Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 22, 1900, Image 12

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    Die Dame in Trauer.
(Irjältiung vou i. . i l b e b ranb i.
Reierendar Edmund Härtung war
der Tohn eines bedeutenden Rechtsan
waltZ. Er Halle seinen Studien mit
größtem Eifer obgelegen und fühlte
eine ganz besondere Freude daran, dann
und wann den Geheimpolizisten zu
spielen und Geheimnisse zu erforschen.
Sein Bater hatte gerade jetzt eine sehr
lomplizirte Arbeit vor sich. Ter Buch.
Halter eineö großen Bankhauses war
nach Unterschlagung von 90.00 Mark
flüchtig geworden. Man nahm alZ
sicher an, daß er Mitschuldige besaß,
denn eZ waren an der Kaste gefälschte
Checks ausbezahlt worden. Zwei Män
ner standen bereits im Verdacht der
Mitschuld, die jedoch beide eines guten
Rufes genosten und denen die Polizei
ohne direkte Schuldbeweise nichts an
haben konnte.
Zu derselben Zeit befand sich die
ganze Stadt in größter Aufregung: ei
Toppel-Raubmord hatte stattgefunden
und die Polizei verwendete alle ihr zu
Gebote stehenden Kräfte auf die Ent
deckung der Mörder. Rechtsanwalt
Hartog und sein Sohn waren über
zeugt, daß dadurch der Angelegenheit
deZ Bankhauses weniger Interesse gezollt
werde und Edmund beschloß, auf eigene
Hand vorzugehen.
Er wollte zunächst die beiden im Ver
dacht stehenden Männer beobachten. Der
eine hieß Gutknecht und besaß em
Cigarrengeschäft, der andere. Bräuer,
war Vertreter einer Lackfabrik.
Gutknecht bewohnte ein Zimmer in
der ersten Etage des Hauses, in dem er
seinen Laden hatte. Mit Genehmigung
seines VaterS miethete Edmund bei der
selben Wirthin ein möblirtes Zimmer,
welches au das GutknechtS stieß. Eine
Woche lang begab sich der junge Mann
Tag für Tag verkleidet dorthin und
beobachtete.
Bräuer besuchte Gutknecht fast jeden
Abend gegen 10 Uhr. Die beiden
führten ihre Unterredungen in ziemlich
leisem Tone: ein Zeichen, daß sie Lau
scher zu befürchten hatten. So sehr
Hartog sein Ohr 'auch anstrengte, er
vermochte nur hier und da ein Wort,
eine Phrase zu erhäschen. Eines Abends
endlich hörte er das Wort Hamburg"
dreimal und auch den Namen des flüch
tigen Kassirers. Die ganze Art und
Weise der beiden war höchst verdächtig
und Edmund mehr denn je überzeugt,
daß er den Helfershelfern des Fälschers
auf der Spur sei.
Am nächsten Tage, als er in das
Bureau feines Vaters kam, empfingen
ihn neue überraschende Nachrichten.
Das betrogene Bankhaus hatte einen
gerichtlichen Bücherrevisor kommen
lassen und dieser hatte herausgefunden,
daß die Geschäftsbücher seit längerer
Zeit gefälscht und die Unterschlagungen
etwa Hundertfünfzigtausend Mark be
trugen. Die Mithülfe GutknechtS und
BräuerS war so gut wie festgestellt.
Diese Entdeckungen wurden vorlänfig
noch geheim gehalten, erst am nächsten
Tage wollte man die beiden verhaften
lassen.
Edmund Hartog eilte schleunigst
wieder auf feinen Posten. Gegen neun
Uhr verließ Gutknecht den Laden. Ed
mund begab sich in sein Zimmer und
lauschte. Bräuer ließ sich nicht blicken.
Gegen halb zehn Uhr ging Gutknecht
fort, vergnügt pfeifend und mehr Ge
räusch verursachend, als es sonst seine
Gewohnheit war. Edmund Hartog
folgte ihm durch Straßen und über
Plätze hinweg. Plötzlich begann Gut
knecht schnell zu laufen und ln wenigen
Minuten befanden sich beide Männer
vor dem Lehrter Bahnhof. Hier erst
leuchtete es Edmund Hartog ein. daß
Gutknecht im Begriff stand, zu fliehen.
Es fehlten wenige Minuten an 10 Uhr.
