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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Nov. 23, 1899)
Cin Dranu in den Cüftett. Jiai) dkin tnfltirrt sn '. Narr .Ruh?, meine Herren! Außer stände, beute einen J Pdj" tu halten, hat Mr. Marco soeben versprochen, und durch die riühlunz eines seiner Abenteuer zu tiit!.V.biaen- Sofort richteten sich aller Aigcn au. den arallbaariacn. kleinen iranzo en der. die klaren, schwarzen Augen auf einen Punkt der Wand gerichtet. war lete. diS der allgemeine Applaus sich gc legt haben würde. Was ich Ihnen erzählen will, ist wahr." begann er .und es steht mir noch alles so ledhaft vor dem Geist, als sei es erst vor lochen gelchcgen. eut lich sehe ich wieder die Menge von Ge sichtern. die rothen und grünen Latcr itcn, deren Widerschein sich in den fünf zig Fufz nntcr mir rauschenden Wogen spiegelte, höre ich wieder das jage Ver stummen der Musik.... aber ich be- ginne mit dem Ende. , Vor sünfzchn Jahren, meine Hären, wurde in Montreal ein großartiges Fest gefeiert, aus welcher, Veranlassung ist mir entfallen. ?cun ist es für jemand, dessen Leben infolge seines Berufes an einem seidenen Faden hängt, nicht gut. stets das Bild eines Weibes vor Augen z haben; aber dazumal kannte ich noch keine .Nerven", mithin störte es mich nicht, daß die kleine Lola mir stets im Sinne lag. Lola war noch ein Kind. als ihre Mutter, die beste Tänzerin der Gesellschaft, starb. Lola! O, wie gut gut entsinne ich mich noch, wie sie in die Hände zu klatschen und mich durch Zurufe zu ermuthigen pflegte, wenn ich im (?irks auf meinein Seil tanzte und wie ihre Augen feucht wurden, als ich ihr eines Tages erzählte, daß ich von einer anderen Gesellschaft engaqirt wor den, die eine Reise um die Welt zu machen gedachte. Ob ich auf dich warten will Marco?" flüsterte sie. Ja, ich werde warten falls du nicht allzu lange fort bleibst." Ich lies; sie auf der Tanzschule zurück. Nach zwei Jahren hatte ich mir Geld und einen Namen erworben und eilte nach New York zurück, um Lola an ihre Gelübde zu mahnen. Ter erste Schlag der mich traf, war, daß ich Lola nicht mehr im Cirkus, son dern als einen der ersten Stars" der Weltstadt wiederfand, die unter den Männern nur zu wühlen brauchte. Auch äußerlich war sie verändert: eine prächtige, stattliche Erscheinung, die vor Angst bebte, wenn das Seil unter mir schwankte und zitterte, und mir zu flüsterte, ich müsse diesem Leben, das für mich dasselbe geworden, was das Opium dem Opiumesser ist, Valet sagen. Doch was sie mir bei unserem Scheiden gelobt, schien sie vergessen zu haben, obwohl sie sich sichtlich Scheu trug, mir zu sagen, daß ich mir vergebliche Hoffnungen gemacht. Es mußte jemand zwischen uns ge treten sein. O, wie haßte ich diesen Unbekannten! Doch vergebens suchte ich den Räuber meines Glückes ausfindig zu machen. Allein, eines Abend, als ich eine Vorstellung in einem New Jorker Theater gab, siel mein Blick zufällig auf die Loge, worin Lola mit ihrer Tante saß. ' Ueber sie geneigt stand ein Herr und flüsterte ihr in sichtlich verliebter Hal tung et vas zu. Einen Augenblick tanzten die Lichter vor meinen Augen und mein Schritt auf dem Seil ward unsicher. Eine Welt voll Schmerz und Haß erfüllte mein Herz, ein jähes Verlangen erfaßte mich, auf ihn herabzustürzen, ihn zu er würgen. Und