Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 09, 1900, Image 11

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    Die GtrgebZnze der Grasin.
Pnchlung au bir cchaxlkrt!l em
.Idol! Höllkll.
Sct-oUcn III. ruhte nachlaüig in
inen purpurnen mit zahlreichen gol
denen Spinn Übkrsäetkn Lehnsessel und
tlickle gelangweilt und apathisch auf
eine silberne Statue, die in einer lau
ichigen Ccke keines ArbeitZkabinetS auf
einer schwarzen Marmorsäule thronte
und seinen groben Onkel Napoleon I.
darstellte. Ihm gegenüber stand in
respektvoller Entfernung der Geheim
seiretär und las mit monotoner Stimme
eine lange Lifte der hohen" und höch.
ften" Herrschaften vor. die zu dem
nächsten Hofdali eingeladen werden
sollten. AlZ der GeheimsetretSr ge
endet hatte, schien etkraS Leben in den
Kam zu kommen, di schlug seine
haldgesenkten Augenlider auf und warf
dem Sekretär einen stechenden, un
freundlichen Blick zu.
.Ich vermisse." sprach er. den
Namen der Comtesse GSallifet. Wie
kommt das?"
Majestät," erwiderte der Geheim
sekretür devot, eS muß ein Irrthum
vorliegen: ich will das Brouillon so
oleich nochmals durchsehen."
Gut." sprach der Kaiser aber
so oder 10! Ich wünsche und befehle.
das? der Comtesse und ihrer Mutter
eine Einladung zugestellt werde. Mel
den cie daS auch der Kaiserin."
Ter Geheimsekretär verneigte sich
lies und verließ daS Gemach.
In dem Hotel der Gräfin Gallifet
geht es heule leyr vun: und ausgeregl
zu. Soeben traf die Einladung Sr.
Majestät des Kaisers ein. und es ist
daS erste Mal. daß die schöne, jugend
hat vomtene aus einem nofdall er
scheinen darf. Comtesse Melanie Gal
liset sah schon im Geiste die in taufen
den von Lichtern strahlenden Räume
der Tuilerien. die goldgestickten Uni
formen der Generäle und Minister, sie
hörte bereits die rauschenden Klänge
der Mufik, athmete die betäubenden
Parfüms der vornehmsten Welt von
Paris ein und oh! Entzücken über
Entzücken sie wurde dem Kaiser und
der Kaiserin Eugen vorgestellt, und
tmis vielleicht welch' unermeßliches
Glück! ein Biertelftündchen, ein ganz
lleines Vlkrielnunoazen in vieler on
nennübe verweilen.
Comtesse Gallifet war trotz ihrer
Jugend kein Kind mehr; sie war auch
keine sentimentale Bergißineinnicht
Cckönbcit. sondern eine unter der
Glutb des südlichen Himmels aufge
blühte Mädchendlume. Sie kannte
bereits die Intriguen und Kämpfe der
vornehmen Welt, jene Ränke und
Kniffe, in welchen so viele Frauen ihre
Eneraie vergeuden und ihre Nerven
überreizen.
Endlich nabte der aroße verbeißunas
volle Abend und es ging auch Alles
nach Wunsch. Ja. fast gerade so, wie
eS sich Comtesse Melanie in ihren Träu
men ausmalte bis auf einen Um
nnd. an den sie am allerweniaften ae
dacht und welchen sie am allerwenigsten
für möglich gehalten hätte. Befand
sie sich nicht auf dem Hofballe des Kai
rrs der Franzosen?
Comtesse Melanie machte nämlich
dlkklick die äusserst unanaenebme Ent
dcckung, daß ihre beiden einen geradezu
un'chäßvaren Werio rcpraiennrenoen
K?nxknn versckwunden waren.
Die Nachricht von diesem Ereignisse
schwirrte ftyr voio in auen Ä.onarren
in den Sälen herum und drang auch
schließlich zu den Ohren des Kaisers,
der sofort den Polizeipräsidenten Claude
zu sich beschick.
Was ist zu thun?" fragte er ihn
mit seiner kalten, tonlosen Stimme.
Wenn Ew. Majestät befehlen.
meinte der Polizeipräsident, dann
lasse ich sofort sämmtliche Thüren
schließen."
lind dann?"
