Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 21, 1899, Image 12

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    lauten Irml'ai.
fön V n.! ! ; t) tr ! m M.
Frau Richcnbach von einer Ma
tiiff in 6er Harmonie nach Hause kam.
ma .lte sie eine sehr schlimme lntöccf siin:
sie Statte das eine ihrer Brillanten-Arm-Mutier
verloren.
Staunte c-5 ihr vom Handgelenk ge
glitten sein ? Konnte ihr es Jemand
abgestreift haben, ohne da sie dessen
gewahr geworden ? Vielleicht bei dem
Gedränge, das am Ausqange des Kon
zertsaaleZ geherrscht ? Oder hatte sie es
in der Troschke verloren, in der sie nach
Hause gefahren war?
Da sie auf keine der vielen Fragen,
die sie sich vorlegte, eine Antwort fand,
warf sie sich verzweifelt auf ihr Ruhe,
bett und weinte bitterlich.
Mitten in diesen Schmerzensausbruch
hinein kam ihr aus dem Geschäft heim
kehrender Gatte. Es war ein kleiner,
stämmiger, wohlbeleibter und vor allem
keldstbeivlikter Mann. Seine Frau
klagte ihm ihr Leid, erst furchtsam und
schüchtern, und dann als sein vseion
bcwnßtsein immer unerträglicher wurde
luiiit bereit seinen bosva nen or
würfen entgegentretend, denn gar zuviel
liess sich Titan Reichend nicht gefallen.
auch sie besaß ein gut Theil Selbstbe-
wuktsein.
Schliesslich verliefe Herr Reichenbach
das Zimmer seiner Frau. Aerger und
Äuth im Herzen. Seine Gedanken
beschäftigten sich unablässig damit, auf
welche Weife er das verlorene Armband
wieder langen könnte.
Ich hab's!" sagte er endlich vor sich
hin. als er nach dem Mittagessen seine
i.L. cv i l 1
vigarre raucyie. x$uj mu miuui
Frau zuvorkommen und den Perlust in
mehreren Blättern annonciren."
(5r war so begeistert von seiner Idee,
daß er sofort eine Droschke nahm und
in die Expeditionen mehrerer Zeitungen
fuhr. Schon am nächsten Morgen
prangten in verschiedenen Blättern
große Annoncen, die Demjenigen eine
große Belohnung versprachen, welcher
das Armband zurückbrächte, gleichzeitig
wurde dem Wiederbringer die strengste
Diskretion zugesichert.
Das wird schon wirken," schmun
zelte Herr Reichenbach, als er die An
nonce las. Das Armband hat eine
ganz eigenthümliche Fassung; wenn Je
mand meine Beschreibung in den Zeitun
gen liest, muß er es sofort erkennen, wo
er es auch erblicken mag.
Er schlug sich wohlgefällig auf die
Kniee, begab sich wieder in sein Geschäft
er besaß ein Gold- und Silber
Waarenlager en gros und nahm,
ohne seiner Frau etwas zu sagen, deren
Schinuckkasten mit. um ihn in den Geld
schrank zu schließen, was er stets that,
wenn Erna ihre kostbaren Schmucksachen
nicht anlegte.
Auf der Treppe begegnete er seine
Gattin; sie schien vön einem sehr frühen
Morgenspaziergang heimzukehren.
' Nun, verehrte Frau Erna," redete
er sie in sarkastischem Tone an, kom
inen Sie von einer Entdeckungsreise nach
dem verlorenen Armband zurück?"
' Und wenn es der Fall wäre, mein
Herr," entgcgnete sie schnippisch, so
ginge das Sie nichts an" und in
zornigein Tone fuhr sie fort Tu
hast ja lein Interesse für meinen Ber
lust!" Stumm, im Bollbewußtsein seiner
Klugheit, ging Herr Reichenbach da
von, ohne seine Frau eines weiteren
Wortes zn würdigen. Diese lächelte
verschmitzt, als sie ihre Wohnung be
trat. Haha, konnte ich es mir doch den
len, daß er es annonciren würde.
Aber warum er mir davon nichts sagt,
sondern so geheimnißvoll thut? Ja, ja,
er dünkt sich wer weiß wie klug, er bil
det sich ein, tausendmal klüger zu sein
als ich. nur weil ich ein Weib bin.