sie schien zu begreifen, daß die Krisis gekommen. Nach Schluß der Vorstellung beglei tcte ich sie heim. Sie seufzte leise in sich hinein, während ich stumm und finster neben ihr herschritt. Doch wollte ich sie nicht nach feinem Namen fragen, und so trennten wir uns an diesem Abend ohne Gutenachtgruß. Tagelang lag ich auf der Lauer, ich und der halb idiotische Gehülfe, den ich auf meinem Rücken über das S:il zu tragen pflegte, weil er keine Furcht kannte. Und gemeinsam entdeckten wir, wer er war der Tanzmeister ihrer früheren Schule. Ein stattlicher Bursche mit schönen weißen Zähnen und jenem einnehmenden Lächeln, wel wes die Frauen immer zu berücken pflegt. Vielleicht war es von ihrer Seite nur eine vorübergehende Be thörung, aber er folgte ihr allüberall wie ihr Schalen, und oft, wenn ich sie bitten wollte, sich selbst getreu zu blei den und zwischen uns zu wählen, wurde ich von solcher Eifersucht gepackt, daß ich kein Wort hervorzubringen der mochte. Um die Wahrheit zu gestehen, glaube ich, daß sie mit sich selbst im Zwiespalt war. Wochen, Monde vergingen, ohne daß wir einander näher gekommen wären. Ein stummer, verzweifelter Kampf hatte sich zwischen uns ent spönnen. Eines Abends besuchte ich Lola. Mir war von einem reisenden Cirkusdirek kor ein glänzendes Anerbieten gemacht, dreißig Vorstellung über dem Strome zu Montreal zu geben. Doch ehe ich New Vork verließ, wollte ich mir vor erst Gewißheit über mein Loos verschaf fen. Zu meiner Ueberraschung der nahm ich, daß Lola von demselben Direktor engagirt worden. Das Glück schien mir also günstig. War sie erst so weit von New $orl entfernt, so würde sie jenen Mnn bald vergessen und die guten alten Tage vielleicht wie Verkehren. Ais ich das Hans alsbald wieder Der ließ, sah ich draußen eine Männerge ftalt stehen und zu Lola's erleuchteten Fenstern emporftarren. Wüthend flog ich auf ihn zu. .Nehmen -ie sich in Acht, Monsieur Blanchard!" rief ich. .Diese Dame wird bald meine Frau sein." Er lachte höhnisch auf. - Mcikroür big. da ich zuversichtlich hoffe, sie bald die meine zu nennen." Mit mordluftigen Blicken stierte ich ihm in'S Gesicht und war nahe daran, ihn an der Kehle zu packen, als ich einen unterdrückten Schrei vernahm. Mich umwendend, gewahrte ich in dem hellen Mondlicht Lola, die bleich und bebend an der Brüstung ihres Ballons lehnte. .Auf der Stelle soll sie entscheiden." rief ich. Lola, vor Jahren gabst Tu mir ein Versprechen. Sage diesem Menschen, daß Tu dessen eingedenk bist und heiße ihn gehen." Todtnblcich starrte sie mich an Tann brach sie plötzlich in Thränen aus und stürzte in s Zimmer zurück. Wie Sie sehen, müssen wir beide es also miteinander ausfechten, wer sie haben soll." Jawohl," sagte ich und lächelte innerlich in dem Gedanken, daß wir nach wenigen Tagen weit fort und aus seinem Bereich sein würden. Jetzt werden wir nicht fechten, Mr. Blanchard, doch bald wird unsere Zeit gekommen sein." Es war am vorletzten Abend der Vorstellungen in Montreal. Es war zu Ende des März und ein herrlicher Abend. Ich suhlte mich überaus glucke lich. Jenseits des Stromes in dem großen Pavillon, hatte Lola soeben getanzt, und die Menge, die ihr zu gejaucht, strömte nun in's Freie und jubelte mir zu. Unser beiderseitiger Erfolg war außerordentlich gewesen und Lola von Tag zu Tag freundlicher