Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, November 09, 1899, Image 11

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    Freund Camp im Treffen.
Humol,s'St Cfi;w von ?ri cfsirnoniHf.
.'n Taz Lcdmann, wie geht'?, wie
ftcht's. was tctibft Tu?'
.'Zag i'ietxr, maS soll ich treiben ?
Morgen ist ja der Fustzcdntk. Morgen
ist dik Eröffnung Der Hasenjagd. Ich
fahre morgen rauZ. da 'nauf nach Ner
den; ein Paar Kilometer hinter Wranfec
haben wir inen Terrain gepachtet.
Großartig, sag' ich Tir. fünftausend
Morgen für achthundert Äark, kin
Buttkrdrod. nicht wahr? . . . .Na. mach'
mir lein Menkenken, die Sache ist im
Loth, und morgen schicke ich meinen er
sten Hasen."
Meyer schüttelte bedachtsam die Oh
ren. .Auch Tu. mein -ohn Brutus!
SiZie ich Tich kenne, alter Junge, mag
Tir die Pflicht, morgen früh um vier
Uhr aufzustehen, als die schwerste er.
scheinen. Und erst daS Schicken! Weißt
Tu bestimmt, dak Teine Knarre nur
nach vorne loSgchtk"
.Tu alter Quatfchkopp! Tu!"
.Tu sprichst ein hartes Wort gelassen
aus, aber: Ehe wir auScinandergchen.
woll'n wir noch mal zu Siechen gehen.
Ta sollst Tu mir am Stammtisch Red'
und Antwort stehen!"
Lehmann brummte noch was. was
wie oller Theatersritzc" klang, in sei
nen struppigen Bart; aber er ging mit.
Meyer that einen tiefen Trunk und
schüttelte wehmüthig den Kopf.
WaS hast Tu nur?"
Nichts, alter Junge. eS thut mir
nur leid, daß Tu auch Modell stehen
sollst!"
.Ich? Wem denn?1
Ten Witzblättern!! Tie haben schon
so lange nichts Neues über Sonntags
jager gebracht, daß Tu nun derjenige
sein sollst, welcher "
Ich bitte Tich. Meyer, lafz die
schlechten Witze. Sieh mal: Ich hab'
mich zur Ruhe gesetzt. Was Berlin
bieten kann, kenne ich. nicht wahr?
Was soll man denn da anfangen? Ich
gehe also auf die Jagd! Schick' ich
was. freue ich mich. Schick' ich Nichts,
ist's ebenso gut. Tie Bewegung thut
mir gut. macht mir Appetit, und schlick
lich findet sich ein Trisolium zum Skat
zusamnen."
Ha't Tu denn das schon probirt ?"
Abu gcwis; doch! Ich laufe ja
schon seit Ende August auf die Hühner
jagd."
.Hm! TaS ist schön, aber die Hühner
flattern" nur. der Hase dagegen läuft,
und wie ich oft gehört Haie, soll er ei
ncn ganz guten Sticbel wegmachen.
Wie wird denn das werden? Hm?"
Lehmann machte eine wegwerfende
Handbewegung. .Kleinigkeit! Lächer
lich. Sin halb Tutzcnd will ich morgen
mindestens schießen."
Tu, Lehmann, sieh Tich vor mit
Temcn Worten. Ein halbes Tutzcnd
das find sechs Stück; sechs Stück, hörst
Tu?! Wetten, daß nicht?"
Ach. was wetten! Ich schicke sie. da
mit basta."
Na. da wollen wir doch wetten,
wenn Tu so gewiß bist. Ein Früh,
stück, aber anständig, hier für die Tafel
runde."
Lehmann schlug in die dargebotene
Rechte. Topp! Abgemacht!"
Am nächsten Morgen um halb 5 Uhr
stand Lehmann in voller Jagdaus
rüstung auf dem Stettiner Bahnhof.
Allmählich fanden sich die Jagdgenof
fen ein und eine halbe Stunde später
saß man fröhlich scherzend im Eisen
bahnwagcn.
Es war ein herrlicher Morgen. Im
klaren Blau des Himmcls stand die
Lerche und sang ihr Morgcnlied. Ueber
ihr, wie kleine schwarze Punkte schössen
die Schwalben hin und her.
Das giebt einen heißen Tag heute,"
meinte Lohren. der alte Praktiker, und
er sollte Recht behalten. Heute wird
vorerst nicht auf Huhn geschossen,"
hatte der Alte als Parole ausgegeben,
wir wollen doch, solange sie noch hal
ten, ein paar Krumme schicken."
