Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 31, 1899, Image 12

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    Ihis Recept.
Von V. fUijalii.
Mit großen goldenenBuchstaden stand
auf schwamm Schilde: ,Tr. Bcrtba
Grüner, Specialistin für Kindcrtrant
hcitcn. ordinirt von 23 Uhr."
Vi war zur Ordinationsstundc.
TaZ Fräulein Toltor hatte eben den
legten Patienten einen kleinen im
ruhigen Knaben, den sie nur durch Ber
abreichung von Süßigkeiten zum Still
halten hatte bewegen können seiner
Mutter übergeben.
.Ist noch Jemand draußen?" fragte
sie den alten Tiener. der auf ihr Lau
ten den Kopf zur Thür hereinsteckte.
Ja ein Herr ist noch da. Er bittet,
vorgelassen zu werden, trotzdem schon
drei Uhr vorüber ist. Es scheint ein
ernster Fall zu sein, der Herr sieht sehr
aufgeregt aus."
Erstaunt blickte da? Früulein Doktor
den Diener an. Ein Herr ein er
wuchsener Patient das war ihr in
ihrer freilich noch sehr kurzen Praxis
nicht vorgekommen. Sie hatte bisher
nur Kinder in Behandlung gehabt, und
daZ war ihr sehr recht gewesen. Sie
verstand viel bester mit Kindern, umzu
gehen, als mit Erwachsenen und gar
mit Männern. Einen männlichen
Patienten sie war ganz betreten. Er
wird das Schild schlecht gelesen haben
und nicht wissen, daß es ein weiblicher
Arzt ist. der hier ordinirt. Aber was
sollte sie thun? Sie konnte ihn doch nicht
abweisen also Soll eintreten,-"
sagte sie zu dem Diener.
Ja, sch' ich recht? Herr Buchholz'.'
rief sie freudig erstaunt und streckte dem
eintretenden jungen Mann bewillkomm
ncnd die Hand entgegen.
Otto Buchholz, wie er leibt und
'lebt, mein gnädiges Fräulein," sagte
der Eingetretene, die dargebotene Hand
mit Wärme drückend.
Und mein alter Franz hat Sie nicht
erkannt; er hat Sie für einen Patienten
gehalten." Sie lachte laut auf.
Der bin ich auch, mein liebes Frau
lein Bertha. Ich darf Sie doch so
nennen? Ich bin gekommen, um Ihre
ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Doch davon später vorerst erzählen
Sie mir. wie es Ihnen ergangen ist die
lange, lange Zeit, seitdem wir uns
nicht gesehen das heißt, gesehen wohl,
aber nicht gesprochen haben, denn ge
sehen habe ich Sie öfters in der letzten
Zeit."
So und da kommen Sie erst
heute, trotzdem Sie doch wußten' wo ich
zu finden bin?" sagte sie vormurfsvoll.
Es krankte sie. daß er sie nicht früher
aufgesucht. War er doch im Hause
-ihres seligen Vaters ein gern gesehener
Gast gewesen. Der Vater hatte ihn sehr
lieb gehabt. Und Sie? Doch das
war vorüber wie alles Gute und Schöne,
seitdem der arme Papa gestorben war
und sie ganz allein in der Welt stand.
Ein Glück, daß sie damals schon ihre
Prüfungen als praktischer Arzt gemacht
hatte. So war sie wenigstens von
materiellen Sorgen verschont.
Ich wäre ja herzlich gerne früher
gekommen," antwortete er, aber ich
wollte abwarten, bis ich avancirt bin
ah Pardon ich wollte sagen, bis
ich krank würde das heißt, ich wollte
warten, bis sich eine Gelegenheit dar
bietet. Sehen Sie, liebes Fräulein,"
sprach er haftig weiter, da sie ihn er
staunt anblickte, das ist eben so meine
Krankheit. Manchmal, da steigt mir
das Blut so zu Kopfe, ich bekomme ein
Sausen in den Ohren, mein Herz
klopft zum Zerspringen; da weiß ich
dann gar nicht, was mit mir vorgeht,
und ich spreche den größten Unsinn zu-
sammcn. Doch, wie gesagt, davon
später. Jetzt möchte ich doch endlich
wilsen, wie es Ihnen geht."
