Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, October 05, 1899, Image 11

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    Ein Pcrkiufcr Andres.
15 liegt eine tiefe Wahrheit in dem
alten Aus'pruch: nichts Neues unter
der Sonne. Weim in der Zcitgkschichte
.twaS vorfällt, was man meint, früher
nicht erlebt zu haben, ist es oft nur dem
einfachen Umstände zuzuschreiben, daß
wir die Beledenheiten früherer Zeiten
vergessen haben. Wti der größten
Spannung sieht die ganze civilisirte
Welt den Nachrichten über Ändr-eS
Schicksal entgegen, um zu erfahren, ob
die kühnen Forscher noch unter den
gebenden weilen oder im ewigen Eise
der Polargcgendcn für immer ver
schwunden sind. Wie viele erinnern
sich aber, daß gerade vor 50 Jahren die
ganze Welt von derselben Spannung
bezüglich eines ganz ähnlichen Problem?
erfüllt war?
Jede Periode hat ihre Probleme zu
lösen. Gerade wie jetzt der Nordpol
aus Forscher und Teesahrcr eine so
große Anziehungskraft ausübt, so war
es in der ersten Hälfte unseres Jahr
Hunderts die Frage, ob eS eine Nord
w e st p a f s a g e gäbe, welche die ganze
gebildete Welt beschäftigte, (3 war
jedoch kein neues, plötzlich auftauchendes
Problem, das man zu lösen suchte.
Im Gegentheil hatte man seit der Ent
deckung Amerikas beständig die Äög
lichkcit. um diesen Weltteil in nörd
licher Richtung herumzusegeln, in Er
ivügung gezogen, und die Namen:
DaviS, Hudson und Bassin
sind mit diesen Versuchen eng verknüpft.
Anfangs dieses Jahrhunderts wurde
die Frage .wieder mit neuer Kraft auf
genommen, und besonders die Englische
Regierung opferte bedeutende Eum
inen, um arktische Expeditionen aus
zu rüsten.
Unter den Männern, die aus dem
Gebiete der Polarforschung in erster
Reihe standen, war John Franklin.
Er nahm schon im Jahre 1818 an der
Reise Buchaus nach der Bchringstrake
theil. Zwei Jahre später unternahm
seine berühmte Reise nach dem
ffupfermineflusse. Vermittels kleiner
Böte erreichte er Kap Turnagain (68.
jtad nördl. Breite), vermochte aber
nicht, weiter vorzudringen, und wurde
genöthigt, unter großen Beschwerden
die Rückreise anzutreten. In den Iah
ren 182527 unternahm er eine neue
Reise, während welcher er die unbekann
ien Gegenden zwischen dem Kupfcrmine
und dem Mackenzie-Fluß untersuchte.
Auf dieser Reife gelang es ihm, bis
zum 130. Grad wcftl. Länge vorzudrin
gen. Seine Wirksamkeit als Polar
forscher wurde jedoch vorläufig durch
feine Ernennung zum Gouverneur in
Tasmanien unterbrochen. 1843 wurde
er von der Regierung plötzlich zurück
gerufen und an die Spitze einer neuen
Expedition nach den Polargegcnden at
stellt. Am 19. Mai 1345 verlief er
mit den Schiffen Ercbus" und Ter
ror" die Küste Englands, um die Reise,
von der er nie wieder zurückkehren
sollte, zu unternehmen. Ende Juli
desselben Jahres wurde die Expedition
im nördlichen Rhette der BasNnsvuqt.
stellen den Mclvillcfund steuernd, ge
sehen von diesem Augenblick aber
hört jede Nachricht von Fraiulm und
seinen Begleitern aus.
1854 wurde der Polarforscher Tr.
Rae von der Hudson, Bay-Kompagnie
ausgcfandt. um die verschwundenen
Ezpeditionsmitglicder aufzusuchen. Im
König Wilkclms-'ande traf er einige
EslimoS. die ihm erzählten, daß man
vor vier Jahren 40 weiße Männer dort
gesehen habe. Tiefelden feien im Äe
sitze von Schlitten und einem Boote ge
wcfen, und einige Monate später habe
man sie als Leichen aus einer Insel an
der Mündung des großen Jischcnflusses
gefunden. Daß diee weißen Man
ncr" wirklich der Franklin-Expedition
angehört hatten, ging auch daraus hev
vor. daß die Eskimos mehrere silberne
Gegenstände besaßen, die mit den Na
mcn Franklins und mehrere der ihn
begleitenden infiziere verfeyen waren.
