Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 11, 1900, Image 12

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    I
5 m j r t.
i;,i;ia8!i es d o l p h i'tc.iiii.
Ich Janr.tc den Rentier Frififcuian:!
früheren l'JatctialroaarenödnMer
vom -tammtisch vom Kaiser" her. In
war ein braver Steuerzahler, treuer
Unterthan, guter Gatte und Vater
fur ein Stammtischdesucher. wie es so
viele in den kleinen Städten Teutsch,
lund's gibt. Nur eines hatte er voraus
den Vielen, er war in seiner Jugend
ein paar Jahre in Amerika gewesen.
Öd er freiwillig nach Amerika oder un
freiwillig von seinem Vater infolge
dummer Streiche dorthin gegangen
war. weiß ich .nicht. Jedenfalls hatte
ihm sein Auftnthalt in Amerika nichts
geschadet, wenn er ihm auch nichts ge
nützt hatte erwar eben so ein Spicker,
wie die anderen Stammgäste im Kai
ser". Tas einzige, was er aus Amerika
mitgebracht hatte, und waS er noch
jetzt, nach vierzig Jahren, sein Eigen
nannte, waren vier englische Ausdrücke,
nämlich: "All nght, ies. .
Smart." Vorzüglich mit dem letzten
warf er förmlich um sich Herum. Der
deutsche Geschäftsmann sei ein Michel,
sagte er. der Amerikaner aber smart,
das Heißt gerissen, unternehmend, ge
wandt, und durch seine Smartneß er
werbe er riesige Reichthümer, während
der Deutsche höchstens wohlhabend
werde. Ich weiß nicht, ob Frischmann
so ein smarter Geschäftsmann gewesen
ist; reich war er. als ich ihn in seiner
Eigenschaft als Rentier kennen lernte,
und wenn er von der amerikanischen
Smartneß und deutschen Langsamkeit
sprach, konnte er sich furchtbar ereifern,
und viel fehlte nicht, so zankte er sich
jedesmal mit dem ganzen Stammtisch.
Seit einiger Zeit kam an den
Stammtisch, wenn auch nicht regel
mäßig, ein junger Mann, Konrad
Hammer, der bisher für ein Magde
burger Zuckerhaus gereist war und sich
nun in seinem Heimathstädtchen nieder
gelassen hatte. Da er sich nach Selbst
ständigkeit gesehnt, aber kein Betriebs
kapital in Händen hatte fein Bater
war Lehrer gewesen, und die Lehrer
hinterlassen selten etwas Anderes als
Bücher that er ein Agenturgeschäft
auf. Dazu brauchte er kein Geld.
Bei Hammer konnte man alles Mög
liche versichern sich und seine Ange
hörigen gegen Unfall und Tod, sein
Geld gegen Dicbstahl, sein Haus gegen
Feuer, seinen Garten gegen Hagel, sei
nen Hund gegen Rheumatismus, seine
Fensterscheiben gegen böswillige Bu
den er machte mit einem Wort
Alles". Ob er freilich dabei Reich
thümer erwarb, war zweifelhaft, denn
die Stadt war zu klein, und die meisten
Leute besaßen, wie ich, eine Abneigung
gegen das Versichern. Jedenfalls war
er aber unermüdlich thätig.
Das wäre nun so ein Mann nach
Frischmann's Herzen gewesen, denn
smarter als Hammer, mehr auf den
Beinen als er, konnte auch kein Ameri
ianer nicht sein. Aber merkwürdig.
Frischmann konnte ihn nicht so recht
leiden, sein Gesicht verfinsterte sich,
wenn Hammer sich dem Stammtische
näherte; er war direkt unfreundlich ge
gen den jungen Mann, und endlich
blieb dieser dem Stammtisch fern. Als
ich Frischmann gegenüber einmal die
Rede auf Hammer brachte, fragte er
mich ohne mit seiner Meinung her
auszugehen was ich von Hammer
halte. Ich erklärte ibm, mir scheine
Hammer ein netter Kerl und tüchtiger
Kaufmann zu sein, jedoch sei er etwas
zu zudringlich. Er winkte nur und
schwieg.
