Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 15, 1900, Image 6

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Frankreich. Deutschland, sowie ganz
schreibung. ehe ytjr einen wifpian ausitgi.
Stab, T'cket Ossi Burlinglsn Depot
' Ecke 1. und O St . Tel, 235. 7. und P St., Telephon 25.
oder englisch.
BEATRICE
Web.
(früher in gairbmy)
.V.V V VVVVVV M vv.
wenn die Kräfte schminde.
verlangt die Natur Hülss
ittel den orper z star
ten und z krastigen.
Es schasst neue Lebenskraft.
I ich in H0tttttn tu hbe.
,kl!tk sause .
WILiLi
1880.
& Coal Co.,
s 4 uno
Holz Kohle.
.
i9uu ;
nach Paris j:
Gkhen Sie?
Bo, bereit raen sollte iefet
schon petretten weiden.
schon aetrofsen weiden. Wi-
haben Beschreibungen für lange
und kurze Touren in England,
Europa. Holet Euch diese Be
Stillus 3rrDöW.
firiminalrur.an fco JH. o. Tchlieieui
Slcurnllata.
,7iia;t rusllir, r l'u-iitonant,
tcaiiDle S'JetJ sich an diesen, ,'2ie thun
iljui nichts, wen er ehrlich gegc mich
ist?'
.?.'ein.'
.Aber wenn er mir nicht Si'ort hiilt,
dann" Sie sah ihn bedeutsam an
und machte die Ciederde des Echlagens.
.Tann soll er so viel Prügel haben,
daß er nicht mehr kriechen ton."
.Tu hast eS gehört, richte Tich dar
nach !" bedeutete U'jera den Burschen
kurz und verlies; dann, in den tzj
druck dieser leßten Ezeue ich! adj
schwächen, die Hiitte.
Hat er ihr gesagt, wo die Papiere
sind?" frug Kaspary seinen lhjlftn.
als Wer und Friß sich entfernt hatten
und Miesko langsam wieder von seinem
Zufluchtsorte herabgcklcttcrt war.
.Nein, irr sagte mir, er habe sie
nicht bei sich, er h ibe sie im äl?aldc,
weit von hier, versteckt," versetzte Äes
ner.
,TaS ist gut. (5s thut mir leid. lie
ber SiZcsncr. dafz ich Sie um Jlire
Nachtruhe bringen muss, aber es geht
nicht anders. ?ie Gefahr ist z groß.
Sie dürfen den Burschen jetzt nicht
mehr ans den Angcn lassen."
Ihn im ZjZaldk zu verfolgen, ist
sehr schwer."
Tie Papiere sind nicht im Walde
versteckt, sondern sie befinden sich in
Rctschin. Ich gehe, nachdem ich och
einige Kleinigkeiten erledigt habe, sofort
dahin, in die nöthige Maßregeln zu
treffen. Ick habe bereits meinen Plan.
Sie folgen Miesko. (5r wird nach dn
Hanke des Müllers in Rctschin gehe.
Sollten Sie unterwegs ihn ans den
Auge verlieren, so eile Sie so schnell
als möglich ach der Nctschincr Mühle
und legen sich, falls Sie mich nicht
schon dort treffen sollten, in den Hinter
halt. Sollte er, was ich kaum glaube,
nicht ach Rctschin gehen, so geben Sie
mir durch irgend einen sicheren Boten
Nachricht nach dem Rasthof zi ,M
denen Adler.' Adresse Maler Schulze.
Bcrstanden?"
.Jawohl, Herr Schulze."
.Gut. Sollten unvorhergesehene
flälle vorkomme, so handeln Sie ach
Jlirc! Ermesse. Ans Wiedersehe !"
lir ging nach cern Rasthof. Tort
schrieb er ein vom nächsten Zage datiUes
Burschen an Wer, in welchem er ihr
mittheilte, daß unerwartet eigetroffciie
Nachrichtc vo Boris Mcrischoff ihn
leider nöthigten, das Vergnügen, mit
ihr nach Wnstcrwitz zu gehe, och
etwas zu verschicken, und ei paar Zci
lc an Gertrud, des Inhalts, daß er
es, nachdem er die Unterredung zwi
scheu BJeru und Micsko angchört, sür
nöthig halte, seinen Plan z ander;
sie möge ivrge keine Botschaft von
Micsko erwarten, aber, so wcit es ihr
möglich fci. Wera und ihre Better be
obachte. Tan hiittgte er seine Ton
usteiitasche auf die Schulter, bergab
die beide Briefe dem Wirth iit dem
Ersuchen, sie inorge früh nach dcm
Schloß bringen z lasse, da er zeitig
fort wolle, in eine Waldpartie bei
Morgcnbclcuchtung aufzunehmen, und
ging raschen Schrittes nach Rctschin z.
