Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, March 01, 1900, Image 2

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    Künstliche Bewasfernug.
Der Wi.'dkrgkwinnuk, öder Land?
Kien, trelct-e in Indien, China, Egiip
len und Mexico fj;on vor Jahrkur
dkrtcn eine groß: Zloüt spielte, wird
Den unskikr Bundeereaierung gegen
trärlig groß? Aufmerksamkeit ji'ge
tuende.
Im Congr.'b Vit da Haus ein ste
hendes Co,ne für künstliche Bcwässe
kung enannt. Der Vorsitzkr desselben,
frivie dik meisten feinet Mitglieder b
bkn entweder selbst Interesse an
künstlicher Bewässeriing. oder npr'd
scntiren Sektionen, in welchen d'.'se
wünschenswerth wäre. Im Lena! ist
das Commitlee on Reklamation of
Arid Lands" in ähnlicher Äeife zu
. sammcngesetzt.
Tiefe Comites haben ein bcreitwil
ligeö Ohr für die Ansprüche des B.'l
kes, und entwerfen Gesetze zu Gunsten
der Wiedergkwinung öder Länd.'rei'n
durch künstliche Bewässerung.
Die Beamten des geologischen Ver
messungsbureaus sind damit bcschäf
tigt, ausgedehnte Untersuchungen der
Quantität und Beständigkeit der Was
servorräthe in wasserarmen Gegend?
vorzunehmen. Plätze auszusuchen, die
in Reservoirs umgewandelt werd?
könnten, und den praktischen Werth
verschiedener Bewässerungsmethodkn
zu untersuchen.
Diese Bemühungen der Bundesre,
gierung werden von dem ?ensus-Bu'
reau unterstützt, indem dasselbe ein?n
Census aufnimmt in Bezug auf Be
wässerungsbrunnen, Dämme, Reser
voirs, Quellen. Kanäle und Gräben,
sowie die Kosten und den Charakter
derselben. Ebenso in Bezug auf Be
fihrecht, Leistungsfähigkeit und Be
ständigkeit der Wassttquellen; in Be
zug auf Wasserrechte. Verkäufe, Raten,
u. s. w.
Der größte Tleil dieser Arbeit ge
schicht durch das Aussenden von For
mularen. die dann ausgefüllt werden.
Direktor Merriam hielt diesen Weg für
gcrathcn, da einer Schätzung gemäß
die Zahl von Bewässerungsbrunnen in
den letzten zchn Jahren auf 12.000.
und die der Gräben und Kanäle auf
33,000 gestiegen ist.
Die Antworten, welche das Census
Bureau bisher von Bewässerern und
Bewässerungs - Gesellschaften erhol
ten hat, sind zufriedenstellend. Es ist
der Wunsch des Direktors, das; Alle,
welche solche Formulare erhalten ha
den. oder noch erhalten werden, ihr
Bestes thun, die verschiedenen Fragen
zu beantworten, und die Zettel baldigst
zurückschicken. Bewässern, welche keine
Formulare erhalten haben, sollten
brieflich darum nachsuchen.
Tie politische Lage in Kentncky
i ' 1
schildert der demokratische Louisville
Anzeiger" so:
Herrn Taylors Gutheißung des
zwischen seinen Vertretern und denen
der Demokraten im hiesigen Galt
.House, das schon so viele historische
Acte gesehen hat, getroffenen Abkom
mens ist noch nicht erfolgt, und wenn
die Absicht nicht ändert, die er zur
Stunde, da wir dies schreiben, ausge
sprochen hat. so wird auch seine Unter
schrift nicht sobald erfolgen. Sein
Zaudern scheint weniger darin feinen
Grund zu haben, daß er mit den ge
troffenen Vereinbarungen nicht einver
standen wäre, als in dem Wunsche, dcn
Wortlaut darauf zu prüftn. ob der
selbe ihn völlig dagegen sichert, daß er
für das. was an seinem Verhalten un
gesetzlich gewesen ist, zur Verantwur
tung gezogen werden könne. Es will
uns bediinlen. daß das ein sehr heikler
Punkt ist. über den einzelne Partei
führ keine bindende Zusicherung zu
geben vermögen.Es scheint uns so
gar, daß sie überhaupt nicht gegeben
werden könne, nd dafz nur zwei Wege
vorhanden find, um Herrn Taylor si
cher zu stellen, das ist entweder Erhe
hung der Anklage und sofortige Be-
gnadigung durch den von der Legisla
tur als rechtmäßig erwählt erklärten
Gouverneur, oder zweitens. Erhebung
der Anklage Nichterscheinen der An
klüger und Zeugen und darauf sich stü
tzende Freisprechung durch dcZZtaats
Öbergericht. Jedes der beiden Ber
fahren würde eine weitere Verfolgung
unmöglich machen, während es sonst
nach unserem Laien - Verstände uns
scheinen will, daß die Anklage auf
Verfassungs - Verletzung jederzeit er
bobcn werden kann. Herr Taylor also
nicht sichergestellt sein würde.
