Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 08, 1900, Image 10

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    Ribodo", der M.-nschenfrcsscr.
V A. onQuast, lantagkndtsitzer in
SJiitmbam.
Er ift nicht mehr der gcsürchtete
SvntätT unserer Wälder, und wenn
auch nach altem schönen Brauch in Er
anaeluna der ?laadbördner kein Ha
lali geblasen werden konnte, so ift er
doch sozusagen mit Sang und Klang
111 Krade actraaen worden!
Kibodo. d. b. zu deutsch der Hin
k,nde oder Labme. war ein Löwe, der
Schrecken MlkindaniS und seiner Um
aegend. Sein Jagdgebiet erstreckte sich
aus 10 bis 12 S unden nach den ver
kckiedengen Richtungen von Mikin
dani aus in das Hinterland hinein, wo
tx tma 14 Jahre lang sein unwe,cn
trieb und es verftand. allen Naqnet
lungen in gerissener Weise zu entgehen,
r dranakalirte die Bevölkerung uner
hört. Ein panischer Schrecken hatte
kick, der armen Schwanen bemüchtigt.
entsetzt flohen sie in die größeren Ort
schaften. die Felder blieben während
der Regenzeit zum großen Theil unbe
baut, die Hütten standen verlassen da,
Aber auch größere Orte, wie Mitengo.
Mirumba. Mmita, Pemba. die an der
Mikindani-Bucht liegen und von denen
der mehrere hundert Einwohner zahlt.
blieben von Kibodos Raubzügen nicht
verschont, ja er wagte sich sogar in das
große, ein paar Tausend Einwohner
fassende Mikindarn, und zwar bis an
die Kaserne der Sudanesen Askaris,
wo der Posten in einer mondhellen
Nacht auf ihn schoß, jedoch ohne ihn
zu treffen. Ein Zweites Mal verfolgte
n bis hart an die Kasernenmauer einen
Esel, welcher auö seinem fctall, in den
der Löwe einbrach, geflüchtet war und
Schutz suchend auf die Kaserne zueilte,
Der Posten hörte daS Geschrei bei
Esels, das Knurren deS Löwen und sah
dlötzlick ,wei Thiere schnell über den
Platz nach seiner Richtung zueilen.
In der Aufregung sah er aber nicht ge
nau, welches der Löwe und welches der
Esel wär, blindlings riß er Funken, er
steht ein großes Thier stürzen, schießt
nochmals und ruft dann die Wache
raus. Als man den vermeintlichen
Löwen, der inzwischen wieder stand,
näher betrachtete, war es ein Unglück
licher Esel. der. abgesehen davon, daß
er vom Löwen ziemlich zerklaut war,
auch noch zwei Schüsse hatte, einen im
Oberschenkel, der zweite hatte einen
Theil der Mähne hinweggerissen. Na
türlich wurde der Vorfall sehr belacht,
und mein Askari war sehr beschämt.
Zu der Zeit war Kibodo noch mit
einem anderen Löwen zusammen, wel
cher später Nachts von einem Schwär
zen, der auf Anstand saß, angeschossen
wurde. Wie dieser behauptet, habe der
Löwe nach dem Schutz stark geschweißt,
doch verlor sich Schweiß und Führte
dann im Busch, und alles während zwei
Tagen von ihm angestellte Nachsuchen
war erfolglos. Mag nun dieser zweite
Löwe thatsächlich eingegangen sein, je
denfalls triebe von da ab Kibodo allein
sein Wesen.
. Als jene beiden noch zusammen wa
n, hatten die Schwarzen für ihre
Person weniger zu fürchten, als für ihr
Bieh. Auch meine eine halbe Stunde
von Mikindani entfernte Plantage
wurde von den beiden Räubern ver
schicdentlich heimgesucht, doch bekamen
sie weiter nichts, als eine Katze und ein
paar Enten, deren Köpfe sie zurück'
ließen. Während einer Woche waren sie
jede Nacht bei mir, sogar öfters in un
mittelbarer Nähe meines Hauses, und
ihr gewaltiges Gebrüll machte förmlich
die Erde erdröhnen. Eigenthümlich ift,
daß mehrere Löwen nie gleichzeitig brül
len, sondern erst beginnt der eine, und
wenn dieser geendet, setzt der andere
ein. Für mich hat dieses Löwengebrüll
stets einen eigenartigen Reiz gehabt,
ohne mir das geringste Grausen einzu
flöfen. Es ift sür mich der Inbegriff
der Kraft und Gewalt, und ich werde
den Eindruck nie vergessen, den es
macht, wenn plötzlich der Löwe seine
Stimme erhebt und die ganze Natur in
feierlichem Schweigen ihr gleichsam
lauscht. Jeder andere Thierruf ver
ftummt. kaum daß das einförmige
Zirpen der Grillen ertönt, selbst kein
menschlicher Laut weit umher; ohne
dies Lömengebrüll könnte ich mir Afrika
nicht denken!
