Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, May 03, 1900, Image 11

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    Tlxrilwctter.
Residenz os John Ritsch. (fsa.,!
(großer Neu Z)orl.
Mister Sditer'.
Nämlich Ich sein fchun wieder emol
des Cpier von Sirkümftänzes un vun
nuitfe Prjnzippel: .AlleZ for die Fd
tmli gcmorn un die folgliche Kanse
qucnz ts, daß Ich bei
der Alti un üwlvcr
Haupt bei dem fimäl
Part vun der gämilie
ttiiphr in hi nrnf1
I jtf JWqIa LA v. ... v gvy
siVMVh Ungnad gefalle bin.
WZZ Nämlich die Alti iS
o jurujiuui oi iiici VKf
sundheit besorgt (trotz
dem, daß Ich ziemlich
hoch inschurt bin) un
Ich muß kansequentli
immer bei der größte
Hitz in nordpolarischen
Unnerzeug un schwere
Overcoatserrumlaafe.
Un dann sagt mer die
immer beim kZortgeyn. izch ollt
Mich net verlühle un Ich sollt uffpasse
un Ich sollt net vun der (5ar erunncr
springe, wann se noch rönnt, un Ich
sollt deS un JeneZ net thun und Sei
wigeS müßt Ich thun. Un dann ruft
se mer noch e Stücker siwwe Sache, wo
Ich thun sollt oder wo Ich net thun
sollt, nach, awwer dcZ hör Ich dann,
Gott sei Dank, nimmer.
Ich. in der Springzeit, wo der Lenz
kimmt (Lenz' is nämlich Hochdaitsch
for Spring), da muß Ich awwer noch
an partikeller Cliening'Prazctz dorch
nernrne, so e Art vun innerlichem
Hauscliening for de Mage un for das
Blood.Pjurifeiing. Sie segt nämlich,
Ihr Vadder hätt des aach immer ge
. than un eS wär sehr gesund, obwohl
Ich net seh, wo die Gesundheit erei
kimme soll, wann mer derfor einnimmt.
wo Eim so elend macht, daß mer fühlt.
wie dreißig Cents mexuün Money.
TeS Hot awwer nix mit der Rail
road ze thun. Sonnern im Gegen
theil. Der ffäkt vun dem Mätter iS
vielmehr folgender:
Am Sonntag iS die Alti mit der
Maud for Dinner un de Nachmittag
ze spende zu RiläschenS gegange, wo
A nir hrum neh. i'ptt frnrntn
nir, der Mann muß for e Sellerie
fchaffe un er is kei Umgang for Mich)
Ich henn awwer die Weibsleit oder wie
mer hier tammenli fegt die Lädies
Amends abhole solle. Die Weibsleit
sein um 11 Uhr fort. Kanselluentli hcn
Ich um 11 Uhr siwwe Minute des
HauS verloffe, nachdem Ich die übliche
Predigt vun dem Cärfullfel un so wev
ter un e Tosts vun dem Spring-Haus
Cliening'Mittel for Mage un Blut ge.
kriegt gehatt hen.
Ich hen also mein Overcoat ange
zöge. Es war e fürchterliche Hitz. wie
Ich erausgeklmme bm. Wie Ich beim
Tschalli an der Eck war. da hen Ich
geschwitzt wie Einiges. Ich sein also
enei un hen en Bock gctrunke un hen
gefragt, ob Ich net mein Overcoat da
laste könnt. Of course Hot dann der
Tschalli 'gesagt, des könnt Ich thun.
Mer hen dann noch Eens getrunke un
wie Ich fort bin, da war Ich noch
heißer.
Amrver merkwürdig, es muß, müh
rend daß Ich inseit war, ausseit auch e
Bißle getschän,cht gehabbt hawwe. ES
' Hot angcfange. e Bißle ze fröstle. Wie
Ich an die nexte Eck kimm, da war es
tschili. Ich sein also enei in die Eck
(Ich sein aach bekannt an dem Platz)
un Ich hen wege der Kälte was Stür
kcreS gctrunke. Ter "mann Hot mer
dann en Spring-Overcoat geliehe. Wie
'Ich fort fein, da war es net tschili.
