Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 26, 1900, Image 11

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    hviran und der Greßherzoz
ten Gldenhlrg.
ver .oisvajm 31a.- ittcit mx
tilgende Geschichte vom verstorbenen
Vrcfcyerzog:
Eines ZagkS verbreitete sich in mki
ncnt heimathlichen Heidedorf die Nach
licht, der junge Eroßherzog werde am
anderen Morgen durch AHIHorn kom
neu. Zur b?stimmtei, stunde war an
dem infamen Pofthaufe dort eine an
fkhnllche 'Volksmenge versammelt, (is
waren Bauern der Umaegend, stimmt
lich wohlhabende Landwirthe, die nichts
ton dem Dürften wollten, fondern die
kS drängte, ihn ftumm und ehrerbietig
zu begrüben. Abseits von dem Hau
jen ftand einsam ein alter Mann. Er
trug mächtige Holzschuhe an den Füßen
und trog der brennenden Sonne eine
Juchspelzmütze auf dem spärlichen
treiben Haar, lr mutzte weit herge
kommen sein, denn nur der Poftmei'
stet OltmannS kannte ihn. OltmannS
freilich kannte jeden Menschen. Alt und
Jung, in mcilenferner Runde. Und
OltmannS trat jetzt zu dem Einsamen
und Bcnajsenen.
Krischan, waS willst Tu hier?"
Ich will Ihm was sagen."
.So. was willst Tu denn sagen?
Sie wollen mir die Pension nicht
giben."
Ja, hast Tu denn da? auch aufge
schrieben?"
.Aufgeschrieben?" Ter alte Mann
starrt den Postmeister hülfloZ an.
Nein, so viel kann ich nicht schrei
ton."
Ein Lächeln huscht über deS braven
PsstmeisterS Gesicht. Thut auch nichts
Krischan. sag's ihm nur und ich will
'Dir helfen.
Wenige Minuten später hielt der
Hofwagen vor dem Pofthause. In dem
JondZ des Wagens lehnte ein junger
Herr, frisch und gesund wie Rosen
und Apfelblüthe. Alle Mützen flogen
ton den Köpfen, und nickend und
lächelnd ermioerte der Großherzog den
tirfurchtsvollen Grufz. Tann trat der
Postmeister an den Wagenschlag und
meldete, da frische Pferde bereit stan
den. Und nun fügt er hinzu: Ein
crmer Schäfer bittet um Gehör", und
mit einem kräftigen Ruck bringt er
Krischan an die Wagenseite.
Krischan zieht seine Pelzkappe vom
Kopfe. Der Schweik rinnt ihm über
das verwitterte Gesicht, und nur müh
fern brinat er seine Worte hervor. Ter
Halö ist ihm ja wie zugeschnürt. Herr
Lcndesvater." stottert er. sie wollen
mir die Pension nicht geben."
Welche Pension?"
Die von Waterloo."
.Und warum nicht?"
Die Schreiber in Pechta sagen, ich
hatt? genug bekommen, und die Sache
müsse endlich ein Ende haben.
Wie lange hat man Ihnen die Pcn
fin entzogen?"
Ich habe seit vier Monaten nicht?
mcbr bekommen."
Und wie viel beträgt die Pension?"
Dre, Thaler monatlich."
Krischan, ist das Alles so, wie Si,
cekagt haben?"
Herr Landesvater, ganz wahrhaft
8 s." . . . .
. Krischan, dann steht das jetzt ein
bischen schwach?"
Ich bin ja nur ein Schafer; mit
dem Strümpfeftricken will das nicht
recht mehr, denn die Finger ftnd zu
steif."
D Großherzog langt in die Tasche.
Krisckan. hier ist vorläung etwas,
Und nun gehen Sie ruhig zu Ihren
Schafen: die Pension kommt."
T Wagen rollt davon; Krischan
ober steht wie gebannt und besieht sich
seinen Schatz. Zwei blanke Doppel
Louisdor! Und Gold sieht er doch nur.
wenn sein Bauer nach dem Wollver
kaufe vorsichtig die Pistolen der ftänd.
ler wägt. Fassungslos geht er endlich
und vergitzt sogar dem Postmeister t
nen Tank zu sagen.
