Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, January 04, 1900, Image 9

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Glückselige tteiijabr!
Ton ZlgnkZchokbl.
Krach', fuhr die Thür in's -chl.'!',
Tas Mädchen trat n die Mille ler
ZimmerS und reite die Glieder, all
liege eine schwere Arbeit hinter ihr'
Dann setzte sie sich knapp neben diel
brennende Lampe auf den Tisch.
Sie fiiiq an mit den Füßen zu bau r
mein und seufzte dazu.
Wiederum ein Jahr vorüber! 2-Met.
derum Sylvester! Tiefe verhaßiei',.
Marksteine! Im Sommer der ie ;
durtstag. im Winter da? Neujahr; !
Hundertmal mindestens hatte SBiiiida
sich schon ihr öpschen darüber zervmc
chen. wie sie eZ wohl anfangen könnte
hict fnuptinnnten ftesttaae auS des i
Welt i 'schaffen. TaS Glück, das il)4
so und so viele Menschen alljährli!
zweimal anwünschten. kam ja doch nie,?
mal!
Sie starrte hinüber zu
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dem glasurncf
beuten Erkercken ihres Zimmers,
herrlich glitzerten die Eisblumen an bei,
s ...uJi.HdftCi h f f Htf
cykioen llluilviiiyuH min. H"fs;
blühte ,eS darüber hin. Aber all dl;J
fl 1 . ! - turn O awMi tnf Ist? M
Praazi war ja rn jum o"w"pj
und Zerfließen bestimmt, wie des Wüt
chenS Herzenswünsche zerflossen warer
Wanda ballte die trnnoe. Jvrni
Thränen verdunkelten ihren Blick.
Keine Partie! Sie keine Partie
Also deshalb hatte der schneidige Asse
sor sich seit Wochen von ihr zurückgcz, ,
gen. nachdem er bei allen Sommerau ,
Hünen und Bicmcs. bcl den er ic
In
Wintergesellschastcn ihren Kavalier gf
macht und Worte zu ihr gesprochen
c m r:f : X V .... Clft..! X.vfof sie
oerenaaana. jreuiuj vc, vuiu
bedeutend überlegen gewe en.
Die nach auken hin recht behäbig
Lebensführung von Wanda's Eiter
mochten ihn auf die Vermuthung g.
hmto baben. dak den Hintergruu
dafür ein bcträchlicheS Vermögen bilbJ
irgend ein Zusall ihm vann aver vc,
rathen haben, daß dieser Schein vc
Wohlhabenheit durch harte Opfer un
Entbehrungen im engeren Familie
kreise erlauft werde.
Wie bätte er ton t das vo,e Wo
sprechen können! Und gerade heut, q
der Jahreswende, die für sie zur Glück
wende hätte werden können, mußte ,
MnKa erfahren, dak Assessor Hübe,
i
auf eine scherzhafte Gratulation zu 'sei.
ner. allem Anschein nach bevorstehenden
Verlobung mit der hübschen Hofraps
fnrfiter erwidert habe: Wo denken Ksie
Winseln Verlorn ist doch I.'ine
Nrtie! Keine Partie!"
Wanda hatte gelächelt, während I ihr
ftm blutete. Irgend eine lea
Be
merkuna war von ihren Lippen gest
blien
Aber als die Vettern und Eoumej:ri
stch
in lustiger Sylvesterlaune bereit
len Blei ,u aießen. und mit K
M aq-
riten
schlagen hinter den Schleier der Zu!
,u drinaen. da hatte sie es doch i
nft
ilol rge
zogen, die Theilnahme an üben
iklthi-
gen Späßen zu meiden. . umer
schützung plötzlich eingetretenen
. webs.
Öor
opf'
Wanda baumelte noch immer im
den
fir" achtzehnjähriges Köpfchen!
rü
Mr über einen Rackcplan. Sie
ge-
dachte, den Verräther für seine B
nung zu bestrafen und irgend etwas
Verblüffendes m unternehmen.
rech
zanz Von
der stöbe dieses Glückes herab woll
efie
dann verachtend auf ihn niederfch.?
uen.
der es gewagt, sie zu veriqmayen.
sie .keine Partie" war.
Wanda athmete auf, befreit.