sonmrn kalt. Es kann aach davo ge
kimme sein, daß das innerliche Haus
cliening-Mittel vun der Alte gewirkt
gehat Hot. Es Hot Mich in meinem
gepumpte Spring'Overcoat gefroren
wie Einiges. Ich fein alsowieder zum
Tschalli zerück un hen mer mein dickere
Overcoat geholt. Jetz hen Ich os course
keen Bock mehr getrunke, sonncrn en
französische Rothmei, wo mer sehr gut
gethan Hot. Wie Ich erauS gekimme
bin. da war wieder e fürchterliche yitz
un Ick) ben an der nexte Eck ereiaemißt,
for mei Overcoat dazelofse. Wie Ich
dann fort sein un Ich war en Block
oder so gegange, da is cS wieder tschilli
gcworn un Ich hen zerück gemüßt, for
mein Overcoat ze hole. Of course ben
Ich Eins trinke gemüßt. Un wie Ich
fort bin. da war S net mehr fo tschür,
es war arow aach net heiß un Ich
hen gedenkt, wege meiner Gesundheit
un der Fämilie ze Lieb wär'S besser,
wann Ich blos de Spring' Overcoat
anziehe thät, wo Ich vorher gepumpt
gehatt hen.
Well, Mister Editcr, um es kurz ze
mache: Jetz iS die Alti wieder bös.
Nämlich jedes Mal, wann Ich wicder
erausgekimme sein, da war wieder an
ncrcs Wetter un Ich hen wieder zerück
gcmüßt. un wann des Wetter emol 10
Minutte gleich gebliwwe is. da hen
Ich en Tiläh wege dem innerliche
Hauscliening gehatt un uff die Weis
hcn Ich of course des Abhole vun der
Alti un der Maud gemißt.
Taß Ich des nor aus Rücksicht for
mei Gesundheit un der Fämili ze Lieb
gethan hab. des werd of course net
rikontist.
Mit diesem Wunsche sein Ich so lang
Mit RizardS
YourS
John Ritsch. Esq.
y.
i' trvt
o
Alti
in nächtlicher Ueberfall.
Ein tfrltbm? aui btm fntge Z 870 71.
Wir hatten im Kriege daS Glück, von
sehr schneidigen Männern kommandirt
zu werden: zwei unserer Kompagnie
sührer waren im Laufe der Monate ge
fallen, nun spornte unS der Ehrgeiz des
dritten. Ta ward eS stiller auf unserem
Kriegsschauplatz und das Ende deS
großen Kampfes schien bevorzustehen,
obschon zum Leidwesen unseres tapfern
Major die Bataillon-fahne immer noch
einige ungenügend zerfetzte Stellen auf
wies.
Mit einem Male flackerte aber das
erlöschende Kricgsfeuer wieder auf; die
Brigade sollte einen Borftoß machen,
unser Bataillon, speziell unsere Kom
pagnie. während dieser Zeit die ganz
ungefährdete rechte Flanke decken. Das
war nicht hart für unS. dagegen sehr
schmerzlich für unsere Ehrgeizigen. Ge
gen Abend stellte die Kompagnie Vor
Posten auS, noch dazu gut gedeckt hinter
einem,- sich zu schmalem See verbrei
ternden. träge fließenden Wafferlauf.
der schließlich über ein langes Wehr ab
fiel. Wir waren also geborgen. Unser
Hauptmann knirschte vor Wuth, hier
zur Thatlosigkeit verurtheilt zu sein,
während Andere Lorbeeren pflücken
konnten: kummettoll sah er auf seine
noch unbekreuzte Bruft. Tiefe Finster
niß umgab uns; das Wasser rauschte
gleichmäßig. Ta nahte von rückwärts
her ein Trupp; eS war der Major, ge
folgt von der Fahnensektion. Dieses
hatte Sturm zu bedeuten.
In froher Erregung theilte der Kom
mandeur mit, daß nach einer aufge
fangenen Tepefche der Feind beim Wehr
einen nächtlichen Ueberfall beabsichtige.
Hinter jeden Flügel und die Mitte sei
eine Reserve beordert, unserer Kompag
nie aber die Ehre deS Tages, oder viel
mehr der Nacht, zugedacht. Mit einem
leisen ich gratulire im Voraus!" schloß
er seine Rede an unsern Hauptmann,
Das Geschick begünstigte uns: hinter
unS ging nämlich der Vollmund aus
und beschien hell die Wasserfläche, ließ
uns aber, gedeckt im Gebüsch, am
flachen. Ufer im Dunklen. Bor dem
Wehr war fast die ganze Kompagnie
zusammengezogen. Stunde um Stunde
verrann; nichts regte sich. Die Sache
wurde nachgerade langweilig und er
müdend. Die Unteroffizierposten ließen
auf Anfrage melden, daß ste nichts Ver
dächtiges bemerkten. Ter flußauf
wärts kommandirende Kriegsfreiwil
ltge Schwitz berichtete ogar, da ein
Feind dortselbst kaum landen könne.
weil am sehr steilen Ufer ziemlich große
Strömung sei.