Als Dr. Rae mit diesen Nachrichten
nach England zurückkam, entstand bei
der Gattin des verichollenen Seef ahrers,
Lady Jane Franklin, eine neue Hoff
nung. über das Schicksal ihreZ Mannes
Gewißheit zu erlangen, und sie richtete
an die englische Admiralität die drin
gende Aufforderung, nochmals eine
Expedition auszusenden, da man ja nun
wußte, in welche? Richtung man zu
suchen habe. Tie Regierung war jedoch
nicht geneigt, diesen Wunsch zu erfüllen,
sie wies auf die erfolglosen Anstrengun
gen hin, die man schon in dieser Sache
gethan habe, und erklärte, nachdem
man bereits so große Opfer gebracht,
werde man es nicht verantworten kön
nen, noch mehr Menfchenleberk einem so
hoffnungslosen Unternehmen zu opfern.
Lady Franklin beschloß nun, eine
Expedition auf eigene Kosten auszu
rüsten. Als Führer derselben wählte sie
den wegen feiner Polarrreifen besann
tcn Kapitän M'Elintock. dem es
gelang, wenigstens einen Theil der Auf
gabe zu lösen.
Am 1. Juli 1857 verließ er mit dem
Dampfer Fox" Aderdeen und erreichte
im August die Melvilleducht, wo er
schnell von gewaltigen Eismasicn ein
gesperrt wurde. Ein halbes Jahr hin
durch wurde das Schiff vom Eise hin
und her getrieben, und erst im nächsten
Frühjahre konnte eZ die offene See wie
der erreichen. M'Elintock wurde genü
thigt, sein Winterquartier im Port
Kennedy an der Ostseite der Halbinsel
Boothia aufzuschlagen. Im Frühjahre
1859 nahm er die Untersuchungen jedvch
wieder aus. und es gelang ihm endlich, i
im König WilliamZ-Lande zahlreiche
llcbcrreft: der derunzlüZten Franklin
Expedition zu finden, unter anderem
einen Kasten mit einem Tokument. da?
zuveilamge Nachrichten über das Zchick
fal der Expedition enthielt. Aus dem
selben ging hervor, daß Franklin. nach
dem er Eornwalle Land untersucht, auf
den Beechri'Jnseln überwintert bade.
Nachdem man dieselben durch Schlitten
fahrten gründlich untersucht, sei die
Expedition im -ommer 18lu auf
gebrochen und ziemlich schnell in Eis
Massen hineingerathcn, mit welchen sie
in südliche Richtung gegen König
Williams'Land getrieben worden fei.
Noch im folgenden Frühjahre seien die
Schiffe vom Eise eingesperrt gewesen
und in demselben Sommer, am II.
Juni 1847, sei Franklin gestorben.
Auch den nächsten Winter waren die
Schiffe von den Eismaffen gefesselt,
während Krankheits und Todesfälle
viele Mitglieder der Expedition weg
rafften. Zuletzt hätten dann die Offf
ziere beschlossen, die Schick zu verlas
fen. und am 22 April 1848 sei man
in dicIBoote gegangen. Tie starte Kälte
habe die schon voraus sehr ermüdete
Mannschaft noch mehr geschwächt, den
noch habe man die Wanderung fortge
setzt. Wie weit man gegen Süden vor
gedrungen sei. ist unbekannt.
In der Nähe vom König Williams
Land wurden 40 Leichen gefunden, da
gegen ist das Schicksal der übrigen sehr
zahlreichen Besatzung bis jetzt noch im-
mer ein ungelöstes Räthsel.
)ohn Ritsch, der Aristokrat.
Kerchheim-Bolande, Palz, Büväria,
Schörmeni, Jnropp. September
de fexte d. Mts.
Staatszcitungs-Nuhspapcr, Neu $ort
11. S. äkron die Atlantik.
Mister Editer!
Of eourfe. Sie
wern verftane haw
we. daß des selwiges
Mal. wo Ich Jhne
Brüderschaft auf Tu
und Tu gcoffert hen,
daß des blos for Fon
war. Nämlich, Ich
hen e Disksveri ge-
macht, wo eS mir zur
Dutti macht, mich
nct mehr common ze
mache mit common
Leit. Es is e lange
Gcfchicht. awwer Sie
könne es als e körst
Klütz Tensäfchen in Ihrer Sosiereti-
Kalum mir.
Ich fein nämlich eme ehrvolle Ruf
gefolgt, hierher ze limme an mct Ge
durtsstütt. Ich sein nämlich hier, des
heißt eigentlich im nezte Torf, wo aro
wer bei der nezte Anneräschen, wann
Greater Kerchheim-Bolande bet Ehar
ter konsolidäted werd, mit zu der Zitty
gezoge werd, geboren, indem daß Ich
deS Licht des königlich bayerische Regie
runqsbezirks Palz erblickt hab.
