Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, July 12, 1900, Image 6

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    IXTolEcisLei StÄtiiÄjnLolC'öBr
Deutsche .:' Haumschuke!
Großer Borrath dn kellen Oorlen von Odft nid Wald
Marne, einleben, Vrea. und Vkomenfträuitkra. Cor- .
lich QualitSi, ehrliche Ledlknuvg und vikdligcPieise. Z. i).
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Carl Sonderegger,
(Sei Bestellungen eimühne min diese vtatt.)
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Lineoln, .
die einzige Gesellschaft für Lindwirthe, die in Nebraika unUx dem Gesetz? von
1873 organistrt mvrd.ihr Geschäft be reibt und die Haftbarkeit der Policen.Jnt,,.
der beschränkt. In keinem gulle kann ew Mitgliek dieser Gesellschaft gezmunzen
werde, mehr alt den In seinem Prämien Eertifikat bezeichiieten Betrag öhrend
eints sönsjährigkn Termin zu zahlen. Seit der Gründung der Gesellschaft vor 13
Jahien. Hit kern Bex!?cherier den ganzen, in seinem PrSmien-Contrakt anqrgebe
nen Betrrg tu zohlen brauche luher Versicherung von Karmelqenthum ver
sichert diese Sesellsidaft alleinstehend irche. SchulhZustr. Wohnhäuser mit Mo
bilien in Dörfer und Stadien nach d m jährlichen Assement Plan. D'e Gesell,
schast schützt Landairtde. Pferde. Buggie und serdeqeschirre in einem Leidstalle
der Futterscheune im Staite gegen ffcller. Bl tz und Coeione. wird jedait, kein in
inern Leihsta0 behus Berkau! uniergrbrachte Beb und andere Hindeliar'ikel
versichern. Earum soll man Prämien 5 Jahre im Porau bezahlen? Versichert
in der ältesten und solideste einheimischen Geselllchakt de Staate und bezahle,
dafür in jährlichen 9 Jen. Y erden einige gute Agenten emlntcht.
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Die Drasni von üiicfjumu.
Lrizit.l!m , Art!, Z?x.
Tietrich wor nicht in der Ctimii?g,
sich mit dem Lcichtsinuige in einen
philosophisch angelzglichtc Tisput ein
zulasse, lr zuckte mit den Achseln und
ging. Tiesnwl schien Bodo nicht ae
pralllt zu haben, dciin schon ach acht
Zagen erschien er eines Abends bei sci
r.em Bruder, in trinmpkircnd iiiitzu
theile, daß er im Zattcrsall High lise"
als Reillcljrcr anjelcllt sei inii einem
?lnsansgehalt von hundcrtzwanzig
Mark monatlich. Tabei stünden ihm
von seinen schillern, die durchweg vor
nehme Leute seien, hoke ?tedeeiuok
wen in Aussicht. Biinlierssöhne, Etu
dentcu. junge Juristen. Künstler und
allerlei reiche Ausländer seien darunter
und er Bodo siihle sich glücklich in
dem Berufe, der ihn mit Leuten von,
Bildung und Rang in Berührung
bringe.
Bodo hatte nicht zn viel gesagt. Seine
Stellung war sicherlich eine weit ange
nehmere. als es die im Burea des
Iustizraths Hageniann gewesen. Bor
Allem dediente er sich jcßt wieder seines
tÄrafentitels, den er als Schreiber hatte
verleugnen müssen. Ja. sein neuer
Prinzipal bcnVte de ungewöhnlich
hohen Rang seines neuen gieitlehrers
gewissermaßen alZ Reklame und Aus
Hängeschild. 5Z machte iich jedenfalls
auf dem Prospekte sehr pomphaft und
anziehend, wenn es da hieß: Reit
lchrer Lieutenant a. D. tLraf von
Buchenau.
Tafz es seinem Binder nicht schlecht
ging, entnahm Dietrich mit Sicherheit
dem Umstand, daß Bodo sich gar nicht
mehr sehen ließ und sich auch den mo
natlichen Zuschuß, den er ihm bisher
egeben, nicht abholte. Ta er es aber
eingedenk des seiner Mutter gegebene
Bersprcchcns für seine Pflicht hielt, sich
um Bodo zu kümmern, so begab er sich
wieder eines Abends nach der Wilmers
dorferstraße. Diesmal öffnete ihm eine
alte, eirsach gckleitete Iran.
,Ter Herr tÄra ist nicht zn Hause
beschied sie.
Dietrich stand überlegend in der ge
öffneten Zhür.
Ich möchte ein paar Zeilen hinter
lassen sagle er endlich. Ich finde
wohl im Zimmer dcS lzlrafen Papier
und Jeder."