Diese Selbstherrlichkeit ist einfach
unausstehlich! Um ihn den Rang abzu
laufen, bin ich auch sofort auf die Po
lizei gegangen und habe die Sache ge
meldet. Ein Geheimpolizist wird die
Geschichte in die Hand nehmen
hoffentlich hat er Glück mit seinen Nach
forschungcn." Eine halbe Stunde später meldete
das Dienstmädchen den von der Polizei
gesandten Detektiv Scharf. Er war
ein großer, hagerer Mann mit ernsten,
fast finsteren Zügen und steifem, würde
vollem Wesen. Er zeigte Frau Reichen
bach die Annonce, welche ihr verloren
gegangenes Armband auf das genaueste
beschrieb. Auch seine Legitimations
karte legte er ihr vor.
Nach einigen Fragen und Bemerkung
gen sagte er:
Haben Sie das Gegenstück zu dem
Armband, welches Sie vorhin erwähn-
ten hier? Ja? Nun, das ist schön."
Ach. wie schade," rief Frau Rei
chenbach plötzlich, nachdem sie an ihren
Schreibtisch gegangen und bemerkt
hatte, daß ihr Schmuckkasten nicht an
seinem Platze stand. Mein Mann
muß den Kasten mit in's Geschäft ge
nommen haben. Er thut das nämlich
immer, weil wir keinen eisernen
Schrank im Hause haben.
Herr Scharf entfaltete einen unge
wöhnlichen Eifer bei der Suche nach
dem Schmuckkasten nachdem er feiner
Meinung, Frau Reichenbach habe ihn
doch vielleicht anderswo hingestellt,
Ausdruck gegeben. Er zog sogar selber
hier und da eine Schublade auf, um
nachzusehen. Schließlich verbeugte er
sich mit vollendeter Höflichkeit und
sagte:
Machen Sie sich keine Sorge, gnä-;
T , -i-.Tj
dige Frau. Wir werden das Arm
band schon wieder bekommen. In der
Zhat haben wir nämlich bereits eine
3 pur gefunden."
Fr.'.ü R.ichendach faß eine geraume
Weile in Gedanken versunken da und
dachte darüber nach, welche Spur das
wohl sein könne, als das Mädchen an
die Thür klopfte und meldete, der
Schlächter sei da. um die Monatsrech
nung einzukassiren.
Frau Erna ging an den Schreibtisch,
in dem sie ihr Geld aufzubewahren
pflegte, und wohin sie das am Tage
vorher von ihrem Mann empfangene
Wirtschaftsgeld für einen ganzen
Monat gelegt.
Aber o Schreck!
Die Börse war verschwunden.
Sie war doch noch hier, als ich den
Tchmuckkasten suchte! Ich weiß es ganz
genau!" schluchzte sie sliiner ich. Ach
Minna, Minna! Es ist zu schrecklich!
Nun wird mein Mann noch wüthender
werden was mache ich nur?"
Aber gnädige Frau am Ende hat
teuer Herr, der vorher
Um Gottesivillen! Rede nicht so
etwas! Das ist Beamtenbeleidigung!
Der Herr war ja von unserem Bezirk
geschickt!"
Nach längerem Hin und Herreden
zwischen Herrin und Dienerin ließ die
Erstere dem Schlächter sagen, er möge
in einigen Tagen wiederkommen. Wäh-
rend Frau Reichenbach noch über ihr
doppeltes Mißgeschick jammerte, klin
gelte es abermals; gleich darauf ließ
Minna einen Herrn eintreten, welcher
sich als Geheimpolizist -charf vor
stellte. Aber aber stammelte Frau
Reichenbach ganz verwirrt Herr
charf war doch bereits hier?"
So?" Der neue Besucher schien
mehr belustigt als erstaunt. Er
scheint Ihre Annonce gelesen zu haben
und darnach sagen Sie, war es ein
großer, hagerer Mann mit ernsten
Zügen und würdevollem Wesen? Ja?
Ich dachte es mir. Ten Gauner kennen
wir nur zu gut. Er setzt hier und da
mal einen ganz raffinirt ausgeklügelten
Trick in Scene. Perwünscht gerieben
ist der Hallunke aber wir werden ihn
schon kriegen."
In wenigen Minuten hatte Frau
Reichenbach den ganzen Hergang der
Dinge erzählt, dann sagte Herr Scharf:
Bitte, 'machen Sie sich zum Aus-
gehen fertig, Frau Reichenbach. Wir
müssen" mis beeilen. Fragen Sie jetzt
nicht weiter. Ich habe eine Droschke
unten."
