Ihis Recept. Von V. fUijalii. Mit großen goldenenBuchstaden stand auf schwamm Schilde: ,Tr. Bcrtba Grüner, Specialistin für Kindcrtrant hcitcn. ordinirt von 23 Uhr." Vi war zur Ordinationsstundc. TaZ Fräulein Toltor hatte eben den legten Patienten einen kleinen im ruhigen Knaben, den sie nur durch Ber abreichung von Süßigkeiten zum Still halten hatte bewegen können seiner Mutter übergeben. .Ist noch Jemand draußen?" fragte sie den alten Tiener. der auf ihr Lau ten den Kopf zur Thür hereinsteckte. Ja ein Herr ist noch da. Er bittet, vorgelassen zu werden, trotzdem schon drei Uhr vorüber ist. Es scheint ein ernster Fall zu sein, der Herr sieht sehr aufgeregt aus." Erstaunt blickte da? Früulein Doktor den Diener an. Ein Herr ein er wuchsener Patient das war ihr in ihrer freilich noch sehr kurzen Praxis nicht vorgekommen. Sie hatte bisher nur Kinder in Behandlung gehabt, und daZ war ihr sehr recht gewesen. Sie verstand viel bester mit Kindern, umzu gehen, als mit Erwachsenen und gar mit Männern. Einen männlichen Patienten sie war ganz betreten. Er wird das Schild schlecht gelesen haben und nicht wissen, daß es ein weiblicher Arzt ist. der hier ordinirt. Aber was sollte sie thun? Sie konnte ihn doch nicht abweisen also Soll eintreten,-" sagte sie zu dem Diener. Ja, sch' ich recht? Herr Buchholz'.' rief sie freudig erstaunt und streckte dem eintretenden jungen Mann bewillkomm ncnd die Hand entgegen. Otto Buchholz, wie er leibt und 'lebt, mein gnädiges Fräulein," sagte der Eingetretene, die dargebotene Hand mit Wärme drückend. Und mein alter Franz hat Sie nicht erkannt; er hat Sie für einen Patienten gehalten." Sie lachte laut auf. Der bin ich auch, mein liebes Frau lein Bertha. Ich darf Sie doch so nennen? Ich bin gekommen, um Ihre ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Doch davon später vorerst erzählen Sie mir. wie es Ihnen ergangen ist die lange, lange Zeit, seitdem wir uns nicht gesehen das heißt, gesehen wohl, aber nicht gesprochen haben, denn ge sehen habe ich Sie öfters in der letzten Zeit." So und da kommen Sie erst heute, trotzdem Sie doch wußten' wo ich zu finden bin?" sagte sie vormurfsvoll. Es krankte sie. daß er sie nicht früher aufgesucht. War er doch im Hause -ihres seligen Vaters ein gern gesehener Gast gewesen. Der Vater hatte ihn sehr lieb gehabt. Und Sie? Doch das war vorüber wie alles Gute und Schöne, seitdem der arme Papa gestorben war und sie ganz allein in der Welt stand. Ein Glück, daß sie damals schon ihre Prüfungen als praktischer Arzt gemacht hatte. So war sie wenigstens von materiellen Sorgen verschont. Ich wäre ja herzlich gerne früher gekommen," antwortete er, aber ich wollte abwarten, bis ich avancirt bin ah Pardon ich wollte sagen, bis ich krank würde das heißt, ich wollte warten, bis sich eine Gelegenheit dar bietet. Sehen Sie, liebes Fräulein," sprach er haftig weiter, da sie ihn er staunt anblickte, das ist eben so meine Krankheit. Manchmal, da steigt mir das Blut so zu Kopfe, ich bekomme ein Sausen in den Ohren, mein Herz klopft zum Zerspringen; da weiß ich dann gar nicht, was mit mir vorgeht, und ich spreche den größten Unsinn zu- sammcn. Doch, wie gesagt, davon später. Jetzt möchte ich doch endlich wilsen, wie es Ihnen geht." Wie es mir geht?" Sie blickte nachdenklich vor sich hin. Ich sollte eigentlich sagen: gut: doch wenn Sie die volle Wahrheit wissen wollen: ich finde in meinem Berufe nicht das. was ich mir eigentlich vorgestellt. Ich wollte den Menschen Linderung bringen, und muß ihnen so oft wehe thun. Wenn ich so einen zuckenden Kindermund sehe, so ein Paar ängstliche