Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 28, 1899, Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    '
hriskrc'ft.
tf:n Lk!iel5r;äl,lung von . vcn
Berge
(53 war der heilige Christabend
Echon sina cs an zu dämmern; ein
Sturm peitschte die Cneeflocken wild
durchktnandcr. es war bitter lau.
In dem kleinen, niedern Hauöch
der eilen Mubmk Sabine war'S tt)i
völlig ?!acht! das Lampchen war noch
nicht angesteckt, und durch die beiden
kleinen 7nstercden konnte ja selbst der
Sonne Licht kaum dringen. Am Tische
des ormsklilien Ttüdltiens sak
Muhme, von Alter und Mühsal ge
beugt, leises. eintonkgeS Murmeln la
über ibre LiDDen. Sie betete.
in
So tan sie oft Stunden lang, ob
Sonnenschein, ob Regen, blickte trübe
vor sich hin. und sprach mechanisch ein
OJebet nach dein andern. Arvenen
tonte sie nicht mehr, dazu war sie zu
alt, auch war sie schon seyr linvlicy ge
morden.
Ein paar Pfennige erhielt sie von
der Torkaemcinde. und ein paar Pfcn
nige verdiente ihre kleine Nichte, die
dort, mit gesalteten Handen, am tftn
flerdun lcbnt und in daS Schtteeacstö
her KinausNarrt. Betet daS Kind
wohl auch? Nein. In vielem
Köpfchen jagen dle Gedanken so wirr
v - ' -. v ... ; . y. , . . . ,. y:. 4 , n
ourqeinuilver. wk uiuutjw uk
flocken.
Heil'ger Abend ist's. Sie weiß
dak beute das vbristkind xüx Erde steigt
li um all' die Kinder iu beschenken und
zu erfreuen. Des Herrn Lehrers Trude
und Amtmanns Helene und all die
großen und kleine Mädchen im Dorfe
erzählten sich's dann immer, und zeigten
, sich gegenseitig all' die Herrlichietten.
die ihnen das Cbristkind bescheert. Wa
, rum kam es zu ihr nie? Liese, des
Försters Tochter, war gar nicht so brav
und fleißig wie sie, und vocy vergaß
das Christkind nie. sie zu beschenken.
Und er des Gutsherrn stolze Rose
O. wie häßlich und ungezogen war die
ost. gewesen! Aber sie velam ooq im
mer die meisten und schönsten Sachen
Warum kam aber das Christkind
gerade zu ihr nicht? Immer und
immer wieder fragte sie sich so, wußte
kick aber keine Antwort zu aeben.
Rose!" ries die Muhme, mich
friert!"
Das Kind rik sick "von seinen Ge
danken los und wandte sich in die
Stube.
Ja. lieb' Muhme." sagte sie. das
SWner ist aani niederaebrannt. ich will
noch ein Scheit zulegen, und Dir Dein
Süppchen warm machen, dann gcye zu
Bette. Ich muß noch nach dem Schlosse
hinaus. Der Vostillon bat ein Packet
für den Gutsherrn abgegeben, das
muß ich noch besorgen. Bieueici vringe
ich Dir dann einen Weihnachtsapfel
oder einen Honigkuchen mit."
Die Muhme hörte nicht, sie nickte
. ( nur immerzu mit dem Kopse und mur
) melte ibre Gebete weiter.
"V Rose stecke Licht an, schürte die
Gluth im Ofen zurecht und schob ein
Stück Holz hinein.
Nlöklick franse sie:
Muhme, hast Du schon einmal das
Christkind gesehen?" und gespannt er
wartete sie die Antwort.
Aber die Muhme hatte das Kind
wohl gar nicht verstanden, sie blickte
ftarr vor sich hin und betete immerzu.
Das Mädchen hatte oft solche Boten
gänge für's Schloß zu thun, und das
Wenige, was sie dafür erhielt, war im
Winter- ihr einziger Verdienst. Im
Sommer, da hütete sie draußen auf
der Halde das Bieh der Gutsherrschast,
und bekam dafür wöchentlichen Lohn.
Ja, der Sommer und die Haide, das
waren die ganze Lust und Freude des
Mädchens, c
Und jetzt, als sie in ihrem leichten
Röckchen vor die Thüre trat, in das
fürchterliche Schneegeftörber, als die
schneidende Kälte ihre zarten Glieder
zittern machte, da dachte sie mit heißer
Sehnsucht an den Sommer und an
ihre geliebte Haide.