Da forderten eines Abends die Lö
wen ihr erstes Opfer unter den Negern
und zwar in Mikindani felbst. Es war
ein Mann. Sklave eines Arabers, im
besten Alter, den ich sehr gut kannte
Er hatte sich Abends in Tembo (Palm
wem) berauscht und sich in seiner Trun
kenheit draußen unter dem Dach seiner
Hütte zum Schlafen niedergelegt.
Kaum eine Stunde später, etwa um 8
Uhr. kamen die Löwen dort vorbei.
fanden ihn und schleppten ihn in den
Busch. Seine Frau, die in der Hütte
war, hörte ein Geräusch draußen, öff
ncte die Thür ein wenig, und da es
Mondschein war, sah sie noch die Lö
wen, die flüchtig das Weite suchten.
Sie rief laut um Hilfe, und als mch
rere Leute mit Gewehren kamen, fand
man das zerrissene Hemd des unglück
lichen Schwarzen über und Über mit
Blut besudelt und am Boden noch eine
große Blutlache. Es wurden noch einige
Schüsse in der Richtung abgefeuert, die
die Löwen genommen hatten, was na
türlich gar keinen Erfolg hatte. Am
andern Tage fand man im Busch, etwa
eine Stunde von der Hütte entfernt,
den Oberkörper deS Getödteten bis zur
Brust, etwa in Manneshöhe auf einem
Baum, darunter von den übrigen ver
zehrten Körperteilen nur Knochen
fplittkr. Den Oberkörper, der ganz
unversehrt war. hatten sich die Löwen
jedenfalls für den folgenden Tag au
schoben.
Nun hatten die Löwen einmal Blut
geleckt und wurden nach und nach drei
fter. Sie gingen von nun ab ohne
Weiteres auf den Menschenraub aus,
DaS bewies, daß sie etwa zehn Tage
später Nachts in der Vorstadt Mikidani
eine Hütte zertrümmerten, wo zwei
Weiber schliefen, und eines von diesen
Weibern ergriffen und mit sich schlepp
ten.
Nun ging eö Schlag auf Schlag
In kuen Zwischenräumen wurden
bald hier, bald dort Menschen über-
fallen, meist deS Nachts, saft immer
mit Erfolg. Die Löwen wurden fo
dreist, daß sie sich in dem Mangrove
dickicht in der Bucht bei Mikindani fest
setzten und von dort ihre Streifzüge
ausführten. Es wurden Treibjagden
veranstaltet, viele Hundert bewaffnete
Neger betheiligten sich daran, auch ich
nahm an einer Theil, es waS Alles
erfolglos.
Kurz daraus wurde, wie oben er
wähnt, der eine Löwe angeschossen
Man glaubte nun, die Bestien würden
etwas eingeschüchtert fem und sich wo
möglich aus unserer Gegend toegge-
wöhnen. Man hatte sich aber arg ver
rechnet.
Etwa acht Tage hörte man nichts von
den Löwen, dann plötzlich hieß eS, eine
halbe Stunde von Mikindani entfernt
den an einem Tage drei Personen
vom Löwen zerrissen worden. Bon da
ab wurde nur dieser eine Löwe beobach
tet, welcher nochmals den Namen Ki
bodo" erhielt.
Dieser wüthete aber ärger, als es zu
vor die beiden zusammengethan hatten
Es verging leine Woche, ja schließlich
aum noch ein Tag, wo man nicht von
einen grausigen Thaten hörte. Keine
Hütte war vor ihm sicher, er zertrüm
merte alle mit seinen gewaltigen Pran
enschlägen. Manche Hütten haben
einen 1 kleinen Oberboden zum Auf
bewahren von Getreide oder dergleichen
Flüchteten sich nun die geängstigt
Bewohner dort hinauf, so sprang der
Löwe auf das Dach, riß das Gras oder
die Palmblätter herunter und drang
auf diese Weise in daS Innere. Oft
auch brach er infolge feiner Schwere
mit der lelchtqebauten Hütte zusammen
Wenn der Löwe in der Hütte mehrere
Personen gesehen hatte, fo geschah es
mein, van er zuruaiam, nacpem er
ein erstes Opfer getödtet hatte, um sich
noch ein zweites zu holen. Er mordete
st nur aus reiner Luft, denn vielfach
wurden seine Opfer fast unberührt qe
unden, er zermalmte ihnen die Hals-
Wirbel oder fraß die Weichtheilc. was
er übrigens mit Vorliebe zu thun
chien, denn die meisten aufgefundenen
Leichen waren bis auf den Bauch und
die Eingeweide verzehrt. So tödtete
er bisweilen 5 Personen in einer Nacht
oder an einem Tage, denn er kam zu
jeder Tages und Nachtzeit, die Leute
waren nie vor ihm sicher. Oft wurde
es versucht, ihm da, wo er einen Men
chen hingeschleppt, aufzulauern. Er
kam aber niemals wieder dorthin, son-
dern sann nur aus neuen Raub
Darin war er gerade so furchtbar, daß
er nicht blos Menschen raubte, wenn
ihn der Hunger trieb, er tödtete eben
weit mehr, als er zu fressen im Stande
war.
