Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, December 14, 1899, Image 11

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    v.
;;;: von (Mm Amte !!,
ES ist ruhig und still im flranten
zimmcr. Tir Lampe steht auf dcm
lisch in der dt und ein grüner
Tckirm beschattet das Liebt, so daß
es den Kranken nicht belästigt. Aus
einem anderen lisch heben Medizin
flaschen. Oilaier und sonstiges, was die
Wabe eines Krankenlagers verrät.
Ter Kranke, ein Mann von einigen
fünfzig Jahren liegt ganz still und hat
die Äugen geschlossen. Ter Tod hat
schon seinen Stempel auf sein abgc.
zehrte?, farbloses Besicht gedrückt, doch
das Morphium hat seine legten Stun
den schmerzfrei gemacht und ihm den be
täubungsahnlichcn Schlummer gegeben,
der ihn nnmcrUich und unbewußt aus
dem Lebe hinüber in's Reich des Todes
gleiten lassen soll.
Seine Frau sitzt im Nebenzimmer.
vo es ganz dunkel ist bis auf den
schwachen Streifen gedämpften Lichtes,
der auZ der Krankenstube durch die
halboffene Zhür hcrcinsüllt. In einen
Lchnstuhl versunken sitzt sie und hat den
Kops zurück an die Lehne gelegt. Sie
weint, sie. die Willensstärke, energische
Frau, die sonst selten oder nie eine
Thräne vergießt Sie weif;, daß
seine Stunden gezahlt sind, daß sie ihn
verlieren wird, dessen Stütze sie fünf
undzwanzig Jahre gewesen ist und mit
seinem Fortgehen wird ihr Leben voll
kommen inhaltslos werden.
Ein Trost nur. ihr ganzer Trost ist
das Bcwuktscin. das; sie ihm alles.
alles gewesen ist. (h war arm und
unbeachtet, als ihre Wege sich kreuzten.
Gelehrter aus Nciauna und Anlerne.
besaß er keine Mittel, feinen Studien
,ii leben. te nahm ncb seiner an.
gab ihm sich selbst und ihr Vermögen,
so daß er sich ruhig seinem Berufe
widmen und einen beruumten und ae
achteten Namen in der Gelehrtenwclt
erwerben konnte. Unpraktisch und
hilflos wie ein Kind, witz Hütte er
ohne sie je fertig weroen ivnnen k
Träumer und Phantast, der er war.
weich und nachgiebig. Wie Hütte er in
der harten, arellen Wirkliäzieit ohne
sie vorwärts kommen sollen! Alle
Hindernisse hatte sie ihm aus dcm Wege
geräumt; sein Haus und seine Person
hatte sie gepflegt, seinen Arbeiten war
sie mit Interesse desolat, und alles.
was das Praktische anging, hatte sie
besorgt.
Sie weife acnau. dak er hätte unter
gehen müssen, wenn sie in jener Zeit
nicht seine Frau geworden wäre. Und
sie war froh darüber, daß sie ihr Per
mögen besessen halte, denn sie wußte
ganz gut. daß sie ohne dies Geld nie
ihm gehört, es auch nicht gekonnt hätte.
Sie aber liebte ihn. und wollte ihn dem
Leben, der Wissenschaft und sich er
halten. Für ihn wollte sie leben, sein
Glück und seine Ehre, sein Wohl
ergehen sollte ihr Lebenszweck werden.
1x ki ItnH nS. Qi(( irriirfiH siUciAi
14UU Vulu J'V vvv.. v.v..
müßig und ruhig war fein Leben der
gangen, friedlich und ohne Stürme
war ihr Zusammensein alle Zeit ge
blieben. Er war wohl immer schweigsam und
etwas verschlossen gewesen, allein sie
hat es an seinem Lächeln und seinen
Blicken ablesen können, wenn er zu
frieden war.
Wie Tu willst" Das weißt Du
am besten." waren stets seine Worte ge
wcsen; nnd wie sie wollte, war es auch
geschehen immer zu seinein Wohl, zu
seinem Glücke.
Ihre Gefühle für ihn hatten alles ein
begriffen, was in einem Frauenherzcn
Platz hat Mutterliebe. Gattenlicbe.
die Gefühle einer Geliebten, und in alle
hatte sie ihre ganze starke, energische
Natur gelegt.
