Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, June 21, 1900, Image 6

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liiiilä ein täglicher Bksuchcr der u-imilie
Börurr. 2iMe& rvidmcle er dei: lium
iislfiüjicn feine tülf. Aisred hcitte zirar
seine ursprüngliche Absiä.t, zu fliidiicn.
ausgegeben, ober er hatte sich doch zum
Ziel gesetzt, wenigstens das Reiiezeiignig
für die Prima zu erlangen, und b sriue
(iZaben nicht i so ansreicheudcm Maße
vorhanden waren, wie nlci und guter
ÜZit, so wurde ihm die Bewältigung
seines Pkiisums oline jegliche Hilfe oft
sehr schwer, freilich, ttras Tictrich that
dik-mal das. was er e!cmals aus Nück
sicht aus die zlislimiiiciigcschmolzcnen
Mittel seines Katers gethan, aus selbst
losem Interesse für seinen Echiiler und
in den, geheimen Oicsiihl, der arg ge
priifleg Familie gcwissernias:? für daS
Konto seines Bruders eine ltfchädi
guiig zu schulde. ts war iciltens ein
trauliches Beisammensein zu Treien.
Herr Böriier hatte eine Ctellung an
getreten, die er durch die giwdige
Berweiidung des ttaiiimcrherril von
GliimerIIottenseld erhalten. Frau Aör
ner war nieistciis mit Hashaltugear
beiten bcschastigt. Und so saßen die
Tret : Alsred, biraf Tictrich und Frau
ziska in dem guten Zimmer der Iamilie
bei einander, arbeitend und, sobald die
Unterrichtssluiiden vorüber waren, ge
liiüthlich plaudernd.
Franziska bereitete sich für einen
neuen Beruf vor. Sie hätte einen Kur
sus i Buchführung und Handelswis
sciischaft durchgemacht und übte u zu
Hanse sleiszig die erworbenen Kennt
nisse. Zugleich durchsorschte sie eifrig
die Anouccspaltcn.der Zeitungen und
schrieb Mclocdricsc. so oft sie eine ihre
bescheidenen Ansprüchen entsprechende
Stellung annoiujrt saud. Freilich,
Monate waren schon darüber vergan
gen, und sie hatte sich schon häufig per
soiilich in Geschälten der verschiedensten
Branchen vorgestellt, ohne daß es ihr
bisher gelungen war, vor den immer
in großer Anzahl vorhandenen Milbe
werberinnen den Vorzug zu erhalten.
Auffallend war es. daß Franziskas
Klagen über ihre hartnäckige Mißer
folge bei Tictrich. der doch sonst dem
jungen Mädchen eine auffallende Theil
ahme widmete.kci glcichtlingcndeslZcho
fanden. Im biegen theil, er fchicn jedes
mal förmlich aufznathmen, so oft sie
mit betrübter Miene vcn einer neuen
(Znttüuschuiig berichtete. Ja, am liebsten
hätte er ihr überhaupt abgeredet, bei
fremden Leute einen Erwerb zu suchen,
und er wurde immer von einer Pein
lichen. widrigen ü,pfidiii,g bchenscht,
wen er sich das zarte, verwohnte junge
Mädchen in einem Oieschäftstomptoir
zwischen kecken Kommis arbeitend und
von einem rücksichtslosen, harten Prin
zipal Befehle empfangend, vorstellte.
Aber er wagte nicht, seinen Empftiidun
gen Ausdruck z geben, denn er hatte
ja nicht das Recht, dem jungen Mädchen
rtnen Beruf zu verleiden, den sie ja
doch nur aus edlen Motiven wählte,
um ihren 5ltern im Kampf um's
Tasein zu Hilie z kommen.
Tictrich machte ein sehr bestürztes
Besicht, als er eines NachiittagS Fräu
lein Franziska in Hellern Jubel fand.
Sie kam dem lsiiitretcnben triumphi'
rnd entgegen.
.ratnliren Sie mir, Herr Neferen?
dar !" rief sie sast übermüthig, wie er
sie noch nie gesehen. kZudlich, endlich
habe ich s erreicht ! Wie Sie mich hier
sehe, bin ich wohlbestallte Buchhalterin
der Firma Kar! Wilhelm Legnmann.
Aber was habe Sie denn" fügte sie
hinzu, als sie seine erschrockene Miene
bemerkte ich glaube gar, Sie gönnen ,
mir mein 0!Uick nicht einmal." I
Ich weiß wirklich nicht," erwiderte '
Dietrich ernst, od ich Ihnen dazu gra ,
tuliren soll. Ich befürchte, baß Ihre !