Meniae Wochen später keucht der
Postbote in glühendem Sonnenbrande
durch's Torf. Er kam nur zweimal
teiAentlid). am Mittwoch und &onn
cbcnd. um seine Briefe im Wirths
taufe neben der Kirche abzugeben; dort
mochten sie lagern, bis sie abgeholt
wurden, nachdem es sich herumgespro
chen hatte, für wen ein Schreiben an
gelangt sei. Nun aber war es Fi
tag; .es mußte also etwas Außcrordent
lkches geschehen sein. Poppken," frag
Un desmeaen auch die Bauern. waZ
iß denn loS?" Was loZ ist?" Aer
gerlich trocknete sich der Postmann das
triefende Gesicht. Ich muß nach Schar,
rel; dort ist so ein dummer Schäfer,
der hat seine Pension nicht gekriegt und
die mutz ich ihm bringen?"
.Aber Hütte das nicht Zeit bis mor
tzen gehabt?"
Nein, es muß expreß gestellt wer
den."
Und seufzend geht der Mann der
Haide zu; es war ja auch zu verdrieß
lich daß selbst ein armseliger Schäfer
der' grotzherzoglich oldenburgischen
Staatspoft unangenehm werden konnte.
Am anderen Tage ftand Krischan
i einem Vorzimmer deS großherzog.
lichen Residenzschlosses zu Oldenburg.
Ein schwerer Nachtmarsch lag hinter
ihm, und dennoch reckten sich kräftig
die elten Sehnen in den Schuhen. Er
muß den Großherzog sprechen, und er
wurde auch vorgelassen. Herr Lan
deövater." sagte er glücklich, ich habe
die Pension, ganze 12 Thaler, und nun
will ich zurückzahlen." Und vorsichtig
wickelte er die zwei Goldstücke o::3 einer
Unmasse Papier und hält sie dem
Großherzog hin. Ter aber lacht: Qri.
schan. h war da- nicht gemeint. Das
Geld behalten Sie zur Erinnerung an
den LandeSvater. Und auf meine
Kosten ''ahren Sie mit der Post zurück,
OltmannS wird sich ja auch freuen.
wenn er Sie sieht." Und Krischan
geht; doch selbst im Postwagen konnte
er die ache noch immer nicht begrei
sen. denn e etwas war ihm tn fei
nem ganzen langen Leben noch nicht
geschehen.
Unerhörte Frechheit.
enden, of John Ritsch. Esq.,
Großer Neu Zjork.
Mister Editcr!
ES wern jetz immer Witz un JokeS
gemacht üwwer de Mann, wo vun seim
Bäby verzählt, wie schmort daß deS
wär un waZ deS sor schmarte achc
ge'agt un ezetercr. TeS
iS nämlich aach schrei
lich un so Leit sollt
mer gar net in pöblik
Plätz enei losse, denn
se spoile Eim de beste
Tnn! mit ihr m läng
weilige Geschwätz vun
ihr'm Bäby, denn eS
intcreftet keen Mensche,
wa so e Fratz thut
un sagt.
Jetz of course mit
meimEnlelkmdche.dem
ganz kleine Johnnyche
John Tobbe.Tkchu,
nior) is deS was Anno
res. TeS Kindche iS nämlich werklich
so schmort, daß mer s net glaade tollt.
wann mer S net selwer sehe thät,
Espefchelli in alle Tinge, wo es uff'8
Este und Trinke enauSgehi. Te,
Kindche iS jetz erst e Jahr un e Berte!
alt, aber waS des schun for Tricks
kennt un was es for so schmarte Sache
segt, des bietet Einiges. Ich glaab
noch net emol. daß Ich selwer in dem
Alter schun so schmart war. Wann
Sie wolle. Mister, Ediler. könne Sie
Mich emol en Tag die Woch treffe un
dann verzähl Ich Jhne all die sonnige
i?ache. wo des Kindche seit feiner Ge
burt schun gethan at. Wann Ich an
eim Nachmittag net fertig werd, dann
könne mir ja am nexte Tag Fortsetzung
folge losse. Ich geb Jhne sogar das
Priwilcdsch, en Leader üwwer des Kind
als Exämpel vun deitschamerikanifchcr
schmarthcit ze fchrciwwe.
Ich thät Jhne qlei jek for de Bene
ftt vun Ihre Lee? e Paar vun die
neieftc Tricks, wo des Kindche ausae
sonne hol, verzähle. Ich hab awwer
kei Zeit, weil Ich Jhne waS verzähle
mutz vun wie weit die menschliche Frech
heit gehe kann.