Endlich raschelte etwas in den
Sträuchern am Wehr; ein Mann vom
jenseits vorgeschobenen Posten kam zu
rück mit der Meldung, daß sich auf dem
Flusse etwas bewege. Unmittelbar
darauf sahen wir Alle einen tollkühnen
Schwimmer mit umgehängtem Gewehr
vorbei i treiben. Nicht schießen!"
flüsterte zwar unser Hauptmann, aber
im selben Augenblick krachte auch
schon ein Schuß vom Wehr her. Tie
Kugel mußte gut getroffen haben, denn
lautlos versank der Kops deS Schwlm
merS in der Fluth; einen Augenblick
schimmerte noch der Gewehrlauf im
Mondschein, dann gewahrte man nichts
mehr auf den Wellen.
Nun kam auch der zweite Mann, der
den Schutz abgegeben, athemlos ange
laufen und meldete, daß es auf dem
Wasser von Schwimmern wimmle, der
Feind aber wohl auch drüben am Wehr
sei. Leider ging der Mond unter; trotz
der Dunkelheiheit, an die sich das Auge
bald gewöhnte, konnte man aber doch
sehen, wie noch viele Feinde, gleich den
ersten, nach der Wehr zu schwammen;
dieses lag jetzt ganz im Dunkeln. Eine
Menge Gegner konnten sich nun dort
angesammelt haben; die ganze Sache
kam , uns höchst merkwürdig und un
heimlich vor. Da löste die laute Stimme
des Majors den Bann; Fahne hoch!"
rief er gellend durch die Nacht und
Snellfeuer' kommandirte nun mark
erschütternd unser Hauptmann hinter
her. Ein Hetdentürm entstand nun;
prasselnd flogen die Geschosse in Wehr
und Wasser, zischend spritzten die
Fluthen. heulend pfiffen einzelne
Kugeln weiter. Dann folgte Grabes
stille; zu machen war nichts, ehe der
Tag graute. Der Gegner, welcher nicht
zu Vchuy gekommen war. mußte
geradezu vernichtet sein, unsere Borge-
setzten schüttelten nch die Hände, mäh
rend wir Alle froh waren, noch bcile
Haut zu haben.
Ta, im ersten Frühlicht wurde die
Entdeckung gemacht, daß in den Wei
den am Wehr eine Menge Schweins
blasen angetrieben sei. Stöcke, deren
eines Ende mittels eines eingeklemmten
Steines unter Wasser gehalten wurde.
wären an die Biester gebunden: das
waren also die Gewehre der Hohlköpfe
auf welche wir einen schweren Bleihagel
geschleudert hatten!
Lautlos verzog sich die Fahnensek-
tion; mit gemischten Gefühlen, nament
lich unter tiefein Bedauern, daß der in
famigte Ulkfritze, dessen Bemühungen
wir eine schlaflose Nacht zu verdanken
hatten, nicht wenigstens einige gefüllte
Schweinsköpfe als Opferblalen aufs
wässerige , Schlachtgefilde schwimmen
ließ, folgten wir ihrem Beiiplel. Ter
Unthat stark verdächtig war der ge
nannte verschmitzte Kriegs-Freiwillige
chmitz, aber beweisen konnte man ihm
nichts.
Der rerzefsene Paxa.
Ein Wiener Blatt erzählt folgende
Geschichte: Wie alles auf Erden, nimmt
auch der luftige Ball ein Ende. Wäh
rend die Kellner bereits die GaZftam
men ausdrehen und allmählich Finster
niß über den vor Kurzem noch in strahl
lendeZ Licht getauchten Saal verbrei
ten. giebt eZ ein kurzes Gedränge in
den Garderoberäumen. während
draußen die heiseren Stimmen der Wa
genrufer daS dumpfe Rollen der absah
renden Wagen übertönen. Bald wird
eZ stille und öde sein in den Räumen.
