Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 19, 1900, Image 6

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    JOfcSCSÄltSL S'&3E9Saat0a.3L13.25GigrOX
Deutsche .:' Aamnschuke!
Großer Vorrilh dn Beste CorKn eon OiA inb Wald
Mime, Wittb,a. Semn. und Ll,mvs'räuttt. Eör
!,chk QualiiSi. ehrliche Lkdiinung id vxdiigeikise. Z. .
oertdtlte PfirflchbSume e,
Kirschen oder Pflavmen 15 p r Stück
Nnsflsche Mauldeer, 12-18 Za. 25c x ioo
Lei Order va wruigsten $10 bezahle ich FrSchtkostea. Ka
teloge frei. Schreibet deutsch ooer englisch.
Carl Sonderegger,
(Bei Bestellungen e, wähne man diese Blatt.)
The Union Fire Insurance
Lineol,,,
,q die einzige Gelellschaf! für LiidmirtHe. die in NebraSka untr dem Gefttz? von
187J organistrt ward.izr G.'schZlt bereidt und die Histdar'eit der Policen.Zn,,,.
der beschlSnkt. In keinem glle kann ei Mitgliek dieser Mellfajjft gezwunzen
werde, mehr all den to seinem Prämien Certifikzt bezeichueten Betrag ährend
ein1 sSnsjährigkn Termin zu zahlen. Seit der Gründung der Gesellschaft vor 13
Johien. Hit kein Beriicherter den gant., in seinem PrämieN'Contrik, anqkg'be
nen Betrog zu zohlen brauchen, ußer Versicherung von ffarme genthum ver
sichert diele Gesillschast alleinstehende irchen. Schulbusrr. Wohnhause? mit TOe
bilien in Dörfern und Städte nach dm jährliche jsement Plan. D Gesell,
schaft schütz: Landroirtke. Pferde. Buggie und ferüeqeschirre in einem Leidstille
oder Fultersckeune lm Sta.te c.egen Jcu. Bl tz und Cyclone. wird jedoch sein in
rinem LeihsZalle behus Verkaufs untergebrachte ieh und andere Hindel,rkel
ve,silern. ffiarurn soll man Prämien S Jahre im Vorau befahlen? Versichert
in der ältesten und solidesten einheimische Gelellscha't de Ätaatel und bezahlet
dafilr in jährlichen R ,ten. erden einige gut, Acienten gemanscht.
Home Ossie: Zimmer ti 47, Surr Block. Lincoln. Neb.
The Lincoln Flouring Mills
Me 9. und Y Sir , Lincoln. Keö.
3 Vknnd beste Patent Mehl und 10 PfunJ Kleie werden g'gen ein B'
el vom 60 Pfund gutem Weizen umzeiaucht.
ffutter, irqend einer Sorte, gemahlen oder umgetauscht.
Höchster Marktpreis wird für alle Sorten beneide bezahlt.
Achtung für die, welche Pfttdkgeschim
brauchen.
Fraget euren GeschirrrHlndler f&r Pferdegeschirre
ReitsSttel usw. angeferki! '
i&?pMm IBfros.
Lincoln Neb.
WZWW WKM&B
Leistungsfähigkeit 600 Barrels pro Tag.
WJG1T&1S&9 das berühmte Frühjahrs
Weizenmehl.
tW" Futter wird zu 2 Cent per Bushel. in Quantitäten von 20 BushelS. ge.
mahlen. ' CriCETE,
Krug Kabinct
abcrbicr.
LA. AeMSAcn
Fred Krug Brewing Go.
Olsi: ,7 Jacklv S'
Ielepl,e: Mo. 42.
Wttmann S Co..
Vr ?f !T P" E1 -
4-Geschirren, Sätteln,
Kummet. Peitsch stn
i flItt pnnit Gkibtgk,
ttr Kom. ck tüerztujj ch selbst.
143-145 südi . 1 0 St. tnw. vkvvK.
,radet t80
Dierks Lurnber & Goal Co.,
nrt Block. 12. ud O 2 traft
Wholosale
and Retall
w
p
m
f
ri i
J $
i,J3h
f
siWW.'fSi
in ii iiiiui im
, - "-WlVJ-tÄ
si
l'lillklil
ULllilll!
St und MlNneöpokS. Minn ud ,urSS I4.Z0; Dulu:h u zurück tIS 7,
afvto und Waseka.Minn. unv zurück l3; Supior,WiSe,und zurück $18 60
' Std, T'ckel Oisice Burlington Devot
Ecke 1.0 und O St . Tel. 235. 7. und P St., Telephon 25.
BEATRICE
I?,.
(früher gailburz)
Nedraöka,
Omaha, Neb.
An erb ex,ratr iMntMch
. und -
H0iz Kohlen,
hWV1iSSV1i
MIigeL5cu.sions
!) Denver und röck 13 2S
v . r . . n r r m
010. prinfl up uurua f 10 ns
II vueoio und juiucr 19 uii tr
Alenmood Ep. nd zurück t?1 5
M alt La?, n. Gaben a urflef 32
r'Eprngs T D nd zurück 17 S
ffuft. 6 SD, und jutüf 2195
Evem fisch, ED.. ,urcktzzZ
Theridan. SSuo, und zurück 7 85
Tk H'caUii m Du&i mx
ZriKm!.Usm, tea Arthr 2ff.
