Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 14, 1899, Image 12

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    Grana?'
I'on st. . vu i i et)
war auf einer -itnir tn Deut
Theilt unlcTCä listrittcs beg,riftfti. der
an Bufutoliinb arctiit und wie dieses
gebirgig ist. ?ie Reise, unternommen,
um i'aub und Leute kennen zu lernen.
dauerte niedrere Zeae und ich hatte
für ieden lau ein recht langes Pro
gramm gemacht, um recht schnell fertig
iu werden.
Es war schon einigermaßen spät am
Nachmittage. als ich am letzten '-tage
von einer starrn wearitt. die von der
nächsten durch einen hohen Bergzug ge
schieden war. indes; einen Paß, in der
Landessprache Nel" genannt, belaß.
der allenfalls zn Pferde pas,irbar war,
Die üblichen Warnungen, daß es eigens
lich schon ui spät sei. 'blieben wie ge
wohnlich unbeachtet und ich warf mich
auf's Pferd, um der Beschreibung zu
solar in reiten.
Richtig erreichte ich den Sattel zwi-
schen zwei recht hohen Bergen und hielt
mich dann in halber Höhe des rechts.
seitigen auf einem schmalen Saum
Pfade, viele hundert ftuß über dem
jetzt sichtbar werdenden Zhale. Tann
schwenkte der Weg plötzlich rechts ab.
und ich befand mich in einem höher ge
legenen Seitenthal?, einer Art Wiese,
wo es zu meinem Schrecken schon ziem
lich dunkel war. Nach einiger Zeit er
reichte ich Kaffernhütten und suchte
die Bewohner durch leld und gute
Worte zu bewegen, mich nach der er
wähnten Aarm zu bringen, was indeß
vergeblich war. Alles was ich erhielt,
war eine Beschreibung des Weges, die
mir indeß nicht viel nützte und aus
der ich nur so viel entnehmen konnte,
daß ich ungefähr die Richtung erfaßt
hatte.
Also zog ich los. Es fing an zu
regnen und der Weg war sehr schlüpf
rig. Zwischen kleineren Bergkuppen
entlang reitend kam ich dann wieder
auf eine ähnliche Hochwieie, die mir
wohl geeignet schien als Wohnsitz für
einen Bergbauern. und ich schrieb es
nur dem hier herrschenden dichten
Nedtt zu. daß ich das Haus nicht finden
konnte. Ich stieß auf einen Kraal und
sah eine Menge Pferde umherlaufen,
die mir doch ein sicheres Anzeichen zu
sein schienen, daß hier Menschen sein
müßten. Aber ich konnte kein Haus
sehen.
In der Mitte dieses Hochthales be-
fand sich eine kleine Erhöhung, und ich
ritt rund um diese herum, jeden Augen
blick erwartend, das nun schon heiß er
sehnte Reiseziel zu finden; allein hier
war wirklich kein Haus. Keilt Rufen,
kein Schreier, wurde bnintwortet, und
nach einem Aufenthalt von reichlich 20
Minuten setzte ich meine Reie in völli
aer Dunkelheit fort. Mir war deutlich,
daß ich den eigentlichen Weg verloren
hatte, und ich beschloß, mich jetzt über
haupt nicht mehr mit dem mir verleide
ten ffarmhaus aufzuhalten, sondern
direkt die Richtung nach dem Dorfe ein-
zuschlagen, d. h. den Weg oder einen
Weg in die Ebene zu suchen, von der
ich jedenfalls nicht weiter als eine
Stunde entfernt sein konnte. Da diese
Richtung zugleich in der direkten Fort
setzung meiner bisherigen Reise lag, so
war dies entschieden der einzig vernünf
tige Entschluß, denn hier bleiben konnte
ich nicht, es war zu naß und zu kalt,
und ich hatte nicht? bei mir, als einen
Regenmantel. In einer warmen Som
mernacht hätte ich mich schon auf dem
Boden ausstrecken und Helles Wetter
abwarten können.
Ich ritt also weiter. Gerade vor mir
war es tief schioarz: dies, dachte ich, ist
ein Thal, zu beiden Seiten konnte ich
zwei hohe Berge unterscheiden. Weiter
konnte ich nicht viel ausmachen, fühlte
aber, daß wir in eine Senkung kamen.