Wie es mir geht?" Sie blickte
nachdenklich vor sich hin. Ich sollte
eigentlich sagen: gut: doch wenn Sie
die volle Wahrheit wissen wollen: ich
finde in meinem Berufe nicht das. was
ich mir eigentlich vorgestellt. Ich wollte
den Menschen Linderung bringen, und
muß ihnen so oft wehe thun. Wenn ich
so einen zuckenden Kindermund sehe, so
ein Paar ängstliche Augen, aus denen
die Thränen hervorquellen, da ist es
mir, als könnte ich meinen Beruf nie
und nimmer ausüben."
Sie haben ein viel zu weiches Herz.
Ich habe es Ihrem Herrn Papa immer
gesagt, daß Sie zu diesem Beruf nicht
taugen. Aber er wollte mich nicht
hören, er wollte durchaus als Mann
des Fortschritts, als Führer der Frauen
emancipation eine Aerztin als Tochter
haben. Aber warum bleiben Sie da
bei, wenn es Ihnen Kummer vcrur
sacht? Folgen Sie mir. lassen Sie die
Toktorei, die Menschen werden auch
ohne Sie gesund werden oder sterben."
Die Menschen, ja, da haben Sie
Recht, die brauchen mich nicht." sagte
sie leise, und um ihren Mund zuckte'es
leicht, mich braucht überhaupt Nie
mand. Aber ich. ich brauche meinen
Beruf. Erstens laßt er mich Manches
vergessen, und dann nun Ihnen
als altem Bekannten kann ich' wohl
sagen wenn ich nichts verdiene, wovon
soll ich denn leben?"
Während sie sprach, hatte er sie
unverwandt angesehen. Sie bemerkte
es nicht, denn sie blickte vor sich hin.
Ja, das war noch dasselbe gute Kinder
gcsicht, daZ er nicht vergessen konnte;
da? waren dieselben großen braunen
Augen, nur hatten sie jetzt einen traurig
fragenden Ausdruck; dieselben rothen
Lippen, nur hatten sie früher nicht so
bittere Worte gesprochen.
Armes, liebes Kind." dachte er
immer wieder. Bei ihren letzten Worten
fuhr er empor.
Leben leben," stotterte er erregt.
Ader Sie brauchen ja gar nichts
nichts zum Leben, wollte ich sagen.
Deswegen bin ich ja bcrgetommen."
Nun war sie es. die ihn erstaunt an
blickte. Deswegen sind Sie hergekommen?
Wie soll ich das verstehen?" fragte sie.
Ich dachte, Sie waren krank und
wollten meine Hülfe in Anspruch
nehmen."
Er war aufgestanden und trat jetzt
vor sie bin.
Ja. ick bin krank. Fräulein Bertha,
und Sie sollen mir helsen. Sie sollen
mich heilen," sagte er und blickte ihr fest
in die Augen, und es war doch merl
würdia diese Krankhcitssymptome.
die er vorher beschrieben, die fühlte sie
nun an sich selbst. Das Blut stieg ihr
zu Kopfe, in den Ohren sauste und
brauste es. und das Herz klopfte so
stark, daß sie es in der Kehle zu spuren
vermeinte.
Wollen Sie mich anhören?" sprach
er weiter und ergriff ihre Hand. Ich
werde Ihnen den Verlauf meiner
Krankheit tlarlegen, und Sie werden
mir dann auf Ehre und Gewinen sagen.
ob es Heilung für mich gibt. Meine
Krankheit ist nicht von heute, sie datirt
von länger her, von jener Zeit, als ich
noch im Hause Ihres seligen Vaters
verkehrte. Warum entziehen Sie mir
Ihre Hand? Fürchten Sie, daß meine
Krankheit ansteckend ist? Ein Arzt darf
sich davon nicht abschrecken lassen. Ich
hielt also mein Leiden anfangs für ein
vorübergehendes, doch bald mußt? ich
erkennen, daß es eine ernste Krankheit
war. die lbren Sitz im Herzen hatte
Was sollte ich thun? Ich versuchte es
mit der Luftveränderung, einem sehr
bekannten und beliebten Mittel. Ich
ließ mich also versetzen. Glauben Sie,
daß es mir etwas genübt hat? Im
Gegentheil es ist ärger geworden. Ich
war verzweifelt. Zurück also wieder
in's alte Nest. Das war aber leichter
gedacht, als gethan. Jch offenbartelmich
meinem Vorgesetzten; er hatte Mitleid
mit mir krankem Manne, und so kam
ich vor kurzer Zeit wieder hier an, krän
kcr als je zuvor. Ich hätte wohl gleich
zu einem Arzt gehen sollen, anstatt
selbst an mir zu quacksalbern. Ader,
Fräulein Bertha, ich bin ein armer
Mann, und mein Gehalt war noch nicht
groß genug, um jenem Arzt, in dessen
Hand meine Heilung liegt, das bieten
zu können, was ich gerne wollte. Da
habe ich denn gewartet, trotzdem sich
mein Leiden stetig verschlimmerte, bis
mein Avancement eingetroffen war.