Damals verstand ich sein Betragen
nicht. Als ich aber in die Gunterstraße
gezogen und sein Nachbar geworden
war und nun auch in seiner Familie
verkehrte, verstand ich es. Frischmann
hatte eine hübsche was sage ich: hüb
fche? eine schöne Tochter, und Ham
mer hatte sich an die schöne Elly 'ran
geschlängclt. Die Mutter glücklich
wie alle Mütter, wenn die Tochter einen
Verehrer hat hatte das Verhältniß
begünstigt. Der Vater war dagegen
gewesen, weil Hammer weder etwas
war, noch etwas hatte, und hatte ihn
kalt lächclud abgewiesen, als er mit
Frack und weißen Handschuhen ange
schwirrt kam.
Als wir einmal auf Frischmanns
Veranda hinter einer Flasche Mosel
saßen, schüttete mir der alte Herr sein
Herz aus und klagte, daß ihm das fa
tale Verhältniß rechte Sorgen mache,
denn er vermuthe, daß Elly hinter sei
nem Rücken noch mit Hammer verkehre.
So geben Sie ihm doch Ihre Toch
ter!" rief ich; er ist doch so ein smar
ter Geschäftsmann, wie Sie sie gern
haben. Außerdem stammt er aus guter
Familie, und man kann ihm nichts
Böses nachreden."
All right, das stimmt Alles. Aber
smart ist er nicht, no, 110. Er ist nur
fleißig. Wenn er smart wäre, wissen
Sie. wenn erz. B. Sie versicherte, yes,
dann gäbe ich ihm doch das Mädel,
obgleich er arm wie eine Kirchenmaus
ist."
Er lachte dröhnend, und ich lachte
mit, denn mich versichern wollen, das
war gerade, als machte einer sich an
heischig, den Mond vom Himmel zu
holen. Lieber ließe ich mich todtschla
gen. Ich lachte also mit, aber das Ge
räusch, das hinter meinem Rücken ent
stand, hörte ich trotzdem. Ich wendete
mich schnell um und erblickte noch Elly,
wie sie eilig das anstoßende Zimmer
verließ. Der Purpurröthe ihres Ge
sich:cs ::cich zu schlich. b.'.''e sie AücZ
aehort.
Ich hatte die'e N::?erreöu!:g zanz
vergesse. wenigstens dachte ich nicht
mehr a:: s:e. als ich eines Morgens den
Tpllzicrgang antrat, den mir der Arjt
ircge:: meines Aithmas verordnet hatte,
und der mich einen wie alle Tage den
ziemlich steil ansteigenden Wea. nach der
Georgsbohe hinauf führte. Schon hatte
ich die Hälfte deS Weges zurückgelegt,
als von der Höhe herab ein Radfahrer
im schnellsten Tempo angeflitzt kam.
Ich trat zur Seite und schimpfte in
Gedanken auf den unvorsichtigen Wen
schen, der für und wider nichts, aus
purem Uebcrmuth. seine Knochen zu
Markte trug. Als er näher kam. sah
ich. oaß es Hammer war. Er fuhr so
sicher wie ein Professional, aber je mehr
er sich mir näherte, desto unsicherer
schien er zu werden. Er fuhr zuletzt
förmlich Zickzack; aber ich lehnte mich an
die Felsenwand und hoffte, er komme
trotzdem ohne Karambolage an mir
vorüber. Kaum hatte ich diese Hoff
nung gefaßt, fuhr er auch schon wieder
gerade aus, und ich wagte eS, die Fel
senwand zu verlassen und wieder auf
den Weg zu treten. Da. nur noch zwei
Meter von mir entfernt, hob er die
Hand an die Mütze, um zu grüßen,
das Vorderrad flog herum, er sprang
blitzschnell ab. ich aber .bekam einen hef
tigen Stoß vor den Bauch und über
schlug mich.
Hammer stand vor Schreck erstarrt,
ließ mich kugeln, ließ mich mit dem
Kopf an den Felsen schlagen, daß mir
das Feuer aus den Augen spritzte
Da endlich schüttelte er den Schreck ab,
sprang zu, erfaßte mich am Rock und
riß mich in die Höhne. Ich taumelte
und konnte kein Wort herausbringen.
Er lehnte mich an die . Felswand,
klopfte den Staub von meinen Klei
dein, brachte sogar eine Bürste zum
Vorschein und bürstete an mir herum.
setzte mir seine Mütze auf mein Hut
übte tief unter mir Lust prünge und
ergoß sich in einer Fluth von Entschul
digungen.