m welchen so regeS. fröhliches Leben
und Treiben geherrscht hatte. Zu den
letzten Gästen, welche den Heimweg an
traten, gehörten Frau K. und ihre an
muthigen Töchterchen Emma und The
rese. Tie Mädchen hatten zu den be
gehrteften und umworbenften Tänze
rinnen 'deS BalleS gezählt, und auch
jetzt noch sah das entzückte Mutterauge
die lieblichen Kinder von einer Anzahl
Anbeter umringt, welche eifrigst begrif
fen waren, pelzgefütterten CapeS um
die schönen Schultern der reizenden
Mädchen zu legen. Bis zur Wagenthür
setzt sich das befrackte Gefolge fort, um
noch einen letzten Blick, ein letztes Tan
k'Swort um Verheißung freudigen
Wiedersehens auf dem Tanzparkett zu
erHaschen. Dann schließt sich der Wa
genschlag, die Pferde ziehen an, und die
Damen drücken sich behaglich in die
Ecken deS Wagens, der rasselnd durch
die Straßen rollt. Tie Mädchen plau
dern noch über die Ereignisse deS
Abends, wie lieb Herr X. war, wie
famoS Herr I. tanzte, wie galant Herr
Z. sich gezeigt habe, wie abscheulich
Früuleiu A. ausgesehen habe, wie ent
setzlich Fräulein B. ausgeschnitten"
gewesen sei, und wie tanzneidig Fräu
lein C. sei; dann hält endlich der Wa
gen, der verschlafeneHausmeifter kommt,
das Hausthor knarrt, man klettert die
Stiegen empor endlich zu Hause!
Tie treue List kommt und hilft die
Damen abrüsten".
Ich weiß nicht.' sagt da plötzlich
Frau K., mir ist, als ob mir etwas
fehlt!"
Mir auch," entgegnet Emma, müde
in einen Fauteuil finkend. Ich habe
die Empfindung, als ob mir etwas ab
ginge!"
Wir müssen etwas vergessen haben
meinte Therese.
Vergessen?" sagt die List und ruft
dann, emen Gedankenblitz erfassend, er
Ichreal aus: n gna vcrrn yam s
vergessen! Ter gnä Herr ls ia nöt
da!"
Mein Mann, wir haben mein Mann
vergessen!" Schrecklich!" Was
thun wir denn?"
- Die wackere Lifi weiß Rath. Ter
Hausmeister wird aus den Federn ge
trommelt und muß in einem, Einspän
ner nach dem Balllokal zurück, den
vergenenen ' Papa und Gatten zu
suchen.
Ter arme Ballvater! Tie fünfte
Nacht ist es. seit er von Ballsaal zu
Bauiaal geschleppt wird, wo er nichts
zu thun hat, als die Vorstellungen jun
ger Herren entgegenzunehmen, sich
gründlichst zu langweilen und schließe
lich die Zeche zu bezahlen. Am Mor
gen muß er dann mit wüstem Kopf in's
Bureau, während sich die Damen des
Hauses in den Federn dehnen und in
einem förmlichen Murmelfchlaf Kräfte
sammeln für den nächsten Ball. So
hatte er sich denn in der fünften Ball
nacht, als es scharf gegen Morgen ging.
ein verlassenes Plätzchen zwischen einem
Kredenzkasten und dem Ofen ausge-
sucht, sich dort Deckung durch einen vor
geschobenen Ofenschirm verschafft, und
war dort gründlich eingenickt. Auch
die aufräumenden Kellner hatten ihn
übersehen, und so schlief der Gute wei
ter, bis ihn ein Gefühl der Kälte weckte.
Man hielt ihn, als er den Ausweg nach
dem finstern Saal suchte, erst für einen
Einbrecher, und nur die rechtzeitige An
kunft des Hausmeisters konnte ihn vor
allen erdenklichen Widerwärtigkeiten be-
wahren. Na." sagte der Hausmei
fter bei der Heimfahrt, san S' nöt
bös. gnä' Herr, daß m'r an Muff oder
a Pelzhandschuah wo liegen laßt, kummt
oft gnua vor. aber daß m'r a leibhaft'
ges ausg wachs nes Menschenkind ver
gißt, dös...."
Das kommt," unterbrach ihn der
Vergessene" seufzend, nur bei Ball
Vätern vor. '
Eine Hundegeschichte.
Aus den Erinnerungen" des Jour
nalisten Guido Weiß veröffentlicht die
Frkf. Ztg." u. A. folgende Geschichte:
Julian Schmidt, der bekannte Literar-
Historiker, besaß außer seinen sonstigen,
mehr oder weniger anerkannten Vor-
zügen auch einen, auf den er selbst recht
stolz wor: er verstand vortrefflich das
Hundcgebell nachzuahmen. Eines
Nachts kehrte er ziemlich spät in fein
Heim zurück, das weit draußen in dem
damals noch wenig bebauten legten
Theil der westlichen Vorstadt lag. Als
er die Thür erreicht hatte, entdeckte er,
daß er den Hausschlüssel vergessen habe.
