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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Nov. 16, 1899)
V x Der rillantschmuck. Erzählung von 11 ti( i'anbrnann. BoltzienS hatten eine Erbtante, gentlich war eS eine große Grobtante. nümlicb die Schwester von nrau von BoldienS Großvater mütterticherscilZ, und waS sie von ihr Erben sollten, war nlcht daS Gut. das sie früher besessen batte. denn dieses war Majorat und längst auf einen entfernten Vetter Kbev aeaanaen ailch nicht ihr betrücht licheS Privatvermögen. über das sie schon zu Gunsten näherer Verwandten verfügt hatte. ES war vielmehr ihr Schmuck, ein Brillantfchmuck von wie man sagte von unschätzbarem Werthe. Ter Schmuck war in der Boltzien schen Familie zum Gegenstaude der Tradition geworben, er war geradezu sagenumwoben. Eine der früheren Be sißerinnen hatte auf einem Hofball da mit die Aufmerksamkeit eines Prinzen deZ königlichen HauseS erregt. Er sollte der Gegenstand mannigfacher Intriguen gewesen, einmal sogar gestohlen und auf merkwürdige Weise wieder erlangt worden sein. In Frau von BoltzicnS frühesten Kindheitserinnerungen spielte er eine bedeutende RSlle. Ihre Mutter und Großmutter hatten ihr davon erzählt, und nur in der Beschreibung der einzel nen zugehörigen Stücke waren sie von einander abgewichen. Tie Großmutter berichtete von einem, die Mutter von zwei Armbändern, und der Großmutter zufolge war daS große Halsband so eingerichtet, daß man eS auch im Haar tragen tonnte, während nach der Ver fion der Mutter ein besonderer Haar schmuck vorhanden war. Zu ihrer Konfirmation batte die Großtante ihr einen Ring bescheiden, wie er sich für ein so junges Mädchen paßte verehrt und dabei eine Anspie lung auf den Schmuck gemacht, den sie dereinst zu erwarten hätte. Zu Frau von Boltziens Hochzeit kam sie selbst. Man sah ihrem Erscheinen bei der Trauung erwartungsvoll entgegen, hoffte man doch bei dieser Gelegenheit die berühmtesten Brillanten zu Gesicht zu bekommen. Tie Enttäuschung war allgemein, als die Großtante ohne jeglichen Schmuck erschien. Sie habe, deutete sie an, nach dem Tode ihres Mannes die Witt wentrauer nicht mehr abgelegt und trage deshalb keine Brillanten. Andre erzählten, die alte Dame alt war sie nümllch ichon damals lebe in kjlän diger Furcht, bestohlen oder gar um des Schmuckes willen ermordet zu wer den und halte ihn deshalb vor allen Augen verborgen. Dieser Eigenheit, die jedenfalls mit den Jahren zunahm, mochte es zuzu schreiben sein, daß Frau von Boltzien auch bei den Besuchen, die sie der Groß tante machte, den Schmuck niemals zu sehen bekam. Desto mehr hörte sie da von, denn die Besitzerin schien mit zu . nehmendem Alter immer lieber von ihren Brillanten, an denen sie mit Zärtlichkeit hing, zu sprechen und unter ließ dabei nie zu versichern, daß der Schmuck dereinst ihrer theuren Groß nichte zufallen werde. Diese Gewißheit war denn auch Frau von Boltziens Trost in den mancherlei Sorgen und Kümmernissen ihres Ehe standes. Als ihr Mann im Avance ment zurückblicb, als die Kinderzahl größer wurde und die Einnahmen sich nicht in demselben Verhältniß vermehr- ten, wie die Söhne heranwuchsen und stärkere Ansprüche an die Eltern stellten. und als man begann, über die 3?er sorgung der Töchter nachzudenken. immer war es in trüben Stunden und Tagen dieser Nothanker, an den sie sich hielt und auf den sie auch ihren Mann vertröstete. Als dann vollends der arme Bolkicn plötzlich starb und seiner Familie nichts als die Pension hinterließ, wurde der Schmuck die einzige Hoffnung für sie und die Ihrigen. Wenn auch die Ge genwart trübe war, wenn man sich vielfach einschränken und auf manches verzichten