Caler Ättirini!
Nur ein paar u -f nie,? Zeilen.
n
iW
tin in einer vkmüidsvttsajkuNg. ilt
mir das Tenleri fast zur Unmöflichlkit
macht. AnsanjiZ nett t völlige Lctou
dng. Ls war. cli hätte mich ein Kcu
lcnschlag gcirofscii und zu Boten w
schmettert. Ich. ein Mörder! Ich sollte
kaltblütig, um niick z bereichern, einen
friedliche, schuldlosen, mir herzlich de
freuiidetkn Menschen meuchlings ermvl
dct huben ! Bin ich denn wuhnjinnig,
oder sind eS die Anderen ! - Mich selbst
möchte ich todten, um nicht das Furch
tcrliche ertragen zu müssen, dicsen Vcr
dacht, diesen unselige, entscplichen Ver
dacht. Aber ich darf nicht, mit einem
solchen Berdacht darf ich nicht sterben.
Ans tiefster Nolh schrei ich zu Tir:
erlak mich nicht. Ticirich! Hilf mir !
21'enn T noch einen Funken brüdcr
lichen (ilcfübls fiir mich host, so flehe ich
Tich an: komm' zu mir, Auge in Auge
will ich Tir betleiiern, daß ich schul
big bin. ja. daß ich ,u dem scheußlichen
Morde ebenso unschuldig bin, wie T
selbst. Nicht einmal in meinen geheim
steil Gedanken habe ich je an etwas so
Schändliches gedacht. Bei dem Anden
ken an unsere Mutter beschwöre ich Tich :
stehe mir bei. übernimm Tn meine Ber
theidigung. Tir wiro es gewiß gelin
gen, meine Schnlblosigkeit vor Gericht
zn beweisen. Mir ist, als möchte mir
der Kopf zerspringen. Komm', könn'!
(B erwartet Tich mit verzehrender
Sehnsucht
Tein unglücklicher Bruder
Bodo.
Ter Lesende war anf's Tiefste schlit
tert, (ir las abermals und las zum
drillen Mal den Brief und griff sich
mit instinktiver Geste an die Stirn, um
alle Kraft seines Urtheils zusammenzn
raffen. War das nun der ursprüngliche,
aufrichtige Berzweislungsruf eines Un
schuldigen, in dem sich jede Fieber cm
Port gegen den schimpflichen, ugerech
ten Verdacht, oder war es das Angstge
winsel eines Schuldbeladene, der sich
überführt sieht und nun mit ollen
Mitteln, die ihm zu Gebote stehen, seine
Rettung zu erkämpfen sucht?
Mit übermenschlicher Anstrengung be
mühte sich Tietrich, seine Erregung zn
bemeistern. Nach Fassung und Ruhe
ringend, schritt er eine geraume Weile
in seinem Zimmer auf und ab.
öffnete das Fenster und lehnte fich weit
hinaus, um die heiße Stirn von kühlem
Jrühjahrswind umfächeln zu lassen.
Tann kehrte er zn seinem Schreibtisch
und zn dem Briefe zurück, den er noch
einmal langsam, kritisch prüfend durch
las. Plötzlich sprang er heftig von sei
nein Stuhle auf. Ein Entschluß rang
sich in seiner keuchenden Brust empor.
Ja, dem Andenken seiner Mutter war
er schuldig, die Bitte des Flehenden zu
erhören. Hatte er ihr nicht gelobt, den
Brnder nie zn verlassen? War es nicht
seine Pflicht, von der Unschuld Bcdos
überzeugt zu sein, so lange ein Zweifel
an seiner Schuld sich überhaupt och
uufrecht erhalten ließ? Und wenn starke
Verdachtsmomente auch vorhanden
waren. Beweise waren es ja doch viel
leicht noch nicht. Wenigstens anhören
mußte er den Angeschuldigten doch, ;ihm
die Möglichkeit bieten, seine Schüldlo
sigkeit zu erklären. Zugleich mit diesen
Erwägungen fielen ihm verschiedene
Umstände ein, die für Bodo spra
chen. Würde Bodo am Zage nach
der That noch zu ihm gekommen
sein und vor ihm und Franzist von
dem Morde gesprochen haben, wen er
selbst der Urheber desselben gewesen
wäre? Und warum war Franziska, die
doch unter Bodos Leichtsinn lind Skru
pellosigkeit schwer gelitten, so felsenfest
überzeugt, daß der Angeschuldigte das
ihm zu Lust gelegte schwere Verbrechen
nun und immer begangen haben
könnte? War es vielleicht der feinere
weibliche Instinkt, der hier das Richtige
traf?
Franziskas Einteilt unterbrach den
Grübelnden und noch immer Uncnt
schlosseuen.
Papa ist da." sagte sie, darf ich
ihn hereinlassen?"
Tein Vater?"
