Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 23, 1899, Image 11

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    tincoln's dunkelste stunde
i tnumitftiU und hi tw'rtK twn f.mnle
" tticm.
tBir tiUngitiit ipaiD durch eiJnaj
Das lasen wir. erzählte Lincoln'
auch schon langst verstorbener Rrieg
Sekretär tfbiimi i'i. Stauten gern fei
nen Zuhörern, im April ISO.", als
unser ermordeter Präsident aus der
Bahre lag. dewcint von einer Nation,
im Witzblatt London Punch", das
bisher nur Hohn und 5 polt für nie
ren tblen Voifiimlffcr qehabt hatte.
Roch mehr. daZ Blatt gab zu. da der
verhöhnte Lincoln ein geborener Fürst
her Uffiiiilbeit aewesen sei. und nahn.
in dein ihm gewidmeten Wedicht auch
Bezug auf den immer treffenden 'Witz
des Todte.
Und gerade Ties. fuhr Staiitoit fort,
ihn, den feinfühligen, edlen Menschen
als Humorist oder gar als Wißbold in
den Schriften portrütirt zu sehen, be
reitete mir immer den tiefsten Schmerz.
Weiiige wissen, wie sein grosieö Herz
blutete, wahrend er das schiff der
Nation durch die schwersten Stürme
lenkte, er sollte nicht einmal den Lohn
haben; wie Moses sah er sein erstrebtes
Ziel leuchtend austauchen, um an der
Schwelle niederzusinken.
Ich weife, welch' dunkle Stunden
Lincoln durchmachte. Stunden, in denen
er oft verzweifelte und sich den Tod
wiinschte. Ich will nicht reden von sei
ner Sterbestunde, die wenigstens machte
der Himmel ihm leicht, nachdem ihn die
Kugel deS Mörders I. W. Bgbth in
der' Loge des Ford'schen Theaters in
Washington getroffen, blieb Lincoln
besinnungslos, bis der Tod ihm die
Augen für immer zudrückte.
Während des Krieges war Lincoln
ein sehr schwer geprüfter Mann.
Namentlich in der ersten Zeit, als die
Befehlshaber der Potomac-Armee. wie
Mclellan, McTowell. Burnside und
Pope, eine Niederlage nach der anderen
erlitten,, abtreten mußten und die
Zeitungen ein gewaltiges Geschrei ge
gen die Unfähigkeit der Regierung er
hoben. Wie oft flüchtete sich damals
der gequälte Lincoln aus dem tkxekutiv
Gebäude in meine kleine Office, um
eine Viertelstunde mit mir allein zu
sein. Er dachte daran, zu refigniren.
damit die Nation einen Passenderen
mahle, .sannibal Äamlin von Maine.
ein guter, aber durchaus nicht überaus
genialer Mann, würde sein Nachfolger
gewesen fein, denn er war lce-Prai
dcnt;er. vernünftig genug, vereinigte
sich mit uns in dem Bemühen, Lincoln
Muth zuzusprechen.
Als General Hooker das Kommando
über die Potomac Armee übernahm,
war Lincoln von den größten Hoff
nungen beseelt und erwartete einen
großen Sieg, als Hooker zur Schlacht
von tzhancellorsville zog. So aufge
regt war der Präsident, daß er kaum
Antwort auf Fragen geben konnte.
Die Schlackt dauerte bekanntlich drei
Tage; an den beiden ersten Tagen schien
Alles für uns gut zu gehen und Lincotn
war hocherfreut, dann kam am dritten
Tage der hinkende Bote nach und die
Tcpesem ließen eine Niederlage vor
ahnen. Während dieses ganzen Tages war
' Piiunln einer der unalücklick ten Men
schen. Er aß nichts und sprach außer
mir zu Niemand. Ter Abend kam und
mit ihm ein heftiger Regen, der wüh
rend der ganzen Nacht andauerte. Um
7 Uhr Abends hatte der aufgeregte
Präsident mich verlassen, aber mit der
strengen Weisung, sobald eine wichtige
Tcpesche eintreffe, sollte ich ihm Mel
dung machen. Eine Stunde später traf
eine' Tepesche vagen Inhalts von
Hooker ein, aber ich lief damit sofort
nach dem Weißen Hans". Lincoln
schritt in seinem Zimmer auf und ab,
es lag ein so tiefer Schmerz in seinem
Gesicht ausgeprägt, daß mir fast die
Sprache versagte. Er riß mir die
Tepesche aus der Hand und überflog
dieselbe, dann erhellte sich sein Gesicht
und er sagte: Stanton, noch können
wir hoffen' Auf mein ernstes Zu
reden begab er sich mit mir nach der
Office des Kriegsdepartements, dort
wollte er bleiben, bis Genaueres von
Hooker eingetroffen war. Fünf Sinn
den. die längsten und elendesten meines
Lebens, verstrichen, dann kam eine
Tepesche, welche Hooker's Rückzug mel.