Und nun, liebes, theures Fräulein
Bertha, sagen Sie mir, haben Sie
meine Krankheit erkannt? Giebt es Hilfe
für mich? Wollen Sie, können Sie mir
helfen?!"
Er hatte ihre Hand, die sie ihm
vorher entzogen, wieder gefaßt und
blickte ihr voll innerer Erwartung in's
Gesicht.
Einen Moment schien es, als ob die
Thränen, die sie die ganze Zeit hin
durch zurückgedrängt, jetzt hervorbrechen
wollten, dann aber huschte ein schelmi
sches Lächeln über ihre Züge.
Ich glaube wohl, daß es für Sie
noch Hilfe giebt," sagte sie und der
suchte, ihrem Gesicht einen ernsten Aus
druck zu geben. Ich will Ihnen da
etwa etwas aufschreiben, vielleicht, daß
Ihnen diese Arznei Besserung ver-
schasst."
Schnell hatte sie ein Rezcptformular
ergriffen und schrieb mit zitternder
Hand einige Worte darauf.
So." sagte sie und reichte ihm das
Rezept mit abgewandtem Gesicht hin.
denn jetzt kamen sie wirklich, diese un
ausstehlichcn Thränen.
Er las das Rezept. Bertha Brun
ner Otto Buchholz, Verlobte," stand
darauf.
Mit einem Jubelruf schloß er sie in
seine Arme.
O, Du mein lieber kluger Arzt,"
sagte er innig und küßte ihr die Thrä
nc'n von den Augen. Und wissen Sie,
mein Fräulein Doktor." lachte er dann,
daß Sie sich durch diese Wunderkur
einen Nanien gemacht haben ?"
Und da hatte er Recht, denn in kür
zester Zeit da stand auf dem schwarzen
Schild mit goldenen Buchstaben statt
Dr. Bertha Brunner: Dr. Bertha Buch
holz, und dann wieder nach einiger Zeit
wurde das Schild ganz heruntcrgenom
men. Frau Doctor hat die Doctorei"
aufgegeben; sie hat den besten Beruf
des Weibes ergriffen, nämlich ihrem
Mann eine gute Frau, ihren Kindern
eine gute Mutter zu sein.
Der Schwärzer.
HiiinottSkk von Wilhelm Herbert.
Hans Stöckl saß in der Weinlaube,
eine Portion Salami und einen Schop
pen Spezial vor sich, und träumte, von
den wirren Ranken versteckt, auf die
Torfstraße hinaus.
Schräg gegenüber am Zaun lehnten
schon lange zwei Burschen in auffallend
geheimer 'Zwiesprache.
Endlich schieden sie mit einem festen
Handschlag von einander.
Jetzt trat Stöckl aus der Laube.
Loisl!" rief er.
Der eine der Burschen, welcher gegen
das Gasthaus her gegangen war, trat
an die Laube. Es war ein hübscher,
frischer, dunkelhaariger und schwarz-
äugiger junger Mann, der einen Typus
von fast südlichem Charakter zeigte.
Na. Loisl." fragte Stöckl. was
habt Ihr denn sür Geheimnisse?"
Der Bursche lachte verschmitzt.
Ich wette was." drängte der Fra-
ger.de in ihn und dämpfte feme stimme.
Ihr habt eine Schwärzere! ausge
macht he?"
Loisl rückte sein Hütl. Der Herr
Maler wird uns & net verrathen,
meinte er. es is schon so!"