Stellung Ihnen manche Bcrdrießlichtcit '
und manche Enttäuschung bereiten
wird."
.Enttäuschittig? Wie so?"
Tcn Zieferendnr machte diese Frage
befangen. Er mochte das, was er de
fürchtete, nicht offen aussprechcn.
Sie sind," entgegnete er, in dein
Frieden Ihres Hauses aufgewachsen.
Jcßt sollen Sie hinaus auf den Markt
des Lebens, sollen berufsmäßig mit
fremden Menschen verkehren, die Ihnen
vielleicht unsympathisch und uuaiige
nehm sind."
Fräulein Franziska lachte. Ohne den
wahren Grund seiner Bcsorgniß zn
ahnen, entgegnete sie heiter: Aber Sie
denken doch nicht, daß ich wich fürchte?
Bewahre ! Wenn ich meine Pflicht er
fülle, kann mir doch nichts geschehen.
Meinen Sie nicht?"
Tietrich blickte düster zu Boden, die
Antwort schuldig bleibend.
Ohne i ihrer freudigen Stimmung
darauf zn achten, fuhr Franziska heiter
fort: Rathen Sie einmal, Herr Ae
ferendar, wie hoch sich mein Gehalt be
läuft ! Aus fünszig Mark monatlich !"
rief sie mit stolzer Genugthuung, als er
stumm mit den Schulter zuckte. Ist
das für eine Anfängerin, die noch gar
leine Erfahrung und praktische Uebung
hat. nicht glänzend"
Er nickte und fegte sich dann an den
Tisch zu seinem Schüler, der seine
Bücher bereits aufgeschlagen hatte. Aber
Grat Tietrich war beute nicht recht bei
der Sache. Seine Blicke richteten sich
immer wieder aus das junge Mädchen,
zu deren strahlenden Mienen sein düste
rcs, grübelndes Gesicht eine eigen
thümlichcn Kontrast bildete.
Ta die Firma Karl Wilhelm Leger
mann englische Geschäftszeit Halle und
um sechs Uhr schloß, so sah Graf Tiet
rich, der in der Regel die Zeit zwischen
süns und sieben Uhr seinem Schüler
widmete, auch in der Folgezeit die Buch
haltcrin sast täglich. TietrichZ Beiürch
hingen schienen sich in keiner Weise bc
Wahrheiten zu wollen, denn FranziskaS
Freude an dem neue Beruf war stets
die gleiche und der Eiser. mit dem sie
sich ihrer neuen Thätigkeit hingab und
die srohe Genugthuung, mit der sie lie
Ausübung der übernominenen Pflichten
erfüllte, erhellte überzeugend aus ihren
Schilderungen und Mittheilungen. Uu
anklimiilcücn und Strapazen, die
:!ire Kräfte k'.'e:hi:r?-.. iüuvxn irü
::.r.i ciciürii vkl'.nnxjt. im ftc
(jniLv;l, sie toi: ulk die Freiinclichkeil
und ÄaiiiilKt ihres ('liess nicht genug
rühmen. Tie Firma Karl Wilhelm Le
gciuiann betrieb ein Kommissionsfehäft,
die Berlretung einer Leinensabrit, und
außer dein Ercf waren ur noch zwei
Reisende, ein Lagerist und ein Lehrling
tu der nirma thatig.
?!ach und nach freilich hörten die lau
tcn Freudenergusse auf. und die srche
Bcgeincrung, mit der Fräulein kZran
zista von ihrem Beruse gesprochen,
schien der Gleichgiltiqteit der täglichen
Gewohnheit zn weiche. Ja, dein heim
lich beobachtenden junge Man fiel ti
auf. daz die Buchhalterin von Tag zn
Tag stiller wurde und von dem Ge
fchäft. das doch zuerst das Hauptihema
ihrer Unterhaltung obgegede. über
Haupt nichts mehr erzählte. Und als er
eines Tages fragte, cd ihr das anhal
tende Sien im Koinptoir nicht dc
komme, oder ob sie Acrgcr im Geschäft
gehabt, da flog ein nervöses Zucken
über ihr Gesicht und sie verneinte kurz
und hastig.
Eines Tages, als Tictrich nach seiner
Gewohnheit um süns Uhr zum llutcr
richt erschien, bemerkte er zu seinem
Erstaunen FranMas Hut und Mantel
bereits am Gardcrodciihakcn im Korri
dor, und unruhig fragte er sich :
Warum ist sie so srüh nach Hanse ge
tvmmcn? Ist sie vielleicht ertrankt?"