Streben sollte dahin gehen, eine
tie zu werden! Ein hübsches, be
nen Theateraufführungen oft er
teS Talent mußte ihr den Weg
weil
Ihr
Par.
kel
irov
zur
Rübne ebnen. Es galt dann
"
eiter
nickts. als so rasch wie mögliä
de
von rühmt zu werden, die HuldigungeZ,
Fürstlichkeiten und den Spitzes
der
Kunst und Wlenfchaft entgec?
nehmen, und in felbsterworbenen
W zu
Mit
zu wühlen.
Manda blies die Lampe aus
Tie
Vorstellungen ihrer Phantasie leiteten
. m b o"...!rx a
ihr so bell, da ne lemes noi cyciiU.,ui!
fienftthistte.
Sie glitt von dem Tisch Hcfinter,
uf dem sie so lange. Pläne
dend. aescnen. und streckte sich
hmie
den
roken' Lehnsessel hinein, welä
,
r die
Ecke des alten ErlcrchenS einnah.
Wie in ein goldschimmernde
fter wühlte sie sich in ihr seidenf
ftaar hinein, und dachte weite
Pol
ckigcs
über
ihre Zukunft Nach, die mit prä
Bildern lockte, in der es aber läl!
itigen
und
iMier wurde, denn die Liebe, bis.
Liebe
Vjehlte ja darin!
Und vlöklich kamen ihr die TZ M.n.
Sie rollten in schweren Trope ü er
fca Muffe Gesicktchen. und unttrckics in
warmen Regen schlief Wanda ,irA
Sie träumte
Traußen hatte sich inzwisichcn , n
weicher Südwind aufgcmafft. !'r
hauchte gegen die Scheiben Les Er! c
chcns. so 'daß die Eisblumen htrabtha i
ten. und das Glas durchsichtig wuve
gleich der klaren Nachtluft) die vcjn
Mondlicht durchschimmert leuchtete. I
Trüben im gegenüberliegenden Haile
öffnete sich ein gcnster. Das schmijle
Geiicht eines jungen Manncß neigte Kh
heraus, ein Paar dunkle. gxoße Alig n
schauten bezaubert auf dl,s reize, e
Bild, welches sie erblickten.
seitdem ivncörtd) TechiXül in ir
Nfenaasse einaezoaen wi'V. hatte
die Scheiben des ihm so N'Den ErttD
immer nur mit Etsblumen veoeclt
seben. Von Anfang an hatte
zarte gläserne, von den vergänglichst
Ranken umsponnene GlaSgebilde ein
.mrif ; vwijjvmti., i" ..i.
wiesen wird, 'daß Chamberlain
j)U
Jahrgang 20.
geheimnißvollcn Reiz auf ihn geübt,
und nun in der monddurchleuchteten
Syvesternacht verichwanden die zau
berbaften verhüllenden Blumen und
Zweige ein holdes schlafendes Torn
röschen zeigte sich ihm. einer lockenden
Vision gleichend!
Tem juugcn Mediziner hatten seine
Studien bisher wenig Zeit gelaffen,
sich der heiteren Seite des Lebens zu
zuwenden und Gedanken und Kraft
in Tändeleien mit dem anderen Ge
schlecht zu vergeuden. Von einfachster
Herkunft, sehr bescheidenen Verhält
nissen entsprossen, war er ganz au
sich selber gestellt gewesen. Eiserner
Fleiß, unentwegtes Streben hatten
ihn indessen rascher vorwärts gebracht,
als andere Protektionen und Em
pfehlungen. Eine glänzende Carriere
that sich vor ihm auf, seit vor wenig
Wochen der Ruf an ihn ergangen, die
Stelle eines ersten Assistenten an der
berühmten Klinik zn übernehmen.
Seinem stillen. Wesen entsprach es,
die erste Jahreswende, welche er in der
neuen Heimath erlebte, in Ruhe und
Beschaulichkeit zu erwarten, fern von
den glänzenden Festen, zu welchen man
ihn geladen hatte.
Nachdem er wie an dem gewöhn
liehen Abend studirt und gelesen, war
er in der zwölften Stunde an s Fenster
getreten, um zu den Sternen aufzu
schauen, wie es seine selige Mutter
gern gethan.
In tiefer Sehnsucht gedachte er ihrer
gedachte ihres treuen Sorgens, ihrer
innigen Liebe.
Da wurden seine Blicke plötzlich ab
gezogen von den leuchtenden Himmels
körvern.