Ja dann, dann müßte wohl oder
fidel wohl oder Übel eine.
eine wie soll ich doch sagen eine
Taschenredision der Anwesenden statt
finden."
Sie find wohl von Sinnen, Herr?"
herrschte ihn der Kaiser an. Die
höchsten und ersten Kreise der Resi
denz soll ich wie Spitzbuben behan
dein lassen? Nimmermehr! Ich lege
Ihnen diese Angelegenheit an's Herz,
sehen Sie zu, daß Sie den Thäter
eruiren." . w
TaS Fest neigte sich seinem Ende
zu. Equipagen fuhren vor, ein Heer
von galonirten Dienern sammelte sich
im Hofe der Tuilerien und stand müßig
und plaudernd herum.
Tie Gräfin Gallifet schickte sich eben
falls an, mit ihrer Tochter die Tuile
rien zu verlassen. Diener kamen eiligst
berdei. um den beiden hohen Damen
beim Umhängen ihrer Mäntel behilf
lich zu sein, da man denke sich das
Erstaunen fand man das eine Ohr
gehänge in einer Falte von Melanie'S
seidener Schleppe!
Selbstverständlich - wurde eS sofort
dem Polizeipräsidenten Claude alS
corpus delicti eingehändigt, denn
mit Tagesgrauen sollten bereits die
Nachforschungen ihren Anfang nehmen.
Polizeipräsident Claude saß des an
deren TageS nachdenklich und unwirsch
In seinem Bureau. Er besah sich die
vor ihm liegenden schimmernden und
glitzernden Brillanten deS einen Ohr
Gehänges und zerbrach sich den flopf;
darüber, wie er wohl dem Thäter aus
die Spur kommen könnte. Dabei
flüsterte er die Worte deS Kaisers vor
sich hin: Ich lege Ihnen dies Ange
egenheit an S Herz." und dic'e Worte
standen ihm vor Augen, wie jlm
menschrift auf einem schrcrzen Hinter
gründe.
In diesen 'einen Betrachtungen
wurde er durch den Eintritt eines
Dieners unterbrochen, der ihm auf
einem silbernen Teller eine Visitenkarte
überreichte. Gleichgültig und zerstreut
nahm Claude die Karte in die Hand.
uhr aber 'gleich von seinem Sitze
auf. als er sie gelesen. Auf derlelben
standen die wenigen Worte:
Comte Gallifet,
Offizier der Ehrenlegion.
Sofort vorlassen, befahl der Präsi
dent dem Diener. Gleich darauf er
schien unter der Thür ein hochgewach
sener, schöner Mann in den mittleren
Jahren, der sich vor dem Präsidenten
mit den Allüren eines Aristokraten in
nobler und nonchalanter Wwe der
beugte.
Claude bot dem Grafen sogleich
einen luyi an und ragte yoslicyfl.
was ihm die Ehre seines Besuches vcr
schasse.
Herr Prüstbent," begann der Graf
mit lener näselnden -tiinme, die so
viel Hochmuth und Eigendünkel ver
räth. Herr Präsident, ich bin der
Bruder der Comtesse Gallifet, und
komme, Ihnen mitzutheilen, daß meine
Schwester heute früh em kleines Packet
nebst einem Briefe erhalten hat. In
dem ersteren befand sich daS eine Ohr
gehänge. Hier ist es. In dem Briefe.'
fuhr e,r fort, entschuldigte sich der Be
treffende über daS unglückliche Per
sehen, wie er eS zu nennen beliebt, und
bedauert den Porfall." Auch den
Brief händigte er dem Präsidenten ein,
Wenn Äle mlr nun, begann er
wieder, das andere Ohrgehänge. wel
ches in Ihrem Besitz ist, übergeben
wollten, so hätte diese unangenehme
Sache ihren Abschluß gefunden."
Natürlich beeilte sich Claude sofort,
dem Wunsche deS Grafen zu entsprechen
und folgte ihm daher unverzüglich das
zweite Ohrgehänge aus. Ich freue
micki und bm alücklick." meinte er.
daß diese odiöse Geschichte einen so
guten Verlauf nahm." und geleitete
den Grafen bis zur Thüre, wo er sich
von ihm in der verbindlichsten Weise
verabschiedete.