Lieber, bester Herr." ner er, ie
baden sich doch nicht verletzt, Sie haben
doch keinen Schaden genommen'? Ach,
was für ein Esel bin ich, was für ein
ungeschickter Mensch. Ach! ich werde
mir ewig Vorwürfe machen, daß ich
Ihr Unglück verursacht habe. Ich
werde keine ruhige Stunde mehr
haben."
..Nun. nun." murmelte ,ch, ich
glaube, ich habe nichts gebrochen."
Nein?" ubelte er. Oh, wie froh
bin ich. mir fällt ein Stein vom Herzen.
Ist wirklich noch alles heil an Ihnen?"
Er hob mein rechtes Bein, ließ es sinken
und hob- dann mein linkes, ebenso
machte er es mit den Armen. Alles
heil, funktionirt vortrefflich." Er nahm
mir die Mütze ab, setzte sie sich selbst
auf und betastete meinen Kops. Eine
kleine , Beule, ach! aber so eine ganz
kleine, niedliche Beule ist eigent
lich gar keine Beule zu nennen. Nun..
es ist noch einmal gnädig abgegangen"
er saß nun auf dem hohen Pferd
danken Sie dem Himmel, daß es so
abgegangen ist. Hätten Sie Unglück
haben sollen, konnte es schlimmer kom
men. Er legte sich aufs Witzmacven.
Aber ivas hätte es schließlich geschadet,
wenn der Bauch ein kleines Loch be
kam?! Sie hätten sich vierzehn Tage
bene gethan und das schwere Geld von
der Versicherung eingesteckt. Sehen
Sie ein Unglück zieht stets ein Gluck
nach sich. Sie sind doch gegen Unfall
versichert, nicht wahr?"
Mem Kopf brummte entsetzlich von
dem Schmiß, und ich konnte nur
Nein!" hauchen.
Hammer zog die Augenbrauen in die
Höhe. Wie?" räsonirte er. Sie sind
nicht versichert? Mein Herr, das wäre
ein sträflicher Leichtsinn. Sie sind
wohl auch nicht gegen Tod versichert?"
Meine Beine wankten, ich mußte
mich in den Chausseegraben setzen.
Auch nicht? Aber, Verehrtester, Sie
versündigen sich gegen ihre Angehöri
gen. Sie meinen, Sie haben weder
Frau noch Kinder? Ja. Sie haben
aber Brüder und Schwestern. Neffen
und Nichten, und Alle wollen Sie ein
mal beerben. Mein Gewissen läßt nicht
zu, daß Sie sich länger gegen diese bra
ven Leute versündigen. Dem muß ab
geholfen werden." Er setzte sich neben
mich, zog ein Bündel Papier aus der
Tasche, dazu ein Patent-Tintenfaß,
schrieb zwei, drei Zahlen und forderte
mich auf, zu unterschreiben.
Mein Kopf brummte immer noch, ich
hatte keinen Willen, konnte keinen kla
ren Gedanken fassen, Hammer sah mich
so durchdringend und zwingend an
ich unterschrieb.
So," sagte er, sprang auf, steckte
die Papiere in die Tasche und erfaßte
sein Rad, nun brauchen Sie keinem
Radfahrer mehr auszuweichen. Nun
sind Sie mit zehn Mark pro Tag und
zehntausend Mark im Jnval'ditätsfall
gegen Unfall versichert. Haben Sie
aber Lust dazu, so dürfen Sie auch zu
Hause im Bett ohne Unfall sterben,
denn Sie sind mit zwanzigtausend
Mark in der Lebensversicherung. Ich
danke Ihnen sehr." Heidi, raste er
ins Thal hinab.
Ich aber ging mit brummendem
Kopf in die Stadt zurück, den verbeul
ten Hut in der Hand, und erzählte
Frischmann mein Unglück. Mir war
klar geworden, daß Hammer mich über
listet, mich absichtlich über den Haufen
gefahren und meinen halb blödsinnigen
Zustand dazu benutzt hatte, meine Ün
terschrift zu erlangen und eine
Mordsn-th überkam mich. .Sie b
den Recht gehavt. Freund Frischma.in.
rief ich. daß Sie Hammer nicht leiden
konn:cn. er ih ein Lump, ein Vordre
cher. reif fürs Zuchlhaus; zweihundert
Mark hat er soeben DeiMent, aber ich
konnte 's Genick brechen. Toch Wüi
fragt dieser Gauner danach, wenn er
nur Geld verdient.