mußte, so durfte man doch von der Zukunft Besseres hoffen. Dann würde sie Frau von Boltzien eine hübsche Wohnung nehmen und eine bet fekte Köchin, vielleicht sogar Diener und Equipage halten, eine Loge in dem Theater haben und allsommerlich eine Badereise machen können, und weder der Zuschuß für die Söhne, noch die standesgemäße Verheirathung der Töch- ter würde ihr mehr Sorgfalt machen Dies alles mußte ja einmal kommen, denn die Großtante, obgleich man qe witz nicht auf ihren Tod rechnen wollte und ihr gern das längste Leben gegönnt hätte war hoch in den Achtzigern und konnte doch naturgemäß nicht ewig leben. Inzwischen erwies man ihr die größte Rücklicht und Aufmerksamkeit. Frau von Bolkicn öffnete ihren schmalen Geldbeutel, und die beiden Töchter Elly und Rita strengten ihre Augen an. um kostbare und mühsame Handarbeiten zu Weihnachts und Geburtstagsgeschenken für die Großtante zu verfertigen. Als sie das Nerverfieber bekam, war Frau von Boltzien. die weite Reise und die Gefahr der Ansteckung nicht beachtend, zu ihr geeilt und hatte sie viele Wochen mit Aufopferung gepflegt. Alljährlich im Frühling kam die alte Dame auf einen kürzeren oder längeren Besuch in's Haus. Tann ging es bei Äoltziens schon geraume Zeit zuvor knapp her, damit man den werthen Gast gebührend aufnehmen könnte, und I die Großtante schied jedesmal unter Thränen der Rührung mit derVersichc rung. daß sie sich für diese Liebe einmal dankbar beweisen werde. In den letzten Jahren war sie in dessen nicht mehr gekommen, und eine? TageZ meldete die schwarzumränderte Anzeige deZ Majoratsherrn, daß Marie Luise Wilhelmine. Freiin von Wallen berg, geborene Gräfin Pfeil im neun zigsten Lebensjahre sanft entschlafen sei. Bei BoltzicnS herrschte infolge dieser Nachricht starke Aufregung. Frau von Boltzien sorgte für Trauerkleider und traf eilige Reisevorbereitungen. Die Mädchen nähten Krepprüfchen in ihre schwarzen Kleider, und die ganze Familie zeigte ohne Heuchelei eine an ständige Betrübniß, aber eS war doch menschlich, daß in diese sich eine srohe Hoffnung mischte und allmählich die Oberhand gewann. Neunzig Jahre sind ein schönes Alter! Die gute Großtante war recht hinfällig geworden in den letzten Iah ren und hatte wenig Genuß mehr vom Leben gehabt und der Schmuck war ihnen schon so lange versprochen! Als die Töchter ihre Mutter zum Bahnhof begleiteten, wurden allerlei Wünsche laut, die jetzt nicht mehr uner füllbar schienen und deren Gewährung die Mutter lächelnd zusagte. Allein im Coupee überlegte sie dann weiter, welche eigentlich schon längst nöthigen An schassungen für Hauswesen und Garde i robe t jetzt zuerst machen würde. Tenn natürlich würde sie ja den Schmuck zu Gelde machen. Die Zeiten, in denen sie vielleicht daran gedacht hatte, ihn zu tragen, waren lange, lange vorüber. Auch ihre Töchter waren viel zu oeichelven erzogen, um die Brillanten sür sich zu beanspruchen. DaS Geld dagegen würde ein Glück für sie bedeuten. Oder ob sie für jede ein Stück, vielleicht einen Ring oder eine Nadel, zurückbehielte, schon damit da von etwas in der Familie bliebe. Es hing natürlich davon ab, wie groß im ganzen der Werth des Schmuckes wäre. Sie hatte dafür keinen Anhalts Punkt, aber sie stellte Summen auf. bald größere, bald kleinere, die sie für wahrscheinlich oder für möglich hielt, und machte bei jeder von ihnen eine ungefähre Berechnung, wie sie angelegt und wie die Zinsen verwendet werden sollten. Das Kapital selbst mußte un angetastet bleiben; außer in dem Falle, daß ein Theil davon zur Mitgift für die Töchter dienen konnte. Tenn jetzt würden die lieben Mädchen sich sicher leicht verhcirathen, sie waren ja so hübsch und