Ta setz Ich nämlich nemch in eme
Platz un trink en Schoppe un da fetzt
sich e Mann zu mer her und bestellt
sich aach en -choppe. Er fegt zu mir:
Schön's Wetter heint." V es, Sir.
sag Ich, wunnerschö." Tas heißt,"
segt er, es is e bißle staubig, mer kann
kaum aus die Auge gucke, eigentlich is
es e schreckliches Wetter." , es. Sir,"
sag Ich, ,, fürchterlich." Tadorch fein
mer in e Gespräch gekimme. Ich weeß
nimmer, was er grad gesagt Hot, Ich
glaab er Hot vun der Päris-Weltaus
stellung was gesagt, un da sag ich:
TeS nmeindt Mich an mei Enkel
kindche. das Hot heint e Stückche gelie
fett, des muß Ich Jhne verzähle '
Weiter sein Ich net gekimme, denn der
Mann Hot Mich net ausrede lone, on
nern seggt. erst müßt Ich höre, was sei
Mädche, wo nämlich erst e Jahr alt
wär, geliefert hätt. So e Frechheit!
Was kimmert Mich dann dem fei
Mädche? Also Ich sag ganz ruhig. Ich
wär much oblidged, awwer die Story
thät Mich net intereste un damit hen
Ich Mich an en annere Tisch gesoe,
wo sich in der Zwischezeit e Mann, wo
Ich kenn, hingc'otze Hot. Ter srogt
Mich, was der Mütter wär, warum
da Ich Mich vun dein annere Uiscy
weggesetzt hätt. Ich sag ihm, daß da
Einer vurt die langweilige Kerl gcsotze
gehatt hätt', wo die Leit mit Stories
vun der Schmarthcit vun seim Bäby
zur Verzweiflung treibe. Ta hätt Ich
aach recht geyatt. seggt der. des war
aach des Forchterlichfte, was es gemwe
thät, espefchelli for Leit, wie er, wo
kei Kinner hätte. Er felwer, seggt er.
hätt aach kei Kinner. Awer er hatt en
Hund, wo einige Mensche an Schmart
heit biete könnt, un vun dem Hund
müßt er mer schnell e Geschichtche der.
zähle, was der gestern gethan hätt. Ich
hör mer aach die Gefchicht an, weil
Ich gedenkt hen. Ich thät nachher des
Geschichtche vun dem neiefte Trick vun
meim Enkelkindche anbringe.
Was denke Sie. Mister Edlter? Wie
der Kerl fertig war mit seiner Hunds-
geschickt un Ich hen mit meiner Bäby
geschicht anfange wolle, da fängt der
Kerl an mit erer annerer Hundsge
chjcht. un wie er damit fertig war, Hot
er Mich wieder net ze Wort timme losse
un Hot noch e Geschicht vun seim Hund
angefange. TeS hab Ich awwer nim
mer stände könne. Ich sein ufsge.
vrunae un den l'ciq an en annere
Tisch gk'otze. wo in der Zwischezeit
noch e Mann sich hmgesotze Hot. den
Ich aach gekennt hat.
Ter Hot Mich aach gefragt, warum
Ich Mich vun meim Frent weggesetzt
bätt. Ick den em verzählt vun dem
Kerl, der Mich mit seine langweilige
Hundsgeichichte angeäkclt hätt. Ja.
eggt der, des war aaq syresiiq. un j
er wißt üwwerhaupt gar net. waS die
Leit an Hund sinne könne. Katze wärn
viel nettere Thier und wann fe richtig
behannelt wern viel schmorte? wie
Hund. Er frr Insten, hätt k Mal
tieS Katz, wo einige Hund biete könnt.
Ta müßt er mer was verzähle, seggt
er. waS die Katz gestern vollbracht hätt,
deS wär der Mühe werth. eS ze hören.
Ich sein uffgesprunge. hen mer die
Ohre zugehalte un sein wieder zu dem
erste Mann zcrück. wo noch dagesotze
Hot un hen gesagt, er sollt exkuhse.
daß Ich fort vun em gegange wär. Ich
hätt blos meim Frent am annere Tisch
waS sage wolle, un jetzt wär Ich ready,
die Geschicht vun seim schmarte Bäby
ze hörn.