Augen, aus denen die Thränen hervorquellen, da ist es mir, als könnte ich meinen Beruf nie und nimmer ausüben." Sie haben ein viel zu weiches Herz. Ich habe es Ihrem Herrn Papa immer gesagt, daß Sie zu diesem Beruf nicht taugen. Aber er wollte mich nicht hören, er wollte durchaus als Mann des Fortschritts, als Führer der Frauen emancipation eine Aerztin als Tochter haben. Aber warum bleiben Sie da bei, wenn es Ihnen Kummer vcrur sacht? Folgen Sie mir. lassen Sie die Toktorei, die Menschen werden auch ohne Sie gesund werden oder sterben." Die Menschen, ja, da haben Sie Recht, die brauchen mich nicht." sagte sie leise, und um ihren Mund zuckte'es leicht, mich braucht überhaupt Nie mand. Aber ich. ich brauche meinen Beruf. Erstens laßt er mich Manches vergessen, und dann nun Ihnen als altem Bekannten kann ich' wohl sagen wenn ich nichts verdiene, wovon soll ich denn leben?" Während sie sprach, hatte er sie unverwandt angesehen. Sie bemerkte es nicht, denn sie blickte vor sich hin. Ja, das war noch dasselbe gute Kinder gcsicht, daZ er nicht vergessen konnte; da? waren dieselben großen braunen Augen, nur hatten sie jetzt einen traurig fragenden Ausdruck; dieselben rothen Lippen, nur hatten sie früher nicht so bittere Worte gesprochen. Armes, liebes Kind." dachte er immer wieder. Bei ihren letzten Worten fuhr er empor. Leben leben," stotterte er erregt. Ader Sie brauchen ja gar nichts nichts zum Leben, wollte ich sagen. Deswegen bin ich ja bcrgetommen." Nun war sie es. die ihn erstaunt an blickte. Deswegen sind Sie hergekommen? Wie soll ich das verstehen?" fragte sie. Ich dachte, Sie waren krank und wollten meine Hülfe in Anspruch nehmen." Er war aufgestanden und trat jetzt vor sie bin. Ja. ick bin krank. Fräulein Bertha, und Sie sollen mir helsen. Sie sollen mich heilen," sagte er und blickte ihr fest in die Augen, und es war doch merl würdia diese Krankhcitssymptome. die er vorher beschrieben, die fühlte sie nun an sich selbst. Das Blut stieg ihr zu Kopfe, in den Ohren sauste und brauste es. und das Herz klopfte so stark, daß sie es in der Kehle zu spuren vermeinte. Wollen Sie mich anhören?" sprach er weiter und ergriff ihre Hand. Ich werde Ihnen den Verlauf meiner Krankheit tlarlegen, und Sie werden mir dann auf Ehre und Gewinen sagen. ob es Heilung für mich gibt. Meine Krankheit ist nicht von heute, sie datirt von länger her, von jener Zeit, als ich noch im Hause Ihres seligen Vaters verkehrte. Warum entziehen Sie mir Ihre Hand? Fürchten Sie, daß meine Krankheit ansteckend ist? Ein Arzt darf sich davon nicht abschrecken lassen. Ich hielt also mein Leiden anfangs für ein vorübergehendes, doch bald mußt? ich erkennen, daß es eine ernste Krankheit war. die lbren Sitz im Herzen hatte Was sollte ich thun? Ich versuchte es mit der Luftveränderung, einem sehr bekannten und beliebten Mittel. Ich ließ mich also versetzen. Glauben Sie, daß es mir etwas genübt hat? Im Gegentheil es ist ärger geworden. Ich war verzweifelt. Zurück also wieder in's alte Nest. Das war aber leichter gedacht, als gethan. Jch offenbartelmich meinem Vorgesetzten; er hatte Mitleid mit mir krankem Manne, und so kam ich vor kurzer Zeit wieder hier an, krän kcr als je zuvor. Ich hätte wohl gleich zu einem Arzt gehen sollen, anstatt selbst an mir zu quacksalbern. Ader, Fräulein Bertha, ich bin ein armer Mann, und mein Gehalt war noch nicht groß genug, um jenem Arzt, in dessen Hand meine Heilung liegt, das bieten zu können, was ich gerne wollte. Da habe ich denn gewartet, trotzdem sich mein Leiden stetig verschlimmerte, bis mein Avancement eingetroffen war. Und