Reizender als alle Sterne zeigte sich
ihm ein holdes Antlitz. Die Märchen
seiner Kindheit wurden dem jungen
Manne lebendig, die verzauberte Prin
zessin tauchte vor ihm auf, sie. welch
durch Küsse zu erlö en ist. '
DaS Herz klopfte ihm stärker. Seine
Augen glühten. Brennend ruhte fein
Blick auf dem zarten schlafenden Gesicht,
ahnungslos umschwebte sein Wünschen
die Unbekannte.
Da lächelte Wanda plötzlich.
Träumte sie sich doch aus Wollen ein
Glück herunter für's neue Jahr, für's
ganze Leben ! Nicht das romantische,
schillernde Glück, das ihr phantastisches
Köpfchen sich künstlich aufgebaut, ein
stilles, friedliches Behagen an der Seite
eines edlen Mannes, der in ihr nicht
die glänzende Partie suchte, der ihr sein
ftm bot und sein treues Wirken und
Sorgen!
Wanda sah sich vor'm Altar stehen.
ganz eingeschleiert unter der duftenden
Murthenkrone. Die Kirche war yerr
lich geschmückt, die Altarstufen mit
Blumen bestreut. Es waren lauter
Eisdlumen! Sie sah zwei Ringe
blitzen und fühlte den Blick von einem
dunklen Augenpaar voll Innigkeit auf
ihr Antlitz gerichtet.
?ln tiefen, wundervollen Tonen rie-
fen die Glocken.
..Dlna dona. d,ng oong
Wanda fuhr aus dem Schlaf auf.
erschrocken ihr Haar zurückstreifend
Die Svlvencralocken taumen oas neue
Jahr ein. taghell leuchtete der Mond,
und die Elsbtumen waren aue zer
schmolzen.
Verwirrung bemächtigte sich des
Mädchens. Sie hatte das peinliche
Gefühl, daß ein unsichtbares Auge auf
ihr ruhe. Mit glühenden Wangen
trat sie nahe an die Glaswand heran
und blickte in die Straße hinaus.
Da neigte sich am Fenster gegenüber
ein dunkler Kopf vor ihr. sie schaute rn
ein Paar ernste tiefe Augen, die Augen,
von denen sie soeben noch geträumt.
..Ding dong" läuteten die Glocken.
Ein Sternschnuppe schoß geräuschlos
aus leuchtenden Höhen nieder, das
Wünschen zweier junger Herzen heftete
sich voller Sehnsucht daran.
Der Himmel glich einer gewaltigen
dunkelblauen Neujahrskarte voller glück'
bringenden Sterne, der Mond aber,
der Mond lachte über's ganze Gesicht.
Glückseliges Neujahr!" schien er
den zwei, wie gebannt einander an
schauenden Menschen zuzurufen, und
dann verneate er sich hinter einer
Wolke. Die Beiden da unten würden
a noch ein ganzes even imig Jen
haben, sich in die Augen zu blicken!
Und d,e Glocken schwiegen still.
Glückseliges Neujahr!"
Unter zwei Mahnen.
Ein Drama aus dem Biirenkricge. Von
' Aiwin v. Er dach.
Habt Jhr's gehört? Es ist ent.
schieden!"
Mit diesen, in großer Erregung her
vorgestoßenen Worten stürmte Anton
van Diemen in's Zimmer. Er war
soeben zu Pferde von Pretoria zurück
berelts sband; an' Bord zu yaoen. ...
5oiiiil(ij$ö(if
Beilage zum Nebraska Staats zcigcr.
X.
Äm Mujabrsmorgen.
stille, wolkendunkle Winternacht.
Kaum erhellt von eines Sternes Schimmer..
Hat, noch eh' zum Morgen wir erwacht.
Sanft das alte Jahr zur Ruh' gebracht.
LeiS -und still entschwand es uns für immer.
Eingesargt mit ihm ward manches Leid,
Müh' und Sorge um des Lebens Nöthe
Rauher Arbeit strenge Tienstbarkeit,
Kranker Herzen tiefe Bangigkeit
Alles schwand vor dieses Morgens Röthe! '
Wie zum Siege zieht die Sonn' empor.
Blitzend, wie ein Held im Waffenkleide
Jäh zerreißt der Wolken trüber Flor,
Morgenglockcn hallen an mein Ohr.
Läuten Frieden ein und Glück und Freude!
Läuten neues Hoffen in mein Herz.
Neue Kraft, das Leben zu bestehen.
Heben meine Blicke himmelwärts,
Stillen linde Gram und Sorg' und Schmerz
Wie ein lieblich Wunder ist's geschehen!
