Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, February 01, 1900, Image 9

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(5ejfali.cn 3uirelen.
izhlu von Paul i 1 1 x a t b t.
Im Kronprinzen Hotel in W.
limfckjte eine ungeheure Ansrcaung
Ein Ticd halte sich in da? Zimmer der
Kattin dcZ amerikanischen Millionärs
Ctruberg geschlichen und ein kostbares
Smaragdcolller gestohlen.
ES ist bei allcdem noch ein Glück,
daß der Spitzbube nur das auf dem
Tisch liegende Halsband nahm und
nicht den Echreibtisch erbrach, in wel
chem ich meine sämmtlichen Schmuck
sachen aufbewahre." sagte die Ameri
kanerin zur Baronin Von Rothhausen,
ihrer Nachbarin an der table d'liote.
.Ich wüßte nicht. waS ich da anaefan
gen hatte. So aber kann man sich über
die Sache eher hinweasckcn'.
.Sie scheinen den Perlust ziemlich
leimt zu nehmen, bemerkte die Ba
ronin. Wenn mir so etwas passtrt
wäre ich würde außer mir gerathen!'
.Ja. Ihre Juwelen find auch mei
fienS Jamilietterbstücke," entgegnete
Frau Struberg. .Tie meinigen da
gegen find Geschenke meine? Gatten,
die er mir nach und nach kaufte, seit er
ein groszeS vermögen erworben hat
Wenn ich eine Von ihnen Verliere, so
würde er mir eben ein neueS kaufen.
Ein solcher Verlust ist also immerhin
zu ersetzen. Gleichwohl hoffe ich, daS
verlorene Collier wieder zu bekommen.
Man sagt, die deutschen Geheimpolizisten
seien anker t ae chiat in olchen ten
ti ' ta ttii4f rtti(4i Crr
j ujwu jtimtu w i. VV4
f 23attrn?" wandte sie sich an den elegan
kmvt iiirtdtt iSvn Xr SS tT
Ifcll JlllllWI yiltU; VW UVVtil VVV V
tonnt sasz.
.Ich glaube ja." versetzte dieser
leichthin.
.Mein Neffe ist heute ein wenig ux-
streut," flüsterte die Baronin ihrer
Nachbarin zu. Er erwartet nämlich
die Ankunft seiner Mutter, welche in
Begleitung seiner Braut täglich eintref
fen kann!" '
.Ah!" murmelte Frau Struberg
überrascht. .DaS ist in der That
interessant. Ist die junge Dame
hübsch?"
.Sehr schön sogar! Diese Liebes
schichte kommt mir wie ein kleiner Ro
man vor. Mein Neffe lernte Fräulein
von Gchönfeld auf einem Balle kennen
und verliebte sich auf den ersten Blick
in sie. Die einzige Unannehmlichkeit
bei der Sache ist, daß sie kein Vermö
aen besitzt."
.Aber Baron Schwarzenberg ist doch
reich ?"
.Nun ja. daS ist allerdings wahr,
Er hat außerdem eine sehr große Erb'
schaft von seinem Onkel zu erwarten.'
.Nun also, dann sehe ich wirklich
nichts Unangenehmes bei dieser Berblw
düng," versetzte die Amerikanerin er
staunt. .Er besitzt dann doch Reiche
tbum aenua für Beide."
Die Baronin lächelte fein. Sie hatte
über Geldangelegenheiten so ihre eige
nen Ansichten.
.Ich wünsche Ihnen von Herzen, daß
Sie Ihr Collier wieder erhalten." sagte
sie freundlich, als sie von der Tafel
aufstand.
Leider erschien sie an demselben
Abend nicht im Spielzimmer zur
aroken Enttäuschung einiger Hotelgäste.
mit denen sie allabendlich Whist oder
Sckach zu spielen pflegte. Man lang
weilte sich schrecklich ohne sie und wußte
nicht, was mit der Zeit zu beginnen.
Besonders Frau Struderg vermißte die
vornehme, liebenswürdige Frau.
Allmählich verbreitete sich daS Ge
rückt, dak auch bei der Baronin gestoh
' len worden sei und diese bestätigte es
am nächsten Morgen denn auch. ES
war ihr ein kostbarer Diamantring ab
banden gekommen. Sie war ganz un
tröstlich über diesen Verlust. Frau
Struberg suchte sie zu trösten und tx
kundiate sich eingehend nach den Em
zelheiten, und wann sie den Diebstahl
entdeckt habe.