For e Konfideräschen von zehntau
fend Mark als Stiftung för e eltern
loses Orphan-Aseilum sein Ich hier
zum Ehrebörger mit sämmtliche Libcv
ties der Zitty gemacht worn un es is
mir zu Ehrn uff mei Koste e Bäniett
gegewe worn. wo der Magistrat un die
sämmtliche Spitze der Behörde derbei
present warn un mir gehuldigt hen.
Mit dem Spieksch. wo Ich bei der
Okäschen gchalte hen, hab Ich mich
ielwer üwwertroffe. Ich hen gesagt:
Liebe un Getreue! Meine Herrn
Vorfahrn, darunner aach mei Herr
Vaddcr un espefchelli mei ausaezeich-
neter un erhabener Herr Großvadder
hen ichun die Güte gehabt, als emol in
unser gute un getreue Stadt Kerch-
helm-Bolande ze kimme un deswcge
konsidcr Ich die hcintige Huldigung
vum Herrn Bcamtcstand, dem hoch
würdige Herrn Klerikus un dem Herrn
Osfizierskorpps. wo dorch de Herrn
Bczirksfeldwcbel reprcsentct is, als en
weitere Beweis vun Ihrer Ergebnheit
gege Mich un mei Haus und Ich geb
Jhne die Versprechung un mei größtes
Ehrenwort, daß Ich einige Zeit! wann
die Okäschen es verlange thät, net zö
gern thät, einige Säkrifeifes von Eich
for Mich un mei Haus ze akzepte.
Trotzdem mi die heiligste Bande vun
Familie Erinnerunge an die Zitty
binde, wo fchun mei erhabener Urgroß
vadder als Säuhirt wichtige Dienst ge
than un bcfonners mei ausgezeichneter
Herr Großvadder als Nachtwächter ge
watscht Hot. so thät Ich net en Aage
blick zaudern, ergend en lohn vun
dieser meiner liebe un getreue Stadt,
wann er nüwwer nach Amerika käm
und Arbeit von mir kriege thät. würd
ich em schaffe mache, daß ihm die
Schwarte krache un es mit Fassung ze
ertrage, wann er drüwwer kaput gehn
thät. Trum, Mister President 'und
Schentelmen of die Konwcntfchcn, wollt
Ich sage: Liebe un Getreue, ergreife
sie die fchliffene (Maler un trinke Sie
den Scchs-Mark-Wci mit Mir uff Mich
un mei Haus un Ich trink un mei
gute und getreue Stadt Kcrchhcim
Bolande, wo sich selbst dorch mei Er
nennung zum Ehrndörger am höchste
geehrt Hot. Kerchheim-Bolande soll
Horräh, Horräh, Horräh lewe un noch
emol mit gedämpfter Stimm: Hör
räh!"
Es war e erhabener Moncment.
Mister Editer, wie Ich gcfinifcht gehatt
hen. Ter Bürgermeister Hot geweint,
un Alles war gerührt nn Hot de theure
Wei getrunke wie nix Gutes.
Des is awwer noch net Alles, Mister
Editer'. Die Senfa'chen. wo die ganze
Sosieieii von Größer Neu ?)rrl un die
Ver. Staate at large derbei revoluicho
neift werd, kimint erst noch. Ich hen
nämlich e Tiökoveri gemacht, daß iin
ser Geschlecht vum älteste Adel is. in
dem daß wir vun die Titchgrafe. Titch
vun Titchzrabe abstamme, wo schun
unncr Karl dem Große einer dervon
vun die Enemies in der Gcsangeschast
lebendig gcbrate worn is. Ich hen hier
em Geschichtsforscher, wo mich uff die
Sach aufmerksam gemacht Hot (der
Mann is kompäretivli noch gar net
emol theuer) Order gegewe. mer mein
Stammdaum. mei Pedigri un Alles,
was derzu belangt, sammt dem Fämili
wappe, dem Eskutfchen un Eoat of
Arms auszeardeite un zesamme mit
dokumenteri Evidenz un erer gut er
halten Ahne-Källery (wo mer in Ju
ropp einige Zeit sckonhändig kaafe
kann), nach Neu Jork ze schicke.