Scprament!" murmelte der junge
Künstler gespannt. Heut Nacht
he?"
Der Andere nickte.
Tu, Loisl Du, Loisl " sagte
Stöckl unruhig, sah dann um sich und
winkte den Burschen in die Laube.
Weißt'. Loisl." fuhr er dort fort.
schenkte dem Gaste ein und schob ihm
den Teller hin. weißt', das wär' für
einen Maler was, da einmal mitgeh'n
zu können verstehst', so das Ganze
die Heimlichkeit, die Gefahr all
das reizt die Phantasie eines Kunst
lcrS da hast einen Thaler nimm
mich mit. Loisl!"
Loisl sah zuerst den Maler an. dann
das Geldstück. Er zögerte eine Minute
D'rauf griff er aber energisch nach der
Münze und schob sie ein.
Gut!" sagte er. Is recht! Ceid's
um Zehne auf d Nacht bei dem Mav
tertaferl außerhalb dem Dorf dort,
wo's den Holzknecht erschlagen hat
b'hüt' Enk Gott!"
iamii war er nica; venn icilievm-
äugen hatten den Ortsgendarm von
ferne kommen sehen.
Stöckl blieb in hochgradiger, freu
diger Aufregung zurück. Also einmal
so ein richtiges Künstlerabentcuer voll
Reiz und Gefahr, bei Nacht und Nebel.
An die etwaigen schlimmen Folgen
dachte er kaum.
Was konnte man auch ihm viel an
haben, wenn's wirklich schief ging?
Daß er als Künstler nur aus Interesse
an der Romantik des Unternehmens
mit dabei war, konnte ja keinem Zwei-
sel unterliegen.
Uebriaens Kerle, so pfiffig und ge
wandt wie der Loisl, würden sich schon
nicht erwischen las en.
Er ruhte sich den Tag über gehörig
aus. aß tüchtig zu Mittag, ließ aber
den Wein mehr links liegen, als sonst
feine Art war die Schwärzer sollten
keine Gelegenheit haben, sich bei ihm
über Mangel an Kraft und Ausdauer
lustig zu machen.
Stille Nacht lag bereits über dem
Dorfe, als Stöckl, in seinen Loden-
mantel gehüllt, lautlos das Torf
hlnausichrltt.
Bei dem Marterl trat eine dunkle
Gestalt aus den Bäumen hervor und
winkte ihm.
Nun ging es, steil durch den Berg
tann aufwärts. Dort, wo der Wald
am, undurchdringlichsten war, that sich
mit einemmal eine kleine Blöße auf.
Eine verlassene Köhlerhütte stand da.
Der Begleiter Stöckl', dessen ge
schwärztes Gcsicht der Maler nicht er
kennen konnte, der aber der Gestalt
nach kein Anderer als Loisl war, stieß
einen leisen Pfiff aus.
Drei oder vier vermummte Gestalten
erhoben sich vor der Hütte.
Ein kurzes Geflüster dann trat
plötzlich einer der Schmuggler auf
Stöckl zu. Der Maler wollte zurück
weichen, aber schon war ihm der Andere
jählings ein paar Mal derb mit der
Hand über das Gesicht gefahren.
Ein richtiger Schwarzer muß auch
schwarz sein, wie der Teufi!" lachte der
Unbekannte dabei.
Stöckl nieste, spuckte und rieb sich die
Augen. Na, er mochte ja gut aus-
sehen nach dieser Kienrußtunke!
Aber gleich wieder überwältigte der
Reiz der Situation, welcher gerade
dadurch neuerdings erhöht worden war,
sein Mißbehagen.
Lautlos ging es nun vorivärts. Mit
einer energischen Handbewcgung hatte
man den Fremden an die Spitze des
Zuges gesetzt. Ein leises Gruseln
lief ihin dabei über den Rücken. Es
war ihm, als hörte er Hähne hinter
sich knacken, bereit, ihm beim ersten
Anzeichen eines Pcrraths das Lebens
licht auszublafen.
So ging es auf schmalen, steilen und
beschwerlichen Schleichweg durch die
stcrnenlose, milde Sommernacht auf
wärts der Grenze entgegen, welcher zur
selben Zeit die Gegenpartei mit den
Schmnggelwaaren von der anderen
Seite näher rückte.