Ja. Er möchte Tir gern ein paar
Worte fügen. " I
Tietrich nickte. Er war in weicher
Stimmung und mochte den Vater seiner
Frau nicht verketten. Auch sehnte er sich
nach einer Aussprache und war begierig
zn hören, was sein Schwiegervater ihm
zn sagen haben würde.
Herr Bönier ging mit ausgestreckten
Händen auf seinen Schmiegersohn zn.
Von seinem Gesicht leuchtete Bedauern
und Theilnahme.
Mein lieber Tietrich.' sagte er. ich
fühle von Herzen mit Ihnen. Ich
kann mirja vorstellen, wie empfindlich
Sie unter dem schimpflichen Verdachte
leiden, den Ihr armer Brnder "
Wie?" unterbrach Tietrich erstaunt,
Sie meinen, daß Bodo nicht"
Nicht schuldig ist Gewiß !" be
stätigte Herr Bönier. Nicht einen Au
gen blick habe ich daran gezweifelt. Ich
bitte Sie. Tietrich ! Ich kenne ihn ja
doch, ich habe ja doch manche Flusche
Wew mit ihm getrunken und manche
Fahrt mit ihm zusammen gemacht. Ein
lustiger, liebenswürdiger Mensch war
er immer bis auf na ja, Schwamm
drüber I Aber so etwas, so etwas Bru
tales, so etwas ganz Verworfenes
nein, dazu ist er nicht im Stande. Mein
Gott, habe ich nicht oft genug mitange
sehen, wie weich er iil und wie er Nie
wand leiben und Niemand klagen sehen
konnte. Wie es ihm immer gleich nahe
ging! Ich habe ja oft genug beobachtet,
wie er mit vollen Händen gab, so oft
er einmal am Totalisator Glück gehabt
hatte, und ich weiß es noch, wie er ein
mal einem armen Teufel von jungem
Kaufmann, der in Hoppegarten dos
Geld feine Prinzipals verspielt hatte
und der sich nun daS Lebe nehmen
wollte, dreihundert Mark in di? Hand
steckte, dreihundert Mark auf einciii
Brett."
Tietrich drückte beide Hände seines
Schwiegervaters herzlich.
Ihre Worte thun mir schr wobl,' ,
sagteer ergriffen. Ich danke Jhyrs,
r;i 4-ar.!. cj:! ;"i"iurt üt7:c7cn.
X-36 ich l.-üil eeztvki.kit t" ÄULkjichiZ
dc! U-tc&isa:i.':nt--
Ach. i,c!:ni Sie n.ir tech mit den
Verdächtigenden !' untcrdrach Herr
Börncr Kii'.en chwiegersohn lebhaft
Tie finde sich leicht, wen die Polizei
und der taatüanwalt einmal auf Je
viande ihr Augenmerk gerichtet haben.
Ich sage Ihnen, das löst sich Alles in
Wohlgesallc auf. wenn ma der Sache
erst näher vuf den Leib geht. Bodo
wird's schon erklären, wie sei Revolver
i die Nahe der Unglückestätle gckom
wen ist wenn S überhaupt fei Aevob
ver war.'
Tietrich reichte seinem Schwiegervater
den aus dem Unterfuchnngsgejängniß
erhaltenen Brief. Herr Borner las ihn
mit ersichtlicher Rührung. Als er fertig
war. strich er sich mit der Hand über
die Augen. Seinem Schwiegersohn das
Blatt zurückgebend, rief er voll Eifer:
Ta dürscu Sie keine Minute zögern,
lieber Tietrich! Sie müssen seine Ver
theidigung übernehmen. Ta dreht sich
einem ja das Herz im Leibe um. und da
ist ja doch kein Zweifel mehr möglich."
Tietrich drückte feinem Echwieger
vaicr abermals die Hand.
Ihr Vertrauen zu Bodos Unschuld
und Ihr Mitgefühl mit ihm machen
Ihnen olle Ehre, Papa." sagte er ge
rührt. Gerade Sie haben doch c,n
wenigsten Veranlassung, ihn zn ver
theidigen und an ihn z glauben."
Ich?" Herr Börncr fuhr ordentlich
beleidigt auf. Weil er mich zu Tu
heilen verleitet hat und weil er mich
vielleicht gelegentlich 'mal 'n bischen
über's Ohr geKauen hat. deshalb soll
ich ihm nun gleich so so was zutrauen ?
Nein ! Tas wäre ja gemein wäre da
von mir, gruudgemei ! Seinen Vor
theil nimmt oiii Ende 'n jeder wahr,
aber deshalb ist man doch noch lange
kein Mör "
Er brach plötzlich ab und schüttelte
sich unter dem Entseijen, das ihm das
herbe Wort in seiner Anwendung auf
den ehemaligen lustigen Zechgenossen
offenbar verursachte.
' Sie werden ihn doch vertheidigen,
Tietrich?" fragte er.
Ich werde ihn jedenfalls besuchen'!
und sprechen." verlebte Tietrich, nnd
dann meine Entschluß fassen." Und
mit einem Blick auf den Regulator über
dem Sopha fügte er hinzu: ,Jeyt
treffe ich den Untersnchnngsrichter noch
auf seinem Bureau. Sie entschuldigen.