Tes heißt, ob Ich in Neu York
bleib, deS weiß Ich noch nct. Sie könne
net verlange, daß e Mann, wo sich als
Eount establischt, mit der Shoddy
Aristokräsflc. wo sich in Neu Vork die
Vicrhunnert lalle, aufmixe soll. Well,
das werd sich Alles finde. Einstweile
verbleib Ich Ihr wohl konfeetionirtcr
Titchzraf Titch vun Titchgrabe.
früher genannt
John Ritsch. Eöq.
Ich denk net, daß es jctz noch fit for
mich wär, mit eme Plebejün, wie der
Acdmircll Tewey. zesamme in Neu
Z)ork eizeziche. Ich derf mer nix vun
meiner Ezkluhsivncß vergewwe. Wahr
scheint werd Ich nach London üwwcr
siedle. Dem Tschalli könne Sie sage.
Ich thät en net kenne un könnt mich
üwwerhauvt net erinnern, daß Ich en
emol gekennt hab. For dc'Goß un de
Piet ün de Pelzkappe Bally un de
Törre Quetsche Hannes gilt Teffcl
wige. Tes sein lauter kommone Leit,
wo net fit for mich fein, Kompany der
m:t ze halte.
Sage Sie mcim Sohn, dem Freddy,
er soll sich emol unncr die Vanderbilts
oder Aftors oder GouldS nach eme
Match umsehe. Des iS zwar e Meß
Allianz, awcr des macht nix. des is jetz
fctetl in der Aristokrä,.
Freundschaft und Theilnahme
unter de Vögeln.
So intercffant es schon ist. auch un
ter den Thieren einem Gcmüthlebcn zu
begegnen, so ist es uns doch doppelt
überraschend, wenn wir sie nach Em
psindungcn handeln sehen, die selbst dem
Menschen Ehre machen.
Ein Diener des englischen Natur
forschcrs Romanes schoß einst mit einem
Jagdgewehr eine Krähe, die er f
nahm, um ne als Vogelscheuche zu
verwenden. Ta bemerkte Romanes.
daß der Schütze von einer anderen Krähe
verfolgt wurde, die wie ein Pfeil über
dem Kopte desselben hin und her flog.
in der Hoffnung vielleicht, den Unglück
lichen Kameraden aus den Händen kl
ncs Räubers zu befreien. Selbst dann
noch, als der todte Vogel bereits an
der Spitze einer lange Stange als
Schreckbild befestigt dahing. kamen feine
alten Kameraden hcrbeigeflogen. ihm
zu helten. Nachdem sie sich aber über.
zeugt haben mochten, daß alle Hoffnung
vergebens, und der Unglückliche rct
tungsios verloren war, flogen ne tn
großer Aufregung davon und mieden
von da an die ganze Gegend.
Ich selbst beobachtete vor kurzem den
Kampf eines solchen Vogels mit einem
gewaltigen Hühnerhabicht und war
nicht wenig gespannt über den Aus-
ganq dietcs amptes bei den o un-
gleichen Kräften. Mcheremal schwang
sich die Krähe über ihren Todfeind em
por und stürzte sich dann wie ein Pfeil
auf denselben herab, um vielleicht mit
ihrem kräftigen Schnabel dessen Auge
zu verletzen und ihn somit kämpf
unfähig zu machen. Allein der Habicht
ließ sich nicht werfen. Er wendete und
drehte sich, das Manöver des verfchla
genen Feindes zu vereiteln, und durch
sein Beispiel klug geworden, schwang
er sich endlich selbst in die Höhe, um die
Krähe unter sich zu bringen. Tiefe
schien ermattet, hatte vielleicht auch von
den scharfen Krallen des Habichts bc
reits einige Scitenhicbe bekommen, und
vermochte sich nicht mehr über ihren
Gegner zu erheben. Ich gab sie ver
loren; war es doch eine zu große Kühn
heit von ihr, einen so mächtigen Gegner
zu überfallen, ohne sich erst nach Bei-
stand umzusehen. Ta aus einmal ka
men von Westen her plötzlich zwei Krä
hen ihrem unterliegenden Kameraden.
dessen bedrängte Lage sie jedenfalls in
der Ferne erkannt hatten, zu Hilfe und
fielen mit einem heiseren Gckrächse über
den gcnieinsamen Feind her, um feine
Aufmcrlsamkeit aus sich zu lenken und
ihn so zu veranlassen, den Kamps mit
deni geschwächten Feinde aufzuacbcn.
Ter Habicht aber besann sich nicht
lange, sofort ergriff er schleunigst die
Flucht und war bald im nahen Walde
zwischen den Bäumen verschwunden.