Jetz denke Sie, Mister Editer. waS
der Mensch die Frechheit gehabt Hot,
ze sage: Er hätt gar kei Bäby un er
hätt blos so gesagt, um Mich ze der
hinnern, mei Geschicht vun mein Enkel
kindche zu verzähle oder womöglich
Mich vun seim Tisch ze vertreibe, da
mit er fein Wei in Ruh austrinke
könnt. TeS hätt er erreicht un jetz thät
er gehe. Un damit iS er fort.
Ich aach! An eme Platz, wo so lang
weilige und dcrbci so freche Mensche
verkehre, hen Ich net länger bleibe
wolle.
Mit
herzlichen So lang sein Ich
Mit RigardZ
VourS
John Ritsch. Esq.
Zu wählerisch.
Tie Wittwcnvercine" find jetzt mo
dern. In einem solchen Berein befand
sich die Wittwe deS Agenten Henning,
in welcher Herr Körner, der Buchhalter
der Firma Schmidt & Ahlers, zum
Sterben verliebt war.
Ta ihm außerdem bekannt war. daß
der selige Agent der schönen Wittwe ein
anständiges Permögen hinterlassen
hatte, so trug er ihr eines schönen
Tages frischweg seine Hand an.
Ich bin nicht abgeneigt, Ihren An
krag anzunehmen." erwiderte Frau
Henning, nur eins ist mir störend
Sie dürfen es mir nicht verühkln "
Ich bitte dringend"
Sie waren vor einiger Zeit so
freundlich, mir eine Korrespondenzkarte
zu senden, auf der Sie mir zum Gc
burtstag Glück wünschten."
Wenn ich damit etwa aufdringlich
gewesen bin "
O bitte, Herr Körner, im Gegen
theil, ich war angenehm überrascht.
Auf dieser Karte befand sich Ihre
Photographie."
Verzeihen Sie, gnädige Frau, ich
hoste, sie nicht damit verletzt zu haben
Man erhält diese Photographien auf
Ansichtskarten jetzt überall, und als ich
gerade solche Karten in einem chau
fenfter sah "
Erlauben Sie, Herr Körner, die
Sache ist die, daß neulich meine kleine
Nichte diese Karte bemerkte und mich
bat, sie ihr zu schenken, weil sie weil
sie Mondscheinkarten sammle."
Herr Körner griff unwillkürlich nach
seiner Platte und errdtyete.
Tem wollen wir schon abhelfen."
murmelte er und verabschiedete sich.
sechs Monate lang brauchte er eben
so viele Haarwuchsmittel, mit denen er
seine Platte rieb, bis sich zu seiner
Freude endlich eine, wenn auch dünne.
Behaarung zeigte. ,
sobald er wieder vor die Tame sei
nes Herzens trat, erschrak diese.
Genügt Ihnen dies nicht, gnädige
Frau?" fragte er, verlegen auf die be
haarte Platte hindeutend.
Tas wohl, aber bitte, sehen Sie in
den Spiegel. Ihre Nase "
Wahrhaftig!" murmelte er für sich.
das miserable Haarwuchsmittel ist mir
beständig über die Nase geflossen und
es muß eine scharfe .äure darin qe-
Wesen sein " " -
Sie sehen, Herr Körner, es ist wie-
der ein Hinderniß da. Sobald diese
Nöthe verschwunden ist, gehöre ich
Ihnen."
Körners Nase, welche schon von
Natur röthlich schimmerte, war vielleicht
auch dadurch röther geworden, dab er
sich wochenlang vorher Muth angctrun
ken hatte, um den erneuten Angriff
auf das Herz der Wittwe zu unter
nehmen.
Ter Arzt, den er konsultirte, rieth
zur Enthaltung von geistigen Geträn-
ken, sowie zu einer Badekur. Körner
lebte genau nach den Vorschriften des
Arztes, und als er aus dem Bade zurück
kehrte, war von feiner Nafenrötbe nur
ein kleiner Rest geblieben.
Natürlich, eilte er sofort zur Wittwe
Henning.
Wie schlank !sie geworden sind!"
war ihr erster Ausruf.
.Freilich." sagte Körner veranüat:
zwanzig Pfund habe ich auch während
der Badekur abgenommen."
Das ist mir nicht angenehm. Ihre
Nase ist zwar normal geworden, aber
Sie sahen früher viel stattlicher aus.
Wenn Sie wieder Ihr früheres Gewicht
erreicht haben werden, sprechen Sie
dann bei mir nochmals vor.
Adermals wurde der Doktor konfiil
tirt. der eine Nachkur im Luftkurort
empfahl. Wieder gehorchte Körner und
kehrte bald mit einem stattlichen
Emtxmpmnt. zurück.