Papa, wenn ich mich auf den Weg
mache"
Ter Untersuchungsrichter, ein junger
Landgerichtsruth, ertheilte Tietrich die
Erlanbniß. seinen Bruder im Gefäng
niß besuchen z dürsen, in entgcgenkoi
mender Weise. In einem Zustand Pein
lichfler Erregung, in die fich fieberhaste
Spannung mit einem uneingestandenen
Gefühl leisen BangenS mischte, betrat
er die Gefangenenzelle. Mit einem
Aufschrei stürzte ihm Bovo entgegen,
und Tietrich war so erschüttert, daß er
ihm nicht wehren konnte, als sich der
Inhaftirte an seine Brust warf, sein
Gesicht an des Erschauernden Wange
lehnte und in ein bitterliches Weinen
ansbrnch. Endlich vermochte er es. sich
sauft ans der krampfhaften Umschlin
gnng los z machen. Mit aller Macht
kämpfte Tietrich gegen die auf ihn ein
stürmenden Gefühle an. um sich nicht
weich machen und das klare Urtheil
sowie den prüfenden Blick nicht trübe
zu lasse.' Er drückte seinen Bruder von
fich ab, faßte ihn a der Hand und fah
ihm durchdringend in's Auge.-
Hast Tn Tir wirklich keinen Vor
wurf z Inachen, Bodo?" fragte er ihn
langsam, eindringlichen ToneS.
In das bleiche, verstörte Gesicht des
Häftlings stieg eine brennende Nöthe,
und er bebte am ganzen Leibe, während
er mit leidenschaftlichem Ungestüm rief:
Nein, tausenbinat nein! Ich habe
nichts zu schassen mit dem Morde. Ich
bin kein Mörder, Tietrich ! Eo wahr
Tu mein Bruder bist, ich bin unschuldig
unschuldig !"
Wieder überströmten ihm die Augen.
Er schlug sich mit den geballten Fäusten
an die Brust und raufte fich das Haar
und schrie in wilder Selbstanllage:
Ich bin ja ein Lnmp gewesen, ein
schlechter, leichtsinniger Mansch. Ich
habe es ja in diese Tagen tausendmal
bitter bereut, denn wenn ich nicht ein
so miserable'r Kerl wäre, würde man
mir ja das nicht zugetraut haben. Aber
ich schwöre Dir, Tietrich, bei der Erin
nerung au unsere Mutter schwöre ich
Tir, das; ich unschuldig bin an dem
Tode Mister Watson. Ein Mörder bin
ich nicht. Tietrich, ein Mörder nicht !"
Tietrich sah dem Erhij,ten langt
prüfend in's Gesicht. Was war in den
drei Tagen ans dein lebensfrohen Bni
der Leichtsinn geworden ! Tie seelisch
starken Erschütterungen, die er seit seiner
Verhaftung als muthmaßlicher Mörder
durchgemacht haben mochte, hatten ans
ihm einen ganz anderen Menschen ge
macht. Düsterer Ernst, schmerzlichste
Traner, tiesinnerliche Rene wühlten in
seinen Zügen ; seine Haltung war die
;ines von Gram und Sorgen gebeugten
Menschen.
Ergriffen faßte Dietrich die Hand
feines Bruders und sagte: Ich glaube
ix Bodo. Ich glaube jetzt, daß Tu es
nicht gewesen bist. Ich will Dir jedoch
nicht verhehle, daß ich Anfangs, als ich
die ersten Nachrichten las, von Teiner
Schuld fast überzeugt war."
Tietrich!" schrie Bodo schmerzlich
nf, und ein qualvolles Stöhnen drang
ans seiner Brust herauf.
Verzeihe mir," fuhr Tietrich fort.
Die BclastungSmomente waren so
park und Tei Vorlebe nllein war
nicht im Stande, sie zu entkräften."
In tiefster Zerknirschung und von
Reue überwältigt schluchzte Bodo in fich
hinein. Tietrich schlang einen Arm um
des Weinenden Schulter.
Sei ruhig !" sagte er. Jkßt glaube
ich Tir ja. Franziska. die keine
Minute an Tir gezweifelt, hat Recht.
Tas kannst T nicht begangen haben.
Und nun fasse 'Tich ! Es wird mir ja
sclingen. Teine Schuldlosigkeit z de
weisen, der wirkliche Thäter wird gefaßt
werden. Laß uns einmal die Angele
genhkit rubig besprechen ! Vor Allem
sind es zwei Mcnte. die Tich schwer
bclisien. Erstens das Ansiinde de.
u?t;i:.. r;i "r,
wie rinn audeiik genesen fcrtnnict
habe sollen, des Amtlilancis kigcn
thum gelresc "
Er bat sie mir geschenkt." fiel Bodo
eifrig ein und sh dem Bruder voll
in' Auge, .ji.'eil mir die Nadel immer
so sehr gefalle hat, bat er sie mir oege
den zum Andenken, denn im Frühjahr
wollte Mister Watjo nach feiner Hei
math zurückkehren."
