Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, September 21, 1899, Image 11

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    Das Fahneicholen.
tfint Manöveracschichle von (Oll
f d t r.
.Reveille um 4J Uhr. Tik Kam
pagnicn rücken einzeln nach dem Wcft
ausgang des KantonnkmentS, wo das
BcNaillon um 5t Uhr zum Abmarsch
dknit fleht. Tik fünfte Kompagnie
holt die Fahne. Für den erkrankten
Hauptmann Peterlein fuhrt Cberleut
tiaitt v. Tetten die fünfte Kompagnie."
2o lautete der Bataillonsdefehl für
daS zweite Bataillon des Jnf.'Stegi'
ments Nr. X. auf den kommenden
Tag. Einstweilen faßen die Mann
fchaften an dem schönen Abend mit
ihren Quartierleuten lachend und
plaudernd vor den Häusern. Andere
hatten sich noch nicht von der flei
nen Bierwirthschaft trennen können
und lustig schallten die Reservelieder
auS den niederen Fenstern.
Auch im .Adler", wo die Offiziere
gegessen hatten, ging'S noch lebhaft ge
nug her. AlleS war in heiterster
Laune. daS Essen war vorzüglich ge
Wesen, namentlich daS Roastbeef ver
diente, wie der als Gastronom der
fchrieene v. Tetten behauptete, einfach
das Prädikat exquisit". Schmunzelnd
strich der Adlerwirth sowohl di! Kom
plimente für die Kochkunst feiner Ehe
hülste, als auch daZ dafür entfallende
materielle Entgelt ein. Ter ganze
Tisch stand voll leerer Flaschen und an
der Leutnantsecke sah man sogar als
letzte Spuren hier vollbrachter Thaten
einige Sektflaschen stehen. Man war
bei Kaffee undZigarren, und dienstliches,
aber trotzdem schallendes Gelächter be
lohnte die Witze des gutgelaunten
Kommandeurs.
Lange würde die Fröhlichkeit übn
genS nicht dauern können, aus Rück
sicht für die Ruhe des Gestrengen, der
im .Adler" sein Quartier hatte, und
als er nun Anstalten machte, sich auf
sein Zimmer zurückzuziehen, räumten
sofort auch die Herren Hauptleute und
Leutnants einer nach dem anderen das
Feld. Auch unser neugebackener Kom
pagnieführcr v. Teilen, dessen sprich
wörtlicher Appetit heute Unglaubliches
geleistet hatte, schickte sich zum Gehen
an. nicht ohne v. Baschwitz, dem jung
ften Kameraden, die Sorge für den
Frühstückskorb an's Herz gelegt zu
haben. Ter Frühstückökorb spielte im
Bataillon eine große Rolle und erschien
während der Manöpertage, von zwei
verschmitzten Of sizicrsburschen getragen,
stets zufallig" hinter der Front, wenn
das Signal: Tas Ganze Halt!" er
schallte. Auf seinen Inhalt durfte man
übrigens im Hinblick auf die gute Küche
der Frau Adlcrwirthin diesmal mit
, Recht gespannt sein.
Bor der Thüre standen die vier
Mütter'' der Kompagnien, ihre Chefs
erwartend, etwa noch nöthige dienstliche
Weisungen entgegenzunehmen. Tann
ging alles nach den Quartieren, um
den durch die vorangegangenen Stra
pazen Biwak und eine neunstündige
Uebung ermatteten Knochen die er
sehnte Ruhe zu gönnen.
Am nächsten Morgen stand die
Minfte eine halbe Stunde früher wie
die anderen Kompagnien auf dem
Appellplatz, umgeben von dem größten
Theil der mobilen Torfbewohncr
allen voran, sozusagen mitten in der
Kompagnie das Rickcle", eine etwas
geschuckte Weibsperson mit merkwürdig
starr abstehenden, wirren Haaren. Bor
der Front, aus dem kleinen Fuchs des
HauptmannS Peterlein hielt der lange
Tetten, tief durchdrungen von der dop
pcltcn Ehre feines heutigen Amtes. Ter
Anzug der Leute wurde nachgesehen, die
Zugführer machten Meldung, alles
stimmte.