Anfangs war der Boden felsig, mit
Blöcken übersäet, und ich mußte im
Schritt reiten. Das Pferd ließ sich
öfter einen oder zwei Fuß geschickt her
abgleiten, und ich war soweit ganz zu
frieden, denn Alles zeigte an. daß wir
auf dem Wege zu Thale waren, wie ich
beschlossen.
Plötzlich stand das Pferd wie ange
wurzelt. Ich glaubte, es sei von den
Anstrengungen matt geworden und gab
ihm ärgerlich die Sporen. Vergebens.
Ich gab ihm einen starken Schlag mit
der Reitpeitsche: kein Erfolg. Ich kom
binirte beide Mittel mit größter Ener
gie, Alles nutzlos!
Da muß doch wohl etwas sehr der
kehrt sein," vermuthete ich und stieg
vorsichtig ab. Neben dem Pferde
stehend, befühlte ich es: Alles in Ord
nung. Tann untersuchte ich die Um
gebung und jetzt erst ging mir ein Licht
auf über die vermeintlichen Kaprieen
des Gaules: unmittelbar vor uns schlug
ich mit der Peitsche, die mir bei solchen
Forschungen als Hilfsmittel diente, in '
die Luft statt auf den Boden! Ich er-
tastete vorsichtig den Rand des Ge
steines, auf dem wir standen, und fühlte
vor uns mit dem Arme freie Luft.
Mich links, wo der Boden sich allmäh
lich senkte, vorsichtig herabfchiebend, ge
langte ich auf ebenen Grund, der
wenigstens zehn Fuß tiefer war, als das
Pferd. Hätte ich ein Vollblut gehabt,
so wäre es vielleicht muthig herabge
fprungen und wir alle Beide zerschmet
tert worden, denn der Felsen war hart
wie Eisen.
Vom Reiten hatte ich einstweilen ge
nug: ich leitete das Pferd vorsichtig
etwas rückwärts aus der gefährlichen
Stellung und führte es. bis wir nach
iT2t!id;cr Kitt im
rcistajt.
I kl'rzcr Zeit auf weichen ("rund lamen.
d-r ziemlich treu war uno unie: a'icr
stand. Hier stieg ich wieder auf. mich
glücklich ichätzeud. den gefährlichen Ab
hang ohne Hal-drechen derunlergetoin
men zu hin.
Bon dickem Punkte ab. glaubte ich.
müßte die Reise einfach sein, aber darin
hatte ich mich getäuscht. Es dauerte
nicht lange, und das Wasser wurde
tiefer. Hier und da entwickelten sich
kleine Reaendäche. deren Zahl und
Tiefe in beängstigender Weise zunahm
TaZ Pferd sank oft bis zum Bauche,
wenn nicht bis an die Schultern ein.
kam aber glücklicher Weise stets wieder
auf festen Grund zu stehen. Oft
bäumte es zwar vor diesen Löchern und
Bächen zurück, aber hier aalt kein
Zögern und Zaudern, ich zwang es vor
wärts.
Wir waren so mitten in eine Was
serwildniß hineingerathen, welche kein
Ende zu nehmen schien und ich fing an
zu begreifen, daß dies Auf- und Nie
dertauchen dem Thiere die letzte Kraft
nehmen mußte, und beschloß die ganze
Wiese war etwa 1000 Meter breit
mich nach einer Seite durchzuschlagen.
wo ich am Fuße des Berges festen
Grund zu bekommen honte. Wir kamen
auch wirklich rechts ganz nahe heran
und ich jubelte schon, denn ich glaubte.
eine Mühle zu erkennen, wenigsten
ein Haus ganz nahe am Wasserrande.
das hier zu einem laut tosenden Ge
birgsstrome angeschwollen war. als ich
zu meinem Erstaunen und schrecken
sah. daß der viereckige Klumpen, der
meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
nur ein freiliegender Felsblock fei und
daß das den Weg kreuzende Wasser
passnen zu wollen, einfach Wahnsinn
sei. Es hieß einfach: Ganzes Batail-
lon kehrt." - Ich tröstete mich aber in
dem Gedanken, daß die andere eite
höher sein müßte, und daß wir den
Hauptstrom jetzt hinter uns gelassen
haben mußten, schlechter konnte es
nun nicht mehr werden, sondern nur
besser. Ich war mir zwar bewußt, daß
das Pferd nahezu an dem Ende seiner
Kräfte angelangt sein müsse und nahm
mir vor, ihm sofort, wenn wir aus die
sem Moraste errettet wären, eine große
Ruhepause zu gönnen.