Wie er gehofft hatte, war i, Gol
dene Adler" noch Licht. Tie Hono
rativrc des Ortes faßen dort znsam
mc, der Bürgermeister war aber lcidcr
icht unter ilineu.
Wo wohnt der Bürgermeister?"
frg Kaspary den Kellner, der ihn
gleich wiedererkannt hatte und wortreich
seiner Freude Au?drck gab.
.Im dritten Hanse linker Hand."
.Gehe Sie zu ihm und sagen Sie
ihm, daß ich ihn sofcrt sprechen muß."
O, das wird nicht gehe."
Warum nicht?"
.Jetzt schläft der Herr Bürgermeister,
und da dars ich ihn nicht wecken."
.Tie Sache ist wichtig genng, um
das zn rechtfertigen."
Er würde mich schön begrüßen."
Hier nehmen Sie meine Karte !"
Er steckte die Karte sorgfältig in ein
Kouvert, das er zum große Mißver
gnügen des ncngierigc Kellners vcr
siegelte. , Jetzt gehe Sie schleunigst.
Ich trage die Berantwortnng." '
Na, der Herr Schulze wird sich
wundern, wie ihm der Bürgermeister
heittileuchtet," brummte der Kellner,
entfernte sich aber.
Er war nicht wenig verwundert, als
der Bürgermeister, nachdem er die Karte
gelesen, 'ihm austrug, dem Fremden
mitzutheilen, daß er sofort kommen
werde. Ta steckt etwas dahinter,"
dachte er. Tas muß ich och heraus
bekommen."
Seine Hoffnung, das Geheimniß zu
ergründen, ging nun freilich icht in
Erfüllung, den kaum hatte er Kas
pary den Bescheid des Bürgermeisters
ausgerichtet, so ging dieser selbst nach
dcm Hanse des Stadtoberhauptes.
Er wurde sofort vorgelassen.
.Es thut mir leid," bcgann Kas
paru. .daß ich Sie in Ihrer Nachtruhe
stören muß, Herr Bürgermeister."
O bitte, bitte, das hat gar nichts zu
sagen."
Wie Sie sich beulen können, handelt
es sich um eine wichtige Angelegenheit,
um den Mord in der Eisenbahn."
.Ah! Bitte, nehmen Sie Platz. Ich
stehe ganz zu Ihrer Bcrsiigung."
.Ich weiß mit ziemlicher Bestimmt
heil, wo die Mörder zu sindcn sind."
Ich "ch."
.In der Zhat?"
O, hinter dcm Berge wohne auch
iZeutc, Herr Kriminalkommissär. Ich
kaun Ihnen sogar eine ziemlich genaue
Beschreibung derselben geben."
Ta wäre ich in der Thal begierig."
Tcr Eine ist groß und schlank, mit
starkem Schrrbart und dein Ansfchen
eines früheren Offiziers."
Ungefähr wie ich."
Ja. ungefähr wie Sie. Ter Andere
ist kleiner, mit kurzem Bollbart, breit
und stämmig gebaut."
Ungefähr wie der Kriminalbcamte,
den ich milgcuonimc habe. Und die
Beirrn h.ür.! sich cadurch verdächtig
gt macht. dcL sie c'.st die Lange Gasie
verfolgten, dann im Bogen um Rct
schin herumgingen und spater, am ach
steil Zage, sich wiederholt aus dem
Bahnhof zeigten."
.Ganz recht. Woher wissen Sie das?"
.Ter Polizcidieuer Saucuiitiun hat
sie beobachtet."
.Auch das stimmt. Aber '.n des
Himmels willen, wie können Sie so ge
nau unterrichtet sein?"
Es ist nicht immer ganz praktisch,
mein lieber Herr Bürgermeister, der
artige Mittheilungen in Gasthösen z
machen."
.Ah. Sie faßen in der Nähe ! Jetzt
erkenne ich Sie wieder."