Tie Krähen ließen ihn ziehen, nahmen
ihren muthigen, aus den Krallen des
Feindes befreiten Genossen in ibre
Mitte und flogen mit ihm nach ihrem
tammquartier zurück. Aus re ner
Theilnahme und Anhänglichkeit hatten
sie ihr Leben gewagt, ihren Kameraden
aus seiner gefährlichen Lage zu befreien.
GambrinuS und das Bier.
Wenige Leute werden auf die itraae
nach dem Erfinder deS Bieres um die
Antwort verlegen sein: Das warGam
brinus. König von Flandern und Bra-
oant; denn schon hundertmal haben sie
farbenprächtiges Büdniß in Bicr -
Hin
i..n. .... k Zi., .
ijUi4i;i uiiu ciuiiüiiii t,c;u,;u, .in j
er. Die ro:ie a.n ocm cuurie, oa.
Schwert an der ente, dem Bcfchauer
mit nerviger F;::f einen überschau
wenden Po'al wohlgefällig zureicht
wahrend ein Paar tnehr oder minder
schöne Verse darunter den gekrönten
Erfinder des edln Ecrftenzedräues
verherrlichen. Vorwitzige Gelehrte da
gegen, die an nichts glauben, wovon sie
nicht den Taufschein in der Geschichte
finden und die auch gelesen haben, daß
daS Bier schon vor un'erer Zeitrcch
nung bekannt war, beweisen des Lan
gen und Breiten. Gambrinus fei nur
eine erdichtete Persönlichkeit, die nie
mal? gelebt habe, weil sich nirgends eine
Tpurvon ihr entdecken lasse. Erfi neue
rer Forschung verdanken wir den Aus
fchluß. daß Gambrinus" eine Na
mensvcrdrchung ist. daß der wirkliche
Träger des Namens Jan Primus"
hieß und nur durch ein Spiel des Zu
falls mit der undenklich lange vor ihm
in Gebrauch gckommmencn Bicrbraue
rci in Verbindung gebracht worden ist.
Tiefer Jan I., geboren 1251. gefallen
in einem Turnier zu Bar 1294. war
Herzog von Brabant. ein gar rittcr
licher Herr und Bürgerfrciind, der sich
auch als Minnesänger in vlämischcr
und französischer Sprache hervorthat.
Mit der Bierbrauerei hatte er nichts
zu schaffen, aber als volksthünrlichcr
Fürst verschmähte er es nicht, sich als
Ehrenmitglied in die Brüsseler Braue
reigilde ausnehmcn zu lassen, und die
Brauer hingen sein Bild in ihrem Gil
denhause aus. Taß man dem Herzog
aus dem Bilde einen schäumenden Pokal
in die Hand gab, war natürlich, woll
tcn doch die Brauer nicht nur den Für-
sten. ondern gleichzeitig auch ihr Ge
werbe ehren. Später, als Jan und sein
Geschlecht längst schon im Grabe ruhten
und der Schleier der Jahre sich über die
Vergangenheit breitete, wurde Jan pri
mus in Gambrinus verdreht, während
der Standort seines Bildes im Hause
der Brüsseler Brauereigilde ungcsucht
die Veranlasiung gab, unfern Helden
zum Erfinder des Bierbrauens zu stcm-
pcln. Toch halten wir ihn tn Ehren.
den wackeren Gambrinus, selbst wenn er
so wenig das Bier wie das Pulver ev
fand. Tafür war er ein ritterlicher
Held, ein minnlglichcr Dichter, ein
kräftiger Regent und ein fröhlicher
Zecher!
Aus dem Lebe einer TSngeri.
Ter Direktor der Straßburger Oper
war in der grüßten Verzweiflung
Abends sollten die Meistersinger" qe
geben werden und zehn Stunden vorher
hat die zugendlich-dramatische Sängerin
krankheitshalber" abgesagt. Wüthend
schleudert de? Gestrenge das ärztliche
Attest in den Papicrkorb und überlegt.
was zu thun fei. Da ein großer Theil
der Plätze schon im Vorverkauf vergeben
ist, muß die Vorstellung auf jeden Fall
naiinnoen. Er oenit even daran, tele
graphisch einen Gast aus dem Rhein
lande herbeizurufen, als Fräulein
'Minna Göttlich, die beliebte Soubrette,
,n das ?zur-au des Direktors tritt.