Tie ganze schreckliche Strecke machten
wir mit dem Muthe der Verzweiflung
noch einmal glücklich durch und unser
streben war mit Erfolg gekrönt: es
wurde trockener und trockener, wir hat
ten auf der linken Seite des Thales
festen Grund, der gefährliche Moorboden
war überwunden! Ja. vor uns tauchte
sogar etwas Schwarzes auf, etwas
Langes, Dunkles, das sich beim Näher
kommen als eine Gartenmauer aus
wies! Instinktiv schoß das Pferd vor
aus. Wir flogen die Mauer entlang,
bis wir beinahe gegen ein Haus prall
ten. Das war Hilfe in der Noth!
Mit einem Seufzer der Erleichte
rung entglitt ich dem Sattel und pochte
an die Thüre, neugierig, zu sehen, wer
hier wohl wohnen könnte und was die
Leute wohl sagen würden. Die wür
den erstaunen' Die Thüre that sich nun
auch auf. aber das Erstaunen war ent
schieden am größten auf meiner Seite,
denn vor mir stand derselbe Bauer, des
sen Haus ich den ganzen Abend gesucht
hatte!
Er nahm mich nach Landeszewohn
heit gastfrei auf. wir besorgten das
Pferd, und dann mußte ich beichten,
wie ich in solch unbeschreiblichem Zu
stände und zu solch nachtschlafender
Zeit hierher gekommen sei. Zuerst
hatte ich den Glauben zu zerstören, daß
ich aus der Ebene käme. Daß ich aus
den Bergen kam, wollte man mir an
fangs überhaupt nicht glauben, da das
nur ein Ortskundiger uud dann kaum
bei diesem Wetter, bei dieser pechraben
schwarzen Nacht fertig bringen könnte;
ich beschrieb aber die Farm und die
Leute, die ich Nachmittags verlassen,
so genau, daß aller Zweifel schwinden
mußte.
Nun," sagte mein Wirth, es ist
wirklich wahr, aber was für einen
Weg sind Sie denn eigentlich gerit
ten?" Ich beschrieb Alles haarklein und er
nickte immer zum Zeichen, daß er mei
nen Bewegungen folgte. Ich sah, er
machte große Augen, ließ mich aber er
zählen. Als ich jedoch mit der Bemer
tung schloß, dieser Weg sei doch einfach
schauderhaft, sagte er: Das ist über
Haupt kein Weg gewesen. Sie waren
einfach verirrt und haben nur die Rich
tung so ungefähr gehalten. Durch die
Kloof (den oberen felsigen Theil des
Thales) und durch die Vlij (die Wiese)
führt überhaupt kein Pfad, und wenn
Sie die Gegend bei Tageslicht sehen
könnten, würden Sie Jeden, der von
dort oben nach hier unten zu Pferde
herunter wollte, einfach selber für der
rückt erklären. Es ist überhaupt ein
Wunder, daß Sie sich in der Kloof
nicht todt gefallen haben und in der
Vlij nicht ertrunken sind und so
was ist mir überhaupt noch nicht vor-
gekommen!
Nur keine Ueberraschnngen.
Eine h.'iicre Geschichte von a. Th iem e.
Stör ich, Männchen?"
Nein, Mutter, was giebt's denn?"
Ach. ich habe Dir einen Vorschlag
zu machen. Tu weißt, in 14 Tagen
ist Roberts Geburtstag, und wir wissen
noch nicht, was wir ihm schenken."
Hast Tu was gefunden?"
Ach ja," antwortete sie, indem sie
neben den Stuhl des alten Herrn trat
und schmeichelnd die Hand auf dcs Gat
ten Schulter legte. .Ich habe eine berr
liche Idee aber freilich. Du liebst ja
die Ucberraschungcn nicht "
Rentier Werner fufcr i:i die Höbe.
Nein. Eva. icd liebe sie nicht, und Tu
weißt, daß ich allen Grund dazu habe.
Wenn Deine Idee auf einer lieber
raschung baiirt. so hänge sie nur gleich
in Deinen Jdeenschornstcin, ich mag da
nichts davon hören."
