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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Nov. 30, 1899)
Wettrennen. Von Htle üonb'Änton. Mit Kopfschmerzen war sie erwacht, fi? hatt, so gut w gar nicht geschlafen, heute war daS unglückselige Rennen und ihr Otto bethätigte sich daran, alle ihre Bitten und Thränen hatten ihn nicht abhalten können, und sie war doch seine heif.gclicbte Braut. Aber alle Liebe hielt den ehrgeizigen pajsionirtcn Rci ter nicht vom Rennplape zurück. l5r lächelte über ihre Thränen und küßte ihr die angstvollen Worte von den rosi gen Lippen. Schweren Herzen? hatte sie endlich nachgegeben. Sie machte Toilette und ging nach der Wohnstube. '!uten Morgen. Mama." Mit diesen Worten begrübe sie ihre Mutter, die ganz verwundert von ihrem Haushaltungsbuch aussah, als sie ihr verwöhntes Töchterchen schon in voller Toilette sah. Wohin denn so sriih?" Ich will nach Ottos Stall." Was willst Tu denn im Stall?" .Ich muß mit Florenc?" Tu weifet Mama. Otto hofft heute viel von ihr ein Wort reden, ich muß ihr in's Ohr flüstern, vernünftiger als ihr Herr zu fein und recht auf ihn und sich auf. zupassen. Sie wird meine Angst der sehen." Sie sagte es scherzend, aber die Bläffe ihres Gesichtes und die rothge weinten Augen verriethen ihre große Unruhe. Mama seufzte heimlich, auch sie r war über das heutige Nennen beküm inert, aber sie wollte sich nichts merken lassen. Geh, nur. Ellachen, aber denke daran, daß wir bald essen, denn das Rennen beginnt um drei Uhr." Ella nickte und ging. Das Mittagsmahl verlief still. Ella ließ fast alles unberührt, es war ihr unmöglich, etwas zu genießen. Und je naher die gefürchtet? Stunde kam. desto mehr wuchs ihre Beklemmung. Otto war nicht zu Tisch gekommen, jedenfalls fürchtete er einen erneuten Sturm von ihrer Seite. O nein, sie dachte nicht daran, sie durfte nicht weich sein, sie wurde doch bald eines Solda ten Frau und mußte Muth haben, und dabei schluckte sie krampfhaft ihre Thrä wen hinunter. Als sie am Rennplätze erschien, war sie empört über die lachende, srögtiche Menge, die sich auf das bcvorstehenoe Vergnügen freute. 0,- wie sie sie haßte, diese aufgeputzten Frauen und geschnie gelten Herren, die da herum flirteten, mährend sie vor innerer Oual fast ver ging! Ja. sie alle konnten lachen, sie hatten unter den. Mmvmenöen lein Schlachtopfer'. Oder doch? Da plau derte eine kleine Offiziersfrau ganz heiter, deren Mann auch beim Rennen war. Ella wußte es genau. Wie ab schculick! Ella fand die ffrau roh und gefühllos, sie wußte noch nicht, daß man auch mit geheimer Herzensangst ' lachen kann, oft lachen muß. Eben jetzt f kam die junge Frau auf sie zu. Ella wandte sich ab. sie wollte ihr nicht be gegncn. Da schob sich ein weicher Arm in den ihren. Kindchen, stecken Sie eine andere Miene auf. Ihr Bräutigam braucht Ruhe und Zuversicht, und wie soll er diese aus Ihrem todtenblaffen Gesicht chcn schöpfen, welches beweist, daß Sie gar kein Verständniß für die Helden thaten des Rennplatzes haben." O, wie können Sie lachen," mur mclte vorwurfsvoll das junge Mädchen. Weil ich muß, das giebt dem Manne Vertrauen und Elan. Glauben Sie. ich liebe meinen Mann weniger, als Sie Ihren Bräutigam?" Ella fah sie beschämt an. Ich danke Ihnen, gnädige Frau." Sie suchte Otto auf, drückte ihm lächelnd die Hand und streichelte Florcnce". Otto war