Seine Unruhe wuchs noch, als er
seinen Schüler allein im'Ziinmer fand.
Ihr Fräulein Schwester ist schon zu
Hause?" sragte er den Knaben.
Jawohl." .
Alsred gab die Antwort mit finsterer
Miene und in einem merkwürdig erbit
terten To. der dem Referendar ausfiel.
Ist Fraulei Franziska etwas znge
stoßend" erkundigte er sich theilnchmend.
Er sah. wie der Jüngling mit der
Antwort zögerte und wie ihm das Blut
in' Gesicht schoß, während er befangen
ans die Tischplatte vor sich icderstarrtc.
Nun. so antworten Sie mir doch.
Alsred !" sordcrle der Referendar jeflt
ernstlich beunruhigt auf.
Sie hat das Geschäft verlassen."
stieß der Sekundaner aufgeregt hervor.
Tictrich blickte den Jüngling befrein
det an.
Berlasscn? So plözzlich? Warum
denn?"
Tie Gluth auf Alfreds Wangen
brannte noch dunkler. Er sah auf feine
Hand, die er auf de Tisch gestcmnit
hatte, seine Mienen hatten etwas Ber
lcgcnes, Scheues.
Weil weil er sie beleidigt hat,"
stotterte er. .
Tietrich erbleichte unwillkürlich ; seine
Augen lisneten sich weit.
Beleidigt?" fragte er. und seine
Stirn legte sich ganz in Falten.
Nun nun ja! Er er hit ihr
schon 'ne ganze Zeit immer so ' dniii
nies Zeng gesagt, und heute heute hat
er sie um umsaht und hat sie kii
küsse wollen Ta hat sie ihn zurückgc
sloncn und ist ist einsach davongelau
fcn."
Tcr Jüngling warf sich mit Bche
menz in seinen Stuhl, neben dem er
bis jelt gestanden, stiizile beide Ellcnbo
gen ans den Tisch und verbarg das
glühende Antlitz in feinen Händen.
Tictrich stand wie vom Tonner ge
rührt. Tas Blut drängte sich ihm so
heftig nach dein Kopfe, daß es ihn ein
paar Sekunden lang förmlich schwin
dclte. Seine Hände ballte sich unwill
kürlich. und seine Zähne preßten sich
fest auf einander. Seine Angen flamm
ten. Und dann ging ein Ruck durch
seine hohe, kräftige Gestalt. In der
nächsten Minute war die plöglictie Zar,
nesaiifwnllung wenigstcns äu,criich
überwunden. Er zog. einen Stuhl
heran, fetzte sich und sagte, zn seinem
Schüler gewandt:
Wir wolle bcginncn."
Merkwürdig war, wie Tictrich heute
eilte, und doch kamen hier und da Pan
scn vor, in denen der Lehrer zerstreut,
stumm vor sich hinblickte, während seine
Finger nervös zuckten und seine Mienen
eine finsteren, drohenden Ausdruck
annahmen. Schon kurz nach sechs Uhr
schloß Tictrich heute. Aber er machte
noch seine Miene zu gehen, sondern gab
seinem Schüler einen Auftrag.
Sage Teinci Papa, bitte, daß ich
ihn einen Augenblick sz'rechcn möchte."
Herr Börner ließ nicht lange ans sich
warten. Mit vornübergeneigten Schnl
tern und mit seinem bedrückten, klein
wüthigen Aussehe trat er ein.
Ter Referendar schritt sogleich lebhaft
auf Herrn Börner zu.
.Ihre Tochter ist infam beschimpft
worden," stieß er erregt hervor.
Herr Börner nickte.
Hat Ihnen Alfred erzählt? Wenn
man arm ist." fügte er trübselig hinzu,
darf man sich nicht wundern, wenn
einem so etwas passirt."
Dietrich stand mit verschränkten
Arme vor Frunziskas Vater.
Was werden Sie nun thun. Herr
Börner?"
Ich? Na, mein Kind ans dem Ge
schäst nehmen, natürlich I Ohne Kün
diguug, sofort! Erwirb sich hüten und
wird klagen."
Und sonst" ein Niisrnck von Un
geduld zitierte in den zuckenden Mienen
des jungen Mannes sonst Herr Bor
ner?"
Sonst? Ja, was denn noch?" Tcr
Sprechende zuckte rcsignirt mit den
Schultern. Was kann man denn sonst
noch thu? Nichts!"
Aus den Wangen des jungen Mannes
slummtc cZ wieder lebhafter, und seine
Augen bluten unwillig.
