Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 21, 1899, Image 11

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    UL
Ein kleiner Deitisch lfrikander
Wenn man von der Hauptft.idt Pn
toxia der südafrikanischen 'Republik
Transvaal nach der ?clagoa-Bay zu
mit der Eisenbahn sährt. dann gelangt
man i wenigen Ttuiiden schon nach
der e infamen Haltestelle van der ?.'!?rwe.
Und wenn man hier anzstkigt. links
über die Bahnschienrn dinwkggeht.dann
findet man bald einen, allerdings wcniz
befahrenen, aber dennoch deutlich er-
kennbaren Weg, welcher an reichen Tia
mantcngräbercien vorüber nach der arm
seligen Bchausuna des alten Boa
(sprich Buerj Kaspar Tupres führt,
und von dort, über Thaler und Höhen
voller FcscndlScke nur einmal noch
durch einen üppigen '.bauin- und Mais
garten hingehend nach dcr Farm Karls
ruhe abzweigt, welche in einem lang gc
streckten, fruchtbaren Zhalgrunde liegt
und einem alten Teutschen gehört, dcr
hier mit feinem wackcrcn Weide und
seinen zwei erwachsenen Söhnen recht
und schlecht sein einfaches Leben führt.
Früher hatte Ohm Lademann noch
eine Tochter daheim, ein hübsches bloii'
des Iilngferlcin von echtem Germanen
schlag, aber die ist längst an einen
deutschen Ingenieur verheirathct. und
nur wenn sie mit ihren, Gatten und
ihren Kindern nach Karlsruhe zum Be
such kommt, hallt wieder lustiger Jubel
durch Haus und Garten der alten Leute,
und Ohpa". wie China", Lademann
leben wieder auf.
Es sind aber auch gar herzige Kin
des, der Knabe Hermann und seine
Schwester Gertraude, sie strotzen von
Gesundheit und Kraft, und machen mit
ihrem lustigen Wesen nicht nur den al
ten Kroszeltcrn and den wetterfesten
Onkeln, sondcrn auch dcn Kaffcrn der
Farn, viel zu schaffen. Doch auch dicse
sind den Kindern gewogen, und wenn
Mastrr Hermann" oder Miß Ger
traude" ihre eigenen Kleinen zum Spiel
herbeirufen, wenn die lieblichen weißen
Krabaten mit ihren nicht minder hüb
sehen schwarzen Bübchen und Tirnlcs
herumtanzen und tollen, dann erstrah
lcn ihre schwarzglänzenden Gesichter in
eitel Glückseligkeit, und sie schwören mit
lautem, unendlichen Wortschwall einem
dcr zu. daß sie für Miß Gertraude
und Master Hermann" durchs höfli
sche Feuer gehen würden, wenn es nö
thig sein sollte.
Eines Tages nun, Master Her
mann" und Miß Gertraude" hatten
Gerien und befanden sich daher mit ih
ren Eltern auf der Farm, fiel es den
beiden Kindern ein, einen Svaziergang
in die felsigen Berge zu machen, welche
sich, einige tausend Schritt vom Wohn
Hause entfernt, bis zu einer Höhe von
300 Metern etwa erheben und links
wie rechts in meilenlangen Felsrücken
auskaufen.
Ein paar Kassernkinder, Knaben
und Mädchen, schlössen sich dcn weißen
Kindern an. So tummelten sie sich
stundenlang in dem herrlichen Sonnen
üther des südafrikanischen Hochlandes
umher. Da gab es Blumen und Bee
ren zu pflücken, bunte Steinchen zu
sammeln, sonderbare Käser und Schinet
terlinge zu fangen, und schließlich auch
den Antilopen nachzuschauen, welche
durch ihr Spiel aufgescheucht wurden
und leichtfüßig über die Klippen spran
gen. Auf dicse Weise gelangten die Kin
dcr an den Rand einer tiefen Schlucht,
welche sie vorher noch nie gesehen hatten.
Die schattige Kühle der Schlucht, die
ihnen entgegen wehte, die dunkle Tiefe
mit ihrem räthsclhaften Summen und
Fauchen, reizte indessen unsere kleine
Kindcrschaar, einen Entdeckungszug
hinein zu wagen. Boran schritt
Master Hermann"; mit einem derben
Stecken bewaffnet. Ihm auf dem Fuße
folgte seine Schwester, und dieser die
vier Kassernkinder. Zu Anfang ging
die Wanderung ziemlich glatt von Stat-
ten. Aber bald vertiefte sich die Schlucht,
das Gestrüpp wurde dichter und wilder
Der Anführer der kleinen Schaar,
Master ermann", halte chon ein
paar arge Risse in Hose und Jacke da
vongetragen, und Miß Gerträude"
vermochte überhaupt nur noch mit Hilfe
ihrer schwarzen Spielgeführten vorwärts
ii kommen. Ader gerade die e fechnw
rigkeit forderte die Forschutlgslust der
kraftaetunden Kinder heraus.