und zärtlicher gegen mich geworden. sodaß ich glaubte, meine dcreinstige Frage jetzt nur wiederholen zu dürfen, um ihr Jawort zu erlangen. Ter arme Blanchard! Nun ich ihres Besitzes sicher war, empfand ich Mitleid mit ihm. ..Vorwärts, Jimmy!" rief ich aus der Höhe herab. Einmal hatte ich das Seil bereits passirt und stand nun am Ende desselben, gemächlich auf die Menge herniederschauend, die darauf wartete, mich abermals, doch nun mit dem Manne auf meinem Rucken, den Weg über den Strom machen zu sehen. Vorwärts, mach' schnell!" Ich komme schon!" klang es zurück. Gleich darauf erkletterte er die Stu fen der Leiter und das auf meinem Rücken befestigte Bänkchen und steckte seine Beine dann durch die Trag schlingen. Nur ruhig, Mensch! " rief ich, denn beinahe hätte er mich in's Schwanken gebracht. Im nächsten Augenblick setzte ich mich unter dem Beifallsjubel des Publikums in Bewegung, während ich grüßend mit der Nationalflagge wehte. Das war das Signal für das am anderen Ufer plazirte Orchester, das gleich zu spielen begann. Es war kein Netz gespannt, und tief unter dem etwa 250 'Meter langen Seile brauste der Strom. Auf halbem Wege mußte ich stehen bleiben, weil Jimmy's Arme so krampf haft meinen Halö umklammerten, daß ich zu ersticken glaubte. Er schien sich über den tosenden Wassern von An beginn nicht recht behaglich gefühlt zu gaben. Nun wieder behutsam weiter. Nur noch hundert Meter, dann war das Ufer erreicht. So weit gelangt, pflegte ich in Trab überzugehen und die Musik mit Spie len aufzuhören. Fast im nämlichen Moment bog Jimmy den Kopf her nieder. Ein heiseres Geflüster klang mir in's Ohr. Halt an!.... Nun lsts an der Zeit, unfern Zwist auszufechten, Mon- steur Marco!" Daß ich in jenem Moment nicht ge- wankt und gestürzt 6i:;, begreife ich man. Nicht Jiinniy war s, den ich auf meinem Rücken trug, es war Blanchard. Mir war. als muffe ich es in die Welt hineinschreien. Mein Todfeind war's, der mich mit der Absicht um krallte, mich mit sich in die gähnende Tiefe zu reißen. Mit unsäglicher Anstrengung der- mochte ich die Balance zu wahren. Um Gotteswillen. keine Bewegung, " rics ich heiser, sonst sind wir beide ver- loren." O, ich habe keine Angst," zischte er. Wenn wir fallen, fallen wir zusam- men. Glauvsl xü, ich yave Vemem Gehülfen umsonst zwanzig Tollars ge geben, nm statt seiner diese Reise zu machen? Tu dachtest wohl, ich sei aus dem Wege geräumt und würde euch nicht zu finden wissen, mein Kerlchen? Ich habe heute mit ihr geredet, aber sie wollte mir kaum noch Rede und Ant wort stehen. Und nun höre mich an: Dort ist das Ufer und das Leben, doch nimmer sollst Du es erreichen, falls Du mir nicht gelobst, sie aufzugeben. Thust Du es nicht, so fliegen wir beide hinunter. Nichts anderes kann Dich retten " Jedes Wort brannte sich mir in's Hirn. Blanchard mußte wahnsinnig sein. Während wir auf dem Seil hin- und herschmankten. gedachte ich einen Moment, um Hülfe zu rufen und eS darauf ankommen zu lassen. Freilich, meine Schwimmkunft würde mir nichts nützen, da die harten Eisschollen, die drunten im Strome trieben, mir ja doch die Knochen zerschmettern würden. Alles wirbelte vor meinen Augen. Und dann kam auf einmal wieder die Re akkion. Ich faßte wieder Muth. Es schien mir sicherer, lieber alles zu ver sprechen. .Mir bleibt keine