Sie werden doch Ihrer Tochter eine
Gen u gthu n ug vcrschas fen ' "
Eine ticngthnnng? Sie meinen
klagen? Aeh. das gibt so viel Acrgcr
und Aussehen und heraus lommt dabei
doch nichts. Tcr Versuch eine Kusses !
Was wird er dafür kriegen? Im höch
sten Falle ein paar Mark Geldstrafe."
TnS meine ich nicht, Herr Börner."
Nicht? Ja, was lann ich denn noch
sonst thun, Herr Referendar ?"
Sie sollten tcn Frechen zur Rede
stellen und ihn halte, Ihrem Frän
lein Tvchlcr WblUk zu leisten."
Herr Börner riß seine Augen weit
aus.
. -'J'J?? Fin. das wird er nicht
ll'un. Er e, ou-lachen."
In dein i'.'iiiu-i.ü'iil in jut!j).cG:a
fen drückie iah eine stammende Energie
zugleich mit tüderndein Oairniii aus.
Tann luui'c Sie ihn zwingen."
Zwingen? Ja. dazu habe ich ja ar
keine Mittel. Herr Refeirndar. Er wird
mied einsach hinanewersen lassen, wenn
ich ihn aussuche und viele Worte mache."
Gras Tietrich athmete tief. Aus fei
ne Auge dlinte ein Entschluß.
Wenn Sie mir gestatten," sagte er.
will ich an Ihrer Stelle hingehen und
den Herr zur Rede stellen. Ich meine,
irgend eine Eüuue für kie erlittcnr
Kränkung find Sie Ihrer Tochter schul
big."
Wenn Sie meinen."
Es kam etwas bedächtig und zögernd
heraus. Tctto entschiedener nid best im
intet klang die Stimme des jungen Gra
sen. -
Ganz gewiß. Ich meine, eine so
freche Hanolnngsweise, ei so schamlo
ser. gemeiner Mißbrauch des sozialen
llebergcwichts verdient in jedem Falle
eine ercinplarische Strafe. Ja, ich bin
der Ansicht, das ist geradezu Pflicht ge
gen die anderen jungen Tomen, welch
die Verhältnisse nöthigen, in ähnlichen
abhängige Stellungen zn arbeiten und
die denselben Beschimpfungen nsgesejit
sind. Jede Züchtigung eixcS solchen
Vurschcn schreckt Andere zurück."
An der Energie und dem Zorn des
Grafen schien sich auch der Grimm des
gekränkten Vaters anzufachen.
Ja, gehen Sie, Herr Referendar."
stimmte er jept z. gehen Sie in Gottes
Namen ! Und sagen Sie dein Kerl, ein
irecher. ein ganz gemeiner, frecher
Patron wäre er."
12. Kapitel.
Herr Legcrmann, der Inhaber der
Zinna Karl Wilhelm Legcrmann, war
lehr erstaunt, als am andere Vormittag
ein eleganter Herr in seinem Komptoir
erschien, der gar nichts Kaufmännisches
an sich hatte nd sich als Referendar
Graf Bukhcuau vorstellte.
Es war ein einfaches, mäßig großes
Koinptoir, und außer dem Ehef war
Niemand anwesend. Ter Lehrling
mochte Vu auf einem Geschäftsgang be
finden,.
In dem Gesicht des Eintretenden
zuckte es ganz eigenthümlich, während
er dem sich mit neugierigen, fragenden
Mienen Erhebenden entgegenging.
Habe ich die zweifelhafte Ehre, mit
Herrn Legermann z sprechen?" fraqte
der Referendar.
Tcr Kaufmann stnhte. Er nelgte
unwillkürlich sein rechtes Ohr sei
Fremde entgegen
Ich verstehe Sie nicht." sagte er.
Sind Sie Herr Legermann?" wie
herholte Dietrich seine Frage kürzer und
bestimmter.
Jawohl."
Der Referendar richtete sich unwill
kürlich etwas strammer in die Höhe.
Ich bin ein Freund der Familie
Börner," fuhr er fort, nnd komme im
Austrage des Vaters Ihrer früheren
Buchhalterin, des Fräulein Börner."
Der Kaufmann trat instinktiv ein
paar Schritte zurück und stellte sich hin
ter seinen Schreibtisch. Die Worte und
noch mehr der finstere, drohende Ge
sichtsansdrnck seines Besuchers schienen
ihn mit einer unbestimmten Furcht zu
erfüllen. Er suchte dieselbe hinter einer
ärgerlichen, unwilligen Miene z verber
gen.