Auch ich'war selbstverständlich einer
von denen, die dem Raubthier eifrig
achftellten. So manche Nacht gab ich
daran, um mich an einen seiner Haupt
Wechsel anzusetzen. Es glückte aber
nie, es war, als ob er es wüßte, indem
er stets andere Wege einschlug, und
wenn man ihn in Mirumba vermuthete,
war er in Mikindani, glaubte man ihn
kicher m Mmndam zu treffen, so hörte
man iyn tn dem w Minuten entfern
ten Mitengo brüllen. Dabei legte er
Nachts solche riesige Strecken und mit
einer Schnelligkeit zurück, daß ich oft
darüoer staunte. Man war nie vor
ihm sicher, mochte er fchweichen oder
brüllen. Hatte man ihn eben noch
ziemlich wen brüllen hören, fo hörte
man kaum fünf Minuten später ganz
in der Nahe ein Lammcrgeschrei. viel
leicht auch einen Schuß, das untrüg
cye Zeicyen. oa wieder einmal ein
unglücklicher Schwarzer daran glauben
mutzte.
So war der Juni d. I. heranqekom
men, als ich eines Morgens die frische
Fährte des Löwen in meiner Plantage
entdeckte, wo eigentlich kein Weg ist.
die Neger jedoch, die des Morgens zur
Arbeit kommen, allmählich einen ihrer
schlangenartlgen Pfade getreten haben
Die Fährte kam aus einer westlich von
mir gelegenen Araberschamba. ging der
Länge nach in östlicher Richtung durch
meine Plantage und auf demselben
Wege wieder zurück. Auf dem Ruck
wege hatte der Löwe auf den Bügel von
einem kleinen Universaltellereisen Nr.
11 ,d" getreten, die Falle war zuge
schlagen, hatte aber den Löwen offen
bar gar nicht beunruhigt, jberni man
fay feine tfäyn? von dor.t bis zur
Grenze in derselben Gleichmäßigkeit wie
vorher.
Obgleich ich schon unzählige Male
vergeblich Fallen gestellt hatte, um den
Löwen zu fangen, wollte ich doch noch
einmal mein Heil versuchen. ' Ich be
auftrage meinen schwarzen Diener
Juma, der sehr gewandt im Fallenstel
len ift, die Falle 11 b fortzunehmen
und dort Nr. 11 und etwas weiter vor
Nr. 12 c aufzustellen.' Die großen
Fallen hatte ich mit Ködcrthicren an
verschiedenen Ort.'n vertheilt. Ich
hatte leider am Abend keine Zeit, mich
,u überzeugen, ob mei Befehl ausge
führt sei.
Etwa um 7 Uhr Abends, niein Vev
Walter und ich waren noch draußen.
hörten wir in der benachbarten nach
Mikindani zu köstlich) gelegenen Kokos
schamba Mtschutschu ein entsetzliches
Geschrei und dann die Rufe: Simba,
Simba!" (Löwe) erschallen. Wie wir
nachher hörten, hatte der Löwe dort vor
der Thür ein Weib ergriffen und war
mit seiner Beute in das dichte, die an
grenzenden Berge bedeckende Gestrüpp
gceilt. Jedenfalls hatte der Löwe dies
mal den Weg durch mein Gebiet der
mieden, oder er war durch irgend einen
Zufall nicht n eine der Fallen gerathen,
Am nächsten Morgen, es war der
9. Juni, 6 Uhr, kamen athemlos zwei
Jungen gelaufen und erzählten zit
ternd. sie hätten Palmenwein sam
mein wollen, da hätten sie plötzlich in
nächster Nähe ein dumpfes Grollen ge
hört und dann ein mächtiges Thier
einen in 8 Gebüsch machen sehen
".Nyama kana naomoe , sagen sie.
d. h. ein Thier wie ein Rind groß. Ich
ließ mir den Ort beschreiben, und da
ergab eS sich, daß das Thier in eine
der Fallen gerathen sein mußte. Da
ich glaubte. Juma habe die beiden
obengenannten Fallen dort aufgestellt.
die beide mit Ankerketten versehen tow
ren, so hatte ich weiter keine Sorge,
das gefangene Thier, mochte es nun
Leopard oder Löwe sein, zu bekommen
Leider sollte es aber anders kommen.