Wahl." sagte ich daher. .Nimm sie. Ich werde Tir nicht länger im Wege stehen, sondern noch heute Abend nach Frankreich zu rückkehren." Das alles toir das Werk weniger Minuten, aber es erschien mir wie eine Ewiakeit. Obne seine Antwort ab- zuwarten, begann ich meine Schritte zu ocicyieunigcn, maureno mein erz wie ein Schmiedehammer bis ir fiedle emporschlug und kalter Angstschweiß meine -nnt netzte. Noch sünsiia Meter. TaS Seil konnte ich nicht mehr sehen nur der Instinkt leitete meine Schritte. Schnell uno mmer schneller vegann ich zu lau fen, als Blanchard meinen Schultern plötzlich einen gewaltigen Ruck gab. Ha, ich sehe, wo Tu hinwillst schrie er. Eins, zwei drei " Alles war vorbei. l.is) N,i,5t um fing mich. Vorüberstüizeiid berührten meine anoe zusauig vas eil, an welchem ick einen Moment bänaen blieb, dann fiel ich. schnell, immer schneller Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich aus einem .'agcr. Tann versank ich wieder in Bewußt lofiakeit. Erst nach Tagen vernahm ich, daß ich noch gerade zur Zeit von einem Boote aufgefischt, Blanchard's Leiche aber erst naq meyrcren stunden gesunden wor den war. Ten wahren Hergang jenes Tramas yar Montreal nie ersayren. Lola ist, wie Sie wissen, meine ttrau geworden doch über iene Reit vsteaen wir beide schwelgend hinwegzugehen. - v T,--a- Gefangen. Eine lustige Spii)bbcngeschichle von Paul l 3. Karl Weber war einer von den Ent gleisten". Er hatte seine Eltern früh verloren. war ohne Halt und ohne Grundsätze erzogen, bei Leuten, die den Fähigkeiten des früh reifenden Knaben rathlos ge gcnüber standen, und so wurde aus dem begabten Jungen, well er früh in schlechte Gesellschaft gerieth, einer von denen, die von der bürgerlichen Moral in die Rubrik der Entgleisten" klarn- sieht werden. Er Hatte nie gelernt, etwas ordent- liches zu arbeiten, auf vielen Gebieten war er zu Hause, aber nichts konnte er ganz; seit einem Jahre hatte er eine neue Fähigkeit an sich entdeckt, seine enorme Fingerfertigkeit und Geschick- llchkeit, anderen Leuten die Taschen auszuräumen. Anfangs machte ihm dies Spaß. Er ärgerte und neckte feine ivreunde damit, daß er ihnen ohne daß sie es merkten Messer. Schlüssel und Feuerzeug aus den Taschen holte; später aber, als er wiedermal kein Geld und nichts zu essen hatte, trieb ihn die Noth dazu, seine Gcschicklichkeit auch einmal in den Taschen fremder Leute zu versuchen. Und siehe da, seine ersten schüchternen Unternehmungen gelangen über alles Erwarten gut, so daß er Muth und Lust zu neuen Raubzügen bekam. Natürlich nahm er stets nur Geldbeutel, auch pflegte er sich die Per- son vorher genau anzusehen, ob der Versuch sich auch lohnen würde. So entwickelte er dies neue Talent nach und nach derart, daß er jetzt nur noch dieser pezialität lebte, die ihn denn auch recht gut ernährte, und ihm in seinen Kreisen den Ruf eines erstklassigen Arbeiters" eintrug, selbstverständlich war die Polizei ihm oft auf den Fersen, aber tets erfolglos, weil er sich niemals ertappen ließ. Aber wie in allen Berufen, so auch hier: die Konkurrenz war groß. die Leute gingen mit ihrem Gelde sparsam um, und so kam es denn, daß Karl Weber manchmal tagelang umsonst opcriren konnte; und was er fand, war kaum des Nehmens werth. An einem solcher Unglückstaae schlich er mißgelaunt und schon halb verzagt