Guter Rath war theuer, denn der
Nachtwächter, der ihm hätte auf-
schließen können, kam nur in länaeren
Zwischenräumen in die abgelegene Ge
gend, und in der hochgelegenen Woh
nung, sowie im Haufe überhaupt waren
alle Lichter erloschen. So galt es denn,
sich in Geduld zu fassen und zu warten.
Auf und abwandelnd hörte Julian in
der Ferne einige Hunde bellen und das
verscheuchte ihm sofort seine üble Laune;
er antwortete den Hunden. Ta diese
die Unterhaltung fortsetzten, erwachte
sein Künftlereifcr. bald war eZ eine
ganze Schaar der verschiedenartigsten
Hunde, die er zu Worte kommen ließ.
Erst winselte ein wehmüthiger Pin
scher, dann blaffte ein in der Stube
eingeschlossener Mops, dann knurrte
und bellte m tiefem Baß ein ganz unge
bildete? Mctzgerhund. an ihn schloß sich
in hohem TiZkant ein zänkischer
chooßhund; eS wurde bald ein Höl
lenipektakel. weil jetzt auch sämmtliche
Hunde der Nachbarschaft von dem Vor
fall Notiz nahmen und ihre Meinung
darüber äußerten. Tann öffnete sich
auch hier , und da ein Fenster und ein
mächtiger Fluch auS Menschenkehle
mischte sich in daS Konzert, ja zuletzt
flog ein nicht gerade kleiner Stein auf's
Gerathewohl, da die Nacht sehr dunkel
war, auf den vermeintlichen Schauplatz
des LärmS und an des Künstlers Nase
vorbei. Plötzlich trat auS tem Dunkel
der Nachtwächter hervor, der nicht
wenig überrascht war, als er anstatt
der erwarteten Hundebalgerei tiefe Ein
famkeit und nur einen kleinen Mann
fand, der. an einen Baum gelehnt,
herzlich lachte und den Wächter heran
rief. Der nahm den Spaß nicht so
freundlich auf und drohte dem Herrn
Doktor mit einer Anzeige wegen grober
nächtlicher Ruhestörung, aber ein Hei
ner seiner Silberklang besänftigte seine
empörten Ohren ,und so schloß er da?
Haus auf. Oben gab eZ noch ein klei
neS Nachspiel, denn der Herr Doktor
äußerte sich sehr ungehalten 'gegen die
Seinigen darüber, daß er den Schlüs
sel vergessen hatte. Wenn er seitdem
wieder einmal ausgegangen war und
spät Abends ein benachbarter Hund den
Mond anbellte, so öffnete sich sicherlich
oben ein Fenster und eine zarte Frauen
stimme flötete hinunter: Julian bist
u'r
Straf, für Pantoffelhelden.
Es kommt gewiß überall einmal vor.
vag Scanner, die unvorsichtig genug
find, athletisch, veranlagte Jungfrauen
zu ehelichen, bei einem in Thätlichkeiten
ausartenden Zwist aus angeborener
Galanterie" den Kürzeren ziehen. In
keinem anderen Orte der Welt aber
dürften die von ihren besseren oder tie(
mehr kräftigeren Hälften geprügelten
Ehemänner derart der Lächerlichkeit
preisgegeben sein, als in dem sranzöst
sehen Städtchen Montlucon, wo heute
noch eine aus dem Mittelalter stam
mende Sitte aufrecht erhalten wird
Vor einigen Tagen hatte sich dort eine
nach Tausende zählende Menschenmenge
gegen d Uhr Abends aus der St
Pierre-Brücke und in den angrenzenden
Straßen ungesammel, um eine höchst
merkwürdige Procession vorüberziehen
zu sehen. Eine große Schaar eben aus
en Fabriken entlassener Arbeiter führte
einen spazieren, aus oem in ver
kehrter Stellung ein Mann ritt, der
auf dem Kopf eine baumwollene Nacht
mütze trug und in der erhobenen Rech-
ten eine Spindel hielt. Auf feinem
Rücken prangte un Plakat mit der
Inschrift: Von seiner Frau ae
schlagen!" Der unglückliche Reiter war
ein Arbeiter, der um die Mittagszeit
von .ftmer schlagfertigen Gattin im
Beisein mehrerer Zeugen eine derbe
Ohrfeige erhalten hatte, ohne sich zu
wehren. Für seine Ritterlichkeit mußte
er nun die Eselsvromenade unterneh
men und fich mit grausamem Spott
überhäufen lasien
Tas Haar als phystognomischeS
Kennzeichen.