bete. Als Lincoln dieselbe gelesen
hatte, streckte er beide Arme empor und
rief: Mein Gott! Stanton, unsere
Sache ist verloren. Wir sind ruinirt.
und wie viele Menschenleben sind um
sonst geopfert! Mein Gott. Stanton,
dies ist mehr, als ich ertragen kann!"
Traurig blickte ich ihn, der so große
Hoffnnng'auf den Sieg unserer tapse
ren Truppen hatte, an und umsonst
sprach ich ihm Muth ein; immer düsterer
wurde sein Gesicht und immer mehr
umflorte sich sein Blick.
Mit dein Antlitz eines Sterbenden,
die
&Mre mrmen am Der Stirne.
fr nnr mir: er sekte seinen Hut
auf und begann wieder schweigend auf
und ab zu gehen. Tann kehrteer sich zu
mir und sagte.rnonoton: Wenn ich inor-
geil
ri i h 11 t nur Steile Dill, a iaen
S
ic nicht nach mir. Stanten, erlauben
Sie
mirt Niemand, nncn u norcn.
Wieder geschlagen! Und so viele unserer
braven Mitbürger getödtet! O. Stan-
ton
wn m,rd das uoit aaen k
l'?n wandte er sich der Thüre zu.
aber ich trat ihm in den Weg. Es war
etwas in dem Gesicht des Präsidenten,
das mir sagte, er dürse jetzt nicht allein
gelassen werden. Ich legte ihm die
Hand auf die Schulter und sagte:
Herr Präsident, auch ich fühle, daß ich
lieber sterben als leben möchte. Ader
würde es mannlich, würde eS ehrbar
oder muthig sein, wenn wir Beide die
Ersten sind, die die Flucht ergreifen?
Ich habe eine Idee. Sie bleiben heute
Nacht hier. Legen Sie iich auf jenes
Sopha nieder und gönnen Sie sich einige
Stunden Schlaf. Morgen wird ein
Schiff bereit liegen, das uns zur Front
bringen wird, fo daß wir selbst die
Armee inipiziren können. Herr Prasi
deut, wir dürfen jetzt nicht desertiren.
das Land braucht un3."
TaS half: Lincoln willigte sofort in
den Plan, spater hat er mir gesagt, er
sei in jenein Augenblick entschlossen ge
wesen, von mir direkt nach dem Poto-
mac-River zu gehen und in das Waiier
zu springen, wie so mancher Unglück
liche, doch nicht halb so gequält wie er.
vor ihm gethan.
Es war die dunkelste Stunde im
Leben Abraham Lincoln's.
Dampflieizung.
Größer Neu o r k , November de
zweite d. Mts.
Mister Editer!
Tie Alti Hot es
dorchgesetzt. Mer
sein wieder emol ge
muvt. Mei Alti Hot
jede Tag neue Feh-
ler an unserm Haus
diskovert nn mich
glücklich so lang ge
datiert, bis Ich nach
gegewwe un e stiem
hieted Flät , an der
füft Ebene gcrent
hen. Ich hen aus
gefiggert. daß Ich
siwwe geoarnphisck)k
Meile(englifche vum
Tschavi entfernt bin. Ich wollt. Ich
wär noch weiter vun dem Flät ent
fernt. Tes Flät is nämlich e Kegel
bahn mit Partischens drin un hinnc
un vorne Fenster. Zimmer sein plenti
drin, des heutf, wann rner en Ver
schlag, wo grad groß genug is, daß
rner drin aufrecht stehn kann, e Zim
mer kaue will. Richtige Thüre sein
im ganze Flät net. sonnn blos
Sleidinq-Toors. wo uff Rollschlitt-
schers laafe. Tie Rooms sein näm
lich mit der Exseptschcn vum Parlor
un vum Tcinlnq-Room all so klean,
daß mer kei Thür drin uttmache kann
Un da derfor hen Ich mei schönes
Haus drüwwe in Jhst Neu ?)ork uff
gemwc müsse, wo mei Gaul en bessere
stall gehatt Hot, wie Ich je e Woh
nung, blos damit mer an der süft Ebene
wohne. Un des schönste is daß an
der ganze tra . da wo Ich wohn.
mitten zwanzig Blacks oder mehr, kei
Werthöhaus is. Un des will steilische
Straß sein. Mister Editer!