Durch müssen wir!" befahl der elf-
jährige Hauptmann, und durch müssen
wir!" echoete sein siebenjähriges Schwe
sterchen, während es für die Kaffernkin-
dcr, wie gewöhnlich, keinen anderen
Willen gab, als den ihrer weißen
Freunde.
In kurzer Zeit hatte sich die Schlucht
so vertieft, da die Kinder den Himmel
nur selten durch das dichte Gestrüpp
über ihren Häuptern lachen sehen konn-
ten. Die Luft wurde feucht und modrig.
Prachtvolle Farren mit oft riesenhohen
Blättern versperrten ihnen den Weg.
Zu den Rändern der Schlucht konnten
sie kaum noch hinaufsehen, und immer
war noch kein Ende derselben zu finden.
Da plötzlich stockt der Fuß des
weißen Knaben. Ihm ist. als ob das
Blut in seinen Adern erstarren wollte.
Dicht vor ihm hat es sich blitzartig aus
dem Kraut emporgeschnellt, armesdick,
ein grünschwarzes Etwas, einen Meter
hoch, so hoch fast, als seine Schultern
stehen; ein eiförmiger Kopf ist gegen
ihn gerichtet und zischt ihn mit gespal
tener Zunge an, während zwei kleine,
glänzende Augen ihn , fast ansengen
wollen.
Und nun kommt seine kleine Schwe
fter ahnungslos ihm nach. Zwei
Schritte noch, dann steht sie so dicht bei
dem gräulichen Thier, daß die zischelnde
Zunge desieldkn ihre glühende Wange
trencn muß.
.Zurück!" schreit der Knabe heiser,
eine Schlange." und gleichzeitig gibt er
der Schwester einen toß. da diese ge
gen die ihr nachdrängenden Kasfertiu
der stürzt.
Schlange, Schlange. Schlange!
schrieen die schwarzen Knaben und
Mädchen in Tcdcsschreckcn, jetzt in ihrer
Muttersprache, die auch Hermann und
Gertrud kennen, und in demselben
Moment sind die beiden weißen Kinder
allein, Aug in Auge mit dem unhcim
lichcn Reptil, lies unten in der Felsen
schlucht, zu welcher selbst der lauteste
Hilferuf eines Erwachsenen nicht mehr
hinausdringcn vermag, geschweige dc
Ruf eines Kindes.
ie liassernlinoer sino davon ge
laufen. Das Grauen vor der Schlange
hat sie dcr Liebe zu ihren weißen
piclgcnoyen vergessen lassen und si
hinauf gehetzt, die felsigen Wände hoch
von Klippe zu Klippe und Busch zu
Busch mit schier Neuartiger Gcschwin
diakcit.
Und erst jetzt, als die Kassernkinder
davon gestürzt sind, wird die kleine
Gertraude dcr schrecklichen Bestie ge
wahr. Hermann", rüst sie leise
schlag sie todt; sie bcint mich sonst!"
Dieser Ruf des Mädchens rüttelte
den Knaben aus einer gewissen Starr
heit heraus, in welche ihn der plötzliche
Anblick des Reptils versetzt hat. Er
hat einen Stock in der Hand, einen
derben, festen Stock, dessen erinnert er
sich. Und er hat auch einen Arm
einen Knabenarm freilich nur. aber
einen kräftigen Arm, dessen wird er sich
bemußt. Der Arm. selber, in welchem
es zuckt und ruckt, meldet sich als fol
cher an.
Bleib still!" ruft der Bruder dcr
Schwester zu, ganz still an Deinem
Platze!"
e cyiange liegt noch immer
kerzengerade hoch. Der Knabe tritt
einen Schritt vor, fein Auge starrt auf
den Kopf des Reptils hin. Das Zischen
desselben wird heftiger, und in da
Zischen der Zunge mischt sich ein zorni
ges Glucksen der tochlrngorgane de
Reptils. Jetzt hebt der Junge den
Stock empor. Die Schlange beugt sich
wuthzitternd zurück, stinkender Athem
weht dem Knaben in das Gesicht. Die
Ringeln ihres Hinterleibes, in denen
sie noch steht, wollen sich zum Sprung
lockern, da saust dcr Stock des kühnen
Knaben mit jener Wucht ,hr auf das
Haupt, wie nur die höchste Erregung sie
zu erzielen vermag, und im nächsten
Augenblick mit der Oberkörper de
Reptils mit dem zerschmetterten Kopf,
zur Erde, die Ringeln des Hinterleibes
lösen sich und zucken sich aus.