Um 10 Uhr ging ein Zug ab. Gut
knecht eilte an den Schalter und forderte
ein Billet nach Hamburg. Hartog
folgte ihn auf den Fersen, als plötzlich
eine junge schlanke Dame in tiefer
Trauer wie aus der Erde gewachsen vor
ihm auftauchte, an den Schalter trat
und den Beamten umständlich alles
mögliche fragte. In seiner Ungeduld
es läutete bereits zum Einsteigen
warf Hartog unhöflich sein Geld auf
den Tisch und verlangte schnell ein
Billet nach Hamburg. Der Pfiff zur
Abfahrt ertönte eben, als der junge
Mann in den Zug stieg. Dicht hinter
ihm stieg auch die junge Dame ein.
Hartog begab sich in den Speisewagen.
DaS Herz klopfte ihm zum Zerspringen,
als er hier Gutknecht erblickte und
gleich darauf auch Bräuer, der in einer
Ecke saß.
Also sü befanden sich beide auf der
Flucht l Was sollte Edmund beginnen
so unvorbereitet ohne Verhafts
befehle ? Vorläufig beschloß er, die
Spitzbuben nicht aus den Augen zu
lassen.
Nach einer Weile fetzte sich Bräuer zu
Gutknecht nnd beide plauderten ungennt
miteinvnder. Hartog saß dicht in ihrer
Nähe und begrub das Gesicht in eine
Zeitnng. Wenige Augenblicke später
setzte sich ein alter Herr neben Edmund,
gerade in dem Moment, als die Dame
in Trauer eintrat. Ein Ausdruck von
Enttäuschung huschte über ihr Gesicht,
eS schien, als habe sie diesen Platz ein
nehmeu wollen. So setzte sich Hartog
schräg gegenüber und dieser bemerkte
trotz seiner hochgradigen Erregung, daß
sie von seltener Schönheit war und ein
vornehmes aristokratisches Wesen besaß.
Während der Zug dahinsauste, legte
sich der junge Mann seinen Plan zu.
recht. Er Verses; eine Depesche an die
Polizei in Hamburg, theilt: ihr in
wenig Worten das Vorgefallene mit und
bat, zwei Ariinalpo'.izisten mit Ver
haftsbefehie fiir Gullnecht und Bläuer
an den Bahnhof zu sende::. Tann
schrieb er eine zweite an die Polizei in
Berlin und eine dritte an seinen i'aur.
Auf einer Miltelstation fand er Ge
legenbeit. die Telegramme aufzugeben
unbemerkt, wie er glaubte. Nun
war er seiner Sache vollkommen sicher
und fern Herz hob sich in leichteren
Athemzügen.
Weder Gutknecht noch Bräuer bli5
ten ein einziges Mal auf ihren Verfol
aer. Sie ahnten ja nichts. Hartog
bemerkte jedoch, wie Eutknecht die junge
. ..-.' . , an.n.
ame in grauer ein purnwui iuwn
streifte. Aber das war schließlich kein
Wunder, auch die anderen Passagiere
thaten das das iunge schöne !viad
chen begegnete , all den bewundernden
Blicken, die sie traten, mit kuyler. vor,
nebmer Rube auch denen Gutknechts,
Später sah Hartog. wie seine schöne
Reisegefährtin lebhaft mit einer anoe
ren Dame, die älter als sie war. stroh
blondes Haar und wasserblaue Augen
hatte, plauderte. Die zwei schienen sich
in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft
merkmürdla schnell angefreundet zu o
den, denn sie sprachen ununterbrochen
Miteinander.
In B. stieg die strohblonde Dame
aus. nachdem sie herzlichen Abschied mit
Händeschütteln von ihrer chönen Reife,
gefährtin genommen hatte. Gutknecht
schaute behaglich zum Fenster hinaus.
Als jedoch das Abfahrtssignal ertönte,
sprangen sowohl er als Bräuer zu glei
cher Zeit auf und zum Wagen hinaus.
Hartog stürzte hinterher, sah aber plötz.
lich den Ausgang versperrt die junge
Dame in Trauer stand vor ihm wie
angewurzelt sie wich keinen Fuß breit
von der Thür. Er suchte sie wegzu
schieben sie fiel wie in plötzlicher Ohn
macht in seine Arme und umklammerte
ihn krampfhaft. Er versuchte, sie auf
einen Sitz zu bringen, vergebens ihre
Gestalt wurde plötzlich ganz steif, sie
umklammerte ihn so fest, daß es ihm
Schmerz verursachte.