.Stillgestanden! Tas Gewehr
über! mit Sektionen rechts schwenkt
marsch! Halt'. Bataillon marsch!"
und unter dem Klang der zwei
Trommeln und zwei Pfeifen, die
Sergeant Sieger, der Bataillonstam
dour, etwas mißvergnügt über die ge
ringe Zahl; atiführte, ging's nach dem
Quartier des Kommandeurs, um die
Fahne, oder, wie sie verstohlen in Leut
nantskreisen genannt wurde, den Am
bitionsknüppel abzuholen. Tie ganze
Torfjugend, theilweise noch beladen mit
einem heulenden Knäuel kleiner Ge
schwistcr trotcte vorn und zu, beiden
Seiten der Kompagnie: aus den Fen-
.stern guckten und nickten die Alten;
überall leuchtende Blicke uno niegenoe
Zöpfe. Aller Bewunderung galt dem
Bataillonstambour mit Stock und gold
befranzten ' Schwalbennestern, und
hauptsächlich dem stolz aus feinem Rosse
sitzenden Kompagnieführer. Bitte mir
aus, daß keiner bummelt!" hatte v. Tct
te:i seinen Leuten zugerufen und in der
That wurde auch der Schläfrigste mun
ter, als man beim Näherkommen den
Burschen mit dem hochbeinigen Braunen
des Herrn Majors erkannte und diesen
selbst schon oben aus dem Fenster blicken
sah. Tadellos schwenkten die Sektionen
aus das helle Kommando ihres Führers
ein und auf halt!" stand alles still.
Tie Fahncnsektion trat vor, und der
Fahnenträger, ein alter schnurrbärtiger
Sergeant, ' stieg die kleine Freitreppe
unter dem Wirthsschild hinan, um die
Fahne aus dem Zimmer des Komman
drurs zu holen. . .
Athemlos warten Kops an Kops die
Zuschauer. Wie eine Mauer steht W
Kompagnie, bereit, das alte Ehren
'zeichen des Bataillons zu begrüßen, v.
Tetten fitzt mit leuchtendem Blick, den
blanken Tegen auf dem Schenkel,
regungslos auf feinem Strcetroß. Aller!
Augen sind auf die HauSkhüre gerichtet,
die soeben von innen geöffnet wird.
.Achtung!" tönt daS mit voller Lun
gcnkraft abgegebene Kommando deS
jungen Kompagnieführcrs. Prüfen
tirt daS Gewehr!" Ter Präfentir
marsch ertönt, die Gewehre fliegen her
unter und in der Thüre erscheint der
.Frühftückskord" der Offiziere, getra
gen von zwei verschlafen aussehenden
Burschen.
v. Tetten hatte sich nicht schlecht ge
ärgert über die verwünschte Geschichte,
die natürlich schnell genug die Runde im
Bataillon machte; als aber der Herr
Major am Nachmittag bei Tisch des
vorzüglichen Frühstücks gebuchte und
mit einem Seitenblick aus v. Zeiten be
hauptete: Tem Frühftückskord sei noch
nie so viel Ehre angethan worden wie
heute, da stimmte er mit in das schal
lende Gelächter der Kameraden ein.
TaS Fahncnholen aber das ge
lobte er sich für die Zukunft, wollte er
von nun ab mit größter Vorsicht be
treiben.
cbcnlcbc's Nachfolger.
Börlin. Qguft de zehnte d. M.
StaatszcitungS-Nuhspöper. Neu Iork
U. S. äkroß die Atlantik.
Mister Editcr!
cttt Thun Tie mer dock
de einzige Gefalle,
Mister Editer. unthun
Sie Jhr'n Pull un
Influenz juse bei' Go
vernment, daß Ich er
gend e oneräri Ap
pointmcnt mit cme gut
saunding Tcitel krieg.
Körne! oder Kam
mischener will thun.
Sikrct Kannzeller wär
mer awwer lieber.
Nämlich Ich halt es
cisach nimmer länger
aus. bier ;ffiifsfipn hi
Ghei inräth. . Prafcffors. Sekretärs.
Deirektors. gewöhnliche Rath und In
spcktors. Hier is Jeder ergend etwas.
Wann er noch nichts is, da is er e
Referendar oder Praktikant, un ehentcr
daß er des wird, is er e Aspirant oder
e Kandidat oder crgend so was.
Mer muß sich ja in de Erzgrundbode
enei schäme, wann mer da so als
hundsgemeiner Mister oder EZquire
derzwische rum lause muß. Ich hcn
schon gedenkt, ob Ich nct üff mei Bisite
Karte President John Ritsch Esq."
Per. Staate, Amerika."