Aber wa hast Tu denn gegen die
Uedcrrafchungen?" fragte Werner
Freund, der Eiscnbahnsckrctär Eün
ther. der. wie gewöhnlich, zur Parthie
Schach erschienen war. Ich meines
theils kenne qar nichts Schöneres
Vorige Weihnachten zum Beispiel sitz
ich so griesgrämig in meinem Wittwer
asyl. denk' an die Festfreude Anderer
und hadere mit dem Schicksal da
öffnet ftch plötzlich die Thür, herein tritt
mein Max, den ich seit drei Jahren
nicht gesehen hatte. Herr Gott, war
das eine Ueberraschunq!"
Ach ja, so was kommt ja auch hin
und wieder vor," antwortete Werner
grollend. .Aber wir haben traurige
Ersahrungen mit ueberraschnngen ge
macht.' AIs ich als Bräutigam Psing
sten meine Braut in Weimar über
raschen wollte, fand ich das Nest leer
sie war zu mir nach Frankfurt gereist,
um mir auch ihrerseits eine frohe liebe
raschung zu bereiten, und als ich um
gcycuo zuruasayre. um mit ihr in
Frankfurt zusammcnzutrtffen, führt sie
in Bedra an mir vorüber, cbuifall
zurückreisend. Und da ich nur die bü
den Feiertage Urlaub hatte, sahen wir
uns natürlich überhaupt nicht. Hab
ich ix nicht die Geschichte schon ex
zählt?"
Na ja, das war ja Pech, aber trotz
dem washabcn Sie denn eigentlich
vor. licve tfnni Werner k"
E?a schaute bittend auf ihren Gat
ten. Sie wissen. Herr Günther,
Robert war in seiner -tudienzcit etwa
stürmisch "
Jugend hat eben nicht Tugend"
vemerkle der Oauösreund lächelnd.
Aber meist um so mehr Schulden"
brummte der Rentier.
So ist's", berichtete Frau Eva mit
gutmüthigem Lächeln. Tcr Jung,
Min c;ryiuocn gcmaeyr seiiocm in er
ja die Bravheit selbst geworden uud
hat einen Theil abgezahlt 800 Mar!
sind s aber immer noch der Glüu
bigcr ist der Bankier Willberger. Robert
hat schon vor einen paar Jahren seinen
Assessor gemacht, er ist gut anaeschrie
den beim Präsidenten, und seine Ernen-
nung zum Amtsrichter steht bevor. In
einigen Monaten will er hcirathen. Sie
wissen ja. die Tochter des Postrath
Adler, ein hochgebildetes reizendes
Mädchen. Ta möchten wir doch nicht
gern, oajz er mit Schulden ,n die Ehe
geht 's drückt ihn auch so schwer, den
guten Jungen. Nun dachte ich, wenn
wir ihm zum Geburtstag die Freude
macycn und ,hm die Quittung de
Bankiers beschecren würden ich
giauve. er wurde Überglücklich sein
Las würde er ganz gewiß." stimmte
der Hausfreund bei.
Werner nickte wohlgefällig und
äußerte, die Idee sei nicht schlecht. Die
Freude können wir dem Jungen ja be
reuen, um tfrau, aber wozu
braucht's der Ueberraschung? Wir kön-
nen s ihm doch vorher sagen."
aiin ii oie yreuoe nur eine
halbe." entgegnete Eva kopfschüttelnd
Warum ihn auch nicht damit über-
ra clien?" warf Günther aufmunternd
hin. Ihr bezahlt die Schuld, erhaltet
die Quittung, legt sie ihm hin na,
nimm mir's nicht übel, alter Freund,
dabei kann doch weiter nichts passiren?"
a, oas yao icy oamais auch ge-
oacyi "
Unsinn. in diesem Falle besteht
ja gar keine Möglichkeit ! Sag' mir in
aller Welt, wodurch diese harmlose
ueverrajcyung mißglücken sollte? Sag
"
Der Rentier überlegte hin und her
zcy mag nun einmal nichts von
ucoerra,cvungen wi'jen ein ge-
orannics ino surqkct das Feuer." rief
er dann aus.
Herr Günther hat aber ganz gewiß
recyr," jcymcichelte Frau Eva Werner.
Die grauen lieben nun einmal die
Überraschungen und die Idee erschien
oem cuncrycrzcn so sun, im voraus
malte jie sich das strahlende Gesicht des
Sohnes aus, sie hätte für ihr Leben
gern den Plan realisirt.
Du weißt. Eva, damals haben wir
uns vorgenommen, niemals wieder uns
oder sonst jemand zu überraschen."