Verfolgen Sie diese beiden Män
ner dort!" schrie er plötzlich jemand zu.
dann machte er sich mit einem heftigen
Ruck von den ihn umklammernden Hän
den los.
Die junge Dame stieß einen lauten
Schmerzensschrei aus und fiel zu Bo
den. Hartog stürzte auf die Plattform
und wolte von dem bereits im Fahren
befindlichen Zug abspringen, wurde
jedoch von dem Schaffner daran ver
hindert. Er sah gerade noch auf dem
andern Geleise in entgegengesetzter
Richtung einen Zug abdampfen, auf
dessen Trittbrett sich Gutknecht und
Bräuer schwangen und im Innern ver
schwanden. s
..Haltet den Zug verhaften Sie
diese Männer!" schrie er außer sich vor
Wuth.
Was haben Sie der lungen Dame
gethan?" fragte in diesem Augenblick
der Schaffner, während die anderen
Passagiere neugierig die kleine Gruppe
umstanden.
Was für ein Zug ,st das?" fragte
er, die Frage des Schaffners ignori-
rend.
Der Zug nach W. Bitte, verhalten
r i jt ' i ' v : . ...
ic nqj eyi ruyig ur.o ernurenie vvr
allem Ihr sonderbares Benehmen," ent
gegnete der Schaffner schroff.
Vor allem verhaften Sie ieneS
Weib!" brauste Hartog empört auf,
indem er auf die in Trauer gehüllte
junge Dame wies, die anscheinend be
wußtlos dalag. Diese beiden Männer
sind Diebe -Fälscher und jene Person
ist ihre Verbündete!"
Er hat sie brutal zu Boden geschleu-
dert," mischte sich hier eine ältere Dame
erregt ein. Ich habe es gesehen."
Woher wissen Sie das alles wer
sind Sie, mein Herr?" fragte der Schaff
ner den jungen Mann.
Diefer gab lhm feine Karte.
Ich bin den Schuften von Berlin
aus gefolgt." antwortete er. Jene
Person hier suchte mich schon am Billet
schalter auf dem Lehrter Bahnhof am
Abfahren zu verhindern. Sie hat Zei
chen mit den beiden Verbrechern gewech
seit und diese ver Ohnmacht ist nur
ein abgekarteter Kniff des Spitzbuben
trios. um mich an der Verfolgung zu
verhindern!"
Diese regungslose, schwarze Gestalt
wurde fürsorglich auf eine Bank gebet
tet und mit kölnischem Wasser besprengt.
Sie sah sehr bleich aus und selbst jetzt
noch mußte Hartog trotz seiner grimmi-
gen Wuth zugeben, daß sie wunderbar
schön sei.
Sie kam erst zum Bewußtsein, als
man sie in das Polizeibureau auf dem
Bahnhof in . getragen hatte, wohin
Hartog folgen mußte. Dort erzählte
der letztere dem Polizei Wachtmeister
feine Geschichte. Er habe leider keine
Verhaftsbefehle bei sich, sei eigentlich
kein Beamter, sondern Referendar mti
der Sohn eines Rechtsanwaus, der die
Verfolgung der beiden Spitzbuben auf
eigene Hand unternommen habe. Das
alles machte einen sehr ungünstigen
Eindruck, und man schien ihm nicht zu
glauben.
Wie heißen Sie?" wandte sich der
Polizist an das schöne junge Mädchen.
Sie sah schüchtern und wie flehend zu
ihm auf.
Mein Name ist Marie Grotjan. Ich
bin Gouvernante im Hause des Justiz
raths Mangold in Berlin. Lindenstraße
240." . . "
Das ist nicht wahr das können wir
gleich feststellen! Her? Mangold ist ein
Freund meines Vaters. Ich werde an
ihn telezrapdiren "
Die junge Dame langte stillschweigend
eine Karle'aus ihrer Tasche, auf welcher
der Name und die Adresse stand, die
soeben genannt. Der Beamte sah Har,
toa drohend an und sie fuhr fort:
Ich bin im Begriff meine Schwester
zu besuchen Frau Brandenftein. sie
wohnt in Lichtenrade. drei Stunden hin
ter B. Ich wollte in B. aussteifen
da wurde mir plötzlich übel ich siel um
und weiß nur noch, daß jener Herr mich
zu Boden schleuderte." Hier blickte sie
aus thränenfeuchten Augen vorwurfsvo
auf Hartog.