Printe lojse soll. Als President vun
dem Kegclclub Sandhaas wär Ich in
teitel dcrzu. Ich hen awwer gehört,
daß se hier sehr tuftickeller sein Wege
unbefugter Teitelführung.
Es wär mer ach lieber, wann Ich
en kliere Teitel zu eme Teile! hatt,
weil Ich wabrsckeints. wann de? m,
perer hierher kimmt. e Interview mit
ein yamme werd. Ich sein nämlich
schun bei Hof eigeführt. Wenigstens
sein Ich an die bette Törms mit emr
Mann, wo dem Jmpcrer sehr nah
,iem. r is trotz seiner hohe Stellung
e sehr gemüthlicher Mann. Er loßt
mich immer bezahle, wann mer ze
samme sein. Eräktli kenn Ick, fei fia
püssiti beim Hof nct. awwerJch glaab.
er Hot was mit dem königliche Hofstall
ze thun. Ich hen vun Bekannte vun
ein aebört. daß er die Ebr bot. dp
königliche Leibpferd ze putze un de Stall
vun oem lonigucye un kaiserliche Thier
auszcmiste. For den is es of course
e Kleinigkeit, mir des interview mit
dem Jmpcrer ze verschaffe. Un passe
ete auf. Miller Editer. wann icb er
emol mit dem Jmpcrer bekannt bin, da
sein mer bald die dickste ftrenis. dann
der Jmperer werd glci merke, wen er
vor nch yot. un, werd mein Acdweis
jttjurn wolle. Well, mer kann net
wisse. Ter Hohcnlohe soll wackclich
stehen. Er is aach aus'm Bayrische,
der Hohenlohc. Es thut mer sehr
wahrscheinlich appicrn, daß for sein
Sukzcsscr wieder Einer aus'm Bayrische
genomme werd. Ich sag ja -noch nix
for schür. Ich mcen blos.
Ich hen heint mcim Frcnt vun, lai
serliche un königliche Hos cn Hint in
der Tirektschen gegcwwe un er Hot ge
sagt, es sollt en gar net'wunnern. Er
that sein kaiserliche un königliche Herrn
kenne, un dem wär Einiges zuzetrauc.
Thun Sie awwer noch ni? dcrvo
eneisctze, Mister Editcr. Es is noch
net osfischelli. Awwer e Sätissätischcn
wär es sor mich, wann Ich de' Job
kriege that, schun Wege dem Makünlei.
wo selwigcS Mal reftust Hot. mich in
sei Kabinett ze nemme. (Ich hätt es
enihau resjust.")
Tie Alti gleicht es hier sehr gut.
Sie rechnet immer Alles in Dollers um
un freit sich dann, mann se statt drei
Mark blos finsesiwwezig Cents aus
gcgcwme Hot. Namentlich des Kär
rädschreite iS hicr fchr billig, un des
plicst die Alti sehr.
Bei anncre Sache is es wieder on
plesscnt. daß es so billig is. For In
stcnz hcn mer gestern in's Tiätcr ze
wollt. Wie ich gefragt hcn. was der
theicrste Platz wär, hok der Herr Ka
schier gesagt: Sex' Mark. Mer sein
gar net enei gegange. Ich will mer nct
nackfaae lasse, daß ck in eme Ti??
uf'm Tollerunehalb-Sitz gcsotze hcn.
Aber es ,s zctz der chentelman hier
(Ich glaab er heißt Rosethal oder so
was), wo in Neu Z)ork die Aeftoria-
Konzerts gemänetscht Hot. Ich denk,
der werd k Bißle mehr Steil un Pra
minenz in die Kunftpreis bringe.
Tie Maud gleicht's hier bester wie
in FränS. Sie fegt, sie werd Jhne
nextenS schreiwwe un t soschiell Jwen!
enaunze.
Tormit fein Ich so lang bei Weist
I o h n R i t s ch . Esq.
Ich werd wahrfchcints in die nerte
Tag e Wkinis. wollt Ich sagk e Rhein
Reif mache. Ich kenn zwar de Rhein
schun vun früher, awwer selwigcs Mal
sein Ich bei Fuß geträwwelt. (Tes is
unner uns.) Ich denk, der Rhein muß
jctz noch schöner sei. Tes schönste am
Rhein des .sein nämlich die Ruine, un
die fein doch jedenfalls in die viele
Jahr, wo Ich nimmer da war. noch
viel ruinirter un älter geworn.