durch die Straßen; bereits fünf Ein- griffe hatte er heute gewagt, aber noch nicht einmal sein Tagesgeld" hatte er dabei profifirt. Grübelnd, mit ver- störtem Gesicht, schlich er weiter von Straße zu Straße. Plötzlich stand er still. Er sah eine elegante Dame ihre Equipage verlassen und an eine Schaufenster-Auslage tre ten. Da an diesem Schaukasten meh- rere Menschen standen, trat er schnell hinzu, drängte sich unter die Beschauer und hatte wenige Minuten später be reits der eleganten Dame das Porte monnaie eskamortirt. Jubelnd und seines Sieges sicher ging er mit seiner Beute von bannen. Als er eine Strecke entfernt war, trat er in eine Kneipe uud ließ sich ein Glas Bier geben, bei der Gelegenheit öffnete er das geraubte Geldtäschchen, um zu bezahlen, und da machte er die fatale Entdeckung, daß in dem Täschchen nur zwei Mark steckten. Er war empört darüber, daß eine so feine Dame nicht mehr Geld bei sich trug. Dann faltete er einen Zettel, der auch noch in dem Täschchen war. auseinander. Es war eine Marke aus einer Färberei. Achtlos wollte er schon daS Papier fortwerfen, als ihm plötzlich eine geniale Idee durch den Kopf ging. Er sah sich den Zettel noch einmal prüfend an. Tie genaue Adresse der Tame stand darauf, die Geldbörse ge hörte der Baronin von Waldhofen. Sinnend sah der jugendliche Gauner daS kleine Papier an. der Plan reifte weiter und weiter in ihm. endlich ließ er den Kellner kommen und erbat sich Tinte. Papier und Feder. Und dann schrieb er mit gänzlich ver ftcllter Handschrift Folgendes: Liede Emmy. ich erwarte Tich heute Abend H Uhr bestimmt in der Linkstraßc. Tausend Küsse von Deinem Bude." Er faltete es zusammen und steckte eS in die Geldtasche. Fünfzehn Minuten später klingelte er beim Baron von Waldhofen. Als der Tiencr ihn nach seinem Begehr fragte, antwortete er sehr bestimmt. daß er dem Herrn Baron eine private Mittheilung von Wichtigkeit zu machen habe. Gleich darauf wurde er vorge lassen. Nun, was haben Sie denn?" fragte der Baron erstaunt und musterte ihn scharf. Und ruhig und sicher entgegnete der Gauner: Herr Baron, ich fand, als Ihre Frau Gemahlin eben ihren Wagen bestiegen hatte, diese Geldbörse. die vermuthlich Ihrer Frau Gemahlin gehört." Immer erstaunter sah Baron Wald hofcn auf das Täschchen. Allerdings, es gehört niclner Frau." Ter junge Mensch nickte und sagte dann, ohne eine Miene zu verziehen Bitte, Herr, untersuchen Sie den 3n halt." Der Baron that es. Als er den Zet tcl las, zuckte er zusammen, beherrschte sich aber sofort wieder, sah dem Frem den an und fragte: Sie kennen den Inhalt auch?" ,.Jch kenne ihn, Herr Baron." Kleine Pause. Dann der Baron Was verlangen feie oasur, daß &te darüber zu Jedermann schweigen?" Tas zu bestimmen, überlasse ich dem Herrn Baron, da ich ja nicht weiß, wie viel diese Mittheilung dem Herrn Baron werth ist," entgegnete der junge Gauner. Jetzt mußte Waldhofen lächeln. Na, fordern Sie nur," sagt er heiter, wenn mir die Summe zu hoch ist. können wir uns ja einigen." Karl Weber sann ein wenig nach, dann meinte, er: Nun dreihundert Mark sind doch gewiß nicht zu viel dafür; wenn ich zum Beispiel diese Notiz irgend einem Sensationsblatt gegeben Hütte, so wäre ich dort recht gut dasür bezahlt worden. Bei der Erwähnung eines Blattes bekam der Baron einen neuen Schreck. Kurz