. Wenn kaum der Tag graute, zog sie
immer hinaus durch das stille Dorf,
über die thaufrischen Wiesen, mit ih-
1 ren Blüthen und Blumen, oie ,cyias-
trunken einen Morgengruß ihr zu
nicken, und wo hier und dort ein Vög
;,trin zu Probiren anfängt, erst leise,
und dann immer lauter, und dann
trällernd hoch in die Lüfte emporzu
steigen. Dann eilte sie hochklopfenden,
sehnenden Herzens weiter, . immer wei
ter. daß sie vom Dorfe nichts mehr
sehen konnte, bis dort zum Waldes
rande. Dort saß sie jeden Morgen,
und blickte unverwandt über die Haide
nach jener Richtung, wo Tag für Tag
in rothgoldener, feuriger Gluth die
Sonne heraufstieg.
Immer wieder staunte sie das schöne
Schauspiel an, und immer wieder füllte
sich ihr Herz mit einer ungenannten
' Sehnsucht.
.Dort muß der liebe Gott wohnen,"
hatte sie einst gesagt, verloren in Be
wnnderurg.
Und wie sie jetzt raschen Laufes dem
Schlosse zueilte, dachte sie sehnsüchtig
der schönen Sommertage. '
Da Plötzlich blieb sie stehen. Ein
Gedanke hatte sie erfaßt, heiß und
mächtig.
Sie wollte das Christkind sehen!
Es kann keinen andern Weg kom
wen. als dort her. wo der liebe Gott
wohnt. Ja. über die Haide mußte das
, Christkind kommen.
. ffo) a
1 (1 'rx s f1r t f 4 i( T
'I 1 S11819iB3i2Hu&iSli
ty W 'vxJ
J j
Jahrgang 20.
Ich will dort warten. Nur sehen
will ich es. Ja, dort werde ich es ge
wiß sehen!"
Und Nücktia. wie ein Reh. eilte das
Kind durch Schnee und Wind dem
tchlon? zu. um erst das Packet dort
abzugeben.
Endlich hatte sie s erreicht.
Sckcu trat sie in den Vorsaal. Sie
mußte warten, denn all' die Diener
und Mäade schienen vollauf beschäftiat.
und eilten hin und her, ohne das Kind
auch nur zu bemerken.
Da öffnete sick eine der Tbüren. und
ein kleines Mädchen, ungefähr dcsjcl-
den Alters, guckte neugierig heraus
Es war des Gutsbcrm tolze Roie.
..Die Haidcdirne!" rief sie. als sie
das wartende Mädchen erblickte.
So nannten die Leute ringsum da,
Kind.
Das Kutsberrntöckterlcln trat näher
Sie musterte lange und neugierig
der Haldcdirne abgetragene leider
und blickte dann woblacfällia auf ih
eigenes reickaesticktes weißes Kleidchen
Dann fragte sie: Haioedirne, was
wird Dir wohl das vyriililno vnn
gen?"
Mir? mir bringt es nichts."
.Warum denn?" fragte spöttisch da,
vrnoaene Kind.
..ck weiß es nicht: es war noch nie
bei mir," erwiderte traurig die Haide
bunt.
..frn. ba. ba!" brach das Gutsherrn
kind in ein tolles Gelächter aus, bei
Deiner niedern Thüre kann ja das
Christkind gar nicht hinein, und in
Deiner sinstern Stube würde sich's nur
die gold'nen Kleider schmutzig machen.
Das konnt lch mir gleich denken, daß
es zu Euch nicht kommen mag."
Der Haidedirne traten die thränen
in die Augen.
Die Haidedirne flennt!" rief das
ungezogene Mädchen, von Neuem in
Gelächter ausdrechend.
Plötzlich ragte sie: Wie heißt Du
eiaentlick?" -
..Rose Reindorf." antwortete die
ffiefrnate kleinlaut.
""i. " .. - .. ... . - .
Pful! Rose heikt das ckmutzige
Dina. so wie ich. Ich muß mich ja
schämen!"
Und verächtlich drehte sie der Armen
den Rücken und verschwand hinter einer
Thüre.
Jetzt kam auch ein Diener, nahm
dem Kinde das Packet ao und ylctz 'es
gehen.