Wj haben Sie Ihr Billet?" fragte
dieser. Sie suchte in ihrer Tasche
ich muß es verloren haben," sagte sie
leise.
Hartog sah. daß der Polizeiwache
meifter ihrem Bericht glaubte und sie
nicht zurückhalten würde.
Ich verlange ganz entschieden, daß
Sie diese Dame zurückhalten, bis Justiz,
rath Mangold sie rekognoszirt! Ich
bitte Sie, sofort zu depeschiren."
Ter Beamte zögerte, dann male er
zustimmend.
!,Telegraphiren Sie zugleich an Frau
Brandenstein." forderte Hartog. Ich
trage alle Kosten!"
Das junge Madchen öffnete die Lip
pen. als wolle sie etwas sagen, schwieg
jedoch und begann zu schluchzen.
Drei volle Stunden saßen sie in dem
Wartezimmer, als endlich die Antwort
des Justizraths anlangte. Ter Wachte
meister las sie, dann schlug er mit der
Faust wüthend auf den Tisch und warf
dem Referendar das Blatt hin. Es
lautete: '
Marie Grotjan. ehrenhafte Person.
Gouvernante meiner Kinder. Ihre
Erzählung Wahrheit. Begreife Ver
Haftung nicht. Sofort freilassen.
Jnftizrath Mangold."
Sie können gehen, mein Fräulein!"
sagte der Beamte überaus höflich.
Sie müßte doch warten, bis die
andere Antwort kommt!" rief Hartog
kleinlaut dazwischen.
Ich habe nun genug von Ihnen!"
herrschte ihn der Beamte entrüstet an.
Bitte, gehen Sie, mein Fräulein.
Und Sie, mein Herr, können froh sein,
wenn Sie sich nicht eine recht unange
nehme Entschädigungsklage zuziehen
durch Einmischung in anderer Leute
Angelegenheiten!"
Die junge Dame erkundigte sich noch
nach einem guten Hotel, dann zog sie
den Schleier herab und ging. Der
Beamte fragte sie zuvorkommend, ob
er ihr einen Polizisten zum Schutz
mitgeben sollte, sie lehnte jedoch dan
kend ab.
Wenn dieser Herr Ihnen etwa fol-
gen oder Sie nochmals belüftigen sollte,
dann wenden Sie sich an den ersten
besten Polizisten und lassen ihn verhaf
ten." rief er ihr noch nach.
Hartog folgte ihr nicht. Er sah
noch, wie sie eine Droschke bestieg, dann
ging er wieder auf den Bahnhof und
blieb ungefähr eine Stunde dort.
Darauf begab er sich abermals in das
Polizeibureau.
Haben Sie Nachricht aus Lichten-
rade?" fragte er. Aber er sah die Ant
wort voraus an dem Gesicht des Beam
ten. Sprachlos, eine ungeheure Be
stürzung in den Augen, reichte dieser
dem jungen Mann eine Depesche fol-
genden Inhalts:
Meine Schwester Marie Grotian
Mitternacht angekommen. Dame, welche
diesen Namen führt Betrügerin.
Adele Brandenstein."
Die Fluth von Vorwürfen, welche
Hartog über den Beamten ausschüttete,
ließ dieser stumm über sich ergehen.
Es war kein Zweifel: die abgefeimte
Betrügerin hatte die wirkliche Marie
Grotjan unterwegs kennen gelernt,
deren Visitenkarte und ausführliche
Informationen über ihre Verhältnisse
erhalten und. darauf den Plan gebaut.
der ihr nur zu gut gelang. , Natürlich
war sie entwischt.
Gutknecht und Bräuer wurden später
im Süden verhaftet, ebenso der flüch
tige Kassirer die Polizei hatte dies
mal einen unermüdlichen Eifer an den
Tag gelegt. Edmund Hartog war
darüber außer sich vor Wuth, denn ei-
gentlich gebühre ihm das Verdienst, die
Schuldigen, ihre Flucht und ihre Spu
ren entdeckt zu haben.
Treuer (iebe kohn.
Humoreske von A b o l f T h i t i t.
Ewig Dein, geliebter Fritz! Aber
age mir. wirst Du mir denn auch ewig
treu bleiben?"
Mein Engel," erwiderte Fritz, in-
dem er sie an sich drückte, wie kannst
Du daran zweifeln?"