Reptilien sterben langsam ab, auch
wenn ne that ächlich chon todt und
Man sagt sogar, daß ihr Nervensustcm
erst mit löonnenuntcrqanq aufhöre zu
nm- r ' , ? , J , j
vivrireu. cng ?ein! AUs seoen tfall
vieioen ermann und ein Schwester
chen bei dem sterbenden Thiere stehen
und sahen seinen Windungen und
Zuckungen ernst und still zu,' ohne zu
bedenken, daß die Zeit verging und sie
necy lies in der Schlucht allein waren
Ta wurden oben, über ihnen. Stim-
men laut, sie hörten ihre Namen
rufen und antworteten. Ihr Vater
und ihre beiden Onkel kamen, mit
Flinten bewaffnet, um nach ihnen zu
uchen. Die geflohenen Kassernkinder
hatten ihnen von der Gcsahr berichtet,
in denen sie geschwebt hatten.
Junge !"Schwcr legte sich
die derbe Hand des Batcrs auf den
blonden Kopf des blühenden Knaben.
Junge !" Mehr vermochte er
nicht zu sagen, aber in dem einen Worte
sprach sich ein so freudiger Vaterstolz
aus, wie ihn eben nur solch ein Moment
zu bringen im Stande ist.
Die Schlange maß voll zwei Meter
und gehörte zu den giftigsten, welche
Afrika hervorbringt, ihre Haut hängt
ais Anoenien aus oer ademann schen
Farm, und wenn Gäste kommen, die
nach dem sonderbaren Zimmcrschmucke
fragen, dann erzählen Großvater und
Großmutter mit stolzer Freude von der
Heldenthat ihres Enkels.
Die :Netzclsuxp'.
Residenz of John Ritsch. Esq..
Füft
fchenn VlJ..S. I '11
iiuu;i ju .OlUlUttUlU.
Mister Editer!
Ich sag's ja.
Mister Editer: Wann
Sie Mich net hätte!
Ich wußt werklich
net, wie Sie da des
Päper eraus bringe
könnte. Tann des
müsse Sie doch fel
wer sage, was die
wichtigere Sache un
die importänte Ei
tems fein, die kriege
Sie doch meistens
deircktll oder indei
rektli dorchMich,vun
Mich un bei Mich.
Da war also zum Beispiel for ?ln-
'tenz kürzlich beim Tschalli drüwwe in
Jhst Neu York e Mctzelsupp-Festiw-well.
Da hätte Sie miede kei Wort
drüwwer drein gebatt un die annere
Papier hätte en Biet an Jhne, wann
Ich net zufällig bei Ackzident dagewese
wär un dorch Gegewärtiges derzu tende
thät, daß Ihr Päper net nor ripresen
tented war. sondern aach de beste
Riport bringt. Ich hen mer näm
lich so was gedenkt gehatt, daß Sie!
kein Riportcr da hawwe wern un kan
sequenlli war ich pripärt. Es war mei
Jntentschen, einol en Mctzelsuppe
Riport ze schreibe, wo sich gewasche
Hot un for den Pjurpos hen Ich die
cischlägige Literädschcr wie Kunscht
bericht un Kntiks von Tiäters un so
iache gcslödied. -ctze -ie also enei
wie folgt:
In dem bekannte Musctempel vum
iiajam in Jrjst ei, ?!ork is wieder
emoll einer vun die Kunstgenuß ge
botte worn. wo Alles derzu getendet
Hot. die höchst geschraubte Ansprüch
vun eme auserlesene un verwöhnte
Publikum vun Kunstkenner ze befrie
dige. Die vun der Misses Tschalli
kühn entworfene Mctzclsupp, also ge
wisscrmaße die Titclroll, war reich an
scharf pointirte Nüangse un kann als
e fein abgetönte Leistung betrachtet
wern, wann auch die Ausführung fiel
lewcis t Bißlc des Gcpräg des Skizze
hafte getrage Hot Taqege war die
Blutworscht e wahres Kabinettsstückche
der geschickteste Tctailmalerci uff dem
Gebiet dcr Worschtmachcrknnfcht. Be
fonders is dem genialen Urheber die
feinsinnige Bcrthcilung dcr Griebe gut
geglückt. Aach die LewwcrWorscht
war e achtunggebietende Leistung. Die
Schweinsknöchle hawwe wieder bered
tcö Zeugniß abgelegt vun dem Fleiß
un echt künstlerische Strebe des Bnt-chcr-Hanncs
un des Sauerkraut Hot
sich geschickt dem Ansampcl eingefügt.