Sie hatte sich eigentlich nie Rechen
schaft gegeben, wie viel sie von ihm zu
rückbekam. Er gehörte ihr, seine Exi
stcnz war ihre Schöpfung: ihre Pflege,
ihre Gedanken waren sein in jeder
Stunde ihres Lebens. Das war ihr
genug, und das machte sie vollkommen
glücklich.
Als sie sich zuerst trafen. damals
hatte er eine andere geliebt. O, sie
erinnerte sich ihrer wohl, durch sie waren
sie ja miteinander bekannt geworden,
durch die hübsche Marie Luise, die wci
ter nichts als ihre blonde Schönheit und
ihre reizende Mädchcnhaftigkeit besaß
ohne Begabnng. ohne Kraft, arm wie
er Was wäre wohl daraus gewor-
den, wenn die sich bekommen hätten
wenn die sich nach langem, peinvollcm
Warten gchcirathct hätten'. Nein. Marie
Luise hätte nie und nimmer für ihn ge
paßt, sie, die weiter nichts vom Leben
kannte, als seine ideale Seite und feine
Poesie. Aber man kann von Liebe
und Mondschein nicht leben wie die
beiden verliebten Thoren damals
glaubten.
Einmal hatte sie die hübsche Marie
Luise von heißer Leidenschaft ergriffen
gesehen, die ihre blauen Augen blitzen
nnd ihre zarten Wangen glühen machte.
Es war das erste und letzte Mal ge
wesen, als sie von ihm gesprochen hat
tcn und da hatte Marie Luise ausge
rufen: Tu kannst sein Leben mit Deinem
Gelde kaufen, aber seine Liebe gehört
mir."
Ader Marie Luise's Worte waren
nicht zur Wahrheit geworden. O. sie
war überzeugt davon, daß er sie längst,
längst vergessen hatte. Marie Luise's
Name war in all den fünfundzwanzig
Jahren nicht von ihnen genannt wor
den. Sie selbst wußte nur so viel, daß
In der letzten Stun
die frühere Rivalin noch unverhcirathct
als arme Lehrerin in einer tlcincn
Stadt ihr Leben fristete. Freilich alle
Naturen find nicht gleich, und ihr
Mann hatte nie zu denen gehört, die
ihre Gefühle Ztlgcn oder gar von ihnen
sprechen, aber sie war doch gewiß, daß
sie seine volle ungelhcilte Neigung dc-
scsscn hatte. Und das war doch ein
Trost, eine theure Erinnerung, an der
sie sich für den Rest ihres Lebens,
den sie ohne ihn durchivandcrn sollte,
sesthaltcn konnte. dann würden
die Einsamkeit nnd die Leere weniger
schivcr
ic erhob sich und ging teile in das
Krankenzimmer. Sie hatte keine Ruhe
mehr, sie mußte bis zum Ende bei ihm
bleiben, seinen letzten Athemzug sollte
er in ihren Armen thun.
Sie beugte sich über das Bett. Er
war so still, er tonnte doch nicht
2ic holte schnell die Lampe heran und
trat mit ihr an s Bett. Ihr chcin
siel klar über sein Gesicht mit den fei
neu. fast sranciihast weichen Zügen.
Vielleicht war es die Empiindnng des
Lichtes, das auf ihn fiel, oder das
schwache Bewußtsein, daß jemand sich
über ihn beugte, das ihn die Augen
lidcr aufschlagen ließ. Aber die Augen
sahen gebrochen aus. sie begegneten
nicht dem angstvollen Blick der Frau,
sondern schauten an ihr vorbei, wie in
eine weite, weite Ferne, als suchten sie
etwas. .. .Er bewegte seine Hand, als
wollte er sie erheben aber sie
sank kraftlos auf die Decke zurück
Seine Lippen öffneten sich ein paar
Male, als ob sie etwas sagen wollten.
Sie beugte sich tiefer über ihn und
näherte ihr Ohr seinem Munde. Mit
Mühe brachte er seine letzten Worte her-
vor. leise wie der letzte schwache Seufzer
des Lebens:
Bist Tu es.. ..Marie Luise?
Bist Tu.. ..endlich da ?"
Als die lattnche Frau eine
Weile nachher das Krankenzimmer ver
ließ, das zum Sterbezimmer geworden,
war alle Farbe aus ihrem Gesicht ge-
wichen, und sie erschien fast ebenso
bleich wie der Todte drinnen auf dem
Lager.
schwere Heimsuchung.
