Das Fahneicholen. tfint Manöveracschichle von (Oll f d t r. .Reveille um 4J Uhr. Tik Kam pagnicn rücken einzeln nach dem Wcft ausgang des KantonnkmentS, wo das BcNaillon um 5t Uhr zum Abmarsch dknit fleht. Tik fünfte Kompagnie holt die Fahne. Für den erkrankten Hauptmann Peterlein fuhrt Cberleut tiaitt v. Tetten die fünfte Kompagnie." 2o lautete der Bataillonsdefehl für daS zweite Bataillon des Jnf.'Stegi' ments Nr. X. auf den kommenden Tag. Einstweilen faßen die Mann fchaften an dem schönen Abend mit ihren Quartierleuten lachend und plaudernd vor den Häusern. Andere hatten sich noch nicht von der flei nen Bierwirthschaft trennen können und lustig schallten die Reservelieder auS den niederen Fenstern. Auch im .Adler", wo die Offiziere gegessen hatten, ging'S noch lebhaft ge nug her. AlleS war in heiterster Laune. daS Essen war vorzüglich ge Wesen, namentlich daS Roastbeef ver diente, wie der als Gastronom der fchrieene v. Tetten behauptete, einfach das Prädikat exquisit". Schmunzelnd strich der Adlerwirth sowohl di! Kom plimente für die Kochkunst feiner Ehe hülste, als auch daZ dafür entfallende materielle Entgelt ein. Ter ganze Tisch stand voll leerer Flaschen und an der Leutnantsecke sah man sogar als letzte Spuren hier vollbrachter Thaten einige Sektflaschen stehen. Man war bei Kaffee undZigarren, und dienstliches, aber trotzdem schallendes Gelächter be lohnte die Witze des gutgelaunten Kommandeurs. Lange würde die Fröhlichkeit übn genS nicht dauern können, aus Rück sicht für die Ruhe des Gestrengen, der im .Adler" sein Quartier hatte, und als er nun Anstalten machte, sich auf sein Zimmer zurückzuziehen, räumten sofort auch die Herren Hauptleute und Leutnants einer nach dem anderen das Feld. Auch unser neugebackener Kom pagnieführcr v. Teilen, dessen sprich wörtlicher Appetit heute Unglaubliches geleistet hatte, schickte sich zum Gehen an. nicht ohne v. Baschwitz, dem jung ften Kameraden, die Sorge für den Frühstückskorb an's Herz gelegt zu haben. Ter Frühstückökorb spielte im Bataillon eine große Rolle und erschien während der Manöpertage, von zwei verschmitzten Of sizicrsburschen getragen, stets zufallig" hinter der Front, wenn das Signal: Tas Ganze Halt!" er schallte. Auf seinen Inhalt durfte man übrigens im Hinblick auf die gute Küche der Frau Adlcrwirthin diesmal mit , Recht gespannt sein. Bor der Thüre standen die vier Mütter'' der Kompagnien, ihre Chefs erwartend, etwa noch nöthige dienstliche Weisungen entgegenzunehmen. Tann ging alles nach den Quartieren, um den durch die vorangegangenen Stra pazen Biwak und eine neunstündige Uebung ermatteten Knochen die er sehnte Ruhe zu gönnen. Am nächsten Morgen stand die Minfte eine halbe Stunde früher wie die anderen Kompagnien auf dem Appellplatz, umgeben von dem größten Theil der mobilen Torfbewohncr allen voran, sozusagen mitten in der Kompagnie das Rickcle", eine etwas geschuckte Weibsperson mit merkwürdig starr abstehenden, wirren Haaren. Bor der Front, aus dem kleinen Fuchs des HauptmannS Peterlein hielt der lange Tetten, tief durchdrungen von der dop pcltcn Ehre feines heutigen Amtes. Ter Anzug der Leute wurde nachgesehen, die Zugführer machten Meldung, alles stimmte. .Stillgestanden! Tas Gewehr über! mit Sektionen rechts schwenkt marsch! Halt'. Bataillon marsch!" und unter dem Klang der zwei Trommeln und zwei