Wir beiden Europäer eilten sofort, ohne
vorher zu frühstücken, mit unseren
Büchsen nach der Stelle und fanden
richtig, daß in die eine Falle ein Thier
gerathen war: dabei stellte es sich aber
heraus, daß Juma meinen Befehl nicht
befolgt hatte, indem er Nr. 11b dort
gelassen, wo sie früher war, und Nr. 11
und Izb c an anderen stellen gelegt
hatte, nicht da. wo er sollte.
Ich will noch erwähnen, daß in jenen
Tagen ncy lagucy ein narier eoparo
in meiner Plantage zeigte-, so dak ich
noch zwclselhast war. ob der Löwe oder
derreopard m steten gegangen war.
Dieser Zweifel wurde verstärkt, als in
der Nähe, wo die Falle gelegen, wieder
eine frische Leopardspur zu sehen war.
Natürlich war das zweifelhafte Thier in
11 gegangen.
es dort eyr landig in und das
Thier sich mit der Falle, um sich von ihr
c i .. j .
zu befreien, im feanoc yerumgewalzl
hatte, so war in der nächsten Nähe keine
Fahrte zu entdecken. Dicht dabei schloß
ich icne vorerwähnte Araberschamba
an, wo seit langer Zen das' Unkraut
nicht entfernt war, so daß nur die Ein
drücke der Falle, aber keine Wildfährte
zu sehen war.
Inzwischen waren schon Leute dazu
gekommen, die berichteten,, der Löwe
könne es nicht sein, da dieser am Mor-
gen bei Tagesgrauen in den Bergen
(W t. . r r y. r. I
bei Mikindani gesehen sei. Die Jungen.
die vorher die Meldung über das große
Thier gemacht hatten, wurden nun in
ihren Angaben auch schwankend, so daß
ich dem Glauben zuneigte, einen Leo
parden gefangen zu haben.
Da die Verfolgung eines solchen
bisher immer ziemlich schnell beendet
worden war, so beschloß ich.' nicht erst
zu frühstücken, sondern ging mit meinem
Verwalter Signonella, Juma und
einem Arbeiter der deutlich sichtbaren
Fallenspur nach. Sehr- bald hörten
wir auch ein Knurren, welches der
Stärke nach auf einen alten Burschen
chließen ließ. Kaum hatten wir jedoch
das Knurren vernommen und infolge
dessen unsere Schritte beschleunigt, als
auch schon ein Kling. Kling" ertönte
und der vermeintliche
Flucht ergriff.
Lrakard die
t i
So ging es durch Matamfelder,
hohes Gras, kurzes Gestrüpp. Zu sehen
war nichts, nur in einiger Entfernung
ließ sich ab und zu das charakteristische
Knurren und das Klirren der Kette an
der Falle vernehmen.
Bis dahin war die Verfolguug ganz
mühelos, dann ging es aber plötzlich
in den Busch, wo die geraden reisen
Schoten des Upupu" (einer mit Tau
enden kleiner Härchen besetzten Schote,
die bei der leisesten Berührung in die
Haut und selbst durch die Kleider ein
dringen und dann stundenlang zucken)
und dichtes Dnrnqeftrüpp den Weg sehr
erschwerten. Der Leopard achtete dieser
Hindernisse nicht, oft hörten wir über
eine halbe Stunde lang nichts, doch
seine Spur war leicht an den zerbissenen
Wurzeln und Bäumchcn zu verfolgen,
die seine Flucht gehindert hatten
Die Sonne stieg höher und höher.
der Busch wurde dichter und dichter.
Das Gebiß des Räubers mußte gewaltig
ein, fast armftarke Wurzeln fanden
wir mitunter glatt durchgebissen. Der
Erfolg unserer Jagd wurde uns immer
zweifelhafter; es war fast zwölf Uhr
Mittags.
Da plötzlich höre ich in nächster Nähe
ein gewaltiges Rohren und Grollen, ich
breche mit Gewalt durch die Büsche.
zerreiße mir die Kleider und zerfetze mir
Gettcht und Hände an den Dornen, da
liegt auf dem Rücken ein gewaltiges
Thier, die Falle hat sich an einer starken
Wurzel gefangen. Ich war auf etwa
Schritt herangekommen, da
gelingt es der Bestie, die Falle von der
Wurzel loszureißen, sie stellt sich mir
entgegen, und nun sehe ich, es ist kein
Leopard, fondern ein Löwe.
Ich versuche die Büchse an die Backe
zu bringen, doch war es unmöglich, ich
vollständig m den Dornen fest und
mußte erst von meinen Begleitern
befreit werden. Der Löwe war fort.
nur Juma hatte ihn noch gesehen, die
beiden Anderen hatten nur fein wüthen
deS Knurren gehört.