Residenz of John Ritsch. Esq.. Füft
Ebene nier Banderbilts. Größer
Neu York.
Mister Editer!
Mein nexte Brief
wern eie wahr
fchcints vun St.
Louis. San Frisko,
Jutäh,Hoboken,Neu
Orliens,Newark oder
sunst eine auslän
dische wildwestliche
Platz her kriege, wo
vun meine Perfolger
schwer ze erreiche is
un wo mer sich gut
verstecke kann. Ich
kann es nemlich
hier simpli nimmer
stände. In meim
Haus geht's ungefähr grad zu. al
wann e kontinuetz Persormenz vum
ncie Jnsän-Asscilum gegewwe wern
thät. Tie Alti heult un schlägt de
ganze Tag die Hünd üwwerm Kopp
zcsamme un segt: Was soll aus uns
wern?" oder: Wo soll des enaus?
oder: Wie wern mer all des Unglück
ertrage könne?" un was vergleiche auf
munternde un erheiternde Redensart?
mehr fein.
Wann die Bell ringt, da zuckt die
Alti zesamm wie e Kriminell wann
die Perlics kimmt. Un dann ruft se
aus: Tes is der Mail-Earrier mit
erer Todesnachricht." Wann e Mann
wo an unserm Haus vorbeigeht, bei
Aekzident an unser Windows erufguckt.
da cgt die Alt,. Ich sollt nach der Per
lies schicke, dann der Mann wollt ent-
weder unser Wohnung börglereise oder
des Haus bei Weg of Jnzendiarism
in Brand stecke.
Wann Ich e leichte Aettack vum
Bierhuste krieg, da kriegt se Krämpf
un vun sich un fegt. Ich mißt zum
Takter schicke, dann Ich hatt die Kon
sumptschen. Tann segt se uff cmol
wieder: John, gesteh's, Tu fihlst net
gut, Tu ouckst so blatz aus
Un wisse Sie. was die Riesen is vun
all dem Trowwel? Ich will's Jhne
sage, dann guesse thäte Se des im
Lewe net. Mister Editer, un wann Se
noch emol so schmart wär'n, wie
net sein. Tes Looking Glüß im Bade
zimmer is kaput gcschlagc worn un des
bedeut Unglück.
Erscht Hot die Misses Ritsch die Sach
noch ziemlich icsi genumme. Tann is
awwer die Misses Meyer vun der Eck
drüwwe vun Jhst Neu York uf e Wisit
gekumme un die Hot erst de richtige
Trowwel gemacht. Nemlich felwiges
Mal, wie der Misses Meyer ihr erster
Mann gcstorbe is, da war aach des
Looking Gläß verbroche gewese un zu
dcrsclwige Zeit hätt ihr kleinstes Kind
die Miesels gekriegt un ihr Hündche
wer vun erer böse Nachbarin vergift
worn. Un dann Hot die Misses Meyer
erzählt, daß die Grocerfrau. wo früher
net dran geglaabt hätt, aach e Looking
Gläß verbroche hätt un genau dreizehn
Woche druff wär ihr neues Silkdreß,
wie sie am Sonntag Nachmittag hin
gekimme wär, vun owwe bis unne voll
Wageschmier (Wagcschmier is nemlich
Acxelgries, Mister Editer) gewese.
Mci Alti un die Misses Meyer hen
sich dann zu erer geheime Konsultäschcn
in des nexte Room zerückgezoge. Wie
sie wieder erauSgckimmc fein, da Hot
die Misses Mcvcr gesagt. Ich sollt so
gut fei un sollt ihr emol mci linke
Hand zeige. Sie Hot die Hand uff der
innere Seid angeguckt, is lcicheblaß
gcworn. Hot geseufzt un dann Hot fe
mci Alti imbräft un gesagt: Poor
Misses Ritsch! Sic bedaucrn mich!
Ich pitli Jhne so!"