Aber die alle Iran machte keine
Miene, ihm Eintritt zu gewakire. In
sichtlicher Bcrlegcnheit stand sie auf der
Schwelle zwischen dem Korridor nd
dem Einlaßbcgehrendcn.
,Jch weiß nicht." sagte sie zögernd.
Ich kenne Sie ja doch gar nicht."
Ich bin der Bruder Ihres Mie
thers," entgegnete Dietrich lächelnd.
Sie können mich getrost einlassen."
In diesem Angenblick ging die Zhür
des Zimmers auf. in dem Dietrich sei
nen Bruder schon einmal gesprochen
hatte, und das junge Mädchen, das ihm
bei seinem ersten Besuch die Thür ge
öffnet, trat in den Korridor hinaus.
Was gibt's den. Mutter?" fragte
fie.
Die Iran berichtete. Das junge
Mädchen lächelte Dietrich freundlich wie
einen alten Bekannten an.
Jawohl, ich kenne ja den Herrn
Grafen." sagte sie sogleich bereitwillig.
Gewiß doch l Bitte nur näher zu tre
tcn. Herr Gras! Ich begreife nicht.
Mutter, warum Du den Herrn Grafen
noch so lange warten laßt."
Damit eilte sie, sich kokett in den
Hüften wiegend, voran, öffnete die
Thür von Bodos Zimmer vollends und
rief einen Namen hinein. ,
.Paul!" i
Ein jniiger Mensch erschien, schwer
fällig und langsam heransstapfcnd.
Die alte Frau hatte eine Lampe in der
Hand, und fo konnte Dietrich den
Fremden, der sich's in Bodos Zimmer
bequem gemacht zu haben schien, genau
in Augenschein nehmen. , Es war ein
Bursche von etwa fünfundzwanzig Ja
reu in Arbeitrkleidung. Er trug eine
blaue Blouse, die Spuren von Oel und
sonstigen Flecken anfwies, wie sie
Schlosser zu tragen pflegen. Auf dem
Kopfe saß ihm schief auf einem Ohr
eine Schirmmütze, an der er beim An
blick des Eintretenden nachlässig rückte.
Ein Paar dunkle, dreist blickende Augen
und ein aufgedunsenes, stark geröthctes
Gesicht, sowie der scharfe Schnapsge
ruch, den er um sich verbreitete, machten
feine Erscheinung nicht gerade zu einer
anziehenden. Es ist nur mein Bru
der," erklärte das junge Mädchen und
öffnete die eine der anderen beiden in
den Korridor mündenden Thüren, durch
die der Bursche verschwand. Tann
nahm sie ihrer Mutter die Lampe ab
und leuchtete Dietrich in Bodos Zimmer
hinein.
Bitte, bedienen Sie sich." sagte sie
und stellte die Lampe auf einen alten
Schreibsekretär, der am Fenster stand.
Dietrich hatte bei seinem Eintritt be
merkt, daß ans dem Tisch am Sopha
ein halbes Tugend Bierflaschen und
zwei noch halbvolle Gläser standen.
Doch er achtete nicht weiter darauf. Daß
die Bermiethcr in Abwesenheit ihre
Miethers sein Zimmer benustc, war
ja besonders in so kleinen Verhältnissen
nichts Auffallendes.
Rasch warf er ein paar Zeilen an
Bodo aus das Papier. Tan empfahl
er sich, von dem jungen Mädchen bis
zur Korridorthür geleitet. Als er sich
noch einmal zu einem Abschicdsgruß
umwandte, bemerkte er. daß sie anfsal
Icnd viel Geschmeide trug: Ohrringe
mit bunt schillerndem Onyr. breite gvl
bcne Armkcttcn und verschiedene Ringe,
darunter sogar einen blitzenden Brillan
ten. Waren es Geschenke ihres Bruders?
Kaum ! Unwillkürlich schoß ihm dcr Gc
danke an Bodo durch den Kopf und eine
widrige Empfindung stieg in ihm auf.
Ter Gruß, mit dein er sich vcrabschic
dcte, siel kurz und kühl aus trog des
freundlichen Lächelns und des zierlichen
Knixes, mit dein das. junge Mädchen
ihn bedachte.
Bodo aber licß treg Dietrichs schrift
lichcr Bitte nichts von sich hören. Bit
tcre und traurige Gedanke snchlcn
Dietrich heim. Lebte den in dem
Leichtsinnigen kein Familiensinn v.:tl;r,"
sei:; brüderliches Gefüllt? Erinnerte er
iich den sauer Angehörigen nur, wenn
: sich in Noth befand und auf ihre
Hilfe angcwicfen war? ES schien, als
fei Bodo wieder einmal auf eine ab
schüffige Bah gerathen und als ersticke
sei Leichtsinn, sein Hang nach leichten
Bergnngungen jede bessere Regung in
ihm. War denn die erschütternde Szene
am Sterbebette seiner Mutter ohne jeden
tieferen Eindruck auf ihn geblieben?