entschlossen schritt er zum Schreib- tisch, entnahm der Kassette drei blaue Scheine, überreichte sie dem Fremden und sagte: Hier ist, was Sie ver langen, aber Sie versprechen mir. zu Niemand darüber zu reden." Ja wohl, Herr Baron!" Auch Ihre Adresse will ich haben." Gern, Herr Baron," und er schrieb eine icynell erfundene Adrette auf. Dann war er entlassen. Jetzt war er wie umgewandelt. Drei- hundert Mark in der Tasche, das war ein selten gut gelungener Coup! Heiter uno sidel ging er weiter. Natürlich letzt nur erst ordentlich gegessen und getrunken! seit nahezu drei Tagen hatte er ja nur von Cacao und Eiern gelebt; also lenkte cr seine Schritte einem großen Münchener Bier- hause zu. Als er so gemüthlich beim Schoppen saß iyid nochmals das eben Erlebte an ) vorüberziehen ließ, trat ein Herr an seinen Tisch, grüßte höflich und sagte: Guten Tag, Weder." Ter Angerufene fuhr zusammen, aber der Schreck hielt nicht an, denn Karl erkannte in dem hinzugctrctencn Gast einen alten Bekannten, den er seit einigen Monaten nicht gesehen hatte, und dem em eleganter Vollbart das Aussehen ganz verändert hatte. Ah. Riebentahl." begrüßte ihn Karl. Tich hätte ich aber weiß Gott nichl wieder erkannt." Ja. man muß sich halt schön machen," entgegnete 'der Andere heiler. Sie fetzten sich nun zusammen, aßen. tranken und tauschten einige ihrer Er lebnisse aus. Ter Freund gehörte nämlich auch zur Zunft, er arbeitete" hauptsächlich in Bankdiebstählen, und hatte es darin zu einem gewissen Ruf gebracht. Er t letzt," so erzählte er ein wenig prahlend, haben wir drüben in Pots dam eine sogenannte bessere Sache ge habt über 80,000 Mark in Gold und Banknoten. und nur drei Mann daran bctheiligt. Na, das lohnt sich doch was?" Karl nickte nur lächelnd. Du lachst? Glaubst Du es etwa nicht?" fragte der Andere leicht verletzt. Wenn Du es sagst, warum nicht." Das kannst Tu auch, denn es ist alles wahr!" Und dann erzählte er gleich noch von einem neu geplanten Einbruch bei der Kreditbank, aber dazu brauchen sie noch einen Hehler: ich würde Dich ja ganz gern mit hinein nehmen, aber ich fürchte, Tu bist noch nicht ganz gewiegt" genug. Jetzt stieg Karl das Blut m den Kopf und mit hochrothem Gesicht be gann er: Was Du kannst, das habe ich längst gekonnt! erst heute habe ich einen Fang gemacht, der Tir nie ge lungen wäre." .Was wird's groß sein! ein Porte monnaie mit hundert Mark drinnen!" warf der Andere ein wenig gering schätzend ein. .So, meinst Tu! Nun. ich sage Tir, daß meine Idee direkt genial war!" Na also? schieß doch los! Ich bin der Erste, der Tein Talent anerkennen würde!" Und nun erzählte Karl sein Erleb niß beim Baron Waldhofen. und er erzählte eS mit solcher Erregung und Begeisterung, daß es ihm vollständig entging, wie das Gesicht des Anderen schadenfroher und verschmitzt,! mit jeder Minute wurde. Als Karl beendet hatte, winttc der Andere nach draußen. Gleich darau traten zwei Schutzleute ein und kamen direkt aus Karl zu. Verhaften Sie ihn," sagte Herr Rledenstahl nur, und gleich darauf be kam Karl Handschellen angelegt. Schuft Tu!" zischte er dem ehe maligcn freund und Genossen zu dann lich er ich ab uhren. Uiid dieser Herr Riebenstahl, der jetzt i:n pigcioiensi oer ?krlinliiaipoljet sian, folgte oen Anderen in einer Troschke. Er hatte eZ gesehen, wie Karl der Baronin das