Ein paar Krumme hat er gesagt,
dachte Lehmann, weshalb nicht ein
paar Tutzendf Ta, geraoe, ais er
fich's am wenigsten vermuthet, geht
links von ihm ein Krummer aus dem
Streifen Mohrrüben auf. Erschrocken
mehr als erstaunt, sieht Lehmann
Freund Lampe in eiliger Flucht davon
saufen. Schicken Siedoch! Weshalb schießen
Sie nicht?" schreien die Jagdgenossen
ihm zu. Mechanisch hebt er die Flinte
an den Kopf: Bautz, bautz! Er hat ge
schössen, zweimal sogar, aber getroffen?
Nein, das hätte höchstens durch Zufall
geschehn können. Aber Lehmann,"
ruft Lohren. sowie der Hase aufgeht,
müssen Sie die Knarre an den Kopf
reißen und wenn Sie draus find,
drücken Sie ab!"
Es ist zwölf Uhr geworden; die An
deren haben nun jeder schon zwei, drei
Hasen geschossen, nur Lehmann noch
nicht. Etwas verstimmt liegt er im
Grase. Endlich fatzte er sich ein Herz.
Meine Herren, wir haben heute
schon acht Hasen geschossen...."
Ja. wir. Sie noch nicht einen,"
tönt es ihm entgegen.
Lehmann läkt sich nicht entmuthl
qen. Meine Herren, es handelt sich
um eine Wette." Allgemeine Erwar
tung. Ich soll heute sechs Hasen
schicken, sonst " , r
Sonst? Sonst?" wiederholte fra
gend der Ehor. .
Sonst muß ich ein Frühstück bei
Siechen geben!"
Hurrah!"
.Stille!" gebietet Lohren. derAlterS
Präsident. .Wer ist der Glückliche?"
.Mever. mein Freund Meyer."
.Meyer mit der genialen Stirnlocke ?
Ader Mann Weites, denken cit, wir
könnten Freund Meyer durch falsche
Ziorspiegclungen um ein Frühstück
schädigen ? Nein, mein lauter, daS
zahlen 2kl"
Ein paar Tage darnach saß eine
fröhliche laselrunde Bormittags bei
Siechen. Freund Lehmann hatte sich
sehr splendid benommen, da man über
eingekommen war. ihm die Erlegung
von vier Hasen anzudichten. Gerührt
nahm er Meyers Glückwunsch zu dem
gewaltigen Resultat entgegen und ge
duldig faltete er die Brieftasche ausein
ander, um die Zeche zu bezahlen.
Eigentlich ein bischen viel," dachte
er dabei, für vier Hasen, die ich nicht
geschossen habe, aber.... das nächste
Mal wette ich doch wieder. ES ist doch
zu schön, alS guter Schütze so gefeiert
zu werden "
Als hätte Meyer ihm dik Gedanken
vom Gesicht abgelesen! Tcnn schon
streckte er ihm die Hand über den Tisch:
Alko sür'S nächste Mal. wieder auf
sechs, lieber Freund!"
Freudig schlug Lehmann ein. So
kann man in den Ruf kommen, ein
guter, aber vom Pech verfolgter Jäger
zu fein!
Schrecklicher Verlust.
Jhst Neu York. Oktober de
zwanzigste d. Mts.
Staatszeitungs-Nuhspüper. Neu Z)ork
U. S. älrob die Britsch.
Mister Editcr!
Thun Sie mcr de
einzige Gefalle. Mi
fter Editcr, un kimme
Sie nct bei Akzident
in die Näh vun Mei
ner Residenz. Es is
dünscheroß. Tie Alti
is ust'm Warpath.
Ich sclwer hen mich
zum Tschalli in die
Hinnerstud geflucht,
A 1 mim cige cmo e un
' U U mach die Thür nor
HM I I ii miinn W Hnr,
kieper e neue Battcl
bringt, wobei er sicl
durch drei Schläg an die Thür zu er
kenne ze gcwwe Hot.
Was passirt is? Mir is eigentlich
gar nir pasiirt, awwer der Am.
