Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Nov. 30, 1899)
Das steinerne Gras. Erzählung aus Labrador von I. V. Hausen, 1. Es war im Herbste des Jahres 1842 als Kapitän Thompson, ein alter Lab rador und KrönlaiidSsahrer. mit sei nem Schiffe .Elias" heimwärts steuerte. Mit einer werthoollen Beute an Rob benfellen. Thran und Walroß'Zühnen beladen, befand sich das Schiff etwa dreihundert Seemeilen östlich von Nord Labrador auf dem Ocean. Seit zehn Tagen hatte dicker, schwerer Nebel geherrscht und starker Westwind Nun aber war die tet ruhig und da Wetter klar geworden, so daß man eine weite Umschau halten konnte. Am Bormltiaa gegen neun llyr ric der Mann auf dem Ausguck: Halloh Wag giebt's?" fragte der Kapitän lZin Fahrzeug ,m Süden I" Ich sehe keines." Nun, Sir. es ist freilich kein Segel Es scheint ein kleines Boot von Grönland oder Labrador zu sein." , Alle Wetter, wie kann denn das weit auf die See hinaus geschlagen wor den sein?" Ter Kapitän und fein erster Steuer mann suchten mit ihren Fernrohren den südlichen Horizont ab und fanden bald das kleine Fahrzeug. Es war ein Kajak, eines von den leichten kleinen Eskimobooten aus Fischbeinstöckcn und zusammengenähten Robbenfellen. Ein solcher Kajak ist so leicht, daß ein Mann ihn ohne besondere Mühe auf die Schulter nehmen und über Land forttragen kann. Es befand sich ein Eskimo darin, der aber in sich zusammengesunken und wie leblos dasaß. Der schmale Kajak konnte trotzdem nicht kentern, weil das einzige Ruder mit breiten Schaufclflächcn an beiden Enden quer über dem Boote be- festigt war. Der arme Teufel scheint todt zu sein, meinte der Steuermann. Nach einer halben Stunde kam da Schiff dem kleinen Kajak ganz nahe Ein solches Eskimoboot ist auch oben mit Robbenfellcn zugenäht, worin sich nur em kleines rundes Loch beyndet, aus welchem der Jnsaffe mit dem Obev leibe hervorragt. Schnürt er Mittel Riemen dies eiattl che ttelldeck fet an seinen, in Pelzkleidung steckenden Leib so wird sein Kajak völlig wasserdicht und keine Welle kann hineinspritzen. Zum Erstaunen des Kapitäns und der Mannschaft ftng der für todt gehal tene Eskimo an sich zu rühren. Er megie ein muoer zum Helmen, oa er lebe und Hülfe erflehe. Vorwärts, setzt das Boot aus!" be fahl der Kapitän, und holt den armen Burschen herein." Dieser Anordnung wurde rasch Folq geleistet. Das Schiff wurde beigedreht und ein Boot in See gelassen. Man holte den Kajak mit dem halbtodten Eskimo heran und hißte zuerst ihn und dann sein leichtes Fahrzeug an Deck. Unter sorgsamer Pflege kam der junge Mensch er mochte kaum zwanzig Jahre zählen nach einigen Stunden wieder einigermaßen zu Kräften. Er sagte in fremdartig klingendem, aber doch recht gut verständlichem Englisch, daß er Tuki heiße und zu einem Stamme ge- höre, der nahe bei der Herrnhutermis' fion Nain an einer Bucht der nördlichen adradorküstc Hause. Nach Eskimobegrissen mochte Tuki ein recht hübscher und angenehmer Bursche sein, freilich war er keine fünf Fuß hoch, er hatte eine platte, dicke Nase, liftige kleine Acuglein, straffe lange Haare, einen breiten Mund und eine niedrige zurücktretende Stirn, wie alle Eskimos: aber sonst sah er doch sehr gutherzig und wacker aus Offenbar war sein Charakter vortrcff lieh geartet. Wie mochte es geschehen sein, daß er, der geschickte Kajakfuhrer, so weit von der Küste und auf die See hinaus hatte verschlagen werden können? Das war eine klägliche Geschichte. Er hatte, wje er sagte, Robben auf den