Am anderen Tage reiste er auf Nim
merwiedersehen ab, Adieu sagen oder
einen Abschiedsbrief hielt er für viel zu
langweilig.
War ja auch das einzig Richtige,
das Mädel existirte im Grunde über
Haupt nicht für ihn, hatte ja kein Geld,
was für einen feinen Kerl, der patent
auftritt, erste Bedingung!
Ja. überhaupt die Mädel!
Fritz war ja, wie er sich im Eisen
bahnkoupee mit zufriedenem Lächeln
verdeutlichte, ein reizender Kerl, von
seinen Bekannten mit Recht der schöne
Fritz" geheißen. Ein schneidiger
Schnurrbart, Kleider nach der letzten
Mode, überhaupt eine der wichtigsten
Lebensaufgaben für Kavalier", ent
zückende Kravatten, ein wenig Odeur,
feine Zigarren, kurz. Fritz glaudle
eigentlich nicht unbescheiden zu sein,
wenn er sich für ein tleir.cZ Meislerroerk
der Natur hielt.
Und dann die Weiber! Auf ein paar
Versprechungen und Lügen darf'S Ei
nein freilich nicht ankommen, wenn
man die reizendsten Adenteuer haben
will. Und darin war Fritz Meifter:
Mädchen mit Schmeichelmortcn fangen,
mit Unwahrheiten überlisten und dann
auslachen, das war feine Spezialität,
eigentlich auch ein Zeichen von feinem
Kopf." wie Fritz sich gern gestand.
.Ueberhaupt das Lieschen!" fuhr er
in seinen Gedanken fort. Bildete sich
die kleine Kröte ein. ich würde sie hei
rathen! Nun mag sie an der Erinnerung
zehren und an den Pralinees. die ich ihr
gestern verehrte. Bin doch neugierig,
was ich in Hannover erlebe."
Tiefe Stadt war es. wo Fritz, um
sich zu verbessern", eine andere Stelle
angenommen hatte. Da war er. wie
er sich mit selbstgefälligem Lächeln sagte,
fern vom Schuß, denn Lieschen hatte
er in Leipzig sitzen lassen. Natürlich
war dies nicht etwa der Grund gewesen,
weshalb er feine Stelle gewechselt ; o
nein, er hatte ja schon Verschiedene an
geführt, und die saßen nun in Leipzig
und anderen Städten seiner früheren
Thätigkeit gut.
Einige Monate später lauschte Fritz
mit feiner neuzugelegten hannöverschen
Flamme dem Konzert im Tivoli".
Die holde Bertha. die Fünfte
ihres Namens in Fritzens Liebes
register. 'war heute etwas kühl, und
Friß griff daher zu einem öfters m
solchen Füllen erprobten Mittel, er
holte eine Zeitung aus der Tasche, bat
höflichst um Entschuldigung, daß er
lese, und las.
Der kleine Kunstgriff, den Weibern
zu zeigen, daß man sich im Grunde doch
nicht viel aus ihnen mache." zog
gewöhnlich mit unfehlbarer Sicherheit,
die diversen Sonntagsdräute" wie
ie (jntz feinen Bekannten gegenüber
gern nannte wurden zuthunllcher
und genießbarer.
Plötzlich stutzte Fritz 'bei einer An-
zeige.
Es war eine amtliche Bekannt-
machung, die besagte, die unverehelichte
Elise Schrimpf, gebürtig aus Sagan,
zur Zeit unbekannten Aufenthalts,
werde aufgefordert, sich wegen einer ihr
von einem verstorbenen Onkel zuge-
sauenen lrb chaft im Betrage von
37.012 Mars 23 Pfennigen bei einem
be stimmten Notar ihrer Baterstadt zu
melden.
Das war ein Schlag, der ging Fri
durch und durch, denn Lieschen Schrimpf
aus Sagan war ja seine Leiviiaer
Flamme!
Puterroth wurde er.' als er die An
zeige wieder und wieder las. Hatte er
da eine Dummheit begangen, das Mädel
ltzen zu laffen, das eine so hübsche Erb
chaft machte! Was ließe sich mit dem
Gelde Alles anfangen!
Doch entschuldigte er sich gleich dar-
auf bei sich selbst: er hatte es ja nicht
wissen können, daß sie etwas hatte.