Wie eine Träumende, keines klaren
Gedankens fähig, folgte Frau Erna
dem Herrn die Treppe hinab. Als sie
neben ihm im Wagen dahinfuhr, hörte
sie ihren Begleiter murmeln:
So ein Hallunke sechshundert
Mark auf einen Schlag und jetzt
wahrscheinlich hinter dem anderen Arm
band her "
Halt halt lassen wir halten!"
schrie Frau Reichenbach plötzlich.
Tort geht mein Mann, lassen Sie ihn
herein!"
Herr Reichenbach, der sich auf dem
Wege nach Hause befand, war nicht
wenig erstaunt, als er eine sich wie
rasend gebärdende Frau in der Droschke
erblickte, die ihn heranwinkte, und noch
erstaunter wurde er, als er in dieser
Frau feine eigene erkannte. Ganz
sprachlos starrte er den sie begleitcnten
Herrn an, nachdem er in der Droschke
Platz genommen.
Friedrich," stöhnte Frau Reichen
bach, wir sind von Neuein schändlich
betrogen!
Nun erzählte sie ihm in fliegender
Haft, was sich während feiner Abwcsen
heit zugetragen. Herr Scharf verhielt
sich chweiqend.
Herr Reichenbach war sehr, sehr böse.
als er alles angehört.
Von allen Frauen der Welt bist
Du die dümmste und einfältigste. So
etwas kann auch nur Dir pafsiren,"
zankte er in einem fort. Aber Gott
sei Dank, daß ich noch da bin! Ich
habe den rechten Mann gemnden. der
uns auf die Spur hilft, das verlorene
Armband wieder zu bekommen. Ge
Heimpolizist Scharf versprach mir das
ganz zuversichtlich, als er vor einer
Viertelstunde mein Geschäft verließ.
Ah hat er sich etwa von Ihnen
das andere Armband geliehen mit der
Begründung, daß es ihm helfen werde.
die Identität des verlorenen festzustel-
len. wenn :r es in einem Pfandleibge
schüft oder sonstwo erblickt?"
Gewiß! Warum sollte er das
nicht? Die Idee ist doch sehr " Herr
Neicyenvach sah den Frager halb heraus
fordernd, halb verdutzt an. Er hat
sich i genügend legltimirt! Er ist
der Geheimpolizist Scharf vom sechsten
Bezirk! "
Er ist Wilhelm Bode. alias Graf
Brandt, Baron Schneidewind oder
Fritz Brenner oder wie die Namen alle
heißen, die er sich zulegt. Der Geheim
Polizist Scharf bin ich! Wenn Sie mit
mir auf die Polizei kommen wollen,
wird man Ihnen das bestätigen. Ihre
Frau meldete uns den Verlust, man
betraute mich mit der Angelegenheit.
Leider kam ich eine halbe Stunde zu
spät "
Ist so etwas denn nur men
schenmöglich " stöhnte Herr Reichen
bach ganz fassungslos. Habe ich
habe ich "
Fahren Sie mit Ihrer Frau iekt
lieber allein nach Haufe." meinte der
wirkliche Geheimpolizist, indem er schnell
aus der Droschke sprang. Ich muß
mich beeilen! Schweigen Sie um
Gottc-willen über alles und vor allem
trauen Sie keinem Fremden mehr!"
Fort war er!
Mann und Frau blickten einander
rathlos an.
Erna." begann Herr Reichenbach
kleinlaut, ich bin ein Narr!"
Und ich ebenfalls. Friedrich!" ver
setzte sie scheu.
.Tu bekommst ei paar neue Arm
bänder, wenn wir, die verlorenen nicht
wiedererlangen," fuhr er fort und
blickte sie dabei zärtlich und wie um
Verzeihung bittend an.
Tu lieber, guter Mann "
ES soll meine Strafe sein." fuhr
er reninüthig fort, für meinen dum
inen Eigendünkel "
Still, still. Fritz." wehrte sie mit
ihrem süßesten Lächeln. Ich habe
auch Strafe verdient! Komm, gieb mir
einen Kuß reden wir nicht mehr von
der Geschichte und seien wir in Zukunft
klüger als bisher."
Line Aleilschcilkenncrin.
Huinoreüke von i. R i t t w e g e r.