Nämlich es war gestern. Ich war
dorch ergend e merkwürdiges Kohnin
zident ze Haus, den im Racking-Ehair
gesotze un e Treiforenhaldedollariq
gar gcraacht, da kimmt die Alti, ufs
gedreht, in's Zimmer erei mit ercr
Belozitl vun sechzig Meile die tund
Ich sag ganz freindlich Hello" und
frag, was der Mätter wär.
Ter Mütter?" frägt fe. Ta kannst
Tu aach noch frage? Natürlich," fegt
se un zwar tn eme Tempo vun unge
fähr siwwchunnert Wort in der Mmut,
natürlich, Dir is ja Alles Eins, Du
kümmerst Dich um nix, Du machst
Dir keine Sorge, Dir is es ganz
Worscht, von Dir aus könne unser
Kinner verhungern un Ich kann mich
todt gräme, des macht doch Dir nix
aus." Dabei s die Alti in en Thräne
ström ausgebroche, daß Ich gedenkt
hen, es is wenigstens eins vun die Kin-
ner gestorde oder die Teimonds sein ge
stöhle.
Ich hab mich uff's Bitte verlegt, sie
sollt mer doch sage, was passirt wär
un dann is se feinellt dermtt erausqe
kimme, sie hätt uff der Gaß en Toller
verlorn, sie mükt em mit dem Hänkert
schiff aus ihrem Gcldtüschche crausge-
zöge hawwe. In mcmer Gutmüthig
keit sag Ich: Tes macht ja nix. Ich
geb Ttr en (innere.
Jetz is es awwer los gegange: So.
des macht nix? Tir macht es verleicht
nix, awwcr mir, wo sich jede Pcnny
am Mund abspart, macht des sehr
viel." Awwcr des müßt wieder eige-
bracht wcrn, Hot se gelogt. Te ganze
Winter werd emol Abends tel Bier,
onnern blos Tea qetrunkc, un die
Völlerci an die Sonntag die müßt
aach uffhörn. Jede Sonntag en Brate
so groß wie for e ganze Kompeni
Soldate un dann noch alles mögliche
Anne, des könnt se nimmer mache.
Un den neue Hut, den könnt sie sich
natürlich jetz aach nct anschaffe, dann
wann emol Verluste erlitte wern thäte,
des thät ja immer an ihr ausgehn,
denn daß I ch mich emol eischränke un
ihr bchülslich wäre, des thät's ja net
gcwwe. Un sie hätt sich so gefreut den
Winter uff des Tiäter un die Opcrä
und die Konzerts un die Balls un die
Parties, awwer da thät jetz nix draus
werde un sie könnt de ganze Winter
dcrhcim hocke un ihr Lewe elendiglich
vertrauern, dann wann des Geld uff
die Gaß gcschmisse wern thät, un der
Mann that des als ganz gleichgültig
betrachte un thät sich gar kein Kummer
draus mache un thät die Frau die
Sorge alleinig trage lossc, da wär
natürlich kei Geld da, wann die Frau,
wo vun Morgens bis Abends schafft,
sich aach emol e Zerstreuung mache
wollt.
Un des sag Ich Dir, John," Hot
se dann gesagt, Tes gebt mir e War
nung. Tu schleppst des Geld aach im
mer so los in der Hosetasch rum un
Ich seh es schun, daß Te emol des
ganze Fortschcn verlierst un dann
könne mcr bettle gehn un im Poor
hauS ftcrwe, dann denkst Te vcrleicht,
Tci Saufbrüder, mit dene Tu des
1?V
!- 1
mm
viele Geld verspendft, deS heißt, wann
Te eS net vorher verlorn un uff die
Gaß gefchmisse Host, glaabft Te. daß
die was for Tich thun?" Un dann
Hot sie gesagt, sie hatt neulich gesche.
daß Ich t Fufzig-TollcrBill aus der
Weftklafch gezoge hatt. Ob Ich dann
glaade thät. daß nct aach des größte
Vermöge emol all wern müßt, wann
mer jeden Zag e Fukzjg. oder e Hun
nert'Toller.Bill vcrlicrn that un Ich
sollt doch wenigstens an die K inner
denke, wann Ich fchun um sie nix
gewwe thät. oder ob Ich deZ verleicht
for Recht halte thät. wann die Kin
ner fricrn müßte, weil kei Kohle ge
f aast wern könne, weil der Batcr die
HunnertTollerBillS auf die Gaß
werft. Wann sie doch ihrem Kopf
gefolgt wär und hätt dcS stiemhicted
Fiat an der fünfte Ebene in New Jork
gerent. da bräuchte mer doch wenig'
stenZ net elendig ze erfriern.