.Eine andere Frage ist es freilich, ob
es weise und richtig ist, eine derartige
Kesetzesverletzung, wie sie nach Ansicht
der Meisten Herr Taylor sich hat zu
Schulden kommen lassen, ungestraft
Ilingehen zu lassen. Es mag zur
Wiederherstellung geordneter Ver
Hältnisse im jetzigen Augenblicke bei
tragen, wir mögen schneller über die
jetzige Krisis hinweg kommen, aber
die gewährte Straflosigkeit kann zu
Wiederholungen ermuthigen. Indeß
das Zugeständniß ist von demokrati
scher Seite gemacht worden und da
rum sollte es innegehalten, in legaler
Form innegehalten tverden, wenn Herr
Taylor sich zur Annahme entschließt.
Daß dies geschehen wird, erscheint
uns zweifellos. Wenn nichts Anderes
Herrn Taylor dazu veranlassen würde,
so müßte es das Telegramm von Se
natcr Deboe thun, das der Oeffentlich
Zeit zugänglich geworden ist. und die
des Präsidenten welche uns sorgfältig
vorenthalten werden. Herr Deboe er
klärt in dem seinen, daß mit gewaltsa
me'. Widerstände nichts weiter erreicht
werde, als daß Herr Taylor die Sy!
pathie verliere, die er und feine Sache
bisher gehabt habe, daß auf Bundes
hülfe nicht zu rechnen sei, und daß er
die streitigen Fragen den Gerichten un
terbreiten solle. Die Telegramme des
Präsidenten haben sich jedenfalls in
derselben Richtuna bewküt. Es heiß!
ivgur, vag yerr cciniey es ausge-.
sprechen habe, daß er gezwungen sein J
werde, einem Ersuchen der Legislatur'
um Hülfe gegen ihn Folge zu aeben.
saus ti acufUf werden unl:e. Soivei:
kann Herr Tanks: es unmöglich lsm
irren lassen.
Er ist schon allzu weit gkgangen.
Es ist wohl kaum zu bezweifeln, das;
wenn er sich korrekt benommen ti to
stak: des Persucke. aus dem Mordat
tentat Nutzen zu ziehen, alles in legn
ler We ,'ich käüe abwickeln lassen,
vor Allem aber, wenn er die Rachfor
schungen nach dem Mörder mit allen
ibm zu Gebote stehenden Mitteln er
leichtert hätte, statt sie zu verhindern,
er bei der. nach unserer Verfassung im
Herbste nothwendig werdenden Gou
verneurswahl keine schlechten Aussich
ten gehabt haben würde, erwählt zu
werden. Diese Aussichten sind end'
gültig vorbei. Taylor hat seiner Pa?
tei mehr geschadet, als man je geglaubt
hätte, daß ein einzelner Mann schaden
könne, und mehr, als in langen Jali
ren gut zu machen fein wird. Selbst
der Präsident mit seinem, in diese,!,
Fall peinlich korrekten Verhalten,
wird die Wirkung dieser groben Feh
ler nicht auszulöschen vermögen. Viel
leicht vermag er sie für andere Staa
ten abzuschwächen. Für Kenkucky
nicht. Was Bradley und Taylor mit
ihrem Mißbrauch der bewaffnelen
Macht gesündigt haben, kann nicht so
bald vergessen werden, und der to'oie
Goebel wird der republikanischen Par
tei gefährlicher sein, als der lebende ti
war. Nicht weil er von MörderhaTid
gefallen ist. sondern weil Taylor diesen
Mord in der Weise auszunützen ver
sucht hat. wie es geschehen ist.