so gut erzogen. Rita hatte nicht mehr nöthig, das Seminar zu besuchen, sie brauchte das Lchrerinncnexamen nicht zu machen. Und der Leutnant von Jsenbiehl, der Elly im letzten Winter auf der Eisbahn den Hos gemacht hatte, würde jetzt gewiß mit ernsten Absichten hervortreten er oder ein anderer, den man vielleicht vorziehen würde. Wenn ihr nur Elly selbst nicht einen Strich durch die Rechnung machte! Jedenfalls müßte man, sobald die schickliche Trauer- zeit vorüber wäre, anfangen, etwas mehr in der Welt zu leben, wenigstens noch in diesem Winter eine größere Gc- sellschast geben. Wahrend der Ellzug Frau von Boltzien unter solchen Gedanken davon trug, gingen die Töchter nach Hause und schmiedeten ebenfalls Zukunfts Pläne. Diejenigen der krausköpfigen Rila gingen vorläufig noch nicht über den ersten Bau hinaus, wahrend in den Heimlichkeiten, die Elly ihrer jüngeren Schwester anvertraute, zwar nicht der Leutnant von Jsenbiehl, aber ein ande rer Bertreter edler Männlichkeit eine be- deutende Rolle spielte. Als sie nach Hause kamen, fanden sie cv'i. 01 i . . . r . . rni i ' tftuuinn ciiiu gciprocyen eriang, denn sie stammte aus der französischen Kolonie war von jeher die beste Freundin von Frau Boltzien und hatte sich jetzt eingefunden, um als Ehren dame bei den jungen Mädchen zu blei den. In alle Interessen der Boltzien schen Familie eingeweiht, nahm sie auch an dem gegenwärtigen Ereigniß den lebhaftesten Antheil, und wenn es mög lich war, daß der Familienschmück irgend eines Menschen Gemüth tiefer erregte, als das der glücklichen Erben, so war es das ihrige. Er bildete den Gegenstand ihrer endlosen Gespräche, die sich bis in die Nacht fortspannen und mit denen sie die jungen Mädchen in aller Frühe aus dem Schlaf weckte und ihre schüchternen Hoffnungen zu unruhiger Erwartung anfachte. Sie verstand so viel von diesen Dingen, und sie war mit allem, was den Schmuck betraf, so genau vertraut, daß man sich ganz auf sie verlassen konnte. Hätte es sich irgend geschickt, so hätte sie am lieb sten ihre Freundin begleitet, um ihr als Ratbgeberin und als Beschützerin auf der Heimfahrt zur Seite zu stehen, aber leider war das bei dem Mangel jeder verwandtschaftlichen Bcziehung'zwischcn ihr und der Boltzienfchen Familie un- möglich. Frau von Boltzien blieb länger, als man geglaubt hatte, da die Eröffnung des Testaments erst einige Tage nach dem Begräbnik stattfand, und die ün geduld der Taheimgeblicbcnen steigerte unterdessen zu einer fieberhaften e. Komme Abends. Nur Eveline mich abholen!" So lautete das Telegramm. das endlich ihre Ankunft anzeigte, und Fräulein Bertin begab sich demgemäß ällein nach dem Bahnhof, in Gedan ken die Vorsicht der Freundin lobend, die zedes Aufsehen klug vermeiden wollte. Tie Töchter deckten unterdeß zierlich den Tisch zu dem Abenddrod. für das sie allerlei kleine LiedlingSdelikatcsien der Mutter besorgt hatte, bereiteten den Thee und harrten dann sehnsüchtig am Fenster. t Endlich hielt eine Troschke vor dem Hause, sie stürzten die Treppe hinab, umarmten die Mutter, die zuerst auS stieg und wollten Fräulein Eveline die große Lcdertasche abnehmen, welche sie unter ihrem Radmantel verborgen ge halten. Sie wehrte indeß mit heftigem Winken ab, wies das Ticnstmädchen an. den kleinen Koffer zu nehmen und trug die Tasche selbst die Treppe hinauf, hinter Frau von Boltzien her. Tiefe hatte schon Hut und Mantel abgelegt und saßmüde in dcr Sofaccke. Vor ihr standen die Töchter, hielten ihre beiden Hände und wunderten sich im Stillen, daß die Mutter nicht nur sehr abgespannt, was ja die Folge der weiten Reise sein konnte, sondern geradezu älter geworden und nicht ein bischen beglückt, vielmehr