Pfeifen, die Sergeant Sieger, der Bataillonstam dour, etwas mißvergnügt über die ge ringe Zahl; atiführte, ging's nach dem Quartier des Kommandeurs, um die Fahne, oder, wie sie verstohlen in Leut nantskreisen genannt wurde, den Am bitionsknüppel abzuholen. Tie ganze Torfjugend, theilweise noch beladen mit einem heulenden Knäuel kleiner Ge schwistcr trotcte vorn und zu, beiden Seiten der Kompagnie: aus den Fen- .stern guckten und nickten die Alten; überall leuchtende Blicke uno niegenoe Zöpfe. Aller Bewunderung galt dem Bataillonstambour mit Stock und gold befranzten ' Schwalbennestern, und hauptsächlich dem stolz aus feinem Rosse sitzenden Kompagnieführer. Bitte mir aus, daß keiner bummelt!" hatte v. Tct te:i seinen Leuten zugerufen und in der That wurde auch der Schläfrigste mun ter, als man beim Näherkommen den Burschen mit dem hochbeinigen Braunen des Herrn Majors erkannte und diesen selbst schon oben aus dem Fenster blicken sah. Tadellos schwenkten die Sektionen aus das helle Kommando ihres Führers ein und auf halt!" stand alles still. Tie Fahncnsektion trat vor, und der Fahnenträger, ein alter schnurrbärtiger Sergeant, ' stieg die kleine Freitreppe unter dem Wirthsschild hinan, um die Fahne aus dem Zimmer des Komman drurs zu holen. . . Athemlos warten Kops an Kops die Zuschauer. Wie eine Mauer steht W Kompagnie, bereit, das alte Ehren 'zeichen des Bataillons zu begrüßen, v. Tetten fitzt mit leuchtendem Blick, den blanken Tegen auf dem Schenkel, regungslos auf feinem Strcetroß. Aller! Augen sind auf die HauSkhüre gerichtet, die soeben von innen geöffnet wird. .Achtung!" tönt daS mit voller Lun gcnkraft abgegebene Kommando deS jungen Kompagnieführcrs. Prüfen tirt daS Gewehr!" Ter Präfentir marsch ertönt, die Gewehre fliegen her unter und in der Thüre erscheint der .Frühftückskord" der Offiziere, getra gen von zwei verschlafen aussehenden Burschen. v. Tetten hatte sich nicht schlecht ge ärgert über die verwünschte Geschichte, die natürlich schnell genug die Runde im Bataillon machte; als aber der Herr Major am Nachmittag bei Tisch des vorzüglichen Frühstücks gebuchte und mit einem Seitenblick aus v. Zeiten be hauptete: Tem Frühftückskord sei noch nie so viel Ehre angethan worden wie heute, da stimmte er mit in das schal lende Gelächter der Kameraden ein. TaS Fahncnholen aber das ge lobte er sich für die Zukunft, wollte er von nun ab mit größter Vorsicht be treiben. cbcnlcbc's Nachfolger. Börlin. Qguft de zehnte d. M. StaatszcitungS-Nuhspöper. Neu Iork U. S. äkroß die Atlantik. Mister Editcr! cttt Thun Tie mer dock de einzige Gefalle, Mister Editer. unthun Sie Jhr'n Pull un Influenz juse bei' Go vernment, daß Ich er gend e oneräri Ap pointmcnt mit cme gut saunding Tcitel krieg. Körne! oder Kam mischener will thun. Sikrct Kannzeller wär mer awwer lieber. Nämlich Ich halt es cisach nimmer länger aus. bier ;ffiifsfipn hi Ghei inräth. . Prafcffors. Sekretärs. Deirektors. gewöhnliche Rath und In spcktors. Hier is Jeder ergend etwas. Wann er noch nichts is, da is er e Referendar oder Praktikant, un ehentcr daß er des wird, is er e Aspirant oder e Kandidat oder crgend so was. Mer muß sich ja in de Erzgrundbode enei schäme, wann mer da so als hundsgemeiner Mister oder EZquire derzwische rum lause muß. Ich hcn schon gedenkt, ob Ich nct üff mei Bisite Karte President John Ritsch