Die Akt! is aach blaß geworn un Hot
geheult wie e Schloßhund. Ich hen ge-
fragt, was der Matter wär, awwer sie
hawwe beide gesagt, des thäte se mer
um kei Preis der Welt sage, no, net
for e Milljen Tollcrs thäte sic des üw-
wer die Lippe dringe, lieber thäte se sich
lebendig in etücker verreiße loi?c, als
daß se mer de wisse losse thäte. Tann
Hot die Misses Meyer mit aufrichtiger
Theilnahme gefragt, ob mei Jnschurcnz
in Crder wär. Ich hc gcsagt. of coursc.
da derzu hatt ich glci getend't. daß die
cier-Jnschurenz un die neue Wohnung
nmgefchriwwe werd. Tie Misses Meyer
Hot awwer gesagt, es wär net die Feier-,
sonncrn die Lcif-Jnschurcnz. wo sic
mcine thät. Un dann is se so bö o bö
dcrmit crausgctimme. daß mci Lebens
linie ze kor; un in der Mitt auscnan
ncr gcrisse wär un nach der Arithmetik
un Rcgclderlie hätt Ich eigentlich schun
vor zwei Jahr sterbe mütte. awwer
länger wie drei Woche thät's uff kein
ll mehr dauern.
Jctz bitt Ich Jhne, Mister Editer.
so e Nansen;! Wie könne nor Leit so
ungebüldet sei un so e Superstischcn
hawwe? Ich kann es net begreife.
Könne Sie?
Mit diesem Wunsche sein Ich so lang
ours
John Ritsch. Esq.
Mister Editer! Könne Sie mir im
Bricfkaste en rilciäbel Jnschurenzäd
scheut ncnne? Ich möcht nemlich mci
Jnschurcnz raise.
Sie könnte verleicht aach im Brief,
käste sage, wer der beste Spcschellist for
Herzichlag. Appoplcrie un dcraleichc is.
Nemlich Ich soffer in die letzte Täg
(seitdem des Looking Gläß kaput ge
ganie is) so an Tissincß, cspeschelli
Abends un Nachts, wann Ich hcim
gch. Gestern hen Ich schun so e Art
Zungcschlag gehatt.
Gucke Sie doch emol for Fun Ihr
Lcbenslinie in der linke Hand an un
schrciwwe Sie im Bricfkaste, wie lang
daß se is. Bloß for Spaß, dann Ich
glaad net an so Sache.
Also so lang
Yours
John Ritsch. Esq.
Werd hier in Käs vum Tod vun sehr
praüiinente Leit aach so e Art Landes
traucr vum President geordert? Ich
meen blos. Es is mcr grad so eigc-
taue.
Ter Johnny, mei jüngster Bub. wo
des Gespräch vun der Misses Meyer
mit angehört Hot, der Hot mm, hcint
gefragt, ob Ich em net mein große
Teimond vermache thät, in Käs daß
Ich croake that.
Jhne dcsselbe wünschend
Noch emol
3. R.. Esg.
Verborgene Depeschen.
Wie ersinderisch man in den Kriegs-
mhrcn is0 l zu Werke ging, um
geheime Depeschen vor den Augen Un
berufener zu verbergen, darüber gibt
nachstehender Bericht Auskunft:
Französischerseits wandte man zu die-
sem Zwecke folgende Mittel an: Man
trennte die äußere Sohle vom Schuh
ab, legte das kleine Papierstückchen. auf
welchem die EhiNredepc che geschrieben
war. zwischen die innere und die äußere
Sohle und ließ den Schuh dann wieder
zusammennähen. Oder man nahm das
Mutzenichlld auseinander, legte die in
Staniolpapier eingeschlagene Depesche
dazwischen und ließ das Schild wieder
sauber vernahen. Das mußte ohne
Hinterlassung leqllcher Spuren
schehen. so daß bei der Besichtigung sei-
tens des Leides keinerlei Argwohn auf
kommen konnte.
Ein anderes, oft benutztes Versteck
war der Klciderknopf vom Rock oder
Uedcrzicher. Ter Knopf bestand aus
zwei ausgehöhlten Hälften von Kupfer,
zwischen welche die Depesche gelegt
wurde. Tie Metallhülle wurde mit
Stoff von derselben Gattung, aus wel
cher das Kleidungsstück bestand, über
zogen. Weitere dergleichen geheime Stellen
waren: Ter Besatz des Beinkleides, ein
Rockkragen, die Metallfpitze eines Spa-
zicrstockes, eine neue ausgehöhlte Eigar
renipitze oder eine Holzpfeifc.
Bei dem Heft eines gewöhnlichen
Taschenmessers meißelte man in das
Horn des Messergriffes eine Höhlung
em. legte in dieselbe die Tepcsche und
befestigte die auf der Außenseite ganz
unverletzte Hornplatte wieder an den
Griff des Messers.
Häutig benutzte man auch ein in
zwei theile zerlegtes Zweisousstuck.