.Mein Kammermädchen entdeckte daS
Fehlen deS RingeS. als sie meine Sachen
ordnete. Das ge,qay rurze Im, naco
dem ich hinunntergegangen war. Li
fette behauptet mit größter Entschieden
heit. es habe keine Menschenseele das
Zimmer betreten in der Zeit, bis ich
wieder heraufkam. Nur mein Neffe ist
einen Augenblick eingetreten und hat
nack mir gefragt."
Die Nachricht von diesem zweiten
Diebstahl rief eine noch größere Aus:
reauna in dem renommirten Hotel her
vor. Die Geschichte kam in die Zeitun-
gen. der Hotelbesitzer rang in größter
Verzweiflung die Hände.
-Set) bin ruinirt ich bin ruinirt!"
jammerte er in Einem fort. .Jetzt
beginnt erst die Saison kem Mensch
wird in mein Hotel kommen!" ,
Die Polizei nahm die Angelegenheit
sofort irr die Hände, aber ohne Erfolg.
Trotz größten Eifers vermochte sie keine
Spur des Diebes zu entdecken. Ba
ronin Rothhausen und Frau Struberg
gaben die Hoffnung auf. ihr Eigen
thum je zurück zu erlangen. Die Letz,
kere setzte sich schneller üb.'r den Verlust
hinweg, sie zuckte die Achseln und ergab
sich in ihr Schicksal, wogegen die Ba.
ronin sich zu diesem philosophischen
Standpunkt nicht aufschwingen konnte.
Sie schloß sich in ihr Zimmer ein und
war für Niemanden zugänglich, als
für Frau Sttuberg. mit der sie sich
innig angefreundet hatte, um so mehr,
als sie Leidensgefährtinnen waren.
Der junge Baron ging fchmermüthig
und zerstreut einher. Seine Mutter
und Fräulein von Schönfeld waren
noch immer nicht eingetroffen. Die
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Del
Jahrgang 20.
Baronin theilte Frau Struberg mit.
die Damen hätten ihre Absicht geändert
und kämen nicht erst nach W.. sondern
sie wollten direct nach Rom fahren,
wohin sie und ihr Neffe in acht Tagen
folgen würden.
In welchem Hotel gedenken Sie ab
zusteigen?" fragte Frau Struberg.
.Im Hotel Marina!"
.Ich hoffe, dann sehen wir uns
bald wieder. Mein Mann kommt in
einigen Tagen hierher, und wir beab
sichtigen ebenfalls nach Rom zu
reisen," sagte die Amerikanerin. .Ich
will froh fein, wenn ich hier fort bin.
Denn sowohl der Wirth, wie der Kell
ner und . sämmtliche Dienstboten im
Hotel sind jetzt so mürrisch wie mög.
lich zu mir. Ich kann doch wahrhaf
tig nichts dafür, daß gerade ich in die.
sein Hotel destohlen worden bin."
Schon am nächsten Tag kam Herr
Struberg an. Das Ehepaar reiste noch
an demselben Tage ad. Batd daraus
verließen auch Baron Rothhausen und
ihr Neffe W.
An dem Tage, an welchem die Ba
ronin und ihr Neffe im Hotel Marina
anlangten, fand daselbst ein großer
Ball statt. Die erste Bekannte, welche
ihnen begegnete, war Frau Struberg.
Die Damen begrüßten sich mit herz,
licher Freude.
Hoffentlich , nehmen ?ie an dem
heutigen Feste theil." bemerkte die
Amerikanerin in bittendem Tone.
.Ich bin zu alt für derartige Ver
gnügungen." entgegnete die Baronin.
Sollten iedocv mein wne uno max
lein von Schönfeld kommen, so werde
ich mich ihnen anschließen."
Ich habe leider vergeblich im Frem
denbuch die Namen Schwarzenberg und
Schön eld ae ucht ." hei Frau östru
berg ein. Die Damen wohnen nicht
in unserem Hotel?"
.Nein, man empfahl ihnen ein an
dereS; eS gefällt ihnen dort zedoch nicht.
und sie wollen hierher über nedetn, nach
dem ich sie dringend darum gebeten
habe. In einer Stunde schon können
sie da sein."
