Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 03, 1900, Image 12

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    Ein schwerer Diensten).
l'oi Julius i'iüUti
Gemächlich flieg der junge iyenoarm
zu Zhale. Die' graue Dämmerung
. kroch schon über die Bcrghänge empor
und schwarz, gleich einem Bahrtuch,
breitete sich der Föhrenwald auf der
Wand, die jenseits der zerrissenen, von
einem schmalen Wafferfaden durchrie
selten Schlucht ücmlich eil sich erhob.
und durch den durstigen Beistand der
Bäume zur linken Seite deS schmalen
Caumpfadez glomm der letzte, geldlich
blaffe Abendsonnenschein. Hie und da
scholl fern im Forst ein häßlicher Schrei
und durch die hohen Wipfel flatterte eS
taumelnd, mit unbeholfenen, unhörva
ren Flügelschlägen. die Avantgarde der
hcranschlelchenden Nacyt.
Bon unten, wo das schwarze Giebel
dach der Dorfkirche über das breite Ge
öfte der Roßkastanien sich hob, klang ti
edSmvft von ffledeln und P e,ten
bald quikte es Heller und luftiger, und
dann schien wieder allcS zu chweigen,
bis auf den polternden Brummbaß, fo
daß es war als ob ein betrunkener
Protzenbauer ein Solo gröhle.
Und wie er weiter hinabkam, da der
meinte er auch schon das Jauchzen und
Trampeln zu vernehmen, in dem die
bäurische Kirchtagslustigkeit sich aus
tobt. Unwillkürlich machte der Soldat
häufigere und längere Schritte, und
Regungen überfielen ibn. die derzeit
eigentlich schwere Disziplinarvergehen
waren, denn er hatte den Federhut auf
und das Gewehr über der Schulter, er
aina im Dienste. Da erheischt das
Reglement Ernst und Würde, auch vom
jüngsten Gendarmen, und Tanzzuckun
gen in den Beinen oder Jauchzer wären
gar ungeheuer sträflich.
Aber, was war Disziplin und Regle
rnent! Auch in einem Kommisherzen ist
die Liebe stärker, wie alles andere. Den
Holzdieben. Schlingenlegern und fort'
ftigen Missethätern niedrigerer Kategv'
rien sollte er nachspüren, aber vor sei'
nen Augen stand stets die sauberste der
Dorfdirnen, die Rosel, an der er Feuer
gefangen. Wie zum Greifen deutlich
stand ihre kernige Gestalt vor ihm
auch wenn er im Dienste" war. Das
runde, gesunde Gesicht, die spöttischen
und doch so treuen Augen, zwischen den
vollen Lippen.die starken und blitzenden
Zähne denn sie lachte gerne, die
Rosel! die dicken, gelben Zöpfe. . . .
jedes Einzelne war ihm eine Schönheit,
ie's keine Zweite auf der Welt gab,
und wenn er sich so Stück für Stück ihr
Bild zusammenfügte, da hätten sie
einen ganzen Wald vor der Nase davon
tragen mögen, der Gensdarm wär'S
nicht inne geworden.
Lustig und laut ging's zu da drun
ten, bei dem Lärmen mußte man schon
aus der Träumerei aufwachen.
Gläserklirren, ein Geräusch, wie
wenn Stuhlbeine krachend aufschlagen,
und verworrenes Geschrei, das baldigst
wieder kurz abschnitt. Da war er just
gerade recht gekommen, zu einer Amts
Handlung mit dem unverträglichen
Bauernvolk.
Er lief das alte Seitengäßlein
hinunter, das auf den großen Platz
führte.
Da herrschte Verwirrung und Toben
erregter Stimmen. Beim Thor des
Gemeindewirthshauses, wo der hohe
entrindete Kirtabaum" mit Bändern
geschmückt emporragte, ballte sich ein
dichter, großer Knäuel von Männern.
Die unbarmherzigsten Schläge sausten
und die Wuth schien sich gegen einen
einzigen zu richten, einen stämmigen
Menschen, der seine Bedränger über
ragte, sich ihrer jedoch, obgleich er mit
Füßen und Armen um sich geschlagen,
den nicht mehr erwehren konnte.
Schweiß und Blut rann ihm über das
braune Gesicht, die Haare klebten ihm
an der Stirn.
Sie zerschlagen ihn !" rief ein Weibs
bild, welches ein schlafendes Kind auf
ihren Armen trug.