Und gerade heute." Mit schmerz
lichem Stöhnen rufts Leutnant Max
von Bärwald, als er sich sofort nach
dem Aufstehen in frühester Morgen
stunde im Spiegel mustert. Daher
das verflixte Ziehen im Gesicht die ganze
Nacht eine dicke Backe; Brrrr wie
ich aussehe, Scheußlich, einfach scheuß
lich! Und gerade heute!"
Trostlos wendete er sich vom Spiegel
ab und denkt über dieses heillose Pech
nach. Wenn man so im besten Zuge
ist und nun denn mit diesem Gesicht.
nicht d'ran zn denken so reflektirt er
nicht einmal ahnen dürfen s die
Damen. Es hat so 'was Lächerliches:
ein flotter Leutnant mit einer geschwol-
lencn Backe. Aber was in aller Welt
soll er vorschützen? Er hat's den Damen
fest versprochen, alles ist verabredet.
und er hat sich so gefreut, aber so!
Heute hat er Lillies Herzchen im Sturm
erobern wollen so 'ne Rheinfahrt
bietet dazu die beste Gelegenheit, und
dieser schöne Plan ist nun vereitelt.
Leutnant Max tritt nochmals vor
den Spiegel und verbucht ein Lächeln,
aber nur eine entsetzliche Grimasse
kommt zum Vorschein, und er wendet
sich schauernd ab. Und dabei zwickts
und zuckts in der Backe ganz abscheulich!
Ein solches Dilemma! Wenn's nur
Kopfweh, oder ein Schnupfen, oder ein
steifer Hals wäre, dann könnte man
allerdings noch aber so mit dieser
Visage, unmöglich! O, Lilli, süße, an
gebetete Lilli! Und heute ist eigentlich
der letzte Termin; übermorgen verlassen
die Damen Wiesbaden und reisen wie
der zurück nach Kurland, ja wirklich,
gleich so weit, und sein Urlaub ist einen
Tag später ebenfalls zu Ende und
ach, wärs nur keine dicke Backe. Er
weiß es aus Erfahrung, er hat selbst
'mal für eine reizende Blondine ge
schwärmt, bis er sie zufällig mit einem
geschwollenen Gesicht am Fenster stehen
sah da war's vorbei! Und nun er
selbst. So 'n Pech! Selbst wenn
morgen sein Antlitz wieder normal sein
sollte, die Zeit ist so kurz, und die Tour
nach dem Niederwald wollen die Damen
heute unbedingt ausführen; am Tage
vor der Abreise geht es nicht, und nun
bitten sie sicher den Assessor Wilmers,
der mit ihnen in derselben Pension
wohnt, um seine Begleitung, diesen
öden Eivilmenschen, der ewig vom Bür
gerlichen Gesetzbuch spricht und es wagt,
seine Augen gleichfalls zu Lilli zu er
heben. Natürlich, so wird's, und mor
gen erkundigt sich dieser Assessor selbst
verständlich nach dem Befinden der
Damen und verbringt auch den letzten
Tag noch in ihrer Gesellschaft, und
nach so 'ner gemeinschaftlichen Rhein
fahrt wer weiß, wie alles kommt?
Verteufelt hübscher Kerl ist der Wil
mers ja, das muß ihm der Neid lassen.
Ader alles Schimpfen und Klagen
hilft nichts. In einer Stunde geht der
Zug. der Herr Leutnant muß sich schon
entschließen, den Damen sein tiefstes
Bedauern schriftlich zu melden, daß eine
dringende Verhinderung u. f. w.
Eben setzt er sich an den Schreibtisch,
da klopft es und das Zimmermädchen
tritt in. Sie kichert und bringt's
kaum heraus: Herr Leutnant, aber so
'was lebt nicht! Herr Leutnant, unten
ist der Herr Leutnant nochmal, ja, so
na der Herr Leutnant ist ja hier.
aber na es ist zn seltsam unten
steht 'ii Herr, der zum Herrn Leutnant
will, der sieht akkurat aus, wie der Herr
Leutnant, und er heißt auch grad so
ich hab' mir ordentlich gegrault. Und
hier ist die Karte." Jetzt erst wendet
sich Max v. Bärenwald dem Mädchen zu
und dieses ruft erstaunt: Ach, herrjeh,
wie sehen Sie denn aus, Herr Leut-
nant Sie haben 1a ne geschwollene
Backe. Ach, wie schade! Ja, was soll
ich denn dem dem Herrn unten
sagen? Soll er 'rauf?"