nun, liebes, theures Fräulein Bertha, sagen Sie mir, haben Sie meine Krankheit erkannt? Giebt es Hilfe für mich? Wollen Sie, können Sie mir helfen?!" Er hatte ihre Hand, die sie ihm vorher entzogen, wieder gefaßt und blickte ihr voll innerer Erwartung in's Gesicht. Einen Moment schien es, als ob die Thränen, die sie die ganze Zeit hin durch zurückgedrängt, jetzt hervorbrechen wollten, dann aber huschte ein schelmi sches Lächeln über ihre Züge. Ich glaube wohl, daß es für Sie noch Hilfe giebt," sagte sie und der suchte, ihrem Gesicht einen ernsten Aus druck zu geben. Ich will Ihnen da etwa etwas aufschreiben, vielleicht, daß Ihnen diese Arznei Besserung ver- schasst." Schnell hatte sie ein Rezcptformular ergriffen und schrieb mit zitternder Hand einige Worte darauf. So." sagte sie und reichte ihm das Rezept mit abgewandtem Gesicht hin. denn jetzt kamen sie wirklich, diese un ausstehlichcn Thränen. Er las das Rezept. Bertha Brun ner Otto Buchholz, Verlobte," stand darauf. Mit einem Jubelruf schloß er sie in seine Arme. O, Du mein lieber kluger Arzt," sagte er innig und küßte ihr die Thrä nc'n von den Augen. Und wissen Sie, mein Fräulein Doktor." lachte er dann, daß Sie sich durch diese Wunderkur einen Nanien gemacht haben ?" Und da hatte er Recht, denn in kür zester Zeit da stand auf dem schwarzen Schild mit goldenen Buchstaben statt Dr. Bertha Brunner: Dr. Bertha Buch holz, und dann wieder nach einiger Zeit wurde das Schild ganz heruntcrgenom men. Frau Doctor hat die Doctorei" aufgegeben; sie hat den besten Beruf des Weibes ergriffen, nämlich ihrem Mann eine gute Frau, ihren Kindern eine gute Mutter zu sein. Der Schwärzer. HiiinottSkk von Wilhelm Herbert. Hans Stöckl saß in der Weinlaube, eine Portion Salami und einen Schop pen Spezial vor sich, und träumte, von den wirren Ranken versteckt, auf die Torfstraße hinaus. Schräg gegenüber am Zaun lehnten schon lange zwei Burschen in auffallend geheimer 'Zwiesprache. Endlich schieden sie mit einem festen Handschlag von einander. Jetzt trat Stöckl aus der Laube. Loisl!" rief er. Der eine der Burschen, welcher gegen das Gasthaus her gegangen war, trat an die Laube. Es war ein hübscher, frischer, dunkelhaariger und schwarz- äugiger junger Mann, der einen Typus von fast südlichem Charakter zeigte. Na. Loisl." fragte Stöckl. was habt Ihr denn sür Geheimnisse?" Der Bursche lachte verschmitzt. Ich wette was." drängte der Fra- ger.de in ihn und dämpfte feme stimme. Ihr habt eine Schwärzere! ausge macht he?" Loisl rückte sein Hütl. Der Herr Maler wird uns & net verrathen, meinte er. es is schon so!" Scprament!" murmelte der junge Künstler gespannt. Heut Nacht he?" Der Andere nickte. Tu, Loisl Du, Loisl " sagte Stöckl unruhig, sah dann um sich und winkte den Burschen in die Laube. Weißt'. Loisl." fuhr er dort fort. schenkte dem Gaste ein und schob ihm den Teller hin. weißt', das wär' für einen Maler was, da einmal mitgeh'n zu können verstehst', so das Ganze die Heimlichkeit, die Gefahr all das reizt die Phantasie eines Kunst lcrS da hast einen Thaler nimm mich mit. Loisl!" Loisl sah zuerst den Maler an. dann das Geldstück. Er zögerte eine Minute D'rauf griff er aber energisch nach der Münze und schob sie ein. Gut!" sagte er. Is recht! Ceid's um Zehne auf d Nacht bei dem Mav tertaferl außerhalb dem Dorf dort, wo's den Holzknecht erschlagen hat b'hüt' Enk Gott!" iamii war er nica; venn icilievm- äugen hatten den Ortsgendarm von ferne kommen sehen. Stöckl blieb in hochgradiger, freu diger Aufregung zurück. Also einmal so ein richtiges Künstlerabentcuer voll Reiz und Gefahr, bei Nacht und