Unser Förnitscher Hot of Course net
die Hälft dervon Platz in den ivliit.
Tes macht awwer nix ans. Tie Alti
diskovert jede Tag neue Förnitscher.
wo sie noch absclut hawwe muß. Un
derlei derf Ich üwwer die Wohnung
beileib nix sage. Mei Alti finn't Alles
wunnerschö. Wann Ich üwwer ergend
was an der Wohnung kick, da fegt s'
blos: Awwer bedenk doch. John, rner
hawwe ja Stieinhiet! Mer spare ja
so viel alleinig an die Kohle! Tes heißt,
die Stiemhiet hen mer bis setz blos an
zwei Täq oder drei gehatt. Tie Tüq.
wo mer eigemnvt sein, da war's eklich
kalt draujze. Ta hen mer in dem
stiernhieted Flät ganz schön gefröre
Ta is die Stiemhiet net in Oberäschen
qewese. Terfor hen mer die Priwi
ledsch aehatt. im Tschimmi-Piece Güs
ze brenne, wodorch der Kamin recht
schö warm geworn is, awwer des Zim
rner net. Tie Alti Hot deS, of courfe.
net zuqeqewa'e, daß rner in dem stiem
hieted Flät gefrorn hawwe wie die
Schneider. Awwer letzte Woch. da
war doch emol so e ganz warmer Tag.
Da is es losgcqange!
Ich lieg nämlich Morchens im Bett
un denk an nix Tummes un schlaf.
Bumms! Ta kracht's! Was war des?
E Erdbebe? E Kännonfchatt? E Ex-
ploschen? Weltunnergang?
Während rner uns besinne, was es
gewese sein könnt, kirnrnt der zweite
Schlag, noch fürchterlicher wie der
erste. Tann e dumpfes Rolle, dann
e ganze Masse kleinere chlüq. e förch
terliches Zittern un Bebe geht dorch's
Haus die Stiemhiet is angetörnt
worn. Es is doch wunnerschön," Hot
die Alti gesagt, wann mer sich so gar
nix Um die Heizung zu kümmern
braucht und keen Trowwel mit Oefe
un Förnis Hot. John. Tu besser
stehst emol un und guckst, was den
Rüdiäter so zittern macht."
Ter Rüdiäter Hot nämlich werklich
die krummbeinige Kränk gehätt un ge
schüttelt un geschält, als wann des
Haus am Eistürze wär.
Verleicht muß rner e Bißle Dampf
ablöste." segt die Alti. Ich dreh also
an fo eme Rüdche, wo an dem Radiä.
ter is. Tsch'chscht! Da geht der Stiem
eraus un verbrüht mer mei ganze
Hand. Die Alti tschumpt aach ans'm
Bett und dreht an eine anncre Rüdche
oder Schräubche un kriegt aach ihre
Hand verbrüht. Tabei is des Gepol
ter in dem Rädiäter un in die Pfeife
als noch schlimmer geworn un der
Dampf Hot sich in Waffer verwandelt
un Hot mei siwwehunnert Toller-Brüssels-Karpet
üwwerschwemmt. Un
je mehr mir. ich un die Alti. an die
Rüdcher un Schrüubcher gedreht hawwe.
desto mehr Wasser is erausgekimme,
un dabei war t Hitz im Haus, daß mer
beinah ohnmächtig geworn sein. Un
dabei is des Krache un Donnern in
die Pfeife unaufhörlich fortgegange.
Ich hen mich so schnell wie möglich
angezoge un sein ohne Breitest fort
gegange. Wie ich Abends heim ge
'iinrne fein, war die Hitz so förchter
lich. daß mer bei offene enfter hen
schlafe müsse. Ich hen die ganze Nacht
geträumt. Ich war in der Boeren-
schlacht vun (iilenvoe un Elands
Laagte. Ter Kanonendonner un des
Knattere vun de Boerenflinte is nüm
lich vun dein Rädiäter täuschend nach
geinacht worn. Un der Stiem, wo bei
die Välevs erausgekimme is un sich
in Waffer verwandelt un de Parlor
üwwerschwemmt bot, der Hot des Blut-
bad markirt. Tie Alti Hot gesagt.
des war nor ansang. All die Leut
hätte ihr gesagt, stiemhiet des wär
des Beste, was es gebt, wann rner erst
dran gewöhnt is.