3ch freue mich herzlich daraus, oie
Damen kennen zu lernen," versetzte die
Amerikanerin. Doch nun muß ich
eilen. Ich habe noch eine Menge Vov
bereitunaen für den heutigen Abend zu
treffen. , Ich will mich heute einmal
schön machen! Also auf Wiedersehen
beute Abend!"
Sie erschien am Aveno m einer
wunderbar exquisiten Toilette, die einer
Fürstin würdig gewesen wäre. Mit
der liebenswürdigen klnsachyett, die
ihr ganzes Wesen auszeichnete, ließ sie
sich neben der bereits anwesenden a
ronin nieder.
Nach einer Weile, nachdem sie die
Tanzenden aufmerksam gemustert.
kaate sie:
bren NeNen eye im rnoui, iieoe
Baronin, aber wo ist seine Braut? Es
sind so viele schöne junge Damen hier
Himmel
S e stockte plötzlich und nie einen
leisen Schrei aus.
WaS ist Ihnen?" fragte die aro,
nin erschrocken.
Die Amerikanerin antwortete nicht.
sondern starrte unverwandt aus ein
junges, schönes Mädchen, welches so
eben auf Beide zukam.
Ah. hier kommt Mary." sagte die
Baronin erfreut. Kommen Sie. Ue
des Kind, ich möchte Sie Frau Strw
berg vorstellen "
Das hastiae Aus wringen der eßw
rcn vervlnvene ne am Weneripreqen.
Entschuldigen Sie." rief Frau
Struberg im höchsten Grade erregt.
aber wo haben Sie dies Collier petr
Fräulein von Schönfeld blickte ,n
sprachlosem Erstaunen auf die mit
allen Zeichen sleveryaslener Erregung
dastehende Dame. Sie wußte nicht.
was sie von ihrem seltsamen Gebühren
denken sollte.
Es ist mein Collier! Mem bma-
ftagdhalsband!" rief diese plötzlich.
Ich würde es unter .ausenoen her.
ausfinden!"
Was wollen Sie mit Ihren Wor.
ten sagen. Frau Struberg?" fragte
die Baronin in eisigem Tone mit
drohend blitzenden Augen.
Das Fräulein hier trügt mein
Halsband, das mir in W. im Hotel
gestohlen wurde!" rief diese außer sich.
Inzwischen hatten sieg einige ocr
Gaste um die drei Damen versammelt
und hörten mit gespannter Aufmerk.
amkeit den Worten der Erregten zu.
.Zöie dürfen Sie es nur wagen.
eine solche Anschuldigung zu äußern!"
brauste Baronin Rothhausen entrüstet
auf. Kommen Sie, Mary. Laffen
Sie uns gehen!" ,
Sie hatte sich erhoben, die junge
Dame an der Hand gefaßt und wollte
mit ihr den Saal verlassen. Doch
plötzlich erbleichte sie jäh. schleuderte
Marys Hand von sich. und. einen
jAAr
i; INI II II
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Beilage zum Nebraska Staats-Anzeiger.
leisen Schreckensruf ausftoßcnd, trat
sie entsetzt von dem jungen Mädchen
zurück.
.Was ist geschehen?" fragten meh
rere Stimmen zugleich.
.Mein Ring!" ächzte die Baronin,
aller Fassung beraubt. Wo haben
Sie den Ring her?" herrschte sie Mari
zornig an.
Fräulein von Schönfeld blickte rath
los und wie hilfeflehend auf alle die
neugierigen Gesichter um sie her, dann
brach sie in bitterliches Weinen aus.
.Robert hat mir Beides ge
schenkt!" stammelte sie abgebrochen.
Mein Neffe!" stieß die Baronin,
roth im Gesicht vor Zorn, athemlos
hervor. ...Unmöglich!"
Inzwischen war auch die Mutter des
Barons, die alte ehrwürdige Baro
nin Schmarzenberg. herangekommen
Schnell an Marys Seite tretend, legte
sie wie schützend den Arm um die
bebende Gestalt.
.WaS ist geschehen?" fragte sie
angstvoll, mit fragenden Blicken um
sich schauend.
Fräulein von Schönfeld hägt ge
stohlcne Juwelen," antwortete Frau
Struberg schnell, .und behauptet, B
ron Schwarzenberg habe sie ihr ge
schenkt!"