Ach, das ist so viele Jahre her
wir hatten uns nicht entmuthigen lassen
sollen."
Herr Werner mochte einwenden, was
er wollte, die Alliirten denn so konnte
man den Eiscnbahn-Sekretär und die
rundliche Hausfrau in diesem allc
wohl nennen wußten auf jedes Be
denken eine Antwort; sie machten Vor-
jieuungen, baten, redeten zu. bis
schließlich die Festung mit einem rcsig
nirten: Meinetwegen macht, was Ihr
wollt", kapitulirte.
So kam es, daß es am Geburtstag
oes soiines im Hause des Rentiers
Werner wieder eimal eine Ueber
raschung gab. Werner hatte nur einen
Sohn eine Tochter war schon als
Kind gestorben und über ihn entlud
sich denn auch an jedem Geburtstage
und Christfeste das ganze Füllhorn der
elterlichen Liebe. Zum letzten Male
feierte er diesmal wohl im Elternhause
den Geburtstag, nächstes Jahr würde
ihm als ncuzkbackcnen HauS- und ?a--miüenvorsland
seine junge Frau in
irzcn einer Provinzstadt ten i'Saden
tisch schmücken.
Wehmüthig war es der Mutter zu
Muthe. alS sie. hieran denkend, den
-ohn an den Geburtstagstisch führte.
Tcr Vater st.?!id schmunzelnd hinter
ihnen, er fand jetzt selber Gefallen an
der Idee und blickte gespannt auf das
leuchtende Antlitz seines Einzigen.
Was denkst Tu wohl. Robert, wa
sich in diesem Kouvcrt besindet l" fragte
lächelnd nran Eva. indem sie ihrem
Liebling eine elegante Enveloppe über
reichte, auf welcher sie mit freudezittcrn
der Hand die Widmung geschrieben
hatte: Meinem theuren Robert zum
I. November."
Ter junge Mann lachte.
Gewiß etwas recht Gute?, denn es
kommt von Euch." versicherte er in herz
lichem Tone, dann öffnete er das Kou
vert und entnahm demselben ein mit
wenigen Zeilen beschriebenes Blatt
Papier.
Quiltung: Ich bescheinige hierdurch
den Empfang." las er mit halblauter
Stimme plötzlich hielt er erschrocken
inne und rief mit allen Anzeichen der
Bestürzung: Herr Gott. Ihr habt
Ihr habt ,ür mich die 00 Mark
Ja. Robert." bestätigte entzückt die
Hausfrau. Hier ist der Schuld-
schein!"
Und der der Bankier hat das Geld
von Euch genommen V
Natürlich, warum denn nicht?"
warf der Rentier ein. indem er den
Sohn vci wundert anschaute.
Tcr Assessor strich sich bedenklich den
-chnurrbart.
Warum sott er es nicht nehmen ?"
wiederholte der Vater, dem bereits die
Ahnung eines neuen Mißgeschicks aus
dämmerte.
Wen er es säurn einmal von mir
genommen hat," antwortete Robert
erregt. Oder vielmehr noch einmal.
denn Ihr seid mir zuvorgekommen
Ihr müßt wissen, liebe Eltern, daß ich
im letzten Jahre mich der größten Spar
samlcit oesieiLigkc, um in der age zu
sein, in mein neues Amt und in meine
Ehe ohne Schulden einzutreten. Mein
Vorhaben ist wir gelungen, gestern
Abend habe ich die Forderung Willba
gers beglichen, und heute wollte ich Euch
mit leiner Quittung überraschen."
Tie verwünschten Ueberraschun-
gen," räsounirte der Rentier zornig
Ta hast Tu's. Eva."
Aber ich begreife nicht, wie der Will-
berger dazu kommt, die Summe zwei
mal einzustreichen!" jammeitc die ent
tcuschte Frau.
Ich auch nicht. Ich will auf der
Stelle zu ihm hin." rief der Solrn
-cht hier die mir ausgestellte Quit-
tung." (ir nahm diese aus seinem
Taschenbuche und reichte sie dem Vater.
Allerdings dieselben Schriftzüqe
die gleiche Unterschrift," knurrte dieser.
Was dem nur einfällt er muß doch
das Geld wieder herausgeben."
.Tarum tonnte er mir den Schuld-
schein also nicht aushändigen," knirschte
der junge Mann. Er hätte ihn bereits
Euch gegeben, und mir log er vor, er
hätte ihn nicht gleich zur Hand und
wollte ihn morgen nachsenden."