Nur zu! Druf!" schrie ein alter
Bauer jetzt neben ihr. Schad' um den
Strick für den Hund!
Der 'Hetzruf erbitterte die Bauern
noch mehr. Der Mann im Knäuel
drin, dem es an's Leben ging, empfing
einen wuchtigen Streich, unter dem er
niedertaumelte; zertreten und zerstampft
hätten ihn die Blindwüthigen, wär' jetzt
nicht Hülfe gekommen.
Zurück und Platz im Namen des
Gesetzes!" keuchte der Gendarm athem
los vom Laufen. Und Was gibts?"
frug er, als die Männer Raum gege
ben. Der auf , dem Boden Liegende,
noch betäubt von den Mißhandlungen,
merkte kaum, daß er feines Lebens wie
der sicher sei. als er einen Schimpf ans
stieß und aufspringen wollte. Ein
Dutzend Fäuste drückten ihn nieder.
Der Gendarm, der den überwältigten
Knecht, einen übelberüchtigten Rauf
bold, erkannt hatte, trat dicht zu ihm
hin und streckte die eine Hand wie be
schützend über ihn.
Keiner rührt ihn mehr an.
Du hätt'ft die geringste Ursach', dem
da beizuspringen", sagte einer der Bur
schen, mit einem eigenthümlichen Sei
tatblick auf den Gendarmen, g'rad
Du net! Was er ang'ftellt hat. der
Hundsfötter! Geh in'n Stall eini,
Gendarm, wirft gleich seg'n drinn
liegt s', d' Kenerin, d' Rosel. weiß
und ftad. mit g'fchloss'nen Augen und
mit an Stich in der Brust. Gelt, jetzt
' schmeißt's Di bald um?"
Der junge Soldat blickte auf den
Mörder, der ihm froh und höhnisch zu
rief: Jawohl, so ist's, genau so, wia
s'saa'n. Hab i s'net bab'n linna. sollt
a anderer j' a net had'n!"
Der Verhöhnte nahm sein Gewehr
m raus irnu ti luiien ruir 5ycilr, i
wollte er es nach rückwärts schwingen
um dem Verbrecher da den Kolben au
den Schädel sausen zu lassen. Gleich
danach faßte er sich jedoch wieder in
Ernst und Ruhe. Er nahm dann die
Handschellen aus der Tasche befahl
dem Burschen aufzustehen und fesselte
ihn.
Dann begab er sich zum Bürgermei
er und den mei Dorfältesten m die
Scheune, wohin sie den Körper der Er
ftochenen auf Stroh gebettet hatten.
Die Lichter gackerten, daß eS, wie
die Reflexe über das Gesicht der $nt
seelten huschten, faß den Anschein ge
wann, als rege und bewege es sich in
den starren Mienen. Gelassen und wie
in geheim, in grimmiger Schaden
freude gab der Missethäter zu Protokoll.
wie eS sich ,uaetraaen. Wie er die
Rosel. die iom' schon längst gefallen.
zum Tanz aufgefordert und wie sie
ihm. ohne ein Wort, hochmüthig den
Rücken zugewendet, wie er sie mit Ge
walt zu den Musikanten gezerrt, wie sie
ihn ins Gesicht geschlagen und wie
dann, als die Zuschauer gelacht, die
Wuth über ihn gekommen und er das
Messer gezogen.
Mit festen Zügen, als ginge ihn der
blutige Borfall gar nichts an, schrieb
der Gendarm die Aussage nieder, zu
weilen die besondern wichtigen Worte
wiederholeno, zuweilen, wenn ihm das
Geständniß lückenhaft vorkam, eine
Frage stellend. Hierauf ließ er sich den
Bericht von den Zeugen ergänzen und
verlangte die Unterschriften, alles, wie
die Instruktion es erheischt.
Dann stand er unschlüssig, die Blicke.
die bisher den Winkel gemieden, wo die
blutbefleckte, festlich geputzte Gestalt lag,
fest auf den entseelten Körper der Ge
tödteten gerichtet. Er nahm eine der
Laternen vom Tisch und leuchtete näher
hin. Dabei war es immer, als wage
er nicht, völlig nahezutreten.
Der Gefesselte ließ ihn nicht aus den
Augen, in denen Wildheit sprühte. Der
Gendarm stellte die Stalllaterne auf
den Boden und kniete nieder, während
er die kalten Hände der Leiche ergriff
und zitternd über deren Gesicht tastete.