niederge schlagen und beinahe traurig aussah. Inzwischen trat auch Fräulein Ber tin ein, verschloß sorgfältig hinter sich die Eingangsthür und darauf auch die zweite Thür, die in das Schlafzimmer führte, ließ die Fenstervorhänge herab und setzte sich dann erst an den Tisch, indem sie die Tasche, die sie die ganze Zeit nicht losgelassen, mit beiden Hän den auf den Knien festhielt. Tie Mäd chen blickten sie neugierig an. Und der Schmuck" Tie kecke Rita that die Frage, die ihre Schwester nicht gewagt hatte, obgleich sie ihr ebenfalls auf den Lippen brannte. Fräulein Eveline klopfte mit bedeu- tungsvoller Miene auf die Tasche. Frau von Boltzien nahm zögernd euien klei nen Schlüssel aus dem Portemonnaie und reichte ihn der Freundin; sie sah dabei aus. als ob ihr jede dieser Bewe gungen schwer wurde. Fräulein Bertin behielt jedoch, statt auszuschließen, den Schlüssel in der Hand. Erst muß eure Mutter etwas essen", sagte sie dabei. Nein, lieb stcs Suschcn," fuhr sie fort, als Frau von Boltzien den Kopf schüttelte, ich bestehe durchaus daraus. Tu hast nach allen diesen Aufregungen eine kleine Stärkung dringend nöthig, und Freudiges, das uns bevorsteht, gcnie ßen wir immer noch früh genug." Freudiges?" Frau von Boltzien sagte das mit einem eigenthümlichen Lächeln, das beinahe aussah, als wollte sie anfangen zu weinen. Sie trank aber eine Tasse Thee, aß auch einige Biffen von dem. was ihr die Töchter auf den Teller legten, und als das ge schehen war. fing sie wirklich zu weinen an. Elly und Rita schmiegten sich be stürzt und zärtlich an sie. Ach meine Kinder", sagte sie sich endlich fallend. erschreckt nur nicht. Ihr seid noch jung, ihr werdet es vielleicht weniger schwer nehmen als ich." llever vrauiein ernns auBorua volles Gesicht ging bei diesen Worten ein wahres Wetterleuchten. Wirklich. liebste Susanne, ich begreife dich gar nicht!" rief sie in ausbrechender Hef tiakcit. .Das heißt doch undankbar sein gegen das Schicksal, das heißt doch eine Preiention" beweisen, die ich vir, meine Theure, nicht zugetraut hätte Aber freilich, deine Nerven sind erschül tert, das erklärt alles. Ihr aber, meine lieben Kinder", wandte sie sich an die erschrockenen Mädchen, ihr preist die Vorsehung, die es gnädig-mit euch meint. Statt der Versuchungen eines groben Reichthums will sie euch das Glück bescheidenen, sorglosen Wohlstan des gewähren, und ich müßte euch meine Lieben, nicht kennen, wenn ihr damit nicht zufrieden wäret." Elly und Rita sahen sich noch immer verblüfft an, sie verstanden kein Wort von allem, was sie hörten. Frau von Boltzien hatte sich inzwl schen gefaßt, und ein leises. wehmü thiges Lächeln ging durch ihre müden Züge. Tu hast vielleicht recht", sagte sie. Ich will mir Mühe geben, es auch so anzusehen." Die Sache ist die", fuhr sie, zu ihrem Töchtern gewendet, fort, daß der Schmuck im Lauf der Zeiten jedenfalls von seiner Voll tändigkett viel einge büßt hat, daß nicht mehr alle Theile vorhanden sind vielmehr kurz, Kinder, von dem ganzen Schmuck ist nur noch ein einziges Stück übrig." Ja aber was für eins!" sagte Frau- lein Eveline mit Nachdruck und erhob dabei die Hände. Ein Stück, das zwar nicht Hunderttausende, aber doch Tausende werth ist. also für Leute von euren anspruchslosen Gewoynyettcn noch immer ein Vermögen bedeutet. Und jedenfalls ein Theil des ehrwur digen Familienschmucks! Darf ich. Suschen ? Ich brenne von Berlan- gen!" Sie hatte bei diesen Worten den klei- nen Schlüssel, den sie noch immer hielt, in das Schloß der Tasche gesteckt. Aber sie setzte die Tasche wieder aus der Hand und überzeugte sich nochmals, daß die Thüren fest geschloffen waren und draußen niemand