Draußen klingelte es. Postrath
Adler, der künftige Schwiegervater,
wurde gemeldet. Mit vergnügtem Ge
sicht erschien der würdige Herr im Zim
mer und begrüßte herzlich die Anwesen-
den, dann trat er auf Robert zu, nahm
ihn bei Seite, flüsterte ihm einige
Worte in's Ohr und überreichte ihin
dann ein Papier.
Was. liebster Papa. Tu hast
auch Tu " murmelte der Assessor
entsetzt.
Was was ist denn?" stotterte
der Postrath verwirrt.
Robert ballte zornig die Faust.
Willberger. dieser Schurke bat
sich dreimal die Schuld bezahlen las-
en." rief er empört. Denkt nur.
liebe Eltern, mein lieber Schwieger
vatcr hat mir ebenfalls durch Be
gleichung des Rests meiner Verpflich-
tungen, die ich ihm nicht verheimlichen
u dürfen glaubte, eine Geburtstags-
Überraschung bereiten wollen. Hier
bringt er mir die Quittung Rum-
mer drei. Schwiegervater und den
Schuldschein will ihm Willberger eben-
alls morgen zuschicken hahaha."
Nachdem der Postrath sich durch
Prüfung der übrigen Quittungen von
der Wahrheit des Vorfalls überzeugt,
war auch ihm die Sache außer allem
paß.
Das ist ja ein Betrug sonder-
gleichen!"
Ich will sofort zu Willberger und
lyn zur Neoe neuen, erklärte Noveri,
nahm Hut und Mantel und eilte fort.
Nach einer halben Stunde kehrte er
athemlos zurück:
Ter Schurke, der Gauner!"
Nun. was ist mit ihm was
agt er?" fragten alle voll Spannung.
Gar nichts sagt er er ist in der-
gangener ncacnt durchgevrannt!" ncs
Robert wüthend. So ein Betrüger.
o ein Erzlump, darum hat er das
Geld ruhig eingesteckt zum Reisegeld
kam es ihm gerade recht!"
Ich habe mir gleich so etwas qe-
dacht!" sagte Herr Werner resignirt.
Mit den dummen Ucberrajchunqen
richtet man nichts wie Unheil an.
Nummer zwei ist uns noch theurer zu
stehen gekommen als Nummer eins.
Hättest Du mir gefolgt. Eva und
Tu. Robert, merke Tir s auch und
auch Sie. lieber Rath, werden gut
daran thun: Nur keine Ueberraschun-
gen! Tas ist mein durch bittere Ersah,
rungen erworbener Wahlspruch und
soll es bleiben!
Ta Willberger nach wenigen Zagen
benils ergrinci: wurde und man den
größten Zheil des von idm mitgcnom.
rncnni (nlces noch bei ihm vorfand,
erhielten die Betrogenen über dreivicr
tcl ihre? Eigenthums zurück, der Scha
ben blieb aber immer noch groß genug,
um daZ Ereigniß ihrem i!cdachtniß
mit Flammenschrist einzuprägen. Als
der Rentier den Verlust in sein Konto
buch eintrug, stieß er einen Seufzer
aus, dann schrieb er mit zorndedendcr
Hand die Worte in die dafür bestimmte
Rubrik:
November 19. Eine mißlungene Ge
burtstagsüberraschung für Robert. . . .
123 Mark.
Tas
Abenteuer eines Bettrauenö
seligen.