We ae'mat stürzt das Kind durch
den Schloßhof. den Berg hinab; das
kleine Herz schlug heftig m schmerz
und Scham, die Augen brannten, und
oft senfzte es laut auf, doch keine Thräne
milderte ihren Kummer. Tiefernste
Gedanken iaaten wild durch den Kopf.
iefet wukte sie's. warum das Christ-
lind nie zu ihr gekommen, jetzt wußte
sie s. daß es auch nie kommen werde.
Nun war sie am Ankana des Dorfes
naelanat. Ausatbmend blieb sie sieben:
ihres Mundes Hauch flog wie eine veige
Wolke in die kalte Lu?t. Vas mno
fühlte aber weder Kälte, noch den
Schnee, den ihm der Wind in's Gesicht
blies, es fühlte nur den schmerz in der
zitternden Brust.
Da stund es nun, nch verschnauteno.
Nein, nack Hause gehe ich jetzt nicht'
flüsterte Röschen vor sich bin. ich
hielt's nicht aus in der kleinen, niedern
Stube. Tu hast recht!" rief ste bitter,
sie ist ,u ena. iu klein, da kann das
briNkind nickt binein. ?lck will auf
die .fiaide. dort will ich warten ich
mutz das Christkind heute sehen!
Doch, um Gottcswillen. es wird zu pat
ein! Ich mußte im chioe so lange
warten."
Und wieder qing's in wildem Laufe
durch das Dorf. Keinem Menschen
begegnete sie. Vor dem Hause des
Schüllchrers hielt sie an. Sie stellte
ftch auf die Zehenspitzen, um ins ?yenter
hineinguckcn zu können. Es war sinster.
Qein N,ni strahlte in die Weibnackt
Hinaus, das Christkind W also noch
nicht da gewesen.
Und weiter ging s in wildem ause
über die Wiesen hinweg, bis auf die
Haide, dort zum Waldesrande.
Jetzt war sie da. Der Schweiß
stand auf ibrer Stirne und die schwar-
zen Rinaellockcn, vom Winde zerzaust.
hingen feucht über lure chullcrn.
Ein ffrö teln lies jetzt durch vcn
sarten Körver. Das Kind achtete nicht
darauf. Brennenden Auges starrte es
nach der Richtung, wo es im Sommer
Taa für Taa die Sonne in ihrer Gluth
und Pracht hatte kommen sehen. Lange
stand die Haidedirne o da. das
l5bristkind kam nickt.
Sie ward müde. Jetzt hockte sie sich
nieder in den Schnee, huschte die Glie
der eng zusammen, sehnsüchtig über die
Haide starrend.
Ob es wohl kommen wird?" flüsterte
Rose manchmal. ..dort muß es ja
herkommen! O ja, gewiß, dort muß es
herkommen!" Zitternd schmiegte es sich
Beilage zum Nebraska Ztaats:?ln;eigcr.
4.4.4.l4.4.4.l.4.4.i.XJ.lXXlXt.i.4.XX4.4.X4.ll4.4.l4..4.4..4.4...'t
V V
V
t' V
V r &
: H
V :v
i?
UUul)nad)tcn!
Wcihnachtsfriede auf der Erde
Walte nun. durch nichts gestört,
Daß die frohe Botschaft werde
Freudig überall gehört;
Daß wie einst sie wieder töne
Hoch vom Himmel aus das Feld
Und, was scindlich'stritt. versöhne,
Freude kündend aller Welt.
Von den Bergen nicderstcigen
Tannciibäumchen. dicht gereiht
Mit den immergrünen Zweigen.
Die vom Winter überschneit.
In die Stadt hineingelassen
Werden sie mit Jubel bald;
Auf dem Markt und in den Gassen
Stehn sie als ein lust'ger Wald.
In den Häusern Weihnachtsfriede
Hält, was feindlich ist, im Bann.
Treue Hände, nimmer müde,
Strengen sich in Arbeit an.
Kleine Herzen lauter schlagen.
Mögen länger warten kaum.
Und in's Haus hineingetragen
Heimlich wird der grüne Baum.
Liebe, geh an's Werk und rege
Fleißig dich und halt dich wach!
Find auch auf verschneitem Wege
Zu der Armuth niederm Dach.
Deinen ganzen Reichthum schütte
Freudig aus und glückbeseelt.