Nun wurde der Busch lichter, aber der
Boden härter und mit kleinen Steinen
besät. Wir verloren die Spur gänzlich
und fanden sie auch trotz eifrigen
SuchenS bis zwei Uhr nicht wieder. Es
war glühend heiß, und schließlich ver
liehen uns unsere Kräfte, denn wir
waren ja, ohne daS Geringste zu uns zu
nehmen von zu Hause fortgegangen.
Gegen halb 4 Uhr waren wir endlich
wieder daheim, also hatte unsere Jagd
etwa neun Stunden gedauert, eine
anständige Leistung unter der Tropen
sonne.
Zwei Tage noch wurde nach dem
Löwen gesucht, aber es war vergeblich.
Auch ,hörte man während 21 Wochen
nicht das Geringste von ihm. Die Neger
jubelten und behaupteten, der Löwe sei
.kapurn" (eingegangen).
Ich theilte diesen Glauben nicht.
nahm nur an, daß die Falle und
namentlich die lange Verfolgung ihm
doch zugesetzt hätten.
Da, am 2(. Juni hörte man ihn
Plötzlich in Mikindani brüllen. Am
27. früh fand man seine Fährte und
sah, daß er nur auf drei Läufer ging.
Die eine, anscheinend rechte Vorder
Pranke hatte er entweder ganz ringe
büßt, oder sie war stark verletzt. Von
da ab führte der Löwe den Namen
.Kibodo". der Lahme, und die Schwär
zen giauvlen, die Menschen wurde er
jetzt in Ruhe lassen. Sie hatten sich
oder arg verrechnet.
Bei mir wurden alle Wege mit Fallen
I 1 w nr ,
belegt, auch einige Ziegen in improvi
sirten Ställen angebunden
In der Nacht vom 27. zum 23. Juni
wechselte der Löwe wirklich bei mii
durch. Auf dem Wege, den er nahm
befanden sich drei Fallen, die vierte lag
vor olch einem Liegen tau.
I Es war merkwürdig, daß er, obgleich
die Fallen vorzüglich gestellt und einge
oenei waren, uver alle yinweglrat.
Wäre er gesund gewesen, so hätte er sich
unbedingt gefangen, denn nach genauer
Avinenung yatte er m die em Falle die
Pranke, die er schonte, gerade auf die
Stelle setzen müssen, wo die Falle lag.
So kam er bis zum Zieaenftall. ver
schmähte es aber, den offenen Eingang
zu paniren, wo die Falle mg. bahnte
m oielincyr mu Gewalt einen Eingang
durch die Stangen, nahn, die Ziege
iptftf... r f . wi .
uno icyieppre ne fort, nachdem er sich
an der gegenüberliegenden eue einen
Ausweg geschaffen hatte. Die beiden
Nennungen, die er auf diese Weise ge
macht hatte, waren so klein, dak ich
nicht im Stande war, dort durchzu
kriechen. Es war mir ein Räthsel,
wie das mächtige Thier dort durchge-
konnt hatte.
Von nun an hörten wir den Löwen
des .Nachts öfters brüllen, er vermied
aber geflissentlich meine Plantage seit
! m I . f - - I
jener Nacht; es war. als ob er sich durch
den Ziegenraub an mir habe rächen
wollen.
Kurze Zeit darauf legte er sich auch
wieder auf Menschenraub, w er trieb
ärger denn zuvor. Er versperrte
Straßen und Brunnen, legte sich dort
im Gestrüpp auf die Lauer und über-
fiel die arglosen Weiber, die dort Was-
er schöpfen wollten. sowie er des
Abends seine Stimme erschallen lieb.
ertönte von allen betten der Warnungs
ruf: Kibodo kommt, geht in Eure
Häuser und bewacht sie gut." Auch den
Namen "simba ya bwana kubwa
Kauida" erhielt er nach meinem
Abenteuer, d. h. der Löwe des großen
Herrn auf der Plantage, womit ich ge
meint war.