glücklich, sein geliebtes Mädchen so ruhig und ver nünftig zu sehen und bestieg, als sein Rennen angezeigt wurde, guten Muthes das erprobte Pferd. Er nickte Ella zu und ritt auf die Bahn. Ella preßte die Hand auf's Herz, ging, ein Lächeln gewaltsam fcsthal tcnd, zur Tribüne und nahm ihren Vorderplatz wieder ein. Das Rennen begann. Wie die edlen Renner dahinfliegen, und ihr Otto war A allen voran! Wie sicher und elegant Florcnce" über die Hürden setzte, Bravo. Florence. bravo" und Ella zerdrückte fast ihre Taumen, die sie für Otto hielt." Plötzlich ein weithin gellender Auf schrei. Florence" war gestürzt. Leute liefen hin, auch Ellas Bruder war im ter ihnen. Ella selbst war todtenbleich und mit geschlossenen Augen zurückge sunken. Als sie sie wieder öffnete, de gcgncte sie Ottos Augen. Er lebte! i$r Kielt sie in den Armen und blickte sie besorgt an. Er stand vor ihr unver-. sehrt! Wo war Flormce?" Umstanden dort die vielen Menschen das todte Thier? Ella lief hinzu. Florence" aber stand da und ließ sich stolz bewun dcrn. Gestürzt, und doch den ersten Preis gewonnen, das sollte ihr erst ein zweiter Renner nachmachen. Einige kleine Hautabschürfungen fielen kaum in's Gewicht. Zärtlich umschlang Ella den Hals des zitternden Thieres. Wie vorwurfsvoll blickte Florence" sie an, als wollte sie sagen: Schwaches Ge schöpf, warum fällst Tu in Ohnmacht, wenn ich ihn trage; hast Du vergessen, was ich Dir versprach?" Ella verstand sie und küßte den Hals des schönen Thieres zum Vergnügen der Umstehen- den zärtlich. Lächelnd nahm sie die Glückwünsche der guten Freunde zum -lege ihres Bräutigams entgegen. Tann wandte sie sich an Mama und sagte bestimmt: .Mama, sofort muß unser Ausgedot bestellt werden." Man lachte und beneidete den doppelt glücklichen Sieger um das schöne Mäd chen. das so glänzend zu belohnen ver stund. In der allgemeinen Fröhlich- seit hört' man eS nicht, wie Ella ihrer Mama aus deren erstaunte rage: Ja, warum denn to tchnein zunuflcrle: Es giebt noch ein Herbstrennen, daS darf Otto keinesfalls mitmachen, da müssen wir verhciratbet fein. Bin ich erst feine Frau, so werde ich schon dasür sorgen, daß er nicht mehr erste Preise gewinnt." Ob sie sich nicht zu viel zutraute? Eine neue Hochschule. Residenz of John Ritsch. Esq.. füft Ebene nicr Vanderbilts. (Größer Manhätten. Mister Editer! Ich gleich's net an der füft Ebene. Die Leit sein mcr zu gcschmolle un hcn gar tei Eidie vun nach barliche Jielings. So for Jnstenz. blos um Jhne e Beispiel ze sage: Wie Ich ge hört hcn. daß der Cornelius Vandcr bilt im letzte Wille im Testement vun seimVater sie fifmnhht JfegJä) worn is. hen Ich "XJl cnim n es mi.f t n ficti en dorch cn eigenhändige teipreiting Brief wisse losse, wann er grad in erer aagcblickliche Verlcgehcit, oder uff gut Teitsch, wann er e Bißle korz wär, da sollt er's -mcntschenne. eS thät mer e Vergnüge mache, ihm als Nachbar un bekannter Weis mit e Paar Tausends auszuhelse. Wisse Sie. was der Mann druff geantwortet Hot? Gar nitt Hot er geantwortet. Er Hot mcr sage losse. es müßt e Mistähk sci. er thät mich gar net kenne un damit Hot er mer de Brief zcrickgeschickt. Tes is der Tank. Mister Editer., wenn mer's gut mit eme junge Mann meint. Ich Kenn aach ze annere Nachbarn an der füft Ebene errumgcschickt, mit erer Nohti. daß Ich an die Ebene gemuhvt wär un hoffe thät, daß s? als emol bei