieb. AIS der weißhaarige junge
Mann kam, war fein erfter Blick eben
falls nach dem Pult gerichtet, welches
zum erstenmal seit langer Zeit ver
schlössen blieb.
Run kam ein Knabe mit einem Brief.
den er dem Vorsteher übergab, welcher,
nacyoem er lyn gelesen, wieder nachdenk,
lich nach dem verschlossenen Pulte schaute,
so daß ich mir ungefähr den Inhalt des
Briefes denken konnte. Der Buchhalter
beobachtete den Vorgang und faßte end.
lich den Muth, eine bescheidene Frage
an fernen Vorgesetzten zu richten. Die
Antwort, die er erhielt, schien nach fei
nern Aussehen zu urtheilen, sehr ernster
Natur zu sein. Er theilte sie seinen
Kollegen mit. Sie sahen ganz betrübt
auZ.
.Die ganze Woche hindurch war nickts
von ihr zu sehen. Am Montag sah ich
Ungewöhnliches im Comptoir mir ge
genüde? vorgehen. Zuerst kam der alte
und. auf mein Won. ich war entsetzt
von dem kummervollen Ausdruck in sei
nem Gesicht, als er auf die Straße her
nicdcrh. Wenig später erschienen die
drei Buchhalter, und da er allein war.
setzte er sich auf ihren Stuhl und ich
sah Thränen in seinen Augen. Tann
kam der junge Mann mit dem maiZ
gelben Haar Schreiber, der Weißhaa
rige und ein älterer Herr, den ich für
den zweiten Chef der Firma hielt, der
von außerhalb gekommen war. Tann
wurden Pappschachteln mit Blumen ge
bracht: Ich sah weiße Blüthen und grü
nes Laub.
Vielleicht, wenn ich daS Mädchen
kennen gelernt hätte, würde ich keine
Sympathie für dasselbe gefühlt haben,
aber nun. wo ein Begegnen auf dieser
Welt unmöglich geworden war. schmückte
ich sie in meinen Gedanken mit allen
Reizen deS Geistes und HerzenZ, ganz
wie ihr liebliches Gesicht es vermuthen
ließ.
Ich sehnte mich, mit denen, welche sie -gekannt
hatten, das Vorrecht zu theilen,
meinen Kummer um ihren frühen Tod
zu bezeigen und entschloß mich in der
That hierzu, selbst auf die Gefahr hin,
etwas Ungehöriges zu thun. Tarum
lief ich geschwind auf die Straße und
laZ die Adresse auf den Pappschachteln,
welche der Laufbursche zum Fortbringen
bekam. Aber da war kein Name zu
sehen, nur die Straße und HauZnum
mer in Brooklhn. DaS war auch auS
reichend; ich eilte zur Blumenhandlung,
bestellte was mir passend schien und
schickte es an die Adresse. DaS war daS
Ende! In der nächsten Zeit war mir
sehr schlecht zu Muthe. Ich vermißte
sie schmerzlich in den nächsten Wochen,
daS muß ich gestehen.
So war der September herangekom
men und noch waren alle Einzelnheiten
deS traurigen Ereignisses meinem Ge
dächtnisse zegenwärtig. Da kam eines
Tages ein mir unbekannter Herr zu mir
in's Bureau, trat gerade auf mich zu
und legte zwei Karten auf mein Pult.
die eine war meine eigene, die andere
trug den Namen: John Carrington.
Der Name war mir nicht bekannt.
aber den Mann hatte ich sicher schon
gesehen, aber wo? Da plötzlich fiel rS
mir ein. Richtig, es war der Doktor.
welcher damals in da? Geschäft kam,
als das Ende der jungen Dame her
annähte
Dies ist meine Karte und jene ist die
Ihrige, nicht wahr? fragte er.
Ich nickte.
Sie sandten sie mit Blumen am 23.
Juni nach Brooklhn. ist'S nicht so?
Ja, env'.derte ich, über die Straße
ehend, sie waren für sie."
Sehr wohl. Sie werden gewiß eine
vollgiltige Erklärung dafür haben; aber
sagen Sie mir um Hlmmelswillen, wie
Sie dazu kamen, ihr den Karton mit
Todtenblumen und Kränzen zu ihrer
Hochzeit zu senden? Wenn Sie damit
andeuten wollten, daß die Ehe mit mir
gleichbedeutend mit dem Tode fei, so
war eS ein verzweifelt schlechter Scherz,
mein Herr, und wenn nicht, was zum
Kuckuck dachten Sie? Ich habe diese?
Räthsel den ganzen Sommer hindurch
auf unserer Hochzeitsreise mit herumae.
schleppt und nun sind Sie mir die Lö
ung schuldig.
Ich gab sie ,hm. Er lachte hell auf
und ich machte daS dümmste Gesicht mei
nes Leben.
Vi Jda vo der leinbah.
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daS zugleich die Leistungsfähigkeit deS
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Von der KlVZnknkn ftnhn.lSlhf,
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Ver) berichtet. Eine junge Dame, die
in einem Zuge der genannten Bahn
fuhr lirttt hn8 TI?t6ii(Mtif
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der Abfahrt von der Haltestelle Fried.
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lieren. Ein Windstoß entführte den
Hut nach der Steimker Chaussee zu, auf
der ein R a d l e r soeben in langsamer
Fahrt von Syke daherkam. Der junge
Mann war schnell entschlossen, der Ver
liererin zu helfen, obgleich der Zug be
reitS ein Stück voraus war. Er sprang
schnell ab, nahm den Hut auf und jagte
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Zuge nach. In wenigen Minuten be.
reits batte er die sackn5 PofnmuKt
überholt und harrte nun an einer
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die Klingelbahn schwerfällig vorüber.
keuchte, reickte der Radl,,' mit nnXnntrr
Verbeugung der jungen Dame die
schmerzlich vermißte Kopfbedeckung zum
Fenster hinauf. Die Fahrgäfte.
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folat waren. ,ggt?n h?m Mm
Radler lauten Beifall.
Lin irNiches wund.
, Donnerwetter, unser alter Bekam,.
ter I. Hat jetzt aber thatsächlich absolut
keine Haare mehr!
Nicht wahr? Ja und dennoch kommt
er keinen einzigen Abend ohne einen
Haarbeutel nach HauS!"
vie beste Lmxfelzlnng.
Xantippe: ..... Sie waren ,war ein
ganzes Jahr bei mir ich kann Ihnen
aber trosdem kein gutes Abaanas,?.
niß ausstellen!
Dienstmädchen: Wissen Sie, Ma
dam'. da liehen Sie einfach in mein
Dienstbuch neben dem Vermerk über
die Länge der Dienstzeit Ihre Pho
tographie!