Krauses, wirr gelocktes Kopf und
Barthaar deutet auf ein lebhaftes,
leicht erregbares Temperament; welli-
ges, regelmäßig gelocktes auf einen
schwärmerisch veranlagten Menschen,
einen Träumer und Idealisten. Glat
tes, glänzendes Haar bei gebildeten
Personen deutet auf ein gleichmäßiges
Temperament, auf Gelassenheit, Ruhe,
Ehrlichkeit; es beweist einen klaren
Kopf und natürliche Begabung.
Je dunkler das Haar ist, desto
robuster und grobknochiger ist im allge
meinen der Körper des Menschen und
desto rauher ist die Haut. ' Tie dunkel
haarige Rasse ist physisch die kräftigste.
geistig jedoch die weniger begabte. Sie
neigt mehr körperlichen Arbeiten, die
hellhaarige mehr geistigen Anstrengun-
gen zu.
Schwarzes, strähniges Haar deutet
auf ein galliges, jähzorniges Tempera
ment, wie es der Spanier, Malave.
Mexikaner, Indianer besitzt. Rothes
Haar ist ein Zeichen von Leidenschaft-
lichkeit und Innigkeit des Gefühles
und findet fich am häufigsten bei den
Jrländern. Schotten, Schweden und
Dänen. Goldbraunes Haar deutet bei
gebildeten Personen auf ein fein ausge
bildetes Gefühl, einen feinen Geschmack
und große moralische und geistige Kraft
und Ausdauer. Am meisten zu finden
ist es bei Deutschen, Dänen und Angel
fachsen.
Was die Zähne erzähle.
Die Kenntniß der Zähne spielt eine
wichtige Rolle, wenn es sich darum
handelt. Leichen von Personen, die bei
einem großen Unglücke ums Leben ge
kommen sind, und die weder Kleider.
Schuhe oder sonst ein Erkennunas-
zeichen an sich tragen, zu rckognosziren.
Mehrere Opfer der entsetzlichen Pariser
Brandkatastrophe am 4. Mai 1897
wurden zum Beispiel auf diese Art und
Weise erkannt. Als damals weinend
und wehklagend die Verwandten vor
den verkohlten Leichnamen standen,
ohne zu wissen, welcher von den Todten
der Ihrige sei. kam der Konwl von
Paraguay auf den glücklichen Gedan
ken. Zahnärzte holen zu lassen, welche
die Opfer deS BazaardrandeS behandelt
hatten. So erkannte man zum Beispiel
den Leichnam der unglücklichen Her
zogin von Alenon an ihrem Gebiß.
Während nämlich ihre Zähne eine
bläulich'schwarze Farbe in Folge deZ
Feuer? angenommen halten, waren
zwei Zähne auf der rechten Seite deS
Oberkiefers durchaus intakt geblieben.
Sie waren nämlich vom Zahnarzt mit
Goldplomben versehen worden. Und
die gute Fassung deS Goldes hatte die
Gewalt deS Feuers abgeschwächt. Ein
soeben erschienenes Buch deS italieni
schen ToktorS Oskar Ameodo enthält
zmciundfünfzig solcher Fälle, wo die
Kenntniß der Zähne eS unter Anderem
auch möglich machte, Gerippe von Lei
chen. welche bereits längere Zeit in der
Erde gelegen hatten, festzustellen. Er
wähnen wollen wir noch, daß man un
ter den Leichen der vielen im Jahre
1879 von den Zulukaffern erschlagenen
und gräßlich verstümmelicn Franzosen
auch die des kaiserlichen Prinzen Lulu
an seinen Zähnen herausfand. Er war
vor drei Jahren auf das Gesicht gefal
len , und hatte durch die Wucht deS
Sturzes an den drei mittleren Zähnen
deS Oberkiefer? die Email zum Theil
verloren. Damals mußte die Kunst
der Natur nachhelfen. Ter Zahnarzt
ersetzte die fehlende Email, indem er die
Zähne mit einer emailartigcn Masse
polirte. Hierdurch wurde es den Freun
den des Prinzen endlich möglich ge
macht, die Leiche des unglücklichen
KaisersohneS zu finden.
Kaiserlich Mildthätigkeit.