horchte. Dann erst kehrte sie auf ihren Platz zurück. nahm die Tasche wieder auf den Schooß und schloß auf. Sie zog .nach einigem Suchen ein großes Saffianctui hervor, dos sie auf den Tisch stellte. Tie jungen Mädchen drängten sich athemlos heran, Frau von Boltzien lä chclte ein wenig; Fräulein Bertin drückte mit umständlicher Feierlichkeit auf die Feder, das Etui sprang auf, und sie stieß ein Ah!" der Bewunderung aus. Tie beiden Schwestern machten un grobe Augen und wußten nicht recht. waS sie sagen sollten. WaS da einsam vor ihnen auf dem himmelblauen -am met deS Kiffens lag, war eine Schuh schnalle. Zögernd entrang sich das Wort ihren Lippen. Tie Mutter nickte. .Ja eine Schuhschnalle!" bestätigte ,ie Nicht einmal die dazu gehörige zweite ist da." WaS schadet das?" sagte Eveline ledhast und vorwurfsvoll. Getragen hättet ihr sie auch nicht, wenn daS Paar vollständig wäre. Taß eS aber gerade eine Schuhschnalle ist. daS be weist doch am besten daS ehrwürdige Alter des Schmuckes, das Stück ist da durch um so wcrthvoller. Welch schöne alterthümliche Fassung! Und welche Steine! Tiefer Glanz, dieses Feuer das fieht man nicht s leicht wieder!" Sie hatte die Schnalle aus dem Käst chen genommen, hielt sie auf den Aer melaufschlag ihres schwarzen Kleides und betrachtete sie mit entzückten Blicken .Lösch' die Lampe aus. Elly!" be fahl sie. und nun seht, wie das im Tunkcln leuchtet und funkelt! Ist das nicht herrlich?" Ich sehe nichts", sagte Rita. Elly aber ließ sich nach einer Weile überreden, daß sie das Funkeln gleich falls bemerke. . Taran erkennt man die echten Steine!" rief da? alte Fräulein enthu siastifch. Wirklich, Kinder, ihr seid Glückspilze. Vousetes neescoiffees! Erinnerst du dich noch der Brillant brofche. liebstes Suschen, die wir ha mals in der Gewerbeausstellung sahen? Es waren nicht so große und schöne Steine wie diese, und st; waren zehn tausend -werth. . Tu wirst dich ja doch mit der Zeit davon trennen müssen, so schade es ist. aber für dich ist das eine bedeutende Summe." Frau von Boltzien nickte. Zehntau send Mark würden sie allerdings nicht zu 'einer reichen Frau und ihre Töcl ter nicht zu begehrenswerthen Pav tien machen, aber sie von großen Sor gen befreien und ihr manche Annehm, lichkeit gewähren. Und wenn die Mäd chen sich vielleicht doch verhcirathen, würde sie ihnen immerhin eine hübsche Aussteuer geben können. Freilich mufr ten sie in ihrer enan Wohnung bfci ben. und Rita mußte nun doch das Lehrerinnencxamen machen. Aber das war ja im Grunde nicht schlimm, und wer weiß, wieviel Gutes die Zuwnst bringen mochte. So dachte Frau von Boltzien, wäh rend die optimistische Ausfassung ihrer Freundin allmählich bei ihr Eingang fand, und als sie einige Zeit bei emaiv der gesessen-hatten, war ihnen allen zu Muthe als wäre ihnen bei alledem em großes Giua zu cu geworoen. wie etwa einem Mann, der hartnäckifch und sehnsüchtig das große Loos erwar tct hat und der schließlich doch beglückt ist, wenn ihm ein viel kleinerer Gewinn zufällt. Ein Stück des ersehnten Schmuckes war es ja immerhin, das in greif- und sichtbarer Wirklichkeit vor ihnen lag, und es bewährte sich auch hier, daß ein Sperling in der Hand besser ist als eine Taube auf dem Tache. Eigentlich. Suschen, ist es leicht sinnig, ein so kostbares Stück im Hause zu behalten," sagte Fräulein Bertin, als sie sich spät zum Gehen anschickte. Ich werde heute Nacht keine Ruhe haben aus Angst um dich." Meinst du. Evclinchen?" Frau von Boltzien wurde selbst ängstlich. Wenn du doch hier bleiben möchtest," bat sie. Gewiss, gern!" versicherte die Freun din. Ich bin zwar kein großer Schutz für dich, aber wenn es dir eine Be.ruhi- auna