Aedreß: Kaiserhof I. Klaß.
höchste Seit.
Wie ,apiläil IamcZ A. Payne mit knapper
Zioih einem ehrlosen Tode iniging.
Um ein Haar wäre es Kapitän James
A. Payne nicht vergönnt gewesen, auf
den Philippinen für daS Sternenban
ner zu fechten, denn im Jahre 1863
drohte ihm der schimpfliche Tod eines
Spions.
Tamals gehörte er McLennan's
Batterie von Truboden's Brigade im
Heere der Konföderirten an. Im Mai
wurde er während des Gefechts bei
Parson's Mühle von den Unionssol
baten gefangen genommen. Er wurde
nach Rowclsburg, wo bereits viele Kon
föderirte internirt waren, gebracht.
Toch lasten wir den Kapitän übet
seine Erlebniffe selbst berichten: Unge
fähr eine Woche nach meiner Gefangen
nähme betraten ein Offizier und zwei
Soldaten der Unionsarmee den Raum,
in cm wir zu Vielen untergebracht
waren. Die Leute gingen ohne ein
!ll!ort zu sprechen von einem Gesänge
nen zum anderen. Vor mir blieben sie
plötzlich stehen, fixirten mich genau und
verließen dann das Lokal.
Ich war einigermaßen befremdet
über die Art und Weife, in der sie mich
beobachtet hatten. Nach wenigen Auqen
blicken kehrte der Offizier zurück und
theilte mir mit, ich sei als der beruch
richtigte konfödcrirte Spion Redmond
erkannt worden.
Von Anfang an hatte ich meinen
rechten Namen und den Ort meiner
Gefangennahme angegeben, ich wieder
holte dasselbe dem Offizier, doch dieser
hatte nur ein mitleidiges Achselzucken
für mich übrig. Am nächsten Tage
wurde ich dem Kommandeur vorgc
führt, und dort identifizirten mich die
beiden Unionsioldaten als Redmond.
Die Leute beschworen, sie hätten mich
erst kürzlich in Cumberland. Md.. ge
sehen. Sie sagten zwar, ich sehe etwas
jünger aus, aber dies sei wahrscheinlich
eine Folge der Haft. Als ich nun
meine Entlastungszeugen vorfuhren
sollte, stellte es sich heraus, öaß alle
meine gefangenen Kameraden seit eini
gen Tagen einem anderen Gefängniß
überwiesen worden, so daß Niemand
mich identifiziren konnte. Ich ersuchte
das Gericht, mir kurze Frist zu gewähr
rcn, um meine Identität feststellen zu
lassen. ch wurde abschlägig befchie
den und bis zur Urtheilsverkündigung
wieder festgesetzt. Nach einer Stunde
wurde mir mitgetheilt, ich fei zum
Tode verurtheikr worden.
Eine Woche Zeit gab man mir.
um inich auf den Tod vorzubereiten.
In einen dunkelen Keller wurde ich ge
führt und dort an einen Stützpfeiler
gefesselt. Die mich umschließende Kette
war kaum lang genug, um mir zu ge
statten, mich dem einzigen Fenster zu
nähern. Vor dem Hause wanderte ein
Posten im eintönigen Schritt auf und
ab. Gaffer umstanden stets mein Ge
fängniß und starrten mich wie ein
Wunder an.
Eines Tages faßte ich mir ein Herz
und sprach einen der farbigen Neu
gierigen an. Da ich einige Tollars be
saß, ersuchte ich ihn, mir etwas Tabak
zu besorgen, was er auch that. Ich
entschloß mich, dem Neger ein Schrei
den an den kommandirenden Offizier
in Cumberland, General Kelly, anzu
vertrauen, denn dieser konnte einen
Ausschub meines Urtheils anordnen,
bis ich meine Unschuld beweisen konnte.
Nach langcrem Zureden entschloß sich
der Farbige, den Auftrag auszurichten.
Er nahm mein Schreiben, einige Tol
lars für seine Bemühungen und ver
schwand auf Nimmerwiedersehen.
Es blieben mir nur noch vier Tage
Frist und so .entschloß ich .mich, einen
zweiten Boten abzusenden, aber auch
dieser führte den Auftrag nicht aus.