Ich hen mich während dem letzte
Theil vun der schöne Red immer näher
zu der Thür verzöge un bin dann mit
eim Satz enaus in die Hall, die Trepp
enunner un erüwwcr zum Tschalli, vun
wo auS der gcgewärtige Brief an Jhne
gerichtet is.
Jhne desselke wünschend, sein Ich
mit RigardS so lang
Yours
John Ritsch. Esq.
Pi. Es. Meiner Schützung nach
werd die Alti noch e Paar Tüg sehr
bös sei. Vcr'm nextc Sonntag is
cnihau kei Tchüns, daß sie mer des
verzeiht, daß sie die Tollcr-Bill der
lorn Hot.
Pi. Pi. Es. Mei Sohn Freddy is
grad gckimme un Hot gesagt, die Tol
lerBill wär wieder da. Tie Alti hätt
sie gar net mitgenomme gchatt. Jetz
werd's wahrscheinlich noch e paar Tüg
länger dauern, bis die Alti wieder gut
werd. Jetz spielt fe erst recht die ge
kränkte Unschuld. Ich denk. Ich werd
mich beim Tschalli verbarrikadirn. wie
der Guerin in Päritz.
John Ritsch. Es.
berühmte 2ttänner als pan
toffelkeldcn.
Aus dem Leben von Berühmtheiten
erzählt Edward John Hardy in dem
neuen Buch Tas Liebes und Eheleben
berühmter Männer" einige amüsante
Anekdoten.
Ein großer Pantoffelheld war z. B.
Tizian. Seine Frau Eäcilia soll eine
herrschsüchtige, diktatorische Tame ge-
Wesen sein, die nch von ihrem Gatten
täglich eine genaue Abrechnung seiner
Ausgaben vorlegen ließ. Tcr Künstler
mußte allerlei Schliche und Knisie an
wenden, wenn er einmal in Gesellschaft
guter Freunde ein Gläschen Wein trin-
ken wollte. Aber Tizian scheint doch
diese Strenge seiner Frau nicht zu
schwer empfunden zu haben, denn als
sie starb, war er untröstlich und oe
trauerte sie aufrichtig.
Auch Andrea del Sarto war ein äl)n
liches Schicksal zu Theil geworden,
Seine Frau verbitterte ihm das Leben
durch ihre unvernünftige Eifersucht
und vertrieb alle Freunde aus seinem
Hause.
Ter Herzog von Marlborough ließ
sich von seiner Frau in ungeheuerlicher
Weife tyrannisiren. Er war das
Muster eines Pantoffelhelden. Wäh
rend einer seiner Feldzüge schrieb er
ihr: Augenblicklich habe ich es mit 60,
000 der besten Soldaten unter der
Sonne zu thun, die von den ersten
Feldherrn Europas kommandirt wer
den, aber ich fürchte sie nicht halb so
sehr wie Dich, mein Lieb, wenn Du
böse bist !"
Nach langer vergeblicher Werbung
gelang es dem berühmten Schriftsteller
Addison endlich, die verwittwete Gräfin
Warwick als Gattin heimzuführen.
Aber die edle Dame behandelte ihn so
schlecht, daß es im Bolksmunde feiner
zeit hieß: Holland House!" so war
der Name ihres Wohnutzes vermag
trotzdem es so groß ist, Herrn Addison,
die Gräfin von Warwick und einen
dritten Insassen den Frieden nicht
gleichzeitig zu beherbergen, und anläß
lich feiner Ernennung zum Staats
sekretär schrieb Lady Montague einem
Freunde: Ein solcher Posten und die
Gräfin zum Weibe, das scheint mir für
einen asthmatischen Mann mehr, als er
auf die Tauer aushalten kann, und
wir werden wohl den Tag erleben, da
er gern aus beide verzichtet."
Sir Richard Arkwriqht, der Erfinder
der Spinnmaschine, trennte sich schließ
lich von seiner Frau, weil sie seine Mo
delle, die mit seinen Versuchen, das
''Ferpetuum mobile zu erfinden.
in engster Verbindung standen, kurz
und klein zu schlagen pflegte.