Geldtäschchen stibitzte, er war ihm erst ,n die Kneipe, dann zu dem Haus des Barons gefolgt, und nun hatte er dem harmlos Ver trauenden das ganze Geheimniß tnt lockt, er lächelte boshaft, Mitleid kannte er nicht. auch ihn hatte man einst so gefangen, er rächte sich nur an der Welt, die ihn zu dem gemacht hatte, was er nun war. Noch m derselben Stunde wurde Baron Waldhofen von der Kriminal Polizei benachrichtigt, daß er das Opfer eines frechen Betruges geworden war Ter Baron lächelte und sagte sich setzt: zu dumm von mir. daß ,ch elgent lich den ganzen Schwindel nicht selbst gleich durchschaut habe! Als er dann seine Gattin kommen sah. überreichte er ihr feierlichst die Geldbörse und erzählte lachend daS kleine Abenteuer, das er eben mit dem jungen Gauner erlebt hatte. Eine aufzerordentliche Geduld probt hat ein alter Norweger Namens Bella Kutridg abgelegt. Seit fünf Jahren bemühte sich der damals 81jährige Mann, um einen guten Zeitvertreib zu haben, die größtmögliche Zahl von Worten auf eine Postkarte zu schreiben Er machte es sich dabei besonders zur Pflicht, keine Lupe zu benutzen und auch nur mit gewöhnlichen Schieibfedern. und zwar vollkommen leserlich, zu schrei den. Ziemlich leicht wurde es ihm. 1000 Worte auf den festgesetzten Raum zu bringen. Indem cr dann die Zw, schenlinlkn ausfüllte, brachte er es auf 000. dann aus 0000 Worte. Am Ende des dritten Jahres versuchte er. wieder kleinere Schriftlichen zu schrei ben, und kam auf 20.000 Worte. Jetzt kannte sein Ehrgeiz keine Grenzen mehr und er beschloß, einen ganzen Ro man von 4t,uw Worten aus eine Postkarte zu schreiben. Ter uncrmüd- liche Greis arbeitete drei Monnte und setzte seinen Willen durch. Nunmehr ist er endlich befriedigt, sein Lebens- zweck scheint ihm erfüllt. Sentenz. Wer laut Tir seine Noth stets klagt, Xn leidet wohl noch nicht so sehr. Tie wahre Noth so viel nicht sagt, Das Unglück macht die Zunge' schwer, Krieg und Frieden. Leutnaant: Wenn nur ein Krieg ausbräche, daß einen die Gläubiger in Frieden ließen. Al,al Wie, Sie lassen sich nicht von Ihrem Manne behandeln?" Doktorsgattln: Nein, der kennt mich zu gut!" B, diese Rinder. Mutter (ihre beiden Kinder Hans und Paul überraschend, welche mit Schlittschuhen an den Fufzcn auf dem Parketbodcn des Salons umherlaufen): Äver, Kinder, um des vimmels Wll- len, was treibt Ihr denn da, sofort unterlaßt Ihr das! Da iitinc Hans: Ach, Mama, laß uns doch, wir spielen gerade so schön Eisbahn". cZemüthIich. Frau (zur Köchin, die Tags vorher kündigte): Nun. Anna, haben Sie sich die Sache noch einmal überlegt?" öchin: Jawohl, Madam, ich werd's noch 'n Monat mit Jhna ris kiren!" Moderne Annonce. Junge kinderlose Wittwe, im Be- sitze eines wenig gefahrenen, fast neuen Tandems, wünscht behufs Neubesetzung des freigewordenen Sattels die Be kanntschaft eines radfahrenden Herrn. Nach Ablauf des Trauerjahres Heirath nicht ausgeschlossen. Adressen unter Tandem". Ein hohes Niveau. Sieh nur. wie trübselig der Baron aussieht." Kein Wunder, dem sind ja die Schulden bis über seine siebenzackige Krone gewachsen." plausibel. ßhes (zum bettelnden EommiS): .Sie waren früher bei der Firma Brü der Werner; warum gehen Sie jetzt fechten?" (ommis: .Ich bitte, man muß doch einmal scldststandig werden!" Scfenl'dkit. Zose (in's Schlafgemach tretend): .Guten