Klippen er legen wollen. Heftige Strömungen und scharfer Westwind hatten immer weiter ihn hinausgetrieben. In dem lange anhaltenden dicken schweren Nebel war es ihm zuletzt nicht mehr möglich gewesen, sich zu orientiren. Zehn Tage lang dauerte seine Irrfahrt. Zuletzt, von Hunger, Durst und Müdigkeit völ lig erschöpft, hatte er geglaubt, daß er elendig umkommen müsse. Er hätte es nicht noch einen Tag länger aushalten können. Was war nun zu thun? Ihn nach Nam zu bringen, war nicht angängig Das Schiff Elias" hätte damit zu viel Zeit verloren. Es wurde deschloffen. ihn und seinen Kajak nach Leith, dem schottischen Heimathshafen des Elias", mitzunehmen. Später würde sich viel leicht eine Gelegenheit finden, ihn nach Labrador zurückzubringen. Tuki mußte damit zufrieden sein Nach und nach erlangte er seine gewöhn liche gute Laune wieder und wurde der Liebling der Mannschaft. Wohlbehalten kam das sonst m Leith an. Hier erregte der Eskimo mit seinem Kajak viel Aufsehen und In teresse. Die Spekulation bemächtigte sich seiner. Man veranstaltete ein großes Wcttrudcrn im Hafen von Leith, wo auch gerade einige Kriegsschiffe ankerten. Zwölf gewandte Marinematrosen mit einem schnellen Boote und Tuki mit sei nem Kajak ruderten um die Wette. Vergebens waren die Anstrengungen der Zwölf. Mit Leichtigkeit wurden sie von dem Eskimo besiegt. So auch die anderen Versuche. Es kamen Mitglieder von Rudcrclubs mit ihren leichten Rennbooten, um das Kunststück zu probiren. Ganz unnütz Tuki siegte immer. Er wurde nach anderen Hafenstädten berufen, um feine erstaunliche Kunst in der pfeilschnellen Führung des Kajaks zu zeigen. Und auch dort war er stets Sieger. Beträchtliche Geldgewinne fielen ihin zu. Von dem Gelde, welches die untcv nehmer erhoben, erhielt er gute Alt' theile. Außerdem wurde er von vor- nehmen und reichen Liebhabern de Rudersports sehr reichlich beschenkt. So fügte es uch al'o. daß das der- meintliche Unglück, welches ihn auf's Weltmeer hinausgctricben, sich für ihn in ungeahntes Glück verwandelte. Die Zeitungen brachten Berichte über ihn und seine Leistungen. Er wurde so berühmt, daß sein Bildniß in einem lllustnrten Journale erschien Das Bild stellte ihn in seinem Kajak sitzend dar. Fast neun Monate hielt Tuki sich in Schottland auf. Tann bot sich eine Gelegenheit für ihn dar. nach Labrador zurückzugelangen. Ein chlff von Leith sollte auf den Robbenfang aussegeln und auch die Küstenbucht, woran Nain liegt, besuchen, um Tauschhandel mjt den dortigen Fischern und Eskimos zu betreiben. Auf diesem Fahrzeug wurde für Tuki Paffage von einigen seiner Gönner bc sorgt. Viele Kisten und Ballen mit nützlichen Gebrauchsartikeln aller Art ließ er an Bord schaffen, auch ein schönes neues Segelboot, ferner Jagd qewehre und Munition dazu. Er selbst war nicht in sein gewöhnliches Kostüm gekleidet, sondern wie ein wohlhabender Schotte. Sein Eskimokostüm und sei- nen Kajak schenkte er aus Dankbarkeit einem ethnographischen Museum. Das Schiff segelte ab und gelangte glücklich nach Labrador. In Nain hatte man natürlich Tuki für todt gehalten, und er war betrauert worden von sei nen Eltern, Geschwistern und Freun den. Um so größer war das Erstaunen und die Freude, als er so unverhofft wieder ankam, noch dazu mit so vielen guten Sachen. Er war jetzt unzweifel haft der reichste Eskimo in Labrador, zumal er auch noch ein hübsches Sümmchen baaren Geldes besaß. Weil er sich in Schottland daran qe- wöhnt hatte, in einem ordentlichen