Zum Glück Hot unser Verzweiflung
net lang gedauert. Denn wie es kalt
geworn is, da Hot unser Stiemheizung
natürlich gestreikt. Tie annere In-
hübitünts vum Haus hen mer gesagt,
so wär's de ganze Winter. Un sage
derft mer nix. sunst thät rner sich de
Zorn vun de Tschänitorleit zuziehe un
dann wär's schun besser, mer wäre nie
geboren als m der Ungnad vun die
Tschänitorleit fortlewe ze müne.
Tiefes wünscht Jhne mit Rigards
Aonrs
John Ritsch. Esq., vun der
füft Ebene.
Ter König von ?)vetot.
Tcn kleinen Miniatur-Staaten Mo
naco und San Marino ähnlich, eristirte
bis zum Jahre 1081 in der Normandie
ein Königreich Avetot; der Erbe der
letzten Tunastie dieses Reiches" lebt
augenblicklich-lii der Perlon eines Rua
den Eiernde d'Albon, als König von
Yvetot Elaudius III., in Paris. Noch
ein Prätendent mehr! Aber Elaudius
III. ist friedlich gesinnt; er denkt nicht
daran, Frankreich den Krieg zu er
klären und sein Erbtheil zurückzufor-
dern. Er lebt der Schule und den
Spielen, wird einst dem Lande, das
sein Königreich anncktirt hat, dienen,
und nichts erinnert an die einstige
Würde, als die geschichtliche Ueberliefe
runq und das alte Wappen. Man er
zählt, daß das Königreich Nvetot zur
Zeit Wilhelms des Eroberers gegründet
,e,n soll. Ein Ritter mit Namen Ans-
fred. der zugleich ein großer Spaß
macher war, wurde wegen seiner
Tapferkeit und seiner heiteren Laune
vom Herzog Wilhelm, der nun nach der
Schlacht bei Hastings 100t englischer
König geworden war. sehr ausgezeich
net. Aufgefordert, sich ein Lehn zu
wühl-n oder sonst eine Gnade zu erbit
ten, erwiderte Ansfred: Ich habe einen
Ehrgeiz, den Ihr nicht befriedigen
könnt." Ter König fühlte sich durch
diese Antwort verletzt und bestand nun
darauf, Ansfreds Wunich zu erfahren
Tiefer erwiderte: Ich möchte ein Kö
nig werden wie Ihr. Ta ich aber das
Wasser so über alle Meisen Haffe und
nur den Wein liebe, so möchte ich ein
Königreich, das kein Wasser hat. Nur
diese Tlnge, die doch unmöglich sind
könnten mich befriedigen." Man lachte
in des Königs Umgebung sehr über
diese Antwort, doch der König beaus
tragte den Kanzler der Normandie. zu
erforschen, ob es in diesem Lande ein
Gebiet ohne Wasser gäbe; es wurde
richtig ein solches gefunden und Ans
fred feierlich zum König von Z)vetot"
gekrönt. Man faßte am Hofe König
Wilhelms die Angelegenheit als Scherz
auf, doch Ansfred baute sich ein Schloß
auf feinem Gebiet, legte Weinberge,,
und bald entstand in der Nähe des
Schlosses ein Torf. König Wilhelm
aber bestand darauf, daß keine Versuche
gemacht würden, Wasser zu finden.
Tas Königreich Yvetot vererbte sich auf
Ansfreds Nachkommen, und die fran
zösischen Könige ließen es aus einem
Gefühl der Großmuth bestehen. König
Martin von Yvetot (um 14) vergaß
ein wenig die Kleinheit seines Reiches,
schuf sich eine bewaffnete Macht und be
suchte mit großem Pomp seinen lieben
Vetter" König Karl VI. von Frank-
reich. Und der liebe Vetter" erwiderte
den Besuch. Leider aber brachte er
einen solchen Troß von Rittern und
Pferden mit, daß sie auf König Mar
tins Schlössern kaum Unterkunft fan-
den. Und als sie wieder abzogen, war
König Martin durch den Besuch feines
lieben Vetters" ruinirt. In Paris
lachte man darüber, König Martin
aber ging ernstlich mit dem 'Gedanken
um, sein Land zu verkaufen. Ta ein
Advokat. Pierre de Billaines. das meiste
vor. ,o wurde die er 14! Kon a von
Avctot. Hiermit begann die neue Ty
nastie des Landes. König Ludwig
XIV. dachte weniger großmüthig wie
seine Vorfahren. Er war bekanntlich
für Abrnndung der Grenzen, für re-
imion. Und bei einer solchen Abrun
dung wurde im Jahre 1081 das
Königreich Yvctot verschluckt.