Daß auch in der ärmsten Hütte
Nicht ein Tanncndüumchen fehlt.
Wcihnachtsfriede in den Herzen
Mach' sie froh und hell den Blick.
Wenn des Tannenbaumes Kerzen
Leuchten zu der Kinder Glück.
Ach. schon durch bescheid'ne Spende
Wie viel freude wird entfacht !
Große Augen, kleine Hände
Schaffen, was uns heiter macht.
Weihnachtsbanm, dir ist beschicken
Welch' ein Amt ! Dein schlichtes Lrün,
Freude kündet es und Frieden,
Wenn darin die Lichter glühn.
Mög' sich denn kein Feind erheben,
Der nicht froh uns feiern läßt ! '
Herz und Haus und Welt gegeben
Sei ein fröhlich Weihnachtsfest !
s-fc?
vi?
ck
V
r
?j?
ch
v?
?j? ?j?
ch
?K?
ch ch
?j? 7?
ch ch
ch
ch
O
?K?
?ß?
ch
O
ch
O
G
?j?
$?
4?
TTTTTTTTTTTTTTTTf TfTttT
noch enger zusammen, starr, unbewegt
lich harrend.
Wenn der Wind durch die Bäume
strich, oder der Ruf eines Thieres die
Stille der heiligen Nacht störte, schreckte
Röschen empor, sah ganz verwirrt um
sich, dann kauerte sie wieder nieder.
Da auf einmal wurde es heller und
heller und jetzt, ja gerade dort, wohin
das Auge des Kindes starrte, quoll ein
Meer von Licht hervor, und all' die
Sterne des Himmels schwebten dorthin,
und durch den Schnee brachen große
weiße Blumen, die Christrosen. Und
jetzt jetzt kam auf goldenem Wagen,
von geflügelten Kindlein gezogen und
umschwärmt, ein Engel, so hehr und
schön, daß das Mädchen die Augen
schließen mußte.
Das Christkind!" bebte es über ihre
Lippen.
Und jetzt stand das Christkind vor der
Kleinen, die unverwandt glückselig
lächelnd den schönen Engel anblickte.
Dieser winkte freundlich und Enqlein
hoben das Mädchen empor und flogen
mit ihr hinauf, dem heiligen Kinde
nach, an tausend goldglünzcnden
Sternen vorbei, bis in den Himmel.
Und es flimmerte und glitzerte vor
Rosens Augen: und da Baum an
Baum sah sie vor sich stehen, daran!
tausend Kerzlein brannten, geschmückt
mit goldenen Aepfeln und Nüssen, mit
unzähligen herrlichen Sachen, und
Englein schwebten herum und hingen
immer noch schönere Dinge daran.
Sprachlos stand Rose da und all die
himmlischen Lichter glänzten wieder in
ihren Augen.
Wer mag wohl diesen schönen
Baum da bekommen?" flüsterte sie. auf
eine große, reich geputzte Tanne zeigend.
Das ist der Weihnachtsbaum für
des Lehrers Trude." sprach ein Engel,
der daran herumputzte.
Und die er? Und dieser?" fragte
das Kind weiter. '
Und liebevoll gaben ihm die Enqlein
Bescheid.
Da gewahrte sie unter all' den Bäu-
men plötzlich einen, der alle anderen
überragte. Heller noch strahlten seine
Lichter, sich brechend in goldenen Ster
nen und klaren Eiszapfen. Droben an
der höchsten Spitze des Baumes schwebte
ft? &
'if V
8? v
r
ch
P
9&? ?V? ft
ein wachsencr Engel mit goldenen Flü-
stein, ganz so anzusehen, wie das Christ
kind selbst.
Der ist für des Gutsherrn Tochter."
ganz leise kam es von ihren Lip-
pen. und eine Thräne blinkte in ihren
Augen.
Das ist Dein Baum. Kind." sprach
jetzt das Christkindlein sanft.
Mein Baum?!" Mein Baum?!"
rief das Kind. Ich hatte ja noch nie
einen Wcihnachtsbaum gehabt. Mein
Baum soll das sein? Doch nein! Der
geht ja gar nicht in unsere enge Stube
hinein; und Christkindlein würde sich
die goldenen Kleider beschmutzen, hat
des Gutsherrn stolze Rose gesagt."
und die Thränen liefen über ihre Wan
gen. Aber schon hatten Englein das Kind
sanft emporgehoben, liebevoll küßten sie
ihm die Thränen hinweg und fangen
leise, wunderbare Weisen. Sachte
schwebten sie hinab zur Erde, ihnen
folgte das Christkindlein mit dem Herr
lichen Baume.