Hause zu wohnen, so gefielen ihm die heimathlichen Erdhöhlen und das som- merliche Fellzelt nicht mehr. Er ließ sich von den Zimmerleuten der Mission ein festes Holzhaus bauen mit einem großen Kachelofen und sonstigen An nehmlichkcitcn und Bequemlichkeiten. Die Folge davon war, daß alle hcirathsfühigen Eskimomädchen nach ihm liebäugelten und ihn gar zu gerne zum Manne gehabt hätten. Doch Tuki ließ sie schmachten, sein Herz war einer gewissen Susanne zugeneigt, der Toch- ter des Händlers und Schänkwirth Andrews. Dieser, ein früherer Jäger der Hudsonsbai-Pelzcompagnic. war der angeschcndste und wohlhabendste Mann in dem llcinen. bei der Mission Nain entstandenen Fifchcrorte. Er be trieb Tauschhandel mit den Eskimos und hatte immer die meisten Vorräthe. Auch hatte er mit dem Kapitän des Schiffes von Leith das beste, Geschäft gemacht zu beiderseitiger Zufriedenheit. seine Tochter Susanne war durchaus t'me Schönheit. Klein, derb, stumpf- nafig, pausbackig, rothhaang, aber heiteren Gemüths, so war sie beschaffen. Sie hatte Tuki bezaubert, der in ihr ein weibliches Ideal erblickte. Schon früher hatte er darauf losqe- steuert, sie als Braut zu erlangen. Susanne mochte ihn nämlich wohl lei- den; auch war sie sich bewußt, daß sie keine allzu großen Ansprüche machen konnte in der Ehcstandslotterie. Aber hr Vater hatte ihn damals mit Ver- achtung abgewiesen. Nun aber war Tmk reich geworden und besaß ein schönes Holzhaus. So glaubte er denn mit hoffnungsfrohem Herzen, wieder einmal klopfen zu dür- en. Allerdings behandelte der ehe- malige Trapper ihn jetzt mit etwas mehr Achtung, wies ihn aber doch ab mn den bestimmten Worten: Meine Tochter soll keinen Eskimo heirathen!" Susanne wurde darüber so betrübt. daß sie ihre, gewöhnliche Heiterkeit ver- lor; sie weinte sich die Augen roth, wo durch sie ihr Antlitz keineswegs ver- chönerte. Ihr abgewiesener Liebhaber grämte sich über alle Maßen denn auch ein Eskimojüngling besitzt ein empfindsames Herz, und die Liebe übt hre geheimninvolle Macht m allem Himmelsstrichen, am Nordpol und im Wüstensand. Um sich in seinem Kummer zu zer- streuen, beschloß Tuki, einen Jagdaus flug in's Innere zu machen. Erzog das gewöhnliche sehr praktische Eikimo kostüm an, nahm seine beste Flinte, mit der er gut umzugehen gelernt hatte, und fetzte sein Segelboot in Stand. Er beabsichtigte in den Bergen am Flusse womöglich einige schwarze Füchse zu erlegen, deren schöne Felle äußerst wcrthvoll sind. Mit günstigem Ost- wind fuhr er dann den breiten Strom inanf, der sich in die Bucht von Nain ergießt. 2. Als der kühne portugiesische See- ahrer Gaspar Cortereal im Jahre 501 auf seiner Nordlandsfahrt einen Küstenstrich der ungeheuren, gegen zwanzigtauscnd Ouadratmcilen großen Haldln'el Nordamerikas- entdeckte, gab er der Gegend den Namen Zicrra Labrador", was .ackerbaufahige Land" bedeutet. Ein wunderlicher ganz unpanender Name: Denn in Labrador gibt es in den Thalern des Junem zwar Baumwuchs, aber ton einem Anbau des BodcnZ kann bei den klimatischen Verhältnissen keine Rede sein. Die Küsten sind am besten bekannt, Tort Hausen seit Jahrhunderten, viel leicht seit Jahrtausenden. Stämme der Eskimos, welche in Bezug auf ihre Nahrung hauptsachlich auf das Meer, nämlich auf Fischerei und Robbenfang angewiesen sind. Das gebirgige Innere ist noch sa gänzlich unbekannt, man weiß nun daß im Süden große Wälder, im Nor den ungeheure möden. viele seen und Ströme sich befinden. Einige Jndianerhorden