Tie beiden Hälften wurden in diesem
Falle ausgehöhlt und bildeten dann
den Tcpeschenbchälter. Tarauf preßte
man sie wieder fest aufeinander und
legte das Münzstück in Weinessig. Nach
einigen Minuten war die Münze so
fest geschlossen und zu einem unthcil
baren Ganzen zusammengewachsen, daß
sie nur mit großer Mühe zu öffnen
war.
Hohle Schlüssel, welche durch eine
starke Scheidewand in zwei gleiche Theile
zerlegt waren und bei denen der obere
Theil mit dem Schlüsselring von dem
unteren Theile losgschraubt werden
konnte, dienten zur Aufnahme der zu
sammengerollten Depesche. Tie obere
Hälite wurde mittels des Schraubstocks,
an den unteren Theil angeschraubt, so'
daß der ganze Schlüssel wie aus einem
Stück gearbeitet aussah, und die Zu
sammcnsctzung kaum bemerkt werden
konnte.
In ein kleines Heftchcn mit Eigar
rctienpapicr schrieb man auf ein oder
mehrere Blatier die Ehiffredepeichc mit
zunächst unsichtbarer Tinte nieder.
Eine kleine Elfenbcintugcl von der
Größe einer Haselnuß wurde oft bc
nutzt, dic der Bote im Augenblick der
Gefahr zu verschlucken hatte, ebenso ein
Handschuh, den man nachlässig fallen
lassen und unbemerkt wieder aufheben
konnte, ohne Verdacht zu erregen.
Tes Handschuhs zur Vcrbcrgung von
Tepeschcn bcdicntcn sich namentlich die
Frauen.
Vergiftete Pfeile.
Prof. Robert Koch hat aus Ostafrila
von seiner letzten Reise vergiftete Pfeile
nnd das hierzu gebrauchte Gift der
Walamba mitgebracht, welche zwischen
dem Kenia und Kilimandscharo ansässig
sind und noch im primitivsten Zustande
dahinleben. Tie Pfeile haben, einen
cirea 70 (Zentimeter langen Bambus-
schaft. an dem nur lose eine eiserne,
mit Widerhaken versehene Spike von
f.Wn rniii' S,Hn,n (uföftiAf ift
Schneide und Hals dieser Spitze sind
v:Miiiiiiiui -wuiiuv vi i nui mi.
mit einem festhaltenden, harten, dun-
kclschwarzcn Gift belegt, das Professor
Briegcr, der Lcitcr des Instituts für
Infektionskrankheiten, einer Unter-
Nlchunz unterzog. Er kam zu dem
Resultat, daß das Watambaqist, da
aus Pflanzcncxtrakten gewonnen wird,
ein Herzgift ist. Bei Kaltblütern ließ
das Gift das Herz still stehen unter
Verminderung der Hcrzichläge. Bei
Warmblütern traten circa 101
Minuten nach Einführung des Giftes
schwere Vergiftung crscheinnngen, er
schwertcAthmung. Aufschreien, Krämpfe
nnd schließlich der Tod ein. Als wirk-
sanics Prinzip dieses Giftes stellte Prof.
Briegcr cincn krystallischen Körper dar,
Tie emincntc Giftigkeit djcser Substanz
erhellt daraus, dan dic geringe Menge
von 0,00005 Gramm des reinen Giftes
genügte, um bei einem Meerschweinchen
von 300 Gramm bereits nach 20 Minu
tcn den Tod eintreten zu lassen. Für
die ärztliche Praxis kann eine 'Nähere
Kenntniß des Pfeilgiftes Bedeutung
gewinnen, indem es vielleicht eine
schätzenswcrthc Bereicherung des Arznei
schatzcs bildet, wozu es gerade die
Wirkung auf das Herz besonders ge
eignet macht. Es giebt in der Arznei-
mittcllchre BciN'iele genug, dvß erst
durch Vermittelung der Eingeborenen
ausländische Präparate uns bekannt
wurden, dic seitdem für die medizinische
Wissenschaft große Wichtigkeit gcwon
nen habcn. Es sei nur an das Ehinin
erinnert, jenes Allheilmittel gegen die
Malaria, das von Eingcborcncn zuerst
in Form von Chinarinde gebraucht
wurde.
Der kostbare BriUantfchmuck.