mir ereitrnppe thäte, un daß se e Battelche un e gute -iqqar zu zeder Zeit bei mir finde könnte. Wolle Sie's glaabe. Mister Editer. daß noch net t einziger vun die geschwollene Protze gcklinme is? Well, was geb Ich drum? Ich kann mein Wel aach alleinig aus trinke. Kann Ich, Mister Editer? Tes heißt, Kompcni hen Ich in der neie Nachbarschaft schun plenti ge sunde, awwer die, wo Ich derhinter her gewese bin, die Vanderbilts un so Art Leit, die sein net qeklmme. Tie. wo gckimme sein, des warn meistens so junge Feger, wo fteilisch gedreßt sein, richtige englische Z)ankie-Amerl-kaner, wo awwer kei Geld hawwc. Was die wolle, des weiß ich ganz exäktli genau. Tie sein hinner der Maud her. tote mache awwer e Wett. Mistel Editer. daß Ich mer jeden vtffi die Fellers sehr genau anguck, eh daß er t Tschäns kriegt. Wann Ich jetzt en neue Schwicgcr-sohn-in-law in der Familie aufnemme soll, da muß des e Kerl sei, wo zu mir paßt. Un in dem Rigard hen Ich die traurigste Expirienzes gemacht. Tie neumodische junge Leit vun beintzetag, espcschelli die englische Yänkie-Ameri-kaner, die könne nämlich all nix stände. Sie hawme de beste Wille, sie Probire ihr bestes, awwer sie könne es net stände. Wann sie so e Paar Battelche getrunke hawwe. da hawwe se schun e Load. Un wo der Trommel derbei ereikimmt. des is. wann sie e Load hawme, da könne sie sie net händle. Tes Hot mich auf e Eidie gebracht, Mister Editer. wo verleicht Geld drein wär. Des is e Kallcdsch zu starte, wo die junge Leit Trinke gelernt wern. Tes heißt bei Trinke mein Ich Trinke mitaus besoffe ze wern. Was denke Sie vun der Eidie? Te Lehrstuhl for Mosclwei könnt Ich selwer üwwer nemme. Tie Fakulti for Biertrinker müßt mci Frent Knödelsepp üwwer nemme. Tie Abtheilung for Jmpor tirtes Bier, da wär Ich wieder selwer der richtige Mann, Ich möcht mer am- wer net ze viel aufbürde. Jetzt of course for die Whisky-Fakulti, da müßt mer en Eirlsche ober en entucky-Körnel dcrvor nemme un for die heiße Trinks en Hamburger. Uewwrigens kann Ich bei derer Ge- legcnheit mit Stolz sage, daß im engere Kreis meiner Bekanntschaft un zwar aus lauter oculche andsleit sammt- liche Lehrstühl inklussiff Rauche un Kartespiele, wo natürlich als Nebe- fächer un HulfswiUenschatte aach ge lehrt wern müßte, sehr gut besetze könnt. Ich selwer könnt mich plcdsche in Käs of Sickncß in ergend ei'm vun die Fächer zor Aushülf eizcspringe un mei'n Mann ze stelle. Oi course. Ich Hab's ia net nötbia. noch ze schaffe, un deswege möcht Ich die Sach net selwer anfange, awwer for en interpreising Mann, namentlich tor en gevitvete 'eitiche. wär Geld in dem Skiem. Sie könne sage, daß Ich einigem Mann, wo mei Eidie verwerthe will. hülsreich an die Hand gehe will. Mit diesem Wunsche sein Ich so lang mit Riqards HourS John Ritsch. ESq. Wo der Trowwel ercikimme thut. des wär nor. daß die Lehrmittel for die StudentS zu erpensiv fein. Tes wär e schöne Gclcgchcit for wohlthätig veranlagte Leit, Stiftung? ze mache for die Förderung der Wilicschaft. Ich denk, daß mei Skiein aach vun eme patriotische Standpoint lobcnsmerth wär, in so fern, als die reiche junge Amerikäns dann nimmer uff deitsche Junlvör,itieZ ze gehn brauche. lnd?,n daß sie Alles, was sie gewöhnlich drauße lerne, uff dem Kallcdsch lerne könnte, wo Ich Jhne die Eidie dcrvon geqeww? hen. Noch emol Jours I. R.. Esq. Bon de Sündern einer