Ziehen darin umher, die Naskopis und die Skoffts. wie von den Eskimos genannt werden. Die weißen Schiffer und Fischer, die zutuet lcn Pelze von ihnen erhandeln, nennen sie Mountaincers", und verstehen darunter Eebirqsmdlaner". Tiefe äußerst wilden rothen Jäger gebrauchen sehr geschickt Pfeil und Bo gen. vjai den ksmnos lebten sie zur Zeit unserer Erzählung in Erbfeind schaft. Wo Indianer und Eskimos zu sammentrafen, da gab es stets ein blu liges esecyt. Weder aus der einen noch auf der anderen Seite kannte man Erbarmen. Seltsam ist es, daß man bisher nicht von Suden her die genauere Erforschung des großen Landes in Angriff qcnom men hat. was doch ohne bedeutende Schwierigkeit ausführbar erscheint. Man wird sich wohl noch mit der Zeit dazu entschließen und dann wahrfchein- nianche recht wichtige und nützliche Ent deckung machen. Als Tukl etwa zwanzig Kilometer weit den Strom hinaufgefahren war. lenkte er sein Fahrzeug unter eine über hängende Felsenwand in eine ihm be- kannte Höhle, deren Hintergrund wie ein schwarzer unheimlicher Schlund war, in welchen tiefer einzudringen er niemals gewagt hatte. Tann nahm er seine Flinte, stieg aus und watete durch das selchte Nasser an s Ufer. Er purschte etwa eine halbe stunde lang zwischen den Felsen, als er eine wilde Gebirgsziege gewahrte, auf die er schoß. Er fehlte. Gleich darauf aber vernahm er gellendes Knegsgeheul. Zu seinem größten Entsetzen entdeckte er in einiger ntfernunq eine Bande von etwa zwanzig Naskopi Indianern, welche sogleich auf ihn losstürmten nachdem sie durch den Flintenschuß auf ihn aufmerksam geworden waren. Nur eiligste flucht konnte ihn retten Der Weg. auf welchem er hergekommen. war ihm schon abgeschnitten. So mußte er eine etwas andere Richtung cinschla gen, um nach seinem verborgenen Boote zu gelangen. Aber sein unbekannter Pfad wurde bald fast unwegsam. Nackte Felsen um ihn. Tunkler Serpentin mit eingesprengten Schichten von Gnciß, Glimmer, Quarz und anspaly. iiirn verstand freilich gar nichts von Geologie und Mineralogie. Für ihn war der Stein nur ein Stein, und der Felsen uur ein Felsen. Das Kriegsgeschrei seiner Verfolger erscholl vernehmlicher hinter ihm. Sie waren ihm näher gekommen. Da gelangte er bei hastigem Lau fen und Felsenerklimmen in eine tiefe, unüberspringbare Schlucht, eine von der Art, die man im fernen Süden Can non" nennt. Oben war sie so schräge, wie ein Kirchendach, zwanzig Meter weiter unten fiel sie steil ab. und man konnte den Grund der Schlucht nicht sehen. Es gab keinen Ausweg mehr. Ent weder mußte Tuki sich gefangen geben und den grausamsten Tod am Marter Pfahle erleiden, oder er mußte sich in den Abgrund stürzen. Er zog das Letztere vor. Vielleicht liegt da unter in der Schlucht noch eine dicke Schicht Winter schnee," murmelte er. Ist das der Fall, so kann ich mich noch retten. An dernfalls werde ich zermalmt bei dem Sturz; doch ist dies immer noch besser, als von den rothen Feinden langsam zu Tode gemartert zu werden." Die Indianer waren nur noch fünf- zig schritte entfernt.. Einige spannten schon ihre Bogen. Da warf sich Tuki plötzlicher Erde, und im nächsten Au genblick rutschte und rollte er den schrä gen Abhang hinunter. Die herbei gelaufenen Indianer sahen noch, wie er unten über den Rand der Abschrägung in den scheinbar bodenlosen schwarzen Abgrund stürzte. Da erhoben sie ein Triumphgeheul, denn sie glaubten na türlich, daß der Eskimo dort unten zer malnit liegen müßte. Befriedigt in ihren