.Wo ist Robert? Mein Gott, wo ist
er nur?" stöhnte das junge Mädchen
verzweifelt. Warum kommt er nicht
warum beschützt er mich nicht gegen
solche empörende Beleidigungen?"
Der Herr Baron war soeben noch
im Saal." bemerkte einer der um.
stehenden Herren. Soll ich ihn auf
suchen?"
Warten Sie!" sagte die alte Ba
ronin hastig, und es lag ein so gren
zenloser Jammer, eine so unendliche
Trauer in ihrem ganzen Wesen, daß
Jeder unwillkürlich Mitleid mit ihr
empfand. Die Meisten zogen sich bis
kret zurück.
Fräulein von Schönfeld hat die
Wahrheit gesagt," sprach die alte
Dame erschüttert. Mein Sohn hat ihr
die Schmucksachen geschenkt und sie ge
beten, dieselben heute Abend zu tragen.
Ich war der se ien ueoerzeugung, er
habe sie von Paris mitgebracht."
Ein Murmeln ungläubigen Stau
nens lief durch die Umstehenden. Die
alte Dame fuhr mit thränenerftickter
Summe fort:
Mein unglückliches Kind leidet
an Kleptomanie!"
Robert an Kleptomanie!" unter
brach Baronin Rothhausen entsetzt ihre
Schwägerin. Und warum hast Du
mir und meinem Manne das nicht
längst gesagt? Warum hast Du das all'
die Jahre hindurch verheimlicht?"
Weil weil ich mich so furcht
bar schämte!" stammelte die greise Ba
ronin gebrochen. Und weil ich immer
hoffte, er werde mit der Zeit von dem
schrecklichen Uebel geheilt werden. Wie
Aerzte machten mir große Hoffnung.
und in den letzten zwei Jahren ist nicht
ein einziger Fall vorgekommen, daß er
so glaubte ich nicht diese Schwäche
überwunden habe."
Ich glaube kein Wort kein Wort
davon!" rief die Baronm Rothhausen
Hier kommt Robert ! Laß ihn selber
sprechen!"
Hast Du dies Halsband gestohlen?"
yerrscyie sie lyn vor allen einen in
strengem Tone an, als der junge Mann
näher trat.
Dieser blickte sie wie geistesabwesend
an und schwieg.
Lieber Robert, sagte seine Mutter
in meldem Tone, sage es mir: Wo
hast Du das Halsband her, das Du
Mary schenktest?"
Ich nahm es aus einem Kasten, den
ich auf dem Tische in einem Zimmer in
W. fand ich glaube, es war in dem
Hotel, wo wir wohnten," antwortete er
ohne Zögern.
Dann blickte er erstaunt um sich.
und. als er alle die betroffenen Gesichter
sah. deren Augen unverwandt auf ihn
gerichtet waren, als er das schmerzlich
zuckende Gesicht seiner alten Mutter und
Mary s entsetzte Blicke gewahrte da
ging ein seltsames Zucken über seine
Züge, und wie ein kleiner gescholtener
Schulbube erhob er die Hände zu seiner
Mutter und sagte mit zitternden Lip
pen: Ich will 3 nicht wieder thun, es
thut mir sehr, sehr leid, liebe Mutter!"
Die kleine Gruppe zog sich in ein
Nebenzimmer zurück.
2i3tmn nahmst Tu meinen Rina?"
fragte Baronin Rothhausen ihren Nef
fen.
Eines Tages, als ich in Dein Zim
mer trat, um Dich zum Diner abzu.
holen. Lisette sagte mir, sie wolle
nachsehen, ob Du im Salon wärst.
Als sie ging, sah ich den Ring und
steckte ihn in die Tasche."
Du hörtest, wie alle Leute im Hotel
von dem Diebstahl sprechen und rühr
test Dich nicht? Weshalb gabst Tu mir
da den Ring nicht zurück?"
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Der Baron schwieg und zeichnete
nachdenklich mit dem Fuße Figuren
aus dem Fußboden. Mit einer unge
duldigen Bewegung wandte ihm seine
Tante den Rücken und verließ das
Zimmer.
Frau Struberg hatte sich während
dessen in höflichen Entschuldigungen
gegen Fräulein von -chönfeld ergan
gen, jedoch das junge Mädchen war zu
erregt, um aus ihre Worte zu achten.