Rose aber sah und hörte nichts mehr,
ihr war so unendlich warm und wohl.
Klar und still und bitter kalt war die!
Christnacht.
Als den andern Morgen die Glocken
zur Andacht luden, da fanden Leute
dort am Waldesrande die Haidedirne
starr und bleich in den Schnee gehockt;
ihr Händchen hielt krampfhaft eine
Christrose fest; auf ihrem Gesichtchcn
lag aber ein Schein von Glück und
Freude, wie nie im Leben. Man
brachte sie ins Dorf und ließ den Arzt
rufen. Zu spät. Die kleine Kindes
secle war droben beim Christuskind.
euer - Abenteuer im Gebirge.
Einen ültenen'Kamps auf Leben und
Tod mit dem Feuerdämon in freier
Natur hatten unlängst zwei Californicr
auf dem Berg Palomar im County
San Diego zu bestehen, und dieser
Kampf wurde ihnen nicht aufgedrängt,
sondern sie beschworen ihn aus Schau
lust herauf, deren Befriedigung schließ
lich darin gipfelte, daß sie unmittelbar
No. 32.
I. ...
daran waren, gegenseitig clbstmold
zu begehen.
Die .Helden" dieses merkwürdigen
Abenteuers sind zwei junge Leute
Namens Heylmann und gleicher. Sie
unternahmen einen, auf mehrere
Wochen berechneten Fluß-Ausflug in'S
Gebirge und wollten Edelmetall suchen.
Nachdem sie einen Burro (Maulesels
mit der Ausrüstung und dem nöthige
Proviant vollgepackt, traten sie den
Glück-zug an. Ohne besonderen Ui'fall
erreichten sie das Toane's Thal, an der
südlichen Seite des Palomar.Berges.
Dort fanden sie eine Gesellschaft in
einem Zeltlager und ließen bei ihr einen
Theil der Ausrüstung zurück, worauf
sie sammt ihrem Burro über Thäler
und Schluchten bergaufwärts strebten.
Um diese Zeit wülneten auf der an
deren Zeile des Berges heftige Wald
brände. welche immer weiter an den
Gipfel herauf kamen. Au dein Mor
gen. als die Beiden am Hootacoot
Canyon. schon hoch oben. Lager bezogen
hatte, boten die Flammen einen groß'
artig-furcktbarcil Anblick, wie sie an
den gewaltigen Fichtenbäumen 100 Fuß
oder mehr hinauf schössen und mit
Tonnerprasscln von Bauin zu Bauin
und durch das dichte Unterholz spran
gen; eine dicke Rauchwolke krönte die
Flammcninasse. die wie ein sturmge
peitschtes Meer tobte.
Nie hatten die Beiden ein solches
Schauspiel gesehen, und mächtig regte
sich in ihnen der Drang, es von einem
recht erhabenen Standpunkt aus zu ge
nießcn. Sie faßten daher den Ent
schluß, direct den Gipfel hinauf zu
klettern: cs war ein etwas bedenkliches
Wagniß, doch hielten sie es nicht für
wahrscheinlich, daß das Feuer auch
über den Gipfel herüber kommen werde.
Als leidenschaftliche Jäger rechneten sie
auch darauf, daß die Flamm:n vieles
Wild aus dem Gebüsch scheuchen wür-
den. und sie hielten daher ihre Büchsen
bereit, um gelegentlich einen herüber
fliehenden Hirsch oder einen Bcrglöwen
zur strecke zu bringen; den Burro
ließen sie angebunden an ihrem letzten
Lagerplatz zurück, nebst den Zelten und
Vorräthen. Das Gebüsch war so dicht,
daß sie meist auf Händen und Knien
vorwärts kriechen mußten. Manchmal
scheuten sie vorsichtig nach dem feurigen
Feinde aus; aber der schien noch immer
ein gutes Stück entfernt zu sein.
Da plötzlich, als sie sich wieder ein-
mal aufrichteten, machten sie eine aräk
liche Entdeckung: sie waren von einem
Flammcnkreis vollständig umzingelt!