Seiner Begleiterin war die Verfär-
bung feines Gesichtes nicht entgangen,
sie fragte mit besorgter Miene denn
die Vernachlässigung ihrer Person hatte
bereits gewirkt: Lieber Fritz, was hast
Du!"
Ach Nichts, Nichts!" sagte er etwas
verlegen: dann aber kam ihm ein auter
Gedanke, er bemerkte, er sei nicht ganz
wohl,, und so gelang es ihm, seine
Dame bald darauf nach vause abzu-
schieben.
Seine Zerstreutheit entging ihr nicht.
sie schmollte erst ein wenig und, da dies
bei ihm nicht verfing dachte er doch
mit Inbrunst und Sehnsucht der 37.
642 Mark und 23 Pfennige so
wurde sie zärtlich.
Fritz war froh, als er sie nach Hause
transportirt hatte.
Nun überlegte er und kam in den
nächsten Tagen zu einem Entschlüsse.
Die Sache war wichtig, so viel Geld
ließ sich nicht gleich so schnell wieder
verdienen.
Fritz nahm also einige Tage Urlaub:
seinem Prinzipal Du lieber Gott,
er konnte ja selbst bald Prinzipal sein.
chwmdelte er irgend etwas vor. fuhr
nach Leipzig und begab sich zur
Stunde, wo Lieschen Abends das Ge-
chäft verließ, auf den früher öfters
innegehabten Posten.
Er sah die Ersehnte die Straße
daherkommen, sie war allein. ,
Ein Seufzer der Erleichterung kam
von feinen Lippen.
Jedenfalls weiß es noch kein Ande
rer von der Erbschaft, vielleicht sie selbst
nicht!" murmelte er.
Nun trat er vor.
Lieschen!" svrach er mit woblklin
gender herzlicher Stimme. Geliebtes
Lieschen, kannst Du mir verzeihen?''
tote erschrak etwas und stockte.
Ich muß Tir's gestehen' fuhr er
m zur toeele gehenden uone fort, ich
kann ohne Dich nicht leben, es ließ mir
keine Ruhe, ich mußte wiederkommen.
riesaien icuien idn nocd immer lieb
zu haben, sie machte ihm zwar Vor
würfe, aber nur in sanfter Weise.
hxik liek un beute und am näcb ten
Abend seine ganze Liebenswürdigkeit
vielen, und am dritten Tage, einem
Sonntage er hatte es eben fein an
gelegt machte er mit ihr einen Aus
flug in's Rosenthal.
Und als ne nun Arm in Arm oben
standen auf dem Sckerbelbera. da er
griff das großartige Panorama Lies
cken's Herz, und sie gestand ihm. daß
sie ihm angehören wolle für's Leben.
' Fritz war glücklich, e: 6'!:e das Ge-
fühl eines Geschafl-inanncs, der soeben
den recht großen Auftrag eines neuen
Kunden erhalt.
Von der Erbschaft schien Lieschen
übrigens noch gar nichts zu wissen, und
vritz sagte natürlich beileibe nichts
davon, denn es durste doch nicht etwa
Ichcinen. als ob er bcfzhald o nein.
so unschlau war er nicht! Und dann
that Fritz, der immer mehr Respekt vor
seinem Verstand bekam, noch etwas
Gcfcheidtes, er beschleunigte, um sich
das Kapital zu sichern, die Hochzeit,
Lieschen war damit einverstanden.
Sie befanden sich nun in den Jlit,
icrwocycn und lebten ocrrlich und m
Freuden in ihrem bescheidenen Heim
Fritz lachte manchmal still in sich hin
ein: wenn sie erst von der Erbschaft
wußte und sie sich auszahlen ließ, dann
konnten sie sich ja ganz anders einnch,
ten. dann hatte er auch eine klingende
Entschädigung für die bereits einige
Tlalt zu Tage tretende zänkische Ge
müthsart der jungen Frau.
Endlich hielt er den Moment für ge
kommen, in dem sie mit ihrem Glück
bekannt gemacht werden sollte.
Fritz kramte eines Sonntagsmor
gens in seinen Sachen herum und för
derte eine Anzahl alter bannoverfcher
Zeitungen an's Licht, in denen er Dies
und Jenes las und mit Lieschen be
sprach. Plötzlich starrte er wie im höchsten
Maße überrascht auf eine Stelle und
wies das Inserat über die Erbschaft in
tiefer Erregung der jungen Frau hin.
Lieschen war natürlich ebenfalls
freudig überrascht, ihr Jubel kannte
keine Grenzen, und Fritz schrieb nun
sofort an den betreffenden Notar.