Ter deutsche Kaiser Leopold zeigte
gegen die Armuth so viel Liebe und in
derselben so viel Beständigkeit und G
duld. daß die Bettler bald überHand
nahmen und schließlich in zwei Klassen
getheilt wurden. Wiener nannten die
Klassen Audienz Brüder" und (
wöhnliche Bettler".
. Die Audienz. Brüder waren Leute von
guter Herkunft, die um Audienz baten,
bann ihre elende Lage vortrugen und
auS des Kaisers Hand Almosen empfin
gen.
Zu diesem Zwecke hatte Leopold auf
seinem Tisch Päckchen von zehn bis hun
dert Dukaten, die er je nach Bedürfniß
vertheilte. Diese Päckchen wurden
Scharmützel" genannt.
Es ging mit dem Vertrauen auf
Leopolds Huld fo weit, daß einst
Jemand, der ein kleines Scharmützel
erhielt, nach einem großen griff und er
klärte: zu Goit und dem Kaiser müsse
man ohne Scheu bitten können.
Leopold's Beamt'n setzten endlich ein
Promemoria auf, welches nachwies, wie
das kaiserliche Almosen zumeist Übel
verwendet wurde, worauf Leopold jedoch
ben Entscheid gab: Wer diese Liste auf
setzte, hat vergessen, seine eigenen Feh
ler hinzuzusetzen."
Für die Sttatzenbettler ließ der Kai
ser, wenn er ausfuhr, einen großen
Sack mit Viertelguldenstücken neben sich
in die Kutsche thun, und theilte davon
aus. Oft wurde er so in die Enge ge
trieben, daß die Pferde nicht fortkom
men konnten, aber kein Trabant durfte
es wagen, einen Bettler fortzudrängen
So wurden einst von den Zudringlichen
die ttrystalllcheiben der Kutsche emge
drückt. Leopold aber sagte, da der
Kammerherr heftig wurde: Werde sie
schon wieder machen lassen. Ihr dürft
mir aber die Leute in ihren Bitten um
Almosen nicht hindern!"
Das Land des Regens.
Die Gegend von Cherrapunji in dem
Königreich Assam in Hinterindien kann
das Land des Regens genannt werden.
denn die pluviomctrischen Apparate zei
gen wohl bestimmt in keiner anderen
Gegend der Erde einen so hohen Regen
stand an,- wie in der Gegend von
Cherrapunji. Mehrjährige Beobach-
tungen ließen jährlich einen durch
schmm'chen Regenfall von 12.52 Meter
Wassersäule pro Quadratcentimeter,
feststellen, und es sind Monate vorgc
kommen, wo die Wassersäule nicht
weniger als 3.72 Meter stieg. Vom
Januar bis Mitte Juni 1899. also
in nicht mehr als bi Monaten, zeigten
die Regenmesser eine Wassersäule von
6. 8 Meter pro Ouadratccntimetcr an.
und zwar fielen während dieser Zeit in
einer einzigen Woche solche unaebeure
Regenmengen, daß der Stand der
Pluviometer um nicht weniger al
1.80 Meter erhöht wurde.
Wie viel Dame aus einen Tänzer?
Es dürfte nicht uninteressant sein, zu
erfahren, wie viele Domen in jedem
Lande auf einen Tänzer kommen. Am
glücklichsten daran sind nun hiernach
die Wienerinnen, indem schon zwei
Tänzerinnen ein Tänzer trifft. In
Bayern ist das Verhältniß wie 1 zu 7.
in Italien 1 zu 15. in Württemberg 1
zu 20. in England I zu 25, in den
Niederlanden 1 zu 26, in Preußen 1 zu
28, in Hamburg, Bremen und Lübeck
1 zu 34, in Sachsen 1 zu 38, in
Spanien 1 zu 50, in der Schweiz 1 zu
107, Portugal 1 zu 110. in Dänemark
1 zu 130. in Rußland 1 159, in
Schweden und Norwegen 1 ,u 211.
und in der Türkei 1 zu 900. Die Tür
ken scheinen also die langweiligsten
Leute der Welt zu sein.
INotirirte Abwns,ng.
UnfallversicherungS-Agcnt: Wie hat
sich der Unfall denn ereignet?"
Verunglückter: .Ich bin mit drei
onniagS-JSgern auf die Jagd ge
gangen und war noch nicht eine Stunde
fort, da hatte ich schon drei Schrot
ladungen im Leibe!"