Frau Henning bemerkte seine Rück
kehr und wunderte sich, daß er nicht so
sorr zu iyr eme. feie chneb es ferner
Angst zu. daß er wieder eine Abwei
sung erfahren könne, und theilte ihm
daher in einigen Zeilen mit. daß sie
mit feinem jetzigen Aussehen zufrieden
fei. Zu ihrer Uederrafchung erhielt sie
umgehend folgende Antwort:
Gnädige Frau!
' Allerdings ist es mir gelungen, mein
AeußereS Ihren Wünschen anzupassen.
Ja. die letzte Nachkur ist sogar derart
glücklich verlaufen, daß nicht nur mein
AeußereS, sondern auch mein Verstand
erheblich zugenommen hzt. Diesem
Umstände ist eS zuzuschreiben, daß ich
mich mit einer jungen Tame verlobte,
die ich im Luftkurort kennen gelernt
habe. Ich verbleibe
Ihr ergebener Gustav Körn."
Frau Henning ist seitdem weniger
kriti'ch geworden.
arld.
Tie RingWettkämpfe in Berlin und
Wien haben daS Andenken an den be
rühmtesten deutschen Ringer wieder
wachgerufen, und unsere Leser werden
sicherlich mit Jntereffe von dem nach
stehenden Artikel der Wiener Allg.
Sp.'Ztg." Kenntniß nehmen:
Karl AbS, welcher durch eine ganze
Reihe von Jahren der weitaus stärkste
Bcrufs-Athlet Teutschlands war. ist
am 18. Februar 18l5. kaum 44 Jahre
alt. gestorben. Er erlag einer Er
krantung von Herz lind Nieren, welche
er sich bei dem Heben schwerer Gewichte
zugezogen hatte. Er war erst 12 Jahre
alt. als er zum ersten Male die Auf
mert'amkeit auf sich zog, indem er in
seinem Geburtsorte Groß-EodemS in
Mecklenburg den wüthend gewordenen
Gemeindeftier bei den Hörnern packte
und ihn zum Stehen brachte. AbS ge
nügte später seiner Militärpflicht bei
den Jägern und avannrte bis zum
Unteroffizier. Er nahm dann eine
Stellung in Hamburg an und trat
dort im Winter 188182 zum ersten
Male öffentlich auf, indem er einige
Ringer, welche bisher dort von Nie
mandem bezwungen worden waren,
spielend besiegte. Er durchreifte dann
Mittel-Europa und reihte Sieg an
Sieg, ohne jemals eine Niederlage zu
erleiden, ging dann nach Amerika und
trainirte dort bei Höfler. Hierdurch der
besserte er feine Technik so außcrordent
lich, daß er gegen das Ende seines Auf
enthalte in Amerika nicht nur der stärkste
und andauerndste, sondern auch einer der
technisch beftdurchgebildcten von allen
Ringern der Welt war. In Amerika
bezwäng er unter Anderen auch Bibby,
Muldoon und Tom Cannon. Tie ge
mefsenen besten Kraftleistungen von
Abs waren folgende: Einarmig: von
der Erde aus Hochreißen einer langen
Kugclftange 72,5 und 80 Kilogramm;
von der Erbe aus (also ohne Absetzen
bei der Schulter) gestemmt ein kurzes
Hantel von 92 Kilogramm; von der
Erde aus eine lange, senkrecht gestellte
Kugelstange durch Trick in Schulter
höhe horizontal gebracht und sofort
langsam gestemmt 100 Kilogramm: in
militärischer Grundstellung 50 Kilo
gramm dreimal langsam von der Schul
ter gestemmt; mit beiden Händen zur
Schulter gehoben und mit der rechten
Hand langsam gestemmt ein kurzes
Hantel von 100, 107,5 und 110 Kilo
gramm. Mit beiden Armen: a) mit
getheiltem Gewicht, und zwar in jeder
Hand 30 Kilogramm, langsam senk-
recht erhoben, dann horizontal seitlich
niedergelassen und langsam horizontal
nach vorn geführt. Mit schweren Ge
Wichten wie Zürk hat Abs mit getheil
ten Gewichten nichts öffentlich gezeigt
mit stoßen oder stemmen von der
der Schulter aus. In jeder Hand 50
Kilogramm, führte Abs vom herab
hängenden Arm aus, ohne an der
Schulter aufzuhalten, langsam in
gleichmäßigem Zuge stemmend, in
militärischer Grundstellung zur Hoch
ftreckhalti; b) lange Kuqelstanqe, 110
Kilogramm, mit Ruck zur Schulter ge
hoben und dreimal rein gestemmt; 130
Kilogramm einmal rein gestemmt; 150
Kilogramm einmal hochgcstotzen, fast
gestemmt. Ohne alles Geschirr und
ohne vorausistgangene Uebung machte
Abs 1881 folgendes Stückchen: Er trat
unter ein mittelgroßes, von allem Zeug
besreites Pferd und hob es auf die
Schulter, wie Metzger die Kälber zu
heben und zu tragen pflegen, und trug
es eine Strecke weit.