James Watt, der Entdecker der
Dampfkraft, mußte vor der Sauber-
kcitsmanie seiner zweiten Frau mit sei
nen Werkzeugen in die Dachstube flüch
ten, wo er vor ihrer Rcinigungswuth
sicher war. Ihre Schooßhündchen so
gar dursten ja nie die Schwelle über
treten, ehe sie ihnen die Pfoten abae-
wischt hatte. Tage lang kam oft Watt
aus feinem Dachstübchen nicht herunter.
Er bereitete sich seine bescheidenen Mahl
Zeiten selbst und vergaß hier, über sei
nen Studien und Versuchen, das häus
liche Elend. Vielleicht wurde die Ent
deckung der Dampfkraft dadurch nur
beschleunigt, daß Mrs. Watt durch
ihr unleidliches Benehmen ihren Gat-
ten zu dieser unfreiwilligen Verban
nung in sein Arbeitszimmer getrieben
hat.
EZ dürfte indessen wenig Männer
geben, deren Leben durch Frauen mehr
beeinflußt worden ist, als da, Abraham
Lincolns, des Präsidenten der Ber.
Staaten. Seine erste Liede wurde ihm
durch den Tod entrinnt. Später er
regte dann eine andere junge Tame
seine Bewunderung, die aber seine
Werbung ausschlug. Endlich verlobte
er sich mit Miß Mary Zodd. Er mag
wohl aber schon ihr böses Temperament
frühzeitig geahnt haben, denn der zu
künftige Präsident ließ am HochzeitS
tage ! die Braut plötzlich im Stich.
Wohlmeinende Freunde brachten dann
das Paar wieder zusammen, und ein
zweiter Hochzeitstag wurde festgesetzt.
Als Lincoln sich zur Trauung anklci
dcte. wurde er von einem Knaben im
Hause gefragt, wohin er denn gehe,
und voll Galgenhumor gab er in Vor
ahnung dessen, was ihm bevorstand,
die treffende Antwort: Ich glaube, in
die Hölle!" Lincoln gehorchte seiner
Frau mit fast sklavischer Unterwürfig
keit; denn er fürchtete ihre böse Zunge
und wollte Ruhe im Hause haben.
Eines Tages kam ein Mann zu Mrs.
Lincoln, um sie wegen ihrer Unhöflich
keit gegen seine Nichte zur Rede zu
stellen. Sie überschüttete ihn mit einer
Fluth von Schimpfworten und wilden
Reden, fo daß der Mann sich erschrocken
zurückzog und den unglücklichen Ehe
mann sofort aufsuchte, um ihm die Ge
schichte zu erzählen. Ich bedaure leb
haft, dies hören zu müssen." antwortete
Lincoln, aber ich muß in aller Offen
hcit eine Frage an Sie richten: Könn
ten Sie nicht einige Minuten aushal
ten, wo das Schicksal fciir bestimmt
hat. seit fünfzehn Jahren auszn
halten?"
Sigarrologie".
Sage, wie Tu rauchst, und ein
englischer Gelehrter wird Tir sagen,
wer Tu bist!" fo muß die neueste
Variation dcs alten Satzes lauten.
Tie Grundzüge der neuen Wissen
schaft" aber find folgende: Ein Mann.
der die Eigarre sest zwischen den Zäh-
nen behalt, unbekümmert darum, ob
sie brennt oder nicht, ist ein zum An
griff geneigtes, berechnendes, genaues.
um nicht zu sagen, gefährliches Jndi
viduum. Ein Mann, der seine
Eigarre bedächtig raucht, gerade genug,
um sie noch in Brand zu erhalten, der
sie oft aus dem Munde nimmt und
mit Vergnügen die blauen Rinae be
obachtct. die er in die Luft bläst, ist
ein zutriedener. gutmüthiger, recht
schaffcner Mensch. Wieder ein anderer
Typus von Männern ist dieser: sie
rauchen mit vielen Unterbrechungen,
machen einen Zug und dann lassen sie
fte liegen, benehmen sich überhaupt bei
dem Geschäft sehr ungeschickt. Solche
Leute haben einen unentschiedenen
Eharakter und lassen sich leicht durch
äußere Verhältnisse bestimmen. Wenn
ein Mann nervös an seiner Eiaarre
herumbastclt, sie auch ein, wenig zer-
vruckt, 10 tann man ihn für einen
Gecken, für eitel und frivol halten. Er
hält unveränderlich feine Cigarre aus
wärts. während ein sinnlicher, flacb
köpfiger Mensch seine Cigarre senkrecht
in's Gesicht steckt". Wenn jemand
die Cigarre kaut und beständig herum-
dreht, ist er nervös, aber sehr zäh.