Was wünschen Sie?" ruft der Eebie
ter. Vorschuß, Herr Direktor," lautet
die lakonische Antwort der innaen Dame
Ta reißt dem Gestrengen die Geduld
und er ruft: Das fehlte noch eine
Erleichterung meiner Börse!" Ich will
auch Ihr Herz erleichtern," entgegnct
ruhig die Künstlerin; ich werde, wenn
es Ihnen recht ist, heute das Evchcn in
den 'I'ceifternngern" übernehmen
Der Direktor runzelt die Stirne, tritt
feierlich, vor die Sängerin hm und
fragt sie im tiefsten Basse: Kennen Sie
die Partie auch so gründlich, daß ich
mich auf Sie verlassen kann?" Sie
dürfen aus mein Mitwirken rechnen.
wie ich aus den Vorschuß." erwiderte
lächelnd die Sängerin und verläßt schnell
das Zimmer.
gramem Gonnq yieit Wort; am
Tage memorirte sie die Rolle, welche sie
früher ans musikalischem Interesse ftu-
birt hatte, und genel Abends in der
Partie so gut, daß der Kapellmeister
und die Kritik ihr den Rath gaben, stch
dem jugendlich-dramatischen Fache zu
widmen.
Jahre sind darüber verflossen. Fräu-
lein Minna Göttlich, die Hauptkrast der
Königsberger Oper, ist eine vorziig
liche Wagnersängerin geworden. Tie
Stimme, welche an Größe und Umfang
erheblich gewonnen, hat an Schmelz
nicht das Geringste eingebüßt. Mit den
Vorzügen des Gesanges verbindet sie die
Wärme des Spieles, welche den Laien
bestrickt und mit sich fortreißt und den
Kritiker die denkende und empfindende
Künstlerin erkennen läßt. ' Am liebsten
singt sie die Elisabeth im .Tannhäuser".
Als Fräulein Göttlich im letzten Som
mer im Berliner Theater des Westens"
mit großem Erfolge qastirt hatte, unter-
zeichnete sie einen Vertrag mit Herrn
Erdmann-Jcsnitzer, der sie als Prima
donna an das Bremer Stadttheatcr ver
pflichtete. Tie Künstlerin, welche sich
in früheren Jahren glücklich fühlte, das
Aennchen im Freifchü fingen zu dür
fen, hat durch sittliche Kraft und eifcr
nen Fleiß den steilen Pfad erklommen,
auf dessen Gipfel die hehren Frauen
gestalten Wagners: Brunhilde und
Isolde, stehen.
Sin Pagenstreich.
Eines Tages verfügte sich das Parla
ment zu Paris zum König Ludwig des
Vierzehnten unter Führung eines Prä
sidentcn und bat in einer wichtigen An
gclegenheit um Audienz. Tie' Herren
mußten bis zum Erscheinen des Monar-1
!ch?n
:m Vorz'.mmer verteilen, .er
würdige Prändeut, angethan m:t mach
tiaer StaatZpcrrücke. nahm auf einem
Send Platz, um welchen sich die üdri
gen Parlamentsmitglieder in ihren
großen Allongeperrückn ausgestellt hat
ten. indem sie. sich leise unterhaltend,
den König erwarteten. Diesen Zeit
Punkt nahm ein loser Page wahr, un
bemerkt die Staatsperrücke des Präsiden
ten mit Nadeln an die Lehne, über
welche ihre Locken so üppig herabhingen,
zu befestigen. Als nun der Monarch
in das Vorzimmer trat, die Mitglieder
des Parlaments sich tief verbeugten,
und der Präsident sich pflichtschuldigst
schnell von seinem Sitz erhob, blieb die
Perrücke, wie AlsalonS Haare am
Baume, hängen und der alte ehrwür
dige Staatsdiener stand, den anderen
zum Spott, als Kahlkopf vor feinem
Köniae. Ter leichtfertige Page, der
feine Schadenfreude nicht verbergen
konnte, verrieth sich sogleich als Thäter,
kam indeß mit der milden Strafe da
von. daß erden verspotteten Präsidenten
in feiner Wohnung demüthig um Ver
zeihung bitten sollte. Tie Art. wie daS
geschah, setzte jedoch der Respektlosigkeit
des übermüthigen Bur chcn die Zirone
aus. Mitten in der Nacht sprengte er
vor das Haus deS Präfidenten, don
nerte an das Saustdor und erklärte.
als man ihm öffnete, daß er aus Befehl
des Königs komme und den Präsidenten
sprechen müsse. Man weckte den alten
Herrn aus dem ersten Schlafe. Tiefer
ließ den Pagen sogleich vor fein Bett
kommen, und erfuhr nun. daß der
leichtsinnige junge Mensch nur gckom
mcn fei. die ihm für das Festnageln
der Perrücke diktirte träfe avzuvüfzcn.
nämlich ,hn um Verzeihung zu bitten.