Esq." Per. Staate, Amerika." Printe lojse soll. Als President vun dem Kegclclub Sandhaas wär Ich in teitel dcrzu. Ich hen awwer gehört, daß se hier sehr tuftickeller sein Wege unbefugter Teitelführung. Es wär mer ach lieber, wann Ich en kliere Teitel zu eme Teile! hatt, weil Ich wabrsckeints. wann de? m, perer hierher kimmt. e Interview mit ein yamme werd. Ich sein nämlich schun bei Hof eigeführt. Wenigstens sein Ich an die bette Törms mit emr Mann, wo dem Jmpcrer sehr nah ,iem. r is trotz seiner hohe Stellung e sehr gemüthlicher Mann. Er loßt mich immer bezahle, wann mer ze samme sein. Eräktli kenn Ick, fei fia püssiti beim Hof nct. awwerJch glaab. er Hot was mit dem königliche Hofstall ze thun. Ich hen vun Bekannte vun ein aebört. daß er die Ebr bot. dp königliche Leibpferd ze putze un de Stall vun oem lonigucye un kaiserliche Thier auszcmiste. For den is es of course e Kleinigkeit, mir des interview mit dem Jmpcrer ze verschaffe. Un passe ete auf. Miller Editer. wann icb er emol mit dem Jmpcrer bekannt bin, da sein mer bald die dickste ftrenis. dann der Jmperer werd glci merke, wen er vor nch yot. un, werd mein Acdweis jttjurn wolle. Well, mer kann net wisse. Ter Hohcnlohe soll wackclich stehen. Er is aach aus'm Bayrische, der Hohenlohc. Es thut mer sehr wahrscheinlich appicrn, daß for sein Sukzcsscr wieder Einer aus'm Bayrische genomme werd. Ich sag ja -noch nix for schür. Ich mcen blos. Ich hen heint mcim Frcnt vun, lai serliche un königliche Hos cn Hint in der Tirektschen gegcwwe un er Hot ge sagt, es sollt en gar net'wunnern. Er that sein kaiserliche un königliche Herrn kenne, un dem wär Einiges zuzetrauc. Thun Sie awwer noch ni? dcrvo eneisctze, Mister Editcr. Es is noch net osfischelli. Awwer e Sätissätischcn wär es sor mich, wann Ich de' Job kriege that, schun Wege dem Makünlei. wo selwigcS Mal reftust Hot. mich in sei Kabinett ze nemme. (Ich hätt es enihau resjust.") Tie Alti gleicht es hier sehr gut. Sie rechnet immer Alles in Dollers um un freit sich dann, mann se statt drei Mark blos finsesiwwezig Cents aus gcgcwme Hot. Namentlich des Kär rädschreite iS hicr fchr billig, un des plicst die Alti sehr. Bei anncre Sache is es wieder on plesscnt. daß es so billig is. For In stcnz hcn mer gestern in's Tiätcr ze wollt. Wie ich gefragt hcn. was der theicrste Platz wär, hok der Herr Ka schier gesagt: Sex' Mark. Mer sein gar net enei gegange. Ich will mer nct nackfaae lasse, daß ck in eme Ti?? uf'm Tollerunehalb-Sitz gcsotze hcn. Aber es ,s zctz der chentelman hier (Ich glaab er heißt Rosethal oder so was), wo in Neu Z)ork die Aeftoria- Konzerts gemänetscht Hot. Ich denk, der werd k Bißle mehr Steil un Pra minenz in die Kunftpreis bringe. Tie Maud gleicht's hier bester wie in FränS. Sie fegt, sie werd Jhne nextenS schreiwwe un t soschiell Jwen! enaunze. Tormit fein Ich so lang bei Weist I o h n R i t s ch . Esq. Ich werd wahrfchcints in die nerte Tag e Wkinis. wollt Ich sagk e Rhein Reif mache. Ich kenn zwar de Rhein schun vun früher, awwer selwigcs Mal sein Ich bei Fuß geträwwelt. (Tes is unner uns.) Ich denk, der Rhein muß jctz noch schöner sei. Tes schönste am Rhein des .sein nämlich die Ruine, un die fein doch jedenfalls in die viele Jahr, wo Ich nimmer da war. noch viel ruinirter un älter geworn. Aedreß: Kaiserhof I. Klaß. höchste Seit. Wie ,apiläil IamcZ A. Payne