Ja, wo steckt denn das Fräulein
heute?" fragte er. Ich liebe Unpünkt
lichkcit im Geschäft nicht. Oder sollte
sie erkrankt sein?"
Graf Tictrich antwortete nicht. Er
musterte den hinter seinem Schreibtisch
ihm Gegenüberstehenden. Es war ein
Mann Anfang der Vierzig, von ziemlich
vicrsch'.öliger Gestalt. Eine unvcrkenn
bare Schlauheit prägte sich in seinen
unschönen Zügen' ans. Seine Stirn
erhob er dreist, seine kleinen, funkelnden
Augen sahen den Referendar mit cyni
scher Frechheit an.
Graf Tietrich nahm wieder das Wort.
Tas Fräulein wird Ihr Geschäfts
lokal nicht mehr mit ihrer Gegenwart
beehren," erklärte er. Sie aber werden
sich t?och heute z der Tarne begeben
und sie in Gegenwart ihrer Eltern um
Verzeihung bitten."
Ter Kaufmann fuhr auf.
Was was fällt Ihnen denn ein?
Ich hahc.ha wofür soll ich denn
meine Buchhalterin um Verzeihung bit
tcn?"
Tie Stimme des Grafen klang scharf
und drohend.
Tas Fräulein ist nicht mehr Ihre
Buchhalterin. Ich frage Sie jcgt. b
kie Ihre gegen Fräulein Börner ver
übte Unverschämtheit in der von mir
angegebenen Weise zühne wollen oder
nicht?"
Wieder reckte Herr Legermann sein
Gesicht vrr; der Ausdruck schamloser
Dreistigkeit prägte sich noch stärker darin
ans, als vorher.
Unverschämtheit?" erwiderte er grob.
Wie so? Weil das Fräulein soll sich
nur nicht so haben ! Was habe ich denn
Großes gethan? Lächerlich ! Ucbcrhnupt,
wie kommen Sie denn dazu, mich hier
förmlich zur Rechenschaft ziehen zu wol
len? Ireuiid der Familie? Tas kann
jeder sagen." Ei freches und frivoles
Lächeln zuckte um die dicken, wulstigen
Lippen des Sprechenden. Gegen Sie
ist wohl Fräulein Börner nicht so zim
pcrlich?"
Das. was nun geschah, erfclate im
Verlaus von höchstens zwei Sekunden.
M,it einem Sag war Graf Tietrich an
der Seite des Kaufmanns. Tann hörte
man zwei laute, klatschende Töne, dem
wie ein Echo ein lauter Aufschrei aus
dem Munde des Herrn Legermann
folgte. Tarauf sprudelte der Gezüchtigte
die Worte hervor: Tas sollen Sie
mir büßen. Ich zeige Sie an. Ueber
Haupt, verlassen Sie sofort mein Lo
kal !"
Graf Tictrich läeliclte verächtlich, seßle
seinen Hut aus, dichte sich um und ent
senile sieh langsam ans dem Koinptoir.
Zwei Tage später brachten verschiedene
Blätter unter der Spchmarke Brutaler
Uebcrsall eines Kausmanncs" die Schi!
dernng dcs Austrittes, der sich im Kornp
toir der Firma Karl Wilhelm Leger
wawj ci.r.-j!:: !r: u-i. rat'.iü eberiuitj 1
iii i itii ivtiiit von iritt i:e
e.,!!i!.!nn !! u 'mann nlt st iinfiurt zu
sein, diiüi i,,n Name w, r di.krct nur
mit dM:"3:;:.ir:t ,!chf:.iben cii.;i deutet,
ir;il.tn;t) trr Nme des Rack ers nd der
Büehkallerin in ganzer Vo!!!ändig'eit
a,k,et'kii worden waren. Des jungen
Beschulter der anglblich beleidigten
Dame" war mit ein paar vorsichtigen
der ironisch, Redewendungen gedacht
und seiner überrumpelnden dr taten
Handlung" das Motiv unberechtigter
Eiiers'.ichl" unlergetcholen worden.
Wahrend Graf Tietrich den Zeitnngs
bericht durchlas, drängte sich ihm das
Blut zum Kopse. Er schlug seine Rechte
erschültert vor die Stirn und seufzte
ans tiefster Brust. Scham und Schmerz
krainpslen sei Herz zusammen. Taran
hatte er nicht gedacht, diese Folgen nicht
vorausberechnet. Halle er nicht thöricht,
überlegt gehandelt? Nun war Fran
zisla Börner auch noch vorder Oejfent
lichkeit unheilbar komprvmittirt, ihr
Rns für immer dahin.