Ter tvirthschaftliche Treibund
der Welt.
Der wirtschaftliche Dreibund der
Welt wird von Großbritannien, den
Bereinigten Staaten und Deutschland
gebildet. Nach einer Schätzung von
English Mechanik" nehmen diese drei
Staaten zwei Drittel bis drei Viertel
der Weltgeschäfte in Metallen. Schiff
fahrt. Geld. Einfuhr und Ausfuhr u.
s. w. für sich in Anspruch. Sie erzeu
gen mehr als drei Viertel des gesamm
ten Roheisens auf der Erde, über vier
Fünftel des gesammten Stahls, über
drei Viertel des Gesammtbedarfs an
Blei, fast drei Viertel des Gesammtbe
darfs an Kupfer, 67 Prozent des Ge
sammtbedarfs an Zink und 67 Prozent
des Gesammtbedarfs an Zinn. Die
Kohlenaiisbeute der Welt im Jahre
3899 wild auf 62.826.000 Tonnen
angegeben. Hiervon erzeugte Großbri
tannien 202.054.316. die Vereinigten
Staaten 196.405.933. Deutschland
130.928,490. Oesterreich - Ungarn 35.-
039.417. Frankreich 32.439.786. Bcl
gien 22,075.093. Rußland 12,862,083
und alle übrigen Länder zusammen
30,960.712 Tonnen.
Sir Nedvrrs Buller.
In seinem bor fünf Jahren erschie
nenen Buch Erinnerungen aus Krieg
und Frieden" schilderte der bekannte
Archibald Forbis. der als Kriegsbe
richterstatter der Daily News" u. A.
auch den Feldzug gegen die Zulus mit
machte und 1879 Sir Redvers Buller
in Sir Evelyn Woods Lager in Kam
bula kennenlernte, den jetzigen Befehls
haber der britischen Truppen in Natal
in folgenden Worten: Ein grimmi
ger, mitleidsloser schwermüthiger
Mann, der die Gabe des verbissenen
Schweigens in ebenso hohem Grade be
sitzt, wie die Gabe der barschen, schnei
digen Rede, wenn die Gelegenheit es
verlanat." Auch soll Buller nach An
ficht desselben Schriftstellers mit dem
Herzog von Devonshire denjenigen Ge
sichtsausdruck gemein haben, der sich
in Hol Dich der Teufel!" übersetzen
läßt.
Mauderscheid bei Trier.
Der pensionirte Lehrer Herr Thomas
Kammrich wurde am 13. Jan. unter
zahlreicher Betheiligung zur letzten
Ruhe geleitet. Der Verstorbene, ein
geborener Eifeler, wirkte von 1862 bi
1881 zu Carlshausen, darnach über 10
Jahre zu Erdorf, später zu Fickingen
(Kr. Merzig.) Seine ganze Kraft setzte
er für die Schule ein. Im verflossenen
Jahre nahm der Verstorbene eines zu
nehmenden Leidens halber seinen Ab
schied und erhielt bei dieser Gelegenheit
den Adler der Inhaber desHausordens
von Hohenzollern. Nach seiner Pen
sionirung zog er sich hierher zurück.
Trier. 21. Jan. Am Mor
gen des 12. Januar, kurz nach der
Durchfahrt des Schnellzugs Trier
Köln, stürzte das nördliche Portal des
Tunnels zwischen Ehrang und Cordel
lauf der Seite der letztgenannten Sta
tion) in einer Länge von etwa 10 Meter
ein. Die Masse des Gesteins hatte das
morsch Mauerwerk eingedrückt. Beide
Geleise waren gesperrt; die Reisen
den mußten einen Umweg von einer
halben Stunde um den Berg machen.