mit knapper Zioih einem ehrlosen Tode iniging. Um ein Haar wäre es Kapitän James A. Payne nicht vergönnt gewesen, auf den Philippinen für daS Sternenban ner zu fechten, denn im Jahre 1863 drohte ihm der schimpfliche Tod eines Spions. Tamals gehörte er McLennan's Batterie von Truboden's Brigade im Heere der Konföderirten an. Im Mai wurde er während des Gefechts bei Parson's Mühle von den Unionssol baten gefangen genommen. Er wurde nach Rowclsburg, wo bereits viele Kon föderirte internirt waren, gebracht. Toch lasten wir den Kapitän übet seine Erlebniffe selbst berichten: Unge fähr eine Woche nach meiner Gefangen nähme betraten ein Offizier und zwei Soldaten der Unionsarmee den Raum, in cm wir zu Vielen untergebracht waren. Die Leute gingen ohne ein !ll!ort zu sprechen von einem Gesänge nen zum anderen. Vor mir blieben sie plötzlich stehen, fixirten mich genau und verließen dann das Lokal. Ich war einigermaßen befremdet über die Art und Weife, in der sie mich beobachtet hatten. Nach wenigen Auqen blicken kehrte der Offizier zurück und theilte mir mit, ich sei als der beruch richtigte konfödcrirte Spion Redmond erkannt worden. Von Anfang an hatte ich meinen rechten Namen und den Ort meiner Gefangennahme angegeben, ich wieder holte dasselbe dem Offizier, doch dieser hatte nur ein mitleidiges Achselzucken für mich übrig. Am nächsten Tage wurde ich dem Kommandeur vorgc führt, und dort identifizirten mich die beiden Unionsioldaten als Redmond. Die Leute beschworen, sie hätten mich erst kürzlich in Cumberland. Md.. ge sehen. Sie sagten zwar, ich sehe etwas jünger aus, aber dies sei wahrscheinlich eine Folge der Haft. Als ich nun meine Entlastungszeugen vorfuhren sollte, stellte es sich heraus, öaß alle meine gefangenen Kameraden seit eini gen Tagen einem anderen Gefängniß überwiesen worden, so daß Niemand mich identifiziren konnte. Ich ersuchte das Gericht, mir kurze Frist zu gewähr rcn, um meine Identität feststellen zu lassen. ch wurde abschlägig befchie den und bis zur Urtheilsverkündigung wieder festgesetzt. Nach einer Stunde wurde mir mitgetheilt, ich fei zum Tode verurtheikr worden. Eine Woche Zeit gab man mir. um inich auf den Tod vorzubereiten. In einen dunkelen Keller wurde ich ge führt und dort an einen Stützpfeiler gefesselt. Die mich umschließende Kette war kaum lang genug, um mir zu ge statten, mich dem einzigen Fenster zu nähern. Vor dem Hause wanderte ein Posten im eintönigen Schritt auf und ab. Gaffer umstanden stets mein Ge fängniß und starrten mich wie ein Wunder an. Eines Tages faßte ich mir ein Herz und sprach einen der farbigen Neu gierigen an. Da ich einige Tollars be saß, ersuchte ich ihn, mir etwas Tabak zu besorgen, was er auch that. Ich entschloß mich, dem Neger ein Schrei den an den kommandirenden Offizier in Cumberland, General Kelly, anzu vertrauen, denn dieser konnte einen Ausschub meines Urtheils anordnen, bis ich meine Unschuld beweisen konnte. Nach langcrem Zureden entschloß sich der Farbige, den Auftrag auszurichten. Er nahm mein Schreiben, einige Tol lars für seine Bemühungen und ver schwand auf Nimmerwiedersehen. Es blieben mir nur noch vier Tage Frist und so .entschloß ich .mich, einen zweiten Boten abzusenden, aber auch dieser führte den Auftrag nicht aus. Einen Tag vor meiner Exekution sandte ich einen dritten Neger an General Kelly ab. Um 