Noch an demselben Tage stellte sich
heraus, büß die, Comtesse' Melanie
Gallifet gar keinen Bruder hatte, daß
der angebliche Comte der eigentliche
Dieb war und sich auf liefe deispiel
loS schlaue und freche Art in den Besitz
deS zweiten Ohrgehänges zu setzen ge
wußt hatte.
Napoleon soll wüthend gewesen sein
alS er den Geniestreich ersuhr. und dem
armen Claude hätte diese Affaire bei
nahe seine Stelle gekostet. Er erholte
sich sehr langsam.
Schwere Heimsuchung.
Residenz of John Ritsch. Ssq.
Heißer Neu Aork.
Editer!
Exkjus de gedrappte Mister. Es iS
ze heiß, for poleit ze fein. Ueberhaupt
möcht Ich blos wisse, ob Sie werklich
ze denke. Ich wär so
dumm. Mich bei der
Hi hizeießc un Jhne
ze schreibe. Des thüt
Mir nämlich leid
Uemwerhaupt wüßt
Ich aach gar net,
was Ich Ihnen
schreibe sollt, dann
bei der Hitz bot mer
aach gar kei Gedanke
for üwwer was nach
zedenke.
Un biseits des.
iven wann Ich wollt.
könnt Ich Jhne net
schreibe in anst
quenz vun Sickneß
Ich fein nämlich in der letzte Nacht
pünktlich um halder Zwei Morchens
nach Mitternacht vum Sonneftich ge
tröffe worn.
Es war der moft rimarkübel Cüs.
wo ümwerhaupt je in die RecordS vor
gekimme iS.
Nämlich Ich schreib die gegewärtige
Zeile beim Tschalli. wo Ich Mich in
Preferenz vun eme Haspittkl. un weil
Ich noch ze jung bin. Mich dort vun
eme AmbulänzPhisischen bei Weg vun
medikell Trietment kille zu losse, hin
geschleppt hen, nachdem Ich de Attäck
geatt hen.
Also Ich sein, weil Ich der Alti ver
spräche hen. nie net lang uffzebleibe,
pünktlich um vertel nach Eins heimge
kimme. Ich hen als gewissehafter
Hausvater noch bevor Ich in's Bett
bin die Eisbax inspekted. ob nix vor
gefalle wär, un hen Mir for vorkam
mende Fälle in Cäs daß Ich bei der
Nacht trocke wern thüt, e Limonüd mit
EiS mit e Bißle Brändy drein gefixt
un fein da dermit in Mei ftrohvermitt
wertes Bettroom.
Da Mister Editer, es i net ge
loge, da hen Ich mitau Waming
fo' deitlich wie Werklichkeit Mei Alti
im Bett liege sehe!
Im erste Moment war Ich dumm
faundet, awwer dann hen Ich gemüßt,
es müßt entweder de sonneftich oder
die JimJams oder sonkcht e Art vun
die FitS un Terrors fei.
Ich lern umgekehrt un eruwwer zum
Tschalli, vun wo aus Ich heint Mer
so dumm sein,
$9
&S.
chenS die gegcwärtige Zeile an Jhne
richt.
Ich kann Jhne nor sage, daß Ich
so en Schrecke Meim Tod'eind net
wünsch.
Hkint MorchenS um Acht Jch
hen beim Tschalli uff der Launisch ge
schloss) iS e Reliefcorp. tonfifting auS
die drei stärkste Lcit vum Tschalli seim
Help'Personell un fünf BolontierS.
wo for zwei TrinkS un fünfewanzig
Cents Käsch sich hawwe anwerbe losse,
enüwwer in Unser HauS. for ze in
westlgäte.
iie fein bis jetz noch net zeruckze
imme. sie ungcwikyeil is sor i'ttm
Zustand noch gefährlicher, wie die
schrecklichste Gewißheit.
In Konsequenz wern ie net ver
lange könne, daß Ich in so eme Zu
stand noch mehr schreib.
Einstweile so lang mit dem Wunsche
bester Besserung for Mich un deS
Wetter
Mit RigardS
AourS
John Ritsch. Esq.
Lälcr. Den Aagedlick, wo Ich de
Brief geschlosse hen, is deS RcliefcorpS
zerückgekimme. ES war noch geichmasch
ter wie der Hitzrecord. ES iS nämlich
merklich die Alti gewese. Ich geh jetz
vermuthlich heim. Awwer Ich denk,
es lS merklich härter an en Mann, wie
bei der Hitz erlaubt fei sollt. Sticke
Sie nor zu Mir, liebster Mister Edi
ter. in Allem mo Ich sag, und schreibe
ie der Alti. eS wär Alles so. Es iS
nämlich aach so.