oldschmiedt als Kochkünstler.
In den Pavillons der Pariser Markt
hallen locken für ein billiges Geld von
drei Sous alltäglich ganz exquisite
Platten. Es sind höchst pikante Spei
sen, die von Leuten, die kein großes
Portemonnaie besitzen, mit Vorliebe
verspeist werden. Die Bereiter dieser
Mahlzeiten heißen in Paris Bijou
ticrs" (Goldschmiede), weil sie mit ib
rem Geschäft sehr 'viel Geld verdienen
und sich meistens als reiche Leute zurück
ziehen. Nach Jedermanns Geschmack
ist ihre Thätigkeit freilich nicht. Des
Morgens harren sie in den Kellerräu
men der Markthallen der Ankunft ihrer
von einem Groom geführten Wägelchen.
Gar seltsame Tinger sind das. Sie
bestehen aus einem großen Kasten, der
einen Blechkasten birgt, und hinten der
schlössen ist. Von Ponies wird er ge
zogen. Vor allen großen Hotels, vor
den Häusern der Minister, der Gesand
ten. der Elegants hält er in aller Frühe.
Auf daS Zeichen des Kutschers eilen
Diener und Köchinnen mit großen
Schüffeln voller Speisereste herbei und
schütten den Inhalt in den Kasten des
Wagens. Ist er gefüllt, fährt der
Groom zu seinem Herrn in die Markt
halle. ES beginnt daS Sondern der
einzelnen Stücke und die Zubereitung.
Ragouts. FricaffeS. ganz auserlesene
Gerichte entstehen auS diesen Ueber
blcir4eln, die mit deS Pariser Geschick
höchst geschmackvoll arrangirt werden.
Solche Stücke, die gar nicht für Men
schen verwerthbar sind, werden zu ande
ren Goldschmieden" gebracht, die
daraus Hundemahlzeiten sehr geschickt
bereiten.. Solch eine Industrie ist nur
in Paris möglich. Tie Pariser ziehen
Delikatessen, deren Ursprung dunkel
ist. einer einfachen, aber anreizenden
gesunden Kost vor.
Si Zurnseft v,r 50 Ahr,n.
Seitdem in Teutschland geturnt wor
den, wurden alljährlich auf dem Feld
berg im Taunus volksthümliche Turn
feste gefeiert. Männer, wie Ernst M.
Arndt und Göthe haben diese Feste be
sucht. Sie entwickelten sich aus kleinen
Anfängen Im Jahre 1850 wollte
man dieses Turnfest zu einem Wander
feste machen. Man wählte Wiesbaden,
aber die herzoglich naffauische Regie
rung verbot die Feier. Man zog also
wieder auf den Feldberg. Sobald
man daS in dem Duodez Städtchen
Homburg erfuhr, rief der Landgraf
von HesseN'Homburg seine theilweise
beurlaubte Kriegsmacht zusammen,
um den Feldberg militärisch besetzen zu
lassen. Jeder Soldat erhielt 40 scharfe
Patronen. Tie nassauifche Regierung
schickte acht berittene Gendarmen, dul
dete die Turner aber auf ihrem Gebiete.
Mit dem Sonnenaufgang erschien die
homburgische Armee mit gespanntem
Hahn und säuberte daS homburgifche
Gebiet. TaS Fest, zu dem viele Frank
furter, Offenbacher und Wiesbadener
Turner erschienen waren, verlief schön.
Friedrich Stoltze. der Frankfurter
Dichter, verherrlichte es durch folgende
Verse :
Einem hohen Potentaten
Wird von seinem Hof verrathen,
Daß der Feldberg in Gefahr.