Er wollte sich den Anschein geben, als
gehöre dieser Abschied gleichfalls zur
Amtshandlung".
Wie Eis ist's schon," sagte er. ir
dem er sich zu den Männern umwen
dete.
Im Augenblick muß's mit der Rosel
ausgewesen sein," erwidert einer von
ihnen, kein Ton hat 's nach dem Stich
von sich geben."
Er lehnte sich, als ob er die unter
uchung fortsetzte, mit der Wange an
ihre erstarrten Hände und bevor er sie
wieder freigab, küßte er sie heimlich wie
mit einem Hauch. Eme Weile war s,
als ob ihn der Schmerz packte, als ob
er iq ausschlucyzend uoer sie werfen
müsse, über die Verstummte, die er noch
vor wenigen Stunden in Jugendfreude
gesehen. Doch er raffte sich gewaltsam
empor.
Einen herrischen Wink gab er dem
trotzig frechen Burschen und folgte die
sem, ohne sich auch nur noch ein einziges
Mal umzuwenden.
A paar Burschen aus 'n Ort soll'n
mit 'übergehen," meinte der Bürger
meister, so ganz allan in der Berg
einöd mit dem Kerl, dem a Menschen
leben lan Pfifferling werth is, wann a
d' Händ in Eisen hat."
Dank schön," entgegnete der Gen-
darm kurz, der wird seine drei Schritt
vor mir Hermarschiren, sonst wird mit
n Baionett nachgeholfen, und wann er
Bissei z'schnell vorwärts möcht', im
Gewehr hab' i mehr als an Schuß.
Marsch!"
Der Verbrecher ließ sich es nicht zwei-
mal sagen und schritt aus. Die Dorf
leute ballten die Fäuste und beschimpf
ten ihn mit wilden Worten, die er keck
erwiderte. Fast wär' man auf den
Menschen gestürzt, wenn sein Begleiter
nicht die Bauern zurückgescheucht hätte:
Den rührt keiner an, der gehört letzt
mir!"
Begreift's, warum er Euch net
braucht und will?" frug einer der
Bauern, als der Gendarm und sein
Gefangener in .der Dunkelheit ver
schwanden. Gebt's Acht, net lang'
wird's dauern, so hör'n mir an Schuß,
oder 's Baionett kriegt Arbeit. Wann
der Kerl renitent wird, macht der Gen
darm von der Waffe Gebrauch." Mit
listigem Blinzeln fügte ' er hinzu:
Wann i Den, der mir s Dirndl um
bracht hat, mit bundene Händ vor mir
hätt', in der Nacht, im Wald, so ganz
ohne Zeugen i schauet schon, daß er
renitent werd' möcht'! Bezreift's?!"
Die Zwei gingen bergan, der Knecht,
einen Ländler pfeifend, den sie früher
zum Tanz aufgespielt, der Gendarm ein
paar Schritte hinter ihm, das Gewehr
in der Balanz" in der Rechten tra
gend, wie ein Jäger, der jeden Augen
blick bereit ist. es zu verwenden. Hie
und da rief er dem Verbrecher mit
einem kurzen Worte zu. wie er gehen
solle, nicht fo rasch oder rascher .und
welche Pfade. Denn er mußte weitere
Wege wählen, da diese im Freien gin
gen, nicht zwischen eng aneinander
stehendem Gebüsch oder an bewachsenen
Abhängen.
Plag' Di net, Gendarm." sagte der
Gefesselte gemüthlich, pasch' Dir net
ab, schon aus Dank net. Derschlag'n
und dertret'n hätt'n wich die da unten."
Der Bursche sagte das. in fo spötti'
schem Tone, daß der Gendarm doppelt
aus der Hut war. Antwort zu geben
Er war nur nn Mensch, trotz d
.iuuiir auir nut sin X'Uiiiuj, xta
oii Blut in Wallung gerathen konnte
TaS verdroß den andern, der genau
wußte, daß er sich schon .sorglos etwas
heraus nehmen durzte und daß eigent
lich der Bewaffnete hinten der Wehrlose
war.
.Wegen aner Kellnerin!" begann er
wieder. IS leicht viel schad um fo
leicht'S Frauenzimmer!"