Der veränderte Wind hatte Feuerbrände
hoch über ihre Köpfe hinweg hinüber-
getragen und das ganze Buschwerk un-
ter ihnen entzündet!
Noch war die unverbrannte Fläche.
auf der sie standen oder vielmehr gefan
gen waren, ziemlich groß, vielleicht 100
tfutz im Mrchmeer. aber sie wurde
von Augenblick zu Augenblick kleiner.
Je näher die Flammen kamen, desto
gewaltiger wurde die Hitze, und der
Rauch war beinahe zum Ersticken! Von
allen Seiten brauste das Flammenmeer
näher und näher heran und mußte bald
diese kleine Insel verschlingen. Die
Abenteurer sahen absolut keine Mög-
ilchlctt mehr, zu enllommen.
So unerträglich wurde die Hitze, daß
sie ihr Gesicht bedecken mußten, um
keine Brandblasen zu bekommen, und
vor dem Rauch konnten sie schon fast
Nicht mehr seyen. Verzweiflung über
wältigte sie, und Heylmann schrie sei
nem Kameraden durch die Rauchwolken
hindurch zu: Komm', wir wollen lieber
einander erschießen, als uns verbrennen
zu lassen! Lange halt' ich das nicht mehr
aus, und verloren sind wir ja doch."
Jawohl!" schrie Fletcher gellend ,n-
rück, sofort. mach dich bereit."
Da. in diesem Augenblick des höchsten
Grausens, sandte das gütige Geschick
einen schwachen Hoffnungsstrahl. Bei
seinem letzten Hin- und Herrenncn be
merkte Heylmann etwas, das ihm ent
gangen war: einen dünnen Pfad,
welcher den Bergrücken hinab fübrte.
Zwar schoffen die Flammen weiter
unten von beiden Seiten auch über die
sen Pfad; aber immerhin konnte man
es vielleicht hier versuchen, durch sie hin
durchzuspringen, was in dem dichten
Buschwerk allenthalben unmöglich war.
Es war ein letzter Strohhalm zur Rct
tung, - aber da galt kein Besinnen
mehr, Tod oder Freiheit !
Sie banden sich hastig den Rock über
den Kopf, nur eine kleine Oeffnung für
das Auge lastend, und rannten dann
pfeilschnell den schmalen Pfad abwärts.
Heylmann voraus. Als sie der der
hängnißvollcn Stelle näher kamen,
wurden sie von der Hitze fast geröstet,
was sie erst recht zu rasender Eile trieb.
Jetzt hatte Heylmann die Flammenlinie
erreicht und stürzte sich mitten hindurch.
In einem Augenblick war Alles vor
über. Wahrscheinlich rettete ihm sein
Scgcltuch-Anzug das Leben, obgleich
derselbe g:i; braun gesengt wurde und
an tuc: rdir Z"..i clelieu brannte.
cei:: Nna) nur nicht ganz sg
':!.?'!ch. Er strauchcl'.e üd.-r cinen
mkihn, s:ii:j.V der ganzen Lange nach
af den dikunenden Boden, seine Hände
e'.l::te: gaiftige Brandwunde:,, und die
Flinte brach m 2iuie. Aber im Nu
war u auf den Beiden und aus den
flammen lzerau!
Es war die höchste Zeit gewesen, denn
keii:e drei Minuten darnach war jene
ganze tfwche von den flammen ver
fchlungen. Der Feuerdämon sandte
ihnen seinen Abschiedsgruß indem ein
riesiger brennender Fichtenbaum hart
neben ihnen krachend niederstürzte, und
noch eine Menge Fcucrdründc sie um
flog; wuudcrbarerweise ließ dieser
Fenerregcn sie unversehrt.
Als sie ihre Lagerstätte aussuchten,
fanden sie nur noch einen Aschenhanfen
vor. und ihr Burro war spurlos ver
schwunden. Zu, Glück hatten sie
unten, bei der Gesellschaft im Doane's
Thal. Kleider genug zurückgelassen, um
sich wieder in menschenwürdigen Zu
stand versetzen zu könne. Aber gleißende
Metalle suchten sie nicht mehr.
'Wie weit man kittn kann.
Die größte Entfernung, auf die hin
die Menschenstimmc je gehört worden
ist, beträgt, so wunderbar das klingt,
2" Meilen. Das war in dem Grand
Canon lFclsenschluchts von Colorado,
wo ein Mann den Namen Bob" an
dem einen Ende laut ausrief und an
dem anderen deutlich verstanden wurde.