Und seltsam! Ter sonderbare Staate
Würdenträger machte gute Miene zum
bösen Spiel; er belachte, wie er selbst
erzählte, den drolligen Einfall und ent-
ll? in Gnaden den frechen pöttcr
Wie wenig Ansehen damals das Par
lament genoß, ersieht man aus diesen
streichen.
Mi is 'n fett ZWin tolopcn.
Unter dieser Ueberfchrift wird dem
Hoy. Wochenblatt" Folgendes mitge.
theilt: Zwei Landleute Jehann und
Hinncrk. aus dem Nachbardorfe R
hatten unser Kriegerseft gründlich mit
gefeiert. Arm in Arm, sich gegenseitig
stützend und haltend, waren sie im
Dunkel der Nacht ins Hcimathsdorf ge-
langt bis zu der Stelle, wo ihre Wege
sich trennten. Jehann schob nach rechts,
Hinncrk nach links. Vereint war das
Marfchircn so leidlich gegangen, aber
getrennt oh weh. Unser Hinnerk
langt endlich vor einem bekannten Ge
bäude an. In der Meinung, sein ei
genes Heim vor sich zu haben, öffnet er
die Thür, legt sich nieder und ruht bald
in festem Schlaf.
So gegen 5 Uhr kommt Nachbar
Tierk aus den Federn, will feine Ställe
infplziren und die Ferkeln futtern
Nanur? Wat is denn dat? Die Stall
döhr apen?" Leise geht Tierk näher
heran, und sich! Ta liegt auf weicher
Streu selig im Traum lächelnd der
wohlbekannte, brave Hinnen.
Tierk ist ein Schalk. Er schleicht
ganz leise wieder von bannen, ruft
Nachbars Ficke, Trina. Becke, Lischcn,
Meta und Gefchc: Kamt mal fix hier-
her, mi is äwcr Nacht een fett Smm
tolopcn, et litt in n tall. kiekt mal to,
wem dat woll tohört!" Und alle sechs
Mädchen kommen nun neugierig heran,
Dierk macht die Thüre aus. O, dieses
Kreischen! Tas mußte selbst einen so
tiefen, seligen Schlummer stören, wie
Hinncrts Schlaf war. eine Augen
lieber heben sich schwerfällig, vcrwun
dcrt sieht er die lachenden Mädchen an,
ohne die Situation begreifen zu können
und ruft dann entrüstet aus: Tunner
wäcr! Wo kamt Ji denn her, wat willt
Jl m min Kammer?"
Der allmähligen Ernüchterung folgte
ein gehöriger Katzenjammer, begleitet
von dem unvermeidlichen Morali
sehen". Das Schlimmste bei der Ge-
schichte ist aber jetzt die Fopperei. Wo
Hinncrk sich sehen läßt, da tönt ihm die
Frage entgegen: Hinnerk, hest all hört?
Bi Tierk ist 'n fett Smin tolopcn."
Bunse und die Lrden.
Sehr charakteristisch für das Wesen
des verstorbenen Gelehrten war seine
Stellung zu den auf ihn niedcrreqnen-
den Auszeichnungen. Er legte ihnen
wenig Werth bei und schien insbeson-
dere den Schmuck, den Orden und
Ehrenzeichen verleihen, gering zu
schätzen. Er vergaß einfach, bei offi
ziellen Gelegenheiten feine Orden anzu
legen. Um nun dieser manchmal übel
vermerkten Vergeßlichkeit vorzubeugen,
kam seine Haushälterin auf den Ein
fall, feine sämmtlichen Orden und
Ehrenzeichen in den Taschen der Bein-
kleider unterzubringen, die er zu seinem
grqck anzuziehen pflegte. Eines Tages
war ein badischer Prinz in Heidelberg
anwesend, und Bunsen war mit einer
Anzahl anderer Hochschullehrer bei ihm
zur Tafel geladen. Als er das Vor
zimmcr betrat, fand er die übrigen
Gäste schon versammelt, aus deren
Reihen ein Kollege auf ihn zutrat mit
den Worten:
Aber Herr Gcheimrath. wo haben
Sie denn Ihre Orden?"
Busen stutzt, bcnnnt sich, greift in
die linke Hosentasche und zieht vor
den erstaunten Anwesenden eine Hand
voll Sterne und Kreuze heraus. Tie
anfängliche Verblüftung löst sich ,n hei
teres Lachen.
O. ich habe nech mehr.' sagt Vun
seit freundlich und präsentirt den Rest
seiner Aufzeichnungen aus der rechten
Hosentasche.
m CiM)':.