2 Uhr Namittags an dem Tage, der für meine Hinrichtung festgesetzt worden war. wurde ich unter starker militärischer Eskorte in einen nahen Wald gebracht. Man übergab mich dort einigen Soldaten, die einen langen Strick mit sich führten. Indem Augenblick als man mir die Schlange ; um den Hals legte, kam ein Reiter in sausendem Galopp daher. Schon von Weitem rief er dem Offizier, der die Hinrichtung zu vollziehen hatte, etwas zu. Man ließ die Schlinge um mei nen Hals locker, und nachdem der Rci tcr mit dcm Offizier gesprochen hatte, sagte mir Letzterer: General Kelly hat Ihren Aufschub bewilligt." Ich wurde in mein EefängPtz zu rückgebracht und nach wenigen Tagen X identirijirt, und somit entging ich einkm khrloscn Tode. Ich erfuhr später, daß der dritte Bote mein schreiben an General Kelly überbrachte, und dieser noch gerade Zeit fand, feinen rettenden Boten abzusenden. Bald darauf wurde ich aus Ehrenwort freigelassen und fpä ter gegen einen UnionSfoldatcn ausge wechselt." Berbi, d,rVSr": Eine reizende Anekdote auS den Jugendtagen deS Meisters Verdi er zahlt als Selbstcrlebtes der Bildhauer Jean Tuprö in der Römischen Tribuna". Es war in der ersten Epoche der ruhmvollen Laufbahn des großen Tonsctzcrs im Jahre 1857," so berichtet der Künstler' .Verdi kam da mals nach Florenz, um der Jnszene sctzung mid Erstaufführung seiner neuen Opfer Macbeth" beizuwohnen. Nicht der beste Ruf begleitete ihn dort hin; was nicht weiter überrascht, denn Verdi hatte zu jener Zeit unendlich viele Feinde. Sie sagten von ihm. daß er als Mensch genau so ruppig" wie als Künstler fei, daß er den italienischen "bei canto'' ruinire. ein wahrer Bür in Menschengestalt wäre, unumgänglich und voll Tünkel und Hoffahrt. Ich zählte zu den wenigen Bewunderern seines Talentes, seiner Opernwerke, die man damals kannte: Nebukadnezar", Tie Lombarden" und Ernani"; ich konnte nicht glauben, was jene Feinde verbreiteten, und wollte endlich mein Herz erleichtern, wollte Gewißheit haben. So schrieb ich denn auf eins Karte folgende Worte: I. Tuprs bittet den großen Maestro Verdi, ihm in seinem Atelier die Ehre feines Be- suches zu geben und dort eine neue Marmorarbeit Cain" in Augenschein zu nehmen, die er ihm zeigen möchte, ehe sie die Werkstatt verläßt." Um zu sehe?, wie weit Verdi der Bär" war, als den ihn seine Feinde schilderten, überbrachte ich ihm diesen Brief per sönlich und gab mich für einen Schüler Professor Tuprös aus. Mit mat heurer Liebenswürdigkeit empfing mich Verdi, las den Brief und sagte schlicht: Bestellen Sie Ihrem Professor, daß ich ihm bestens danke, und daß ich ihn baldmöglichst aufsuchen würde; ich bin neugierig, die persönliche Bekanntschaft deS jungen Bildhauers zu machen. Sie können Ihren Wunsch sofort er- füllt sehen," entgeqnete ich, ich selbst bin der Bildhauer TuprS." Ta brach Verdi in ein herzhaftes Lachen aus. drückte mir die Hand und sagte: Sie haben Ihre Rolle gut' gespielt. Aber ich komme doch. Sie aufzusuchen.' Auch heute noch," schließt TuprS seine Erzählung, gilt der große Meister bei Vielen als ein völlig unumgänglicher Mensch. Tas kommt daher, daß Verdi die Ämateurphotographen geradezu ver abscheut, den Interviewern meilenweit ans dem Wege geht, vor Autozram men, die man von ihm fordert, eine wahre Furcht hat und nur die ruhige Geselligkeit im Kreise seiner Freunde liebt." Matthäus