Man mochte ungefähr eine Stunde
so gestiegen sein, als plötzlich der Weg
abbrach und auf die Straße mündete,
die hier über das Joch herüberführte.
Weiß schimmernd lag das Sträßchen.
eine geraume Strecke weit mit den Augen
verfolgdar. vor den einsamen Wan
dcrern. während links das bewachsene
Gehänge schroff abfiel und rechts die
Felswand steil emporstieg.
An d' Wand halten!" ertönte das
Kommando.
Lautlos huschten die Gestalten längs
der Felswand hinter einander her.
Plötzlich vernahm Stöckl hinter sich
ein Springen über die Straße, ein
Poltern in den Steinen am Wegrand,
dann ein sausendes Hinabgleiten über
die steile Berghalde.
Ehe er recht begriff, um was es sich
handelte, stand er allein.
Im nächsten Augenblick sah er vor
sich ein paar Gestalten aufspringen.
Dieselben waren mit wenigen Sätzen
am Straßenrands und blickten fluchend
den Ausreißern nach. Tann schienen
sie eine kurze Berathung zu pflegen,
wobei es dem Zurückgebliebenen vor
kam, als wäre von ihm die Rede;
wenigstens meinte er das Wort Maler"
gehört und ein leises Lachen vernommen
zu haben.
Vorübergehend tauchte in Stöckl der
Gedanke auf, daß er es mit Grenz
jagern zu thun habe, welche hier den
Schmugglern aufgelauert und sie ver
scheucht hatten.
Schnell abn verwarf er diele An
nahine wieder. Tie beiden Fremden
trugen kein Ticnstabzeichen, hatten Lo
denmäntcl nach Jägerart übergeworfen
und machten im Ganzen einen diel zu
gemüthlichen Eindruck, als daß man in
ihnen Beamte hätte vermuthen dürfen,
welche jeden Moment bereit, sein muß
ten, dem Tod in'S Auge zu sehen.
Stöckl mußte unwillkürlich lächeln.
Was waren doch diese großen Helden
diese kernigen Kraftmeier, diese ge
priesenen und berüchtigten Schwärzer
für feige Tröpfe!
Vor ein paar harmlosen Jägern,
deren Unmuts sie erregt hatten, weil sie
ihnen das Wild verscheuchten, rissen sie
aus.
Da war doch er ein ganz Anderer.
Ja, Künstlerblut hat Feuer!
Das Abenteuer begann ihn erst recht
zu freuen und er beschloß, es bis zur
Neige auszukosten.
Na, liebe Leute." sagte er und trat
auf die beiden Fremden zu, Ihr seid
wohl erbost, weil Euch diese guten
Burschen hier das Wild verscheucht
haben?"
Die Angeredeten stutzten einen Au
genblick.
Ja, freilich." sagte dann der Eine
von ihnen lustig, s Wild haben 's uns
verscheucht stimmt !"
Ihr müßt den braven Leuten nicht
böse sein." fuhr Stöckl fort, es sind
arme, brave Edelweißsucher!"
Noch nie war er sich so bedeutend
vorgekommen als in diesem Augenblick,
da er noch den Ruf der au-gerissenen
Tollpatsche schlau von jedem Makel
reinwusch, der ihm etwa Hütte anhaften
können.-
Die beiden Anderen lachten.
Edelweiß haben s' g'sucht?" schmun
zelten sie. Aha!"
Plötzlich sprang der eine auf die
Seite.
Halt! Still!" murmelte er und
deutete nach oben.
Man hörte einen leisen Pfiff.
Dann sah man eine Gestalt auf der
Jochhöhe erscheinen.
Es war ein Thier, das vorsichtig her
abschritt.
..Gemsen?" fragte Stöckl gespannt.
Der eine seiner Genossen nickte.
Da faßte den jungen Maler eine un
beschreibliche Jagdgier. Wenn er eine
Gemse erlegt hätte eine richtige, wirk
liche Gemse im Hochgebirge Herr des
Himmels, auf ewig wäre sein Ruf als
Nimrod bei allen Bekannten festgestan
den!
Laßt mich!" flüsterte er in heißer
Erregung. Laßt mich sie schießen!
Ich zahle, was Ihr wollt !"
Es war, als wechselten die Beiden
einen raschen Blick.