Am 17. 5Yuli oeam fünf Uhr Vnü-
. .-v . - m-o-" 'i "--7 i
mittags, also bei hellem Sonnenschein,
befanden sich einige Mädchen auf dem
mnnSL Ali h.i h.n.m (3:v.f:M
Wege nach Mikindani. Scherzend und
lachend gingen sie ihres Weges und
waren bei den ersten Hütten von Mi-
kindani angelangt, als plötzlich Kibodo
aus dem Mangrove Gebüsch hervor-
stürzt und mit einem gewaltigen Satz
unter die ent etzten Mädchen springt.
welche schreiend die Hütten zu erreichen
f..4.M O . , . -Cl s. a ... : .
uiucu. ouci vrr erivirrung
ttipifc Wicrnntth nk nli .it.i
,nd. Als nch aber d e Aufregung etwas
gelegthat, stellt es sich heraus, daß ein
Mädchen fehlt. Man geht hinaus.
sucht und findet bald em Tuch dcrsel
den. sowie Blutspuren. Plötzlich stößt
ioßi
" Nuiviuutu ciiuu ututl
raschungsschrei aus und hebt eine halbe
i... it ,1. I
Lömenpranke auf. Sie wurde mir am
nächsten Tage zugestellt, da nur ick ibr
rechtmäßiger Eigenthümer war
Das Beutestück besitze ich noch, ich
schmierte es gut mit Arsenikseife ein und
ließ es in der Sonne trocknncn. Von
dem Tage trat der Löwe wieder mit der
verletzten Pranke auf. Die Falle hatte
die Pranke in der Mitte gefaßt und
hatte drei Zehen genommen. Der Ein-
druck der verstümmelten Pranke mit der
einen Zehe war wunderlich.
Kibodo mied aber letzt mehr und
mehr Mikindani, er ging ins Hinter-
land, nach dem etwa 810 Stunden
entfernten Nomba. wo er, wie wir ver
nahmen, wahre Schreckcnsthaten ver--
richtete. Vergeblich suchten die Neger
seine Schlupfwinkel zu umstellen, fünf
Mal hatten sie ihn eingeschlossen,
rings umher Palissaden und Dornen
verhaue aufgerichtet, der Löwe entkam
aber immer wieder, er ließ sich nicht
fangen.
Von Mitte Jul, bis zum Oltcbcr
war Kibodo nur etwa dreimal in der
näheren Umgebung von Mikindani.
Ich ließ infolge dessen einen Theil
meiner Sauen durch einen gut elnge
übten Neger auf einige Hauptwege des
näheren Hinterlandes vertheilen, wo der
Löwe, wie behauptet wurde, ziemlich
regelmäßig wechselte. Ende September
tauchte er plötzlich wieder hier auf.
Sofort wurde eine Falle 125 auf einen
Weg gelegt, den er bei früheren Ge
legenheitcn stets betreten hatte. Ich
hatte eS bisher jedoch vermieden, dort
eine Falle aufzustellen, weil eS ein stark
betretener und von mir ziemlich weit
entfernter Weg lft. und ich deshalb be
fürchtete, daß sich anstatt deS Löwen
ein Neger fangen könnte. Die Falle
wurde am 27. September dort aufge
stellt.'
Denselben Abend 10 Uhr hörte ich
plötzlich aus einer etwa 10 Minuten
von meinem Hause entfernten Hütte ein
entsetzliches Hilfegefchrei erschallen,
Mein HauS liegt auf der Höhe, die
Hütte im Thal. Es war rabensinfler.
Ich stürze auf meine Veranda, höre
auch in demselben Moment den Löwen
knurren. Obgleich in nächster Nähe
von jener Hütte Leute wohnen, die Ge
wehre besitzen, wagte doch kein Mensch
zuschießen. DaS Geschrei wurde immer
herzzerreißender, ich ergriff deshalb
schnell meine Doppelflinte und gab zwei
z,mt (io.
Wie ich nachher hörte, hatte daraus
der Löwe sofort das Weite gesucht. Nun
erp kamen aus anderen Häuiern Leute,
zündeten große Feuer an und holten
die gefährdeten Insassen, dre, Weiber.
aus ,ener Hütte, welche schon halb zer
trümmert war. heraus.
Am nächsten Morgen wurde ich be
nachrichtigt. der Löwe sei in meine Falle
I rtn . .
No. 125 gerathen, aber entkommen.
Jedenfalls hatte er sich schlecht gefan
gen. die Falle fanden wir etwa 50
Schritt entfernt zwischen Bananen.
Schweiß war nirgend zu sehen, dagegen!
Splitter einer Kralle und eine Menge
Wolle
Vierzehn Tage trieb Kidodo noch
sein Unwesen. Ich hatte inzwischen
?co. iz) ourcy vio. iz'o&txmt und
stellte einen Neger in der Näbe auf. der
lesen borgen die Falle mit einem Brett
vcoeaen und vieles am Abend wieder
wegnehmen mußte. Eine andere große
Falle ließ ich nach dem 1$ Stunden
entfernten Nakedebe in die Nähe einer
Wasserlache bringen, wo beständig
Wild und auch mit Borliebe Löwen
mniommen. orl war auch mein
Löwe in den ersten Oktobertaqen ging
I t . i er '
ver nicyi zum ULMr.