Natürlich, und six ist ein ach
mein Zwillingsbruder, Sie Sie, na,
six, sagen Sie ihm Bescheid."
Des Leutnants Antlitz hat sich in der
That aufgehellt, so gut das die immer
mehr anschwellende Backe zuläßt. Blitz
gleich hat ihn ein Gedanke durchzuckt
so kann's vielleicht gehen !
Ohne Anklopfen tritt der Besuch ein.
Leutnant Bürwald der andere, aber
ohne dicke Backe. Eine frappante Aehn
lichkcit herrscht zwischen den Brüdern,
selbst bei Zwillingen in dem Maß nicht
oft zu finden! Die lebhaften braunen
Augen, der röthlichc Schnurrbart, die
Größe, die Figur, alles genau dasselbe.
Nur die dicke Backe läßt ' heute ein Un
terscheiöen zu.
Morgen, alter Junzc na. aber.
Herrgott, wie siehst Tu denn aus.
Kerl, na. so 'was! Und ich wollt mir
einen recht vergnügten Tag mit Tir
machen, hier in Wiesbaden, bin nur
Deinetwegen herübergeflißt! Aber so
kannst Dich ja vor keinem Menschen
sehen lassen!"
Na. Bruderherz, das ist Glück, daß
Tu gekommen bist, nämlich: Weißt
Tu. Achim. Tu mußt mir einen unge
Heuren Gefallen thun. Es ist ein Wink
des Schicksals, daß Tu kamst. Also
höre: ich bin verliebt "
Hm, das war schon öfters der Fall,
Max."
Halt, abwarten. Diesmal ist's
Ernst. Also, ich bin verliebt, rasend,
rettungslos, und Lilli, ja so, erst er
klären,' wer Lilli ist! Kurz gesagt, sie ist
das entzückendste Mädchen unter der
Sonne. Deine Braut natürlich ausge
nommen. die jedenfalls ebenso ent
zückend ist. Und Lilli kann sich eiluu
den. mich zu hcirathen sie hat mäch
tig Moos. Lieben würd' ich sie ohne
den schnöden Mammon ebenso heiß,
aber heirathen könnt' ich sie eben dann
nicht. Darum war ich so glücklich,
daß diesmal alles beisammen ist. Mut
ter eine sehr alte, feine Dame. Kurz,
durchaus noble Partie reiche K Ur
lauber also, es stimmt alles. Nun
komints Pech. Uebermorgen reisen die
Damen ab und heute sollte ich sie
nach dem Niederivald begleiten. Die
infame Backe macht mir 'nen Strich
durch. Nun kommt das Glück. Tu.
mein lieber Zwilling! Hör , Achim. Tu
mußt mich vertreten heute, 's merkt kein
Mensch. Lilli hat mich erst zweimal
gesprochen, und Tu siehst ia genau aus
wie ich. AI o. wirf Tich nell in
mein hellgraues Civil hier, aber schnell.
in einer halben Stunde geht der Zug
indessen instruir' ich Dich ein bischen
über die Unterhaltung; gut, daß unsere
Stimmen denselben Klang haben
Deine ist nur 'ne Idee tiefer, aber Du
kannst ja sagen, Tu hättest einen Ka-
tarrh. Nicht wahr, Du thust mir den
Gefallen, begleitest die Tamen heut'
nach dem Niederwald und machst Tich
so liebenswürdig, als nur möglich, da
mit Lilli sich noch ordentlich in mich ver
liebt. Ich kurir' inzwischen meine Bi-
sage und morgen erklär ich mich.
O bitte, das könntest Du eigentlich
mir überlas en
Nein. Du, das möcht ich doch lieber
selbst, es ist doch 'ne ernste Sache. Oel
soll gut sein. Beeil' Tich nur, Achim,
's ist hohe Zeit und halt Deinen
Verlobungsring heb' ich Tir so lange
au ." .
Achim von Bürwald hat die Situa
tion schnell begriffen die Umkleidung
ist im Nu bewerkstelligt. Max berichtet
ihm noch, wo und wann er mit den
Tamen zusammen gewesen, giebt ihm
die Adresse und nach einer Viertelstunde
sitzt Achim von Bärwald, dem die Ge
schichte ungeheuren Spaß macht, in
einer Droschke, um die Damen abzu
holen. Am späten Abend trifft er wieder bei
seinem Bruder ein, dessen Backe schon
fast auf den normalen Standpunkt
cntschwollen" ist.