Der Limburger, wo als wirksamer
Schlußeffekt vum Ganze zu betrachte
war. is dorch fei Lebendigkeit ange
nehm aufgcfalle und werd sicher län
gcre Zeit im Mage, wollt Ich sage in
der Erinnerung dleiwe. Das echt
schweinerne Milieu war in alle Gänge
exscpt natürlich beim Limburger. wo
als e Art vun Epilog Hot gelte könne,
in der glücklichste Weis' get'roffe worn.
Bcwiindcrnswerth war aach der Zug
vun gesunden Realismus, gepaart mit
entzückender Feingcistigkeit, wo durch
das ganze Esse geweht Hot. awwcr
bcsonners in die Schweinsöhrle glück
lich zum Ausdruck gckimme is. Das
Publikum is de ganze Abend über in
dcr fröhlichste Stimmung erhalte ge
bliwwe un Hot sein, Beifall dorch
Tricte vun einer Battel nach dcr an
ncre in einer for de Tschalli höchst
schmeichelhafte Weis' Ausdruck ge
gcwwe. Des , ganze war sowohl in
Beziehung uff die Einzclleistunge wie
uff des Ansample e dorchschlagendcr
Heiterkeitserfolg, der um so deiner
kenswerther war. als der Kricm della
Kriem, darunter Meinselbst im Publi
kum vertrete war un die Mctzclsupp.
Griebeworscht un so weiter gewisser
maße vun eme Parkett vun Promi
nente uffgegesse worn is. Wir glaube,
versichern ze könne, daß die Mctzel
supp beim Tschalli noch viele Wieder
holunge erlebe werd."
Jhne, Mister Editer, dasselbe wün
fchend, sein Ich mit Rigards
. Yours
John Ritsch, Esq.
Unner uns gesagt. Mister Editer.
der Tschalli Hot bei der Mekclsuvv'
wieder emol gezeigt, dak er's mm ki?
Lebendige nenimt. Er Hot emol ge
wart', bis ungefähr Jeder, wo da war.
drei Toller gcschpent Hot, bis es üw'ver
Haupt was zc esse gegewwe Hot. Die so
genannte Mctzclsupp' war des erbärm
lichste Spülwasser, wo mer sich dcnte
nn. die Worscht war drüwwe in Jer
m uiid in eine cyeap Päckinq Hau
,,., Ci . ..s. nuon :
ätiuun u un m vsasiiov e -OiyM qe
wärmt, un die Schweinsknöckile sein
v- .,1 ' . " .: '
oie leßie Ä.ag vum sreilunck üwwerl
geoiimwe un ausgewärmt worn. Wann
des ganze mclustff Brod un Gä
bill (for's Wärme vun dem Spülmasi
... ' nm r y , . 1
irr un oie Wvrscyy mehr wie ncine
suszig ents un fünf Prozent ab for
rr .;c .rvi . ... . '
uMiig geio,cyr yor, las; Ich mich hänge
cs is unner uns.
Qfnil s.-- m:ii r.
üiii uki ine, mei m Mlvort en
prominente Platz ze gewwe, fein Ich
nun; emoi ner Udiac, Es.
Mlnay hatt .Ich veraene. dak unner
die Anwesende außer 'Meinselbst noch
waren: 'er orre Quetsche-Hannes.
v . ri L . J '
ver Peiziappe-Bluy, der Goß, der Piet.
der Schambettist. der Schorsck un der
nooeisepp. (Thun Sie die Annere
kleiner drucke wie Mich: da timem
ie ,co.
Sie könne en kleine Paragräff drüw-
iver macye: ey Yen simwenedreißig
ouers un suszig ientö ae ckvent. E,
wär'n eigentlich blos fünfedreißig Tol
lers gewese, awwer der Tschalli Hot
Mich um zwei Toller fufzig bcschum-
men. Weu. was aeb'cb drum
Bon der Gemahlin des Präsidenten
Krüger
ntwirft ein englisches Blatt folgende
Schilderung : Frau Krüger ist die Ver-
lorperung häuslichen Wesens. In
ihrem Aeußeren, ihrer Haltung und
hrer Rede ist sie so anspruchslos wie die
yrau eines Farmers in Lincolnshire;
sie ist auch ebenso sparsam und mäkin.