Ter Grübelnde trat zornig mit dem
Fuße auf. Und dennoch! Wie hatte er
anders handeln sollen? Sei .Blut
empörte sich och ebenso heftig, wenn er
des Schimpfes gedachte, dem das junge
Mädchen von Seiten des Kaufmannes
ausgesetzt gewesen. Würde er nicht ein
zweites Mal ebenso handeln? Elewiß!
Unerträglich erschien es ihm einsach.
Fräulein grauzisla beleidigt zu wissen
und nicht die Hand zn erhebe zn ihrem
Echuße. zur Sühiiung der ihr ange
thauen Schmach.
Und dann, nachdem er ein paar aus
geregte Eiänge durch sein Zimmer ge
macht, warf sich der junge' Mann ans
einen tnhl und begann emsig dem
Grunde der Einporniig, die ihm in alle
Adern siedele, achzusorschen. Zum
eisten Male bemühle er sich, seine Ein
pfindnnge für Franziska Börner in
ihren Motive nd geheimsten Antrieben
z zerlegen. Er ließ die Vergangenheit
Revue vor sich passire. von seiner
erste Begegnung mit Franziska Börner
bis z ihrem letzte Ziisammensci. Er
sann laiige Über die Gründe des zorni
gen Mißbehagens nach, das ihn gequält
und gemartert, als Bodo ihm in feiner
leichtsinnigen, frivolen Art von seine
Absichten aus die Tochter dcs ehemalige
reiche Fabrikantc gesprochen und
stellte eingehende Betrachtungen an über
die Unruhe und Unzufriedenheit, mit
der ihn Franzickas Entschluß, Buchhal
terin zu werden, vom erste Augenblick
a erfüllt hatte. Und schließlich kam er
zn dem Resultat, daß es nicht allein
Mitgefühl und freundschaftliche Eym
palhie sei. die sein Hcrz bei dem Gedan
kcn an Franziska schneller pochen mache,
sondern daß die Anmuth, das schlichte,
keusche, tüchtige und sittlich reine Wesen
des jungen Mädchens eine tiefe, leiben
schaftliche Liebe i seinem Herzen ent
zündet habe.
Aufathmeiid sprang er auf. Es war
ihm ordentlich leicht um's Herz gewor
den. Nun war ihm der Weg klar vorge
zeichnet, den er einzuschlagen hatte, nin
Franziska Börner zu rchnbilitirc und
ihren Ruf vor der Ocffcntlichkeit wie
derherzustcilc. Sein Gesicht strahlte
von einem befreienden, frohen Ent
fchlnß.nno mit zitterndcnHänden kleidete
er sich um. Ganz in feierliches Schwarz
kleidete er sich und ein paar hellfarbene
Handschuhe legte er znrecht. Doch bevor
er seine Wohnung verließ, setzte er sich
an den Schreibtisch, um nach kurzem
Besinnen rasch ein paar Zeilen aus ein
Blatt Papier ;i! werfcn. Tann begab
cr sich ans die Straße hinab und bestieg
an der nchsten Haltestelle eine Droschke,
um nach der Wörtherstraße zn fahren.
Es war in ungewöhnlich früher Mor
gcnstnnde. Frau Börner hantirte in der
Küche uid war noch nicht in Em
pfangstoilette. Taß Franziska. die den
jungen Man im guten Zimmer" em
pfing. den Zeitungsbericht bereits ge
lesen hatte, sah er an ihrem verstörten
Aussehen. Sie hatte hcute ganz gegen
ihre sonstige GcwohnhcitctwaS Scheues,
Befangenes in ihrem Wesen.
Verzeihen Sie." sagte er, daß ich
Ihnen, freilich in guter Absicht, so viel
Aufregung und Aerger bereitet habe."
Sie fiel ihm in's Wort.
Wir sind Ihnen Tank schuldig."
erwiderte sie, ihre Blicke vor ihm scn
kcnd, Sie haben sich meiner Sache an
genommen." ,
In einer Weise," fiel er mit einem
sich selbst verspottenden Lächeln ein, die
Sie nun erst recht bloßstcllt. Verzeihen
Sie meine Ungeschicklichkeit, meinen
Uebereifcr ! Ich sehe ein, daß etwas ge
schehcn muß, um üblen Folgen meiner
unüberleglcn Handlungsweise zu begeg
neu." Er griss in seine Tasche, brachte
das Blatt Papier, das er zu Hause zu
sich gesteckt hatte, zum Vorschein nd
reichte es ihr mit einem lange, auf
leuchtenden Blick. Ich bitte Sie um
die Erlaubniß, diese Zeilen an die Zei
tungen zur Versendung zu dringen."