.So ist eS. Nun, jene beiden Ber
dächtigen waren wir Beide, mein Bc
mtcr und ich. Wir verfolgten die
Spnr der Mörder."
Und Sancruian wollte Sie vcr
hafte ! Ja. Sauermann ist ein Esel."
Bicllcicht doch icht so ganz. Aber
lassen wir das. Für mich handclt es
sich jetzt darum, wichtige Toknnicnte.
welche bei Bcrnbung des Mordes ge
stöhlen worden sind, in die Hand zu
bekommen."
.Tatet soll ich Ihnen helfen? Sind
die Papiere hier?"
.Allerdings. Ter Sohn des Müllers
hat sie in Verwahrung."
- Er mutz sofort verhaftet werden."
Ter Bürgermeister sprang ans, um nach
seinem Klingelzng zu greisen.
Kaspary ' hielt ihn zurück. Ich
glaube nicht, daß dies nützlich wäre,"
sagte er.
.Es ist das Sicherste."
Tie Papiere sind jedenfalls gut
versteckt."
Wenn ich selbst ihn verhöre, wird er
schon gestehe, wo er sie hat. O, ich
habe schon Mancherlei herausgebracht."
Ich zweisle keine Augenblick daran.
Aber es bietet sich ein einfacheres Mit
tel."
Welches?"
Ein in Bredow lebender polnischer
Bursche, Namens Miesko. hat die Pa
Piere gefunden."
Ter Mic;ko? Sieh, sieh, wer hätte
daö gcdacht!"
Sie kennen ihn?"
Ich kenne alle Personen auf fünf
Meilen im Umkreise." gab der Bürger
meister stolz zur Autwort. Man ist
nicht umsonst schon achtzehn Iah Bür
germeister von Rctschin."
Ich sehe, wie gut ich gethan habe,
mich an Sie zu wenden. Tiefer Miesto
wird morgen früh hierher komme, i
die Papiere zurückzuholen."
Tann verhastet man ihn, sobald er
die Papiere hat."
Ganz recht. Aber mit welchem
Recht?"
O, darauf kommt es solchen Bnr
schen gegenüber nicht an."
Ich möchte doch lieber die gesetzlichen
Formen wahren. Tas läßt sich auch
ganz leicht thun. Ter Bursche hat ohne
Zweifel eine Fundunterschlagung be
gangen."
Obne Zweifel. O, ich weiß das,
ich bin ja auch Amtsanwalt."
Um so besser. Und die Berhastuug
erscheint gerechtfertigt durch Fluchtver
dacht."
Turch Fluchtverdacht, selbstverständ
lich bei thu . solche Landstreicher."
Ich drns also uf Ihren Beistand
in dieser Sache zählen?"
Unbedingt. Aber eine Bitte habe
ich, Herr Kriminalkommissär."
.Welche?"
Vergessen Sie nicht, in Ihrem Be
richt zn erwähnen, daß ich viel zur Ent
deckung der Mörder beigetragen habe."
Es soll geschehen."
Und wenn Sie machen könnten, daß
das auch in den Zeitungen käme"
Wir wollen sehe, was sich thun
läßt. Gebe Sie nur einem Beamten
Befehl, mich im Nothfall zn unter
stützcn."
Ich werde fclbst die Verhaftung fci
ten in eigener Person. Sauermann
soll mich begleite."
Um so besser. Allerdings muß ich
Sie, Herr Bürgermeister, darauf auf
merksam machen, daß wir dann vor
Tagesgraucn auf dem Posten sein müs
sen. Es ist möglich, ja sogar wahr
fcheinlich, daß der Bursche sich schon sehr
zeitig auf den Weg macht, um nicht ge
seheil zu werden. "
Gut, ich werde gar nicht schlafen.
Tas Wohl, des Baterlandes erfordert,
daß dieser Mord gesühnt werde, und
das Wohl deS Bate.rlan.des geht mir
über mein Bett."
Bravo!" Kaspary hatte Mühe,
feine Heiterkeit zn verbergen. ..Wann
darf ich Sie also abholen?"
Wann Sie wollen. Sie gedenken
erst ein wenig z ruhen?"
Tas nicht, aber ich möchte mied
Mühle ansehen. Kann ich das vielleicht
im Geleit eine Potizeibeamten thun?"