ist " Fräulein Evelme blieb also und traf vor dem Schlafengehen die tuerteii gehenden Vorsichtsmaßregeln. Troß dem wurde es eine unruhige Nacht. Bei icdem wirklichen oder auch nur der meintlichen Geräusch im Hause und auf der Straße fuhr Fräulein Bertin auf und verlieb ihr Lager, um die Sichev heit der Thür und Fensterverschlüe auf's neue zu probiren. Schließlich ließ ne die Lampe bmx nen und verwacyie, gaio angeneioei, den Rest der Nacht. Frau von Boltzien schloß natürlich unter diesen Umstanden ebenfalls kein Auge, und leib die iun gen Mädchen konnten den gewohnten ruhigen Schlaf nicht finden. ..Tas kannst du nicht aushalten. liebste Boltzien." sagte Fräulein Bertin am nächsten Morgen beim Frühstück Wenn du den Schmuck nicht irgend wohin in sichere Verwahrung geben kannst, so würde ich ihn an deiner Stelle so bald wie möglich veräußern." Das sah denn auch Frau von Boltzien ein. und es wurde beschlossen, den wich tigen Schritt noch an demselben Tage zu thun. Da man sich keinem der Ju meliere der Stadt anvertrauen mochte und sie auch nicht für genügend leistungsfähig hielt, so wollte Frau von Boltzien nach der nahen Residenz sah- ren. und Fraulem Benin ervol ficg, e zu begleiten. Trotz der Vorsicht und Heimlichkeit, mit welcher die Damen auch diesmal zu Werke gingen, hatte sich doch dile Kunde von der Boltzien'schen Erbschaft vcrbrei tct und zur Entstehung der buntesten und mannigfaltigsten Gerüchte geführt, die unzählbar und auch plötzlich auf sproßten, wie die Pilze nach einem Sommcrkegen. Der Schmuck bildete an diesem Por mittag entschieden das Stadtgespräch, und die einzigen vielleicht, die nicht da von sprachen, waren Elly und Rita. Sie saßen still und gedrückt bei ihrer Arbeit am Fenster. Tie Enttäuschung der Mutter belastete heut auch ihr hoff nungSfroh.S, junges Geiuüth. und nach der hochgespannten Erregung der vori gen Tage machte sich jetzt der Rückschlag geltend. Tu. Elly." sagte Rita plötzlich, sich einmal, wer da geht." Elly sah zum Fenster hinaus. Karl !" entfuhr eS ihr. Tr. Karl Fritze." verbesserte sie sich gleich darauf mit verlegenem Erröthen. .Und in welche, WichS!" fuhr Rita fort. Eylinder und helle Handschuhe! Wo mag er eine Visite machen? Aber sich nur. er biegt über die E trabe wahrhaftig, er kommt zu uns." Elly schwieg und wurde immer der legcner. Plötzlich sprang Rita aus,, tanzte losgelassen in der Stube umher und schlug lachend in die Hände. Wcibt du, was das bedeutet. Elly?" Tiefe machte beklommen eine vernei nende Gebärde. So will ich eS dir sagen: er wird um dich anhalten. Natürlich, er hat von der Erbschaft gehört und hält dich jetzt für eine gute Partie." Pfui!" rief Elly heftig. Wie kannst du daS von ihm denken?" Und dann legte sie den Kopf auf den Tisch und brach in Thränen auS. Rita stand erschrocken neben ihr und versuchte vergeblich sie zu trösten. Es klingelte draußen. Laß nurnicmanden herein!" rief Elly. Allein schon hatte das Dienstmädchen die Thür des Wohnzimmers für Herrn Oberlehrer Fritze geöffnet mit der Ver sichcrung. daß die gnädige Frau zwar verreist, die jungen Damen aber zu Hause wären und sich gewiß sehr freuen würden. Rita verschwand in dem Augenblick durch die gegenüberliegende Thür und der Eingetretene stand erschrocken vor der weinenden Elly. Entschuldigen Sie," stotterte er verlegen, ..ich wollte die gnädige Frau Ihre Frau Mut ter " Mama ist nicht zu Hause." sagte Elly, indem sie sich hastig die Thränen abwischte. So komme ich ein anderes Mal, wenn Sie gestatten obgleich freilich ich hätte eigentlich zunächst mit Ihnen zu sprechen und ich sehe wohl, ich komme sehr ungelegen, aber " Elly wandte sich ab und ihre Thrä nen strömten