Da war's dem Gendarm, als ob ihn
wer an der Gurgel fasse. Luft hätt' er
gehabt. daS Gewehr in die Schlucht
hinunterzuwerfen, in der das Wasser
riefelte und dem da vorne die Schellen
abzunehmen: So jetzt find wir gleich.
-mann gegen Mann, tag s noch em
mal !"
Der Knecht fuhr fort:
Sollt' gar keine Straf d'rauf g'setz
sein, auf das. was ich 'than hab',
Weg'n so an Allerwelts'Weibsdild!"
Schweig!" sagte der Gendarm
ruhig, aber mit rauher Stimme. We
nige Schritte waren sie nur mehr von
der Stelle entfernt, wo der schmale
Pfad hart an dem senkrecht abstürzen
den Gestein hinlief. Der Angstschweiß
brach ihm auS allen Poren. Wenn sie
uur da schon vorüber wären, wenn der
nur Nicht m dem Ton weiterredete
Denn ein Tritt, ein leiser Stoß nur..
und das Lästermaul verstummte
für ewig.
Der Voranschreltende ahnte nicht, das
sein reden an einem Haare hing.
Zum gen terln war i ihr recht.
auf'n Tanzboden war i ihr net fein
genug, da hätt s den hamuchen Lieb
Haber verleugn't "
Wenn er nur nicht wenersprechen
würde, nur fo nicht! "
Schau, auf n Weg," keuchte der
hinter ihm, auf'n Weg sollst Du
schau'n...."
So kamen sie vorüber und Beide
waren der Gefahr entronnen.
Das, was noch folgte, überwand der
Gendarm leichter. Em Stich, ein
Schuß, das ist doch ein ganz andere
Sache. Als er beim Poftenkommando
angelangt war, da erstattete er stramm
und fest, wie es das Reglement vor
schreibt, den knappen Bericht:
Herr Wachtmeister ich melde at
horsamft, daß ich einen Mörder eingk'
bracht habe."
Mein
erstes und
einziges
Dampfbad.
Humoreske von E. v. K.
Damals, es war gleich nach dem
Krieg, wurde ich Hauvtmann und
Kompagniechef in einer kleinen Garni
on, wo so recht die Geisel des Dienstes
geschwungen wurde Das Stecken
Pferd unseres Bataillons Komman
deurs war der Felddienft, speziell legte
er auf Schleichpatrouillen ein großes
Gewicht.
.Meine Herren," pflegte er zu sagen.
mit den Schleichpatrouillen, das ist
noch nichts, das sind mehr Gehpatrouil
len, denn sie schleichen nicht, da müssen
die Herren .Hauptleute eben einmal
elbst mit schleichen und kriechen, eher
wird es nicht besser!"
Nun, mir war es recht: ick war eifrig
und strebsam, und leistete auch etwas.
Persönlich war ich sehr für den Feld
dienst und so begann denn die ge
wünschte Art der Ausbildung.
Es war gerade Winter, wo ia be
kanntlich eine geringe Dienststärke in
den Kompagnien herrscht, so daß, wenn
sie Wachen, Kammerarbeit u. s. w.
gaben, oft nicht mehr als 10 bis 12
Mann zum Dienst übrig bleiben. Von
diesen stellte ich, den Patrouilleuren
selbst unbekannt, einige Doppelposten
aus, mit Ersteren ging ich dann die
Schleichpatrouille.
Da krochen denn manchmal Haupt
mann und Füsilier, treulich vereint,
auf allen Vieren durch den tiefen
Schnee, kamen jedoch immer nur bis
zu einer gewissen Entfernung an die
Doppelposten heran, dann bekamen sie
Feuer. So war also nichts zu machen.
Wir hatten damals schönen Mond
schein, so rechtes Wetter für solche
liebungen, da kam mir em Gedanke.
Wie wäre es, wenn du den Kerlen
Hemden anzögest, dann kämen sie ge
wiß näher heran? Aber woher diese
nehmen? Ich wußte zwar, daß meine
Frau eine Anzahl ausrangirter Hem
den besaß, aber ihr altes Leinen ab
chwatzen war schwer. Jedoch, ich ver
uckte es.
Meine Frau liebte die Gemüthlich
keit, darauf baute ich meinen Plan.'
Gewöhnlich ging ich Abends bis acht
Uhr in den Klub, heute blieb ich zu
Hause.
.Willst Du nicht ausgehen. Männ
chen?" fragte meine Frau.