ym Paul ist Besitzer eines großen
Vermögens, und daß er dieses hat zu
sammenbringen können, verdankt er vor
allen Dingen der Frau, die fast ein
halbes Jahrhundert für ihn gesorgt,
gestrebt und gespart hat. Ohm Paul
war Farmer. Schäfer. Soldat. Geist
licher, Gesandter und Präsident, und in
jeder Phase dieser wandlungsreichen
Laufbahn hat Tante" Krüger unbe
dingten Glauben an ihren Gatten ge
habt und ihm stets ergebene Bcwunde
rung entgegengebracht, die fast etwas
Pathetisches hat. Paul Krüaer ist beute
nach ihrer Meinung der größte Mann,
den es giebt. Der strebsame, ehrgeizige
armer fand einen schätz, als er da
lunge. blauäugiae Mädchen sraate. ob
sie ihn heiratlien wolle, und sie schlich
tern zu Boden sah und sagte: Ich
kann backen, kochen, nähen, reinmachcn
und scheuern." Noch heute bäckt, näht
und scheuert die erste Frau in Trans
vaal. Wenn dcr Präsident zu Hauke
in. kann man sie icden Morgen um
Uhr über einen kleinen Küchenofcn bcu
gen sehen, um ihrem Grinahl seinen
ÄorgcnKanee zu bereiten. Im Kaffee
kochen ist Tante" Krüger unübcrtrosscn
und Präsidcnt Krüger behauptet, daß
sie mit weniger Kaffee bessere Ergeb
nisse erzielt, als jede andere Haussrau
in Transvaal. Wenn Frau Krüger
ihren schweren Pflichten für dcn Haus
rjan nacygcioiiiincn i l, zieht sie ein
schwarzes Alpacca-Kleid an, sctzr sich ge
müthlich in ihr kleines Wohnzimmer
und ftoptt trumpfe. Jedes Kleid,
das sie trägt oder in dcn letzten Jahren
getragen hat. ist von ihr selbst angefer
tigt. Tie rau des Präildcntcn der
Südafrikanischen Rcpublik hat nicmals
mcyr als drei Kinder auf einmal ge
habt, und alle sind schwarz. Sie be
gnügt sich auch mit zwei Hüten, die wie
die Kleider von ihr selbst garnirt wer
den. Der für besondere Gelegenheit
refcrvirte Hut, dcr zum Besuchinachen
oder zum Kirchengange mit dem Prüsi
denicn benutzt wird, ist in Pretoria
ebenso bekannt wie Ohm Paul S unvcr
ändcrtlaicr Eylindcr. Einer ihrer vielen
guien yarairerzuge ist ihre vtebe zu
Thieren. Sie beklagt die Mode. Vögel
oder Federn zum weiblichen Kopfputz
zu iragen uno yai s,q niemals einer
solchen Unsitte schuldig gemacht. Als
sür ihren Gatten ein Standbild errich
tct werden sollte, besuchte der Bildhauer
Frau Krüger, um ihre Meinung über
ihre Entwürfe einzuholen. Tie Zeichn
nungcn stellten den Präsidenten in sei
nein Alltags-Anzug mit dem unvermcid
lichcn Cylinder dar. Bescheiden bat
Frau Krüger darum, daß der Hut oben
ausgcyoylt wurde, soda die Vögel dfr
raus trinken könnten, wenn es regnet
Dieser Wunsch wurde erfüllt, und bei
dcn seltenen Gelegenheiten, wenn es in
Transvaal rcgnet. kann man einen
kleinen Schwärm Vögel um den Hut
ocs Standbildes flattern, aus der Höh
lung trinkcn und sich in dem Wasser
oaoen seyen.
Das Hindu-Jdol.
Als tosldt Carnot noch Finanzmini
ster war und keine Ahnung hatte, daß
er nach einigen wahren Zum Staat
oberhaupt werde erwählt werden, be
suchte ihm ein gelehrter Freund des
Hauses, dcr eben aus Indien zurückgc
ieyrl war. und vot ihm ein kleines stei
nernes Idol von interessanter Arbeit
zum Geschenk an mit dcm Bemerken
Eine seltene Ueberlieferung knüpft
sich an diese Statuette. Sie war lange
Zeit das Eigenthum dcr Dynastie der
Könige von Khadjurao: der Radscha
dcr sie mir gab, wünschte sich davon zu
befreien; denn man schrieb dem Idol
oie ran zu, dem Glied der TNnas e.
in dessen Besitz es gelangt, die Herr-
,aasi zu slcyern, aver zugleich auch einen
gewaltsamen Tod auf dasselbe herab-
zuveschworen. AIs nun icncr Mirst au
den Thron gelangt war. da fürchtete er
die Erfüllung der schlimmen Hälfte dcr
ropyezeiung und glaubte, das Schick
sal zu öeschmören. wenn er sich von dem
Idol trennte. Ich halte es für ein Ge-
vot der Pflicht, s?ie davon zu unter-
richten, ehe ich es Ihnen übergebe.