Nach einigen Tagen kam der Brief
als unbestellbar zurück. Fritz war
ganz niedergedonnert, Lieschen hielt
das Taschentuch vor die Augen und
schien heftig zu weinen.
Von den Behörden in Sagan er
fuhr nun Fritz, daß man dort von
der Sache nichts wisse, in der Zei
tunzs-Expedition jedoch gab man ihm
die Auskunst, die Annonce sei zu mehr,
maligcm Abdruck von einem Annoncen,
bureau, und zwar einer Filiale in
Leipzig eingesandt worden.
Leipzig! Ein schwarzer Verdacht
stieg in tritt auf. und tn seiner Ver
zweiflung sagte er seiner Frau auf den
Kops zu, daß sie es war zu scheuß
lich selb die Annonce eingerückt
habe.
Lieschen leugnete, er glaubte ihr
nicht und der übrige Rest der Ehe
blieb hinter diesen angenehmen Flitter
Wochen nicht zurück.
Lhm Paul und General Joubert.
Eine der reizendsten Krüger-Anekdo
ten wird aus der Zeit erzählt, da Ohm
Paul und General Joubert nicht die
besten Freunde waren. Eine Gesell
schaft fand im Hause des Präsidenten
statt, die führenden Mitglieder des
Volksraad waren zugegen.
Die Rede kam dabei auf gewisse
Dokumente, die auf einem Regal lagen.
Krüger wollte sie herunterholen, konnte
die Papiere aber nicht erreichen. Jou
bert, der sehr hoch gewachsen ist, kam
ihm zu Hilfe und langte hinauf.
Laß mich sie holen!" sagte er., Ich
bin größer als Du!"
Ohm Paul warf ihm einen bösen
Blick zu und erwiderte voll Hohn:
Länger meinst Du wohl. Piet, aber
nicht größer als ich!"
Slus dem Leben einer Königin.
Eine der hervorragendsten Eigenschaf
ten Elisabeth Christines, der Gemahlin
Friedrichs des Großen, war ihr Wohl
thätigkeitssinn. Die Königin erhielt
jährlich 40,000 Thaler Revenuen. wo
von sie beinahe 30,000 zu Wohlthaten
verwendete. Gegen Ende jedes Monats
war ihre Kasse so erschöpft, daß sie sich
selbst manchen Genuß versagen mußte,
um anderen helfen zu können. Einst
bat ein alter Mann, der früher in ih
ren Diensten stand, um Unterstützung.
Die Kasse war aber leer, und die Kö
nigin befahl, es solle statt der bisheri
gen Anzahl von Wachskerzen nur die
Hälfte in ihren Gemächern verbraucht
werden; das dadurch ersparte Geld gab
sie dem alten Mann.
Spute dich !
Du mußt im Leben dich wacker sputen.
Denn rasch verfliegen die Minuten;
Und hast du nicht schnell dich zur Arbeit
gefunden.
So werden aus den Minuten Stunden.
Aus Stunden Tage, aus Tagen ein
Jahr.
Aus Jahren ein Leben, das müßig
war!
Kindliche Ansicht.
Hausfrau (zum Onkel bei Tische):
Ader, lieber Onkel, ich habe heute
Karlchens Leibgericht gemacht; Klöße
mit Birnen. Sie essen es doch?"
Onkel: O, ich esse Alles."
Karlchen (meinend): Mama, wenn
der Onkel Alles ißt, was krieg' ich denn
da nachher?"
' Beim Arzt.
Sind Sie vielleicht erblich belastet?"
Patientin (Wittwe): Ja, mein
Mann hat mir tausend Tollars Schul
den hinterlassen."
Ballgespräch.
Haben Fräulein auch schon 'mal
solch' rasende Kopfschmerzen gehabt.
h,iv .rftmem hcrriiift rtPtnnrVtr
Ij QwVYt MI V
LallzkZch.
.Gnädiges Fräulein sind so rollst
tig? Wie ich merke, sind 3i auch musi.
kalisch!"
Woraus wollen Sie das schließen?
Sie haben ja noch keinen Ton von mir
gehört!"
Lin Gemülbjmknsch.
Richter: Wie kommen Sie dazu,
dem Huberbauer die Blutwurst m
stehlen?" '
Angeklagter: .Wissen Sie. Herr
Richter, das Schwein, das der Huber
bauer 'schlachtet, hab' ich von Jugend
auf gekannt, und da wollt' ich halt
gern' 'n Andenken von ihm haben!"