Wochen vergingen und drei Monate
waren seit Bodos Anstellung als Reit
lchrer im Zattcrsall High lise" vcr
strichen, als Tictrich seinem Bruder ed
lich einmal auf der Straße begegnete.
Es war am späten Abend. Dietrich war
mit der Stadtbahn aus Berlin znrnckge
kehrt, als unweit der Station Halcnsce
ein lustiges Pärchen seinen Weg kreuzte.
Es war eii: sehr elegant gekleideter Herr
iii flollcm. kurzem Ucberzicher. den elc
gnilcr. spiegeiblankcil Eylinder tJ
auf eine Seile gerückt, der vor ihm her
schritt und seinen Arm vertraulich in
den einer nicht minder elegant gcklcide
tcn jnngen Dame gesteckt hatte, mit der
er lebhaft plauderte und lachte. An dem
En,gangsthor eines bekannten, fashio
nablcn Zanzlotals schwenkten sie von der
Straße ab, und hier erkannte anch Tict
rich die beiden Zanzlustigcn. Bao war
es. und seine Begleiterin war niemand
Anderes, als seine freundliche Wirths
tochtcr. die offenbar mit dem Ehambre
garnisten ihrer Mutter auf sehr der
trautem Fuße stand.
Ten wie erstarrt Dastehenden über
rieselte es heiß. Woher nahm Bodo die
Mittel zu seinem slotten Lebe nd zu
den kostbaren Geschenken, die er seiner
Geliebten offenbar gemacht hatte?
18. Kapitel.
Es war vierzehn Tage später, als die
Berliner Zeitungen den Bericht von
einem sensationellen Morde brachten,
den Tietrich mit umso größerem In
tercsse las, als darin fcvi Name seines
Brnders vertreten war. Ter Zeitnugs
bericht lautete:
Gestern Nachmittag ist der Grnnen ald
der Schauplatz eines jcucr schändlichen
Berbrechen geworden, die die Einwolnier
von Berlin und Umgegend nur zn oft
in Schrecken und Angst versetzen. Ter
Reitlehrer an dem bekannten Institut
Zattcrsall High lise," Graf Bodo von
Buchenan, war mit einem seiner Elenen,
dem reichen, jungen Amerikaner Mr.
Watsott, in den Grnncwald geritten.
Sie befanden sich schon auf dem Hrim
Wege, als anf dem Wege zwishen
Paulsborn und Halcnsce dem jungen
Amerikaner das Mißgeschick begegnete,
daß seinem Pferde der Sattclgnrt platzte
und zwar derart, daß eine Reparatur
an Ort und Stelle sich nicht bewerkstcl
ligcn ließ. Graf Buchcnnu hielt es für
das Zweckmäßigste, ohne erst Zeit mit
vielleicht vergeblichen Bcrsuchen in der
Nachbarschaft zu vertrödcln, nach dem
Stall des ja nicht allznfern am Knrfür
stendamm gelegenen Instituts zurück
zureiten, um Ersatz zu holen. Mr. Wat
son blieb indeß bei dem Pferde zurück.
Als der Graf ungefähr eine halbe
Stunde später zurückkehrte, war das
Pferd verschwunden, seinen Schüler
aber fand der Reitlehrer todt an der
etwas einsam gelegenen Stelle des nm
diese Jahreszeit und bei dem unfrcnnd
lichen Wetter, das gestern herrschte, über
Haupt nicht so sehr besuchten Grüne
walds. Jede Spur von Leben war be
reits ans dem Körper des Unglücklichen
entflohen. Tie Züge waren gräßlich
verzerrt vom Zodeskampf, der Rock des
Äodten mit Blut bcsud'elt. Graf Buche
au war natürlich auf's Aeußcrste er
schrockc, den jungen Mann, den er so
kurz vorher frisch und munter.über seinen
kleinen Unfall scherzend, verlassen, nun
starr niid für immer stumm wicdcrzusi
den. Ter Entsctzle licß sich nicht viel
Zeit zur Untersuchung, nur den eige
tretene Zoo konstatirte er schnell, d.inn
eilte er z Pferde nach dem Amtsburcau
Halcnsee. Ter Amtövorstehcr, ein Pro
tokollführer nd ein Arzt begaben sich
mit dem Reitlehrer an die Stelle des
Verbrechens. Tie Herren konstatiricn,
daß ein Raubmord vorlag. Uhr, Ringe,
Krawattennadel, Portemonnaie und
eine Brieftasche, die der Amerikaner
nach Aussage des Grafen bei sich getra
gen, fehlten. Ter Zoo war durch einen
Schuß in die Brust herbeigeführt wor
den. Vo dem Thäter fehlt vorläufig
noch jede Spur.