Da," sagte dann der Eine und
drückte ihm die Flinte in die Hand,
aber gut zielen!"
Ob er zielte!
Bumm krachte der Schuß, ein
dumpfes Stöhnen und das Thier brach
zusammen.
Jetzt fort ! Schnell fort ! Wir brin-
gen s Ihnen morgen runter in s Dorf !"
flüsterte ihm der Nächststehende zu und
schob ihn weg.
Was wollte er machen ohne Flinte
als gehorchen?
Die schuhneidigen Burschen waren
offenbar besorgt, daß nun das ganze
nachfolgende Rudel von Gemsen ihnen
auskäme und sie selbst nichts erhielten
Na, ihm konnte es schließlich gleich
sein. Er hatte seine Trophäe. Auf
den ersten Schuß eine Gemse fabel
haft!
Vergnügt trollte sich Stöckl straßen
abwärts. Bald hörte er es aber mehr
mals knallen.
Ja," schmunzelte er, schießen allein
macht s nicht treffen mutz man!"
Am anderen Tag verzehrte ihn die
Ungeduld beinahe. Aber kein Wild
kam.
Endlich gegen Abend lief ihm Loisl
in die Hände.
Na." sagte der Maler. Ihr seid
schöne Einfaitspinfel ! Kaum ward Ihr
fünf Schritte weg, stieß ich auf ein paar
Gcmsenjäger einer lieh mir seine
Büchse r' habe damit kapitale Gemse
geschossen erwarte sie fieberhaft !"
Loisl stand einen Augenblick starr.
Was?" rief er dann. ..Was Sie
waren's also? Sie haben uns also mit
dem G'wehr von einem Erenzjäger den
g'fchmuggeltekr Mastochsen 'zsam'g'
schoss'n o diese Stadtsrack!"
Wohl die erste erlegte Gemse", von
welcher der Schütze Keinem ein Wort
verrieth!
vergebliche Liebesmühe.
Ja, ich habe an der Indianer
grenze merkwürdige icinge enevk,
sagte der alte Sergeant vom X. Frei
willigen-Regiment, indem er den Rest
seines Kantincnpunsches hinuntergoß.
Aber eins der merkwürdigsten Erleb-
niile war entschieden das gewesen, wie
die Apache-Jndianer einmal in Arizona
den eisernen Geld Schrank unseres
Zahlmeisters, dem ich mit sechs Mann
von meinem Regiment als Eskorte bei-
gegeben war, zu öffnen versuchten." I
Erzählen!" rief es von allen Seiten.
Gut. Also eines schönen Tages
war ich mit sechs von meinen Leuten
abtommandirt worden, um den Zahl
meifter. dessen Giert und seinen Geld
schrank sicher durch die Apachen zu
dringen. Ich und meine Leute ritten
natürlich, der Zahlmeister und fein
Elerk der fuhren in einem Ambulanz
wagen, den kleinen Geldschrank, in
welchem sich 7000 Dollars in Green
backs befanden, zwischen sich. Das
Ding war ungefähr 400 Pfund schwer
und mit einem Eombinations-Schlosse
versehen.
Eines Nachts, als wir gerade zwi
schen zwei Forts übernachteten, wurde
unser kleines Lager von einer minde
stens hundert Mann starken Apache
Bande überfallen. Wir versuchten erst
Widerstand, als aber zwei von meinen
Leuten von den rothen Teufeln abge
schlachtet worden waren, suchten wir
Sicherheit in der Flucht. Die Ambu
lanz mit dem schweren Geldschranl
mufften wir natürlich im Stiche lassen.
Und nun machten sich die rothen
Teufel, die ganz wohl wußten, daß sie
es mit einem Geldschrank zu thun hat
ten, an die Oeffnung desselben. Erst
schlugen sie den Tyürknopf ab. im
Glauben, daß der Schrank dann von
selbst aufgehen werde. Dann versuch
ten sie, mit ihren Tomahawks ein Loch
darein zu hauen.
Natürlich sahen sie bald ein, daß
das verlorene Liedesmühe war, und
so wollten sie es mit Feuer versuchen.