Die Telegraphenleitung war unterbro
chen.
Der Arizoncl Ricker
schreibt in seiner neuesten Nummer:
Auf der Devil's Ranch haben sie
wieder einmal einen versteinerten Men
scheu gefunden. Burt Taylor meint, es
sei ein Indianer. Andere ,ind der An
ficht, daß wir es hier mit einem
Moundbuilder zu thun haben. Wenn
wir nicht so wahrheitsliebend wären,
wie wir nun einmal sind, würden wir
auch eine Theorie schmieden, zum Bei
spiel, daß die Figur dem Teufel seine
Großmutter sei, was ja eben so wahr
scheinlich, oder unwahrsckeinlich wäre,
wie das Andere. Wir wollen dcn Her
ren das weitere Nachgrübeln sparen
und die bereits gemachten Wetten ent
scheiden. Wir wissen ganz genau und
können beweisen, wie der versteinerte
Mensch" dorthin gekommen ist. Wir
haben ihn nämlich selber vor drei Iah-
ren dort vergraben. Damals glaubten
wir noch an den Schwindel von ver
AiiBRABAA STAATG . ANZEIGER,
f'! k KL fs sC sfr
WlNMifM il will ( WiIMM IiH
MlHttMV fJUf WWW W
EaijniiDiDta, Krebs?.
Das antäte Klciocrlvaarcn-Laacr trn Staat.
Waaren und Seide, Jäckckcn, Capes, Vclzwaarcn,
Muslln, Plüschlvaaren, Collarcttcs, Gardinen. Mnffs.
Engroshandlung in Wein,
Liqucurcil
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c yiv
00" " (o
Lagerräume und Ofsice:
No. 327 -337südl.8. St. Tel. No.
YiNiSiSNjjU? 22 VKR VU, VRZil VI
i Dick Bros, bcrülilntcs Pilsener und Erportbier i
X
Feme Liqnenre, die besten Rhein- und Moselweine, fran
X zöfische und spanische Weine, letztere eignen sich vortrefflich
zn medizznischeu Zweaeu. Die
ebenfalls
EMk Bfsbs,
berühmtes Flaschenbier
für Familiengebmuch
eine Spezialitat.
steinerten menschlichen Körpern und
ließen uns in einem unbewachten
Augenblick in Bill Story's Kneipe bei
gutem Schnappse für fünfzig Dollars
fo ein Curiosum anhängen, mit der
Absicht, es in unserer Office auZzustcl
len und damit Furore zu machen. Zu
fällig war ein Freund aus Chicago auf
Besuch hier, der in ein unbändiges Ge
lächter usbnch, als er tron unserem
Plane und unserer Theorie hörte, daß
der versteinerte Mensch, den wir ge
kauft hatten, ein alter peruanischer
Inka gelvesen sei. Er sagte uns. er
kenne die Fabrik in der windigen
Stadt, wo man die versteinerten Men
sehen mache. Dieselben seien noch nicht
einmal durch und durch Stein, son
dern inwendig Sand und Pappe. Äls
wir dem Koloß das linke Fußgelenk
abhieben, stellte sich die Richtigkeit die
ser Behauptung heraus und wir bcgru
ben unser Curiosum in aller Stille,
mit Hülfe des Chicagocrs. nachdem wir
dcn Schaden reparirt hatten.
Am meisten ergötzt uns an der Wie
derauffindung desselben die That
sache. daß unser w?uld-be" - Concur
rent an der Bottomstraße dem Finder
dreißig Dollars für den versteinerten
Leichnam geboten hat. um damit dem
Kicker" Concurrenz zu machen.
Techs Leichenträger.
Ein frommer Mann, der vor mehr
als 200 Jahren lebte, pflegte zu sagen:
Wenn ich meine Augen auf unsere Ju
gend werfe, erblicke ich sechs Todten
träger.
Der erste heikt Trunkenbeit. Wie
Mancher trinkt sich zu Tode. Die
Saat verdirbt, wenn sie überschwemmt
wird. Das Lichtlein geht aus, wenn
Du zu viel Oel nachschüttest. Willst
Du lange leben, o Jüngling, so höre
auf. unmäßig zu trinken.