Unmodern.
Ter alte Herr: .Aber meine Damen,
all' die Modethorheiten; dieses unsin
nige Schnüren. Schminken. Haarbreit
nen. das Radeln, Schwimmen. Tan
zen :c. geschehen ja doch nur. um den
Männern zu gefallen! Glauben Sie
mir. einfache Mittel häuslicher Tugen
den und Natürlichkeit würden weit eher
zum Ziele führen. Probiren eS die
Tamen nur!"
Die jungen Tamen (im Eifer): Be
wahre, das denken Sie dazu sind
wir viel zu stolz!"
Umgekehrt.
Frau: .Weißt Tu. Männchen, ick
freue mich schon heut' auf den Besuch
des Herrn Müller, er macht mit unserer
Ä,ocyler fleiö fo viel Epaß."
Mann: Wenn er mit unserer Tock-
ter nur lieber Ernst machte."
Boshaft.
A: Der Tuchhändler Rosenbaum
hat sich durch seine Heirath vor dem
Bankerott gerettet."
B: Jawohl, dafür träat er aber
auch den Rettungsgürtel zeitlebens am
Finger."
Höchst Optimismus.
Frau: ..Was! Das soll ein hate
sein, den Du mir von der Jagd heim
bringst? Das ist ja ein Kaninchen?!"
Mann (erstaunt): Was. ein Kanin
chen?! Na leg's nur getrost als Hase
in die Pfanne, das Biest verstellt sich
nur!"
Auf die Art.
A: Also Teinen Rock kannst Du in
Raten abtragen bei Deinem Schnei
der?"
B: Ja!"
A: "und wie viel Raten hast Du
schon geleistet?"
B: Noch keine."
A: TaZ wundert mich; er sieht doch
schon so abgetragen aus."
vor Gericht.
Sie heißen Tobias,
Richter:
wahr?"
Zeuge:
Richter:
nicht
,Ja."
'..Und Ihre Frau?"
Zeuge:
Weib ich augenblicklich nickt
mehr. Wir sind schon dreißig Jahre
mit einander verheirathet; ich hab' sie
nur immer Alte" geheißen."
Auftichtig.
Bräutigam (zur künftigen Schwieger
mutier): Ich möchte Sie bitten, liebe
Mama, bei Hcdwig unter allen Um
ständen dahin zu wirken, daß sie mich
nie wieder warten läßt, wenn wir etwas
verabredet haben, das Warten regt mich
nämlich entsetzlich auf."
Schwiegermutter: ..Wenn Sie das
schon fo sehr aufregt, dann möchte ich
Ihnen rathen: heirathen Sie überhaupt
nicht!"
Modern.
Ende eines dreibändigen Romans:
Wäre der Strick gerissen an dem sick
der Unglückliche in die Tiefe ließ, dann
hätte der Betrüger über sein armes
Opfer triumphiren und sich unangefoch
ten in den Besitz der Reichthümer setzen
können. So aber hielt ein Fabrikat
der weltberühmten Weberei Flechter
und Co. in Chicago, preisgekrönt auf
vielen Ausstellungen. Niederlagen in
allen Städten der alten und neuen
Welt.
Modern.
Ich hab' gehört. Du sollst heirathen
wann denn?"
Das weiß ich nicht vorlüufia bab'
ich mich verlobt!"
Mißverstanden,
Telikatessenhändler (der eine Laden.
mamsell sucht): Berstehen Sie auch
aufzuschneiden?"
Fräulein: Natürlich, wofür wäre
ich denn die Tochter eines Försters!"
Nächstliegender Maßstab!
Der kleine Robert (u seinem fiproita
Medizin studirenden Bruder): Du.
Karl, ich möchte auch schon so viel wif
en nne A)U!
Karl: ..Mein Kott. Du nrmtr
KnirpS. bis Du fo weit bist, wirst Du
noch viel Bier trinken müssen!"
RZthselhaft.
Die Eben von beut sind mirfsi, in
Räthsel." Deshalb werden sie auch
oft zu löfen versucht."
vor Gericht.
Richter: Na. was haben Sie nun
von Ihrer Lumperei mir triejen
Äic ja doch immer wieder!"
Angeklagter: ..Herr Richter mi
nich so aufschneiden!"
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