tZstün digen Ballonfahrt berichtete Hermiie, der bekannte fran zösische Luftschiffer, vor der Pariser Akademie der Wiffcnschaften. Er stieg am 16. September mit einem Begleiter gegen z? Uhr Abends von den Gas werken von St. Tenis auf, erreichte eine Höbe von 4700 Meter oder beinahe 6 engl. Meilen und kam nach 15 Stun den und 8 Minuten in einer Entfcr- nung von 0oo Kilometer oder 410 engl Meilen bci heftigem toturm an der Rhonemündung zur Erde. Ter Ballon hatte einen Rauminhalt von 1950 Eu- bicmeter. Außer verschiedenen Jnstru menten und Apparaten war Ballast mitgenommen, der zum Theil in Pa- Pier bestand, nämlich in 10.000 Frage bogen, die vorher in beftinimter Weise geordnet und nummerirt waren und während der Fahrt in festgesetzten Zwi schenräumen ausgestreut wurden. Viele dieser Fragebogen wurden nachher durch die Post an Hcrmite eingesandt und haben sich dadurch als ein sehr werth volle? Mittel erwiesen, um mit Ge nauigkcit die Flugrichtung des Ballons und seine Geschwindigkeit während der ganzen , Fahrt und jedes einzelnen Theiles derselben genau festzustellen. Beim Aufstieg war der Himmel sehr bewölkt. Ter Ballon flog beständig in südöstlicher Richtung und war von den Wolken umgeben. Nur in seltenen klaren Momenten wurde die Erbober fläche sichtbar. Ter Mondschein brachte einige merkwürdige Erscheinungen her vor. zunächst erschien den Luftreiscnden gcgcn 8 Uhr Abends zur Linken und unter lhncn ein deutlicher Regenbogen. der aber keine Farbe zeigte; sodann wurde mehrmals der Schatten des Bal- Ions stchtdar, der sich auf den Wolken abzeichnete. Tie Feuchtigkeit nahm, dem allgcmci ncn Gesetz widersprechend, eine Zeit lang mit der Höhe zu, und erreichte den Sättigungspunkt rn 2800 Meter In der größten erreichten Höhe von 4700 Meter zeigte das Thermometer kurz vor Eintritt der Morgcndämmc rung 5 Grad Celsius oder 41 Grad Fahrenhcit über dem Gefrierpunkt. Während der Dämmerung nahm der Ballon eine Richtung gerade nach dem Süden ein, die Schnelligkeit des neuen Luftstromes wuchs beständig und nahm schließlich den Charakter eines furcht baren Sturmes an. In 2500 Meter. etwa südlich von Chalons an der Saone, umhüllte eine Wolke in Gestalt cincs Trichters den Ballon, um den sie sich wie in einem Wirbel herumdrehte. sodaß sogar das Gleichgewicht des Luft schiffes in bedenklicher Weise erschüttert wurde, wahrend man sonst bekanntlich im Ballon von der Bewegung der Luft nichts spürt. Ter Ballon 'mußte in eine Art von Wirbelsturm gerathen sein, der sich an der Grenze zweier Luft strömungen entwickelt hatte. Nach einer vorübergehenden Senkung stieg das Fahrzeug wieder in höhere Regionen und überholte die Wolken in 3800 Meter. Nun gewahrten die Luft schiffer das wunderbare Schauspiel eines Meeres von wellenförmigen Wolken unter sich, aus denen im Hintergrund? di? Hauptaivfe! der Alpen herausragtcn; der Munt Blanc diente lange zur Orientirung. In 4100 Meter zog der Bllon durch eine Wolke von durchsichtigem Eis, das aus mikro kopischen Krystallen bestand. die sich mit einem eigenthümlichen Knistern auf alle Theile des Ballons und auf seine Insassen niedersetzten. Tas Bild der Sonne wurde jetzt von dem Wolkcnmeer wie von einem Spie gel blendend zurückgeworfen. Nunmehr ging die Reise über dem linken Rhone Ufer entlang, die Wolken lösten sich nach und nach über dem Flusse auf und warfen sich, vom