Tietrich fühlte sich bei der ,Lektüre
dieser Zeitungsnachricht mehr erschüttert,
als sonst von den Berichten ähnlicher
Verbrechen, gegen die ja der Großstädter
allrülig eine gewisse Unenipfindlichkcit
erlangt. In den Abscheu, den ihm das
gemeine Verbrechen einflößte, mischte
sich die peinliche Empfindung, seinen
Familiennamen in Verbindung mit
einem so scheußlichen Bilde menschlicher
Brutalität genannt und zugleich seinen
Bruder vor der Öffentlichkeit als Te
knssirten," als einen aus der üblichen
Lebensbahn Entgleisten gleichsam gc
brandmarkt zu sehen. Wie schwer würde
sein Vater es empfinden !
Am Abend erwartete Tietrich bestimmt
den Besuch seines Bruders. - Diesmal
täuschte ihn seine Erwartung nicht.
Bodo erschien, allerdings erst in ziem
lich vorgerückter Abendstunde, blaß nd
verstört. Franzisla begrüßte ihn freund
lich, mit einer gewissen Theilnahme,
während ihm Tietrich mit einer verhal-
tcnen Empfindlichkeit begegnete. Aber j
Bodo war viel zn aufgeregt, als daß er
darauf Acht gehabt hätte.
Mir liegt der Schreck och in allen
Gliedern," erzählte er. Es war
furchtbar !"
Er schlug schaudernd die Hände vor
sci Gesicht, in sie im nächsten Augen
blick wicrcr sinke zu lassen und mit
nervöser Lebhaftigkeit fortzufahren:
Er war mein Licblingsschiilcr, ein
hübscher, lebensfroher junger Mann,
dabci Gentleman voni Scheitel bis zur
Sohle. Bierundzmanzig Jahre alt,
reich, sehr reich, der einzige Sohn seiner
Eltern, und muß nun anf eine so ge
meine, hnndsföttische Art um' Lcbi
kommend"
Aber bat man denn keine Ahnung,
wer der Zhater gewesen sci könnte?"
warf der Rcchtsanwalt ein, den dc:
Vorfall von der jnristifchcn Seite zu in
tcressire anfing.
Ni't di: miüdeste. war doch bei dcr
Toat Niemand zugegen, als vcr er
brecher und sein Opfer. Diese, oder
war leibet der Mund schon fi.r iuiiper
geschlossen, als ich bei ihm eintraf."
Tann ist allerdings wenig Aufsicht,
dvß man dem Zhätcr auf die Spur
kämmt."
Sehr wenig, so gut wie keine." er
widerte Bodo lcbbost. Ich bin der
Ueberzeugung, daß der Terdrecher nie
entdeckt werden wirb."
Tag will ich nicht sagen," versetzte
Tictrich. Ter Zufall spielt oft wun
derbar, und wenn auch die Behörde
wenig Anhalt hat. die Erfahrung lehrt,
daß Verbrecher niit e.ner so schweren
Schuld auf dem Gewissen oft in der
plumpsten Weise sich selbst verrathen."
Meinst Tu?"
Gewiß. Zum Beispiel hat man schon
mehrsach die merkwürdige Beobachtung
gemacht, daß es den Mörder oft mit
magnetischer Kraft nach dem Schauplatz
seines Verbrechens zieht, daß er den
Thatort scheu und 'doch unwiderstehlich
angezogen umkreist und mit Vorliebe
sich mit Anderen über die Mordthat
uuterhält."
Bodo lachte schrill auf.
Tas wäre allerdings das Dümmste,
was solch' ei Mensch thun könnte !"
Er reckte sich und unterdrückte mit
Mühe ein Gähnen.
Herrgott, bin ich müde!" sagte er
zur Entschuldigung. Ter Schreck, der
furchtbare Schreck ! Und dann die wie
verholten Verhöre. Ich komme direkt
vom Berliner Polizeipräsidium. Ein
Polizeikommissär hat mich wohl über
eine Stunde ausgefragt, die Kreuz und
Quer, bis mir zulegt ganz wirbelig
war."
Bald darauf brach Bodo auf. Er fah
wirklich ganz verstört aus; der Eindruck
deö Erlebten schien in allen seinen Ner
den noch nachznzittern.
Mit Interesse sah Tietrich am ade
ren Morgen in der Zeitung nach. Tie
selbe enthielt ein interessante Notiz,
welche lautete: In der Angelegenheit
des Raubmordes im Grnncwald ist ge
stern durch eifrige Nachforschungen Sei
tens der Polizei eine Spur gefunden
worden. Nämlich dcr Revolver, mit
dein die That verübt z sein scheint, ist
etwa fünszig Schritt vom Thatort ge
funden worden. Tamit ist dcr Behörde
der erste wichtige Anhaltspunkt gegeben,
der sofortige weitere Recherchen veran
laßt hat. Ueber das Resultat desselben
bewahrt die Behörde im Interesse dcr
Untersuchung vorläufig noch strenges
Schweigen."