Füchslein. Matthäus Füchslein hatte eben die Matura hinter sich und war aus seiner kleinen Provinzstadt mit allen den ländlichen Geistes- und Charaktereigen fchaften, die sich nun einmal trotz Gymnasium und Matura nicht hinweg studiren lassen, in der Residenz ange kommen. Philosophie wollte er studiren und dies ganz ernstlich. Hatte ihm ja doch fein Vater vor seiner Abreise mit allem Möglichen gedroht, wenn er nicht seine Zeit ans der alma mater nutzen und so bald als möglich fertig" wer- den sollte. Und gar erst die Studen den mit den farbigen Kappen und den vielen Schrammen! Wenn er so Einer ! würde, der ganze Vorrath väterlichen Grolles würde sich auf ihn gießen, und hie Quelle der elterlichen Kasse so fort versiegen. Ta stand Matthäus Fuchslein nun in der, weiten Universitätsstadt und wußte nicht wo aus, wo ein. Es war auch noch früh am Tage und des Vaters Predigt noch so tief in ihren Nachwir kungen, daß Matthäus nur eine Sehn sucht kannte: den Weg zur Universität. Ein mitleidiger Passant, den er etwas zaghaft darum angegangen war, hatte ihm denselben gewiesen, und beklom men schritt er dahin, konnte aber noch immer nicht das große Gebäude, das man ihm genau beschrieben, entdecken. Wieder fragte er und ging. Ver gebens! nach einer Stunde stand er auf dem Platze, von dein er ausgegangen war. Ta, o Glück! kam eine bunt- bemützte Schaar von Musensöhnen daher, die Gehaßten! Toch jetzt fort mit den Gefühlen: sie mußten ihm als Führer dienen. Tenn wohin sollte ihr Weg anders führen, als zur Uni versitat! Matthäus folgte und nicht lange war er ihnen nachgegangen, als ein schönes, hohes Gebäude vor ihm auftauchte, auf das die Schaar lossteuerte. Gott sei Tank! die Universität! Füchslein schöpfte wieder Muth und ging den Führern nach. Sie betraten das Gebäude, um durch einen dunklen Gang auf eine tieqe zu komme, die in die Tiefe führte. Eigenthümliches Klirren kam von unten heraus, wie von Tellern und Gläsern. Matthäus stutzte, da - ihm die Sache doch zu merkwürdig vorkam. Aber er hatte deutlich geschen. daß sie nicht durch den Hauptcmgang, sondern durch ein Ncbcnthor eingetreten waren. Es mochte wohl irgend 'ein Labora torium hier in der Tiefe liegen. Toch jetzt war keine Zeit zum Nachdenken. Noch einig? Schritt? und man war am Ziele. Tie Studenten traten kin, Matthäus hinter ihnen, und nun stand kr mit im Souterrainkale dkS Köche! brüu. Spät Abends erst kam kr etwas un sicheren Ganges heraus, und vun war Matthäus Füchslein ein wirkliches Füchslein. Ulk. Ein bkkneiptcr Studiosus kommt in rauher Aprilnacht um zwei Uh? an kiner Apothckc vorbei. Ein sublimer Gedanke taucht plötzlich in seinem Ee Hirn aus. Er klingelt eine Halde Stunde an der Nachtglocke, bis endlich schlaftrunken der Provisor erfchkint und die kleine Ziehklappe an dem Rollladen öffnet. Provisor: .Zum Kuckuck, was wol len Sie denn jetzt in so später Stunde?" Studiosus: .Bester, die Klappe nützt mir nichts; Sie müssen den Roll laden hinausziehen." . Provisor: Ist denn daS so unbe dingt nöthig?" Studiosus: Schnell, schnell, es geht gar nicht anders!" Ter Provisor, in dem Glauben, daß es sich um eine gefährliche Verletzung handelt, zieht mit großer' Mühe die Jalousie empor. Studiosus (schaut nach dcm Thcr mometer, das hinter der Jalousie an der Außenseite der Ladenthür ange bracht ist): Donnerwetter, bloß