Sturme gejagt auf das Gebirge. Unter den Luf'tschif fern öffnete sich nun ein Heller Ab gründ, auf dessen Grunde die Ort- schaftcn mit Blitzesschnelle vorüber zogen. Als das Meer am südlichen Horizont auftauchte, war keine Zeit mehr zu verlieren, und bci fortwähren- dem Sturm und nach einigen fürchtcr chcn Stößen gelang schließlich die Lan dung in der Landschaft Crau, nur we nige Kilometer vom Mceresstrand ent fernt. Während der Fahrt wurden einige gute Photographien aufgcnom wen. Uebrigens hatte der Ballon ge nau die Richtung eingeschlagen, die am Morgen der Abfahrt von dem metcoro logischen Centralbureau als die wahr scheinlichste angegeben worden war. TU Hand Michel elo. Mitten unter den stattlichen und prachtvollen Palästen Venedigs auf dem Markusplatz stand im 10r Jahr hundert ein Haus von sehr bescheidenem Aussehen, da? aber von den Gondo lieren und den minder wohlhabenden Reisenden häufig besucht wurde. EincS Tages befand sich ein einziger Fttmdcr in diesem Wirthshause. Aus dem Tische, an welchem derselbe saß. stau- den die Uederrestc einer frugalen Mahl zeit, und er selbst schien in ticse Ge danken versunken zu sein, denen ihn erst das Oiespräch des Wirthes mit einem jungen Manne im gewöhnlichen Anzüge der Gondoliere entriß. Ter Gondo- lier hielt um die Tochter deS Wirthes an. doch dieser verweigerte sie ihm, weil der junge Mann die dreitausend Gul den nicht besaß, welche der Vater ver- langte. Geld freilich hab' ich nicht." sagte der Gondolier. aber starke Arme und daS Herz auf dem rechten Flecke. Ich kann noch einmal General der Republik werden." Ter Wirth lachte darüber und wiederholte feine Versiche rung, daß er feine Tochter Keinem geben würde, der nicht dreitausend Gulden besitze. Ta stand der Fremde, der bis dahin still an seinem Tischchen gcsesscn hatte, auf und fragte den Wirth, ob er sein Wort auch halten wolle, wenn Giametto. wie er den Gon dotier genannt, wirklich so viel Geld sein nenne. Ter Wirth bejahte dies. So soll das Mädchen Tein sein." sagte der Fremde zu dem Gondolier. Zwar habe ich kein baares Geld, aber ver traue auf mich." Nach diesen Worten nahm der Fremde ein Stück Pergament aus einer Mappe und zeichnete auf dasselbe so rasch und lebenswahr eine Hand, daß die beiden Zuschauer ver wundert und regungslos vor Staunen dastanden. Trage dies Blatt zum Kardinal Bembo und sage ihm. der Künstler bedürfe sofort dreitausend Gulden." Giamctto nahm die Zeich nung, eilte damit zum Kardinal und kam bald mit der verlangten Summe und mit dem Auftrage zurück, der Künstler möge am nächsten Tage den Kardinal besuchen. Im Hause de Wirthes herrschte große Freude. Ter Künstler wohnte später der Hochzeit bei und nannte da endlich, nachdem er sich la.'.ge hatte bitten lassen, feinen Namen Michel Anqelo Jahre vergingen und Giametto. der wirklich Feldherr der Republik Venedig geworden war, vergaß feinen Woulthüter nie. Er stand an dem Sterbebette Michel Anqc los, und auf dcm Grabmale desselben kann man noch heute den Ausdruck des Tankes des ehemaligen Gondoliers lesen. Jene Hand"Zeichnung ge- langte schließlich in den Louvre in Paris, und wird noch heute von allen Verehrern des unsterblichen Meistert bewundert. Die verkannte Natter. Aus Ehingcn wird dcr Ulmer Zei tung folgendes Geschichtchcn mitgetheilt: Do Bua!" sagte ein Bauer in Mun dingen zu seinem Sohn, bring de Säu amol