Nebel. An die etwaigen schlimmen Folgen dachte er kaum. Was konnte man auch ihm viel an haben, wenn's wirklich schief ging? Daß er als Künstler nur aus Interesse an der Romantik des Unternehmens mit dabei war, konnte ja keinem Zwei- sel unterliegen. Uebriaens Kerle, so pfiffig und ge wandt wie der Loisl, würden sich schon nicht erwischen las en. Er ruhte sich den Tag über gehörig aus. aß tüchtig zu Mittag, ließ aber den Wein mehr links liegen, als sonst feine Art war die Schwärzer sollten keine Gelegenheit haben, sich bei ihm über Mangel an Kraft und Ausdauer lustig zu machen. Stille Nacht lag bereits über dem Dorfe, als Stöckl, in seinen Loden- mantel gehüllt, lautlos das Torf hlnausichrltt. Bei dem Marterl trat eine dunkle Gestalt aus den Bäumen hervor und winkte ihm. Nun ging es, steil durch den Berg tann aufwärts. Dort, wo der Wald am, undurchdringlichsten war, that sich mit einemmal eine kleine Blöße auf. Eine verlassene Köhlerhütte stand da. Der Begleiter Stöckl', dessen ge schwärztes Gcsicht der Maler nicht er kennen konnte, der aber der Gestalt nach kein Anderer als Loisl war, stieß einen leisen Pfiff aus. Drei oder vier vermummte Gestalten erhoben sich vor der Hütte. Ein kurzes Geflüster dann trat plötzlich einer der Schmuggler auf Stöckl zu. Der Maler wollte zurück weichen, aber schon war ihm der Andere jählings ein paar Mal derb mit der Hand über das Gesicht gefahren. Ein richtiger Schwarzer muß auch schwarz sein, wie der Teufi!" lachte der Unbekannte dabei. Stöckl nieste, spuckte und rieb sich die Augen. Na, er mochte ja gut aus- sehen nach dieser Kienrußtunke! Aber gleich wieder überwältigte der Reiz der Situation, welcher gerade dadurch neuerdings erhöht worden war, sein Mißbehagen. Lautlos ging es nun vorivärts. Mit einer energischen Handbewcgung hatte man den Fremden an die Spitze des Zuges gesetzt. Ein leises Gruseln lief ihin dabei über den Rücken. Es war ihm, als hörte er Hähne hinter sich knacken, bereit, ihm beim ersten Anzeichen eines Pcrraths das Lebens licht auszublafen. So ging es auf schmalen, steilen und beschwerlichen Schleichweg durch die stcrnenlose, milde Sommernacht auf wärts der Grenze entgegen, welcher zur selben Zeit die Gegenpartei mit den Schmnggelwaaren von der anderen Seite näher rückte. Man mochte ungefähr eine Stunde so gestiegen sein, als plötzlich der Weg abbrach und auf die Straße mündete, die hier über das Joch herüberführte. Weiß schimmernd lag das Sträßchen. eine geraume Strecke weit mit den Augen verfolgdar. vor den einsamen Wan dcrern. während links das bewachsene Gehänge schroff abfiel und rechts die Felswand steil emporstieg. An d' Wand halten!" ertönte das Kommando. Lautlos huschten die Gestalten längs der Felswand hinter einander her. Plötzlich vernahm Stöckl hinter sich ein Springen über die Straße, ein Poltern in den Steinen am Wegrand, dann ein sausendes Hinabgleiten über die steile Berghalde. Ehe er recht begriff, um was es sich handelte, stand er allein. Im nächsten Augenblick sah er vor sich ein paar Gestalten aufspringen. Dieselben waren mit wenigen Sätzen am Straßenrands und blickten fluchend den Ausreißern nach. Tann schienen sie eine kurze Berathung zu pflegen, wobei es dem Zurückgebliebenen vor kam, als wäre von ihm die Rede; wenigstens meinte er das Wort Maler" gehört und ein leises Lachen vernommen zu haben. Vorübergehend tauchte in Stöckl der Gedanke auf, daß er es mit Grenz jagern zu thun habe, welche hier den Schmugglern aufgelauert und sie ver scheucht hatten. Schnell abn verwarf er diele An nahine wieder. Tie beiden Fremden trugen kein Ticnstabzeichen, hatten