Jemand, der feine Cigarre nicht in
Brand erhalten kann, ist hochherzig
veranlagt. Er hat eine lebhafte Natur,
man kann vertraut mit ibm umoeben.
er hat eine geläufige Zunge und ist
gewöhnlich guter Geschichtenerzähler.
?in höflicher Gläubiger.
Es giebt wohl kaum einen höflicheren
Gläubiger als den Hindu. Eine Probe
mag folgender Brief eines Schuh-
machers dieses Vo kcs aeben, der um
Bezahlung einer Rechnung im Betrage
von 24 Ruvien bittet: ..Dem febr
ehrenwcrthen und ehrwürdigen Sahib
Ich. der Verfertiaer von Sekuben und
Stiefeln, der ich wie der Staub unter
den nuken des lehr ebrenwürdiaen
bib bin. der mir aeaenüber dastebt wi?
Sonne, Mond und Sterne, gegenüber
der auf dem niedrigen Boden kriechen
den Ameise, der ich ein verächtliches
Tina bin. ein Sklave des Sabib. be-
gehre demüthig und ängstlich die Be-
zayiung einer kleinen chuld von 24
Ruvien. ui einer 3eit da es dem euren
werthen Sahib gefallen möge sich in
seiner Hoheit herabzulassen, die Aus
Zahlung einer so geringen Kleinigkeit,
wie die genannte Summe ist, in Er
wägung zu ziehen; und ich erflehe, be
gehre, erbitte demüthig seine Verzci
huna. daß ich ihn mit dieser Scbuld
quäle, denn ich weiß nur zu gut, daß
er mich mit Pracht. Ehre und Ruhm
überschüttet dadurch, daß er mir erlaubt,
seinen schönen Fuß mit den Gaben
meines Handwerks zu schmücken. Elend,
wie ick bin. ntcncicbne ick mick des
ehrenwcrthen und verehrungswürdigen
Sahib Hund und Sklave" Hoffent
lich hat der chrenmerthe und ehrwürdige
Sahib sofort nach Emvkana dieses
rührenden Ergusses das Geld gesandt,
font ti zu fürchten, dafz der Hund
und Sklave" soaleick die Klaae bei dem
Civilgerichtshos eingereicht hat, um die
czaylung feiner Rechnung zu erwir
ken: das würde er nämlich trok der in
der Epistel an den Tag gelegten Demuth
und Höflichkeit unweigerlich thun.
wiedergegeben.
A. (zu B.. einander lncndl: ..Nun.
Tu hast ja auf Deinem Teller Deine
chwemsknochen liegen lanen?"
B: ,.ü denk t wobl. ick nebme die
mit in's Bett, wie Tu!"
?s Mutterauge.
An deiner kleinen Wiege steh' ich
Und horcke, wie sich'S drinnen regt.
In deine kleinen Züge sch' ich
Und laufche. wie dein Herze schlägt.
Wird eS im Sturm, wird es im Frieden
Turch dies bewegte Leben gehn?
Tas Schicksal, das dir einst beschicken.
Kein Blick der Liede kann es sehn.
Und dennoch will ich fest vertrauen.
Denn eines gab dir das Geschick:
Schon deine Kinderaugen schauen
Hinein in helles, volles Glück.
Nie fühlt' ich so mit tiefster Wonne
Tas selige Beisammensein,
Und dies Gefühl wird deine Sonne,
Und dieser Segen ist auch dein.
Ter gute Engel, der vor Jahren
Tie Arme schützend schlang um mich
Er wird auch dich dem Heil bewahren,
Sein Mutterauge hättet dich.
An deiner kleinen Wiege steh' ich
Und horche, wie fich's drinnen regt,
In deine kleinen Züge sch' ich
Und lausche, wie dein Herze schlägt.
Karl S t i e l e r.
Häuslichkeit.
Wenn ich ein junges Mädchen wär'.
Mein Erstes wäre das:
Ich nähme Strickbaumwolle her
Und strickt' ohne Unterlaß.
Ich ließe das Pianospiel,
Tas nur ist Ohrcntrug,
Geklimpert wird ja viel zu viel,
Gestrickt, doch nie genug.
Wenn ich ein junges Mädchen wär',
Mein Zweites wäre das:
Ich controllirte etwas mehr ,
Tie Wäscherin am Faß.