Ich denke. Fri'chmann soll mir bei
stimmen, aber er reibt sich vergnügt die
Hände und sagt: Ein smarter Junge,
er soll meine Tochter kriegen, yes.
Herr Frischmann." fahre ich auf.
dieser Lump?"
Ys, bie'er smarte Geschäilsman::.
Elly!"
Elly kam auf seinen Ruf. und mit
ihr Hammer. Tas war selbst dem
Alten zu imart, und er fragte ernaunt
.Sie?"
Ja, lieber Herr Schwiegervater,'
sprach Hammer lächelnd, bitte wollen
Sie von diesen Versicherungsanträgen
Einsicht nehmen und mir, und Elly
Ihren Segen geben ?"
All right, den sollt ihr haben."
sagte Frischmann gerührt.
Sie denken,' Hammer umarmte die
schöne Elly und küßte sie ab k Bewahre.
das hatte Zeit, als smarter Geschäfts-
mann mußte er sich zunächst mit mir de
schäftigen.
Verehrter Herr, , sprach er. ver
zeihen Sie. aber es ging nicht anders,
ich mußte Sie über den Haufen sah-
ren. Sie verzeihen mir, nicht wahr?
Bitte, bitte. Und zum Zeichen, daß
Sie mir nicht zürnen, versichern Sie
Ihre Wertpapiere gegen Tiedstahl.
nicht wahr ?"
Der Henker hole Sie!" brüllte ich
und stürzte davon.
Die halbe Nacht hindurch tönte von
der Frischmann'schen Veranda Ver
lobungsgläserklingen. Ich aber saß
voll Wuth und Zorn in meinem'Zim
mer und legte kalte Umschläge auf die
kleine, niedliche Beule, die sich zu einer
gräßlichen Riesenbeule ausgewachsen
hatte.
Krieg im Frieden.
5ine militärische beschichte von (5. v, i'. N.
Er war ein tüchtiger Soldat, mein
Hauptmann, und ein schneidiger Ossi
zier. aber, was man so sagt, ein ver
drehtes Huhn". Seine Leutnantszeit
über hatte er schon die verrücktesten
Streiche gemacht, die ihm mehr wie
einmal exemplarische Rügen und Stra
fen eingetragen hatten.' Jetzt, wo er
Hauptmann oder, wie ich ihn immer
nannte, Cap'tän" geworden war,
mußte er sich auch noch immer zu einer
gewissen Gesetztheit zwingen. Immer
gelang es ihm ja nicht. So z. B. pro
ponirte er dem ganzen Offiziercorps des
in derselben Garnison stehenden Ka
vallerie Regiments, nachdem er deS
Längeren über das miserable Reiten
der Herren geschimpft hatte, eine Wette,
daß nicht Einer unter ihnen wäre, der
mit ihm zu Pferde Schritt halten könne.
Unter lebhaftem Protest wurde die
Wette gehalten. Preis: ein anständiges
Sektfrühstück.
..Also, Herrschaften, morgen früh
treffen wir uns Alle auf der Chaussee
nach den Scheibenständen. Ich sage
Euch. Ihr seid nicht im Stande, mir
mit 50 Metern Abstand bis zu den
Schießständen zu folgen. Von einem
Ueberholen ist gar keine Rede. Nicht
mal die 50 Meter könnt Ihr inne
halten."
Am nächsten Morgen erschien denn
auch Hauptmann v. Salberg auf seiner
Samoa", wie sein altes, ausrangir
tes Vollblut hieß. Nun ging die wilde
Jagd los. Salberg vorneweg, und die
Kavalleristen ans ihren besten Pferden
hinterdrein. Querfeldein stürmte die
Schaar. Salberg steuerte direkt auf
den großen See zu, der zwischen der
Stadt und den Scheibenständen lag
und steile, 5 bis 6 Meter hohe Ufer
hatte. Ohne zu zaudern, sprang er
herab. Halb fiel, halb rutschte die
Samoa bis in den See, durchschwamm
diesen und kletterte das andere, wcni
ger steile Ufer hinan. Jetzt schaute
Salberg sich um. Da standen - die
Ulanen am anderen Ufer wie ange
wurzelt und Keiner wagte aus Rücksicht
auf sein theures Pferd, ihm den Sprung
nachzuthun.
Seht Ihr, Ihr Steckenpferdreiter,"
höhnte er hinüber. Seine Wette hatte
er gewonnen.