Na, wie war's, Achim ich bin
natürlich bald vergangen vor Unge
duld. und Gewissensbisse hatt' ich
anch ."
Nicht nöthig. Maxl, alles ging
famos. War ein reizender Tag! Hör'
mal, Glück, daß schon verlobt, sonst,
diese Lilli einfach himmlisch! Und
wie sie zu mir war hör'. Kerl, Du
hast sichere Chancen. Freilich, weiß ja
nicht, ob Du selbst so auf sie gewirkt
hättest ."
0, bitt' schön!"
Nu, nu, nichts übel nehmen, ist ja
nur Spaß. Also, es war himmlisch!
Und mitunter kam ich so 'n bischen in
die Enge, und dann guckten sie mich so
sonderbar an, die Damen. Weißt Tu,
sie spielten auf Gespräche zwischen Euch
an. Aber es ging doch. Die Tamen
dankten mir sehr herzlich für die Be
gleitung, und beim Abschied flüsterte
mir Fräulein Lillt zu: Auf Wieder
sehen morgen! Tas klang so ver
heißungsvo'll wie gesagt, gut, daß ich
gefeit war. Nun reis ich morgen früh
mit dem ersten Zug ab und Überlasse
Dir den Schluß."
Heißen Tank, mein Alter. Hör'
Tu, ein kolossales Glück, daß wir
Zwillinge sind, nicht ?"
Leutnant Max von Barwald und
sein junges, reizendes Frauchen sind auf
der Hochzeitsreise. Ein Jahr ist ver
gangen seit dein Badcaufenthalt in
Wiesbaden und die Erinnerung an die
Zeit, die Frau Liui aufzufrischen ge
wünscht, hat den Reiseplan diktirt: den
Rhein von Köln an aufwärts und zum
Schluß Wiesbaden.
Als der Dampfer mit dem jungen
Paar sich Binqen nähert, da schmiegt
sich Frau Lilli eng an den Gatten:
Ach. mir wird ganz eigen zu Muth.
Liebster! Wenn ich noch an die Tour
damals denke! An dem Tag hab' ich
mich erst so recht in Dich verliebt. Ich
weiß nicht, es lag so 'was in Deinem
Wesen, so 'was besonderes. Tu warst
etwas befangen, gar nicht so lustig, wie
an den Taaen vorher, und manchmal
wurdest Du auch roth ich mag das
so aern an einem Mann und so zer
streut warst Du mitunter, als wenn
Du gar nicht hörtest, was wir sprachen,
und dann wieder schautest Du mich so
entzückt an ach ja, es war ein Herr-
licher Tag! Weißt Tu. Herz, da bade
ich erkannt, daß wir Beide vom Schick
sal für einander bestimmt waren. Jetzt
kann ich Tir'S ja gestehen, da hab ich
so recht hineingeschaut in Tein Jnne
reS. Ja. Schatz. Die kleine Frau ist
eine große M.'nschenlennerin!" Lilli
seufzt ein wenig vor Glückseligkeit,
dann fahrt sie fort: Es ist was Komi
sches um die Liede. Max! Siehst Tu.
Tein Bruder ich mag ihn natürlich
sehr gerne, und er sieht ja anch genau
aus wie Tu. aber verlieben hätte ich
mich doch in ihn nicht können!"
Leutnant Max ward sehr roth und
drückt den Arm seines Frauchens fester,
aber er sagt kein Wort. Wozu soll er
seiner angebetenen Lilli den Glauben
nehmen, sie sei eine vorzügliche Men
schenkennerin? Der lose Streich ist ja
so gut ausgegangen. Später vielleicht
kann er die Geschichte mal beichten, so
um die silberne Hochzeit rum.
in einzig Wort.
Ein einzig Wort, ein gutes Wort,
Tas ist es, was die Herzen bindet.
ES sichert stets der Liebe Hort.
Wenn Haß und Zwietracht sich entzündet.
Es lindert oft die größte Pein
Ein einzig gutes Wort allein.
Trum sei nicht stolz, wenn unbedacht
Im Zorn ein schlimmes Wort gefallen,
Bedenke, daß nicht immer wacht
Der Klugheit Rath im Zorneswallen.