Ebe geh Ich heim. Kei Einziger vun
dene Feigling traut sich mnzegehe.
Ich lo Jhne nextes Mal en Riport
umwer des erste Zesammetreste zu
kimme. Oder könne Sie verleicht im
midiatli en erfahrene KriegSBericht
erstattn: schicke? Tann wart Ich 10
lang. Ter Obige, Esq.
Ferdinand ton Schill.
Aus der Schmach, auS dem fast un
üderwindlichen Truae, unter dem im
Anfange des 19. Jahrhunderts die
Völker Europas ächzten, hebt sich der
ruhmvolle Name eines soldatischen
Mürtgrers, dessen Blut dem deutschen
Paterlande geflossen ist. Dieser Mann
war Ferdinand von Schill. Am t
Januar 1773 zu Willmsdorf unweit
Dresden geboren, eröffnete Schill seine
kriegerische Laufbahn bei dem Trago
ner-Regiment AnsbachBayreuth. dem
nachherigen Regiment der Königin und
jetzigen Kürassier Regiment Königin
(Pommerlchen) Nr. 2, ,n welchem
er
bei Auerstüdt am 14. Oktober 180.'
focht. Verwundet, entkam er nach Col
berq.
Im Januar 1807 erhielt er die
königliche Erlaubniß zur Bildung eines
Freikorps fünf Kompagnien In
fanterie. zwei d&l. Jäger, vier Schwa
dronen Husaren und einige Artillerie
und mit diesem stand er bei der Be
lagerung dieser Festung der kühlen
Ruhe und schöpferischen Kraft des
Kommandanten Major Gneisenau zur
Seite und zeichnete sich als verwegener
RciterofstZler aus; rastlos unterneh
munqssüchtig war er ein Held der
Streifzüge, ein tollkühner Parteigän
ger. immer der Erste am Feinde und
überall seine Person einsetzend, ver
mochte er über seine Untergebenen
alles. Wegen seines Ueberfallcs bei
Gülzom erhielt er den Orden Pour le
merite.
Als die Franzosen nach dem Tilsiter
Frieden Berlin geräumt hatten, war er
inzwischen zum Kommandeur des da
maligen 2..Brandenburgischen Hufaren
Regiments ernannt, der Erste, der mit
seinem Regiment in die befreite Haupt
ftadt am 10. März, dem Geburtstage
der unvergeßlichen Königin Luise, 1808
einzog. Mit Jubel und Bewunderung
wurde er empfangen. Die Augen selbst
bedeutender Männer wie Steins und
Gncisenaus wandten sich auf ihn, und
die Königin beschenkte ihn mit einer
Brieftasche, in die sie mit eigener Hand
d,e Worte: Für den braven Herrn von
Schill. Luise" gezeichnet hatte. Hin
gerissen von dem glühendsten Haß ge
gen den Feind, der Preußen in Ün
glück und Jammer tief gestürzt hatte,
war Schill entschlossen, gewaltsam
da? Beispiel zu einem norddeutschen
Volkskampfe zu geben, um womöglich
Preußen und seinen König mit fortzu
reißen.
Am 28. April 1809 verließ er vom
Exerzierplatz auS mit seinem Regiment
Berlin. Ter König mißbilligte dies
scharf, aber er verzieh ihm, und unser
jetzt regierender Kaiser hat den Helden
namen Schills im 1. Schlesischen
HusarenRegiment Nr. 4 verewigt. Er
zog über Potsdam auf die Elbe zu, er
zwang sich dm Durchmarsch durch
Wittcnberg von dem sächsischen Kom
Mandanten, pasfirte den Fluß und rich
tete sich aus Halle. Die Kunde von den
österreichischen Niederlagen und das
Mißlingen der Unternehmungen in
Hessen veranlaßten ihn zu dem Ent
schluß. die Richtung nach Stralfund
einzuschlagen.