Einen Tag vor meiner Exekution sandte
ich einen dritten Neger an General
Kelly ab. Um 2 Uhr Namittags an
dem Tage, der für meine Hinrichtung
festgesetzt worden war. wurde ich unter
starker militärischer Eskorte in einen
nahen Wald gebracht. Man übergab
mich dort einigen Soldaten, die einen
langen Strick mit sich führten. Indem
Augenblick als man mir die Schlange ;
um den Hals legte, kam ein Reiter in
sausendem Galopp daher. Schon von
Weitem rief er dem Offizier, der die
Hinrichtung zu vollziehen hatte, etwas
zu. Man ließ die Schlinge um mei
nen Hals locker, und nachdem der Rci
tcr mit dcm Offizier gesprochen hatte,
sagte mir Letzterer: General Kelly hat
Ihren Aufschub bewilligt."
Ich wurde in mein EefängPtz zu
rückgebracht und nach wenigen Tagen
X
identirijirt, und somit entging ich einkm
khrloscn Tode. Ich erfuhr später, daß
der dritte Bote mein schreiben an
General Kelly überbrachte, und dieser
noch gerade Zeit fand, feinen rettenden
Boten abzusenden. Bald darauf wurde
ich aus Ehrenwort freigelassen und fpä
ter gegen einen UnionSfoldatcn ausge
wechselt."
Berbi, d,rVSr":
Eine reizende Anekdote auS den
Jugendtagen deS Meisters Verdi er
zahlt als Selbstcrlebtes der Bildhauer
Jean Tuprö in der Römischen
Tribuna". Es war in der ersten
Epoche der ruhmvollen Laufbahn des
großen Tonsctzcrs im Jahre 1857," so
berichtet der Künstler' .Verdi kam da
mals nach Florenz, um der Jnszene
sctzung mid Erstaufführung seiner
neuen Opfer Macbeth" beizuwohnen.
Nicht der beste Ruf begleitete ihn dort
hin; was nicht weiter überrascht, denn
Verdi hatte zu jener Zeit unendlich viele
Feinde. Sie sagten von ihm. daß er
als Mensch genau so ruppig" wie als
Künstler fei, daß er den italienischen
"bei canto'' ruinire. ein wahrer Bür
in Menschengestalt wäre, unumgänglich
und voll Tünkel und Hoffahrt. Ich
zählte zu den wenigen Bewunderern
seines Talentes, seiner Opernwerke, die
man damals kannte: Nebukadnezar",
Tie Lombarden" und Ernani"; ich
konnte nicht glauben, was jene Feinde
verbreiteten, und wollte endlich mein
Herz erleichtern, wollte Gewißheit
haben. So schrieb ich denn auf eins
Karte folgende Worte: I. Tuprs
bittet den großen Maestro Verdi, ihm
in seinem Atelier die Ehre feines Be-
suches zu geben und dort eine neue
Marmorarbeit Cain" in Augenschein
zu nehmen, die er ihm zeigen möchte, ehe
sie die Werkstatt verläßt." Um zu
sehe?, wie weit Verdi der Bär" war,
als den ihn seine Feinde schilderten,
überbrachte ich ihm diesen Brief per
sönlich und gab mich für einen Schüler
Professor Tuprös aus. Mit mat
heurer Liebenswürdigkeit empfing mich
Verdi, las den Brief und sagte schlicht:
Bestellen Sie Ihrem Professor, daß
ich ihm bestens danke, und daß ich ihn
baldmöglichst aufsuchen würde; ich bin
neugierig, die persönliche Bekanntschaft
deS jungen Bildhauers zu machen.
Sie können Ihren Wunsch sofort er-
füllt sehen," entgeqnete ich, ich selbst
bin der Bildhauer TuprS." Ta brach
Verdi in ein herzhaftes Lachen aus.
drückte mir die Hand und sagte: Sie
haben Ihre Rolle gut' gespielt. Aber
ich komme doch. Sie aufzusuchen.'
Auch heute noch," schließt TuprS seine
Erzählung, gilt der große Meister bei
Vielen als ein völlig unumgänglicher
Mensch. Tas kommt daher, daß Verdi
die Ämateurphotographen geradezu ver
abscheut, den Interviewern meilenweit
ans dem Wege geht, vor Autozram
men, die man von ihm fordert, eine
wahre Furcht hat und nur die ruhige
Geselligkeit im Kreise seiner Freunde
liebt."
Matthäus Füchslein.