.Ach, ich habe heute keine rechte Luft."
entgegnete ich.
Nun, dann wollen wir einmal recht
gemüthlich zusammen bleiben. ' Du
rauchft Dein Pfeifchen und kannst mir
etwas vorlesen, ich sorge für ein gutes
Abendbrod und arbeite."
So geschah es. Draußen war es
gerade bitter kalt, der Nordost pfiff um
den alten Münster, hier und da fchlu
gen einige Dachziegel herunter, eilige
Fußgänger, stark vermummt, stampften
durch den Schnee, kurz es war ein Wet
ter, wobei man sich , im eigenen trau
lichen Heim unendlich wohl fühlte.
Drin in meinem Zimmer war es schön
warm, das Theewaster summte, ein
angenehmer Duft, der aus der Küche
drang, versprach ein gutes Gericht, mein
alter Jagdhund unter dem Schreibtisch
inuiiic ti imt iuu iujuii tu uci -cui
freude, nun fehlte noch meine Frau und
dann konnte eS losgehen.
Jetzt kam sie mit strahlendem Gesicht
herein: sie hatte Puffer gebacken, von
denen sie wußte, daß ich sie liebte, und
nun setzten wir uns zum Mahle nieder.
ES schmeckte prächtig.
Da fiel ich fo recht mit der Tbüre
in'S HauS.
Alte " sagte ich. ich braucht e,n
paar alte Frauenhemden."
Tu. daS versteh' ich nicht! WaS
willst Du damit?"
Anziehen." erwiderte ich lakonisch
Anziehen?" echote eS zurück. ES ist
doch keine Maskerade."
Nein. Aber deshalb kann man sie
doch brauchen."
Wer will sie denn anziehen?"
Ich und noch Andere." -
DaS wird ja immer besser. Nein,
nein, zu Sachen, von denen ich nichts
weiß, gebe ich die Hemden nicht her,
Das Leinen kann man noch so gut ver
werthen."
Ich sah. daß ich so nicht weiter kam.
mußte also alles erklären und da ich
das so humoristisch wie möglich that.
lachte meine Frau herzlich über die
Idee und ich bekam vier alte Frauen
Hemden. Freilich mit schwerem Her
zen, denn sie mochte woyl denken, daß
sie niemals etwas davon wieder sehen
würde.
An einem der nächsten, weniger kal
ten Abende zogen ich und meine Füsi
liere dann vor dem Thore die Hemden
über und wir begannen unseren Pirsch
gang, der damit endete., daß wir den
Doppelposten glänzend überraschten.
Das wäre nun alles recht schön ge
Wesen, wenn ich bei der körperlichen
Anstrengung nicht immer durch und
durch naß geworden und dann auf
mein Pferd gestiegen märe. So aber
holte ich mir einen tüchtigen Rheuma
tismus im rechten Arm. Meine Frau
bestand nun allerdings darauf, daß ich
diesen nächtlichen Gespensterspuk auf
gab, versah auch mein Fenster, an wel
chem mein Schreibtisch stand, mit einer
dicken wollenen Decke, trotzdem bei sei
ner Stellung nur der linke Arm den
Zug abbekam, aber der Rheumatismus
blieb bis zum Frühjahr, trotz Ein
reibens u. s. w. und ich mußte etwas
Energisches gegen ihn thun.
Es war geradezu peinlich für mich.
ein Pserd zu beflelgen, unser Über t
ah mich immer fo eigenthümlich an,
als ob er sagen wollte: Bist Du aber
steif;" kurz im Traume vermischten sich
chon Gestalten in langen Hemden mit
einem steisen Hauptmann, dem man
einen blauen Brief" überreichte und
o entschloß ich mich denn seufzend zu
einer Reife in die Hauptstadt, um da
selbst em Dampfbad zu nehmen, von
dem ich mir große Wirkung' versprach.
Man sollte nun denken, dabei wäre
eigentlich nichts zu seufzen gewesen,
denn eine Reise in die Hauptstadt bot
doch immer eine Abwechselung, aber da
war der Geldpunkt zu bedenken und
deshalb hatte ich geseufzt. Die Fahrt
hin uud zurück, das Bad und der Auf
enthalt dort mochten wohl 20 Mark
kosten und in meinen Verhältnissen
wurde ein Goldstück mit Hochachtung
angesehen.