Tie Mutter der jungen Königin von
Holland, die frühere Königin-Regcntin
Emma, kann sich rühmen, den kostbar
sten Brillantschmuck von allen gekrönten
Tarnen Europas zu besitzen, sofern es
sich um modernen schmuck handelt
Tiefer Brillantschmuck ist die Hochzeits
gäbe, die der Königin am 7. Januar
1877 vom niederländischen Volke und
den Bewohnern Java's dargebracht
wurde. Mit der Fassung und Ans-
mahl der Steine wurde damals das
Haus van der Stichel in' Amsterdam
betraut. Das kostbarste tuck in diesem
funkelnden Schmuck ist ein Tiadem aus
Brillanten, Tiamanten und ausge
zeichneten Saphiren, von denen einige
eine außerordentliche Größe besitzen und
die insgesammt durch ihre meisterliche
Fassung zur besten Wirkung gebracht
sind. Tie Saphire sind über dcm
Stirnband eingcordnct, und nchmen
nach der Mitte hin an Größe zu, bis
schließlich ein Saphir in der Größe
einer Wallnuß den Abschluß bildet
Ueber dicscin mittleren Saphir sind an
langen, dünnen Stengeln drei Hasel
nußgroße Brillanten angeordnet, die
wie 'Blüthen aus einem schimmernden
Blätterkranze hervorwachscn. Nicht
minder kostbar ist eine Reviere von
vicrunddreißig großen Brillanten, fer-
ncr ein Halsband von drei Reihen
großer, tadellos reiner Perlen mit
Brillantschloß, und zwar dieses in
Form einer Schleife mit zwei ange
hängten Birnen, Perlen von seltener
Größe. Ferner verschiedene große Bro
schen, die reich mit großen Brillanten
und der göldencn Königskrone ge
schmückt find. Eine von ihnen zeigt
auch den niederländischen Löwen in
Email und Steinen und eine andere
die Jnitialien des königlichen Paares.
Was zur schönen Wirkung dieser
Schmuckstücke besonders beiträgt, ist die
außerordentliche Feinheit und Sorg-
fält, womit der Schliff der Steine er
folgt ist, so daß diese den berückendsten
trahlenglanz entfalten können.
Ter kluge Pudel
Eine in jeder Beziehung merkwürdige
Einbruchsgeschichte wird aus Marchcgg
in Nlcderö tcrreich mitgetheilt. An
cincm der letzten Abende ging der
Direktor einer dortigen großen Fabrik
aus seinem Arbeitszimmer in's Kassen-
zimmer. um in einem Buche etwas
nachzusehen. Wie immer lief ihm sein
kluger Pudcl voraus, dcr die Gewöhn
hcit hat, vor feinem Herrn die Thüre
aufzumachen und hinter ihm wieder zu
schließen. Da Ibicr öffnete auch die
Thüre, die aus dem Zimmer der Ka-
scndeamicn in cincn kleinen dunklen
Raum führt, in dcm die Kassen stehen.
Der Direktor war aus'S Acußerstc er
staunt, daß diese Thüre, die für die
Nacht verschlossen sein sollte, aufging.
und an ein Venehen derKaliendcainten
glaubend, wollte er schon die Thüre
chlicr,cn. als er durch das weitere Bc-
lehmcn des HundcS darauf aufmcrk-
fam gcmacht wurdc. daß ctwaS Ungc
wöhiilichcs vorgehe. Der Pudel sprang
mit lautem Gebell in den Kanenraum,
und als der Direktor Licht machte, sah
er einen fremden Mann bei der Kasse
hocken. Der Direktor schlug die Thur
zu und holte Sukkurs, und als man
wieder in den Kasscnraum trat, fand
man dort bei der Kasse die Leiche eines
vor 14 Tagen entlassenen Fabrikschlof
scrs. Neben der Leiche lagen Ein
bruchswerkzcugc und ein Dolch. ES
wurdc konstatirt. daß dcr Mann, dcr
offenbar einen Einbruch geplant hatte,
einem Herzschlaqe erlegen war, doch
konnte nicht festgestellt werden, ob sein
Tod schon erfolgt war. bevor dcr Pudcl
dic Thür aussticß. In dcr Kasse be
fanden sich an jenem Abend 12,000
Gulden.
Ter brüllend Löwe.