Bürgermeister anläßlich einer Fest
tasel): Meine Herren, mir fallt da
ein Ausspruch ein, den Friedrich der
Große gethan hat. tHier bricht der
Redner ad und schweigt.) Meine Her
ren. weiß vielleicht einer von Ihnen,
was Friedrich der Große gesagt hat.
mir fälltS nämlich jetzt nicht tuxf
ulturfortschritt.
Einbrecher: 'S ist wahr, heut zu
Tage giebt eS keine Entfernung mehr!
Heute Morgen befand ich mich noch in
Milwaukee auf freiem Fuße und heute
Abend fitze ich schon in Ehicago in Un
tcrfuchung."
Ach so!
A: Wie besorgt Ihre Frau um
Ihre Gesundheit ist!"
B: Ja, sie weiß, wenn ich eine
große Tottorrechnung bezahlen muß.
machen wir keine Baecreise."
Noch schlimmer.
A: Tu scheinst nicht mehr auf dem
besten Fuß zu stehen mit Freund
Eduard? Ist er Tir Geld schuldig?"
B: Nein, aber er wollte es werden."
verlockend.
(Aus einem Briefe der Schriftstellerin
Amanda von Zeilingcn.) Uebri
gcns würden Sie. geehrter Herr Rcdac
teur, durch die Annahme meiner Novel
len auch das Rückporto ersparen.
Ewig jung.
Arzt: Ich versichere Sie. diesMcdi
kament kann selbst im Säuglingsaltcr
unbedenklich genommen werden!"
Alte Jungfer: Dann will ich ein
mal den Versuch damit machen!"
Kleiner Unterschied.
Bei der gestrigen Jagd hatte
ich Pech."
Sie haben wohl ein Wild angcschos
fen und das hat sich geflüchtet?!"
Nein, aber ich hab' etwas Zahmes
angeschossen und das hat geflucht!"
Unsere Dienstboten.
Hausfrau (ihr Mädchen in der Küche
mit einem Husaren überraschend):
Aber Lina, was ist denn das für ein
Soldat?"
Dienstmädchen: Kennen gnädige
Frau denn nicht 'mal einen Husaren?"
Moderne Köchin.
Hausfrau: Und warum wollen Sie
die Stelle bei mir nicht annehmen?"
Köchin: Es geht nicht! Ich dichte
nämlich, und in dieser engen, dunklen
Küche würde ich nie in Stimmung"
kommen."
Ein ernster Lall.
Ein bekannter Raufbold, der alle
Augenblick in eine unangenehme Ge
schichte verwickelt ist, trifft einen Freund
auf der Straße und apostophiri ihn
folgendermaßen: Gut. daß ich Dich
treffe, Robert Du mußt mir morgen
eiuen Zeugen machen!"
Was? Schon wieder?"
Ja, ich habe aus Dich gerechnet
Tu darfst es mir nicht abschlagen."
Ist die Affaire ernstlich?" '
Sehr ernst ich hcirathe nämlich!"
hereingefallen.
Herr (zu einem mittelalterlichen
Fräulein): Ich weiß es ganz genau,
wenn ich um Sie anhielte, würde Ihre
ganze vornehme Familie dagegen sein.
Daher verzichte ich lieber."
Fräulein: Nein. nein, jetzt heirathe
ich Sie gerade zum Trotz."
vorsichtig.
Tu, Alter, heute wird Julius
Caesar" gegeben."
,.Na. was mccnste denn, woll' mer
ncingch'n?"
Ja, aber Tu mußt erst fragen, ob
in dem Stücke geschossen werd!"
Benetinnng.
Dresdner: Entschuld'qen Se qie-
digst. welche Schbczialidäd ha'm Se
denn ecgendlich?"
Artist: Ich hebe große it4c mit
den Zähnen auf."
Dresdner: Aha, dann sin Se woll
Zahnkünstlcr!"
Auch ein Grund.
Mein Fräulein, wir sind schon seit
einem Jahrhunftert für einander be-
stimmt."
Wicso?"
Schon mein Großvater hat von
Ihrem Urgroßvater eine Hypothek aus
fein Schloß ausgenommen."
Tinrentanden.
Baron (zur Tänzerin) : Ich beabsich-
sichtige, Ihnen zum Geburtstag einen
Brillantschmuck zu schenken, Fräulein
Olga. Was sagen Sie dazu?"
Tänzerin: Ich nenne das , eine
brillante Idee. Herr Baron!"
Immer Fachmann.
A (Schriftsteller): Ich habe gestern
Abend ein Mädchen geküßt und sie be
handelte mich, wie es die Redakteure
mit meinen Manuskripten thun."
B: Wieso?"
A: Sie gab mir Alles mit Dank
zurück."