Auch die Vertrauensseligen werden
nicht ille. So wurde ein in Paris
weilender Engländer neulich Abends
das Opfer eines weniger originellen,
als wirksamen Gaunertricks. Besag
tcr Gentleman, ein Mr. Thomas
Swidson, schlenderte gelangweilt den
Boulevard des Italiens entlang, als
er plötzlich von einem Herrn angeredet
wurde, der vorgab, ihm vor kurzem in
Londcil vorgestellt worden zu fein:
Tcm Endlandcr war es auch so. als
hätte er das Gesicht schon einmal ge
sehen, uud da ihm eine kleine Zerstreu
ung sehr erwünscht kam. ließ er sich die
Gesellschaft dcö lustig plaudernden
Franzosen gefallen. Tiefer erhob sich
nun, ihm ein ganz neues -chreckens
museum zu zeigen. Erfreut nahm Mr
wioion den .'Vorschlag an. und man
bog in eine stille Nebenstraße ein
Kaum hatte man hundert Schritte zu
rückgclcgt. als ein vorübergehende
Individuum dcm Engländer mit einer
schnellen Bewegung ein Päckchen ge
tokcncn Pscners in das Ge ucht chlcw
dcrte
Tas beißende Pulver blendete den Ge
troffencn dermaßen, daß er nichts schen
konnte, und laute Schmcrzcnsrufe aus
stoßend, schlug er um sich. Ehe sich die
Aufmerksamkeit der Pananten auf den
Vorfall lenkte, wurde Mr. Swidson
von seinem Begleiter in die Wohnung
eines Portiers geführt und hier gab
man ihm Wasser, damit er die schmcr
zcnden Augcn auswaschcn konnte. Te
liebenswürdige Franzose eilte dann fort
um aus der nächsten Apotheke ein Lin
derungsmiticl zu holen. Er kehrte
natürlich von dem Samaritergange
nicht mehr zurück, und mit ihm war
auch das Portefeuille des Englishman
mit 300 Franks Inhalt verschwunden
Ter zahme Kuckuck.
Aus den großen Tagen der Völker
schlacht bei Leipzig veröffentlichen die
Leipz. N. N." olqendcn Borfall: In
der Schlacht bei Möckcrn (16. Oktober
lbld) bemerkte bei einem AnqriNe w
Mccklenburg'Strelitz'schen Husaren-Re
giments der Husar Timm, wie zwei
französische Ossiziere zu Pferde das all
gemeine Getümmel benutzen und siel
auf die Seite machen wollten. Schnell
folgte er ihnen, ritt den Einen nieder
und hieb auf, den Andern ein. Da sah
er aus dem Overrocke des feindlichen
Offiziers etwas hervorblitzen, das Jener
ängstlich festhielt. Ein geschickter Hieb
zwingt den Franzosen, loszulassen, ein
goldener Gegenstand fallt auf die Erde.
während sein Besitzer davonqaloppirt,
und Husar Timm hebt getanen seine
Beute auf und betrachtet sie. Erstaunt
ruft er: Kik den Kuckuck!" Es war ein
goldener Adler der französischen Kaiser-
garde. der einzige, der in der Völker-
chlacht in die Hände der Verbündeten
fiel. Als Timm zum Regiment zu
rückgekehrt war, ließ er seinen Kuckuck
von den Kameraden bewundern, bis ein
Offizier aufmerksam wurde. Timm.
was hast Tu da?" To Befehl, Herr
Leitnant, nen Kuckuck aus Mijjing hab
ch nen franzichen Offeziehr afgenah-
men. Zeig mal her, Timm! Da
ist ja gar kein Kuckuck, Timm! Tas ist
ein Adler der französischen Kaiserqardc
Wenn Tu heute Abend noch lebst, mel-
best Tu Tich bei mir!" .imm kam
wohlbehalten aus dem Schlachtenge-
tümmel, meldete sich und wurde mit
sammt seinem Kuckuck" zum alten
Blücher geschickt. Dieser lobte den Hu
saren ob seines guten Fanges und ver-
sprach, höheren Orts Meldung zu
machen. Dies geschah beim Einzüge in
Leipzig am 19. Oktober. Tiinm wurde
dem Kaiser Alexander und dem Könige
Friedrich Wilhelm vorgestellt, und sein
Kuckuck" ging in dem glänzenden Ge
folge von Hand zu Hand. Timm aber
brummte: Nu, aS (da) ick den Rab-
Vogel (Raubvogel) tamm (zahm) makt
häv. ,nu mögt ju (ihr) em wol ut de
Finger huppen laten; vorvorgistern
härrer (hättet) ju dat schallen blieben
(bleiben) laten met em to speelen?"
Besserer Lmpfang.
1. Soldat: Sich, wic lieb mich
meine Anna hat. die winkt schon mit
dem Tafchentuch!"
2. Soldat: Meine Jette hat mich
noch lieber!
Wurst!"
Tie winkt mit einer
Unpassende Galanterie.
Junger Mann (sich erhebend):
men Sie Platz, mein Fräulein!"
Nch-
Fräulein: Ah, das ist galant von
Ihnen!"
Junger Mann: O, ich lasse jedes
Mädchen sitzen."
Hujnfj.
Arzt: ?un. schluckt Ihr Mann
Ei4. wie ich vcrordnct bade?"