Es kam also darauf an, fo billig wie
möglich dahin zu gelangen und dazu
oute mir mein alter Freund, der
BabnhofsJnspektor in S. helfen.
Kurz entschlossen machte ich mich auf
den Weg und trag ihm, dort angekom
men. die Sache vor.
Ja." sagte der Brave, frei kann
ich Sie nicht mitfahren lassen, aber
wenn Sie es einmal auf der Maschine
versuchen wollen, so kommt es am Ende
nur auf ein Trinkgeld an den Lokomo
tivführer an, den Zugführer, bekannt
lich ein alter Bekannter von Ihnen ver
ständige ich dann schon."
Ich überlegte mir die Sache und
agtezu.
In einer klaren Winternacht, l:2;i
Uhr, bestieg ich, geleitet von meinem
Inspektor, das Stahlroß, hüllte mich
in meinen warmen Mantel und fort
ging es.
Ich hatte wohl im Feldzuge schon
einmal eine solche Fahrt als Patrouil
lenführer gemacht, die war aber mit
der jetzigen nicht zu dergleichen: damals
fuhren wir ganz langsam, theilwelse
die Schienen ableuchtend, weil wir eine
fortnähme derselben vermutheten, jetzt
aber ging es mit Schnellzugsgeschwin
digkeit durch die klare, schweigende
Nacht. ES war wundervoll. Wir hiel
ten nur an wenigen Stationen und
amen früh Morgens in Hauptstadt an.
noch viel zu früh für das Bad. Zu
nächst wusch ich mich tüchtig, dann früh
stückte ich und um einhalb 9 Uhr ging
ich zur Badeanstalt.
Ich war noch nie in einem Dampf
bad gewesen. Nachdem ich mich aus
gezogen hatte, wurde ich in einen
großen mit Wasserdampf angefüllten
Raum geführt und meinem Schicksal
überlassen.
An der hinteren Wand stand eine
große doppelte Treppe, deren Stufen,
immer drei Fuß höher, bis fast an die
Decke reichten, dann ebenso wieder bis
zur Erde herabgingen. Einzelne Stufen
wären schon von Herren besetzt. Da ich
vernünftiger Weise zunächst unten
bleib, kam ich neben einen Herrn, auch
im Badekostüm, zu sitzen, der mir jedoch
unbekannt war. Da ein Nichtberühren
bei den schmalen Treppen fast unmög
lich schien, dachte ich. eS fei doch höf
licher. sich vorzustellen und so machte
ich denn mein Kompliment, indem ich
sagte: Hauptmann , Oberst von
c." uuiu'fwcic ciat uuinuiüiyc Suuiiuc
und ich merk, daß eS besser gewesen
wäre, inkognito zu bleiben.
Mir war die Situation schrecklich
pleinlich. der Oberst aber. eS war ein
Graf W. von den 10. Ulanen, rückte
bald eine Stufe höher und ich begann
zu schwitzen.
Zum zweiten Male wollte ich aber
nicht mit dem Herrn Oberst zusammen
kommen. Ich wartete daher seinen
itzwechsel ab. dann folgte ich und ae
langte so in die olympischen Höhen, bei
leder Erhöhung mehr Schmeiß ver
gießend, dann ging eS wieder hinab
Da ich nun für meinen Arm noch
nichts gethan hatte, sah ich mich Hilfe
suchend nach einem dienstbaren Geist
um. in der Hoffnung, daß er mir
rathen würde. Da trat freundlich
lächelnd eine leicht bekleidete Gestalt
auf mich zu. Sie schien mir ganz be
kannt und doch wußte ich sie nicht unter'
zubringen.
Was wünschen der Herr?" fragte
seine mir nicht unbekannte Stimme,
aber wieder zermarterte ich mein Ge
Hirn vergeblich.
Ich yaoe argen Ryeumatlsmus im
rechten Arm und bin deshalb herge
kommen." sagte ich dem Unbekannten
O," bekam ich zur Antwort, da
kann ich Ihnen helfend
Mir schien als ob der Mensch so recht
diabolisch gelächelt habe, aber in dem
Wasserdampf war nichts genau zu er
kennen.
Bitte, legen Sie sich einmal hier
her!"
Hier wurde mir ein Lattenbett be
zeichnet, auf welchem ich nun Platz
nahm.
Mein Unbekannter ging dann hin
aus und kani mit einer großen Birken
ruthe zurück, ergriff dann den ihm ent
gegengestreckten Arm und sagte: ,
Bitte liegen Sie nur recht ruhig!"