drei Grad Reaumur. . Hätte nicht gedacht, daß es so kühl ist. Na, nun können Sie das Ding wieder herunterlassen! Tanke verbindlich! Gute Nacht!" ur BorNckt beim Benuken von Blkiftiften wird gegenwärtig in verschiedenen Leh rerzeitungen gemahnt. Und zwar wird namentlich die arökte Sorgfalt beim Ansviken der Bleistifte empfohlen, so wie vor dem Anfeuchten mit den Lippen gewarnt. Als abschreckende Beispiele aber werden besonders. folgende Falle angeführt: Vor einiger Zeit starb im Auausta-öospital in Berlin der 18 Jabre alte Kunstschlosser R. A. Er hatte sich beim Anspitzen eines Bleistiftes m den Finger geschnitten nnd beachtete die Wunde, in welche etwas Graphit gerathen war, nicht weiter. Am nächsten Tage stellte sich eine schmerzhafte Ent- zünduna des verletzten ffingcrs ein. die Hand, ia der Arm schwollen bedeu- tend an. Erst als die Vergiftung auf die linke Brunleite und Schulter über gegangen war, wurde ärztliche Hilfe in An Bruch genommen aber zu spat. In einem anderen Falle konftatirte dcr Arzt als Ursache eines langwieri- aen. chronischen Tarm-Katarrbs bei ei nem jungen Manne die Gewohnheit, den Bleistift vor dcm Gebrauche mit dem Munde anzufeuchten. Die Lebrer wer den daher in den betreffenden Fachzci- tungen ausgesordert, diese uvle w wohnhcit zu bekämpfen. Blühend Erbsen aus einem egyp tischen Grabmale. Tie größte Sehenswürdigkeit der diesjährigen Blumenausstellung zu Windsor besteht in einem Topfe blühen der Erbsen, deren Samen in dem Grabe einer vor mehr als 200!) Jahren verstorbenen Eqypterin vorgefunden wurde. Tie Pflanze gleicht in Größe unb Form genau unserer eßbaren Erbse; sie gewährt in dem Schmucke unzähliger weißer und fleischfarbener Blüthen einen ungemein lieblichen An.- blick. Ta bekanntlich die meisten Sämereien unter gewöhnlichen Bcdin gungen innerhalb weniger Jahre ihre Keimfähigkeit einbüßen, so würde es schwer halten, an die Triebkraft so außerordentlich alter Exemplare von Zerealien zu glauben, wenn man nicht den fast absoluten Luftabschluß ihres Fundortes in Rechnung zöge. Haben wir doch längst Mumien"-Weizcu ken nen gelernt, warum sollte es nicht auch Mumien -Erbsen geben? Vorsichtig ausgedrückt. Veit Spätzle ist wegen Körpcrver letzung an feinem Nachbarn Tobias Mäusle verurtheilt worden. Er ist wü thcnd, denn nach seiner Ueberzeugung hat Mäusle als Zeuge in der Verhandlung falsch geschworen. Zu' gern möchte er ihm das vor der ganzen Gemeinde in's Gesicht sagen. Um aber nicht wieder in Strafe zu kommen, geht Spätzle zu erst zu seinem Anwalt in die Stadt und fragt diesen, ob er den Mäusle einen meineidigen Lumpen heißen dürfe. Um Gotteswillen nicht!" sagt der Rcchtsanwalt. Sie dürfen höchstens behaupten, Mäusle habe eine objektiv unwahre Thatsache mit seinem Eide be kräftigt!" Am nächsten Sonntag das Wirths Haus ist gesteckt voll tritt Spätzle mit kirschrothcm Kopf und triumphirend auf Mäusle zu. So", schreit er und zieht sein Notizbuch heraus, jetzt woiß i', was i' zu Tir sage derf ! Du hascht a' objektiv unwahre Thatsach' mit Tei'm Oid bekräftigt Tu mcineidi gcr Lump, 'Tu meineidiger!" Nüchtern. Er (Rckonvaleszent zu seiner Frau): Tu, Deine Suppe ist aber schon recht dünn dcr Arzt hat mir doch eine sehr kräftige Bouillon empfohlen!" Sie: Und ich habe sie doch, lieber Mann, mit so viel Liebe gekocht!" Er: Wozu das? Hätt'st Tu lieber noch ein