Franziska nahm ahnungslos das
Blatt, das Graf Tietrich entfaltet hatte,
nnd las :
Sehr geehrter Herr Redakteur !
Gestatten Sie mir zu Ihrem heutigen
Bericht über einen gewissen Vorgang
im Koinptoir der Firma Karl Wilhelm
Legermann die hösliehe Bemerkung, daß
verschiedene Einzelheiten in Ihrer Schil
deruug nicht der Wirklichkeit entsprechen.
Tie von Herrn Legermann in Aussicht
gestellte gerichtliche Verhandlung wird
ja volle Klarheit darüber bringen. Ich
möchte mir heute nur den Zusatz erlau
den, daß ich zur Inschutznahme der
beleidigten Tarne nicht nr berechtigt,
sondern auch verpflichtet war, da ich die
Ehre habe, der Verlobte derselben zu
sein.
Hochachtungsvoll
Graf Tietrich B u ch e n a u .
Kammergkrichtsrescrendar."
Tas Blatt flatterte aus den zitternden
Händen des junge Mädchens zu Boden.
Sie starrte den ihr Gegenüberstehenden
aus jchrcckeusvoll weit geöffneleii Auucn
an. Ihr Gesicht hatte alle Farbe ver
loicn. Ohne eine Ahnung von den Em
psindungcn, die den jungen Mann bc
selten, stammelte sie, während ihre
Mienen Schmerz und beleidigtes Scham
gefüllt aucdrucktcn :
Tas gehl zu weit. Wem, rs ja auch
7,icht crüsihas! gemeint i. sondern nur
dienen soll, den Berlkt'mdungkU
'.!?!'....
.Äel : !!! i; ir j i ::'!. " u:!ie:l:ach
fet Iv.iM" unl s.:h mit streitenden '.".üaei,
zu ihr hinüber, unk es gesckiehl za
tiicht nur dr-wcgen. um Ihnen r der
Okiseutlichlcit eine lkm Ihn 11.1, j:i
geben. Nein ! Ter Vorgang hat für
mich ur dazu gedient, mit mir in'
Klare zu tomiuen nd mir eiiizugestehen.
was ich ja feit Langem bnulcl ernps
den habe, doß ich Sie liebe. Flauten
Franziska. ehrlich und aufrichtig, aus
tiefstem Herze, von ganzer Seele. Und
ich frage Sie uu. tonnen Sie meine
Gcsuhle erwidern, willigen Sie ein.
mir dereinst anzugehören als mein
fiißfä, geliebtes Weib?"
Tie Uebcrrajchte wurde noch um eine
Nüance bleicher, und ihre Erschütterung
war so gewaltig, daß sie wankte und in,
den hinter ihr flehenden Sessel sank.
Ihre Hande vcr ihr blasses, zuckendes
Antlitz schlagend, brach sie in ein hef
tiges Weinen aus.
Graf Tictrich sank lief bewegt vor
ihr in die Knie nieder und zog ihr
Hände vom Gesicht und führte ih.c Fin
ger an feine Lippen.
.Weinen Sie nicht, Franziska!"
flüsterte er ihr mit bebender, zärtlicher
Stimme zu. Sie sollen nicht mehr
weinen, nein ! Sie sollen glücklich fein
in meiner Liede. Wollen Sie, Fran
ziska"
Sie sah zn ihm hernieder mit
fcuck.rn Angen, an deren Wimpern
och helle Tropfen dingen. Ungläubiges
Staunen malte sich in ihren Mienen.
Sie konnte es nicht fassen und nicht
daran glauben an das große, himmlische
Glück, an das sie wohl in ihren geheim
sten Träumen gedacht, das sie jedoch nie
für erreichbar gehalten. H
ES ist ja nicht möglich." stammelte
sie, noch immer zweifelnd, eS ist ja
nicht möglich I Ich bin ja doch nur ei
uiibedentendes, armes Mädchen."
Er lächelte voll Rührung und raunte
leidenschaftlich zu ihr empor: Tu bist
nicht arm, T bist reich. Franziska.
reich an Schönheit und Anmuth, ud
an allen weiblichen Tugenden. Für
mich bist Tu das schönste, lieblichste,
liebenswcriheste weibliche Wesen in der
ganzen Welt. Und ich ich werde mich
als de glücklichste aller Sterblichen
fühlen, wenn Tu mir sagst, daß Tu
meine Liebe erwiderst, daß Tu mich
liebst, wie ich Tich liebe."