Tann fing er an den kranken Arm
mit der Ruthe zu streichen, nach und
nach leicht zu schlagen und kam zuletzt
m ein olcheö Tempo und m eine solche
Kraftanstrengung, daß mir Hören und
Sehen verging, ihm der Schwein vom
Körper lief. Innerlich war ich empört.
andererseits zedoch dachte ich, e? muß
so sein, schwieg deshalb und zog mich
dann an. Der Arm that scheußlich
weh.
Der Unbekannte machte mir dann
noch eine Verbeugung und sagte so
recht ironisch: Nun ich denke, es wird
geholfen haben!"
AIs dankbarer Christ gab ich ihm
dann noch ein Trinkgeld und verließ
mit gemischten Gefühlen die Anstalt,
Ais ich dann wieder in meiner
Garnison ankam, begegnete ich einen
Kameraden, dem ich meine Erlebnisse
erzählte. Der lachte nicht wenig und
sagte:
Wissen Sie denn, wem Sie da in
die Hände gefallen sind?" Das war ja
ihr alter Unteroffizier I., dem Sie da
mals die 14 Tage Arrest verschafften
und der dann abgehen mußte!"
Ich war einfach starr. ,
Ja. ja, Rache ist süß." sagte mein
Kamerad!
Für den Spott brauchte ich weiter
nicht zu sorgen. Aber das Beste an dem
böshaften Zufall war doch, daß mein
lahmer Flügel wieder seine Schwung
kraft erlangte.
' Zu voreilig.
Von einem berühmten italienischen
Chirurgen erzählt Ughettl's Buch Zwi'
schen Aerzten und Klienten" (wir wüv
den Patienten sagen) folgendes Ge'
fchichtchen. Zu dem betreffenden Chi'
rurgen kam eme Mutter, um ihm zu
danken für die glücklich gelungene Olpe
ration. welche er an ihrem Sohne aus
geführt hatte.
Ich bitte sie. diese kleine Arbeit von
mir als Zeichen meiner ewigen Dank
barkeit anzunehmen," sagte die Dame,
ihm eine von ihr gestickte Börse rei
chend.
Ich danke Ihnen sehr." antwortete
der Chirurg, ich nehme sehr gerne
Ihr Geschenk, aber natürlich, ohne
deshalb auf mein Honorar von 2000
Lire zu verzichten."
Dann entschuldigen Sie," erwiderte
die Dame, die Börse nochmals zurück
ziehend und ihr zwei Tausendlirebillete
entnehmend, es waren viertausend
Lire und es ist doch wohl recht und
billig, daß unsere Rechnung in Ord
nung sei."
ksinderniß.
Madame: Sie wollen also als Kin
derfräulein bei mir eintreten? Da be
merke ich. daß Sie mit den Kleinen
alle Tage in den Park gehen müssen.
An Unterhaltung wird es Ihnen nicht
fehlen, da meine Kinder schon recht
niedlich plaudern können."
Fräulein: So, die Kinder plau
dern" schon da muß ich für den
Dienst bestens danken."
Aus der Rede eines vettheidigers.
Und meine Herren Geschmore
nen, wenn Sie überlegen, daß mein
Klient vor anderthalb Jahren ein Bekn
gebrochen, daß er dreimal verheirathet
war, daß er sich dann dem Trunke
ergeben hat und daß er bereits das
zweite Mal bei einem Einbruchsdieb
stahl abgefaßt worden ist. dann können
Sie ihm das Zeugniß nicht versagen.
daß er vom Unglücke geradezu verfolgt
wurde."
Auf d Iad.
Förster: Warum schießen Sie den,
nickt auf den Hafens"
Emiöt (fljuuiiuiiu,. u lassen
Sie nur. mein Grundsatz ist: Leben
und leben lassen."
verunglücktes Kompliment,
Hausfrau: Na. Herr Scharz. was
sagen Sie zu dem Putenbraten?"
Gast (sich zu ihr neigend): Gnädige
Frau, eine solche Pute hab ich noch
nie gesehen!" ,
Falsch gedeutet.
SchriftftellerS.Gattin: Da bringt
mein Mann schon wieder so'n närrisches
Buch nach Hause. daS heißt: Zur
Kritik unserer Alten." Wenn er mich
damit foppen will, dann irrt er sich."