Sie zündeten ein mächtiges Feuer an
und warfen den Geldschrank, der na
türlich feuersicher war, hinein. Drei
Stunden ließen sie den Schrank lang
sam schmoren, während und kurz nach
dem Prozeß den rothglühenden Schrank
mit mächtigen Felsstücken bombardi
rend. Es gab wohl tüchtige Beulen,
aber das war auch Alles,' und der
Schrank war und blieb zu.
. Nun schleppten sie den schrecklich
ramponlrten Schrank nach einem stei
len Abhang und warfen ihn 200 Fuß
in einen steinigen Abgrund. Eines
der kleinen Rädchen flog ab. das war
der ganze Schaden, den sie damit dem
Schrank zufügten.
Drei, vier Tage ließen die rothen
Teufel jetzt den Schrank liegen; sie
schienen am Ende ihres Lateins anqe
kommen zu sein. Dann aber kam ein
Extra Schlauer auf den Gedanken
Probiren wir es 'mal, ob sich der
Schrank nicht im Wasser auflöst?"
Eine ganze Woche ließen sie dann
den Schrank in dem Flusse, wohin sie
ihn mit Mühe geschleppt, liegen und
die Enttäuschung war groß, als sie be
merkten, daß auch dieses Mittel nichts
gefruchtet hatte.
Jetzt nahmen sie Pulver und der-
suchten, durch eine Explosion den
Schrank zu öffnen. Aber sie wußten
nicht recht damit umzugehen und statt
ein Loch in den Schrank zu sprengen.
verursachten sie nur eine Explosion,
welche sechs der rothen Teufel beinahe
das Leben gekostet hätte.
Einen ganzen Monat hatten die
Indianer bereits ihren ganzen Witz an
dem jetzt ganz entsetzlich aussehenden
Geldschranl erschöpft, als sie ihn, die
Geschichte satt bekommend, in eine
Schlucht warfen.
Nach 14 Monaten, als die Apachen
wieder einmal uns die Friedenspfeife
angeboten hatten, kam der Geldschrank
wieder in den Besitz Onkel Sam s.
Ich war selbst zugegen, als in dem
Fort, wohin man den Schrank ge
bracht, die Oeffnung desselben statt
fand: der Inhalt war, allen An-
strengungcn der Apachen ungeachtet,
gänzlich unversehrt.
Ich erzählte bald darauf einem der
Häuptlinge, den ich ganz gut kannte,
daß 'das Geld wieder m unserem Be
sitz sei.
Hugh," grunzte wüthend die Roth
haut; weißer Mann big Fool, rother
Mann mehr big frool, alter Eisen
kästen damn biggeft Fool!"
Schlecht herausgeredet.
Girardet. ein berühmter Portrait
malet in Paris, wurde einst in seinem
Atelier von dem Kunstkritiker Scudo
besucht, der zuweilen sehr naiv und z-
streut gewesen war. Girardet vollendete
soeben ein lebensgroßes weibliches Por
trait. und Scudo. nachdem er es auf
mertsam betrachtet hatte, sagte: Famos
gemalt! Zeichnung vortrefflich. Stcl
lung reizend, Kolorit und Beleuchtung
prachtvoll! Aber warum haben Sie sich
ein so häßliches Modell genommen?"
Es ist meine Mutter!" versetzte Gi
rardet ruhig.
Ah, bitte tausendmal um Ver
zeihung. stotterte Scudo etwas ver-
legen; es ist wahr, ich hätte es so
gleich bemerken sollen Sie gleichen
ihr ja auf's Haar!"
Rsmanphrzse.
Die jungen Herren der Gesellschaft
trösteten sich über Hannas Verlust bei
den übrigen jungen Mädchen; der Re
ferendar mit seinem Seidel.
Bescheiden.
Herr: Kosten Sie doch von der
Weinprobe, die der Reisende hier ge
lassen hat. Jean und dann sagen Sie
mir, ob ich dem Herren was bestellen
soll!"
Diener l abwehrend): Aber, gnä
Herr, wenn er Ihnen schmeckt auf
mich brauchen Sie keine Rücksicht zu
nehmen!"
prüder Ansän).
Wie alt bist Tu. Minnik?"
Zwölf Jadre. Herr Toktor."
Wirklich? Ich datte Dich für jünger
gehalten.
Sie schmeicheln. Herr Toktor!"
Unbedacht.
Tochter: Mama, was ist das. ein
Gänsemarsch?"