Rachegelüsten. zogen sie ab. Und Tuki? Ter wackere Eskimo befand sich den Umständen nach recht wohl. Vom Rand der Abschräqunq war er senkrecht etwa fünfzehn Meter tief auf den schmalen Grund der Schlucht hin abgestürzt, allerdings nicht auf eine Schneeschicht, aber doch auf eine andere weiche und elastische Masse. Wohl war er einen Augenblick betäubt gewesen, denn er hatte eine tüchtige Er fchütterung erhalten; doch , schon nach wenigen Minuten kam er zu sich und vergewisserte sich, daß er kein Glied ge brechen habe. Mit größtem Erstaunen untersuchte er die seltsame Masse, auf welcher er lag. Es drang freilich nur wenig Ta gcslicht von oben auf den Grund der engen Schlucht, aber der schwache Schim mer genügte doch. Es war eine verfilzte Masse von grün lichcn und graugclden. etwa fußlangen Fafern. sehr diegfam. doch etwas spröde, ungefähr so anzufühlen, wie Pferdchaare. schmelzende chncemam'n und an haltende Regengüsse mochten seit Jahr Hunderten diese vielleicht von den im wanden losgespülten und abgerissenen sonderbaren fasern hier so massenhaN zusamineiigcschwemmt und aufgchäu haben, denn sie bildeten ein so dickes Polster, daß Tuki sie nicht bis auf den Grund zu durchwühlen vermochte. Ganz verdutzt murmelte er: Was mag nur das lein? Ist das steinerne Gras?" Tenn aus einer geschmeidigen Stcinmasse schienen ihm die verfilzten Fasern gebildet zn sein. Er beschloß, darüber bei klugen Leu tcn Erkundigungen einzuziehen, und ballte zu solchem Behufe einen kleinen Knäuel von Fasern zusammen, den er in die Tasche steckte. Tle Hauptsache war für ihn nun ans der Schlucht zn kommen. Tie senk rechten Felswände vermochte er selbst verständlich nicht zu erklimmen. Aber Tuki dachte sich, daß zu gewissen Iah rcszcilen viel iüiaet durcy die jetzt trockene Schlucht lausen und irgendwo einen Ausfluß haben müsse. Viel leicht konnte ein Eskimo da auch durch. kommen. Eine lerlelnunde tappte er den en gen Casion entlang, nach der Richtung wo dessen Grund sich allmählich ab würts senkte. Hier und da bemerkte er noch andere Haufen von den verfilzten Fasern. Endlich schlössen sich die Felswände oben dicht zusammen, aber unten war ein natürlicher Tunnel, in welchen sonst wohl das Regen- und chnecwasser hineinströmte. Vorsichtig ging Tukl in den gcfähv lichen unheimlichen Höhlcnqang. Da sah er plötzlich, nicht sehr weit vor sich den Schimmer des Tageslichtes. E mußte da dcrÄusgang sein. Behutsam tappte er dorthin, erreichte die Oeffnung und sah zu seiner angenehmsten Uebcv raschung vor sich sein Segelboot. Der schwarze dunkle Schlund im Hinter gründe der Fclsengrotte am Strom war also das Ausflußloch des im Cannon 1 sammelnden Waffers. Er hielt Umschau, sah aber nicht Verdächtiges. Tann stieg er in sein Fahrzeug und setzte das Segel. Ter Wind war nach Nord umgesprungen o, vom Winde und der Strömung getrieben, kam er rasch nach Haufe 3. Es war zwei Tage nachher. Ter Händler Andrew stand vor seiner Thüre und dachte nach über eme neue Spekulation in Robbcnthran. Ta trat Tuki zu ihm, grüßte höflich und Zeigte ihm den Fasernknäucl. Könnt Ihr mir vielleicht sagen, wa dies ist?" Weiß nicht. Tuki." Es scheint eine Art steinernes Gras ZU still." Unsinn! Tamit kann man die Schafe und Ziegen der Mis non nicht futtern." Vielleicht ist s sonst zu irgend etwas nütze." Glaub's nicht. Schund ist's!" Ich will doch den Missionar fragen Ter junge Eskimo begab sich nach der Mission. Nun. Tuki, was willst Tu?" fragte der alte Geistliche