Warum? Tie Mühle ist ganz nahe,
höchstens hundert Schritte von hier."
Es ist nur, damit mich Herr Saner
mann nicht etwa verhastet."
Richtig; der Esel wäre im Stande
dazu. So werde ich selbst Sie begleiten."
Ich möchte Sie nicht mehr als unbe
dingt nöthig bemühen. Herr Bürger
meister." .Bitte sehr, es ist meine Pflicht. Sie
z unterstützen. Also gehen wir!"
Sie sind zweifellos genau mit der
Mühle und ihrer Umgebung bekannt,
Herr Bürgermeister?"
Ich tenne jeden Grashalm, der in
den Straßen vo Retschin wächst." ver
sicherte der Angeredete mit Würde.
Kann man von der Mühle aus lcicht
in andere Gebäude gelangen?"
Man müßte erst' durch den Bach."
.Jsterties?"
.Oberhalb der Mühle ist er z einem
kleinen Teich ausgcstaut, der etwa hun
dert Schritte Turchmesser hat."
Uno unterhalb?"
.Ist der Bach schmal und seicht.
Sehe Sie. hier kommen wir schon an
den Zeich."
Sie umgingen denselben und näher
ten sich der MüUe.
Wen der Müllerfranz ir' aber
nicht zu Hanse ist?" svug der Bürger
meister. plötzlich stehen bleibend. Er
v.M.ilnuidiü i;n Sommer oft im Lande
iiinl:."
(5r wird zu Hause sein. Um .ckv:,
Mieito bat ilmi jetcnsüll? ges.i.,t. daß
die Papiere ihnen ti;ie Bc'.oyn'.'ug ein
tragen werd?."
.Eine Belohnung?"
.Nun ja; eine solche pflegt i.i der.
zriigen Fallen hansig ausgesetzt zu wer
den."
.Ist es auch in diesem Falle ge
schehen?"
.Noch nicht; aber ich babe immerhin
einen kleinen Fonds für solche Zwecke zur
Bersügung."
Herr Kriminalkommissär !"
.Was wünschen Sie'"
.Ich möchte auch eine Belohnung
haben."
Sie. Herr Bürgermeister?"
.Ja. Nicht in Geld, aber'
.Aha, ich verstehe eine Anerken
nung !"
Liebster, bester Herr Kiiminalkom
niissär. wenn Sie mir die verschaffen
könnten !"
.Eine schriftliche Anerkennung vom
Polizeipräsidium?" .
.Ja."
.Tas wäre nicht unmöglich."
Zehn Jahre meines Lebens gäbe ich
darum. Wie würde ich dastehen in den
Augen von ganz Retschin und Um
gcdnng !"
.Ich will die Sache befürworten."
O, ich wäre Ihnen sehr dankbar."
Aber jetzt lassen Sie uns mehr im
Schatten bleiben. Herr Bürgermeister,
es ist sicherer, itio schläst der Bursche?"
Eine Treppe hoch, dort, wo daZ
Eicbelfenstcr ist."
Tas wissen Sie genau?"
Ganz genau. Ich bin ja auch Feuer
Versicherungsagent und habe erst vor
einem halben Jahr die Versicherung
verlängert und dabei das ganze HauS
iufpizirt."
Sehr gnt. Es führt unreine Treppe
nach oben?"
.Nur eine."
Sprechen Sie nicht so laut, man
könnte iiS hören."
Ich will ganz leise spreche."
Thun Sie das. ES wäre vielleicht
gut, jetzt den Sauermann zu holen."
.Jetzt schon? Wozu?"
Taiuit der Bursche nicht etwa ent
wischt." Ja, ja; wir wollen ihn hole.
Kommen Sie."
Gehen Sie allein, Herr Bürger
nieister. Ich untersuche indessen noch
ein wenig die Umgebung der Mühle."
Wie Sie wollen. In einer halben
Stunde bin ich wieder hier."
.Gut. Es hat keine Eile."