Söahrsagcr gegen Wahrsager.
ln den hirnincr nfirmt lz si!-
u ' n" v"v,i vwit-
rsll Tacon Afimirnftriitnr h, Gf,
.. K'Vil iHUl'U
war. lebte in Havana ein berühmter
inager. oer jich eines ungeheuren
Ansehens und ebenso ungeheuren Zu
laufes erfreute und über die Gemüther
von Hoch und Niedrig einen mächtigen
Einfluß ausübte. Tenn der Aber
alaube ist in kirsn, Pntihi ;? !.
j, ' vuiiui "H wiim-
wurzelt. Dieser Wahrsager stand im
Dienste der Sklavenhändler und der für
sie arbeitenden" Schiffs Kapitäne. zu
deren l'iunsten er feinen ganzen Einfluß
aufbot. Wenn die Matrosen im Be
griff standen, sich für ein Schiff anmer
den zu lassen, so pflegten sie die land
läufige Mode mitzumachen und sich von
dem berühmten weisen Manne die Kar
ten legen zu lassen. Ter Seher rielh
ihnen allemal, sich an den nach Afrika
aufbrechenden Sklaven-Erpcditionen zu
beiheiligen, und wiesiagte ihnen für
den Fall großen Gewinn und eine glück
llcher Heimkehr. TieZ Vorgehen er
muthigte die Leute so. daß sie sich in
hellen Hausen den Kapitänen der
Sklavenschine zur Verfügung stellten.
wahrend die Kauffahrer die größte
Müde hatten, die zur Ausrüstung ihrer
schiffe nöthige Mannschaft zusammen
zn bekommen. Diese letzteren klagten
schließlich ihre Noth dem General
Tacon.
Ter General ließ den Wahrsager zu
sich entbieten. Der folgte dem Rufe
nicht wenig geschmeichelt, denn er bildete
sich ein. der gefürchtet? Machthaber wolle
gleichfalls seine Kunst in Anspruch nch
inen. Wirklich redete derselbe ihn auch
n: Sie können ja wohl in die Zu
kunft sehen und kommende Ereignisse
vorhersagen?"
Ja, .Excellenz," war die Zuversicht
liche Antwort des Betrügers, der sein
gewohntes prophetisches Air annahm
und seinen Gesichtszügen einen ernsten.
weitschauenden Ausdruck gab. Tabei
mischte und ordnete er seine Karten aus
geheimnifzvolle Weise.
Nun," erkundigte sich Zaeon, als
er mit seinen Verbreitungen fertig zu
sein schien, was sagen Ihre Karten?"
Ter Wahrsager betrachtete gedanken
voll die Karten und fing dann langsam
an, ihr Verdikt abzulesen, ste sagen
Eure Excellenz ist außerordenlich beliebt
in allen Klassen der Bevölkerung, und
Ihr Horoskop stellt Ihnen eine qlan
zende Zukunft in Aussicht, voller
Macht. Ehre und Glück." Er zögerte
einen Augenblick. Tas Auge der Ex
cellenz ruhte gar zu düster auf ihm.
Machen Sie Ihre Geschichte kurz,"
drängte Tacon. Es warten noch
andere Geschäfte auf mich."
Weiter offenbaren mir die Karten
im Augenblick nichts," erklärte der
Seher.
Nun schön," sagte Tacon. Jetzt
geben Sie mir einmal Ihre Karten.
Ich verstehe mich nämlich auch ein
wenig auf's Wahrsagen. Tabei mischte
und legte er die Karten vor dem ge-
spannt dareinschauender Schwarzkünst
ler. Mir verrathen sie nun ganz etwas
anderes. Ich sehe aus ihnen, daß sie
in weniger als einer Stunde in Morro
Eastle Steine brechen und bei dieser
nützlichen Beschäftigung volle zwei Jahre
bleiben werden.
Tainit befahl er dein wachthabenden
Posten, den Mann auszuführen und
ihn dem Kommandanten von Morro
Eastle auszuliefern, der ihn auf zwei
Jahre zu harter Zwangsarbeit ein
schließen möge. Es ergab sich, daß der
General ein besserer Wahrsager gewesen
war als der Kartenleger; denn was er
in der Zukunft gelesen hatte, traf wirk-
lich ein.