Ja. eh' Dein Stolz ein schlimmes
spricht,
Bedenk' des guten Wortes Pflicht!
Ein einzig Wort, ein böser Spruch
Bricht oft der alten Freundschaft Bande;
Dir zum Verderben. Dir zum Fluch,
Und Deinem Herzen gar zur Schande.
Weil Du nicht fandest gutes Wort.
Mußt weichen oft von gutem Ort.
Und fühltest Du Dich schwer gekränkt
Vom Freund, vom Lieb in bösen
Worten.
Sei doch Dein Reden nicht getränkt
Mit bösem Hohn, dem haßverdorrten.
Mit gutem Worte lenke ein!
Schnell wird Dein Leid geendet sein.
Sin historische Weltuntergangs
Anekdote
erzählt die römische Tribuna": Im
Jahre 18(3, als man auch von dem
Wiedererscheinen eines großen Kometen
sprach, der der alten Mutter Erde den
Gnadenstoß geben sollte, war in einer
italienischen Stadt, die wir nicht nen
nen wollen, die Bevölkerung in großer
Aufregung und jeder unbedeutende
Borfall wurde als ein Zeichen des
bevorstehenden Weltendes angesehen.
Eines Abends färbte sich der Himmel
im Nordwesten plötzlich blutigroth. Es
entstand eine furchtbare Panik, Weiber,
Kinder, Greise und junge Männer eil
ten wehklagend auf die Straßen. Um
die Bevölkerung zu beruhigen viel
leicht auch, um die eigene Furcht zu
dämpfen telegrophirtc der Bürger
meister des Städtchens sofort an einen
hervorragenden Astronomen, den Tirek
tor eines berühmten Observatoriums:
Himmel feuerroth. Volk in großer
Angst, bitte um Erklärung des Phä
nomens." Wenige Minuten später traf
folgende Antwort ein: Unbesorgt!
Abendröthe!" Das klassische Telegramm
wurde öffentlich angeschlagen.
Kindliche koglk.
Ich möchte Bier haben, um meine
Puppenkleider roth zu färben."
Dummheit, wer hat Dir denn ge
sagt, daß man mit Bier färben kann?"
Die Tante, die sagte, das Bier hätte
Deine Nase roth gefärbt."
Unangenehmer Umstand.
A: Eure Hochzeit war wohl die
Folge einer Liebe auf den ersten Blick?"
B: Ja freilich: leider hatte ich aber
an jenem Tage gerade mein Pinccnez
zu Hause liegen lassen.
In der verlegenkeit.
Lehrer: Warum kehrten die Mon
golen nach dem Tode Tschingiskans
nach Asien zurück"
Schüler (nach langem
zögernd): Weil weil
Leichenbegängniß mußten.'
Nachdenken
sie zum
verlockend.
A: Schön ist'S dort, sag' ich Dir,
schön! Meine Frau war ganz sprach-
los."
B: Sprachlos? Da führ' ich die
meinige auch hin!"
23ci der (Einquartierung.
Hauses (bei Tisch):
Da Sie so überraschend aekom
men sind, Herr Leutnant, müssen Sie
schon mit dem einfachen, was wir
Ihnen vorsetzen, vorlieb nehmen!"
Leutnant: Ohne Sorge, gnädige
Frau! Sie wollen bedenken, daß Ach
tung vor dem Vorgesetzten" die erste
Soidatentugend ist!"
Starker lzieb.
Tänzerin: Sie, mein Herr, würden
nie den Weg zu meinem Herzen finden
können!"
Unbegreiflich.
A: Heut' g'füllt's mir da aus
gezeichnet, heut' bin i kreuzfidel, vor
zwei Uhr wird nct heimgegangen."
B (Pantoffelheld): Fürchten Sie
sich denn garnicht vor Ihrer Frau?"
Was sich nicht übertreiben läßt, wird
schwerlich Mode, werden.
vielsagende Betonung.
.Deine junge Frau kocht selbst ?"
Sie hat aber sonst viele gute Eigen
schaften."
5NNIk.
A: Der Studio X. hat ja eine reiche
Erdschaft gemacht!"
B: Na. das ist wieder mal Bier
auf feiner Mühle!"
Ein Idealist.
'Nun. haben Sie auf Ihrer Reise
recht viel genossen?" Ader ich bitt'
Sie. 's geht halt doch nichts über die
Hausmannskost!"