Neu ist alles, was mein Auge schaut,
Himmels Bläue und der Sonne Strahlen,
Weibes Lächeln ach, so lieb und traut
Kinderjubel, hell und selig laut.
Sah und hört ich's auch zu tausend Malen!
Wieder neu ist Gottes schöne Welt.
Neu auch seine Liebe, seine Güte.
Neu das Licht, das meinen Pfad erhellt.
Neu der Dank, der meinen Busen schwellt
Neu der stille Friede im Gemüthe !
'
gekehrt und noch ganz außer Athem von
dem scharfen Ritt.
Gehörn Was?" fragte ein Vater.
die lange holländische Pfeife vom Munde
nehmend.
.Was?" schrie Anton wild. Ohm
Krüger hat in Uebereinstimmung mit
dem Volksraad an England den Krieg
erklärt. Er ruft ganz Transvaal zu
den Waffen!"
Eine furchtbare Bestürzung sprach
aus den Mienen seiner staunenden
Hörer.
Anna van Diemen blickte in quäl-
voller Spannung auf ihren Geliebten,
Harry Kingston, dessen Brauen sich
finster zusammenzogen.
Harry Kingston war Engländer. Er
war von seiner väterlichen Benkung
jenseits der Natalgrenze herübergekom-
men, um noch einiges wegen ihrer ve
vorstehenden Vermählung zu besprechen, j
Seine Hand, die sie noch eben zärtlich
gedrückt hatte, war plötzlich erkaltet;
er entzog sie Anna mit emem heftigen
Ruck.
Nein, nein, dies kann nicht sein,"
aqte er mit heiserer Stimme.. Das
hat Ohm Krüger nicht gewagt!"
Unter Ohm van Diemen s buschigen
Brauen blitzte es auf Sein Sohn
Anton schlug trotzig den Kopf in den
Nacken.
Nicht gewagt?" schrie er. Wa-
rum?" , - ;
Harry hatte eine heftige Entgegnung.!
auf den Lippen. Rasch legte Anna!
hre Hand auf seinen Arm. Aus ihren 1
iLiuiiniciuyii:u umiitu nucu uu) IV"
ein Blick so traurig und bittend, daß
. . . j, 1 -. . t. . . IM.. i.. - :f.
er verlegen wurde.'
Je nun. ich meine das kleine
Transvaal und das große England."
agte er einlenkend.
Den beiden van Diemen's stieg die
Rasse in's Blut. Ohm spuckte in's
Feuer, daß ein heller Zischlaut daraus
ervordrang. Anton stemmte die Arme
ein. und icine reckenhafte Gestalt auf-
richtend, entgegnete er höhnend: Das
große England! Es war doch mächtig
klein geworden am Majubahügcl."
Harry s fettm röthetc sich in flam-
mendcm Zorn. Er richtete auf seinen
Schwager einen herausfordernden Blick.
Wir waren nicht dabei," sagte er.
Aber ich!" schrie der Ohm und
chug mit der Faust auf den Tisch, daß
s dröhnte und das Geschirr vom Abend-
brod klirrend aufeinanderstieß. Anton
hat Recht! Klein ist es geworden. Wir
haben es klein gemacht, wir Buren von
Transvaal!"
x...gch Dunkelwerden wuroen i
Z5
Und werden es wieder thun!" er
gänzte Anton.
Wenn Ihr es könnt!"
Könnt!" riefen Vater und Sohn
zugleich.
Vater! Bruder!"
Anna trat zwischen sie und den Per
lobten. Harry war aufgestanden. Er der-
schränkte die Arme über der heftig
wogenden Brust.
Ja, wenn Ihr es könnt." fuhr er
in demselben trotzigen Ton fort. In
zwischen sind die Verhältnisse anders
geworden."
"Auch bei uns." beharrte Anton.
Ich gehe natürlich in den Krieg."
sagte Anton. Dein Verlobter hat
das nicht nöthig. England hat feine
Söldlinge, von denen schon Tausende
an der Grenze stehen sollen. Nun. sie
mögen sich reisefertig machen. Wir
werden sie heimschicken."
Wenn Ihr es "
Eine sanfte Mädchenhand verschloß
dem Sprecher den Mund.