Die erste Lokomotive.
Am 7. Oktober 1829, also vor etwa
7 Jahren, war es, daß die schnelle
Lokomotive tephenfons im Wett
kämpfe mit noch drei anderen Systemen
zuerst den Tarnpf mit Erfolg in da
Transportwesen einführte. Wie sein
grojzer Vorgänger es nut der stehenden
Maschine gethan hatte, so gab Stephen
son die Lokomotivmaschine dem Zeit
geistc als fertiges Werkzeug in die
Hand. Erst seit jenem denkwürdigen
Tage beginnt die Geschichte der Eisen-
bahn. George Stephenson (ItSl ge
boren) war einfacher Maschinenwärter
in Killinworth. Er brachte seine reif-
lich jlberlegten Plane mit dem Gelde
eines reichen und edlen Lords zur Aus
führung. Bei der geschichtlichen Ent-
Wicklung der ältesten Tainpffuhrwerke
tritt uns zuerst die abenteuerliche Ge-
statt von Richard Treonlhlck entgegen.
der mit seinen Straßenlokoinotiven im
Jahre 183 das Staunen der Bevölke
rung Londons hervorrief und 1804 den
ersten Kohlenzug mit der ersten durch
Dampf getriebenen, auf Radern beweg-
lichen Maschine die Steigungen der
Merthtzr - Tydvill Bahn in Süd
Wales eniporschleppte. Tie Räder der
Maschine Tronthicks waren ivundcr
licherweise außerhalb der Schienen
laufflachen mit Nägeln beschlagen,
deren Köpfe in das Holz der Lang
schwellenbahn angriffen. Tie Kuriosi
tät wurde konsequent bei allen Ber
suchen von Lokomotivkonstruktionen in
der nächsten Zeit beibehalten. Erst W.
Blachett, der voll Eifer die Tampf
Maschine ans der Spurbahn dienstbar
zn machen suchte, gelang es 1814, durch
ein einfaches Experiment in roher Form
nachzuweisen, daß die Reibung zwischen
Radkranz und Schiene für das Aus
üben der Zugkraft genüge. Tamit löste
sich denn auch der Alpdruck, der bis da
hin auf der Entwickelung der Lokomo
tivkonstruktion geruht hatte. Es kam
der 7. Oktober 1829, und auf der Linie
bei Rainhill gelang es dem großen
Tenker zuerst, den fertigen Dampf
wagen in die Geschichte der Menschheit
einzuführen.
Tcr Rhumesprung.
Unweit der Landstraße, welche von
Tuderstadt nach Herzberg im Harz
führt, ungefähr eine Birte'lstunde hin-
ter dem Torfe Rhumspringe liegt die
Rbumcquelle oder, wie dieselbe im
Volksmundc beißt: Ter Rhume-
prung", eine der größten Ouellen
Deutschlands. Ein kleiner Abstecher
von der Ehauffee führt den Wanderer
an einen nur ungefähr 2" Schritt im
Umfang meffenden, ringsherum mit
Bäumen und Sträuchern bewachsenen
Zeich, der, ohne sichtbaren Zufluß,
einen nur wenige Meter breiten, aber
stark strömenden Bach abfließen läßt,
welcher in einer Entfernung von etwa
:'. Schritt bereits eine große Papier-
fabrik und etwas weiter hin die zu der
selben gehörende Holzschleiferei mit den
nöthigen Wasserkräften versieht. Ta
ein Zufluß zu dein Teiche, wie gesagt,
nicht bemerkbar ist. erscheinen die star
ten abfließenden Wasserinassen rüthsel-
haft. Allein bei näherer Betrachtung
fallen zwei Stellen des Teiches durch
ihre kreisrunden Bewegungen auf.