Mama: Tas ist so ein Marsch, wie
wir neulich gingen, als wir den fchma
len Weg im Walde passircn mußten."
itobaft.
Tame: Endlich. Herr Inspektor,
werden Ihre Witze nicht mehr bei den
Haaren herbeigezogen." ,
Inspektor: Na. da? freut mich I"
Tame: Ja. das kommt, weil Sie
keine Haare mehr haben!"
Aus der guten alten Aeit.
Hauptmann. Tu sch ölst 'rau komme,
der Feind rukt an. Hot der Major
gcsogt."
Ich kann jetzt nit, mein Weib hat
die Tabatö-Pfeif verlegt, jetzt muß ich
fe suche."
Reine Furcht
Reisender (zum Kutscher, der betrun
ken ist): Mit Ihnen kann ich nicht
fahren. Sie sind ja betrunken!"
Kutscher: Was, thut's, wenn nur
meine Pferde nüchtern sind!"
3 der neuen Mahnung.
Miether: Hören Sie 'mal Herr
Wirth, bei mir giebt es ja so viel
Wanzen "
Wirth: Habe ich Sie nicht gleich
gefragt, ob Ihnen die Tapeten nicht
etwas zu lebhaft seien?"
Rücksichtsvoll.
Mann: ..Wie. 40 Mark tostet der
neue Hut? Das ist ja ungeheuer!"
Frau: Ja, die Stcuerräthin stand
nämlich gerade im Laden, wie ich ihn
kaufte und da wollte ich Dich doch
nicht blamiren!"
leicht abgel?o!fen.
Offen gestanden, lieber Freund, ich
habe keinen Ueberblick über meine Per
Hältnisse und weiß selbst nicht wie ich
stehe."
So. das kannst Du leicht erfahren,
wende Dich an ein Auskunfls-Bureau."
Unverbesserlich.
Ehcf (zum Commis): Und warum
wollen Sie eigentlich austreten?"
Kommis: Weil Sie mich gestern
einen Esel genannt haben."
Chef: Was? Wegen dem einen
Esel, da wären Sie ja ein Esel!"
Kurios,
Na, Graf, wie geht's denn in Ihrer
jungen Ehe?"
Kurios, zu kurios! Meine Frau
liebt mich!"
Schlau.
Warum betrachten Sie denn Ihre
Frau durch den Operngucker?" -
Kleine Schmeichelei, um sie bei
guter Laune zu erhalten!"
Ironie des Schicksals.
A: Wen hat denn die Meier-Marie.
die fo viele Körbe ausgetheilt hat, ge
heirathet?"
B: Einen Korbflechter!"
Bummels kogik.
Kommilitone: Du, Bummel, Du
hast jetzt einen Doppelgänger im
Colleg."
Studiosus Bummel: Sehr gut, da
brauche ich dann ja nie hinzugehen."
Schnell gemacht.
Portier: Hier ist nur Aufgang für
Herrschaften!"
..Frau, aieb mir einmal meinen
Papicrkragen!"
Seine An 'icht.
. Der kleine Moritz: Papachen, was
ist eigentlich das Buch der Bücher?"
Großkausmann: Dummer Junge,
natürlich das Hauptbuch."
Mißtrauisch.
Kastellan: ..?tn diesem Bett? Kit
Napoleon der Erste geschlafen!"
Fremder: Wissen Sie, ob er darin
wirklich geschlafen hat?"
Gutmütbig.
Frau (wm Gerichtsvoll,ieber. her
wieder einmal zum Pfänden kommt):
Guten Morgen. Herr Schindler
gelt, Sie hab'n halt a' rechte Plag' mit
uns?"
verlockend.
In der Klinik des Professors
Schulze sind jetzt auch weibliche Amte
angestellt?"
Jawohl, dort können Sie sich von
zarter Hand Arme und Beine absägen
lauen."
Selbstbewußt.
Junaer Dichter lder kick die fs,
schneiden läßt, zum Friseur): Heben
Sie sich diese Locke auf Sie können
ein reicher Mann werden!"
kaßt mit sich reden.
Bettler: ..Geben Sie einem armen
blinden Mann einen Groschen."
Oerr: Blind? Sie bab?n in
ein ganz gesundes Auge."
Bettler: Na. dann geben Sie fünf
Pfennig!" '