Folgender kleine Vorsall ist nicht
etwa als Karnevals-Ulk ausgedacht.
sondern hat sich dieser Tage genau in
der angegebenen Weise zugetragen: Ein
elegant gekleideter junger Mann betrat
einen stark frequenhrten Münchener
Bierpalast in Köln und bestellte einen
Krug Münchener. Nachdem der Kell-
ner ihm das Gewünschte gebracht hatte,
össnete der Gast den Teckel des Kruges
und begann dann so fürchterlich zu
brüllen, daß die Gäste bestürzt auf
sprangen nnd die Tamen sich ängstlich
in die Ecken drückten. Bald darauf
trat der Inhaber des Ausschanks herzu
und fragte mit teilnehmenden Worten
den unausgesetzt Brüllenden, ob er
plötzlich krank geworden sei und ob
vielleicht schnell zu einem Arzt geschickt
werden solle. Ter Brüllende hielt nun
einen Augenblick inne. verzog das Ge
ficht zu einem Lächeln und zeigte auf
einen Sinnspruch an der Wand hin, der
also lautete:
Brülle, wie der Löwe brüllt,
Wenn der Krug nicht ganz gefüllt !"
Und hier überzeugen Sie sich." sagte
der Herr dann lächelnd, es fehlen noch
zwei Quersinger unter dem Aichstrich in
memem Kruge!"
Ter smarte" Jlurschüti.
In Kirchenarnbach in der Pfalz hat
der Felds chutz M a u I w u r f
schwänze aus alten Filz
hüten angefertigt und auf dem Bür-
germeisteramte abgeliefert, um sich die
ausgeschriebene Belohnung von zehn
Pfennig für jeden getödteten Maulwurf
zu verdienen! Im Ganzen brachte er
1057 Schwänze zur Ablieferung. Ter
Klagen der Bauern über Ueberhand-
nähme der Maulwürfe wurden aber
immer mehr und veranlaßten den Ad
junkten, in dem ein gräßlicher Verdacht
aufstieg, die Schwänze einer genaueren
Besichtigung zu unterziehen, wobei sich
oben angeführter Thatbestand heraus
stellte. Zu seiner Entschuldigung führte
der Feldschütz den Umstand in's Feld,
daß er bei seiner schlechten Bezahlung
durch die Gemeinde sozusagen gezwun
gen gewesen sei. auf diesem ungewöhn
lichen Wege sein Gehalt aufzubessern.
Der psiffige Flurschütz ist jetzt nicht nur
seines Amtes entsetzt worden, sondern
wird sich demnächst vor dem Gericht
wegen Betrugs zu verantworten haben.
Vin Künstlerkniss.
Der berühmte Maler Paul Rum
brandt (gestorben 1609) befand sich ein
mal in Geldverlegenheit. Auf schlaue
und leichte Weise gelang es ihm. sich die
nöthigen Mittel zu verschaffen und wie
dies geschah, das erzählt folgende kleine
Geschichte.
Einst entfernte sich Rembrandt unver-
muthet aus Amsterdam und ließ nach
einiger Zeit durch seine Frau die Kunde
von seinem Tode verbeiten. Alles
strömte zur trauernden Wittwe, um
noch ein Gemälde, eine Zeichnung, eine
lizze von Remvrandts Meisterhand m
erlangen. Tie Käufer überboten sich,
und der überaus gut bezahlte Vorrath
war nach kurzer Zeit vergriffen. Nach
einigen Wochen erschien der todtge
glaubte Maler jedoch plötzlich wieder
auf der Bildslüche: allgemein belachte
man seinen Kniff und Rembrandt sel
der lachte natürlich auch.
Soldatenabschied.
Freundin: ..Jetzt ist Dein Soldat
also auch nach Manila abgesegelt?"
ochln: Ach la! vorgestern hat er
Abschied von mir gegessen."
Mißverständnis.
Rittmeister: Wie lang sind Sie.
Gefreiter?"
Gefreiter: Ein Meter 95 Centime-
ter, Herr Rittmeister." .
Rittmeister: Hm also so dumm.
wie lang."
Umsicht in der Gefahr.
Feuerwehrmann: Wollen Sie nickt
packen? Es brennt im Haufe."
Pro c, or: Wir packen a chon!
Aber helfen Sie, wir suchen dic wich
tigstcn Dokumente zusammen und da
fehlt uns der Impfschein unserer ver
storbenen Tochter."
Vcn t 5 ekundirbabn.
HatS auf dieser Strecke schon mal
ein Unglück gegeben?"
-channcr: El freilich, wir sind
neulich zu einer Station pünktlich ge
kommen und da siel der Vorsteher in
Ohnmacht!"
rn Anrecht.