War Jemand zugegen, ls er Tir
das Geschenk machte?"
Bodo stöhnte.
Niemand, Niemand kann es bezen
gen. ES war bei Gelegenheit eines
Spazierrittes. Ich ritt ja fast jeden
Nachmittag mit Schülern nach dem
Grunewald. An jenem Zage ritt ich
mit Mister Watson allein, es war nur
wenige Tage vor dein verhäiignißvollen
Nachmittag."
.Und wie erklärst Tu Tir, daß Tei
Revolver unweit des Zhatortes gefun
den werde konnte?" fragte Tietrich
weiter. .
Bodo griff sich mit einer Gebcrde der
Verzweiflung in's Haar.
Er niuß mir gestohlen worden sein."
stieß er hervor. Natürlich, das glaubt
mir ja Niemand." '
Also ist es wirklich Tein Revolver?"
fragte Tietrich weiter.
Bodo nieste,
Er ist es. Ich kann es nicht leng
nen. Es ist der Revolver, den mir
Papa rittst geschenkt hat und den ich
immer in Ehre gehalten, und den ich
nie aus der Hand gegeben habe, so
schlecht es mir auch zeitweise ergangen
ist."
Tn haft ihn also in Teine jehige
Wohnung mitgebracht?"
Ja. Tas weiß ich ganz genan."
Und wo hast Tn ilm aufbewahrt?"
Ter Gefragte griff sich an die Stirn
und schien angestrengt nachzudenken.
Mit einem Eenfzer ließ er endlich die
Hand sinken.
Tag wen: ich nicht. Ich kann mich
absolut nicht daran erinnern. Hatte
ich ihn in den Schreibsekretär gelegt,
oder lag er nach im Kosfer. oder hatte
ich ihn vielleicht in die Komobe gesteckt
ich kann es wirtlich nicht sagen."
Seit wann hast Tn ihn denn ver.
mißt?"
Erst seit dem Tage vor der Ermor
billig Mister Watsong."
Ein leichtes Zucken flog über Dietrichs
Züge.
Und warum hast Tn gerade an die
fern Tage konstatirt, daß Tir der Re
volvcr abhanden gekommen war?"
Bodo zögerte mit der , Antwort. Er
schlug die Augeii vor den forschend auf
ihn gerichteten Blicken seines Bruders
nieder und ließ den Kopf ans die Brust
sinken.
Weil ich ihn gesucht hatte." stam
Hielte er.
Tn hattest ihn gesucht? Verbandest
D irgend eine Zweck damit?"
Er sah mit durchdringendem Blick zn
dem Bruder hinüber. Ter stand in
seltsamer Bewegung. Eine glühende
Röthe flammte in seinem Gesicht. Tie
eine Hand preßte er gegen seine Augen ;
sein Athem ging schwer und keuchend.
Nun, Bodo, warum antwortest Tu
mir nicht?"
Ein Ruck ging durch den Körper des
Häftlings. Er ließ die Hand sinken.
Verzweiflung, Scham und Angst wühl
ten in seinen Mienen.
Ma wird's mir la nicht glauben,"
stieß er klagend hervor.
Was wird man Tir nicht glauben?"
fragte Tietrich und sah befremdet zu
seinem Bruder hinüber.
Taß daß ich gerade an diesem
Tage, am Tage vor der That, die man
mir zur Last legt, den Ent Entschluß
gefaßt hatte" In gestammelten, ab
gerissene Säßen waren die Worte her
ausgekommen; jetzt brach der Sprechende
plötzlich ab.
Welchen Entschluß denn, Bodo?
So erkläre Tich doch deutlich ! Wenn
Du willst, daß ich Deine Vertheidigung
übernehme, dann mußt Du mir nichts,
auch nicht den kleinsten Umstand vcr
schweigen."
Jä mein Gott, Dietrich, es ist
wahr, so wahr ich unschuldig bin an dcr
Ermordung Mister Watsons wollte
mich erschien, wie damals in Schloß
Buchen, Tn erinnerst Tich, vor Iah
reu. Ich war in so verzweifelter Etim
mung, ich schämte mich, wieder zu Tir
z kommen und zu bitten, während ich
doch in der ganzen Zei4 ltichtZ hatte von
mir hören lassen. Ich schuldete so vielen
Leute Geld, sie bedrängten mich hart,
dazu gekündigt, keine Aussicht, so bald
eine Stellung zli erlangen. Ich war
ganz niiithlos und wußte nicht mehr
ans noch ein. Ohne Geld erschien mir
das Leben schal und widerlich. Und so
beschloß ich, ein Ende z machen."
Und da suchtest Tu Deinen Revol
ver?" Bodo nickte.
Ich suchte ihn überall und fand ihn
nicht. Und ich rief grau Wenzel, meine
LkürtZin, und fragte, ob sie nicht den
Hclzkasten gescheit in dem ich den Rc
volvcr bewahrte. Aber Frau Mcnze!
wußte von nichts."
Und die Tochter Teiner Wirthin?"