freundlich. Eurwürdiacr vcrr. könnt :nr mir aqen, was dies t u Der Missionar, em in den Natur- Wissenschaften wohl erfahrener Mann, nahm die Fasern zur Hand und prüfte ie aufmerksam. Er zündete ein Licht an und hielt die Fafern in die Flamme Sie begannen zu glühen, verbrannten aber nicht. Wahrhaftig, das ist Berg- oder Steinflachs!" Also doch eine versteinerte Pflanze?" ...'cein. leine Pttanze, sondern ein merkwürdiges Mineral, welches Pinnen und weben MEt, so dan man vortreffliches Gewebe daraus verfertigen ann. die im larkiten euer unvcr- brennlich sind. Deshalb wird die Mineral zu mancherlei gewerblichen Zwecken gebraucht. Ter eigentliche richtige Name dafür ist Asbest. Wo hast Tu dies gefunden?" Droben am Flus e, in einer Schlucht des grauen Steingedirges." Und der junge Eskimo berichtete kurz ein gefährliches Abenteuer. Es ist also viel davon vorhanden r Siele Bootsladungen." Nun, Tuki, dann ist das ein großes Glück für Dich, Teme Verwandten und Freunde, ,a für den ganzen Eskimostamm. Denn ich hoffe, Tu wirst den Anderen Gutes thun." Das will ich gewiß herzlich gern. Also durch den Verkauf solcher Fafern kann man viel Geld verdienen?" Unzweifelhaft! Ich glaube, dieser viclbegehrte Rohstost, der selten in solchen Massen gefunden wird, steht sehr gut im Preise auf dem Weltmärkte." ' Ich danke, ehrwürdiger Herr!" Hoch befriedigt, von frohen Hoffnun gen erfüllt, verließ Tuki den Mifsio nar. Er verständigte sich mit seinem Vater, mit seinen Brüdern und sonstigen Ver wandten, auch mit den anderen Eski- mos. Es wurde abgemacht, daß Tuki als I Entdecker einen größeren Antheil an dem Gewinne haben sollte. Tann fuhren einige Boote mit vielen Eskimos den Fluß hinauf, um durch den wunderbaren Höhlengang Ballen und Packen des werthvollen Minerals zn polen. Tie Indianer hatten die Gegend ver. lassen, waren all'o nicht zu fürchten, Auch waren die dewanncten Eskimos zahlreich genug, um Kampse mit den milden Naskopis siegreich bestehen zu können. Man schaffte viele Ballen Asbest nach Nain. Es ankerte gerade ein Schooner im Hasen. Tarauf wurden die Ballen verfrachtet nach et. JohnS auf der Insel Neufundland. Zwei dortige sachkundige Kaufleute intcreiiirten sich sehr für die Sendung: sie zahlten einen guten Preis und fanö ten einen Bevollmächtigten nach Nain, um Contrakte für fernere Lieferungen mit den Eskimos abzuschließen. Jetzt erwachte auch die Begehrlichkeit des Handelsmannes Andrews. Er sagte zu Tuki: Ich möchte mich wohl betheiligcn an diesem erstaunlich vorteilhaften Asbestgeschäft." Tas kann geschehen, Nachbar," ver setzte der junge Eskimo. Toch nur unter der Bedingung, daß ihr mir Eure Susanna zum Weibe gebt." Sollst die Susann haben, Tuki!" meinte der Händler, dessen Stolz von dem voraussichtlichen guten Geschäfte schmolz. Tu bist ja doch der klügste und reichste Eskimo in ganz Labrador." Bald wurde die Hochzeit gefeiert. Ter alte Missionar traute das glückliche Paar. Alliührlich während des kurzen Som- mers, wenn die Schlncht zugänglich war. wurde aus derselben Asbest geholt. Tie Lagerstatte wurde so eine fortlaufende Quelle des Wohlstandes für den ganzen Eskimostamm. Tukl starb als Haupt einer zahlrci chen Familie und sehr wohlhabender Asbcsthändler im Jahre 1379. Kleine öuinoresken. Von ? r. C. z r i s ch k o r n. .ttcink Zorticlug ,cl,r. König Friedrich Wilhelm 111. von Preußen hatte einen General, der im Dienst sehr tüchtig war und desweaen vom König hochgeschätzt wurde; aber er mi auer oem