Nichts haßte er so sehr, wie das ewig
eintönige Einerlei des Kommißdienstes.
Im Exerziren war feine Compagnie
stets die schlechteste, seine Kammer zeigte
nie einen Schatz gesparter Hosen oder
Stiefel, die vierte Garnitur sah bei sei
nen Leuten so aus, wie bei den anderen
Compagnien die sechste. Er kümmerte
sich um diese Dinge gar nicht. Aber
sobald die Compagnie die Straßen des
Städechtns verlassen und der Tambour
abgeschlagen" hatte, dann war er in
seinem Element.
Wie die Wiesel konnten seine Leute
rennen, Gewandtheit im Gebrauch
ihrer Waffe und Gefchicklichkeit in der
Ausnutzung des Geländes, das war es,
was er seiner Compagnie beizubringen
verstand.
Er selbst war. wie gesagt, ein ver
megener Reiter und guter Führer. Mit
einem Wort, ein echter Felosoldat.
Das wußten die Vorgefetzten auch sehr
gut, und sobald es im Manöver eine
schwierige und anstrengende Aufgabe zu
lösen galt, wurde Hauptmann v. Sal
berg mit seinen Siouz", wie sein
Fähnlein allgemein genannt wurde.
dazu adkommandir!.
WaS er aber im Felbdienft und
Manöver an Lob einheimste, das wog
der Tadel, den er beständig für sein
gerinaeZ Interesse im inneren und
Kaserncnho'dienft erhielt, reichlich wie
der auf.
Für ihn wäre derjährige Krieg die
richtige Lebensikit gewesen.
Auf verschrobene Ideen kam Salberg
häufig. Seine tollste eschichte war der
Straßenkampf".
Die fünfte Compagnie war eineZ
Zcachts von e:ncr Fclddienstübung zu
rückgekommen und Salberg hatte ohne
Rücklicht auf die friedlich schlummern
den Bürgersleute das ganze Städtchen
bis zur Kaserne mit Musik durchzogen.
wenn man das auf die Tauer die Ner
den erschütternde Pfeifen und Trom
mein der Spielleute Musik" nennen
kann. Am anderen Morgen hatte sich
eine Abordnung der auf so grausame
Art aus dem Schlummer gestörten Bur
ger beim Regimentskommandeur singe
funden und ihm darüber Vorstellungen
gemacht, die mit der Bitte endigten,
diesen nächtlichen, ruhestörenden Lärm
zu verbieten. Tarauf hatte am nach
ften Mittag der Feldwebel dem Haupt
mann v. Salberg bei der Parole vor
gelesen:
Regiments Befehl: Ich verbiete,
daß die von Nachtübung zurückkehren
den Bataillone. Compagnien :c. mit
Musik in die Kaserne einrücken," und
hinzugefügt: Herr Hauptmann, dct
,eht uff uns!"
Nun brach Salberg's Zors los.
Was? Diese verwünschten Spieß
bürger! Na. wartet! Ich werde Euch
zeigen, was ne Harke ist. Feldwebel,
schreiben Sie!"
Zu Befehl, Herr Hauptmann!" ,
Kompaqnie-Befehl: Morgen früh
5 Uhr steht die Kompagnie seldmarsch
mäßig zum' Abmarsch bereit. Jeder
Mann zehn Platzpatronen. Dazu die
Herren Offiziere!" ,
Herr Hauptmann," wagt die Kom-
pagniemutter schüchtern einzuwerfen.
wir haben man noch so wenig Patro-
nen mehr, denn bleibt nischt zum Ma
növer."
Ach was! Das ist mir gqnz gleich
gültig. Zehn Platzpatronen werden
mitgenommen und damit basta. Ich
werde den Philistern schon zeigen, was.
ein königlicher preußischer Hauptmann
darf und was nicht." Damit griff er
an die Mütze und schritt zornig davon.
: Pünklich am anderen Morgen stand
die Kompagnie auf dem Appellplatz
bereit. Der Chef erschien, aber noch
immer lagerten auf seiner Stirn Un
muthswolken. Ernst nahm er die
Meldung des Premierleutnants entge
gen.
Guten Morgen, Leute!"
Morgen, Herr Hauptmann!" klang
es wie aus einem Munde zurück.
Die Kompagnie zum Kreisen rechts
und links schwenkt marsch! Halt!