Lo denmäntcl nach Jägerart übergeworfen und machten im Ganzen einen diel zu gemüthlichen Eindruck, als daß man in ihnen Beamte hätte vermuthen dürfen, welche jeden Moment bereit, sein muß ten, dem Tod in'S Auge zu sehen. Stöckl mußte unwillkürlich lächeln. Was waren doch diese großen Helden diese kernigen Kraftmeier, diese ge priesenen und berüchtigten Schwärzer für feige Tröpfe! Vor ein paar harmlosen Jägern, deren Unmuts sie erregt hatten, weil sie ihnen das Wild verscheuchten, rissen sie aus. Da war doch er ein ganz Anderer. Ja, Künstlerblut hat Feuer! Das Abenteuer begann ihn erst recht zu freuen und er beschloß, es bis zur Neige auszukosten. Na, liebe Leute." sagte er und trat auf die beiden Fremden zu, Ihr seid wohl erbost, weil Euch diese guten Burschen hier das Wild verscheucht haben?" Die Angeredeten stutzten einen Au genblick. Ja, freilich." sagte dann der Eine von ihnen lustig, s Wild haben 's uns verscheucht stimmt !" Ihr müßt den braven Leuten nicht böse sein." fuhr Stöckl fort, es sind arme, brave Edelweißsucher!" Noch nie war er sich so bedeutend vorgekommen als in diesem Augenblick, da er noch den Ruf der au-gerissenen Tollpatsche schlau von jedem Makel reinwusch, der ihm etwa Hütte anhaften können.- Die beiden Anderen lachten. Edelweiß haben s' g'sucht?" schmun zelten sie. Aha!" Plötzlich sprang der eine auf die Seite. Halt! Still!" murmelte er und deutete nach oben. Man hörte einen leisen Pfiff. Dann sah man eine Gestalt auf der Jochhöhe erscheinen. Es war ein Thier, das vorsichtig her abschritt. ..Gemsen?" fragte Stöckl gespannt. Der eine seiner Genossen nickte. Da faßte den jungen Maler eine un beschreibliche Jagdgier. Wenn er eine Gemse erlegt hätte eine richtige, wirk liche Gemse im Hochgebirge Herr des Himmels, auf ewig wäre sein Ruf als Nimrod bei allen Bekannten festgestan den! Laßt mich!" flüsterte er in heißer Erregung. Laßt mich sie schießen! Ich zahle, was Ihr wollt !" Es war, als wechselten die Beiden einen raschen Blick. Da," sagte dann der Eine und drückte ihm die Flinte in die Hand, aber gut zielen!" Ob er zielte! Bumm krachte der Schuß, ein dumpfes Stöhnen und das Thier brach zusammen. Jetzt fort ! Schnell fort ! Wir brin- gen s Ihnen morgen runter in s Dorf !" flüsterte ihm der Nächststehende zu und schob ihn weg. Was wollte er machen ohne Flinte als gehorchen? Die schuhneidigen Burschen waren offenbar besorgt, daß nun das ganze nachfolgende Rudel von Gemsen ihnen auskäme und sie selbst nichts erhielten Na, ihm konnte es schließlich gleich sein. Er hatte seine Trophäe. Auf den ersten Schuß eine Gemse fabel haft! Vergnügt trollte sich Stöckl straßen abwärts. Bald hörte er es aber mehr mals knallen. Ja," schmunzelte er, schießen allein macht s nicht treffen mutz man!" Am anderen Tag verzehrte ihn die Ungeduld beinahe. Aber kein Wild kam. Endlich gegen Abend lief ihm Loisl in die Hände. Na." sagte der Maler. Ihr seid schöne Einfaitspinfel ! Kaum ward Ihr fünf Schritte weg, stieß ich auf ein paar Gcmsenjäger einer lieh mir seine Büchse r' habe damit kapitale Gemse geschossen erwarte sie fieberhaft !" Loisl stand einen Augenblick starr. Was?" rief er dann. ..Was Sie waren's also? Sie haben uns also mit dem G'wehr von einem Erenzjäger den g'fchmuggeltekr Mastochsen 'zsam'g' schoss'n o diese Stadtsrack!" Wohl die erste erlegte Gemse", von welcher der Schütze Keinem ein Wort verrieth! vergebliche Liebesmühe. Ja, ich habe an der Indianer grenze merkwürdige icinge enevk, sagte der alte Sergeant vom X. Frei willigen-Regiment, indem er den Rest seines Kantincnpunsches hinuntergoß. Aber eins der