dienst an einem lcioer zu häufig vorkommenden Fehler. Näm lich da er mit Gütern dieser Erde nicht gesegnet war, wollte sein Gehalt nie inals zur Befriedigung seiner Bedürf- nisse reichen, er machte viel Schulden, die ihn oft sehr schwer drückten. Der König hörte davon und hatte Erbar- men mit seinem treuen Diener. Er kaufte ein schönes Notizbuch und legte zwischen den Blättern ein schönes ümmchcn in guten Kassenscheinen, das überreichte er dem General eines Morgens auf dem Exerzierplatz. Der General dankte verbindlichst uiid steckte das Buch ein, ohne einen Blick hinein zu thun, wohl wissend, daß das, was aus der Hand seines Königs kommt, des Tankcns werth sei. Als nach einiger Zeit der König wie- der auf dem Exerzierplatz erschien. giuuvir et, vcr neuerm ivcroe nocymais des Buches erwähnen und seine Freude ausdrücken, daß er dadurch sich feiner Schuldenlast habe entledigen können. aber er sagte nichts. Ta fragte der König lakonisch: Buch gefallen?" .Ja, Maicstüt, bin gespannt auf die Fortsetzung," lautete die lwfllche Ant wort. Als der König nach einigen Tagen wieder auf den Exerzierplatz kam, über- gab er seinem General wiederum ein olches Notizbuch mit gleichem Inhalt als das erste, aber auf dem ersten Blatt stand von des Königs eigner Hand ge schrieben: Schluß, statt Fortsetzung." Sin II,coIoiichk Ernmc,,. Zu einem Universitäts-Professor der theologischen Fakultät kommt ein Can didat der Theologie um fein Examen zu machen und eine Anstellung als Pastor zu erhalten. Nachdem der ninge Mann sich dem Professor vorgestellt und seinen Namen als Johannes Jüschke angegeben hatte, ollte das Examen sofort beginnen. Prof.: sagen sie einmal, mein lieber Jäschke: Wer hat die fünf Bücher Moses geschrieben?" Eand.: Die fünf Bücher Mo es (wiederholt mehrmals) die fünf Bücher Moses ." Ter Eandldatus kann sich, trotzdem er sich die yrage viele mal wie derholt. absolut nicht besinnen auf den Autor und sagt: Ach, Herr Professor, das ist schon so lange her, das kann ich unmöglich wissen! Prof.: Können sie mir sagen, wie der Vater der Kinder Zebidäi hieß?" Cand.: Der Vater der Kinder Ze- bidäi (strengt sein Gedächtnis; ver- qeblich an, ohne darauf zu kommen) der Vater der Kinder Zebidäi, ach, Herr Professor, das war gewiß ein ganz un- bedeutender Mann, ich kann leider nicht auf seinen Namen kommen." Prof.: Nun. mein lieber Jaschke, dann sagen sie mal: Wer war Paulus?" Eand. (sich besinnend) wiederholt: Paulus, Paulus " Prof.: Na, ich will Ihnen em wenig helfen: Ein Ap " Cand. (schnell): Ein Apotheker:" Prof.: Es thut mir recht leid, mein lieber Jäschke, Sie haben die Fragen nicht zu meiner Zufriedenheit beant wortct." I Der Kandidat kommt erregt heim, und als ihn feine Mutter fragend an sieht, sagt er: .Mutter. Mutter, ich bin durchgefallcn!" Turchgefallen. mein Sohn? WaS hat denn der Herr Professor fo Schweres gefragt?" Tenk doch, er fragte mich, wer hat die fünf Bücher Moses geschrieben?" Weißt Tu das nicht? MoscZ." .Ach ja. Mutter. Tu hast recht. Dann sollte ich sagen, wer Paulus war." .2SaS hast Tu denn gesagt?" Ein Apotheker." Ach nein, mein Sohn, er war ein Apostel. WaS hat er noch gefragt?" Wie hieß der Vater Kinder Ze bidäi?" Na. wie hieß denn Tein Vater; das niulzt Du doch wissen." Tie Mutter ruft das Ticnstmüdchen und sendet eine Menge guter Sachen und läßt den Professor bitten, den jun gen Herrn doch noch einmal zum Era men tommen zu lassen. Ter Herr Pro fcssor hat Erbarmen und Johannes Jäfchke läuft