Frau: .Ja. es muß aber gefrorenes
Bier sein!"
c5ekl,ch,
Sie: So, jetzt sind wir vor dem
Altare sür'S Leben verbunden. Arthur."
Er: Ja für eine lange, lange
Zeit."
Aba!
A: Sie haben also für Ihre Frau
Eigarrctten besorgt? Mit Mundstück?"
B: Ohne; sie bat so schon ein gutes
Mundstück."
Nlerkwürdig.
Förster (ein Buch in der Hand):
Ta schickt mir mein Sohn aus der
Stadt ein Buch über Jagdwesen, aber
cS ist ganz neu! Er weiß' doch, daß ich
das Aufschneiden nicht leiden kann."
Abzcn'unken.
Schneider: Ihr Hund knurrt mich
so verdächtig an; beruhigen Sie ihn
doch!"
Student: Nehmen Sie nur keine
Rechnung heraus, das Vieh kann näm
lich kein Papier schen."
schlechtes Zeichen.
Tiencr (zum Kollegen): Warum
hast Tu dcnii die Stelle bei dem Gra
fen nicht angenommen?"
Weißt Tn, wie ich hinkam, sah ich
zufällig einen ganz verrosteten Kork
zicher am Nagel hängen, und das hat
mir nicht gefallen!"
Ante ?lntwcrt.
Junger Mann: Ach. mein Fräu
lein, ich möchte Sie so gerne einmal
ungestört sprechen, wie fange ich
das an?"
Fräulein: Fragen Sie die Mama!"
In der schule.
Lehrer: Was ist eine i
Schüler: Wenn das
Schande?"
Vier schlecht
ist. so ist es eine Schande."
Lehrer: Wer sagt das?"
Schüler: Mein Vater!"
3'" Eifer.
Hausirer: Kaufen Se dieses aus
gezeichnete Flcckpntzmittcl!"
Herr: Ich habe ja keine Flecke im
Gewände!"
Hausirer: Kaufen Sc nur, die
Fleck' werden schon kommen beim Ge
brauch!" Starke Ziimuthiliig.
Herr: Gestatten gnädige Frau noch
den nächsten Walzer mit Fräulein
Tochter?"
Mutter: Entschuldigen's. aber mei'
Töchter! muß jetzt mal a wcngerl aus-
rasten, tanzen's halt derweil den Wal
zer mit mir."
lieber Besuch.
Dame: Nun, was sagten die Da-
men, als sie ihnen antworteten, ich fei
nicht zu Hause?"
Dienstmädchen: Sie lächelten un-
gläubig."
Dame: Diese Frechheit, mir nicht
zu glauben, wenn ich sage, daß ich aus
gegangen bin!"
verzeihlicher Irrthum.
Blinder Bettler (der von einer Frau
mit schnarrender Stimme eine Gabe
erhält): Tanke schön, Herr Haupt
mann!" (Ein Bedauernswerther.
Der Müller hat wohl eine schlimme
Frau gekriegt?"
Ja, schon dessen Honigmonat war
sauer."
Begreiflich.
Ist es wahr. Herr Professor, daß
Sie um Gehaltserhöhung eingekommen
sind?"
Prosessor: Ja, um eine Schirm-
Zulage!"
lcimgcschickt.
Parvcnusgattin (bei einer Differenz
mit ihrem Gatten): Moritz, ich werd'
Dir gleich die Zähne zeigen!"
Er: Laß sie drin!"
tvechselwirkling.
Sie sind wegen Ihrer Schwicqer-
mutier von Hause wcaaercist?"
Ja, die trieb mich so in die Enge.
daß ich das Weite suchte."
So schön!
Freundin: Karoline, ist Dein neuer
Mantel schön?"
Ehefrau: Na, ein halbes Dutzend
Mal darf sich mein Mann dafür be-
zechen.
Die Laibe der Treue.
Junge Frau: Wic Arthur, Du
willst mir das blauscidcne Kleid nicht
kaufen, und hast mir doch ewige Treue
geschworen!"
Ucberschrcitung.
A: Donnerwetter, waren Sie aber
gestern bezecht! Wo waren Sie denn
igentlich."
B: Ich war zu einem Glase Bier
eingeladen."
Zur Bequemlichkeit.
Großartig, diese neuen Häuser!
Wasserleitung, Telephon, Kanalisa
tion, elektrisches Licht ja. sogar die
Gläubiger hab' ich im Haufe."