Schwer möglich.
Reisender: Ich habe die Ehre, mich
vorzustellen, bin der Bertreter der
Firma HalSke und Co., Fabrikanten
von Lokomotiven und Tampfmafchi
nen."
Kaufmann: Bitte, zeigen Sie mir
Ihre Muster!"
Selbstbewußt.
Womöglich existiren auf anderen
Himmelskörpern hoch entwickelte Kul
turen, welche die unseligen weit über
tragen."
Garde-Leutnant: Na. aber einS is
doch jewiß preußischen Jardeleutnant
jiedts sonst nirjends."
In der NaturgeschichtsStunde.
Lehrer: Wir baden also h hi,
Kohlmeise und die Blaumeise bespro
chen. es giebt aber noch viele andere
Arten von Meisen, ans. weifet D
mir vielleicht noch eine andere Art zu
nennen."
Der kleine Hans: Ameisen."
Ein Maulheld.
Gustav: Da irrst Du Dich aewal
tia. lieber Freund, wenn Du alaubst.
daß ich meiner Frau nicht gehörig den
Text lefe, wenn sie mich ärgert!"
Freund: Also warum tbust Du e
dann nicht?" ,
Gustav: . Warum? Nun. weil sie
mich nicht zum Wort kommen läßt!"
in Mittelweg.
Bliemchen: Du willst nack Berlin
fahren."
Kriemchen: ..Ei ckaa. freilich. Tirft
fen is mer momendhan zu langweil'ch."
Bliemchen: Fährst? denn da iwer
Räderau oder iwer Elsterwerda?"
Knemchen: Nee. ,wer de eier
dage!" .
(Ein vorsichtiger Mann.
Hotelaasi ider mit einem ftnmhtt
ein Zimmer theilt): Weshalb ziehen
Sie sich denn eine Schlafmütze über die
Ohren?"
Fremder: Ja. wissen Sie. ick habt
mal geträumt; ich hätte mir beide
Ohren erfroren! Damit mir das nun
nicht wieder pafsirt, mache ich es
immer so!" '
Lin Kenner. .
VersicherunasAaent seinem Kunden
die Police einhändigend ..br Faus
ist also mit 15.000 Dollars versichert!"
Kunde: Was bekomm' ich, wenn
das Haus morgen schon abbrennt?"
Versicherunas-Aaent ltrocken: ..,.
ftens 3 Jahre Zuchthaus!"
verplappert.
Kleiner Karl: Großvater, ist es wahr.
daß Du so geizig bist?"
cama: Junge ärgere Dich nur
nicht darüber, Vater der Benael
chnappt aber auch alles auf."
verlockend.
Angeklagter (vor dein Plaidover leise
zum Vertheidiger): Sie. Herr Doktor,
wenn Sie mich frei kriegen, stehl' ich
Ihnen dem Staatsanwalt seine schöne
goldene Uhr!"
indliche Betrachtung.
Der kleine Paul (für ficfA: Merk-
würdig, in der Schule baben mir ae.
lernt, daß auf dem Mond keine Men.
schen leben, und doch spricht man von
einein VJlaxin im Monde."
Ach sol
A: .Ich bin schon 15 Safire hrft.
rathet, aber meine Frau empfängt mich
feoesmai vor der Thür."
oi Ach, wie reizend!"
A: ?!a. sie bat Ana. ick rnfii-h.
mir nicht die Füße abwischen!"
Der k?aupt'Interessent. ,
Köchin: Die Bratpfanne ift aber
bsolut nicht mehr zu gebrauchen.
Madame; mein Bräutigam hat schon
gesagt, wenn Sie keine neue kaufen
wollen, dann kauft er eine!"
Merkwürdiger Zdeengang.
Nun. wie aebt's. aUer ÄrumS
ange nicht gesehen?"
..Ack. kckleckt. IDfin Kckwi k.
ben sämmtlich den Rothlauf."
ym, ym. das bedaure ich aufnch
tig. Aber, nicht wahr. Du selbst bist
doch gesund?!"
vor allen Dingm.
Leutnant: Ki .fScrr !mf,Knr
v ... . 5 . yv4jui( iuy
mache lefet bald eine eis nn li.
kann aber kein Wort italienisch. Sagen
sie. oiiie. um der ersten Verlegen
heit abzuhelfen was heißt denn auf
italienisch iottooll"?"