Am o. Mal bestand er ein glückliches
Gefecht gegen die Magdeburger Garni
son bei Todendorf. In der' Nacht vom
14. zum 15. Mm bemächtigte er sich
der mecklenburgifchen-Feste Tömitz und
hielt dielclbe bis zum 24. Mai. Durch
das Gefecht von Dammgarten öffnete er
sich an diesem Tage den Weg nach
Straliund, von dem er am 25. Mai
durch Handstreich und, von neuen Hoff
nungen belebt, durch eine Proklamation
für den entthronten König Gustav IV.
von Schweden Besitz ergriff. Sein
erstes war die Wiederherstellung der
von den Franzosen ein Jahr zuvor ge
sprengten Festungswerke, er hoffte. auS
stralfund em zweites aragolsa" zu
machen. Ader seine Hoffnungen sollten
bald Zu Schanden werden; denn schon
am 31. Mai jriih erschienen der hol
landische General Eratien und der
vänikche General Ewald mit bedeuten
den HkereSkrüften vor Stralsund. denen
Schill mit seinen 900 Mann Jnlante
rie. ouu Reitern, ou ANllleiiflen uno
300 Mann Landsturm von Rügen nicht
gewachsen war.
Der Kamps währte nicht lange.
Sein Ende war der Heldentod SchillS,
dessen Leichnam zerschossen, durch Säbel
hiebe und Bajonettstiche entsetzlich ent
stellt, in der Mitte der unteren Hälfte
der Fahrstraße an deren nördlicher Seite
lag. In einem flach gehauenen, in das
Pflaster eingefügten Granitftück lieft
man heute noch F. von Schill, f 31.
Mai 1809." Sein Körper ruht auf
dem t. Jurgen Kirchhof vor dem
Knieper Thore in Stralsund, sein vom
Rumpfe getrenntes Haupt feit dem 24.
September 137 unter dem Tenkmal
des Schill'fchen Freikorps in Braun
schweig. Tie Deckplatte trägt die Worte:
Das Haupt Ferdinands von fcchw, in
Stralsund am 1. Jum 1809 durch
Feindeshand von dem entseelten Körper
getrennt und bis dahin zu Lcydcn aus,
bewahrt, ward am 24. September 1837
allhier feierlich beigesetzt
Sin Thieridnll.
Beim Besuch der Kerguelen hat die
deutsche Tiefsee Erpedition auf der
Paldiva" eine Thlerwclt angetroffen,
die den Menschen noch nicht kannte und
daruin fast noch wie im Urzustände
lebte. Die Vögel hatten dort nicht die
geringste scheu dor dem Menschen,
Pinguine bevölkern zu Tausenden die
Gerollhänqe der Häfen: brachte man
sie auf's Uchiff. dann hüpften sie neu
gierig durch die Kajütcngänge in den
Salon auf Tuchen und Stühlen um
her. An Land saßen die Weibchen
gerade auf den Eiern. Wir setzten
uns zwischen die Thiere," so schreibt
Dr. Schottim Globus", ohne daß sie
sich im Geringsten stören ließen, ja wir
nahmen die Pinguin Weibchen vom
Neste in die Höhe, und sie setzten sich
höchstens etwas unwillig mucksend mie
der auf. Tie Männchen machten keine
Miene, dem Menschen aus dem Weg!
zu gehen; erst auf direkte Berührung
sprangen sie, den Kopf nach vorn und
unten geneigt, auf den nächsten Stein
Wiederholter Besuch auf derselben
Stelle schien die Thiere immerhin etwa
scheu zu machen. Einem Dachshunde,
dem selbst unter den fremdartigen Ker
len nicht wohl zu fein schien, setzten sie
mit Schnabelhieden und Flügelschlägen
so zu, daß er schleunigst das Feld
räumt'. Ebenso wenig scheu waren
Raubmbven und Enten; letztere flogen
aufgescheucht immer nur wenige Schritte
weit. .Auch die Weibchen vom ee
elefanten, Thiere von drei Meter Länge,
würdigten, träge im sande liegend
den Menschen kaum eine? Blickes. Um
nicht auf einem Bilde lauter schlafende
Riefen dieser Art zu haben, mußten
einigen erst kräftige Prügel verabreicht
werden, ehe sie sich dazu bequemten, das
Maul aufzusperren und den Kopf in
die Höhe zu heben. Tie Thiere waren
so wenig scheu, daß sie sich reiten ließen;
Sportsüchtige könnten," sagt Dr.
Schott, aus den Kerguelen also noch
einen ganz neuen Rekord" machen.