Ich stellte, wenn die Waschzeit ist,
Romanlectüre ein:
Mit spannenden Romanen liest
Man nicht die Wüsche rein.
Wenn ich ein junges Mädchen wär'.
Mein Liebstes wäre das:
Ich ging zur Köchin in die Lehr'
Und kochte selber 'was!
Ter Haussrau ziemt es sicherlich,
Wenn sie gut kochen kann.
Und könnt' ich dies, bekäme ich
Auch sicher einen Mann.
Heiteres
Ter kleine Emil sollte Sätze mit
Berhaltnikwörtern ausschreiben. Da
bei fielen am besten aus die Sätze mit
den Worten: anstatt, halben, wegen,
ungeachtet, gemäß, mittels, längs, ent
lang, zufolge, trotz, zuwider, sammt,
seit. Tiefe Sätze lauteten:
Mein fater fein färdcstall liecht an
Stadt Hamborg".
Ter Kaiser tahm den könig auf
halben wegen entgegen.
Ter Tieb iß ungeachtet.
Tas Quart ist ein Gemäß.
Mittels des Arztes stirb der kranke.
Willi Seifert geht noch innerhalb
kurzen Hofe.
friz Meier glitscht ein ganses End
lang.
Meine Hose ißt unweit.
Tie kremers frau geht immer in
samt und feit.
Ter böhse schüler ißt den Lehrer
schon längs zufolge Trotz zuwider.
Sä sch märt m i an. No,
Wilmken, wat fühlt di denn?" fragt
der Lehrer den kleinen A-b-c-Schüßcn.
der heute zum erstenmal die Schule be
sucht und seinen betrübten Blick bcstän-
big zur. Thüre gehen läßt
Mine Modder hct ml versproken,
um tein Uhr cene Bottcrbemme te
bringen,, awcr ek glöwe, sä schmärt mi
an," entgcgnet Wilmken schluchzend,
unter schallender Heiterkeit der Klasse.
Tyackerays schönste Rede.
Folgender Scherz wird von dem Hu-
moristcn Thackcray in einer neuen eng
lischcn Biographie erzählt. Er war
kein öffentlicher Redner, aber er wollte
es um jeden Preis sein. Einmal sollte
er in einer Versammlung in Manche
ster sprechen; es galt Dickens und Bul-
wer, die vor ihm gesprochen hatten,
auszustechen. Bevor er begann, warf
Thackeray dem Vorsitzenden einen Blick
zu, der ungefähr besagte: Die Ande
ren haben ja ganz gut gesprochen, aber
das, was jetzt kommt, wird einfach un
übertrefflich fein." Drei Minuten lang
ging es wirklich ausgezeichnet. Thacke
ray sprach fließend, ohne auch nur einen
Moment zu stocken. Tann verließ ihn
plötzlich mitten in einem schön ausge
arbeiteten Satz sein Gedächtniß; er hielt
inne, warf einen Blick komischer Vcr
zweiflung aus die Decke dcs Saales und
ctzte sich schließlich zögernd nieder. Bis
zum Schluß der Versammlung blieb er
vollkommen gefaßt auf der Rcdnertri
büne sitzen. Kurz vor Schluß erhob er
sich und sagte ohne Zeichen von Ver-
wirrung: Ich bedaure es aufrichtig,
daß Sie ein unglücklicher Zufall daran
verhindert hat, eine der schönsten Reden
zu hören, die jemals von einem briti
schen Redner gehalten wurde." Die
Lacher waren aus seiner Seite.
l) erschnappt.
Heiratsvermittler: Der betreffende
Herr meint. Sie wären eigentlich zu alt
ur ihn; fünfundzwanzig. . . "
Fräulein (entrüstet): Was. fünf-
undzwanzig ist schon zu alt?. . . wenn
er nun erst die Wahrheit erfährt?"
Tes Menschen größte Macht liegt
nicht in der Stärke, fondern im Willen.
!iuf der ?ekunlZrl'iI'n.
Fahrgaft (zum Lokomotivführer, wel
cher. trotzdem die Abfahrtszeit schon seit
etlichen Minuten verstrichen ist. die
Maschine nicht in Bewegung fetzt, dafür
aber wie besessen der Tampspfeife
schrille, langgezogene Töne entlockt):
.Jetzt sagt'S ma nur. weg'n waS fahr'
mir denn net? Und weg'n waS pfeift'S
es denn so närrisch?"