Führen Sie mich fort von hier,
bat sie die alte Baronin. Ich möchte
'auf mein Zimmer."
Sie gingen, der Baron folgte ihnen
Der Ball nahm seinen Fortgang, aber
daS soeben Vorgefallene beschäftigte
aller Interesse so sehr, da man kaum
von etwas Anderem sprach.
Am nächsten Morgen verbreitete sich
das Gerücht, Fräulein von Schönfeld
habe ihre Verlobung mit dem Baron
von Schwarzenberg gelöst und wolle
Rom noch heute verlassen. Nichts könne
sie bewegen, den Baron nach der gestri
gen Enthüllung noch zu heirathen, tx
klärte sie auf die Bitten des Barons
und die heißen Thränen seiner Unglück
lichen Mutter.
Gerade in dem Augenblick, 'da sie,
zur Abreise gerüstet, im Begriff stand,
daS Hotel zu verlassen, stürzte der alte
Kammerdiener des Barons in die Por
tierloge und fragte athemlos nach der
Adresse emeS Arztes. Auf Befragen
erzählte er in fliegender Hast, der junge
Baron habe sich soeben eine Kugel in
den Kopf gejagt.
Fräulein von Schönfeld taumelte jäh
zurück und stieß einen Schrei riefen
Wehs auS dann wandte sie sich schnell
um und eilte die Treppe wieder hinauf
Baron Schwarzenberg schwebte einige
Tage zwischen Leben und Tod, wurde
jedoch. Dank den Bemühungen des sehr
tüchtigen Arztes und der aufopfernden
Pflege Marus gerettet. Und durch die
Wunde im Gehirn fand er auch H
lung von dem schrecklichen Uebel, das so
viel Unheil über ihn gebracht.
Die Aerzte schrieben die Heilung von
der traurigen Schwäche der schweren
Nervenzerrüttung zu, die er .bei seinem
Selbstmordversuch davongetragen und
der Operation, welche an ihm vorge
nommen werden mußte, um die Revol
verkugel zu entfernen. Mag dem sein,
wie ihm wolle, Baron Schmarzenberg
hat nie wieder einen Rückfall seiner
unglücklichen Schwäche gehabt, und
nach Verlauf von anderthalb Jahren
wurde Mary von Schönfeld sein ,
liebtes Weib. Ihre treue aufopfernde
Liebe hatte über sie und ihn gesiegt.
' Sparsame Monarchen.
Sparsame Monarchen! Zwei Worte.
die für gewöhnliche Sterbliche wohl nur
schlecht in eine verträgliche Harmonie
zu bringen sind, denn wer möchte ohne
weiteres glauben, daß ein Monarch.
dessen Einkünfte nach Millionen zählen.
gleich dem Burger und guten HauS
dater ein sparsamer, Einnahmen und
Ausgaben berechnender Mann sein
kann! Und doch ist dem so. Nein, das
ist mir zu kostspielig, diesen Luxus kön'
nen wir uns nicht erlauben!" pflegt
Kaiser Wilhelm 11. zu sagen, wenn
ihm ein Kaufangebot gemacht wird.
das nach feiner Ansicht mit dem Budget
semeS Privatvermögens nicht in Em
liang zu ringen ist. und wie genau
Kaiser Wilhelm II. in feinem Haus
halt rechnet, geht daraus hervor, daß
für außergewöhnliche Ausgaben, die
einen gewissen Betrag übersteigen, zu
vor die besondere Genehmigung des
Kaisers eingeholt werden muß.
Im Hause des Kaisers spielt die
Zahl überhaupt eine große Rolle.
Jedem Mparlement ist eine genaue
Summe für Ausgaben zugewiesen.
Mit dieser muß einfach gerechnet wer
den. Der Betrag ist nicht allzu knapp,
aber auch nicht übermäßig opulent oder
gar verschwenderisch hoch; und es ist
richtig, daß eS in Europa ungekrönte
Fürsten, vielleicht auch berühmte Geld
aristokraten giebt, die im Verhältniß
wohlgemerkt im Verhältniß größere
Summen für die häuslichen Aufwen
düngen auswerfen. Bei diesen Be
rechnungeu fallen natürlich bei Hofe
diejenigen Positionen fort, die unter
die Rubrik: Repräsentation" gehören,
denn hier steht der deutsche Kaiserhof
obenan, j
Bckaniü ist, daß Kaiser Wil.
belm I. das Muster eines sparsamen
Monarchen war, der wie jeder bürger-
llche Hausvater Einnahmen und Aus.
gaben in strengste Harmonie brachte.