Ein Beweis, daß sich diese Thicrwclt
nochZim Urzustände befindet, wird durch
die interessante Thatsache geliefert, daß
das einzig wirklich scheue Thier auf den
Kerguelen das Kaninchen ist es ist von
einem unbekannten Schiff dort ausge
setzt worden. Es geht außerordentlich
flüchtig vor dem Menschen davon: es
hat also seine im Verkehr mit Men
schen anerzogene Zahmheit nicht be
halten, denn nennenswerthe Feinde
haben die Kaninchen auf den Kerguelen
nicht.
Die Hauptsache.
Professor Säuerle, der berühmte
Chemiker, hat bei einem Abendessen im
akademischen Club feiner hübschen jun
gen Schwägerin eine Sauce über ihr
neues Seidenkleid gegossen. Die Schwä
gerin ist selbstverständlich ganz Unglück
lich; aber der Gelehrte beruhigt sie
lächelnd: Schick' mir das Kleid mor
gen in mein Ladoratorium in zwei
Tagen haft Du es in tadelloser Reinheit
wieder! Spaß für einen Chemiker!
Das Kleid wird gebracht. Süuerle
macht sich sofort mit Eifer darüber.
Aber was er auch probirt nichts schlägt
an; der Flecken bleibt. Sehr betreten
zieht er seine Assistenten in's Geheim
nitz. Auch diese verschwenden alle ihre
Gelehrsamkeit an der Probe; aber der
Flecken bleibt. Der Professor verzwei
felt. Wie steht er nun vor seinen Ver
wandten da? Einer der jüngeren Herren
macht plötzlich den halblauten Bor
schlag, man solle doch das Kleid zu dem
bekannten Fleckenreiniger Putzmeier
schicken. Säuerle fährt erst beleidigt
auf; dann überlegt er und nicht lange
steht's an, da wandert die Robe zu
Putzmeier. Kurz darauf kommt sie
zurück tadellos gereinigt der Flecken
war verschwunden. Natürlich erfährt
die Schwägerin von diesem Zwischen
Vorgang nichts. Sie ist entzückt. Ter
Ruhm säuerle s ist in der ganzen Ber
wandtschaft n'U gefestigt. Als der
Professor aber einmal den Fleckenreini
ger. den er 'chon lang kennt. re?l. frag!
ibn so nebenbei, womit er denn den
Flecken herausgemacht habe. ,
Höchft einfach!" lächelte Putzmeier.
Mit Seife und Wasser!"
Mit Seife und Wasser?" stammelte
der Gelehrte verblüfft. Aber." ruft
er dann entrüstet, wo bleibt denn da
die wissenschaftliche Behandlung?"
Itt weife I,rsrtchter.
Der Bürgermeister von Schlauheim
ist keiner von den Dummen, und treu
besorgt für das Wohl der Gemeinde ist
er auch. Den Frieden zu erhalten zwl
chen den Bürgern, und wo er fehlt, ihn
zu stiften, ist fein höchstes Streben, und
dazu bietet ihm sein Amt als Torfrich
ter die beste Gelegenheit. Lebt da im
Dorfe auch ein Bürger mit Namen Ha
bermutz. Der braucht sein HauS nicht
ganz für sich: deshalb vermiethct er
eine Wohnung an nickt so vortheilhaft
Gestellte. Eben hat er einen Miether,
der im Zahlen nicht pünktlich ist, und
dem hat er deshalb die Wohnung ge
kündigt. Doch der rührt sich nicht, son
dern bleibt ruhig weiter wohnen. Da
muß der Habermutz klagen, und zwar
beim Gemeindegencht.
chnell ging s wohl da nicht; doch
nach monatelangem unablässigem Trän
gen deS Klägers erläßt der Bürgerin!
ster die Entscheidung, die den Undank
baren Habermuß zu dem unüberlegten
Schwüre hinreißt: Den wühl' ich nim
mer!" Sie lautet:
Der Habermutz wird mit seiner
Klage abgewiesen.
Erstens: der Habermutz ist ein ver
mögender Mann, der eS gar nicht nöthig
hat, an Andere zu verniicthen. Hätte
er es nicht gethan, so wäre der Verklagte
nicht hineingekommen.
Zweitens: der Verklagte ist ein armer
Mann, aber ehrlich und würde schon
die Miethe bezahlen, wenn er nur Geld
Hütte.