Ties sind zwei größere Quellen. Tas
Wasser einer dritten kleineren wird
nach der in der Nähe befindlichen gro
ßen Jorellenziichterei abgeleitet. Tiefe
drei Quellen sollen in der Sekunde
;.10 Quart, also täglich 300,000
bin. oder :! Millionen Eimer Wasser
geben, und durch ihre ungeheure Was
scriiicnge sind die genannten Werke in
stand gesetzt, fast ohne Gesüllc von
dem abfließenden Bache getrieben zu
werden. Der abfließende Bach der-
breitert sich dann allmählich und wird
die Rhume genannt; diese berührt in
ihrem weiteren Laufe die Ortschaften
Gieboldehause. Bilshausen, Eatlen
bürg und Northcim und giebt zahlrci
chen Mühlen und anderen industriellen
Werken die nöthige Walserkraft. Un
weit der Stadt Northeim niündet sie in
die Leine, die nun flößbar wird.
tie Reste eines alten Pfahldorfes
sind nach einer Mittheilung des Eng
lish Mechanic" bei Tandlemecre an der
ostenqlischen Küste entdeckt worden. Als
zur Zeit der Ebbe noch ein besonders
günstiger Wind die Fluthen des Meeres
soweit von der Küste zurücktrieb, wie es
seit langer Zeit nicht mehr heobachtet
worden war, fand sich auf dem blonqe
legten Meeresgrunde eine große Reihe
von alten Holzpfeuern uno rohbe
hauenen Baumstämmen, die nur als
tützen alter Häuser gedeutet werden
konnten. Man hatte also ein Pfahl
baudorf aus vorhistorischer Zeit ent
deckt, wie übrigens ein anderes in der
nächsten Umgebung bereits bekannt ge-
wesen ist. Tie Pfahlrostc wareu zum
großen Theile noch in ihrer Ursprung
lichen Lage, und die Balken zeigten viel
fach Spuren der Bearbeitung mit
Werkzeugen und eine gegenseitige Ver
bindiing durch Zapfen und Fugen
Ta sich selbstverständlich nicht anneh
men laßt, daß die Pfahlbauten zur
Lebenszeit ihrer einstigen ZBewohner so
tief im Meere elb t gestanden haben,
so muß das Meer an dieser Küste seit
den letzten Jahrtausenden vorgeschritten
sein.
Zur Parade mit dem königlichen
Sonderzug.
Ein Veteran von Leonberg in Würt-
tcmberg, der im 6. Jagerbataillon
187071 tapfer mitgekämpft, hatte
sich unlängst mit seiner Frau von
Hause ausgemacht, um die hundert
jährige Jubiläumsfeier seines Regi-
ments in lllm mitzufeiern. Toch ver
paßten sie leider in Stuttgart den ersten
Zug nach Ulm. Betrübt standen sie
auf dem Stuttgarter Bahnhöfe, immer
wieder fragend, ob denn kein Zug mehr
nach Ulm gehe, dafz sie znr Parade noch
recht kämen. Ta fuhr der Sonderzug
für den König in die Halle ein. Die
Frau faßte sich ein Herz und wandte
sich an einen herantretenden Offizier
mit der Frage, ob sie nicht mit nach
Ulm genommen werden könnten. Der
Adjutant hieß die Frau warten, und
als der König kam, trug er ihm das
Anliegen der zwei verspäteten Festgäste
vor. Ter König lachte und gab die
ijrlaiivnltz, daß ie im Dienerschaft
wagen mitfahren könnten. So gelangte
das Vcterancn-Ehcpaar in rascher Fahrt
noch rechtzeitig nach Ulm, und die über
glückliche Frau erzählte in der ganzen
Stadt von ihrer Fahrt im königlichen
sonderzuge.
Brauchbare Vhemänner.
Unsere Tarnen sollten sich ihre Män-
ner nur aus dein Per onal eines
pezialitüten - Theaters heraussuchen.
Wie schön wäre zum Beispiel für eine
Frau:
Ein Schlangenmensch den kann sie
um den Finger wickeln.
Ein Negcrkomiker dem kann sie am
besten etwas weiß machen.
Ein Excentrique-Elown der geht auf
die tollsten Ideen ein.
Ein Herkules der kann selbst die
schwerste Frau auf den Händen
tragen.
Ein Thierbändiger der vertreibt ihr
Gnllen und Mucken.
Ein Wett-Taucher der geht für sie
in's Wasser.
Ein Zwergmensch über den ist sie er-
haben.
Ein Tegcnschlucker der muß alles
hinunterschlucken.
Ein Mimiler da hat sie alle Tage
einen Audern.
Ein Velocipedist mit dem führt sie
gut.
Ein Schlangenbeschwörer wenn sie
eine glstige Schwiegermutter hat.
Tis.bzesfrZch.
frerr: Bei der Stranenbabn wer
den jetzt so viele Unglück?sallc dadurch
herbeigeführt, datz nicht zur rechten Zeit
angeoalten wird.
Altjüngferliche Nachbarin ninwill
kürlichj: Ach. wem sagen Sie das!"
üiigegankn.