Rührt Euch!"
Bitte, meine Herren!" Eine Hand
bewegung machte die Ofsiziere näher
treten
Wir werden heute mal eine neue
Uebung vornehmen. Leute. Und zwar
wird das der Straßen! ampf
fein. Es kann doch z. B. im Ernst
falle sehr leicht vorkommen, daß wir
gezwungen sind, den Feind aus einem
Dorf oder einer Stadt hinauszuwer
fen. Die Sache wird äußerst schwierig,
wenn die feindlichen Truppen die Häu
ser besetzt halten und Barrikaden ge
baut haben. In solchen Fällen wird
Folgendes gemacht: Das erste Glied
schleicht in Reihen rechts um an der
linken und das zweite Glied in Reihen
rechts um an der rechten Häuserreihe
entlang und nehmen die entgegengesetzt
ten Fenster unter Feuer. Sobald man
an eine Barrikade gelangt, marfchiren
die Glieder auf und stürmen unter
Hurrah und tanibour battant mit
gefülltem Bajonett. Für die heutige
uebung bestimme ich: Jeder Kopf, der
sich im Fenster zeigt, wird beschossen,
dazu die Platzpatronen. Ich werde vor-
ansrclten. Sobald ich halte und ab-
steige, bedeutet das Barrikade". Bin
ich verstanden, meine Herren?"
Die Leutnants salutirten.
Capiert?"
Ein unregelmäßiges und gemurmel
tes ..Jawohl" tönte aus der Kompagnie
zurück.
Na. dann bitte, rückeri Sie ab.
Herr Premierleutnank. Vom Markt
an beginnt die Uebung die Hänptsiraße
entlang. Die Spielleute schlagen beim
Ausrücken nicht."
In tiefer Ruhe lag noch das Städt
chcn, kaum die Bäckerjungen sah man
auf der Straße. Die Stunde des Er
Wachens stand aber dicht bevor. Punkt
6 Uhr pflegten sich die dienstbaren Gei
ster zu erheben.
Stumm marfchirte die 5. Kompagnie
dem Marktplatze zu. Mit höhnisch
triumphirender Miene ritt Salberg sei
nen Sioux" voraus, auf deren Gesich
tern sich die Vorfreude auf den famo
fen' Spaß," den ihr Kapitän vorhatte,
spiegelte. Am Marktplatz wurde Halt
gemacht und nun begann die Uebung.
In langen Reihen hintereinander
schlichen die Kerle, das Gewehr fchuß
bereit im Arm, an den Häuserreihen
entlang.
Noch regte sich nichts.
Da plötzlich klang ein Fenster, der
schlaftrunkene Kopf eines Dicnstmäd
chens neigte sich heraus. Augenblicklich
flogen ein Dutzend Gewehre hoch und
Piff! Paff! Piff! Paff! krachten verschie
dene Schüsse die in den Straßen ein
hundertfaches Echo weckten.
Mit einem gellenden Schrei shr das
Mädchen zurück und warf das Fenster
zu. dessen Scheiden klirrend auf die
-trße stürzten. Und nun begann ein
Höllcnläim. Durch die Schüsse auf
gescheucht, liefen Männer, Weider und
Kinder an die Fenster und vor die
Thüren, wo sie mit lebhaftem Schießen,
das sich natürlich bald zu einem rasen
den Schnellfeuer steigerte, empfangen
wurden.
Schreiend und heulend stürzte AlleS
wieder in die Häuser zurück. Die en
ster wurden geschlossen, die Jalousien
herabgelassen und die Thuren vcrram
melt. Niemand wußte, ist es Ernst
oder Scherz. Ter verdrehte Salberg
konnte ja plötzlich wirklich verrückt ge
worden fein.
Hauptmann v.'Ealbcrg ritt unter
dessen mit dem ernstesten Gesicht weiter.
Plötzlich hielt er.
Pferdehalter!" Im selben Augen
blick sprang er ab. In wildem Lauf
stürzten die Leute zu einem Knäuel zu
sammen. der Hornist dlieS, der Tam
bour schlug wie wahnsinng daS Kalb
fell. Im Laufschritt und mit einem
Jndianergeheul. daS alles Andere eher
heißen konnte, wie Hurrah, wurde die
markirte Barrikade genommen. Im
Innern der Häuser aber saßen die bra
ven Bürgersleute bleich und mit schlot
ternden Knien in der angstvollen Ver
muthung. der Sturm gelte gerade
ihrem Hause.