Treimalhunderttauscnd Turner,
Torteweiler und Eschburner
Rücken an in großer Zabl.
Als er dieses hat vernommen,
Llkß er gleich zusammenkommen,
Sein' General und Feldmarschall,
Er thät sie recht instruiren.
Wie man sollt' die Truppen führen
Und die Turner greifen an.
Tort auf dem BrunhildisSteine
Saß ein Turner ganz alleine,
Ter dem Heer verdächtig schien.
Und der Feldherr zog den Tegen,
Greist ihn!" rief er kühn verwegen.
Greifet ihn und bindet ihn!
Toch der Turner hielt's gerathen.
Seitwärts in die and'ren Staaten
Friedlich sich zurückzuzieh'n
Ob er an dem Berg gerüttelt,
Ist noch nicht genau ermittelt.
Keiner konnte fangen ihn.
Max der Knicker.
König Max I. von Baiern ging eines
Tages gegen Mittag in München im
Englischen Garten spazieren. Auf einer
Bank in der Nähe eines der Teiche saß
ein zunger Mann, eifrig mit der Lek
türe eines Buches beschäftigt. Ter
König nahm an seiner Seite Platz und
fing ein Gespräch mit ihm an. Gar
bald erfuhr der Monarch, daß der junge
Mann em lstudent war. Aber wes-
halb gehen Sie denn nicht zu Tische,
junger Herr?" fragte König Max.
Es ist ja schon zwölf Uhr vorbei."
Lächelnd erwiderte der Student. ..Ver
ehrter Herr, bei mir muß sich der Magen
nach meiner Börse richten. Meine Mit
tel erlauben mir nicht, daß ich heute ins
Gasthaus gehe." Kopfschüttelnd versetzte
König Max: Allein warum wenden
Sie sich, wenn Sie bedürftig sind, nicht
an den König? Wie ich höre, unterstützt
der König junge, strebsame Leute von
Herzen gern." Ter Student lachte laut
auf. Mein Herr," rief er belustigt,
Sie müssen hier wohl fremd fein,
sonst würden Sie doch wissen, daß von
dem Knicker nichts zu bekommen ist."
Ter König lächelte still vor sich hin und
entgegnete dann: Ach, das ist mir neu!
Von der Se,te kenne ich den König noch
nicht." Bald darauf erhob sich König
Max, fragte den Studenten beiläufig
nach seinem Namen, grüßte freundlich
und entfernte sich. Tags darauf wurde
der junge Mann zum Rektor der Uni
versität gerufen. Tiefer eröffnete ihm,
daß ein hoher Herr angelegentlichst nach
ihm sich erkundigt und ein versiegeltes
chreiben für ihn zurückgelassen habe.
Der Student erbrach das Siqcl und
begann zu lesen: Vierhundert Gulden
schickt Ihnen anbei mit dem Ver
sprechen, in den nächsten Jahren die
gleiche Summe Ihnen zu spenden, Ihr
wohlgeneigter König Max der Knicker."
Eine ftolz Aufschrift
trägt das Grab des am 27. Juni 1722
verstorbenen Herzogs von Marlborough
in der Kapelle Heinrichs des Siebten
der Londoner Westminstcrkirche. der
faßt von dessen eigener Gemahlin.
Sie lautet: Hier liegt Herzog Johann
von Marlborough. der niemals eine
Schlacht lieferte, ohne sie zu gewinnen,
niemals eine Stadt belagerte, ohne sie
einzunehmen, niemals irgend etwas
anfing, ohne es zu einem glücklichen
Ausgange zu bringen. Wer du auch
fein magst: wenn du' frei bist, so ver
dankst du daS dem Herzoge John von
Marlborough."
Tie Liebe macht blind, das ist richtig.
aber die Blindheit macht auch Liede.
Erster Veanke.
Kürst (zu einem Straßenarbeiter.
der die durchgegangenen Pferde auf'
hielt): .Ihr habt mich durch Euer ent'
schlosseneS Eingreisen möglicherweise
vor einem schweren Unfall bewahrt,
habt Tank für die muthige That und
nehmt alS kleines Zeichen meiner Er
kenntlichkeit hier diese goldene Tose,
gefällt sie Euch?"
Arbeiter (schmunzelnd die Tose de
trachtend): O ja. wieviel kriegt man
da wohl drauf, wenn man s' versetzt?"
starker Tabak.
Sie rauchen wohl furchtbar
starken
Tabak. Herr Förster?"