auf's neue. Elly!" rief er erschrocken, liebes fr a .. , s z .f.f l evt n n tfiuiuein vruu, ivus icuu .sunent iuus ist geschehen, ich habe kein Recht zu fragen, aber ich habe Sie so lieb, und icy iam yieryer, um es ynen zu sagen." Er brachte es stockend und unbehilf lich vor und ay lyr dabei mit einem ehrlichen Blick ängstlich und treuherzig ins Gesicht. Elly faßte sich. Ihre Thränen hör ten auf zu fliecn; sie stand blaß und stolz vor ihm. Sie irren sich." sagte sie leise, doch mit fester Stimme, ich bin keine reiche Erbin. Nicht?" rief er in ausbrechendem Jubel. Gott sei Tank! Das war mein einziger Kummer." Elly sah ihn etwas verwundert an Dann überflog ein Helles Leuchten das verweinte Gesicht. Vergleb !" flüstert: sie. Sie reichte ihm ihre beiden Hände, die er mit stürmischen Kuncn bedeckte Ich kann es dir im Grunde nicht ver denken," sagte er, als er endlich wieder zu Athem kam. Der Schein ist gegen mich, das fühlte ich selbst, noch ehe ich herkam. Aber so entschlossen ich vor wenigen Tagen war. mit meiner Wer bung zu warten, bis ich in die nächste Stelle aufrückte, wie ich es mir borge nommen ich konnte nicht länger zögern, denn ich fürchtete, daß mir nun ein anderer zuvorkommen könnte und siehst du, ehe ich dich verloren hätte, mag meinetwegen lieber der oder jener denken, daß ich dich um der Erbschaft und des Geldes willen heirathe." Davon kann nun keine Rede sein," sagte sie und sah ihn lächelnd und zärt lich an. Ich habe wirklich gar kein Vermögen, und der berühmte Schmuck wird grade nur zu einer hübschen Ans stcuer reichen." Aussteuer?" fragteer. Das sind ja wohl die Servietten und Taschen- tücher und all das andre Zeug. Ehr- lich gestanden möchte ich dich am liebsten ohne das alles nehmen, mein Herz!" Damit schloß er die glückstrahlende Elly in seine Arme. Um dieselbe Zeit etwa stiegen Frau von Boltzien und ihre Begleiterin vor dem Laden des ersten hauptstädtischen Juweliers aus der Troschke. Fräulein Bcrtin trat energisch in den Laden, Frau von Boltzien folgte ihr zaghaft und drückte zögernd ihren Wunsch aus, das Erdstück zu verkaufen. Ter Juweller. ein weißhaariger. vornehm aussehender Herr, bat um die Erlaubniß, den Schmuck in Augenschein zu nehmen und hob die Schnalle aus dem Etui, das Frau von Boltzien mit zitternden Händen geöffnet hatte. Er besah sie prüfend durch seine Brillen gläser und nahm darauf noch eine Lupe zu Hllse. Tie beiden Hainen folgten mit Spannung jeder seiner Bewe- auniien. Er legte endlich die Schnalle wieder auf das Sammctkissen zurück, seine Miene blieb dabei undurchdringlich. Tann räusperte er sich. Ich bebau, meine Gnädige," sagte er sehr höflich, ich kann die Steine nicht verwenden, und ohne diese Voraussetzung erlassen Sie es mir wohl, ein Urtheil über den Werth abzugeben, das vielleicht Ihren Erwartungen nicht ganz entsprecht würde." .Tag begreife ich nicht!" stieß Fräu lein Bcrtin hervor. .Tie Steine sind doch o groß, so schön " Der Juwelier zuckte die Ganz recht, meine Gnädigste, sie sind falsch!" Achseln, aber Im Hinterhalt. Eine neue Änckdott auS ?iialg iiU$ be wcgiki l'fbcn. Eine interessante Anckdte aus dem abenteuerlichen Leben Buffalo Bill'S wird von Frau Hclen Eodq Wetmore mitgetheilt. Dieselbe besitzt vor ande ren derartigen Geschichten den Vorzug, auf einer wahren Thatsache zu beruhen, und ist daher von um so größerem Interesse. .Zur Zeit, als das Goldficbcr in den Black HillS auf seinem Höhepunkt stand, ereignete sich eine Episode, welche einen packenden Beweis dafür liefert, wie sehr mein Held (Buffalo Bill) die Fähigkeit besitzt, sich allen Situationen anzupassen und ihrer Herr zu werden. Herr Mahan aus West Supcrior, Wisc.. welchem