Der zweite heißt Unkcuschheit. Wie
Mancher bringt sich dadurch zum Tode.
Durch ungezähmte Lust wird der Kör
per entkräftet und verliert seine Stärke.
Ist es nicht so? Was brennt, wird end
lich verzehrt.
Der dritte heißt Zorn. Eifer und
Zcrn verkürzen das Leben, sagt Sirach.
und der heil. Paulus sagt (Galater 5).
Zorn bringt Hader, Hader bringt oft
Mord und Todtschlag."
Der vierte heißt Ungehorsam g?g?n
die Eltern. Wir wissen was das vierte
Gebot für einen Segen im Mund hat;
.'.'er eZ nicht bält. den trifft der Fluch.
V7 V
in Barrels, Kegs und Flaschen.
auf Lager geh lten.
Ein dürres Holz, das sich nicht will bie
gen lassen, muß brechen.
Der fünfte heißt böse Gesellschaft.
Ach. wie Manchen hat sie um der Seele
Seligkeit gebracht! Der Lebendige wird
den Todten nicht in's Leben zurllckru
fen, der Todte aber wird den Lebendi
gen durch seinen Leichengeruch tödten.
Der sechste und letzte heißt Müßig
gang, der den Menschen bei lebendigem
Leibe begräbt. Nützt denn ein Miißi
ger mehr als ein Todter? Wenn der
Baum nicht Früchte tragen will, wird
er abgehauen und in's Feuer geworfen.
Bedenket dies, und wenn Ihr Lust
habt zu leben, so lasset diese Todten
grabet stille stehen.
Nur einmal im Leben steigt man
in die rothe Sänfte." Die chinesischen
Mädchen aus guter Familie, fo lestn
wir in der Allgem. Zeitung," werden,
wie bekannt, schon in zarter Jugend
verlobt. Dabei spielen Familienrllck
sichten und pekuniäre Erwägungen die
Hauptrolle, ja die ausschließliche Rol
le die Liebe hat gar kein Wort mit
zureden. Auch ist die Braut für den
Bräutigam bis zum Hochzeitstage ge
radezu unnahbar. Erst wenn sie das
Elternhaus mit dem des künftigen Gat
ten vertauscht, tritt sie aus ihrer Ab
geschlossenheit heraus, und die junge
Frau zieht die Aufmerksamkeit Aller
auf sich. Es ist für sie ein Tag des
Triumphes: in einer Sänfte, die mit
Purpur ausgeschlagen und mit rothen
Guirlanden geschmückt ist, empfängt sie
die Huldigung der Vorübergehenden,
die bei ihrem Erscheinen stehen bleiben
und sich vor ihr verneigen. Sie hat an
ihrem Ehrentage den Vortritt vor den
Mandarinen vom höchsten Rang, selbst
vor den Mandarinen mit dem Krystall
knöpfe. Aber nie mehr im Leben wird
der jungen Frau solche Huldigung:
man unterläßt sie Wittwen gegenüber,
die sich wieder verheirathen: sie sind in
den Augen der Chinesen solcher Ebrung
unwürdig. Daher lautet ein chinesisches
Sprichwort: Nur einmal im Leben
Üngt.man in die rothe Sänfte."
Tie Kongonegcr nd ihr Mbizi''.
Unter dem Namen Mbizi" verstehen
die Kongonegcr lle lebenden Wesen,
die ihnen irgendwie zur Nahrung die
nen können, und wie weit dieser Be
griff ist, das lehrt uns die Erzählung
eines belgischen Missionars im Brüs
seler Mouvement Geographique."
Eigentliches Wild in unserem Si-
na
.von.
nTiiinsisi0
öwUU'Ly 1 n
817
Lincoln, Neb.
caltfornncyen Wetne weryen
Rhein-1 Bordeauxweine,
Bemkasteler Doctor,
Brauneberger. Pontet-Ganet,
Landen lolrnsheiiiier.