In einer der letzten Nächte, bevor ich
yn fing, yatte er dort noch acht Hütten
zertrümmert, doch war es ihm wunder
barerweife nickt gelungen, einen Men
schen zu erwischen. Am 11. Oktober.
Abends etwa um zehn Uhr. hörte ick
ihn plötzlich unten bei mir im Thal
brüllen. Dreimal ließ er seine Stimme
erschauen, als ob er nicht mit der alten
Kraft brüllte, ich machte darauf noch
meinen Perwalter aufmerksam
CV Jt . 1 i ... L. . . i i
Ich wartete und wartete, ob ich den
Löwen noch einmal hören würde. ES
war aber Alles still.
Es war Kibodos Schwanengesana
gewesen. Ain nächsten Morgen schon
vor 6 Uhr kam ein Bote gelaufen, der
Löwe sei in der Falle No. 125 a. Wuw
derbar war es, daß wenige Augenblicke
zuvor in der Nahe meines Hauses bei
vollständiger Windstille ein mächtiger
alter Baobab mit furchtbarem Gekrach
niederstürzte.
Ich brauche wohl nicht zu versichern.
daß ich mit größter Geschwindigkeit
mich auf den Weg begab. Mein Siq
nonella war schon voraus. Ungeach-
tet eines schlimmen Be,ns machte ich
die Hälfte des etwa 40 Minuten langen
Weges im Zuckeltrab. Auf dem Wege
war es ckon lebend a. Leute, die davon
gehört hatten, eilten von allen Seiten
nehftrt hntton i hm hrm n ra Gi m
. '. .. " -
herbei.
An der Stelle, wo die Falle lag, sah
es toll aus. Gras und kleines Ge
sträuch war ausgerissen, die Erde stel
lenwcife aufgewühlt, Bananenstämme!
lagen niedergeworfen.
Die in der Nähe wohnenden Leute
, sagten aus, der Löwe habe sich schon
spät Abends gefangen.
Sie hätten ihn
Li.t hvfidv Xyot tn?.f
iii. iui uiuut tuuu,
brüllen hören.
dann sei Alles ill aewesen. ki ,
- . - - --,"' . "? fninnhm hif.m !. ftrj:.;:i
etwa eine Slunoe tpaier von einem
furchtbaren Gebrüll aufgewacht seien.
sie vcmen vann immer wieder rollen
und Knurren gehört, er aealankt hir
Löwe sei in ein Haus eingedrungen.
- cuiuc in in im v"' u"H:i"-uuHtii,
Kmirt nrtttflrt nne rn& wiiiiiit
uuii .ii
Kette und des Ankers gehört und sich
somit Überzeugt, das; der öwe getobt
und Mit der Falle hcrumgewirth chaf
tet, erst gegen Sonnenaufgang vabe er
den Schutz des nahen Waldes aufge
sucht.
Der Wald bedeckt die nach beiden
Seiten des Weges abfallenden Bergab
hänge und zieht sich stundenweit ohne
die geringste Unterbrechung hin. Wie
hier gewöhnlich, sind die meisten Bäume
und Sträucher mit langen Dornen be
waffnet. die. mit Schlingpflanzen ver
wachsen, zum Theil für Menschen un
durchdringlich sind. Dort hinein hatte
sich also der Löwe mit der schweren
Falle, die mit Kette und Anker gut
ihre 40 Pfund oder darüber wiegt, ver
steckt. Die breite Spur, die die Falle
zurückgelassen, war deutlich erkennbar.
Wir glaubten unseren Kibodo nicht
weit, der große Anker mußte ja bald
seiner Flucht ein Ziel setzen.
Wir hatten aber die Riesenkraft
dieses Löwen zu gering eingeschätzt.
rf.n.: A..:r. I
V9iuauu;iDUc yuiitu um rittigr
chwarze mit Hauineffcrn Mit, die uns
durch die dornen einen Mg yauen
mutzten. k?afl dreiviertel stunden ver l
gingen, bis wir endlich den Löwen
fest hatten, der. wie man deutlich sah.
mit einer Hinterpranke in der Falle saß
und sich wuthschnaubend gegen uns
wandle.
ES war ein wunderschöner alter
Bursche, wie er die Ruthe kerzengerade
erhob und mit weitgeöffnetem Rachen
einen Laut vernehmen ließ, der wohl
geeignet war. selbst sonst nicht furcht
same Seelen erbeben zu machen.
Leider war die erste Patrone ein
Versager, so daß ich wohl aus Aerger
drüber, obgleich in geringerer Entfer
nung, den nach len fecmife n mt out an
brachte. Erst nach dem zweiten Schuß
brach er zusammen.