Matthäus Füchslein hatte eben die
Matura hinter sich und war aus seiner
kleinen Provinzstadt mit allen den
ländlichen Geistes- und Charaktereigen
fchaften, die sich nun einmal trotz
Gymnasium und Matura nicht hinweg
studiren lassen, in der Residenz ange
kommen. Philosophie wollte er studiren
und dies ganz ernstlich. Hatte ihm ja
doch fein Vater vor seiner Abreise mit
allem Möglichen gedroht, wenn er nicht
seine Zeit ans der alma mater nutzen
und so bald als möglich fertig" wer-
den sollte. Und gar erst die Studen
den mit den farbigen Kappen und den
vielen Schrammen! Wenn er so Einer !
würde, der ganze Vorrath väterlichen
Grolles würde sich auf ihn gießen,
und hie Quelle der elterlichen Kasse so
fort versiegen.
Ta stand Matthäus Fuchslein nun
in der, weiten Universitätsstadt und
wußte nicht wo aus, wo ein. Es war
auch noch früh am Tage und des Vaters
Predigt noch so tief in ihren Nachwir
kungen, daß Matthäus nur eine Sehn
sucht kannte: den Weg zur Universität.
Ein mitleidiger Passant, den er etwas
zaghaft darum angegangen war, hatte
ihm denselben gewiesen, und beklom
men schritt er dahin, konnte aber noch
immer nicht das große Gebäude, das
man ihm genau beschrieben, entdecken.
Wieder fragte er und ging. Ver
gebens! nach einer Stunde stand er auf
dem Platze, von dein er ausgegangen
war. Ta, o Glück! kam eine bunt-
bemützte Schaar von Musensöhnen
daher, die Gehaßten! Toch jetzt fort
mit den Gefühlen: sie mußten ihm als
Führer dienen. Tenn wohin sollte
ihr Weg anders führen, als zur Uni
versitat! Matthäus folgte und nicht lange war
er ihnen nachgegangen, als ein schönes,
hohes Gebäude vor ihm auftauchte, auf
das die Schaar lossteuerte. Gott sei
Tank! die Universität! Füchslein schöpfte
wieder Muth und ging den Führern
nach. Sie betraten das Gebäude, um
durch einen dunklen Gang auf eine
tieqe zu komme, die in die Tiefe
führte. Eigenthümliches Klirren kam
von unten heraus, wie von Tellern und
Gläsern. Matthäus stutzte, da - ihm
die Sache doch zu merkwürdig vorkam.
Aber er hatte deutlich geschen. daß sie
nicht durch den Hauptcmgang, sondern
durch ein Ncbcnthor eingetreten waren.
Es mochte wohl irgend 'ein Labora
torium hier in der Tiefe liegen. Toch
jetzt war keine Zeit zum Nachdenken.
Noch einig? Schritt? und man war am
Ziele. Tie Studenten traten kin,
Matthäus hinter ihnen, und nun stand
kr mit im Souterrainkale dkS Köche!
brüu.
Spät Abends erst kam kr etwas un
sicheren Ganges heraus, und vun war
Matthäus Füchslein ein wirkliches
Füchslein.
Ulk.
Ein bkkneiptcr Studiosus kommt in
rauher Aprilnacht um zwei Uh? an
kiner Apothckc vorbei. Ein sublimer
Gedanke taucht plötzlich in seinem Ee
Hirn aus. Er klingelt eine Halde
Stunde an der Nachtglocke, bis endlich
schlaftrunken der Provisor erfchkint und
die kleine Ziehklappe an dem Rollladen
öffnet.
Provisor: .Zum Kuckuck, was wol
len Sie denn jetzt in so später
Stunde?"
Studiosus: .Bester, die Klappe
nützt mir nichts; Sie müssen den Roll
laden hinausziehen." .
Provisor: Ist denn daS so unbe
dingt nöthig?"
Studiosus: Schnell, schnell, es geht
gar nicht anders!"
Ter Provisor, in dem Glauben, daß
es sich um eine gefährliche Verletzung
handelt, zieht mit großer' Mühe die
Jalousie empor.
Studiosus (schaut nach dcm Thcr
mometer, das hinter der Jalousie an
der Außenseite der Ladenthür ange
bracht ist): Donnerwetter, bloß drei
Grad Reaumur. . Hätte nicht gedacht,
daß es so kühl ist. Na, nun können
Sie das Ding wieder herunterlassen!