Eine kleine Anekdote aus dem Leben
des Monarchen ist hierfür bezeichnend.
Als dem Kronprinzen Friedrich
unserm Fritz" das erste Kind, der
jetzige Kaiser Wilhelm geboren wurde,
ließ der hochbeglückte Großvater den
Hofjüwelier I. kommen, um für seine'
Schmiegertochter, die Frau Kronprin
zessin, ein Geschenk zu wählen. Der
"8
1
o
No. 37.
Hafiuwelier legte eine Anzahl der
schönsten Schmuckqegenstände zur Aus
wähl vor. Der König fragte nach dem
Preise verschiedener Stücke. Als der
Juwelier für einige Stücke 50-60,000
Thaler forderte, legte der Monarch
ruhig die Tchmuckgegenstände zurück
und sagte lächelnd: Nein, nein, lieber
v..'die tücke sind sehr hübsch, ge
schmackvoll, aber für mich zu theuer.
Wenn ich meiner Frau Schiviegertochter
beim ersten Kind einen Schmuck für
t0,000 Thaler verehre und es kommen
noch sechs Kinder nach--derechiien Sie,
was mich der Familienzuwachs dann
kostet ein großes Vermögen. Nein,
nein, das können wir nicht. Nehmen
Sie Ihre hübschen Sachen nur mit und
bringen Äie mir weniger kostspielige.
Meine Frau Schwiegertochter verlangt
so riesig heuere Gegenstände gar
nicht." Und der König mahlte einen
minder kostspieligen Schmuck für die
Frau Kronprinzessin. Wilhelm I. war
auch als Kaiser nicht nur im eigenen
Hause, sondern in allem sparsam. Ufr
zähliqe Züge aus dem Leben des
Monarchen geben Zeugniß davon.
Und doch kann Niemand behaupten.
daß die Sparsamkeit deS Monarchen
übertrieben war, daß sie etwa an Geiz
streifte, ks giebt eben einen Unter
schied auch in der Sparsamkeit. Man
kann ein sparsamer Mensch und braucht
doch nicht geizig zu sein. Man kann
einen großen Aufwand machen und
braucht deshalb doch kein Verschwender
zu sein. Der Aufwand ist oft noth
wendig und durch Umstände geboten;
die Verschwendung nie. Kaiser Wil.
Helm I. war z. B., wo die Repräsenta.
tion, die Mildthätigkeit in Betracht
kam, nichts weniger als sparsam, jedoch
haßte er alle überflüssigen Ausgaben,
die Niemand zu gute kamen. Die An
spruchlosigkeit, die Kaiser Wilhelm I. in
Bezug auf seine Person eigen war, ist
bekannt. Er ging aber wieder nie so
weit, diese seinen Nachkommen oder
andern als Muster vorzuschreiben.
Früher hieß es allgemein: der preußi
sche Hof sei der sparsamste. , So sprechen
aber nur diejenigen, die den Haushalt,
den Sparsamkeitssinn der englischen
Königin nicht, ' kennen. Königin
Victoria hat eine eigene Art, sparsam
zu sein, und legt daher auch am meisten.
zurück. Sie bat zuerst alle Hoffestllch
leiten, bei denen die Privatschatulle in
Mitleidenschaft gezogen wird, derart
beschränkt, daß nur noch diejenigen
übrig geblieben sind, welche im Inte
resse des Ansehens des Staates oder der
Repräsentation erfolgen;, aber die
Kosten dieser Hoffestlichkelten bezahlt
der 'kaat. Alls die Beschwerde der
Kaufleute, welche unter dieser Be.
schrünkung litten, hatte man, u. A. auf
das hohe Alter der Königin hingewie.
fen. Sie lebe lange, gewiß, wir wün
schen es, aber bei der Gefchäftslosigkeit,
die infolge der Absage aller Hoffestlich
leiten in gewissen Artikeln herrscht,
werden die Kaufleute ein um so kürze
res Leben haben." hatte damals der
Wortführer der ehrsamen Gilde der
Handelsleute aus der City geantwor
tet. Die Beschwerde wurde in den
nächsten Jahren wiederholt, freilich
vergeblich.