Drittens: dem Habermutz wäre nicht
gedient, wenn man den Miether aus
wiese. Jener würde nur sofort wieder
an einen andern vermiethen, mit diesem
dann auch wieder Streit bekommen und
gegen ihn Klage führen eS soll aber
Friede herrschen in unserer Gemeinde
und nicht prozefstrt werden.
Da indianische Gift Maschi.
Tie Serekongs, ein brasilianischer
Jndiancrftamm,' der die nordöstlichen
Abhänge des Pacaraimagcbirges in
einer Anzahl von etwa 500 Seelen be
wohnt, sind die Erzeuger des furcht
baren indianischen Giftes, genannt
Maschi. Dieses Gift, das ein eigen
artiges Aussehen hat. wird aus der
Wurzelknolle einer Pflanze bereitet
Tie Knolle der Pflanze wird an der
Sonne getrocknet, sodann zu ganz
feinem weißen Pulver gestampft und
das nunmehr fertige Gift in einem
Federkiele aufbewahrt. Die Knalle
selbst ist so giftig, daß man sie zu be
rühren sich scheuen muß. da schon ihre
Berührung ein heftiges Brennen und
schlimmen Hautausscklag zur Folge hat,
Das Gift wirkt je nach den Dosen,
in denen es gegeben wird. Ter damit
Vergiftete kann ktoch monatelang, all
mählich abzehrend, fortleben, bis er
eines qualvollen Todes stirbt, oder er
kann auch schon innerhalb einer Stunde,
unter furchtbarem Brennen in den Ein
geweiden und heftigen Krämpfen, sei-
nen Geist aufgeben.
Der Indianer streut dieses Gift U
nein Opfer, das er während des Schla
fes beschleicht, auf die Lippen oder un
ter die Nase, damit es von diesem ver
schluckt oder eingeathmet werde. Oder
er kredenzt es dem arglosen Opfer bei
einem Trinkfeste, indem er daS Gefäß
dergestalt hält, daß der Daumen in
dasselbe taucht, wodurch das unter dem
Daumennagel verborgene Gift im &t
tränk sich auflöst.
Regertreu.
Vor Kurzem wurde in Flensburg ein
junger Neger begraben, dessen Leben
mit seiner großen Aufopferung und
treuer Liebe manchen Europäer zum
Vorbild drenen könnte. Der Neger,
welcher den Namen Schanisch führte
und in Deutsch-Oftafrika geboren war.
wurde dort von dem jetzt in Flensburg
ansässigen Polizeisergeanten Herdecke in
Dienst genommen. Schanisch hing mit
großer Liebe an seinem Herrn. Ein
mal, während eines Kampfes, drangen
drei Mann auf den Sngeanten ein.
Er schien verloren, als Schanisch sich
blitzschnell zwischen die Kämpfenden
warf, den Einen hinderte zuzuschlagen
und den Anderen durch einen Pistolen
schütz kampfunfähig machte. Später
wurde der Sergeant sehr krank; er
wurde ins Lazareth gebracht, wo er 14
Tage ohne Besinnung lag. Als er wie
der zu sich kam, sah er den Neger auf
dem Boden vor seinem Bette fitzen. Der
Neger hatte die ganze Zeit für seinen
Herrn gewacht oder vor seinem Bette
gelegen. Schanisch reiste dann mit sei
nem Herrn nach Flensburg, wurde hier
aber von einer Lungenkrankheit ergrif
fen, an welcher er trotz sorgfältigster
Pflege bald gestorben ist.
in Glück.
In Eurer Garnison sind ja wohl
alle Waffengattungen vertreten?"
Köchin: Ja, ein wahres Glück, daß
das Herz mehrere Kammern hat."
Rücksichtsvoll.
Soll ich diesen
Lehrling:
Herrn
rasiren?"
Barbier: Nein, den andern.,
dieser Herr ist Familienvater!"
lCt macht si da.
Mit dem Baron bin ich böse, ob
wohl er mich den ganzen Abend fixirt.
sehe ich ihn gar nicht an!"
So. wie kannst Du denn sehen, daß
er Dich fortwährend fixirt?"
Im Vureau. ,
Chef: Stören Sie mich nicht und
fragen Sie nicht immer!"