Nehmen Sie es nicht, wenn Sie nicht
die mit dcm Besitz verbundene Gefahr
iragen wollen.
Aber der seltene Nippsgegcnstand
uore großen Reiz aus den Minister aus.
uno er nahm ihn mit Frcuden an
Niemand konnte damals die Wahl Car-
nots zum Präsidenten voraussehen;
bald nach seiner Ernennung aber erhielt
der indische Forscher, dcr das seltsame
zool mitgebracht hatte, von dcr Gattin
des Präsidenten ein Billet, in dcm sie
bemerkte: Tie wirkende Kraft dcr
Statuette hat dies vollbracht" vielleicht
hatte Carnots Gattin schon damals eine
unheimliche Ahnung. Sieben abre
später wurde der Präsident in Lyon er
mordet. Man sprach nie wieder von
dem unheilvollen Idol es erschien
lächerlich, ihm eine Rolle in der trauri
gen Katastrophe zuschreiben zu wollen
als aber die Wittwe Carnots gestorben
war, da fanden, nach einer Mittbeiluna
dcr Fronde", ihre Kinder im Testa-
mente die ausdrückliche und inständige
Bitte, sie möchten das Hindu-Jdol nicht
länger behalten.
?er ungemüthliche Kurfürst.
Aus den eben erschienenen Taaebuck-
blättern des verstorbenen Buratbeater-
Mitgliedes Gabillon theilt der
Pest. Llyd" folgende Anekdote mit:
In jungen Jahren kam Gabillon nach
Kassel und hatte dort mit dcm Kur
fürstcn, der wegen seines Jähzorns ge
fürchtet w,- manchen Strauß zu de
flehen. Dieser ungemüthlicke Fürst
hatte ihn engagirt, weil er Gabillon
als Hinko der Frciknecht" mit einem
wahren Saltomortale über ein hohes
Hinderniß setzen, sah. Das hatte
Serenissimo imponirt. Aber trotzdem
plauderte Serenissimus in seiner Hof
loge immer ganz laut, während Gabil
lon spielte, bis dieser plötzlich, mitten
in einer großen Rede D'Artaanan's
Pscht!" hinaufrief. Was war das?"
chnarrte dcr Kurfürst dem Jntendan-
ten zu. Eine neue Nuance Gabil
lons." sagte dieser, schnell gefaßt.
Nuance? das wollen wir sehen." Und
das nächste Mal trat der Kurfürst
gerade vor dieser verdächtigen Stelle
unerwartet in ieine Loge. Aber Gabil
lon war bereits gewarnt und sagte seit
dem in dieser Rede jedesmal Pscht".
obgleich eS gar seinen Sinn hatte.
Auch einen Schnnrrbartkrieg
hatte er gegen dcn Kurfürsten zu führen
und sollte deshalb binnen 2t Stunden
das Land verlassen." Gadillon's Ant
wort war: Ach. dazu brauche ich mit
der Eisenbahn keine halbe Stunde."
Dieser Hieb gefiel besonders im bcnach.
Karten Hannover, wo der großmanns
süchtige Kurfürst nicht beliebt war. und
Gabillon wurde sogleich an das dortige
Hoftheatcr engagirt. Am Kurfürsten
aber rächte sich Gabillon bald daraus
in Hamburg, wo er ihn in Civil
im Kiosk fitzen und die Zeitung lesen
sah. Gabillon. im schönsten Schnurr
bartschmuck, geht aus ihn los, klopft
ihin auf die Schulter, als kenne er ihn
nicht, und sagt: Wenn Sie die Zci
tung gelesen haben, bitte, geben Sie sie
mir auch 'mal." Der Kurfürst fiel fast
vom Sessel, und sein Adjutant brauchte
beide Hände, um sich heimlich dcn
Bauch zu haltcn.
Starkmuth eines schwachen.
Es sind noch nicht viele Jahre her,
daß in dcr Stadt Ahr in Schottland ein
Mann lcbte. dcr Aufmerksamkeit ver
dient. Er hieß Jakob Sandy, war in
Armuth geboren und hatte schon früh
den Gebrauch seiner Beine verloren;
trotzdem wußte er sich über Armuth und
Langeweile zu erheben und gelangte
selbst dahin, sich nützlich zu machen. An
sein Lager gebannt, das er nie verlassen
sollte, beschäftigte er sich mit der Mecha-
nik. Umgeben von allerlei Werkzeugen,
miomele er sicy veuandig der Arbeit: er
verstand ebenso gut zu drechseln, wie der
beste Drechsler; er verfertigte Uhren,
Musikwerke und optische Instrumente
von einer so seltenen Vollendung, daß
sie denen der ersten Arbeiter von London
in nichts nachstanden. Nach seinen
Vorschlägen verbesserte mau die der
Hanfspinnerei dienenden Maschinen.