Man setzte sich zu Tisch. Anton aß
mit starkem Appetit und kramte weitere
Neuigkeiten aus. Der Ohm warf ab
und zu ein Wort ein und rauchte
seine Lieblingsbeschäftigung. Anna
aber hatte den Geliebten in die Fenster-
Nische gezogen. Es gab eine Szene
zwischen ihnen, die Kuß und Umarmung
enoete.
Eine unzufriedene, besorgte Stim
mung blieb bei allen zurück.
Was sollte nun werden?
Enge Bande des Bluts, der Freund
schaft und der gemeinsamen Interessen
hielten beide, im Transvaal vereinigten
Völker umschlungen. Nun kam der
Krieg ' und prollamirte den Rassen
kämpf. Zwei Fahnen rollte er auf,
und es war nicht zweifelhaft, wohin ein
jeder sich wenden würde.
Wochen waren vergangen. Mit einer
Schnelligkeit, wie man sie bei den be
Süchtigen, gutmüthigen Buren nicht
gewohnt gewesen, hatten diese den
Krieg außer Landes getragen und den
noch unfertigen Gegner in seinen La
gern angegriffen.
Anton van Diemen war in den Krieg
gezogen, wie es seine Pflicht war. Er
hatte flüchtig den auf seine väterliche
Besitzung heimgckehrten Schwager wie
dergesehen. Harry hatte ihm gesagt,
daß sie einander zunächst auf dem
Schlachtfeld begegnen würden. Wer's
glaubt'" hatte Anton in seinem Schrei
den an die Eltern hinzugefügt. Eine
aber glaubte es doch Anna. Sie
um.,.
No. 33.
zitterte bei dem Gedanken an di
Möglichkeit, welche unabsehbare Schreck
nisse nach sich ziehen konnte. Ihr
Wunsch nach einer schnellen Vereini
gung war unerfüllt geblieben. Alle
waren dagegen gewesen, selbst Harry
Und nun hielt sie den Brief in Händen
der ihren schlimmsten Befürchtungen
Bestätigung brachte: Er kam. um Ad
schied zu nehmen, er zog in den Krieg
Anna war in Verzweiflung. Das
durfte nicht geschehen. Vater und
Mutter hatten nur Gedanken für den
abwesenden Sohn der lange geschwie
gen hatte. Ter Sieg war allerdings
mit den Buren, aber er hatte blutige
Opfer gefordert. Tag und Nacht
wüthete letzt der Kampf. Man la
alle Tage von den vielen Verwundeten
und Todten.
Als Harry auf van Diemens Farm
eintraf, fand er einen kühlen Empfang
Es war der Landeöfeind. den man un
ter seinem Tache beherbergte. Oede
und still war es da. Alle streitbaren
Männer waren fortgezogen n den w
listen Krieg. Selbst bei dem Ohm
regte sich die alte Kampfeslust. Er
ging jetzt viel auf die Jagd; nur ein
Vorwand, um heimliche Schießübungen
zu machen.
Nur ein Herz noch schlug dem Ein
kehrenden mit voller Liebe und Treue
entgegen, Annas. Gänzlich aufgelöst
in ihrem schmerz wars sie sich dem Ge
liebten an die Brust.
Du kannst. Tu darfst nicht gehen
rief sie ein über das andere mal. Be
denke doch mein Bruder."
Was thue ich mehr als er selbst."
entgegnete Harry ernst.
Er mußte gehen." suchte Anna ihn
zu enlichuldigen. Du brauchst
nichi. Engiano yat Streiter genug
Bald wird es eine furchtbare Armee
beisammen haben."
Aber bis dahin werden alle unsere
festen Punkte genommen sein und die
Buren in Kapstadt stehen. Das darf
nicht sein. England blickt ickt auf uns
4.lll,vcsc,gc,c,ire. xun muen leinen
o ,a:.. . .r.rr an; . r .
erschöpften Truppen zu Hülfe kommen.
Ichneuer als General Buller es kann
Tausend loyale Unterthanen sind bereit.
Blut und Leben einzusetzen für unsere
gerechle s?ache.
Ohm van Dremen war unbemerkt
hinzugetreten. Er hielt eine Zeitung
in oer yano.
Gerechte ache!" schrie er wütbend
Q . V. 7 . . - . V C. 1 CVi- ? . n-.t,. .
uuvrauoer aorj Wie oie 'vone in
dem Schafstall wolltet Ihr bei uns ein-
fallen. Ader wir haben Eure Pläne
durchschaut und vereitelt. Nun liegt
Ihr in Eurem Blute, und bald werdet
Ihr um Gnade flehen. Aber ich sage:
einen Pardon: In s Meer mit der
ganzen Brüt; denn eher wird es für
oieie arme ano leinen Frieden mehr
gcven, als bis hr aus SüdAsrika
gänzlich herausgedrängt seid!"