Tanke verbindlich! Gute Nacht!"
ur BorNckt beim Benuken von
Blkiftiften
wird gegenwärtig in verschiedenen Leh
rerzeitungen gemahnt. Und zwar wird
namentlich die arökte Sorgfalt beim
Ansviken der Bleistifte empfohlen, so
wie vor dem Anfeuchten mit den Lippen
gewarnt. Als abschreckende Beispiele
aber werden besonders. folgende Falle
angeführt: Vor einiger Zeit starb im
Auausta-öospital in Berlin der 18
Jabre alte Kunstschlosser R. A. Er
hatte sich beim Anspitzen eines Bleistiftes
m den Finger geschnitten nnd beachtete
die Wunde, in welche etwas Graphit
gerathen war, nicht weiter. Am nächsten
Tage stellte sich eine schmerzhafte Ent-
zünduna des verletzten ffingcrs ein.
die Hand, ia der Arm schwollen bedeu-
tend an. Erst als die Vergiftung auf
die linke Brunleite und Schulter über
gegangen war, wurde ärztliche Hilfe in
An Bruch genommen aber zu spat.
In einem anderen Falle konftatirte
dcr Arzt als Ursache eines langwieri-
aen. chronischen Tarm-Katarrbs bei ei
nem jungen Manne die Gewohnheit, den
Bleistift vor dcm Gebrauche mit dem
Munde anzufeuchten. Die Lebrer wer
den daher in den betreffenden Fachzci-
tungen ausgesordert, diese uvle w
wohnhcit zu bekämpfen.
Blühend Erbsen aus einem egyp
tischen Grabmale.
Tie größte Sehenswürdigkeit der
diesjährigen Blumenausstellung zu
Windsor besteht in einem Topfe blühen
der Erbsen, deren Samen in dem
Grabe einer vor mehr als 200!) Jahren
verstorbenen Eqypterin vorgefunden
wurde. Tie Pflanze gleicht in Größe
unb Form genau unserer eßbaren
Erbse; sie gewährt in dem Schmucke
unzähliger weißer und fleischfarbener
Blüthen einen ungemein lieblichen An.-
blick. Ta bekanntlich die meisten
Sämereien unter gewöhnlichen Bcdin
gungen innerhalb weniger Jahre ihre
Keimfähigkeit einbüßen, so würde es
schwer halten, an die Triebkraft so
außerordentlich alter Exemplare von
Zerealien zu glauben, wenn man nicht
den fast absoluten Luftabschluß ihres
Fundortes in Rechnung zöge. Haben
wir doch längst Mumien"-Weizcu ken
nen gelernt, warum sollte es nicht auch
Mumien -Erbsen geben?
Vorsichtig ausgedrückt.
Veit Spätzle ist wegen Körpcrver
letzung an feinem Nachbarn Tobias
Mäusle verurtheilt worden. Er ist wü
thcnd, denn nach seiner Ueberzeugung hat
Mäusle als Zeuge in der Verhandlung
falsch geschworen. Zu' gern möchte er
ihm das vor der ganzen Gemeinde in's
Gesicht sagen. Um aber nicht wieder
in Strafe zu kommen, geht Spätzle zu
erst zu seinem Anwalt in die Stadt und
fragt diesen, ob er den Mäusle einen
meineidigen Lumpen heißen dürfe.
Um Gotteswillen nicht!" sagt der
Rcchtsanwalt. Sie dürfen höchstens
behaupten, Mäusle habe eine objektiv
unwahre Thatsache mit seinem Eide be
kräftigt!" Am nächsten Sonntag das Wirths
Haus ist gesteckt voll tritt Spätzle
mit kirschrothcm Kopf und triumphirend
auf Mäusle zu. So", schreit er und
zieht sein Notizbuch heraus, jetzt woiß
i', was i' zu Tir sage derf ! Du hascht
a' objektiv unwahre Thatsach' mit
Tei'm Oid bekräftigt Tu mcineidi
gcr Lump, 'Tu meineidiger!"
Nüchtern.
Er (Rckonvaleszent zu seiner Frau):
Tu, Deine Suppe ist aber schon recht
dünn dcr Arzt hat mir doch eine sehr
kräftige Bouillon empfohlen!"
Sie: Und ich habe sie doch, lieber
Mann, mit so viel Liebe gekocht!"
Er: Wozu das? Hätt'st Tu lieber
noch ein Ei mehr genommen!"
Irinkermßftab.
.Wie hoch war der Berg, den Sik
krftikgkn?"
.Virr Maß hab' i' anuZiel ohne zu
Pausiren getrunken."
Boshaft.