Tcr Bürgermeister ging trotzdem
eilig von bannen, und Kaspary schritt
an dem Bach entlang, der einige hn
dert Schritte von der Mühle in ein sich
ziemlich lang hinziehendes Gehölz mün
dcte. Als er allein war. überlegte er, wie
er es vermcidcn follc, baß Wcra in
Folge der Verhaftung Micskos Verdacht
schöpfe. Sie erwartete denselben jeden
falls mit großer Ungeduld. Kam er
nicht, so würde sie voraussichtlich Er
ki'udigungcn nach' seinein Verbleib ein
ziehen. Erfuhr sie dann seine Ver
Haftung, so war es icht unmöglich,
daß sie in der Erkenntniß, den Zweck
ihres Aufenthalts in Bredow uiimög
lieh erreiche z können, dir Flucht er
grifs. Tein mußte vorgebeugt werden.
Leicht war es jedenfalls icht, Wera
hinters Licht zn führen, darüber gab er
sich keiner Täuschung hin. Er hätte ja
einen Gewaltstrcich ausüben, sie ver
hafte können. Aber och immer er
schien ihm das vorliegende Beweis
Material nicht genügend. Und das
Schlimmste war, daß er, um zu wissen,
was in den Papieren stand, die er
Miesko abzunehmen hoffte, sie nach
Berlin senden oder selbst dorthin fahren
mußte. In Rctschin fand er schwerlich
Jemand, der Russisch verstand.
Die Papiere mit der Post zn schicken,
schien ihm bedenklich; aber er würde
sich doch wohl, dazu entschließen müssen,
wenn er nicht noch ein Mittel sand.
Wera in Sicherheit zn wiegen. Haupt
fachlich, um über ein solches ungestört
nachdenke zu können, hatte er den
Bürgermeister weggeschickt.
Ehe noch sein emsig arbeitender Geist
zum Ziel gelangt war, erschien dieser
wieder, von Sauermann begleitet.
13. Kapitel.
Miesko hatte nicht lange auf seinem
Lager auszuhalten vermocht. Furcht
auf der einen, Hoffnung aus der aude
reu Seite bewegte ihn. Unruhig warf
er sich hin und her; endlich sprang er
auf und trat an das Fenster, in die
dunkle, laue Sommernacht hinaus
blickend. Willst Tu schon gehen?" frug seine
Mutter, die gleichfalls nicht zn schlafen
vermochte.
Noch nicht aber ich bin so unruhig ;
ich weiß nicht, was ich thu soll."
Tas weißt T nicht? O, nin
Sohn Miesko, ich hätte Tich für klüger
gehalten !"
Tn meinst, ich soll dem fremde
Fräulein die Papiere geben?"
Natürlich. Ich begreise nicht, wie
Tn noch im Zweifel sein kannst. Bon
der einen Seite hundert Thaler, von
der anderen fnnshnndcrt ei Kind
würde da wissen, was es zu thun hat."
Und von der einen Seite Gefängniß,
von der anderen Prügel," erwiderte
Micsko.
Ach was ! An einem bischen Gefäng
niß stirbt man nicht. Wie oft hat der
Müllerfranz schon gesessen!"
Ja, der. Tcr ist es schon gc'.vöbnt."
Als cr das erste Mal hineinkam,
war er auch nech nicht daran gewöhnt.
Und dann: Prügel lljnn auch nicht
gut. Ter Herr Lieutenant hat eine
kräftige Faust. Und das Fräulein sah
auch nicht ans. als ob sie spaßen wollte."
Miesko rieb sich unwillkürlich den
Rücken.
Wirst ibu Tir noch ganz anders rei
ben, wenn der Lieutenant mit seinem
Stock ihn gemessen hat," spottete die
Alte.
Ich will aber keine Prügel und auch
kein Gefängniß haben," lies er säst
weinerlich.
Was meinst Tu wohl," frug die
Alte wieder, wer ein besseres Herz hat:
das gnädige Fräulein Gertrud oder
das fremde Fräulein?"
i.;? :.:.;.' ...Z.uein vermin
si.icilii'," oi'twr.ii.'if er im Tone der
lü"ti:yi-;v,iii!!.
'jiüit Sie verzeiht Tir schon
eher ; das smude Fräulein aber sieh
ihr in's Auge, die lzat kein Mitleid."
.Tas gnädig Fräulein Gertrud
kann aber auch recht böse werden."
Sie ist aber iuiiurr bald wieder gut.
Und dann brauchst Tu ja auch nicht zu
sagen, daß Tu dein sremden Fräulein
die Papiere gegeben hast."
.Was soll ich dann aber sagen?"
.Tu sagst, sreinde Leute hatten sie
Tir weggeiieminen."