Bescheiden.
.Beim
Prcisschießen
ist Leutnant
Müller mit fünfundsechzig Ringen als
Sieger aus dem Wettkampfe hervor
gegangen."
Heirathslustiges Fräulein: Ach. ich
wäre schon mit einem Ringe zufrieden!"
Per ideale Vertheidiger.
Vertheidiger (in der Vorbesprechung
mit seinem eingesperrten Klienten):
Ich kann nicht mit Wärme und Nach
druck vertheidigen, wenn nicht mein
Herz dabei ist. und mein Herz ist nicht
dabei, wenn ich sehe, daß man nicht
aufrichtig gegen mich ist. Soll ich Sie
also mit Erfolg vertheidigen, so ge
stehen Sie mir vor Allem' aufrichtig,
daß Sie wirklich der Thäter sind "
Galgenhumor.
Verbrecher (der eben zum Tode ver
urtheilt worden ist, seinem Vertheidiger
die Hand drückend): Sie haben mich
so warm vertheidigt, Herr Doktor
darf ich Sie vielleicht zur Henleröinahl
zeit einladen?"
Rasernensiil.
Major: Es sind mir bei der 0.
Kompagnie auf der Kompagnie-Kam
mer Mäuse gemeldet worden; ich ersuche
um die strengsten Maßregeln, denn
wenn wir nicht energisch einschreiten,
sind das in vier Wochen Ratten."
Allzu früh.
Oberlehrer in der Schule das Thema
zu einer lateinischen Aufgabe diktirend:
..-.. sie fielen also in Italien ein und
tödteten Männer. Weider und Kinder."
Zu einem Schüler, welcher anstatt zu
schreiben. Dummheiten treibt: Haben
Sie Kinder", Bernikel?"
Bernikel: Kinder? Nein, Herr
Oberlehrer, noch nicht!"
Dann natürlich,
Vater: So, da hast Tu also wirk
lich Dein nächtliches Umhersumpsen jetzt
aufgegeben? Na, das ist vernünftig."
Sohn (Studio): Ja, völlig, geh'
jetzt gar nicht mehr aus dem Hause,
hab' jetzt nämlich sehr nette Wirths
leute."
Vater:
So. wo wohnst Du denn
jetzt?"
söhn:
,Jm Easthof zum vollen
Humpen.
Guter vorwand.
Wirth (zur Köchin): Die Kellner
haben schon ganz ermüdete Arme, geben
ie keine so große Portionen!
Branchbar.
Freund: Dein neuer Gehilfe ist
wohl recht tüchtig?"
Weinhändler: Freilich, dem gelln-
gen die ältesten Jahrgänge."
Unüberftügelter Ausspruch.
Früher spielten Sie ja auch Orgel,
ich erinnere mich noch an die hübschen
Präludien!"
Ich habe dieses Instrument an den
Nagel gehängt!"
Die Arbeit ist die größte Feindin des
Lasters.
Stoßseufzer eines junges Llzemannes.
Ja, geschmackvoll kleiden kann sich ja
meine Frau, wenn sie nur auch ge
schmackvoll kochen könnte.
Sentenz.
Die Liebe, sagt man, sei nur blind,
Ich will den Satz nicht ganz bestreiken.
Doch wo die meisten Thaler sind.
Sah sie recht gut zu allen Zeiten.
Gebessert.
Sind Sie nicht der
der früher immer zu mir
Hausherr:
Weinreiscnde,
kam?"
Reisender:
Jawohl, ich habe mich
gebessert, jetzt reise ich in Gefundheits
kaffee!" widerlogt.
A: Da sagt man immer, daß die
Professoren so sehr vergeßlich sind, ich
kann das aber garnicht finden."
B: Wieso den nicht?"
A: Ich bade mir mal von einem
Professor vor drei Jahren Geld geliehen
und der Mensch erinnert mich heute
noch immer daran."
Modern.
Junggeselle: Tas ist aber schon
schrecklich. In alles mischen sich die
Frauen heutzutage schon hinein."
Junger Ehemann: Meine irau soll
sich meinetwegen mischen, in was sie
will, zornig werd' ich nur, wenn sie sich
in unsere Küchenangelegenheiten ein
mischt."
Mancher hat sich das Leben dadurch
schwer gemacht, daß er es zu leicht
nahm.