Gigerl (renommirend): .Ach als
ich gestern durch die Stadt fuhr, bin
ich kolossal aufgefallen!" .
erschnappt.
.Ta haft Tu Tir wieder tinkN so
schlecht sitzenden Ueberzieher angeschafft!"
Ja, glaubst Tu denn, im Reftau
rant kriegt man ihn angemessen?"
Ausnutzung.
A: Tu wirst also eink Hochzeits
reise machen?"
B: .Ja. ich will doch die Welt ein
wenig sehen, ehe mir die Gläubiger das
Geld abnehmen."
Au!
Hat der junge Mann die Arie aber
schlecht gesungen!"
,em Wunder, er ist ia ooch,e
Schlächter." '
Z?laublltmaßstab.
Ist Herr von Meyer nicht gleichzei
tig mit Ihnen geadelt worden, Herr
Commerzienrath?" Nein, mein Blut
ist um vier Wochen blauer."
srctzkntegriindung.
Herr Commerzienrath haben wohl
Heimweh?"
Commerzienrath: Wie sollt mer
nicht bekommen Heimweh, wenn mer
hat als Heim e Palast wie ich!!"
Ach so!
Frl. A: Glaubst Tu. daß man
einen alten Mann lieben kann?"
Frl. B: O ja!'
Frl. A: Tas wußte ich noch nicht!
Wer ist es denn?"
Frl. B: Mein Papa!"
In den Alpen.
A: Wie armselig kommt man sich
doch dieser himmlisch großartigen Natur
gegenüber vor!"
B: Armselig? Erlauben Sie 'mal.
ich habe 6000 Tollars Reisegeld bei
mir!"
Vrodneid.
Treiber (zum Baron): Jetzt haben
S' den jungen Burschen da schon wie
der 'naufgeschossen lassen S' doch 'n
armen Familienvater auch 'mal a
Schmerzensgeld verdienen!"
Kurzsichtig.
Alte Jungfer (schwungvoll): ja.
ich hab' bereits vierundzwanzig Som
mer über diesem meinem Hause vor
überziehen sehen.
Herr A. (zerstreut): Sie sind wohl
sehr kurzsichtig, mein Fräulein?'
Neues lvort.
Frau (zu ihrem betrunkenen Manne,
der unverständlich lallt): Was für
Zeug fuselst Du da?"
Iasernhcfbliitb,en.
Unteroffizier! Qerls, tnpnn ffnA w
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willkürlich müßt' er da einen Supple
mentband zu seinem Thierlcben schrei
bcn." Sergeant: Was' ist mit Ihnen.
Herr Hubcr?"
Hnber: Ach. es liegt mir wie Blei
in den Gliedern!" '
Sergeant: ..Jn's Lazaretb. Sie Blei-
Soldat!"
!Ncdern.
Wirth (in dessen Lokal eine Touristen-
Versammlung abgehalten werden soll):
Jetzt sollten die Herren aber doch schon
hier sein!"
Einzig Erschienener: ..Wahrscheinlich
sind die Kerls wieder, alle abgestürzt!"
-i Remauphrasen.
Mit seinen glückstrahlenden Augen
hielt er sie bei den Händen.
' Seine Weltanschauung war gespon
nencr Ziffer, in dessen süßlichen Schleier
er sein Dasei zu hüllen trachtete.
Cine gute Marke.
Kunde: Sie haben mir doch hoffcnt
lich einen recht guten Wein gegeben?"
Töchterrcicher ' WeinhänZlcr:' ..Mit
dieser Marke habe ich schon drei Sckwie-
gersöhne eingcfangen."
Lin Geduldiger.
Ist Ihnen das nicht auf die Dauer
langweilig, Herr Simmcrl. daß Sie
sich in Zlllem nach dem Sinn Ihrer
Frau richten müssen?"
Ach nein! sie wechselt ihren Sinn
so oft, daß es ganz und gar nicht mono
ton ist."
Lin schöner Traum.
Süffel: Was ist Dir denn passirt,
Bummerl, daß Du so beglückt d'rein
schaust?" Bummel: Ich habe einen wunder
schönen Traum gehabt: Trinke ich da
im Hofbräu zehn Krügcl, und wie's
zum Zahlen kommt, wache ich auf!"
Schlau.
Mann: Heute habe ich eine famose
Flasche Wein getrunken!"
Frau: Ter Arzt hat's Tir doch der
boten!" Mann: Ja.' ich habe ihn dazu ein
geladen!"