Pater!" schrie Anna entsetzt auf
Du vergißt "
Nicht ich, aber Du!" fiel er ihr
heftig in's Wort. Da. lies! General
Joubert vor Mafekina gefallen, den
Heldentod gestorben braver General!
Jetzt ziehe ich auch m's Feld!- Mög
lichenfalls. daß der da an mir thut, wie
seine Waffengenossen an unserem Ge
neral gethan. Und der soll Dein
'l'kann lem? Der soll Dir Glück in
Haus bringen? Immerzu! Dann aber
weg mit Dir, aus meinem Herzen und
aus meinem Hause! -Ich habe dann
kein Kind ,.iehr Ich ach!"
'jfach Athen, ringend, sank der alte
Mann mit einem Wehlaut zusammen.
Vater!" Anna stürzte zu ihm hin.
Im nächsten Augenblick kniete Harry
an ihrer Seite, gleich ihr um den Leb
losen bemüht. Man brachte ihn zu
Bett, und Harry sprengte fort, um
einen Arzt zu holen. Dieser konstatirte
einen Schlaganfall, doch war Hoffnung
auf Erhaltung des Lebens vorhanden.
Am Abend dieses traurigen Tagen stan
den beide Liebende einander noch einmal
gegenüber.
Und Tu?" fragte Anna unter Thrä
nen. Ich gehe, sagte er bewegt, um
meine heilige Pflicht zu thun, wie Dein
Bruder sie gethan und wie Dein Vater
sie hatte thun wollen. Du selbst k-
tcst mich nicht lieben und nicht achten,
wenn ich meinem Lande untreu werden,
und mich zum Oscn setzen wollte, wo
tausend ältere Männer ins Feld ziehen.
Wohl besser, wenn eine Fahne über
uns beiden wehte, aber dak cS nickt ici
kaun, so folge ich der meinen, in dersel-
ocn uver ichl wie Dein Bruder der sei-
ncn gefolgt ist hoffen wir. zu einem
besseren Ausgange! 'Doch, wenn es
sein muß in den Tod!"
Lange noch hielten sich die beid,',,
Liebenden umschlungen. Es var ein
wortloser Abschied, aber es waren
junge.' hoffnungsstarke Herzen, die d
aneinanderschlugen. Sie träumten
von Heimkehr, von Frieden. Vcrsöh
nung und sonnigem Glück, zu denen
sie sich durch;::kl!i:scn litten unter
zwei Fadnen.
Es war am Tage von Willow
Gramste. Tie von en'.lner Seile ver
breitete Nachricht von, Tode des Gene
idU Joudert hatte durch dessen für
Englai-.ds Armee vernichtende Lebens
äiikerungkn langst ihie Widerlegung
gefunden. Ter englische General Hyl
diaid, der inEftcourt mit Einschließung
bedroht war, hatte einen Durchbruch
nach Süden versucht. Seine Truppen,
in deren Reihen auch Harry Kingston,
Annas Verlobter, socht. fanden den
Biyadellahügel stark vom Feinde be
letzt. Tas Hinderniß mußte um jeden
Preis hinweggeräumt werden. TaS
WcftZ)ortshire'' und das EaftSurrey
Regiment, welchem Harry eingereiht
war. erstürmten den Hügel mit dem
Bajonett. Tie Boeren hielten ihnen
Stand. Ein verzweifelter Kampf ent
spann sich. Tie Boeren erhielten Ver
stärkung durch Artillerie. In das
knatternde Gewehrfeuer mischte sich der
es bald übertönende Kanonendonner.
Mitten im Tamps standen sich zwei
'Männer gegenüber, der eine mit gefüll
tem Bajonett, der andere hatte den Ge
wehrkolden zum Schlage erhoben. Auf
einmal ließen beide zugleich ihre Was
fen sinken. Anton!" Harry!" Ja, da
auf dem Bryabcllahllgel standen sie
einander iin Kampfe Mann zu Mann
gegenüber, entwaffnet durch die beide
gleichmäßig beseelenden Gefühle einer
wahren Freundschaft. Es kam zu gar
keinem Gedankenaustausch. An Harry
vorbei stürmte ein Kamerad von den
East-Surreys und stieß Anton sein Ba
jonett in die Brust. Über den Gefallenen
hinweg eilte er weiter. Harry griff
den Gefallenen auf und trug ihn ins
nahe Boerenlager.