Morgen, gnädige Frau!" Frau von Prozeiitelks (frisch geadelt: .Frau Baronin, seit gestern, wenn ich bitten darf!" Zofe: .Guten Morgen, Frau Ba ronin seit gestern!" l'aumiloijtf'. Bauernbude (zu seiner Mutter, der Wirthin): Muatta. es is a Dichter im Garten draußen!" Mutter: A Tichter? Woher woaßt denn du dös?" Bauerndubk: A Glas Wasser hat cr b'stcllt und an Bleistift!" Schlaue 5pckl,nwn. A: Ihr letzter Roman hat ja schon sechs Auslagen erlebt, wie koinmt denn das?" B: Ganz einfach; am Tage nach der Ausgabe inserirte ich in einer Zci tung, daß ich eine Lebensgefährtin suche, die der Heldin meines letzten Ro mans ähnelt. Sie hätten nur den Erfolg sehen müssen, in zwei Tagen war eine Auflage geräumt." Aus dein löcrichtssaal. Richter: Sie wollen die Vertagung der Verhandlung. Angeklagter, weil Ihr Vertheidiger erkrankt ist': aber da Sie auf frischer That ertappt wurden und den Ticdstahl eingestanden, wüßte ich nicht, was der Vertheidiger zu Ihren Gunsten vordringen könnte!" Angeklagter: Tarauf bin ich eben auch neugierig, Herr Richter!" Aindermund. Tante: Also Tein Papa hat nach seiner Krankheit seine ganzen Haare verloren? Wie schade, er hatte doch so prächtiges Haar." Klein Elschen: Nein, nicht nach der Krankheit! Du Tante, hast es ihm ja genommen!" Tante: Wa as! ich?" Klein Elschen: Na ja. Papa sagte ja doch neulich, die Tante ist doch ganz fürchterlich, sie läßt an keinem Menschen ein gutes Haar!" Einleuchtend. (Im Theater einer kleinen Stadt sind sämmtliche anwesende Honoratioren zu Thränen gerührt ' bei der entsetzlich schlecht gespielten Scene, in welcher Maria Stuart" Abschied nimmt; nur ein Herr ist fast zur Heiterkeit ge stimmt). Einheimischer: Wie?! Sie sind nicht gerührt?!" Fremder: Sie werden gütigst ent schuldigen ich bin nicht aus hiesiger Gegend!" Anmaßung. Landwirth (zu einem Bauern, der sich an einer Rauferei betheiligen will): Ob d machst, daß D nauskommst! Trinkt nix und will mitraufen!" Einfacher Bescheid. Ach, Herr Doktor, was nimmt man nur gegen Schnupfen?" Ein Taschentuch!" Glauben Sie, daß das genügt?" Nun. dann nehmen Sie halt zwei!" Ach so! Arzt: Zeig' mir Deine Zunge. Tommy!" Tommy: Nein, nein, das thu ich nimmer. Gestern hab' ich sie dem Leh rer gezeigt, und davon thut mir heut noch Alles weh!" verfehlter Zweck. A: Sie machen nunmehr der klei- nen Mathilde schon feit einem Jahr den Hof. warum halten Sie nicht um ihre Hand an?" B: Haha, dann wärs ja aus mit dem Hofmachen." Feines Kompliment, Dame: Ich muß Ihnen sagen. Herr Doktor, in Ihrem Städtchen giebt es sehr hübsche Damen." Doktor: Tas Schönste an unsern Damen sind die Augen mit denen ete sie betrachten! Kindergemüth. (Auf dem Bahnhofe). Mutter: Was wirst Du zu der Großmutter sagen, wenn sie ankommt?" Die kleine Ella: Danke." Mutter: Warum Danke?" Die kleine Ella: Weil sie mir etwas mitbringen wird." Besondere Umstände. A: Hören Sie 'mal das Sofa, das Sie mir verkauften, steckt ja voll Wanzen." B: Weiß ich, meine Annonce in der Zeitung lautete ja auch: Ein gebrauch tes Sofa ist. besonderer Umstände hal der, zu verkaufen." Ein praktischer Bewerber. Rentier: Tas Vermögen meiner ältesten Tochter habe ich in vicrprozen tigen, dasjenige meiner jüngeren in dreiprozentigcn Staatspapiere'n ancic legt." Bewerber: Entschuldigen Sie ist die Vierprozentigc noch zu haben?" t