Lokomotivführer: .Ja. mir kinna
no net abfahr'n im Wirthshaus sitzt
no einer, der a mit will, und weil er si'
vcrfamt. drum pfeif' i' ihm!"
,?attk Aildeutunz.
Zimmerherr: .Frau Lehmann, Sie
sind wohl Mitglied im Thicrfchutz
verein?"
Wirthin: Ja. wohcr wissen Sie
das?"
Zimmerherr: Tas habe ich heute
Nacht gemerkt."
Unbegreiflich.
Vater: Und Tu willst richtig die
Verlobung rückgängig machen, liebes
Hannchen?
Tochter: Ja, ich liebe meinen
Bräutigam nicht und kann ihn nicht
lieben."
Vater: Wie, und das ist der einzige
Grund?"
Ans der schule.
In der letzte Klasse einer hannöver
schen Volksschule werden den kleinen
Mädchen die Anfangsgründe der
Rechenkunst beigebracht. Die betrcf
sende Lehrerin giebt den kleinen Mäd
chen die Rcchcncxempcl, zum besseren
Verständniß immer unter Nennung von
Acpfcln. Birnen, Pflaumen u. f. w.
auf. Plötzlich hebt ein kleines sechs
jähriges Fräulein ihren Finger in die
Höhe und sagt treuherzig: Tu mußt
mich mal was mit Pfannkuchen fragen,
die mag ich so gerne."
Spekulativ
Warum heirathen Sie nicht die
reiche alte Erbin Guld?"
Sie ist mir noch immer nicht alt
genug!"
Vom Lrerzierplatz.
Unteroffizier: Kerls, wie könnt ihr
das Zeitalter der Elektrizität nur durch
solche jämmerliche Kniebeugen ent
weihen!" keicht gemacht.
Lehrer: Bilde mir einen Satz, wo
das Wort Kolibri vorkommt!"
Schüler: Wenn wir genug Fleisch
haben, dann bleibt der Kohl übn'!"
Drastischer Stoßseufzer.
Pantoffelheld: Ach. ist das mit
meiner Frau ein Kreuz! 50 Mal ver
liert sie den Tag vor Zorn die Sprache
und 100 Mal findet Sie sie wieder.
höchste Eile,
Portier (der die Zeit verschlafen, in
den Wartesaal stürzend): .Meine Herr
schaften, es ist die höchste Zeit zum Ein
steigen, das Zügl ist grad' hinaus
gefahren!" So war's nicht gemeint.
Herr: Glauben Sie auch, daß das
Nadfahren sür'S Herz gefährlich werden
kann?"
Junge Tame: Freilich, eine Club-
freundin von mir hat sich schon ver
lobt!" Durchschaut.
Mann: Wie Du nur fo über die
Posthalterin schimpfen kannst; sie hat
Dich doch während Deiner Krankheit
zweimal besucht!"
Frau: Gewiß aber da hatte sie
jedesmal einen neuen Hut aus!"
Ehrgeiz.
Landrichter: Steffelbauer, Du hast
den Prozeß gewonnen!"
Bauer: Ich appcllir'!"
Landrichter: Bist Du denn toll?"
Bauer: Nein, die Appellationsräth'
soll'n au seh n, daß ich recht habe!"
Abgewinkt.
Ach, Fräulein, ich würde Sie als
Ihr Gatte auf den Händen tragen!"
Gut, wovon aber wollen Sie mich
ernähren?"
Ihre Eltern sind a reich?"
Sehen Sie, da liegt der Has' im
Pfeffer. Papa sagt, ein Mann, der
seine Hände fortwährend in den Taschen
der Schwiegereltern hat, kann unmög
lich seine Frau gleichzeitig aus denscl
den tragen."
Gutmüthig.
Ihre Frau scheint ein sehr gutes
Gemüth zu haben?"
O ia; die kann kochen und thut s
nicht!"
Beschränkter Patriotismus.
Liddy. schwärmst Du auch für die
Marine?"
Ja. aber nur für die lcdige!"
Moderne ZNuttcrsorgen.
Nun, Frau Müller, wie entwickeln
sich denn Ihre Kinder?"
Ganz gut, nur unser Jüngstes, das
vierjährige Lieschen, will gar nicht so
recht radeln lernen!"
militärisch Kompliment.
Leutnant: Gnädigste, glaube, an
Ihrer Wiege waren Grazien scktions
weise aufmarschirt!"