Agent: Ader. lieber Herr. daS ist
doch kein Unfall das ist doch ganz
natürlich! Ta können wir Ihnen
nichts bezahlen!"
IdyU'sch.
Ei, lieber Eollege, weShalb zeigen
ie denn an, daß Sie Ihre Vorlesun
gen einstellen? i'cttlen tm emcster k"
Ja, wissen Sie. mein Hörer und
meine Hörerin haben sich mit einander
verlobt!"
Ein dartnZckiger,
Die Regierung verbietet dem Lehrer
Wanderlustig auf sein 60. autographir
teS Bittgesuch vorläufig jedes weitere
Petitioniren. WaS thut der Herr Leh
rer? Er reicht sofort wieder eine Supplik
ein, worin er um die Erlaubniß bittet.
auch ferner wieder um erledigte Schul
stellen nachsuchen zu dürfen.
Auf der SekundZrbahn. .
Wie sollen wir wohl unsere
neue
Lokomotive nennen?"
Blindschleiche!"
wohin es noch kommen wird.
Junger Ehemann: Melanie. das
sage ich Dir, ivenn Du mich noch ein
mal so beleidigst, wie Tu eS heute
Morgen gethan, dann kehre ich un
verweilt in mein Elternhaus zurück!"
' Lin angenehm Associe.
Student: Ich bin, Herr Professor,
Theilhaber am Geschäfte meines Va
ters!"
Professor: Wieso." Sie ftudiren
doch Medizin, und Ihr Vater ist Kauf
mann!"
Student: Ja, er besorgt eben die
Einnahmen und ich die Ausgaben!"
Eitel.
Bettler: I bitt' schön um a kleine
Unterstützung, i möcht' mir a Paar
Schuhe kaufen."
Herr: Aber Ihre Schuhe sind ja
noch ganz gut."
Bettler: Ja. aber i möcht' mir a
Paar gelbe taufen."
Auf dem lande.
Herr Meyer: Mein Fräulein, ich
bin entzückt von Ihnen Sie sind ja
die reinste Unschuld!"
Fräulein Cenzi: O, Sie schmeicheln
nur! Ten Stadtherren darf man nicht
alles glauben, was sie sagen."
Eine bedenkliche kiebhabnei.
Dame (zu einer Besucherin): Was
hör' ich Ihre Tochter hat sich wieder
verlobt? Sagen Sie. ist das nicht be
reits das vierte Mal?"
Besuch: Ach lasse Sie doch es ist
ja die einzige Passion, die das Mädchen
hat!"
Deutlich.
Student: Mir träumte gestern,
Fräulein, wir beide wären verheira
thet."
Fräulein: Ja, Ja, . manchmal
träumt man solchen Unsinn!"
kachende Erben.
A: Dem verstorbenen Witzbold Leh-,
mann seine Erben können lachen."
B: Hinterläßt denn der so viel
Vermögen?"
A: Nein, aber eine Menge Witze."
Frauen-Bosheit.
Die junge Räthin ist eigentlich eine
aufrichtige Person; die redet immer,
wie ihr der Schnabel gewachsen ist!"
Sie meinen, weil sie so großthut!?"
Beweis.
Aber Herr Doktor, haben Sie, es
wirklich ernst mit Ihrem Heiraths
antrag gemeint?"
Gewiß, ffrüulein Emilie. sonst
hätt' ich doch kein Retourporto bei
gelegt!"
In der Menagerie.
Hänschen (auf den Köniastiacr'm-
gend): Gelt. Papa, hier in der Ge
fangenschaft ist das ein Ex-Köniqs-tiger?"
Lein umschrieben.
(O-Beine.) Karline: Weeßte.Tein
Jottlieb von die Trajoner ist ja 'n janz
netter Kerl, blos uff die Beenc is er
stark durchsichtig."
Ein Beweis.
Ist aber
auch das
Fräulcin be
scheiden?"
Heiratsvermittler: Ich sag' Ihnen,
die ist so bescheiden, daß sie sich nur mit
Veilchcnscife wäscht."
Recht Aufmunternd.
Junger Dichter: ....Und rathen
ie mir nach diesen Vroben. ter,
ehrtcster Meister, im Dichten fortzu
fahren?"
Schriftsteller: ..Nur. wenn Sie ab.
solut nichts Anderes zu thun haben!"
Zartgefühl
Also sieben Jahr' haben sie mir
wieder aufgebrummt! Das ist nicht
recht! Wie kommen die armen Steuer
zahler dazu, daß sie mich schon wieder
so lange erhalten müssen?"