.Taö glaubt sie nicht."
.Sie wird Tir schon glauben, wenn
Tu eS recht natürlich machst."
.Ich habe sie schon zu ost belogen."
.Oder Tu sagst dem fremden Frau
lein so: Ich gebe Jbnen die Papiere
nur. wenn Sie Fräulein Gertrud
sagen. Sie hätten sie mir weggenom
tuen."
Tas ginge schon eh?r. Ob sie es
aber auch tlnit?"
.Sie wird schon, wenn Tn ihr die
Papiere nicht anders gibst. Sie thut
es. darauf tonnst T Tich verlassen."
Ja, ja. das wird wohl das Beste
sein." i
.Nun aber leg Tich noch ein Weil
chen hin, Miesko. mein Söhnchen.
Ruhe Tich noch aus. damit Tu nicht zu
müde bist. Ich wecke Tich. wenn es
Zeit ist."
Bald verkündeten dem lauschenden
Wesner Miestos ruhigere Athemzüge,
daß der Bursche in der That einge
schlummert war. Auch er hätte gern
wenigstciis eine Stunde Schlaf gciios
sen, ober es durste nicht sein ; es konnte
unter Umständen viel davon abhängen,
daß Mieslo ihm nicht entschlüpste. Tas
Einzige, was er sich gestattete, war, daß
er vo Zeit zu Zeit seine steif gewerde
cn Glieder ein wenig dehnte und reckte.
Zwei bis drei Stunden mochten so
vergangen sei, da hörte er drinnen die
Alte ihren Sohn zum Aufstehen ermun
tern. Schlaftrunken rieb dieser sich die
Augen, dann war er mit einem Satz
auf den Beinen.
.Eil' Tich !" mahnte die Alte. In
ein paar Stunden wird eö Tag. und es
ist liesser, Tn kommst nach Retschin.
ohne daß Tu gesellen wirst."
Ach, mich sieht so leicht keiner !"
lachte er. Jetzt, wo eS dunkel ist, gehe
ich auf der E Hausse und zurück durch
den Wald."
Thue das, und passe hübsch auf!"
Miesko machte sich auf den Weg. und
Wesner folgte ihm in gemessener Ent
sernnng nach, frech, daß eS nicht durch
den Wald ging, in dem cr den gewand
ten Burschen schwerlich hätte im Auge
behalten können.
Miesko hatte am letztvergangenen
Abend mehr nachgedacht, als dies sonst
in Monaten bei ihm der Fall zu sein
pflegte. Gewöhnlich lebte er sorglos in
den Tag hinein. Tas bischen Religion,
das er in der Schnle'gelernt hatte, war
für ihn eine rein äußerliche Sache ge
blieben, und wenn er einmal der locken
den Versuchung, etwas von seines Räch
sten Eigenthum sich anzueignen, Wider
stand leistete, so geschah dies gewiß nicht,
weil er sich nicht einer Uebertretnng des
siebenten Gebots schuldig machen wollte,
auch nicht, weil er sittliche Bedenken
hegte, sondern einzig die Furcht vor
Entdeckung und der auf diese folgenden
Strafe war es, die ilni zurückhielt. Er
pfllgte auch ganz naiv bisweilen nach
einem vollbrachten Streich, der übrigens
nie Gcgenstänoe von höherem Werth be
traf, zn Gott zu beten, daß dieser ihn.
vor Entdeckung schütze möge. Ta
gegen pflegte er ei einmal gegebenes
Versprechen mit peinlicher Gewissen
haftigkeit zu halten, und auch jetzt ver
mochte mir die Furcht vor Schlägen ihn
dahin zn bringen, der Gertrud gegebenen
Zusage untreu zu werden. Aber dieser
Entschluß erregte, als er die Landstraße
mit leisem, raschem Schritt entlang
kille, doch wieder Bedenken in ihm, und
Hütten nicht Furcht und Geldgier gleich
zeitig aus ihn eingewirkt, so wäre er
wohl wieder unigekehrt. So genügte
der Kampf in seinem Innern aber
immerhin, um ihn weniger auf seine
Umgebung achten zn lassen, und Wes
er gelang eS daher lcicht, ihm zn fol
gen. ohne von dcm Burschen bemerkt zn
werden.
Erst kurz vor Rctschin bog Miesko
von der Landstraße ab in den Wald ein.