Tictrich athmete auf. Gott sei Dank !
Nun durfte man doch hoffen, daß der
Verbrecher bald gefunden wurde. Die
Angelegenheit würde dann ihren schnel
lcn Verlauf nehmen, in nicht allzufcr
er Zeit ihre Erledigung finden und
aus dem Gespräch und Gedächtniß der
Leute verschwinden.
Dietrichs Hoffnung fand eine schnel
lere Erfüllung, als er wohl selbst ge
ahnt hatte. Schon an demselben Abend
verkündeten die Blätter mit großen,
fettgedruckten Lettern ihren Lesern die
Botschaft: Der muthmaßlichc Mörder
gefunden." Unter dieser Spitzmarke
hieß es: Das Dunkel, das Anfangs
um die Persönlichkeit des Mordbnben
gebreitet zu sein schien, der im Grüne
wald den feigen Mord an dem jnngen
Amerikaner Mr. Watson verübt hat.
scheint sich schnell zu lichten. Tie Ange
legenheit hat heute im Lause des Tages
eine unerwartete, sensationelle Wen
dnng genommen. Tie Behörden haben
mit fieberhaftem Eifer gearbeitet und
alle erforderlichen Maßnahmen mit
einer ganz außerordentlichen Präzision
getroffen. Wir haben schon heute Mor
gen berichtet, daß, das Mordinstrumcnt
in der Nähe des Thatortes gefunden
worden ist. Es ist eine schöne, nach dem
Muster des Armce-Nevolvers gearbei
tetc Waffe mit Silberbcschlag. auf die
ei gräfliches Wappen und das Mono
gram B. B. eingravirt ist. Dieser Re
volver gehört, wie festgestellt wurde,
dem Grafen Bodo von Buchenan. dem
Reitlehrer des Instituts High lise.' dem
Begleiter des unglücklichen jnngen
Amerikaners anf dem verhängnißvollen
Spazierritt, von dem Mr. Watson
lebend nicht mehr zurückkehren sollte"
Als Tietrich in der Lektüre der Zei
tung bis an diese Stelle gekommen war,
entsank das Blatt seinen Händen. Er
sah sich im Zimmer wild um. wie
Jemand, der aus einem bösen Traum
erwacht und sich nun überzeugen will,
daß es nicht Wirklichkeit, sondern nur
ein Phantasiegebilde gewesen, das ihn
geängstigt hat. Im Nebenzimmer, des
seit Thür mir angelegt war, hörte er
Iranziska Hantiren, die ahnungslos den
Frühstückstisch ordnete. Jetzt ertönte
ihre Stimme : .Dietrich! Bitte! Der
Kaffee ist eingeschenkt !"
Der Gerufene fuhr erschrocken zusam
men. Er bot alle seine Selbstbeherr
schung auf, um mit möglichst ruhiger
Stimme erwidern zu können : Gleich,
liebes Kind. Ich komme gleich."
Dann strich er mit zitternder Hand
über seine feuchte Stirn. Es kostete
ihm nicht geringe Selbstüberwindung,
das Blatt mit dcr entsetzlichen Meldung
wieder in die Hand zu nehmen und den
Bericht zu Ende z lese.
Ermittelungen," so hieß es wcitcr,
die die Behörde sofort anstellte, haben
zu dieser wichtigen Entdeckung, die
eigentlich allein schon überführend ist,
och folgende, sehr belastende Momente
ergeben: Ter Reitlehrer Gras Bodo
Bucheuau. der erst seit drei Monaten
imÄcitinstitut .High lise' angestellt ist.
hat eö verstanden, sich bereits in dieser
kurzen Zeit unmöglich z machen. Vor
acht Tagen hatte ihm in Folge dessen
der Besitzer des Instituts gekündigt,
und mit dem nächsten Erste hätte Graf
Buchen seine Stellung verlassen miis
scn. Gras Buchenan, der auch in seinem
früheren Beruf er war Husarenlicntc
ant gescheitert zn sei scheint, hat die
alten Passionen, die ihm vrn früher
her zur zweite Natur geworden zu sein
scheine, anch i seiner jetzige beschcide
nc und untergeordneten Stellung nicht
vcrlcugnen können. Er hat weit über
seine sehr mäßigen Mittel sein Gehalt
betrug hundertzwanzig Mark monatlich
gelebt. Er hat in den feineren Wein
restanreintS des Westens verkehrt, hat
im 'Kartenspiel riiesenermaßen wieder
holt nicht unerhebliche Beträte verloren,
er bat in egicsUing leiner .:;c,.
der Modistin Pauline Menzel, die f.
shion.!blc Balllrtale Berlin, ,.d Um
gegeud bavii mit seiner Gegenwart
b.chrt und öaS genannte junge Mad
che. die Zoebter seiner Wirthin, mit
kostbaren lsckenkeu überbaust. Die
Mittel zu seinein leckeren Leben hat sich
Graf BucUuai! durch Anleihen ver
schasst, die er sehr iiugeiiiit bei den
Kunden deZ ReilinstuutZ gemacht.