Das Altre, und immer das Alter
der Königin," schrieb man. Aber
der Prinz von Wales ist doch jünger
die Prinzessin!" Du lieber Gott, die
Prinzessin von Wales die noch spar.
famer! Die Zukunftskönigin des briti.
schen Reiches kennt keinen Putz, kennt
keinen Aufwand, kennt keine Repräsen
tation, und ginge es nach ihr, existirte
überhaupt kein Luxus in der Toilette,
keine Saisonmoden und kein Aufwand.
Alles einfach, alles glatt und schlicht.
Dunkele glatte l'ailoi- made"
Kleider ohne Aufputz sind bei
der Prinzessin von Wales an der
Tagesordnung. Im Hause berechnet
die Prinzessin eigenhändig natürlich
nur zum Zeitvertreib wie die Nahe.
stehenden lächelnd erzählen genau mit
ihrem Privgtsecretär die Einnahmen
und Ausgaben. Sie hält auch darin
soweit ihre Ausgaben in Betracht
kommen auf peinlichste Ordnung,
denn in Bezug auf Cassa hat die Prin
zessin ihr eigenes Conto getrennt von
dem des Prinzen, der früher zu den
Verschwenderischsten gehörte. Früher!
Die Zeit hat auch hierin Wandel ae
schaffen, denn der Prinz ist. wenn auch
niifit rtii ftn fitntttn lfnrlvtft fM
..Ms VV Vt.V VI4.ll HVVtmtUVil V(-
rechnend geworden, jedoch gegen früher
von einer bewundernswerthen eigen
artigen Sparsamkeit. Der Prinz spielt
auch nicht mehr so leidenschaftlich.
Die einzige Verschwendung der Vrin.
zessin von WaleS wenn man eine
Liedhaberbet so nennen darf ist ihr
Aufwand in Spitzen; das heißt, wenn
wir das Wort Aufwand gebrauchen, so
ollen damit nur die theuren Ankäufe
gemeint sein, denn die Prinzessin trügt
die wenigsten der alten echten Spitzen,
die sie um schweres Geld ankauft. Die
Prinzessin begnügt sich mit dem glück
lichen BcwizßZscin. die theuersten Stücke
zu besitzen. Eine Besichtigung von
.'Zeit zu Ztit. und die Schränke, welche
die Sä.atzc bewahren, bleiben wieder
für Monate geschlossen. EZ wird viel
leicht mar,t Leserin interessiren zu
wissen, daß die Prinzessin von WaleS
jüngst einen eigenen Vertrauensmann
nach Amsterdam sandte, weil da im
Besitz einer Familie ein Tuch aus echten
Spitzen sich befand, das älteste Muster,
das überhaupt bekannt ist. Tiefes kleine
Spitzentuch kaufte die Prinzessin nach
einem Bericht um die Kleinigkeit von
Zl.'.00.
Ter i t a l i e n i s ch e Hof ist spar
sam sehr sparsam. So vergnügt
und theilmeise verschwenderisch eS am
Hofe König Victor EmanuelS herging,
so ernst una sparsam ist man z. B. am
Hofe König Humbcrls zu Rom und
Monza. Tiefer ernste Grundzug deS
ganzen königlichen HaufcS einschließlich
deS Hofstaates stammt von der Königin
Margherita. und die Sparsamkeit von
der einflußreichsten Hofdame der Kö
nigin. der Marquise Villamarina
Montereno. Diese Dame, der Schrecken
aller Hoflieferanten und Kaufleute, ist
die Seele im königlichen Haushalt,
und der schaffende, nie ruhende Geist,
dem sich alles beugt und beugen muß.
Sie verstand es sogar, die jugendliche
Gemahlin des Kronprinzen Victor
Emanuel, welche ebenfalls sehr sparsam
ist und diese Eigenschaft am römischen
Hofe belhäthigen wollte, nach dieser
Richtung aus dem Sattel zu heben.