Na. ich sage Ihnen, wenn ich da
zehn Rauchringeln blase und meinen
Spazierftock wagerecht durchstecke, bleibt
er drin hängen'."
Vtt galante Richtn.
Richter: Wie alt. Zeugin?"
Zeugin: Fünfundzwanzig!"
Richter (streng): Zeugin, ich mache
Sie auf die Folgen deS MeincidS auf
merksam Sie können noch nicht
fünfundzwanzig Jahre alt fein!"
Die neugebackene tandLdeIftau.
(Frau von Eohn zu ihrem Guts
Inspektor): Und dann wollt' ich noch
sagen, daß mir die Eier von unseren
Hühnern zu klein vorkommen. Lassen
Sie dieselben etwas länger im Nest
liegen, damit sie größer werden!!"
'Unüberlegt.
Naturgeschichtsprofessor: Müller,
beschreiben Sie mir einmal die Gestalt
des Kameels."
Müller: Entschuldigen Sie, Herr
Professor, ich habe noch nie ein Kameel
gesehen."
. Professor: WaS. Sie fauler Kerl?
Und das sagen Sie mir in'S Gesicht!"
Lr abnt etwas.
Sie: Ader Max. ich begreife Deine
Eifersucht nicht; ich halte es mit Dir
doch besser, als mit irgend Jemand."
Er: Ja, ja, ich glaube, Tu hälft
mich sogar zum Besten!"
Höchste Bequemlichkeit.
A: Ich an Ihrer .Stelle würde mir
eine elektrische Sicherhcitsanlage vom
Laden nach dem Schlafraum machen
lassen."
B: Na, das wär' ja noch schöner,
ich werd' mich doch von den Herren
Spitzbuben nicht auch noch im Schlaf
stören lassen!"
vergeßlich.
Sie: Was, Tu kommst schon wie
der so spät nach Hause?! Und hast nicht
einmal eine Entschuldigung?!"
Er: Siehst Du, Frauchen, ich hatte
eine ausgezeichnete, aber ich kann mich
beim besten Willen nicht mehr auf die
selbe besinnen."
Eingegangen.
Studiosus: Jedesmal, wenn ich
einen Gcldbrief bekomme, gebe ich dem
Briefträger ein reichliches Trinkgeld.
Ich thue damit ein gutes Werk, denn
der Mann ist ein armer Schlucker,
Wittwer und Vater von acht Kindern.
Was meinst Du denn, Onkelchen, möch
teft Du nicht auch einmal hm
zum Wohlthäter an dem Manne wer
den und hm Veranlassung geben,
daß er eine kleine Unterstützung be
kommt?"
Onkel: O, warum nicht? wo wirk
liche Noth ist. helfe ich gern. Ich werde
ihm heute noch 50 Mark schicken!"
Nicht auf sich bezogen.
1. Leutnant: Also, das ist
ihre
Braut, bencidenSwerther Kerl!"
2. Leutnant: Bitte sehr, meine
Braut ist aber kein Kerl!"
Abgeführt.
Junger Mann: Nein, Fräulein,
wie sie von erzen lachen können!"
Junge Tame: Sehen Sie. erst vor-
gestern sagten Sie, daß ich herzlos sei."
sonderbar.
Zimmermicther: Ich weiß wirklich
nicht, warum mich meine Hauswirthin
seit vier Monaten immer so eigenthüm
lich ansieht, sollte sie etwa die Monats
miethe haben wollen?"
Die kiauptsache.
Also, der junge Smith hat endlich
einen Beruf erwählt?"
So? Was' ist er denn geworden?"
Dichter."
Nanu! Hat er denn die Fähigkeiten
dafür?"
Gewiß; sogar, die allerbedeutendsten
er hat einen Erbonkel."
' Sichere Quelle.
Die kleine Emma: Ach, Sie kom
men gewiß wegen der Miethe; die hat
Mama vergessen 'rauszulcgen."
Wirth: Woher weißt Tu denn
das?"
Emma: Ja, Mama hat mir's ge
sagt, im Fall Sie kämen."
Bosheit.
Richter: Sie müssen ja aber dc
Michclbauer eine fürchterliche Ohrfeige
gegeben haben."
Angeklagter: Nur eben angerührt
hab' ich 'ihn."
Richter: Wie kann er dann aber f,
anschwellen?"
Angeklagter: Ach. thut er au purer
Bosheit!"
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