O
ne t im Kongogebiet ziemlich scue,
und daher jagen die dortigen Eingebo
renen nach allem möglichen Gethier,
das für den europäischen Geschmack je
denfalls nicht zu dcn Leckerbissen zäh
len würde. In jenem Lande gibt es
von größeren Thieren nicht viel mehr
als ganz wenige Antilopen, einige Leo
parden, ein paar Affen und dann,
irenn man sie auch noch dazu rechnen
will. Schlangen und Mäuse. Von Ge
flügel find grüne Tauben, Perlhühner,
Enten und Sperlinge in großen Men
gen vorhanden. Ein Genuß eigener Art
ist es. die Neger auf die Mäusejagd zie
hen zu sehen.' 20 bis 30 Menschen thun
sich zusammen, die Steinflinte auf
der Schulter und begleitet von einigen
mageren Hunden, denen sie eine Holz
gloike unr den Leib gebunden haben,
damit deren Klang die Jäger auf die
Spur des Wildes führt, das der Hund
in dem hohen Grase verfolgt. Wäh
rend der trockenen Jahreszeit ist die
Sache einfacher. Es wird ein großer
Platz umstellt, und von allen Seiten
das trockene Gras darauf angezündet.
Die Mäuse, die nicht durch das Feuer
zu Grunde gehen, werden massenhaft
niedergeschossen. Wenn ein Affe, der
bei den Negern im Allgemeinen Kewa
genannt wird, gejagt werden soll, so
umstellen sie den Baum, auf dem sie
ihn entdeckt haben, schreien aus vollem
Halse und schießen von Zeit zu Zeit ihre
Flinten ab, bis das geängstigt? Thier
seinen Schlupfwinkel verläßt und nie
dergeschlagen werden kann.
Das Geschrei ist überhaupt das Wich
tigste bei der Negerjagd, auch wenn es
auf Antilopen geht. Der Leopard gilt
den Negern nicht als Mbizi", wenig
stens jagen sie ihn nicht; treffen sie
aber auf eine dieser Katzen, so zögern
sie nicht, zu schießen, bezahlen diesen
Muth allerdings oft genu mit ihrem
Leben. Die Schlangen (Nioka) tödten
sie mit Stockschlägen, doch werden auch
sie am unteren Kongo als Nahrung
verschmäht, dagegen von den Negern am
oberen Kongo sehr geschätzt, und unser
Gewährsmann, der einmal von einem
Schlangengericht zu schmecken bekam,
fand es ausgezeichnet und mit einem
schönen Aalfleisch vergleichbar.
Zu den beliebtesten Delikatessen der
Kongoneger gehören die Raupen
Nguka). und es entsteht um ihren Be
sitz nicht selten Streit. Während man
sich bei uns freuen würde, wenn ein
Nachbar die Raupen von unseren Ban
men holte, so gilt dies am Kongo als
Dicb.'t7.bl. So beklagte sich neulich ein
SäNvcrc Kleider-
Bier u.
Häuptling im Bezirk Kisaniu, daß man
ihm von einem Baume feines Dorfes
alle Raupen gestohlen hätte, auf deren
Gedeihen so große Sorgfalt verwandt
worden war. Die Diebe wurden aus
findig gemacht, und da die Raupen noch
nicht verzehrt waren, mußten sie sorg
fältig auf den Baum zurückgesetzt wer
den, damit sie dort noch größer und
fetter werden könnten, ehe sie der glück
lichc Besitzer seinem Magen einverleibte.
In ähnlicher Werthschätzung stehen
die großen Sprunqheuschrecken (Man-
konko); man fängt sie besonders um
die Morgen- und Abendstunde, wenn
der Thau ihre Flügel beschwert und sie
nicht klar sehen können. Eines Tages
fingen die Kinder der fraglichen Mis-
sion in einer einzigen stunde nicht
weniger als 80 Kilogr. Heuschrecken.
Dieser Jagderfolg war für die Einge
borenen geradezu ein Fest, denn nun
waren sie auf lange Zeit hinaus mit
Mbizi" versorgt. Die Heuschrecken
werden getrocknet und können lange
Zeit konservirt werden. Auch die klei
neren Grillen (Uzenzi) finden ihren
Platz auf der Tafel des Negers, sie wer
den lebend in heiße Asche geworfen und
dann mit großem Behagen verzehrt.