Ta legte sie überglücklich, ihre vcrziick
ten, verllärten Blicke lies in die seinen
senkend, ihre Hände auf seine Schultern
und neigte sich zu ihm herab, und ihre
Lippen kamen den seinen entgegen.
Gerade in diesem Moment erschien
Frau Börner. die rasch Toilette gemacht
hatte, auf der Schwelle und blieb bei
dem überraschende Anblick erschreckt,
wie erstarrt stehen.
Graf Tietrich aber erhob sich, ergriff
Franziskas Hand und schritt mit ihr
der Staunenden entgegen.
Sie sehen ein glückliches Brautpaar
vor sich, gnädige Frau." sagte er, das
um Ihre mütterliche Segen bittet."
II. Kapitel.
- Tie Erklärung dcs Grasen Buchcnan,
die am aiidcrcii Morgen in verschiedenen
Berliner Zeitungen erschien, erregte in
weiten Kreise Staune und verwuu
dertcs Kopsschüttcl. Ter Kammcrherr
Baron von Glünicr-Rottenseld war sc
überrascht, daß ihm das Monokle, das1
er beim Z'itungsleten aufgeictzt hatte,
beinahe in die Kaffeetasse gefallen wäre.
Er legte das ZcituugSblatt auf dc Tisch
nicdcr, strich sich mit der Hand über die
Augen und las die Notiz noch einmal.
Tann schlug er mit der flachen Hand
auf den Tisch und rief kopfschüttelnd:
Ja, träi'.me ich denn oder hab' ich
mci.ie süns Sinne nicht recht beisam
mcn?" Und seiner nebe ihm sitzenden
Gattin das Zcitangsblatt reichend, fügte
er hinzu : Lics T doch einmal,
Erika !"
Fra Baronin von GlümerRoltcn
fcld that nach dem Willen ihres Gatten.
Auch in ihren Augen malte sich tiefstes
Befremden, fassungslose Entrüstung.
Zcitnngsllutsch !" meinte sie endlich
verächtlich.
Aber der Kammerherr schüttelte mit
denr Kopfe.
ES steht ja doch fein Name darunter,
es ist doch nur der Abdruck eines von
ihm verfaßten Briefes. Eine so plumpe
Fälschung würde die Zeitung ja doch
nicht begehen. Und zu welchem Zwecke?"
Baron von Glümcr-Rottcnfeld saßte
einen raschen Entschluß, dn besten, den
e: fassen konnte, m sich von dem ans
ihm lastenden, peinigenden Zme'sel zn
befreien. Er kleidete sich znm Ausgehen
an. ließ anspannen und fuhr zu seinem
Schwager. Er traf Tietrich. der sich
fertig machte, um sich zum Kanimerge
richt z begeben, in seiner Wohnung.
Es war ein einfaches Zimmer in der
Neuenburgerstraße, in der Nähe des
Kammergerichts. Hast Tu noch ein ,
paar Minute Zeit für mich?" fragte
der Eintretende, seinem Schwager sor
schend in's Gesicht schauend, um ans
seinen Miene eine Widerlegung oder
Bestätigung der unerhörte ZcitungS
melduug zu ergründen.
Tietrich sah nach seiner Uhr.
Eine Viertelstunde bleibt mir noch.
Tie stelle ich Dir gern zur Versügung."
tm Kammerherrn war es lchon so
zur zweiten (Gewohnheit geworden, so
bald er sein wohlgeseheitelt'es Haupt ent
blößte, nach seinen beiden Taschenbürstcn
zu greisen, daß er es auch jetzt trotz der
spannenden Situation nicht unterlassen
konnte. In dein reslcktirend?n Glase
fein holdes Spiegelbild betrachtend und
eifrig mit den Bürsten haittircnd. be
gann er: Ich habe da heute eine über
rafchende Notiz über Tich oder vielmehr
von Tir gefunden, und komme nun"
Um mir Glück zu wünschen?" warf
Tictrich mit einem stille, ironischen
Zucken der Mundwinkel ei.
Ter Kammcrherr schnellte herum und
schob mit einer heftigen Gebcrde die
Bürsten in seine Tasche.
Ter Bries ist doch nicht etwa authen
tisch?"
Mxa Tictrich verneigte sich leicht,
mit erheucheltem Ernst.
Völlig, lieber Tassilo. Tu siehst
einen glücklichen Bräutigam in mir."
Ter Kammerhcrr riß beide Augen
"eil auf, so daß ihm das Monrkle ent
fiel.