Richter: Wie kamen Sie dazu, den
Buren anzufallen und seine Börse zu
verlangen?"
Englishman: Ich hatte ein histori
schcs Anrecht auf feine Börse."
Richter: Wieso?"
Englishman: Ich habe ihm schon
vor 25 Jahren seine Uhr gestohlen!"
Richter: Oh inikvcl, Sie sind im
Recht. Bitte, bedienet! Sie sich."
Gleich geholfen.
Alle Schachtel: Ach, wenn es mir
doch gelänge, Adalbert zu umstricken!"
Freundin: Mach ihm halt a Paar
Socken!"
Ein Aiinststiick.
Du, Marie, sieh blos 'mal den lan
gen, dürren Rittmeister, wie steif und
hölzern der ist!" Ah. Tu. und dabei
läßt er sich von mir um die Finger
wickeln!"
2hrtr ,?wci.
Orts-Schulze: Es hat mich Jemand
Schasskopf geheißen, dcm komme ich. . .
ich bitt', Herr Amtmann.. . wie haben
Sie sich in solchen Füllen immer ver
halten?" Tntriistling.
Studio: Wie Arthur, Tu bist im
Examen durchgcfallen?"
Eandidat: Ja und am meisten
ärgert mich, daß ich deswegen gestern
den Frühschoppen habe versäumen
müssen!"
Sicherheitshalber.
Studiosus A: Wozu willst Du eine
Tepcsche aufgeben?"
Studiosus B: Auf der nächsten
Station hält dcr Zng nämlich nur so
kurzc Zcit, daß wir nicht aussteigcn
können, und da will ich zur Sicherheit
ein paar Glas Bier telegraphisch an's
Eoupee-Fenster bestellen."
Bedenkliches verlangen.
Gattin: Eduard, Tu wirst mir doch
wohl noch eine lumpige Balltoilette
kaufen können."
Msctzung.
Mann: Weinst Tu noch immer um
das verdorbene Jaqnct?"
Frau Ach ncin. ich wein' um cin
neues!"
Vorwurf.
Frau: Daß Du aber immer das
Gegentheil von dem thust, was ich thue!
Während ich auskehre, kehrst Tu ein!"
Seine Auffassung.
Theaterkassirer: Alles ausverkauft."
Bauer: Nct übel; machen's im
Theater a no'n Ausverkauf."
In dcr Ehe.
Er: Mein Pech in Iter Liebe war
immer grenzenlos."
Sie: Du hast doch mich zum Weibe
bekommen!"
Er: Eben darum."
Auf der Reitbahn.
Na, Meier, Sie machen ja so ein
trauriges Gesicht, wie eine Klapper
schlänge, die vor Schwäche nicht mehr
klappern kann!"
Schlechtes Zutrauen.
A: ..Wie faaen Sie. die A.'ls hm.
Kammerüenratbs könne famos fntMii
rcn? Tie kann ja nicht einmal ihre
Junge zugein !"
logisch richtig.
Ja, ja, Frau Nachbarin, die K'sund-
heit ist halt das Theuerste!" '
Glaubens dos net. die Krankbeit
kummt immer theurer z'stchen!"
Gute Ausrede.
Adolf, so iiina sind wir berftehn.
thct, und schon gch'st Du in den Klub?"
Ader doch nur damit mcine Freunde
sich ärgern, daß mich meine liebe Frau
fortläßt."
Starke Eifersucht.
Sie: Wie viel Mädchen hast Tu
schon vor mir geliebt?"
Er: Ich schwöre es. Du bist das
erste!"
Sie: So, also zu zählen beginnst
Tu Deine Liebschaften sogar schon!"
Ahnungsvoll.
Lehrer: Tu mußt hübsch lernen
und fleißig sein, lieber Karl! Ich habe
einmal einen Schüler acbabt. fort- hin,-
nicht fleißig, weifst Tu was aus ihm
geworocn ii ein Escl!"
Schüler: Nicht wahr. Herr Lehrer
mein Papa war auch Ihr Schüler?"
Entsprechend.
Was für Dienste versieht denn der
baumstarke Mensch dort im Hausc Dci
ncr Herrschaft?"
Das ist die Stütze des Hausherrn!"
Merkwürdig.
Frau Professor: Wozu hast Tu
denn das Meerschweinchen mitgebracht?"
Professor: Das soll mir als Ver
suchskaninchen dienen."