Zu gewissen Zeiten des Jahres ver
lassen die großen geflügelten weißen
Ameisen (Lunso) die Erde, und dann
entspinnt sich ein eifersüchtiger Wettbc
werb zwischen den Hühnern und den
Negern, sie zur Nahrung einzufangen.
Die Negerkinder haben dann immer
den ganzen Mund voll und, wenn die
Jagd lohnend ist, außerdem auch noch
beide Hände, bis auch deren Inhalt in
den Mund wandert. Zum Fang von
Vögeln benutzen die Neger einen Leim,
den sie direkt auf die Baumzweige strei
chen oder auf besondere Leimruihen.
Auch zum Fang von Mär sen werden
verschiedene Arten von Fallen benutzt,
zuweilen von ebenso sinnreicher als ein
facher Einrichtung. Daß noch sonst
viele Dinge, von denen der Europäer
sich mit Ekel abwenden würde, z. B. die
Eingeweide verschiedener Thiere und
auch die todten Thiere, für die Kongo
ncger Mbizi" find, klingt ach dem
bereits Gesagten kaum mehr wunder
lich. Die Kentucryer z.
in der That, daß ihnen ihr ermord'ter
Gouverneur sehr theuer war; sie tir
ben $00,000 Belohnung ans (jiirtf
una des Mörders aussckt.
Si Maler ohne Slrme.
!on dem bclgisckien Künstler Char
lcs Francois Felu theilt eine englische
Monatsschrift Folgendes mit: Felu
wurde am 2i Juni 18.J0 in Waer
maede bei Court rai in Nrdflandern
ohne Arme geboren. Seine außeror
dentlich gksckmkidigen Bcine und Füße
ersetzten ihm ober die fehlenden G!ie
der. Eine seiner frühesten Erinnerun
gen ist es, wie er im Garte fitzt und
seine Mutter ihm lebrt. mit seinen klei
nen jehen die glänzenden Blumen zu
greifen, die er so gerne hatte. Bald
lernte er. sie selbst zu pflücken und da
er diese Art des Un:errichts stetig fort
fetzte, wurden seine Füße bald biegsam
und brauchbar. Felu dat dann stu
dirt und wollte eine Stellung als
Beamter in Gent bekleiden. Da ver
schiedcne Umstände dies ader verhin
derten, wandte er sich der Kunst zu, dik
ihn immer angelogen hatte, und im
Alter von 2.', Jahren veaann er in
Antwerpen sich der Malerei zu wid
men. Mit seinen Füßen hat er meh
'rere Hundert tu Meisterwerke, die
dort zu finden sind, kopirt und Pro
den feiner Kunst. Originalwerkc wie
Kopien, find in der ganzen Welt zer
streut, besonders in Ainerika. Die Kö
nigin von Spanien kaufte im Jahre
188si ein Gemälde von Felu und mach
te ihn zum Ritter des Jsabella Or
dens und der König von Portugal,
der eines seiner Werte annahm, sandte
ihm das Ritterkreuz des portkgiesi
fche Christus - Ordens. Wenn man
diese Gemälde lc. rächtet, kann man
sich kaum vorstellen, daß lie mit dem
Fuß und nicht mit der Hand gemalt
sind, so sicher ist die Zeichnung, so fest
der Strich. Der Maler trägt auf den
Füßen Socken, die Halblandschuhen
ähnlich sind und die Zehen frei und
unbedeckt lassen. Ein Paar Pantof
feln stehen immer neben ihm. Beim
Malen lehnt er sich etwas zurück, da
mit er den Fuß zur Höhe der Staffe
lci erheben kann. Er öffnet den Mal'
kästen, mischt die Farben oh" Schwie
rigkeit und arbeitet mit einer derart!
gen Leichtigkeit, daß man bei dem un-
gewöhnlichen Anblick merkwürdiger
Weise gar nicht betroffen ist. Die
Palette halt er nut der großen Zeye
des linken Fups. die er wie einen
Daumen durch die Oeffnung steckt.