Mein erster Blick war. als ick iu
dem verendeten Riesen hinging, auf die
Pranken. Ich fand sie nverlcbrt und
rief enttäuscht: Es ist ja gar nicht
Kibodo!" Ich hatte aber die in der
Falle sitzende Pranke nicht genau an
gesehen, eine nähere Untersuchung der.
selben ergab dann, daß daran drei
Zehen fehlten, eben die. die ick seit dem
18. Juli besaß. ES war also Kibodo.
und so hatte sich wirklich mein SOrz.
wort erfüllt, das ich oft gesagt: ,Ki
bodo soll mir mit derselben Pranke.
mit welcher er meine Falle am 9. Juni
verloren yal. die e auch bezahlen
Kidodo war ein mäcktiaes ?bier.
seine Gesammtlänge betrug 261 Zenti
mcier uno icine cyulterhöhe 104 Zen
timcler. Er war Io Ickwer. dak ibn
nur mit Mühe je 6 Personen, die sich
öfter abwechselten, tragen konnten.
er Weg mit dem Löwen bis zu
meinem Hause war ein wabrer Tri
mphzug. Tausende von Negern.
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Arabern und Beludschcn, Männer und
Weiber, waren zusammengeströmt und
folgten dem .verendeten Könia der
Thiere auf seinem letzten Gange. Ein
Freudcngeschrei und Gejauchze erfüllte
die Luft, wie ich eS hier felbst bei den
größten Freudenausbrüchen nock nie
mals erlebt habe. Wenn man aber
bedenkt, daß dieser Löwe i z Jahre der
cyrcaen oer mengen Gegend war.
dak er in dieser Zeit mindestens 300
Perioncn gelobtet hat. so begreift man
diesen aus tiefstem Herzensgrund aus-
strömenden Jubel nur zu wohl, sowie
den überschwänglichen Dank, den ich
von einer Bevölkerung emvfina. hie
durch mangelhafte Waffen und Woh-
nungen o wenig gegen die Mordluft
einer loicyen Mine ge chllkt ist.
AIs Kibodo abgestreift wurde, fan-
iW f. Y. , . -
ocn jitu mcyrcre ugeln in feinem
Leibe, die aus den Donnerbüchsen der
schwarzen -herrührten: unter Anderem
ein Bolzen von vier Eentimeter Länge
und fünf Eentimeter Umfana. Eine
Kugel fand ich im Kopf dicht unter der
Zunge. Alle die e Ge ckosse batten
ihm aber nicht das Geringste gethan,
ja man sah nicht einmal mehr die Nar
den der dadurch verursachten Wunden.
Der Löwe war so feist, dak die Ein
geborenen ganze Speckschwarten ab
schnitten, um sie als Mittel gegen gich
tische Beschwerden zu benutzen.
Am Abend beö bedeutsamen Tages
war unter den Schwarzen eine allge
meine Bezechthcit. Ucberall gab 'es
Pombe" und Tembo" (Hirsebrei
und Palmwein), und der neuen Krei
heit sich erfreuend, waren die Leute bei
dem schönen Mondschein bis tief in die
Nacht draußen vor ihren Hütten.
Waldmannsholl!
DaS Bermöge im Schreibtisch.
Ein Gewerbetreibender in Walters-
Hausen in Thüringen hatte durch
Gclcgenheitskauf in Gotha einen
Schreibtisch erstanden. Er ließ ihn
durch seine Leute mittels Handwagens
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Wenige Stunden dar-
auf kam die Verkäuferin, eine den
besseren Stünden der Residenz anae-
hörige Dame, in höchster Aufregung zu
dem Käufer nach Waltershaufen und
fragte, ob er den Schreibtisch schon
geöffnet habe, es befände sich ihr ganzes
Vermögen darin. Der Mann konnte
die Frage verneinen, der Schreibtisch
war noch nicht geöffnet morden. S)h
Dame öffnete nun vor den Aun d3
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Craojer be E-chrcivt!,chcs ausräumen
T"' .?te aber das Geheimfach
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F.'" ? m war der Schreib-
händigt morden. Die Dame reiste dann
im glücklichen Besitz ihres Geldes wieder
"V ' " " uu9fle-
nach Gotha zurück.
Rasernenizofblüthen.
Na, Meier, Sie sind wirklich schon
Ele-fant terrikle"!"
ein
Schultze. Sie machen ia
Jammervifage, wie ein Igel, der eine
Glatze kriegt!"
Mensch, stellen Sie sich ja nie neben
ein ameel. man hält Euch sonst für
Zwillinge!"
Moderne Variante.
Es ist kein HäuSlciil fo klein
Es ift ein Fahrrad darein.
Die Swdenttn.
Du findest jenes Professors Vortraa
f.t j. .t . r ' " n
cr nierkMNIk
Studentin: Natürlich, ein Nar
trag, der unter solch' wundervollem
-qnurrvart hervorquillt!"
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