Es war gegen Mittag. General Hyl
diard, dessen Marinegeschütze auf ll,i00
JardS Entfernung das Boerenfeuer
nicht zu erwidern vermochten, zog sich
gezwungen nach Estcourt zurück. Harry
Kingston erhielt einen Schuß in die
Schulter; er wankte, ließ aber seine
Last nicht fallen, denn hätte er es ge
than, dann wäre sein Schwager ver
blutet. Er gerieth in die Gefangenschaft
der siegreichen Boeren. der er hätte ent
rinnen können, aber erließ es geschehen,
um seinen Freund zu retten.
Helft ihm!" stieß er hervor. Dann
brach er zusammen. Die Kunde von dem
seltsamen Vorkommniß drang bis zu
den Ohren des Boerenführers. Er kam
selbst herbei, erfuhr den Zusammenhang
und belobte Freund und Feind. Ein
Verwundetentransport führte beide
landeinwärts. '
Auf van Diemens Farm ist ein La-
zareth eingerichtet. Anna ist der gute
Engel desselben. Unter ihren vielen
Pflegebefohlenen find es besonders
zwei, denen sie ihre ganze Liebe und
Sorgfalt zuwendet: Anton und Harry.
Der Ohm humpelt am Krückstock auch
von einem zum andern und versichert
jedem, der es hören will, daß nie zwei
würdigere Kämpen die heilige Trans-
vaalerde beschütten hätten, als seine
beiden Söhne Anton und Harry.
Ja, Krieg ist es noch oa draußen, die
eisernen Würfel rollen weiter. Niemand
kann sagen, wer Sieger bleiben wird in
diesen mörderischen Schlachten, aber in
dem kleinen Kreise der van Diemens
und Kingstons ist der Friede schon ge-
chlossen. Die Liebe, die endlich alle
Erdenfehden besiegt, hat ihn errungen.
Neben dem blutgetränkten Lorbeer
blühen ihre Rosen empor.
Zebras als Zugthier.
Es wird vielfach geglaubt, daß Ze-
bras nicht zähmbar seien nnd insbeson
dere nicht als Zugthiere verwendet wer
den können. In Svemanns Wochen-
chrift Mutter Erde" bringt nun Fr.
Bronsart v. Schellendorf, der am Ki-lima-Ndscharo
selbst Versuche mit der
Zähmung von Zebras gemacht hat. die
nur aus Mangel an Kapital nicht zu
Ende geführt werden konnten, Belege
ur erfolgreiche Versuche der Zebra
Zähmung und Züchtung, sowie deren
Verwendung als Zugthicre. Besonders
interessant sind die Angaben des Ba
rous Walter Rothschild in London, der
einen eingefahrenen Vicrerzug von Ze-
bras bciitzt und aus seinen praktischen
Erfährunqen heraus schreibt: ..Ueber
Zebras und deren wirthschastliche
Werthe kann ich ihnen Folgendes sagen:
Aus meinen Erfahrungen habe ich ge
lernt, daß ein Zebra ungefähr bis
so viel Last ziehen kann, als ein
Droschkenpfcrd. so daß also vier Zebras
drei kleinen Pferden aleickkommen.
Was das Einfahren anbetrifft, fo habe
ch fowoyl wild gefangene, als auch
olche. die in der Gefangenschaft aezo-
gen sind, eingefahren: die wild gcfan-
genen, erwachicnen Thiere waren
viel leichter zu bündigen und auch besser
zu handhaben; die Menagcricstücke da-
gegen waren zwar viel zahmere und ge
fälligere Thiere, oder konnten nicht zuni
zieyen gcvracht werden, ic legten sich
immer auf den Boden und wollten sich
nicht bewegen."
Doppelter Aerger.
Mann: Was ist denn mit Tir los.
daß Tu so mürrisch bist?"
irau: ..Ach. ick äracre mich so. dak
ich mich heute Moraen so oeäracrt
habe!" ' '
Flickarbeit.
Bater (zu seinem Sohn, einem Korps-
udenten mit dicken Schmißnarben):
Hör' mal, da näht aber jeder Dorf-
schneider besser wie Dein Paukarzt!"