die Kartofle do!" Ter Junge gehorchte und ging in den Hof. Als er jedoch eben im Begriffe war, die Thür des Schweinestalls zu öffnen, fah er aus einer Ritze ein mächtig langes, gelbes Ding hcrausbaumeln, das verdächtig hin- und herzüngelte. Entsetzt ließ er seine Erdäpfel fallen und lief zurück in die Stube. Herr Jeses, Herr Jescs!" schrie er seinem Vater entgegen, im Sciustall lscht a wüthig grauße Natter!" Tem Bauern blieb bei dieser Nach richt ein Rädle Stuttgarter Wurst, das er eben zum Nachtbrod verzehren wollte. im Halse stecken. Toch faßte er bald wieder Muth und ging mit einer Heu gabel und einem Beil versehen auf den Schweinestall los. Richtig, da schwän- zelte das verwünschte Ting immer noch aus der Ritze heraus. So groß und so giftig hatte er es sich aber doch nicht ge dacht und der Gedanke, es ohne Beihilfe umzubringen, verging ihm bei dessen Anblick ganz und gar. Lauf was de kannst zum Schmied!" rief er des halb seinem Jungen zu, und sag' ein, er soll tapfer mit a paar Zange' komme." Ter Junge lief, was er laufen konnte und kam in wenigen Minuten mit dem Schmied und 1012 Nach barsleuten zurück. Jetzt ging das De battircn los; kein Mensch machte sich an das gefährliche Ting heran, bis sich endlich der Schmied dreimal räusperte, die Augen zukniff und mit einem mäch tigcn Stemmeisen d'rauf loshieb. In diesem Augenblick fing die Sau im Stall? drin ein mörderisches Geschrei an. . l'can riß die Tyur aus und sah, wie das Thier, unter jämmerlichem Grunzen im Ringels'rum lief und sich vergeblich an dem Schwanz zu lecken uchte. Alle standen da und sperrten Maul und Nase auf; aber Niemand sprach ein Wort. Vater!" sagte endlich der Sohn, des Ting, des do aus dem Loch raus- guckt hat, ist glaub' i der Saufchwanz gewese und koi Natter!" und so war es auch. Als kürzlich der Personenzug von der Eisenbahnstation Sottrum bei tade in der Richtung nach Rotcnburq schon abgefohren war, trat noch ein Mann aus Sottrum an die Kasse und verlangte eine Rückfahrkarte 3. Klasse nach Rotenburg. Ter Schaltcrbcamte zögerte mit der Herausgabe dcr Karte und sagte: Mein lieber Mann, der, Zug nach Rotenburg ist vor zwei Minuten schon abgefahren." Darauf erwiderte der Sottrumer: Tat schad't ni?. denn gah ick to Fotc." Ter Mann blieb aber vor dem Schalter stehen und suchte Geld aus seinem Beutel. daS er denn auch auf daS Zahldrett legte. Was soll daS Geld hier?" fragte der Schalterbeamte. .Ick wull jo en Rctourdulljet nah Rotenburg." Ich sagte Ihnen ja. daß dcr Zug schon ad gefahren ist; und wenn Sie nach Roten bürg zu Fuß gehen wollen, dann tön ncn Sie ja dort auf dein Bahnhofe ein? einfache Karte zur Rückfahrt kaufen; das ist ja billiger." Nee. bat will ick woll nich dahn; dat Geld niutt in'n Torpe blieben un nich nah utwarts drocht weern. Wenn ick nah Roten- bürg koinni un heff mi von hier ut gliets 'n Rctourbulljct mitbröcht. denn bruk ich dar up n BahnhoN ok nich ersten lange nah dat Bulljet-Tichlock hcrumsökcn und bruk dcn Bulljetvcr töpcr ok 'nich ersten to bckumplemen teeren, dat he mi eent owcrlaten dciht. Tohn S? mi man 'n Rctourbulljct". Ob dcr Mann nach dicscn Auscin- andcrsctzungcn ein Retourdulljet" er halten hat. war nicht zu erfahren; denn der Gewährsmann vorstehender Mit- thcilung hatte nicht so lange Zeit, das Ende abzuwarten. Einsame Inseln. Aus Sidney vom 1. Oktober wird geschrieben: Nach ungefähr vierjähriger Abwesenheit ist gestern das Vermcssungs' fahrzcuq Möve". Kommandant Kapi tänlcutnant von Adekcn, wohlbehalten wieder hier eingetroffen. Ueber die Thätigkeit, welche das Kriegsschiff wäh rcnd dieses Zeitraums in dcr Südsee, bczw. in Ostasicn entwickelt hat, ist das Meiste bereits bekannt. Erwähnung verdient dagegen der Besuch, den die Möve" den ver Nordtüste von Neu Guinea vorgelagerten beiden kleinen Inseln Mattn und Turour abgestattet hat. Tie beiden Inseln sie sind am 10. September 1707 von Carterct ent deckt worden werden nur in langen Zmischenräumen von vorüberfahrendcn Handelsschiffen aufgesucht, noch seltener verirrt sich einmal ein Kriegsschiff dahin. Äie liegen m geringer mi fcrnung von Neu-Guinea. und zwar Matty unter 1.33 Grad südlicher Breite und 143.12 Grad östlicher Länge; Turour unter 1.46 Grad südlicher Breite und 142 Grad östlicher Länge Tas Bemerkenswerthest? ist abcr. daß ihr? Bcwohner, trotz der Nähe der Hauptinsel, von den Papuas durchaus verschieden sind und eher Ähnlichkeit mit den Japanern ausweisen. Sie werden von den Offizieren der Möve" als stattliche Leute von kupferrothcr Hautfarbe geschildert, auch ihre Sprache ist von derjenigen der Papuas vollkom inen verschieden. Das Baterhauö. Ob prächtig schaut mit Thurm und Bogen Das Vaterhaus ins weite Land, Ob sich von Epheu dicht umzogen Gemüthlich lehnt an Waldesrand, Ob an der Straßen langer Reihe, Im kleinen Torf, im Felde drauß' -Ihm mangelt nie die recht? Weihe. Es ist und bleibt das liebste Haus. Denn holde Bilder drinnen prangen Aus einer theuren Jugendzeit: Tas Mutterherz voll Lust und Bangen, Tas Vateraug voll Zärtlichkeit. Tas Schwesterchen in seiner Wiege Mit einem Köpfchen rund und kraus. Ter Brüder laute, lust'ge Kriege, Ties alles zeigt das Vaterhaus. Und mancher schöne Festesmoraen. Und mancher Ahend lieb und traut, Und manche Hoffnung still verborgen. Tie sich das Kinderherz erbaut: Tas Weihnachtsbäumchen voller Schöne, Ter Osterhas', dcr Nikolaus Und all' die hellen Freudentöne Sie kommen aus dem Vaterhaus. Toch auch manch Bild voll Schmerz und Trauer Mischt unvertilgbar sich hinein, Manch Bild voll Thränen, Furcht und Schauer. Ter enge, schwarze Todtenschrein, Wenn einen aus dem lieben Kreise Zur ew'gen Ruh' man trug hinaus, Und alle weinen bang und leise Im gramerfülltcn Vaterhaus. O Vaterhaus mit deinem Frieden. Sei uns gegrüßt viel tausendfach! Ob längst wir sind von dir geschieden, Ob uns noch deckt das traute Dach: Nimm unsern Tank und unsern Segen, Ter immer strömt vom Vater aus!' Wir denken dein auf allen Wegen, Geliebtes, theures Vaterhaus! I. Braun. in tüchtiger Jäger. A: Ter Herr Lchmann ist wohl ein flotter Jäger?" B: Na, und ob; der verjagt uns immcr das ganze Wild." wie er's verstebt. Richter: ..satten Sie einen Genns- en, als Sie den Ticbstahl begingen?" Anaeklaatcr: ..Nee. .fierr crichts- hoff. ick hatte noch kennen jenosscn, ick war noch total nüchtern." Ein Friedensfreund. Schutzmann: Warum haben Sie den Mann geschlagen?" Arrestant: Weil 'r nich gloobcn will, daß nu der Grieg verschwind't un iberall Friede geblasen würd!" Il'irkunz ein bescheidenen Gabe. Herr (wm Bettler): 5a. ich kann Ihnen nicht mehr als zwei Cents geben. Ich verdiene selbst nicht viel." Bettler: a. löniiten Sie nicht etwas mehr arbeiten?" 