voll Freude sofort hin und der Professor empfängt ihn sehr freundlich und sagt: Na. mein lieber Jüschke. haben Sie sich besonnen?" , Ja. Herr Professor. Nun, dann sagen Sie mir. wer bat die fünf Bücher Moses geschrieben?" Mo,es!" Wer war Paulus?" ! Ein Apostel !" Wie hieß der Vater der Kinder Zc bidäi?" Jäschke!" rkiiadikk Miiiiifl. In den östlichen Provinzen Preußens. Posen und Westpreußen. giebt es beute noch polnische Familien, die aus polni schein Patriotismus und anderen Grün den kein 'Wort deutsch sprechen und auch ihre Kinder so erziehen. Wenn nun aus solchen Familien junge brauch bare Männer zum Militär aüsgchoben werden, fällt es solchen oft ungemein schwer, die Sprache des Landes einzu üben, damit sie das Kommando der stehen und den Vorgesetzten antworten können. Wie aber diese militärische Schule oft Wunder wirkt und aus solchen gute Soldaten und Patrioten macht, beweist manches Beispiel; sie kehren oft völlig umgewandelt und aus gesöhnt mit ihrem deutschen Vaterland? in ihre Heimath zurück und wissen nicht genug zu rühmen von der Leutseligkeit ihres Königs und ihrer Vorgesetzten. So diente in den 40er Jahren ein schöner junger Pole bei der Garde in Berlin. Er lernte in kurzer Zeit ge nügend Deutsch und that feinen Dienst mit ganzer Hingabe, und wurde ebenso als tüchtiger Soldat von seinen Borge setzten geschätzt. Seinem König Fried rich Wühdnt IV. war er von ganzer Seele ergeben nachdem er ihn recht ken nen gelernt hatte. Einst stand er in einer stockfinsteren Nacht einsam auf Posten. Niemand ging hier vorbei. Endlich hörte er etwas und bemerkte auch wie Jemand sich ihm näherte, aber es war kein Offizier, sondern ein Civi- list. Toch die Person fesselt seine ganze Aufmerksamkeit. Plötzlich fährt ihm wie ein Blitz ein Gedanke durch den Kopf, er nimmt sofort wie elektrisirt militärische Haltung an, ergreift sein Gewehr und präscntirt. Tie Person kommt näher und bleibt vor ihm stehen und fragt: Grenadier, vor wem präfentiren Sie?" Vor Sr. Majestät, dem Könige von Preußen," war die prompte Antwort. Mein Sohn, woran hast Tu mich erkannt?" An de dicke Kopp!" erwiderte der Pole. Als am nächsten Tage, Mittags 12 Uhr, die Wache abgelöst wurde, lag ein Befehl auf der Wache für den Polen, . um 1 Uhr vor den König zu erscheinen. Der König, welcher den Scherz über alles liebte, hatte einige hochstehende militärische Persönlichkeiten zu sich be fohlen, denen er sein Abenteuer mit dem guten Polen erzählte irnd um feiner Erzählung die richtige Pointe zu geben, ließ er den Grenadier von der Wache antreten und sagte zu ihm: Nun, mein Sohn, sage in Gegen- . wart von diesen Herren, woran hast Tu Deinen König gestern Abend er kannt?" An de dicke Kopp!" war die schnei dige Antwort. Tie Herren lachten und der König freute sich über feinen ihm sehr erge denen Grenadier. Er ließ ihm dann einen Toppeltyaler aushändigen, wo- für er sich einen vergnügten Tag machen sollte. Kernsprüche. Sage nicht alles was du weißt, Aber wisse immer, was du sagst ! Man mutz mit Essen aufhören, wenn man noch eine ganze Schussel mit Ap Petit bewältigen könnte. Mensch, all's was außer dir, das giebt dir keinen Werth; Tas Kleid' macht keinen Mann, der Sattel macht kein Pferd. Tankbar fein bricht kein Bein. Stichlialtiger Grund. A: Warum mögen wohl kleine Män ner so oft große Frauen hcirathcn?" B: Ich weiß nicht, woher das kommt; aber ich denke mir, die kleinen Männer haben wohl nicht den Muth, die Verlobungen rückgängig zu machen."