Bodo senkte unwillkürlich vor Scham
sein Gesicht.
Die hatte ja freilich den Kasten mit
dem Revolver gesehen, aber wo er nun
geblieben war, wußte auch sie nicht.
Und da ich kein Geld hatte, mir eine
andere Wasse zu kaufen, so unterließ
ich mein Vorhaben. Ucbcrhaupt, die
tlkinmülhige Stimmung war schon wie
der verflogen, und ich faßle einen ande
reu Entschluß."
Einen andere Entschluß?"
Ja. Ich faßte mir in Herz und
ging z Mister Watson.-'
Zu Mister Watson?"
,J.a. Ich bat ihn, ob er mir nicht
drüben irgendwo eine passende Stellung
verschaffen könne, nd cd er mich nicht
mit hinübernehmen wolle."
Und Mister Watson?"
Er sagte mit Freuden ja. Mein
Gott, er war immer nett und licbrns
würdig zn mir gewesen. Auch das
Reisegeld wollte er siir mich Liegen
und wegen meiner Anstellung wollte er
raif seinem Vater sprechen, der große
Farmen i Texaö bcjipt"
.7 ..- i : c - 7.1 U 3 ni.lt Im
tti:tt:,!ichu:,s.:u.dikr leuchtet?- fragte
Tietrich, mit pcnnuug die Autwrri
eru ortend.
Vo.C Wisjie.
Freilich." culwertete er. Aber er
meinte, ich sollte ihm doch keine Märchen
erzählen. -
Auch Tietrich seufzte.
Trine Vertheirigüng wird keine
leichte Ausgabe sein.- bemerkte er.
.Wen man nur irgend einen Anhalts
Punkt lande, von dem aus man nach
dem Thäter jorfchen könnte!" Und
nachdem er eine. Weile sinnend vor sicd
hingedlickt haue, ahn, er seine Fragen
wieder auf: Wie verhält eS sich mit
de Banknote,:? Ist es wahr, daß cci
Amerikaner in Tcinei Beisein einen
Hnnderlmarlschcin gewcg)selt hat nild
baß dabei noch mehrere Banknoten i
seiner Briestasche sickitbur wurde?"
Ja. TaS verhält fich so. Jch fcherztc
noch darüber und sagte zn Mister Wat
son: Wer k och auch so wie Sie mit
einem Vermögen in der Tasche spazieren
reiten könnte! .Well,' sagte er, .Sie
werde in Amerika auch Millionckr wer
den, Graf, wie mein Vater, der anch
einst als armer Teufel aus England
herüberkam. "
Und hat noch Jemand außer Tir
die Banknoten gesehen?"
Nur der Kellner."
Tietrich zuckle mit den Achseln.
Ter kann doch unmöglich der Thäter
gewesen sein.
Ganz unmöglich." pflichtete Bodo
bei. denn wie sollte er in den Besig
meines Revolvers gelangt sein, mit dem
doch, wie die Untersuchung ergeben hat.
der Mord vollführt wurde?" '
TaS ist es ja eben, das ist es ja
eben,- äußerte Tietrich und griff sich
an die Stirn. Tie Frage ist, wer
kann Tir den Revolver gkiiomme
haben? Hast Tu den gar keine Ver
dacht?"
Keinen." gestand der Häftling
dumpf.
Host Tu denn nie Besnch gehabt?"
Ich erinnere mich nicht."
Wohnte denn außer Tir noch Je
mand bei Frau Menzel?"
Niemand."
Oder verkehrten bei der Fran fremde
Männer, etwa männliche Verwandte?"
Der Häftling preßte seine Stirn zwi
schen seine beiden Hände und stieß mit
einem Anfing von muthloser Verzweif
lung hervor: Ich habe ja über diese
Frage schon so viel nachgedacht. Aber
ich erinnere mich nicht, je einem fremden
Manne in der Wohnung meiner Wir
thin begegnet zu sein. Mir ist cs rein
räthselhaft, wie der Revolver ans inei
nein Zimmer hinausgekommen sein
kann. Und an diesem Räthsel werde ich
zn Grnnde gehen. Kein Wunder, wenn
man mich für den Mörder hält, wenn
ich es selbst für unmöglich erklären muß.
diesen dunklen Punkt anfzuhellen."
Da flammte es plötzlich wie ein Blii)
in Dietrichs Augen und cs schoß ihn,
wie ein Feuerstrom in's Gesicht.
Aber die Wirthin hat doch einen
Sohn!" rief er nd erfaßte in seiner
heftigen innerliche Bewegung Bodos
Arm.
Ter Häftling sah seiner, Bruder er
staunt an.
.Einen Sohn?"
' Jawohl !" Ter Sprechende schlug
fich mit der Hand auf die Stirn. Daß
ich nicht gleich daran dachte ! Freilieb.
es ist wohl über einen Monat her. Als
ich eines Abends bei Dir war und Tich
nicht traf, da kam ein Mensch aS Tei
neni Zimmer. Und die Tochter der
Wirthin sagte zu mir : Mein Bruder !
Ja. das sag-te sie, jetzt erinnere ich mich
ganz genan."