-mn seinen übrigen Kenntnissen ver-
band er die der Zeichen- und Kupfer
stechcrkunst.
Während fünfzig Jahren verließ er
sein Bett nur dreimal, und zwar, um
sich vor einer Ueberschwemmung und
dann vor dem Feuer zu retten, wovon
feine Wohnung bedroht war.
Sandy war heiter und geistreich; die
ersten Bürger der Stadt besuchten ihn
oft und erfreuten sich an seiner Unter-
Haltung. Dieser Mann, bemerkens
werth ob seiner Thätigkeit und der Un
abhänglgkcit, die er sich zu erwerben
wußte, trotz seiner körperlichen Gcbrcch
lichkeit, starb als Besitzer eines ziemlich
ansehnlichen Vermögens, das er sich nur
durch seine Arbeit erworben hatte.
Behandlung des Pianos.
Muß der Transport eines Pianos
von eincm Ort zum andern in der käl
teren Jahreszeit erfolgen, so darf das
Piano nicht sofort nach dem Auspacken
in eine heiße Stube gebracht werden,
um das Ausschlaqcn des Holzes zu ver-
hüten. Erst nach einiger Zeit darf der
Raum langsam erwärmt werden, wobei
es räthlich ist, die Klappe vorn und den
oberen Deckel zu öffnen, so daß allmäh
lich die Wärme hindurchziehen kann.
Ebenso verfahre man, wenn das In
strument in einem kalten Zimmer steht,
welches zu einem bestimmten Tage ge
heizt werden soll.
Die Stellung des Klaviers muß so
gewählt werden, daß es gegen Zugluft,
Feuchtigkeit. Ofenhitze und starken
Sonnenschein geschützt ist. Auch darf
es nicht ganz dicht an der Wand stehen.
andern in einem Abstand von etwa 15
Zoll. Alles dies ist von großem Ein
fluß auf das Instrument, und seine
Stimmung und Haltbarkeit bänat
größtenthcils davon ab. Schließlich
ei noch bemerkt, daß man das Piano
täglich mit einem weichen Leinentuch,
ohne Nähte, abputzt und dabei stets
einige Tropfen Benzin auf den Lappen
träufelt; der Staub weicht sofort, und
uic -prniiui mim uiuji vcllllvlgl. aas
allzu starke Ausdrücken hat keinen Zweck
kns:t,, : ja i..,r .i rs.s
uno verursacht oft, daß dann Stellen
bläulich erscheinen; darum darf man
nur ganz leicht und stets nach einer
Richtung darüber hinstreichen. Auf
diese Weise kann man sich mit einiger
Sorgfalt sein Instrument jahrelang
wie neu erhalten.
Prächtig abgerichtet.
Hören Sie mal haben Sie nicht
vor acht Tagen das Becst da angcprie-
en, daß er ein ausgezeichneter Hühner-
Hund sei?"
Jawohl, Herr, das sagte ich frei
lich und behaupte es heute noch."
So!"
Und da sagten Sie weiter, er wäre
für einen Jagdfreund seine 300 Mark
werth und würden sie ihn mir nur aus
nahmswcise um 40 Thaler geben."
Hat auch seine Richtigkeit."
Aber ich war neulich mit ihm zur
Probe und die Bestie versteht absolut
nichts von der Jagd ist rein zum Er
schießen." Ja. geehrtcster Herr, von dcr Jagd
habe ich auch kein Wort gesprochen 'er
ist auf Hühner prächtig abgerichtct,fage
ich jetzt noch, wie jkein zweiter aber
gebraten müssen sie sein!"
Auf dem Meere des Lebens kommen
Manche nicht aus dcr Seekrankheit
heraus.
!t.'abr'chtinlich.
Ar;t: Neulich habe ich einen äußeift
komplizirlcn Beinbruch geheilt, dcr
Mann wurde darauf Schnelllaufer."
Herr: Wohl als Sie mit der Rech
nung kamen "
Zlair.
Die kleine Anna hat sich auf dem
Jahrmarkt von dcr Hand ihres Vaters
verloren und fragt, ihn suchend, jeden
ihr Begegnenden: Bitte, haben Sie
nicht einen Herrn ohne ein kleines
Mädchen gesehen?"