Ei mehr genommen!" Irinkermßftab. .Wie hoch war der Berg, den Sik krftikgkn?" .Virr Maß hab' i' anuZiel ohne zu Pausiren getrunken." Boshaft. Gigerl (renommirend): .Ach als ich gestern durch die Stadt fuhr, bin ich kolossal aufgefallen!" . erschnappt. .Ta haft Tu Tir wieder tinkN so schlecht sitzenden Ueberzieher angeschafft!" Ja, glaubst Tu denn, im Reftau rant kriegt man ihn angemessen?" Ausnutzung. A: Tu wirst also eink Hochzeits reise machen?" B: .Ja. ich will doch die Welt ein wenig sehen, ehe mir die Gläubiger das Geld abnehmen." Au! Hat der junge Mann die Arie aber schlecht gesungen!" ,em Wunder, er ist ia ooch,e Schlächter." ' Z?laublltmaßstab. Ist Herr von Meyer nicht gleichzei tig mit Ihnen geadelt worden, Herr Commerzienrath?" Nein, mein Blut ist um vier Wochen blauer." srctzkntegriindung. Herr Commerzienrath haben wohl Heimweh?" Commerzienrath: Wie sollt mer nicht bekommen Heimweh, wenn mer hat als Heim e Palast wie ich!!" Ach so! Frl. A: Glaubst Tu. daß man einen alten Mann lieben kann?" Frl. B: O ja!' Frl. A: Tas wußte ich noch nicht! Wer ist es denn?" Frl. B: Mein Papa!" In den Alpen. A: Wie armselig kommt man sich doch dieser himmlisch großartigen Natur gegenüber vor!" B: Armselig? Erlauben Sie 'mal. ich habe 6000 Tollars Reisegeld bei mir!" Vrodneid. Treiber (zum Baron): Jetzt haben S' den jungen Burschen da schon wie der 'naufgeschossen lassen S' doch 'n armen Familienvater auch 'mal a Schmerzensgeld verdienen!" Kurzsichtig. Alte Jungfer (schwungvoll): ja. ich hab' bereits vierundzwanzig Som mer über diesem meinem Hause vor überziehen sehen. Herr A. (zerstreut): Sie sind wohl sehr kurzsichtig, mein Fräulein?' Neues lvort. Frau (zu ihrem betrunkenen Manne, der unverständlich lallt): Was für Zeug fuselst Du da?" Iasernhcfbliitb,en. Unteroffizier! Qerls, tnpnn ffnA w , , -y . . - ' VVIIIt k VI l icWsifi 9Whrn rtnfThnitöt Xiivf 1. "v"' h41u;miiih vu;( Ufl willkürlich müßt' er da einen Supple mentband zu seinem Thierlcben schrei bcn." Sergeant: Was' ist mit Ihnen. Herr Hubcr?" Hnber: Ach. es liegt mir wie Blei in den Gliedern!" ' Sergeant: ..Jn's Lazaretb. Sie Blei- Soldat!" !Ncdern. Wirth (in dessen Lokal eine Touristen- Versammlung abgehalten werden soll): Jetzt sollten die Herren aber doch schon hier sein!" Einzig Erschienener: ..Wahrscheinlich sind die Kerls wieder, alle abgestürzt!" -i Remauphrasen. Mit seinen glückstrahlenden Augen hielt er sie bei den Händen. ' Seine Weltanschauung war gespon nencr Ziffer, in dessen süßlichen Schleier er sein Dasei zu hüllen trachtete. Cine gute Marke. Kunde: Sie haben mir doch hoffcnt lich einen recht guten Wein gegeben?" Töchterrcicher ' WeinhänZlcr:' ..Mit dieser Marke habe ich schon drei Sckwie- gersöhne eingcfangen." Lin Geduldiger. Ist Ihnen das nicht auf die Dauer langweilig, Herr Simmcrl. daß Sie sich in Zlllem nach dem Sinn Ihrer Frau richten müssen?" Ach nein! sie wechselt ihren Sinn so oft, daß es ganz und gar nicht mono ton ist." Lin schöner Traum. Süffel: Was ist Dir denn passirt, Bummerl, daß Du so beglückt d'rein schaust?" Bummel: Ich habe einen wunder schönen Traum gehabt: Trinke ich da im Hofbräu zehn Krügcl, und wie's zum Zahlen kommt, wache ich auf!" Schlau. Mann: Heute habe ich eine famose Flasche Wein getrunken!" Frau: Ter Arzt hat's Tir doch der boten!" Mann: Ja.' ich habe ihn dazu ein geladen!"