sich eine Gesellschaft Goldsucher angeschlossen hatte, wurde mit dieser von einer Horde Indianer verfolgt und befand sich in steter Gefahr der Gefangennahme. Als die Aden . teurer bereits fast alleHoffnung auf glückt liches Entkommen aufgegeben hatten, trafen sie durch einen glücklichen Zufall Buffalo Bill an der Spitze eines Mili tär-Kommandos, welches auf der Suche nach Rothhäuten war. Buffalo Bill nahm sich der Sache sofort mit Feuer eifer an, und da ihm der Aufenthalt der Indianer von den Verfolgten mit ziemlicher Genauigkeit angegeben wurde, so entwarf er sogleich den Plan zu einem Hinterhalt. Tie Leute wurden in die umliegenden Gebüsche vertheilt, und der kühne Späher ritt allein nach der Richtung des Feindes zu. Kaum hat ten die Indianer ihn erblickt, so be gann auch schon eine wilde Hetzjagd. Bill" lockte feine Verfolger immer näher nach dem Platze zu, wo seine Freunde versteckt lagen, und als die Indianer auf Schußweite herangckom mcn waren, ließ er sich plötzlich vom Pferde fallen, als ob er von einer fcind lichen Kugel getroffen wäre. Sobald die Indianer dies sahen, stiegen sie von ihren Pferden ab, um den vermeintlichen verwundeten gefangen zu nehncn. Ties war das verabredete Zeichen für die im Hinterhalt liegenden Weißen. Durch eine wohlgczielte Salve wurden fofort-zchn Krieger niedergestreckt, die übrigen waren so bestürzt, daß sie mit leichter Mühe niedergemacht werden konnten, so daß auch keine einzige Roth haut dem Gemetzel entkam. Aber noch waren die Abenteuer des blutigen Tages nicht zu Ende gelangt. 'C. Buffalo Bill, welcher von früheren ' Streifzügen her die Gegend genau konnte, hatte ein kleines Thal zur Lager ' stätte auserkoren und führte seine Schaar nach diesem Platze hin. Zu seinem Erstaunen jedoch und zur Be stürzung der Uebrigen sah er. als der Zug auf einem das Thal beherrschen den Hügel anlangte, daß sein früheres Lager von einer nach Hunderten zählen den Horde Indianer besetzt gehalten wurde. Mit Gewalt war hier nichts zu machen, daher mußte List auch dies mal wieder zum Erfolge führen. Bill" begab sich unbcwannct und zu Fuß hinab in's Thal und verlangte dort, sofort vor den Häuptling geführt zu werden. Tiejem, der den kühnen Weißen mit emem Gemisch von Stau nen und Verachtung empfing, theilte er zunächst mit. wer er sei, worauf sich unter den Indianern sogleich Zeichen abergläubischer Furcht bemerkbar mach ten. Als Buffalo Bill dies wahr nahm, redete er den Häuptling wie folgt an: Tu mußt diesen Platz sofort der lassen, falls Du nicht willst, daß' sämmtliche Frauen und Kinder getödtet werden sollen. Tort oben auf jenem Hügel befinden sich genug Soldaten, um Euch allen, wie Ihr hier seit, den Garaus zu machen." Mit diesen Wor . ten wies er in die Höhe, und zu ihrem Schrecken sahen die bereits einqeschüch terten Wilden Gewehrläufe und mili tärische Monturen aus dem dunkeln Laub hervorblitzcn. Die List hatte den gewünschten Er folg. Schon nach einer halben Stunde konnten sich unsere Abenteurer auf der verlassenen Lagerstätte häuslich nieder lassen." Tiefe kleine Episode ist charakteristisch für das Ansehen, dessen sich Buffalo Bill bei den kriegerischen Jndianerstäm men erfreut. Seine Uncrschrockcnhcit, gepaart mit nie versagendem Scharf sinn, hat ihm den Ruf eingetragen, ' übernatürliche Kräfte zu besitzen. höchste Devotion. Bürgermeister (dem bei einer Tafel vom Fürsten eine Cigarre angeboten wird): Hoheit, diese Cigarre werde ich rauchen, so lange ich lebe!" Aaserncnkcfblktke. Unteroffizier (zum Rekruten, der mit schlecht geputzten Knöpfen antritt): Müller, wie sehen Sie heute denn wie der aus? Sie sind ja das reine Ferkn lanum von Pompeji!" I