Bodo machte ein sehr überraschtes
Gesicht und sah seinen Bruder zweifelnd
an.
Irrst Tu Tich anch nicht. Tietrich?
Von einem Sohn meiner Wirthin habe
ich nie gehört."
Aljo wohnt er nicht bei seiner Mnt
ter?"
Nein. Tas ist unmöglich. Sonst
müßte ich ihn ja doch gesehen haben."
Tietnch schüttelte mit den, Kopf.
Merkwürdig," murmelte er vor sich
hin. Hrchst 'iieilwurbig !"
Und dann fuhr er lebhaft auf. Da
ist etwas nicht in OrdiNing. Hier müs
sen wir einsetzen, hier haben wir einen !
Anhaltspunit."
Er zog ferne Uhr. Wichtige Geschäftig
keit kam plötzlich üket ihn. Hoffentlich
treffe ich den Untersuchnngsrichter noch.
Ädien. Aodo
Er legte dein Bruder feine beiden
Hände auf die Schultern und s blickte
ihm noch einmal tief in die Augen.
Sei guten Muthes! Wenn Tn ein
gutes Gewisse hast,' hast Tn keinen
Grund zu zage. Teine Schuldlosigkcit
muß sich ja he:ausstellen."
Bodo schlang seine Arme um den
Hals seines Bruders, und aus der Tiefe
seines Herzens kam es heraus : Noch
einmal. Tietrich, ich bin unschuldig, so
wahr ich wünschte. Mama wäre noch
am Leben, so wahr ich bitter bereue,
ihr je Kummer bereitet zu haben."
Die Brüder hielten sich eine Weile
stnmm umfaßt. Tann machte sich Tiet
rich los, drückte Bodo noch einmal die
Hand und ging.
20. Kapitel.
Ter Untersnchnngsrichter hörte Tiet
richs Bericht von der Unterredung mit
feinem unschuldigen Bruder aufmerksam
an. Ter skeptisch lächelnde Zug in sei
ncm Gesicht, der überlegene Blick seiner
Auge änderte sich auch nicht eine Se
knnde lang.
Ihr Glaube an Ihre Bruder."
sagte er, als Tietrich seine Mittheilung
beendet hatte, ist schön und begreiflich,
und als Mensch empfind ich mit Ihnen
und wünschte, ich tKinte mich von
Ihnen überzeugen lassen. Aber Sie
dürfen es dem Juristen in mir nicht
verarge, wenn ich Ihnen cffen erkläre:
das Alle, was Sie mir da berichtet
haben, erscheint mir wenig entlastend
jür Ihren Brnder."
- A ber der geheinmißvvlle Sohn der
Frau Menzcl !" wandte Tiet:ich eifrig
ein. .Warum diese merkwürdige Ber
leugnung meinem Bruder gegenüber?
Tes UiilerfuchnngSrichlcrS überlege'
ucs Lächeln Prämie fich noch dertüchcr
.Mein Gott, dafür l-issen sich cech
reell I.'icht '".unire sii'dc. Ter Sob
kjini ein Thunichtgut sein und ist de?
halb von seiner Mutter aS der Woh
nung derwicle wölbe. Oder eS ist
gar nicht ihr Sohn, sonder ,Z flcckt
eine LiebkS.ieschiehtk dahinter. Tarnen"
der fartasiische Zug trat stärker in
dem Mienenspiel dcS Sprechenden her
vor Tarnen vom Schlage der Paiiline
Menzel pslegen sich selten mit einem
Verehrer zu begnügen."
Der Untersuchungsrichter spreizte
seine Finger drzirend von einander.
Toch nehmen wir einmal an." fuhr
er fort, der Mensch, dem Sie einmal
in der Wohnung der Wittwe Menzel
begegnet sind, sei in der That ein
schlechtes Subjekt, dein die That zuzn
tränen sei, nehmen wir ferner an. er
habe sich den Revolver, der als der
Ihres Bruders rekognoszirt worden ist,
wirklich angeeignet; wie erklären Sie
sich das merkwürdige Zufammentressc
des vermeintlichen Mörders mit feinern
Opfer? Ter Mensch hat den geladene
Revolver bei sich gehabt, hätte also die
Absicht z todten. Wie konnte er wissen,
daß der Amerikaner des Weges komme
würde? Woher wußte, er. daß Mister
Watson ans dein Spazierritt eine
Summe bei sich führte, die seine Mord
tust heransordcrte? Und wie tonnte
der Mensch den Ungliickssall mit bei
geplatzten Sattelgnrt, der den Mord ja
überhaupt erst ermöglichte, vorausbe
rechnen? Nein, ein, mein verehrter
Herr NechtsanwaltJhr Verdacht scheint
mir inhaltlos, abgesehen davon, daß ja
noch die andcrc Verdachtsmomente, die
Ihren Bruder fo schwer belaste, übrig
bleiben. Zum Beispiel die bei Ihrem
Bruder gefundene Krawattennadel, die
als Eigenthum des ermordeten Mister
Watson erkannt worden ist."