Sein Treibe gelangte schließlich zur
Kenntniß seines Brodherrn,' der in
Folge dessen, wenn auch ungern, auf
die Tienste des aristokratiichcn Reit
lehrers, beiien Titel sonst eine gewisse
Aii.ziehuugclral't auf das sporlliebende
Publikum anzülte und der außerdem
sehr tüchtig in seinem Berufe w.r. zu
verzichten sich entschloß. Tie Brzweif
luug vor der Zutnust mag dem Leicht
scrligcn nun die Mordwaffe in die
Hand gedrückt haben. Mit all' diesen
Verbachtsmomenten in der Hand bat es
die Staatsanwaltschaft für ihre Pflicht
gehalten, de Verdächtigen verhaften zn
lassen und die Untersuchung gegen ihn
zu verfügen. So ist denn der Fall
Watson in ein ganz überraschendes,
hochiiiteressantes Stadium getreten nd
scheint sich zu einer .Eause celcbrc,' die
wir wohl schon jetzt grtrost i den Fall
Graf Bucheuau umtansen können, zn
gestatten. Ein hochgeborener Aristokrat,
der von Stufe zn Stufe bis zum Raub
mörder hcrabfinkt, fürwahr eine charak
teristische Erscheinung des ,sin de siecle i'
Zu bedauern ist die ehrenwcrthe Iami
lie. der der entartete Sprößling ange
hört. UcbrigenS wurde der Name Graf
Bucheuau schon einmal, wenigstens in
juristischen Kreisen viel genannt, vor
Jahresfrist, als ein Graf Tictrich
Buchcnau wie wir erfahren, ein Bru
der des Jnhaftirten sich im Borort
Halcnsce als Rechtsanw-lt "
Abermals entsank das Zcitnngsblatt
den Händen des Lesenden. Ein duin
pses, qualvolles Stöhnen drang ans
seiner schwerringenden Brust herauf,
und erschüttert schlug er beide Hände
vor das Gesicht.
In diesem Moment trat Frau Fron
ziska über die Schwelle. Mit einem
Ausschrei war sie an des Gatten Seite.
Um Gottes willen, was ist Tir.
Tictrich?" sraate sie erschreckt und
schlang liebevoll ihre Arme um den
Röchelnden.
Dietrich deutete auf das Blatt, das
z seinen Füßen lag. Mit einer erstaun
ten raschen Bewegung bemächtigte sich
Franziska dr Zeitung nd sah noch
immer ohne alle Ahnung nd völlig
verstündnißlos fragend zn Tietrich
empor.
Er seufzte schwer; an seinen zucken
den Miene und an der langsam zö
gernden Art. wie er nun das Blatt in
die Hand nahm und anf dc Bericht
deutete, der ihn mit so viel Bestürzung
und Entsetzen erfüllt hatte, war z er
kennen, eine wie starte Ueberwindung
es ihn kostete, ihre stumme Frage zu
beantworten.
Franziska las mit fliegenden Blicken.
Alles Blut wich aus ihrem Antlitz und
eine tiefe, heftige Erschütterung spiegelte
sich deutlich in ihren zuckenden Mienen.
Als sie an den Satz gekommen war. der
von dem Bruder des muthinnßlichen
Mörders handelte, schrie sie laut auf,
und ihre ungestüme innere Bewegung
trieb sie. sich weinend an die Brust des
Gatten zn werfen.
Mein armer, armer Tietrich!"
schluchzte sie, ganz mit ihm empfindend.
Abcr bieseWirkung des erste fassungs
losen Schreckens währte nr ein paar
Sekunden, dann richtete sie sich jäh ans
und mit einer Entschiedenheit, die nichts
Erzwungenes. Erkünsteltes hatte, son
den, offenbar einer wirkliche, festen
Ueberzeugung entsprang, rief sie:
Nein, es ist nicht wahr, er ist es nicht
gewesen, Bodo nicht! Tein Bruder hat
und kann so Furchtbares nicht begangen
haben !"
Tietrich hob verwundert sein Gesicht.
Mit einem Ausdruck trüber Resignation
bewegte er sein Haupt.