Leutnant Foster. Theilnehiner an
Pcrrys dritter Nordpol Expedition,
fand, daß er mit einem Manne auf der
anderen Seite des Hafens Bowen auf
eine Entfernung von 1 s Meilen sprechen
konnte. Sir John Franklin erklärte
ebenfalls, daß er sich bequem auf eine
Meile weit mit Anderen unterhalten
habe.
Dr. Aoung berichtet, daß bei Gibral
tar die menschliche Stimme 10 Meilen
weit hörbar gewesen sei.
Der Schall wird vom Wasser beson
dcrs kräftig fortgelcitct. Bei Versuchen
im Genfer See schätzte Colladon die
Vernchmbarkeit einer untergetauchten
Klingel auf etwa t!0 Meilen.
Franklin behauptete, das Aneinan-
derreibeti von zwei Steinen im Waffer
230 Fuß weit gehört zu haben. Dicht
über dem Wasser oder eme Eisfläche
wird der Schall mit großer Kraft und
Klarheit fortgeleitet.
Dr. Hutton erzählt, daß er an einer
ruhigen Stelle der Themse bei Chelsea
eine Person auf 133 Fuß Entfernung .
deutlich vorlesen hörte, während das
auf dem Lande höchstens bis 75 Fuß
weit möglich ist.
Professor Tyndall beobachtete, im
Gegentheil auf dem Mont Blanc. daß
ein Pistolenschuß nicht stärker schallte.
als ein aus der lasche springender
Champagnerpfropsen.
Personen in einer Ballongondcl kön
nen Laute von der Erde aus noch weit
länger hören, als sie sich den Leuten
unten vernehmbar machen können.
Die Frauen'Universität
von Abcrystwyth in Wales ist eines von
jenen Instituten, auf die England be
sonders stolz ist. Wallis Myers er
zahlt im Ludgate Magazine", daß die
Hochschule im Jahre 1884 mit 10
Schülerinnen ihre Thore geöffnet habe.
Vier Jahre später hatte sie 40 Stu
dentinncn und gegenwärtig hat sie 180.
Die Lehrerinnen sind sämmtlich ehe
maligc Schülerinnen. Die jungen
Mädchen sind zum größten Theile Eng
länderinnen; aber einige kommen auch
aus Schottland. Irland und aus In
dien. Unter den 400 Damen, die dort
ihre Studien gemacht haben, sind 73
mit der Würde eines Baccalaureus der
Literatur, drei Kandidatinnen, eine
Doktorin und acht mit der Würde eines
Baccalaureus der Wissenschaften abge
gangen. Sieben erhielten Stipendien
zum Studium in Cambridge und zwei
zum Studium in Oxford; diese Beiden
hatten Staatsökonomie studirt. Die
Universität ist ein Internat. Die Ge
bäude sind äußerst merkwürdig. Es ist
ein Chaos von Bauwerken, die alle
Größen und Stilartcn ausweisen, und
je nach den vorhandenen Bedürfnissen
oder vielmehr nach den vorhandenen
Geldern planlos errichtet wurden. Die
Einnahmen wären, wie es in Groß
britannicn und in den Ver. Staaten
bei allen Bildungsinstituten der Fall
ist, ohne die Mitwirkung der Privat
Unterstützung durchaus unzulänglich ge
wesen; aber jedes Jahr bringt Gaben
reicher Privatleute.
Vin merkwürdiges Konzert.
Der russische Fcldinarschall Graf von
Münnich gab einst seiner Monarchin.
der Kaiserin Katharina der Zweiten von
Rußland, ein Konzert, das in seiner
Art gewiß einzig war. Man hörte da-
bei leine andere Musik als sonst, aber
die Bogen aller Geigen -Instrumente
waren mit Haaren türkischer Roß
schweife bespannt, die der Fcldmarschall
von den Feinden Rußlands erobert
hatte.
protzig.
Frau A: Ach. was haben Sie für
öne Hühner."
Frau B: Ja. es sind prächtige
Thiere!"
Frau A: Legen sie alle Tage Eier?"
Frau B: Sie könnten es aller-
dings; aber bei unserem Vermögen
haben die Hennen das gar nicht
nöthig."