Sie: 7 hast mir auch vor der
Hochzeit versprochen, daß Tu mich stet?
in Ehren halten würdest, und da
chande niemals mein Haupt bedecken
werde."
Er: Hab' ich auch treulich gehal-
ten."
?i" So! ?as ist den dieser drei
Jahre alte Hut anders als Schande?"
Schlechter Iviiz.
A: Weißt Tu. wer die größten
Feinschmecker sind?"
B: Nein."
A: Nun, die Kellner, die lassen fast
alle Eoteletts stehen!"
Angebracht.
Ein Tichter entdeckt, daß man ihm
seine sämmtlichen Manuslripte gestohlen
hat. Einen Augenblick will er dein
Tiebe nachstürzen dann aber faßt er
sich und seufzt: Endlich!"
Falsch rcrstaiide.
.eiratbSvermittler: ..TaS Mädcken.
welches ich Ihnen empfehlen möchte, ist
vor allen Tingcn sehr häuslich."
Herr: Häuslich? Tas ist mir aller
dings sehr lieb. Je mehr Häuser, desto
be ler."
IFciMichc Rechnung.
Wie alt ist die Frau Miller eigent
lich?" Tie gute Freundin: Tie ist
eine Vierzigerin, die man für dreißig
Jahre alt halten könnte, und die sich
darum als iieuiiundzwauzigjährig aus
giebt." Zurechtweisung.
In einem Geschäft gerathen zwei
junge Leute aneinander und traktiren
sich mit Injurien. Hierüber vorn Ehef
zur Rede gestellt, entschuldigen sie sich
damit, daß sie in Wuth gerathen seien.
Ehef: Tas muß ich mir verbitten;
Sie haben nicht in Wuth zu gerathen,
dazu bin ich da!"
Peters Aufenthalt.
Herr: Warum kommst Tu so spät
nach Hause heute?"
Peter: Verzeihen Sie, Herr, es hat
unterwegs einen Aufenthalt gegeben."
Herr: Ja? Und was für einen?"
Peter: Es waren Händel auf der
Straße."
Herr: So, bist Du auch darein ver
wickelt worden?"
Peter: Wer. ich? Mich verwickeln
lassen? Mich soll einer verwickeln?
Links und rechts hab' ich sie hinter die
Ohren geschlagen."
!?aUgcspröch.
Herr: Ich bin Ehef eines Aus-kunfts-Bureans!"
Backfisch: Ach, da haben Sic's ja
bequem, wenn Sie 'mal Auskunft über
sich haben wollen!"
!Ia ja!
Herr Leutnant, Ihr Neugeborenes
ist ein Junge.
Leutnant: Na ja! Lieb' Vaterland,
magst ruhig sein!"
Vom Tiercicrplah.
Unteroffizier: Kerl. Sie machen
beim Exerzieren ja solch' eine Unglück
liche Figur wie'n Eskimo in der Sa
hara!" Im Thran.
Frau (zu dem spät heimkehrenden
Mann): Aber Antoii, Du wackelst
ja!" Mann (lallend): Na, da leg'
mir doch, 'was unter den Fuß!"
Boshaft.
Gattin: Wir werden die Frau Re
gistrator in unser Kaffeekränzchen auf-
nehmen."
Gatte: Sie hat ihren Probeklatsch
also bestanden?"
Rathcderblütbe.
Professor: Vom hygienischen
siaiiopunir aus oeiraaiei, uai aucli
die idealste Kuhmilch ihre zwei Seiten,
so lange sie nicht gekocht ist."
Gute Freundinnen.
Hausfrau (die zwei Freundinnen
zu in Besuch hat): Ach, wenn doch die
Eine endlich gehen würde, ich habe der
Anderen über sie fo viel zu sagen!"
Ein freudiges Lreigniß.
Na, Kinderchen, wo geht ihr denn
hin?"
Zum Onkel Bcoritz gkatuliren."
Ah, der hat wohl Geburtstag?"
Nein, er hat Pleite gemacht."
Grod.
Gast: Wissen Sie, Herr Wirth,
das Hundefutter, das Sie meinem
Karo gebracht haben, ist bester wie mein
Ragout!"
Wirth: Na, da tauschen sie doch
mit Ihrem Hund!
delmiith.
Sie: Ach, Adolf, Schreckliches ist
geschehen Papa hat falsch spelulirt
und Alles verloren!"
Bräutigam: Tann, liebe Anna,
will ich Dich nicht auch noch ihm
rauben!"