-Es nützt nichts, unS zu belügen,"
erwiderte er. Tie Beweise sind schon
jetzt erdrückend."
Und aufspringend und sich mit einer
Geberde wilder Verzweiflung mit beiden
Händen an die Stirn fassend, brach
fei ganzer Schmerz, seine furchtbare
Erschütterung in den Schrei aus: Wie
werde wir das ertragen ! Wie wird
Papa es ertragen ! Armer, armer
Papa !"
Wieder umschlang die junge Iran
ihren Gatten mit zärtlicher Gcberde und
wieder machte sich ihre Ueberzeugung
von Bodos Schnlolosigkeit in beredten
Worten' Luft: Nein, ein. ich glaube
es nimmermehr ! Einer so scheußlichen,
brutal:n, schrecklichen That ist Bodo
nicht fähig ! Erinnere Tich doch nur,
Tictrich ! Ein leichtsinnig Schulden
macher wird doch nicht gleich zum Mör
der. Er sollte kalt, grausam, heim
tückisch ein so scheu ßlicheL Verbrechen
geplant habe? Nein, sage ich Tir.
nein ! . Tazn ist Bodo gar nicht im
Stande."
Auf Tietrich schienen dic Einwendun
gen seiner Frau wenig Eindruck zu
lachen. Seine Mienen verdüsterten sich
immerhin; sci Haupt sank ihm auf
die Brust nd er licß sich wieder schwer,
wie zerschmettert auf seinen Stuhl fal
lcn.
Er ist es ja auch nicht plötzlich ge
worden." erwiderte er müde mit schlep
pender Stimme. Nach vnd nach, von
Stufe zu Stl.se ist er tiefer und tiefer
gesunken. Tcn moralischen Halt hatte
er längst verloren. Kein Eindruck, nicht
einmal der des Todes seiner Mutter,
hat liuqe bei ihm vorgehalten. In Ge
sellschast ;-e; losesten, Vergnügung--lüsterne
Weibes, das man als stine
Geliebte bezeichnet, scheint er v,ilie,idö
jedes sittliche Bedenken verloren z
gaben. Ich habe ja immer im Stillen
vor einer ttaiastrcphc gezittert. Freilich,
ein so Furchtbares. Entsetzliches habe
ich nicht gedacht."
Und wieder Vergrub der ganz Ge
brechen? (vji.'l;! in teil Handen.
0 .i!!e Trostworte ;:nd bescinritigkN'
den Znndcn seiner Fr.,u Vermochten
ii:ii ii;';v!ni!;loi il;n ici::r;ii
dumpsen. s.:e!i,i! Biiitcu zu tv.l-uii;ei!.
19. opittk.
Ter nächste las brachte neue Nach , i
i richten, neue Ausregiiiigen für die dem
Angeschuldigten Nabcstebenden. Die
Zeitungen tischten ibren neugierigen
Lesern ausführliche Nachrichten über das
Vorleben des muthmaßlichen Mörders
auf. Spielschulden seien kS gewesen,
die den ehemaligk Offizier genöthigt
bättcn. den Abschied zu nehmen. Sei
Vater habe sich seinetwegen fast ruinirt.
überhaupt die Familie habe ihn längst
aufgegeben. Bei keiner der Beschäfti
gungen, denen sich der .Entgleiste"
seitdem zugewendet, habe er lange aus
gehalten. Er sei eben immer ein Müßig
gänger gewesen, dcr gewöhnt sei, au
Anderer Tasche zn lebe, anstatt sich
durch aiihaltenre. anständige Arbeit die
Mittel z seinem Unterhalt zu erwerben.
Kein Wunder daher, daß er nun schließ
lich da angelangt sei. wo cr sich jetzt
befinde : in der Zelle dcS Untersuchung
gefangenen. Weiter brachten die Zei
tungkn Mittheilungen Über die Feststel
lungen, die inzwischen durch Verhöre
und Vernehmungen von Zeugen, die
sich zum Theil freiwillig der Behörde
gestellt, gemacht worden seien. Eine ge
naue Durchsuchung des von dem Grasen
bewohnt gewesenen Zimmers habe ein
weiteres Glied in der Kette der Beweise
zu Tage gefördert, nämlich eine gol
dene, mit einem Saphir geschmückte
Krawattcnnadel, die, wie von den
Freunden und den Wirthsleutcn deZ
ermordeten Amerikaners einstimmig
ausgesagt worden. Mr. Watson gehört
und von diesem getragen worden sei. i
Wo der muthuinßliche Mörder die übri
gen dem Ermordete gcranbten Werth
jachen und das baare Geld verborgen
halte, habe die Untersnchung bisher noch
nicht herausbekomme. Ferner wnrde
mitgetheilt, daß Mr. Watso mit seinem
Reitlehrer in, Restaurant Paulsborn
im Grunewald Rast gehalten, einen
kleinen Imbiß. z sich genommen und
eine Flasche Wcin geleert hätte. Mr.