Wäre der in diesem zurückzulegende
Weg lang gewesen, so hätte Wesner
ihm keinesfalls folgen können, denn
mit der Geschmeidigkeit einer Katze wand
Miesko sich durch das dichte Unterholz,
dabei von Zeit zu Zeit stehen bleibend
und um sich horchend, so daß der Poli-
zeibeamte jetzt äußerste Vorsicht wen
den mußte, um nicht entdeckt zn werden.
Bald lichteten sich die Stämme wie
der. und vcr ihnen lag. von Aeckern
und Wiesen umgeben, die Mühle. Am
Rande des Gehölzes machte Miesko
Halt, wars sich ieoer und schien z
überlege. Nach einer Weile erhob cr
sich wicdcr und ging vorsichtig am Gra
bcn entlang auf die Mühle zu.
Wesucr durste nicht wagen, ihm zu
folgen. Ta er als sicher voraussetzte,
daß der Bursche seinen Rückweg, wenn
Kaspary ihm einen solchen ließ, durch
den Wald nehmen werde, pvstirte cr sich
am äußersten Zipfel desselben hinter
einer dicken Buche und schaute aufmerk
sam zn, was Miesko beginnen werde.
Tieser schlich sich, immer am Graben
und zuletzt an der Mauer des verschlaf
fenen GebösteS entlang gehend, in dem
wiederholt ein Hund bellte, bis unter
das Giebclscnster. Tann blickte er sich
nd wars einen kleinen Stein an
dasselbe. Er mußte dieses Manöver
einige Male wiederholen, dann öffnete
sich das Fenster, und ein Kopf erschien
in demselben.
Franz !" Misierte Miesko.
Wer ii t.?" l-!g eine Stimme
dcni'o leise ii:d.
Je!) jiic-:ro."
Was willst Tu?"
Ich Tich sprechen."
I?i;t? Minen in der N.iebt?"
Es und ja nt-e ganz he!!."
Was will;: T:t deü?"
;S ist nvr:: der Papiere."
T:i ;;!!'' iv r-eeev b
0 i( lti jl U . t V U bil I
.So kriiint und be!e !:?.
.Ich ta;tn doch i!i;i:t tinein."
.Warte, bis ansges.bl.nieii wird;
ti
tonn nicht ni'hr lauge dauern."
.Ich will nicht,' daß Teine Leute
mich sehen."
So klettere über die Mauer, dort
am Birnbaum gebt ti ja ganz leicht."
Halt erst den Hund fest."
.Heller kennt Tich ja. er thut Tir
nichts."
Ich traue ihm nicht."
Tu ballest ein Hase werden sollen
und kein Mensch."
Er hat mich schon einmal beißen
wollen lialte ihn fest ! Er macht ja
auch Alle munter."
Meinetwegen. Warte einen Augen
blick."
Ter Hund, der in der letzten Zeit
fortwährend gebellt hatte, verstummte
bald darauf, als Franz ihn an sich
lockte.
Mieöko wartete noch einige Minuten,
dann schwang er sich aus die Mauer
uu verschwand bald jenseits derselben.
Wiederum einige Minuten später
löste sich son einer noch im Tunke!
liegenden Stallecke drei Gcstaltn ab
und nahmen denselben Weg. In einer
derselben erkannte Wesner z seiner
Freude Kaspary; die zweite trug die
Uniform d,S städtischen PolizeidicncrS;
die dritte war ihm fremd. ES war der
Bürgermeister.
Kaspary kletterte zuerst über die
Mauer, dann folgte, mit einigem
Widerstreben, von dem Polizeidicncr
gehoben und geschoben, der Bürger
meister, endlich Saneunann.
Tcr Weisung des platzknndigen Biir
gcrmcistcrs folgend, der sich vorsichtig
immer dicht hinter Kaspary hielt, .
schlichen sie leise über den Hof und
dann ebenso leise die Treppe zu dem
Zimmer des Müllcrsrauz hinauf.
Kaspary legte sein Auge an das
Schlüsselloch. TaS Zimmer hat noch
eine Thür," flüsterte er.
.Tie geht aus ten Kornspeicher,"
gab der Bürgermeister zurück.
.Ist der osscn?"
.Ja.'
.Tann muß auch dicse Thüre besetzt
werden."
Sauermann, gehen Sie hin !"