Ich theilte Ihnen schon mit, Herr
Landgeriehtörath, daß diese Nadel ein
Geschenk des Amerikaners an meinen
Bruder war."
Ter Unterslichnngsrichter war zu
höslich, um diesmal z lächeln. Freilich,
ein ironisches Zucken der Mundwinkel
tonnte er nicht ganz unterdrücken.
Ja, mein bester Herr Rechtsanwalt,"
erwiderte er, das ist eine Aussage
Ihres Bruders. Wenn ich anch als
Mensch geneigt wäre, ihm zu glauben,
als Untersnchnngsrichter darf ich eS
ohne Weiteres nicht. Welche Zeugen
kann Ihr Brnder ainhast machen für
feine Behauptung?"
Keine." erwiderte Tietrich gepreßt,
während ihm eine siebende Hitze aufstieg.
Er hatte sich ja schon Bodo gegenüber
dahin ausgesprochen, daß die Verlheidi
gung eine anßerordenllich schwierige
sein würde. Alle, waS der Unter
snchnngsrichter da vorbrachte, hatte er
sich ja bereits selbst gesagt. Tennoch
beseelte ihn dcr Wnnsch. seinen Bruder
zn vertheidigen, und. von 'seinem Eifer
hingerissen, erwiderte er lebhast: Ich
verkenne nicht die Schwierigkeit der
Lage meines Bruders. Sehr Vieles
spricht gegen ihn. und ich selbst war ja
im ersten Augenblick versucht, an seine
Schuld z glauben. Aber nachdem ich
ihn gesehen und gesprochen habe, weiß
ich, daß er schuldlos ist. Und wenn ich
auch mcine Ohnmacht fühle, Ihnen.
Herr Landgerichtsrath, meine Ueberzc-
gnng einzuflößen, so will ich doch nichts
unversucht lassen, um. wenn es zur
Anklage kommen sollte. dicSchnldkosig
seit meines Bruders an den Tag zn
bringen und den wahren Schnldigen
der Gerechtigkeit zu überliefern. In
dieser Beziehung bitte ich um Ihre
Mitwirkung, Herr Landgcrichtsrath."
Ter Untersnchnngsrichter verneigte
sich auf seinem Stuhl; sein (öesicht
zeigte die kalte, ernste Aintsmien.
Ich werde nieine Pflicht thun, Herr
Rechtsanwalt. Jede Spur, die zur
Aufklärung des an Mister Watson be
gangenen Verbrechens diene kann,
wird von mir verfolgt werden, und sei
sie anch noch so geringfügig und aus
fichtslcS."
Tietrich erhob sich.
So darf ich also darauf rechnen,
daß Sie anch mcine Mittheilung be
treffs dcs Sohnes der Wittwe Menzel
nicht unberücksichtigt lassen?"
Sicherlich nicht, Herr Rechtsanwalt.
Der Mensch wird vorgelaicn und von
mir verhört werden. Von dem Ergeb
niß des Verhörs werde ich meine weite,
ren Maßnahmen siegen ihn abhängig
machen."
Dietrich empfahl sich, froh daß sich
nun wenigstens eine Aussicht eröffnete,
die zur Entdeckung des wirklichen Mör
dcrs führen konnte.
In seiner Wohnung wartete deö
Heimkehrenden eine anfreeiuugsvolle
Uebenafchung. Ter alte Graf war,
ohne sich vorher angemeldet zn haben.
aus ü-chloii Buchen angekommen.
Tietrich erschrak heftig, als ihm sein
Vater gegenübertrat. Was hatten die
letzten Wochen ans dem alte Herrn ge
macht! EinGreis war er geworden,
ei hinfälliger, gebrochener Greis. Die
ehemals so kraftvoll sieb eniporrcckende
Gestalt wa: förmlich in fich zusammen
gesunken. Tie Schultern hingen weit
vornüber. Tcr Gang war schwerfällig
geworden und unsicher. Es war das
Bild einer Eiche, deren majestätischen
Stamm ein vernichtender Blitzstrahl bis
zn ihren Wurzeln erschüttert, deren
stolze Krone er schonung-loS zn Boden
gestreckt hatte.
Tietrich neigte sich, um die Hand
feines ValerS z küsse. Der alte Herr
aber zog ihn an seine Brust und küßle
ihn aus beide Wangei.
Die Schande!" stöhnte er. Die
Schande!" Und mit müder, schleppen
der Stimme sägte er hinzu : Tn
kommst aus dem Untersuchnngsgesäna
niß?"
Ein sichtbarer Schauder lief durch
feinen Körper, nd man sah seinen
gramgesurchtki, Miene an und hörte
es aus dem To keiner Frage, wie
schwer eS ihm wurde, da unglückselige
SUort. das so viel Leid, so viel schwere
Verschuldung und so viel Schmach be
deutele. auSzusprcchkn.
Ja tcki komme aus dem Unter
fuchungkgciöllguiß.- antworle'e Tiet
rich und hob sei Gesicht z seinem
Vater, und ich bringe die lMeti.su
Sng mit heim. Papa, fcafj Bod
lckulcicS leidet."
X
r