Und das will meinte die Hofgefell
schaft viel sagen. Die vom italieni
schen Hofe veranstalteten Vergnügungen
find so spärlich und so sehr allen Luxus'
entkleidet, daß auch hier die Kaufleute
darüber laut Beschwerde führten, denn
allzu sparsame Regenten sind der Ruin
der Luxushändler.
Der österreichische Hof hat
seit Jahrzehnten den Aufwand abge
streift. Kaiser Franz Josef gehört jetzt
zu den sparsamen Monarchen. Es
fehlt an seinem Hofe seit Jahren eben
falls das jugendliche Element. Der
Luxus der Höfe, wie er einstens'
namentlich in Frankreich geherrscht, ist
fast ganz verschwunden; die Periode der
Sparsamkeit hat sich in prunkenden
Monumentalbauten in den Palästen
der Monarchen einen Platz errungen.
Sie fühlt sich wohl in den prächtigen
Sälen, und deshalb dürfte sie noch
lange Zeit dort zu finden sein.
Hak biS i den Tod.
Ein abstoßendes Beispiel von uner
sättlicher Rachsucht trug sich einst in
Neapel zu.
Die iunge Grünn Glu eppina Navo
dani lag im Sterben und als letzten
Wunsch bezeichnete sie ibren umfteben
den .Verwandten die Absicht, sich noch
auf dem Sterbebette mit ihrer gleich
alterigen Base Concetta Vaja zu der
söhnen, um so einem tiefempfundenen
Herzensbedürsnik zu entsvrecken. Mit
dieser hatte sie ihr Leben lang in bitter
n . r i r r i . .
ner semoscyksl gelevt. denn Concetta
war schöner als die Gräfin. Es dauerte
nur wenige Minuten, als Concetta
tiefgerührt zur Stelle war. Die Ster
bende schloß sie unter bereuenden Wor
ten in die Arme, aber mit einer blök
lichen Bewegung biß sie ihr die 'halbe
Nase ab. Nur m,t Mühe vermochte
man der Sterbenden ihr unglückliches
Opfer zu entreißen. Sie sckien e in'
ihrer Rache darauf abgesehen zuhaben.
lorer mmom oas aanze vienctit ,u r.
fleischen. Als man die Verwandte fort-
brachte, sagte die Todtkranke: Jetzt
sterbe ich zufrieden " Weniae Minuten
darauf verschied sie.
Sin furchtbar eftändniß.
Ueber einen aufregenden Nni-saN W
richtet der Simvlicissimus" wie fnlnt-
Eines Tages überaab ffrau Sckul
ihrem Mann einen Rris mit w Hin
ihn erst zu öffnen, wenn er auf dem
ureau wäre.
Ein wttlirt fllWrslMit nnfim
Herr
Scvlill? dn Strips imW fi
r t- ivw Mtfiii.
tw - " hiiv wuv iuy tiuy
auf fein Bureau:, denn die Sache war
f m iiM a9 uC..-!Jf. m
eilig
114m rllvu uiiveyagiiai. rles
lautete so:
,?ih bin oenfltfiint ir mna m
sagen, was Dir großen Schmerz berei
ten wird. Es ist nicht meine Schuld.
aber Du mukt Alles mitw w
kommen mag. Die ganze letzte Woche
oave ich gewußt, daß dieser schwere
Augenblick kommen mutzte. Jetzt kön
nen meine Lippen es nicht mehr schwei
gen, und ich flehe Dich an, mir keinen
lillzu großen Vorwurf daraus zu
maben. snnd?rn ?, mntf ksk.
,lllv
vu wngiua mir mir gemeinsam
zu
trugen.
Der kalte Schweiß trat
Herrn
Vcyulze aus d,e Stirn. Er war
auf
das Furchtbarste gefaßt. Dann las er
melier:
Die Kohlen sind nämlich alle. Sei
so gut und bestelle sofort nach. Ich habe
Dich wobl lehnmnX tnmn v!..
aver Du hast es stets vergessen.
r- -.. v.tii llllllllll.
Da
mm preise icy Dir.
Diesmal vergaß Herr Schulze
nicht!
es
Unüberlegt.
Fräulein: Sagen Si,. ftrr Tn.
tor, wenn Sie mir jetzt einen Kuß rau
ven muroen. wäre das eine strafbare
Handlung?"
Alter unaaelelle i'BknnkN.
das heißt, wenn man mich nicht für
unzurcaznungssayig erklären würde!"