Aus der Geschicht-stuiide.
Lehrer: Ariftides rächte sich nicht an
dcn Athenern, sondern vergaß das ihm
zugefügte Unrecht. Auf welche Eigen-
schaft läßt das schließen. Müller?"
Müller: Auf Vergeßlichkeit."
Ans dcr alten !?udcsfcstung.
Württembcrgifchcr Hauptmann dcr
Artillerie (zum fächsifchcn Fcucrwcrker):
Hamm Se scho gelaoe ?"
Ei nee, Herr Haubdmaiin, Choge-
lade hab' ich Se gerade nich aber ä
guten Cognac."
Tr weiß es.
Fritzchcn. ich glaube, Tu weißt
wirklich nicht, wie man es anfangen
muß, ein guter kleiner Junge zu wer-
den!"
Fritz: Doch Mama, ich weiß es:
Man muß immer das nicht thun, was
man am liebsten thun möchte."
Zur Frauenbewegung.
r. b. : i ( .r. .vi T .
q.?uuvucrr eiiuiig lejciiü;: e
rildlinqsansprüche steigern sich doch ins
Ungemcsscne. Kaum sind ein paar
Mädchengymnasien im Reiche eröffnet,
da wird schon in unserer Zeitung eine
Köchin mit Prima-Zcugnissen gesucht."
Nach dem Kommers.
Tienstmann (zu einer Studenten
wirthiu): Sie entschuldigen, ist viel
leicht heute Morgen bei Ihnen ein fal
scher Student abgegeben worden?"
weiberlist.
Sie (im Juwelenladen): Sieh'.
Männchen, wie verlangend die Rüthin,
unsere Todfeindin, den Brillanten
schmuck im Schaukasten dort ansieht!"
vergaloppirt.
Arzt (am Krankenbett): Ja,
ja, das kommt davon, wenn man wie
toll durch's Leben stürmt! Was waren
Sie denn von Beruf?"
Patient: Zugführer an der Secun
därbahn, Herr Toktor!"
Galant.
Leutnant: Höre, daß jnädigcs
Fräulein studiren! Müssen unbedingt
Professor werden!"
Das Fräulein: Weshalb denn ge
rade Professor?"
Er: Jnädige jeden reizende Käthe
derblüthc!" Roi wunder.
Warum Hcrr Doktor, gciit mir d'
Zäh' so raus, daß e koin Bisse fast
mehr bcißa ka'?"
Des ist koi Wündcr net, 'r stoßet
halt viel z'vicl mit Uirer scharfe Zung'
dra 'na!"
Im Eifer
Reisender (in einer Kesellsst im,
seinen Abenteuern erzählend: O
ich versichere Sie, ich war-schon einmal
nahe daran, von Kannibalen versvcist
zu werden 's Kraut war schon fer-
tig!"
Malitiös.
Nun, Arthur, wie aefällt T!?-
mein Park?"
O, sehr gut aber noch mehr
Figuren darfst Du nicht aufstellen
sonst glauben die Leute, Du handelst
damit!"
Streng befolgt.
Richter: Warum haben Sie bei
Ihrer Arretirung einen falschen Namen
angegeben?"
Angeklagter: Weil mir keine Mus
ter streng auf's Herz gebunden, daß ich
meinen Namen rein erhalten soll!"
Gemüthlich.
Ein schwer beladencr Wagen ist in
dcn Chausscegrabcn gerathen,' und trotz
aller Anstrengungen dcr Pferde will es
dem Fuhrmann nicht gelingen, ihn
wieder herauszubringen. Endlich legt
sich das zahlreich unterstehende Publi
kum in's Mittel; dreißig Hände fassen
an. und nach einer Viertelstunde ist das
Gefährt flott.
Wo ist denn nun der Fuhrmann?"
fragt einer dcr Herren.
Junge: Der fifct drüben in W
Wirthschaft; wenn s' 'n Wagen
raus haben, soll ich 'n rufen, hat er
g'fagt!"
Auf der Seknndärbahn.
Maschinenführer (cincs eben ent
gleisten Zuges): Die miserablen Bu
den haben g'wiß wieder Haselnußkcrit
auf die Schienen g'legt!"
Mißtrauisch.
Bräutigam: An Ihrem Töchtcrlein
kann ich mich gar nicht satt sehen!"
Mutter: So so! Sie meinen
wohl, daß wir Sie auch noch ernähren
sollen!?"
Licblingskinder der Weisheit
gewöhnlich Stiefkinder des Glücks.
si'l
pr