Indessen schlich sich eine Deputation
der Einwohner mit dem Bürgermeister
an der Spitze zum Regimentskomman
deur, um diesem unter heftigem. Zit
tern der Frackschöße" die Bitte vorzu
tragen, diesem entsetzlichen Krieg im
Frieden, dessen Harmlosigkeit und
noch viel weniger Nothwendigkeit sie
trotz der Platzpatronen nicht einsehen
konnten, ein Ende zu bereiten. Ent
rüstet hörte der Oberst ihre Klagen,
und versprach ihnen volle Genug
thuung. Er werde sofort persönlich
dem Unfug steuern. Aber ehe er soweit
war, zu Pferde steigen zu können,
streifte Salberq mit seinen Siour"
schon weit außerhalb des Städtchen?
durch die Wälder durch die Augen."
Am nächsten Tage hatte der Feld
webel der Kompagnie nachstehenden
Befehl bekannt zu geben: Regiments
befehl. Für den erkrankten Haupt-
mann v. Salberg übernimmt Premier
leutnant Müller die Führung der 5.
Kompagnie."
Die Krankheit war nicht ansteckend.
auch währte sie nur drei Tage.
Sin Liebchen klingt mir ...
Ein Liedchen klingt mir immer.
Wenngleich die Jugend schied;
Die Mutter sang es leise
Mein liebes Wiegenlied:
O schlafe, Herzchen, schlafe ein.
" Die Liebe wacht und wartet dein.
Schlaf' ein!"
Nun bin ich oftmals müde
Vom harten Lebensstreit;
Da klingt das Liedchen wieder
Als Gruß aus gold'ner Zeit:
O schlafe, Herzchen, schlafe ein.
Die Liebe wacht und wartet dein.
Schlaf' ein!"
Schon neigt mein Gang zur Rüste,
Es geht dem Scheiden zu;
Da wiegt mein kleines Liedchen
Mich so wie einst zur Ruh':
O schlafe, Herzchen, schlafe ein,
Die Liebe wacht und wartet dein.
Schlaf' ein!"
Auf seiner trauten Weise
Wird meine Seele zieh'n
Zum blumenreichen Garten
Der ew'gen Kindheit hin.
O schlafe, Herzchen, schlafe ein,
Die Liebe wacht und wartet dein.
Schlaf' ein!"
Karl Krobath.
Gelungene Wortspiel.
Ein Student war von feinem Pro
essor zu einer Besprechung befohlen,
und zwar unmittelbar nach gewissen,
auch ihn sehr nahe angehenden, unlieb
samen Vorgängen, weshalb er mit
Recht voraussetzte, daß bei dieser Zu
sammenkunft für ihn wenig Erfreu
liches herauskommen würde. Er zog
es daher vor, dieser Einladung keine
Folge zu geben. Nach einigen Tagen
begegnete er dem strengen Professor.
',,Sie sind nicht zu mir gekommen?"
fragte barsch der Gestrenge.
Nein, Herr Professor, denn ich habe
gelesen, Sie feien bereift."
Was fällt Ihnen nur ein, tt)ö sollte
ich venn gewesen sein?" '
In Indien."
In Indien, so? Und wo haben
Sie das, wenn ich fragen darf, er
fahren?" Durch einen Anschlag in Ihrer
Wohnung. Herr Professor; denn dort
steht an der Thür: Ich bin jenseits des
Ganges (der heilige Fluß der Hindus)
zu sprechen."
Der Professor mußte herzlich lachen
und verzieh wegen des gelungenen
Wortspiels dem Sünder.
Aha!
Erster Ehemann: Sieh' Freund,
ich bin so..wenn meine Frau, wenn ich
ausgehe, nichts sagt wegen dem Nach
hausegehen. dann gehe ich in der Regel
frühzeitig heim."
Zweiter Ehemann: Und wenn sie
deswegen etwas sagt?"
Erster Ehemann: Dann gehe ich
noch früher nach Hause!" .
In IbielduX.
Thierdändiger: Dieser Löwe frißt
sezzr lebendige Ciien meine Her
ren. gkhen Sie nicht so nade ttrin'."
ioiitt. '
Fräulein Aüllcr behauptete gestern
'J Jahre all geworden zu än!"