Watson habe bezahlt ud zwar habe er,
da er icht so viel Kleingeld bei sich ge
führt, einen Hundertmarkschein ge -wechselt,
den er einer Brieftasche ent
nommen, die der Kellner hatte es ge
nan gesehen och mehrere Banknoten
enthalten habe.
Eine Viertelstunde später ungefähr
habe dann die Ermordung des Ameri
kaners stattgefunden.'
Zum Schluß dieser Mittheilungen
befand sich ein Verzeichnis; derjenigen
Gegenstände, die dem ermordeten Mr.
Watson abgenommen worden innren
und zwar: Eine große goldene Uhr,
Ehronometer, mit dem Stempel ,The
Providenee Watch Eompany' und dem
Monogramm E. W. Ein Portemon
naie aus Juchtenleder mit einem gelben
Bügel, zwei Fächern und einer Geld
tasche. Ei Portefeille vo rothem
Leder mit einer Stickerei. Ein paar
goldene Manschettcnknöpfe mit je einer
großen, echten Perle."
Tietrich befand sich wie im Fieber.
Er war nicht im Stande. Franziökas,
Ueberzeugung von Bodos Schnlolosig
keit zu theilen. Sein juristisch geschulter
Verstand sagte ihm, daß die überfüh
renden Momente geradezu erdrückend
seien. Tazu kam seine Kenntniß von "4
Bodos Lage und Charakter.
Wenn anch allerdings grausame
Heimtücke und kaltblütige Berechnung
nicht in seinem Wesen lagen, und kaum
anzunehmen war. daß er den Mordan
schlag listig vorausgeplant hatte, so
konnte er doch sehr wohl in einer plötz
lichen Aufwallung, von seiner verzwei
selten Lage gedrängt, eine sich ihm
plötzlich bietende günstige Gelegenheit
benutzt haben, die gräßliche That zu
begehen, vor der er sich hinterher viel
leicht selbst entsetzte.
Dietrichs Gemüthszufland war ein
solcher, daß er nicht im Stande war,
seinen Berufspslichten achzugehen.
Auch die Scheu, fremden Augen zn be
gegnen, neugierige Blicke forschend auf
sich ruhen zn sehen, veranlaßte ihn.
sich in der Einsamkeit seines Zimmers
zu verbergen und sich nicht einmal in
seinem Bureau vor seinen Leuten zn
zeigen. Nur mit dem jungen Kollegen,
der seine Stellvertretung Übernommen
hatte, hielt er die nöthigste Besprechnn
gen ab. Am liebsten hätte er Berlin
Überhaupt den Rücken gekehrt, nd er
dachte auch schon allen Ernstes daran,
für einige Wochen nach Schloß Bücke
au überzusied:!, umso mehr, als der
alte Graf unter dem neue Schicksals
schlage, den Bodos Leichtsinn über ihn
verhängt, sicher sehr schwer zu leiben,
haben und eines Beistandes bedürfen
würde. Ta aber traf es war am an
deren Vormittag ein niit einem ge
richtlichen Stempel versehenes Schreiben
, ouS dem Untcrsuchungsgcfüngniß Moa-
bit ein. Mit zitcrndcn Fingern, voni
Widerwillen und einer nervöse Jurchr
durchglüht, öffnete er. Es war ein
Schreiben von Bodo. das vor der Ab
senkung dem Untersuchungsrichter vor
gelegen hatte. Ter Brief, der in der er
sichtlich stärksten Aufregung mit fliegen
der Feder geschrieben war, kantete:
Znl'ändislöes.
Porto Rico ist ungefähr
t stark besiedelt, wie der Staat Massa
wsetts. Auf Porto Nieo entfallen 264
Einwohner auf jede Quadratmeile, im
Staat Massachusetts deren 278. Tie
Znsel ist mehr als sieben mal so stark
'esiedelt, wie Cuba.
Mi t der Prohibition
;ct)t es in Kansas allmählig den Krebs-,
rang, gerade wie in Iowa. Das dor
ige Bundesbezirksgericht hat entschie
)en. daß der Staat nicht berechtigt rst.
?en Agenten auswärtiger Getränke
iändler die Sammlung und Entgegen
rahme von Bestellungen zu verbieten.
Unter dem Namen
.National Continental Union League"
st in Albany. N. Y.. eine Gesellschaft
neorporirt worden, welche darauf hin
rirken will, daß alle friedlichen,
ihrenwerthen Mitiel angewandt wer,
?en. um eine politische Bereingung der
Vereinigten Staaten und Canada's
herbeizuführen.
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