3nt Restaurant. Gast: Kellner, ich möchte einmal essen: was haben Sie?" Kellner: Vielleicht Omelette surprise gefällig?" WaS ist denn das?" Kellner: französisch." Iciso. Tu mußt Tein? durchgegangene Frau doch sehr lieb haben, da Tu sagst. Tu giebst zehn Jahre T?ines Leben darum, wenn Tu sie einmal wieder sehen könntest." Nu, ich meine, zehn verfloiscne. Jahre." Erblich belastet. Spitalbcsuchcr: Sie sind sicher auch ein Opfer dcr Vererbung?" Patient: Ja, ja, ich bin Nachts. beim Nachhausckomnicn. über ein altes Kanapee gefallen, das wir vom Groß vater geerbt haben!" Durchschaut. Weißt Tu. dcr Prcis des Geschenks für den Jubilar spielt bei mir keine Rolle." Natürlich nicht, als Kavalier bleibst Tu ihn ja doch schuldig." Angebrachte Mahnung. Student: Gestern Abend hat's Bier nichts gctaugt. Herr Wirth!" Wirth: Nun weiß ich doch, warum Sie nur 75 Pfennig schuldig geblieben sind!" Zum l?erzveifcln. Jung? Hausfrau (in Verzweiflung): Jetzt weiß ich gar nicht mehr, was ich kochen soll .... alles, was mein Mann gerne ißt, habe ich diesen Morgen schon verdorben!" Erläutert. Kutscher: Johann, warnm machen Sie ?igentlich immer so 'n ernstes Ge ficht, wenn Sie die Herrschaften in den Wagen helfen?" Johann: Na, bci 'nein freundlichen Gesicht denken s' am End', ich hätt' 's Trinkgeld schon!" Zerstreut. Herr Sportler radelt mit seiner Frau auf dem Tandem; sie sitzt hinten. Plötzlich kommt ein Hinderniß; Herr Spurtlcr will abspringen, meint mo mentan, er sei auf seinem Einzclrad, schwingt das Bein hintenüber und fegt seine bessere Hälfte vom Sitz herunter. lvmk mit dem Zaunpfalzl. Vater der Braut: Also, Sie wollen meine Tochter heirathcn, Sie? Hm. sagen Sie mal, was sind Sie denn eigentlich?" Bewerber: Handluikgsrcisender!" Vatcr: Hm, na das finden Sie wohl gar nichts Auffallendes mehr darin, wenn Sie hinausgeworfen wer den." Auch ein Trost. Denken Sie sich, mein Junge ist schon wieder sitzen geblieben!" Na, trösten Sie sich mit mir, ich habe drei Töchter, die bleiben auch sitzen." Nachdruck verboten. Ein Kaffeehausbesucher (zu cincm anderen, der auf einer Zeitung fitzt): Sie entschuldigen, bei der Zeitung ist jeder Nachdruck verboten!" Ein neues Gericht. Gast: Kellner! Eine Portion ortho graphischer Fehler! Kellner: Tie giebt's nicht." Gast: Na. warum sieben sie denn auf der Speisekarte?" Eins muß fein. Mann: Der Braten ist versalzen." Frau: ..Aber Du hast ihn in n gar nicht gekostet." Mann: ..Nein, aber da er mic sehe, nicht verbrannt ist, ist er wahr scheinlich versalzen." Geistesgegenwart. Schauspieler: ..Lier kommt mein guter Onkel (als statt diesem eine Dame erscyeim): Ach, die Tante ist's! Na türlich hat die den Pantoffelhelden 'mal wieder nicht ausgehen lassen!" Deutlich. Gattin (wm Gatten her ,,k x; Jagd gehen will): Ach Männchen, 1l ILr V.J. T . LPtt-t... vinu oocy yier uno chieß' keine Hasen " T .11. . rri . . . 1 vsniie: Wcsyaiv denn nicht, Kind?" Gattin: ..Ach .fvinri.-b hio fii.x n " v " .v niV U letzt so sehr theuer!" - Zu spat. Staatsanwalt (zu seiner Sckm,i einer alten Jungfer): Was seufzest Du denn immcr wieder 'mal vcr liebt?" Schwägerin: ..Ach. i,5 hnU i Ei nern Zimmer ein Album durchgesehen, und da ist einer drinnen mit einem chwarzcn rauskopf " Staatsanwalt: ..n d?,n tti. gebundenen Buche?" Schwägerin: Ach ja.. .." Staatsanwalt: ..Na. d fmi ? auch nicht mehr haben es ist nämlich das Verbrecheralbum, was Du erwischt VjWV.