Ja. die seier! ihre ''Geburtstage mit
rückwirkender Kraft!"
, Gemüthlich.
Herr Bremmchen: Ei. mei' kutefter
Herr Taschendieb, ich bitte vielmals
um Entschuldigung, aber ich hab' mei'
Portemonnaie leider nich' bei mir."
Depxelsimiia.
Reiche Braut: Eduaid, bin ich auch
das Glück Deines Daseins?"
Bräutigam: Ja. Emma. Du bist
der Schwerpunkt meines Lebens."
Im Dcrwirchsh,uj.
Fremder (der sich Cigarren bestellt
hat): Sind sie auch gut?"
Wirth (in der Kiste suchend): .Na
türlich hier ist sogar r.och eine mit
einem Deckblatt!"
Boshaft.
Gattin: Wir werden sie Frau
Registrator in unser Kaffee-Kränzchen
aufnehmen."
Gatte: Sie hat ibren Probeklatsch
also bestanden?"
fwifnaiig.
Richter: Weshalb haben Sie im
Arrest so fürchterlich gerauft?"
fceppl: Wir hab'n gehofft, daß s'
uns dann vielleicht hinauswerfen!"
Im luVUS.
A: Sieh' doch nur das hübsche
Mädel. daS auf dem dressirten Drome
dar sitzt!".
B: Ach die dort! Ja. das scheint
eine Art Kameliendame zu sein!"
Im taufe der Zeit.
Erster Einbrecher: ..Wie oebt das
Geschäft?"
Zweiter Einbrecher: .Elend, wir
Alten werden immer schwächer und die
Schlösser immer stärker!"
. vie prosaische Gattin.
Er: Komm. Eise, sieb Dir 'mal das
hübsche Vöglein auf dem Dach unserer
Laube an!"
Sie: Ach was, ein Vogel auf dem
Hut ist mir lieber, als ein Dutzend aus
dem Dache!"
Noch immer zu wenig.
Kunde (zum Meister): Das heißt.
von Ihrem Lehrjungen lasse ich mich
aber nicht mehr rasiren."
Barbier (verächtlich): So? Und da
wollen Sie drei Feldzüge mitgemacht
haben!"
Bhaft.
Frau: So, Sie haben meinen
Mann in Baden-Baden gesehen. - Wie
sah er denn aus?"
Freundin: Ganz glücklich!"
Spezialität.
Warum behalten Sie diesen Schlin
gel von Komptoristen?"
Der Kerl mahnt großartig."
Erklärt.
A: Hast Du schon gehört, Schrift
steller Müller bekam zwei Monate Ge
fängniß?"
B: Er kam also durch die Feder in
die Tinte."
Seine Schätzung.
Besucher (auf die Büsten von Schiller
und Göthe deutend): Welchen von den
beiden schätzen Sie am höchsten?"
Hausherr: Sie haben mich beide
gleichviel gekostet!"
Reiseoorbcreiwng..
Na, Michel, habt Ihr denn gar so
arg den Schnupfen?"
Michel: Dös net. aber i' will mor
gen in die Stadt, und da üb' i' mi'
vorher im Gebrauch des Schnupf
tüchels."
Tas sagt genug.
Studiosus Pumper ist wohl manch,
mal in Zahlungsschwierigkeiten ge
Wesen?" Na. wenn der ausstudirt hat, kann
er ein Buch über den Umgang mit
Gerichtsvollziehern" herausgeben. "
lln der Festtafel.
A (leise): Ich denke. Sie wollten
einen Toast ausbringen?"
B: Dazu muß ich angeheitert sein!"
A: Sind Sie denn nicht?"
B: Nein, ich habe den richtigen
Augenblick verpaßt jetzt bin ich an
getrunken!"
Gegenhalt.
Schuhmacher: Sie sind -mir nun
schon drei paar neue Stiefel schuldig,
und sechs Paar habe ich besohlt! Gehen
Sie doch wenigstens in's Kolleg und
machen Sie Ihr Examen!"
Studiosus: Ja, da zerreiße ich ja
noch mehr Stiefel!"
Naheliegend.
Dame: ..Wie äebt es denn iirtini,
Ihren beiden Vettern? Der eine mnr
ja wohl Taucher, und der andere bil
oere nch zum 'ustschiffer aus."
Herr: Der Luftkebiffer ift ,iemli,5
emporgekommen, der Taucher aber ist
tief, gesunken."