Buchhalter: Bevor ich eine Dumm
heit mache, frage ich lieber Sie. Herr
Prinzipal!"
Trkannt.
Süffel (in den Alpen, zu seiner
Gattin): Tu. Alte, ich werde da ganz
schwindelig, komm' lieber in'S Hotel,
ich hab' auch Hunger!"
Gattin: ,O, bist Tu ein alter
Schwindler!"
Vefiirchwng.
Ist die Bettstelle auch fest?"
Gasthausbcfitzer: Sie wird Sie
wohl tragen können, Sie wiegen doch
nicht so schwer."
DaS nicht, ich habe aber einen
blcicrnen Schlaf."
Erklärt.
Ihr Bruder hat doch so viel Geld,
und Sie haben kaufmännische Kennt
nisse, warum fangen Sie denn nicht
mit Ihrem Bruder zusammen ein Ge
schüft an?"
Weil mein Bruder ein Men ch ifl,
mit dem nichts anzufangen ist."
Erklärung
Sohn: Papa, was sind denn
der
einigte Streitkräfte"?"
Vater: TaS ist Deine Mutter und
Deine Großmutter, wenn ich mal
etwas spät nach Hause komme. So
nun geh' spielen!"
Begreiflich.
Was doch das Fräulein Wilhelmine
für prachtvolle Zähne hat!"
Ja, die hat sie von ihrem ater."
So, hat der auch solche schöne
Zähne?"
Das nicht, aberer'ift Zahnarzt!"
Aus der Schule.
Lehrer: So, nun hätten wir die
Thiere in verschiedenen Klassen ein
getheilt jetzt sage mir schnell, kleiner
Kurzmeier, wozu gehört der Häring?"
Kleiner Kurzmeier (rasch): Zu Pell
kartoffeln!"
Sicheres Zeichen.
Sie: Ich habe wieder etwas zu kau
fen vergessen."
Er: Das habe ich mir gleich ge
dacht!"
Sie: Warum haft Du Dir denn
das gedacht?"
Er: Weil Du noch etwas Geld mit
nach Hause gebracht haft."
Fidel.
Richter: Na, Angeklagter, da sehen
wir uns ja mal wieder."
Angeklagter: Ja, da könnten wir
zur Feier des Wiedersehens ein paar
Schoppen schmettern."
Auskunft unter Vorbehalt.
Karlchen: Papa, was ist denn ein
Junggeselle?"
Papa: Ein Junggeselle ist ein be
neidenSwerther Mensch, aber sage eS
nicht der Mama!"
OogelkunSe schwach.
Vogelhändler: Also Ihre Nachtigall
müssen Sie mit Ameiseneiern füttern,
das ist ihr sehr gesund."
Kundin: Schön. Weich oder hart
gekocht?!"
Ein Gemüth.
Sie: Ich glaube. Tu haft mich nur
geheirathet, weil ich von meiner Tante
ein großes Vermögen geerbt habe."
Er: Nein, mein Kind! ich hätte
Dich auch genommen, wenn Tu eS von
irgend einem Andern geerbt hättest!"
Widerlegt.
Madame (von der Reise zurückkeh
rend): Tie Blumen auf dem Balkon
scheinen' Sie aber selten begossen zu
haben, Anna?"
Dienstmädchen: Oho. es sind allein
vier polizeiliche Strafmandate gekoin
men, weil ich den Leuten unten Wasser
auf den Kopf geschüttet habe."
Bei den Kannibalen.
Erster Häuptling: Da lese ich eben
aus Indien: in einer Stadt leben
50.000 Menschen und haben nichts zu
essen."
Zwnter Häuptling: ..Solch' Unsinn!
50,000 Menschen und nichts zu essen!"
Schlimmer.
Wirth (aufgereat): ..Sie müssen so
fort mitkommen, Meister, mein Musik
automat ist laput!"
Mechaniker: Ist's denn so schlimm,
wenn er einmal eine halbe Stunde
nicht spielt?"
Wirth: I bewahr. . . . aber erspielt
immerzu!"
Na dann.
Mann (ängstlich): Tu komm aus
der Küche!? Tu wirst doch nicht etwa
kochen!?"
Frau: Doch. Männchen. Bare
wasser!"
Wer alles Glück in der Juaciid
genießen will, dem bleibt für's W.ia
nur das Unglück übrig.