Mit dem anderen Fuß handhabt er
den Pinsel mit erstaunlicher Geschick
lichkcit und trägt die Farbe schnell und
sicher auf. Ganz sonderbar sieht er
aus, wenn er fein Taschentuch mit der
größten Eleganz aus der Rocktasche
zieht und den Kopf beugt, um es ohne
jede Mühe zu gebrauchen. Ebenso be-
dient er sich beim Essen der Messer
und Gabeln und schneidet sich Alles
allein vor. Noch erstaunlicher ist es.
daß er ein eigenes Trinkglas hand
habt. Bis zu den letzten Jahren hat
er sich iir?mer selbst rasirt. und zwar
ohne sich selbst je zu verletzen. Trep-
pen hinaufzusteigen wird" ihm dagegen
schon schwerer, er muß sich dabei an der
Wand stutzen. Sein größter Aerger
st es. daß er über die Knopflöcher
nicht Herr weroen kann .... Felu hat
sympathische, verfeinerte kluge Züge.
Er hat ein reges Interesse für Litera
tur, und neben zahlreichen Versen hat
er auch selbst verschiedene Lustspiele
gedichtet, von denen eins mit Erfolg
in Antwerpen aufgeführt wurde. Im
Jahre 1874 kam er nach London, wo
er in der Nationalgallerie und im Ken
sington-Museum kopirte. Durch seine
besondere Stellung und sein Alter
er ist jetzt fast 70 Ja.,re alt ist Felu
fast eine historische Figur in Antwer
pen geworden. Man kann ihn oft im
Museum arbeiten sehen, und er ist im
mcr freundlich und liebenswürdig,
wenn man sich mit ihm unterhält..
Kühne Bergsteigermnen.
In dem Jahrhundert der Frau"
stählt das weibliche Wesen nicht allein
eine geistige Kraft, es widmet sich auch
mit Energie den Leibesübungen. Mäd-
chen und Frauen turnen, radeln, laufen
Schlittschuh, schwimmen, spielen Ten
nis, und in letzter Zeit widmen sie sich
dem Bergsport. Die Leistungen vieler
Frauen bleiben in diesem Beginnen
kaum hinter denen ihrer männlichen
Kollegen zurück. Mit gutem Beispiel ,
geht die Königin Margherite von Jta
lien voran. Sie ist eine leidenschast
liche Bergsteigerin und hat schon mehr
mals den Monte Rosa erklommen. Die
Oestcrreicherinnen neigen mehr dazu,
gefahrvolle Touren zu unternehmen,
als die Deutschen. Frau Jenne Im
mink zeichnet sich besonders aus. In
den Dolomiten gibt es kaum einen nen-
ncnswerthen Berg, an dem sie ihren
Muth nicht erprobt hätte. Wie ein
Mann sieht sie aus, wenn sie die stei
len Höhen erklimmt. Denn die echten
Alpinistinnen wählen das von Man
nern getragene englische Sportkostüm,
Norfolk-Jacket u. Beinkleid. In Deutsch
land wächst die Beliebtheit des gefähr
lichstcn aller Sports bedeutend. Auf
sehen erregte die Hochzeitsreise des jun
gen Ehepaares Wundt, das die Best:!
gung des Matterhornes sich zum Ziele
setzte. Zwei volle Tage nimmt eine
solche Besteigung in Anspruch. Die
Amerikanerin Annie Peck hat den Berg
auch bestiegen.
Man darf nicht zu bescheiden sein,
denn auch das halten viele für arro
aant.
Große Erfindung w
werden zur Zeit in Süd - Dakota ge
macht. In Nankton hat ein gewisser.
Jemand das Problem gelöst, wie ein
Bicncle auf einem Eisenbahngeleise zu
verwerthen ist. und ,n Aurora Countq
hat Jemand eine lliamaschine erkun
den. Letztere Erfindung scheint sich
schon der Bankier Stevenson in Plan
Iinton zu Nutze gemacht zu haben, denn
derselbe verschwand am Samltaa v. W.
spurlos und seine Gläubiger möchten
nun gerne ersahren. wo cr hingeflogen
ist.
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