Tcr Polizist gehorchte.
Trinucn schien sieh ein Streit zu er
heben.
Ich traue Tir icht, mein verehrter
Miesko," hörte man di Müllerfranz
sagen. Wenn Tu das Geld hast, kaun
ich mir den Mund wischen."
Ich schwöre Tir"
.Ach. rede kein Blech ! Was ich auf
Tei Schwöre gebe ! Nachher betrügst
Tu mich doch."
.Tu willst mir die Papiere nicht
geben?"
Nein, ich will auch die Hälfte von
der Belohnung haben."
Miesko knurrte giftig. Wofür willst
Tu die Hälfte?"
Tafür. daß ich die Papiere aufbe
wahrt habe."
.Dafür die Hälfte?"
Unter der thue ich es nicht."
.Zehn Thaler will ich Tir geben,
das ist wahrhastig genug."
Zehn Thaler ! Ein Lnmpengeld !"
Miesko dachte nach. Wenn ich Tir
nun zwanzig Thaler gebe?" sagte er
zögernd.
'Und achtzig willst Tu sür Tich bc
halte? Nein, Freundchen." Miesko
hatte offenbar nur von hundert Tha
lern gesprochen. Wenn Tn mir nicht
dio Halste gibst, bekommt das Fräulein,
die Papiere nicht."
Miesko gerieth in Hitze. Tu," rief
er mit vor Wuth hnlberstickter Stimme,
.nimm Tich in Acht !"
Bor Tir?" Ter Müllersranz lachte
höhnisch. Willst Tu mir etwa zu
Lcibc? Ta kommst Tn an ben Unrecht
ten. Und die Papiere kriegst Tu Tein
Lebtag nicht wieder zu sehen."
Micsko sak daß. er das Spiel ver
loren hatte. So will, ich Tir meinet
wegen dieHälste geben," preßteer müh
sam zwischen den Lippen hervor. Also
fünfzig Thaler."
Gut. Damit ich aber sicher bin, daß
Tu auch Wort hältst, werde ich mitkom
tuen und die Papiere dem Fräulein
selbe, geben."
Miesko schwieg, aber fein Blick weis
sagt? nichts Gutes.
Bist T damit einverstanden?"
fuhr der Müllersranz fort.
Ja, stieg dcr Pole hcrans.
Nachdem dcr Müllersranz feine Bett
stelle von ftr Wand gerückt hatte, hob
er ein Stück Ticle heraus und entnahm
demselben cin Bündel Schriftstücke.
Kaum erblickte Miesko es. so sprang er
mit einem Satze über die Bettstelle hin
weg und packte seinen Genossen an der
Kehle.
In demselben Augenblicke stieß Kas
pary die Thür ans und sprang zwischen
die Beiden, sie auseinander reißend.
Sie standen einen Augenblick wie
versteinert bei der unerwarteten Erschei
nung.
Diesen Moment benutzte der Bürger
meister. der, nach Saneunann rufend,
dem Kriminalkommissär langsam und
vorsichtig gefolgt war, und legte Miesko
mit den Worten : Im Namen des Kö
nigs; ich verhafte Sie !" die Hand auf
die Schulter.
Im Nu aber schüttelte der Bursche
seine Erstarrung ab. Dein Bürgcuuci
sler einen Stoß vor den Leib gebend,
daß dieser gegen die Wand taumelte,
riß er blitzschnell die Papiere an sich,
öffnete das Fenster und sprang auf den
Acker hinab.
Kaspary folgte ihm auf dem Fuße. '
Aber so rasch er sich auch wieder aus '
raffte, er vermochte den schnellsüßigen
Bnrichen nicht einzuholen, der in ge
waltigen Sätzen über die Wiese deuij
Walde zueilte.
Kaum jedoch hatte cr denselben er
reicht, als WeSner hinter seiner Tecknng?
huvouprang, ihn crgri'f nnd trotz ver
zweifelter iegenwehr ilun mit einer von
langer Uebung zeugenden Geschicklichleit
die Hände sesselte.
Tas haben Sie gnt geinacht, Wes
ner," lies ihm der herankommende KaS
Pary, zu, die während des kurzen Kamp
ses aus den Erdboden gefallenen Schrift-
stücke anssammelnd. Jetzt, glaube ich.
sind wir bald am '.iele." .
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