merkwürdigsten Erleb- niile war entschieden das gewesen, wie die Apache-Jndianer einmal in Arizona den eisernen Geld Schrank unseres Zahlmeisters, dem ich mit sechs Mann von meinem Regiment als Eskorte bei- gegeben war, zu öffnen versuchten." I Erzählen!" rief es von allen Seiten. Gut. Also eines schönen Tages war ich mit sechs von meinen Leuten abtommandirt worden, um den Zahl meifter. dessen Giert und seinen Geld schrank sicher durch die Apachen zu dringen. Ich und meine Leute ritten natürlich, der Zahlmeister und fein Elerk der fuhren in einem Ambulanz wagen, den kleinen Geldschrank, in welchem sich 7000 Dollars in Green backs befanden, zwischen sich. Das Ding war ungefähr 400 Pfund schwer und mit einem Eombinations-Schlosse versehen. Eines Nachts, als wir gerade zwi schen zwei Forts übernachteten, wurde unser kleines Lager von einer minde stens hundert Mann starken Apache Bande überfallen. Wir versuchten erst Widerstand, als aber zwei von meinen Leuten von den rothen Teufeln abge schlachtet worden waren, suchten wir Sicherheit in der Flucht. Die Ambu lanz mit dem schweren Geldschranl mufften wir natürlich im Stiche lassen. Und nun machten sich die rothen Teufel, die ganz wohl wußten, daß sie es mit einem Geldschrank zu thun hat ten, an die Oeffnung desselben. Erst schlugen sie den Tyürknopf ab. im Glauben, daß der Schrank dann von selbst aufgehen werde. Dann versuch ten sie, mit ihren Tomahawks ein Loch darein zu hauen. Natürlich sahen sie bald ein, daß das verlorene Liedesmühe war, und so wollten sie es mit Feuer versuchen. Sie zündeten ein mächtiges Feuer an und warfen den Geldschrank, der na türlich feuersicher war, hinein. Drei Stunden ließen sie den Schrank lang sam schmoren, während und kurz nach dem Prozeß den rothglühenden Schrank mit mächtigen Felsstücken bombardi rend. Es gab wohl tüchtige Beulen, aber das war auch Alles,' und der Schrank war und blieb zu. . Nun schleppten sie den schrecklich ramponlrten Schrank nach einem stei len Abhang und warfen ihn 200 Fuß in einen steinigen Abgrund. Eines der kleinen Rädchen flog ab. das war der ganze Schaden, den sie damit dem Schrank zufügten. Drei, vier Tage ließen die rothen Teufel jetzt den Schrank liegen; sie schienen am Ende ihres Lateins anqe kommen zu sein. Dann aber kam ein Extra Schlauer auf den Gedanken Probiren wir es 'mal, ob sich der Schrank nicht im Wasser auflöst?" Eine ganze Woche ließen sie dann den Schrank in dem Flusse, wohin sie ihn mit Mühe geschleppt, liegen und die Enttäuschung war groß, als sie be merkten, daß auch dieses Mittel nichts gefruchtet hatte. Jetzt nahmen sie Pulver und der- suchten, durch eine Explosion den Schrank zu öffnen. Aber sie wußten nicht recht damit umzugehen und statt ein Loch in den Schrank zu sprengen. verursachten sie nur eine Explosion, welche sechs der rothen Teufel beinahe das Leben gekostet hätte. Einen ganzen Monat hatten die Indianer bereits ihren ganzen Witz an dem jetzt ganz entsetzlich aussehenden Geldschranl erschöpft, als sie ihn, die Geschichte satt bekommend, in eine Schlucht warfen. Nach 14 Monaten, als die Apachen wieder einmal uns die Friedenspfeife angeboten hatten, kam der Geldschrank wieder in den Besitz Onkel Sam s. Ich war selbst zugegen, als in dem Fort, wohin man den Schrank ge bracht, die Oeffnung desselben statt fand: der Inhalt war, allen An- strengungcn der Apachen ungeachtet, gänzlich unversehrt. Ich erzählte bald darauf einem der Häuptlinge, den ich ganz gut kannte, daß 'das Geld wieder m unserem Be sitz sei. Hugh," grunzte wüthend die Roth haut; weißer Mann big Fool, rother Mann mehr big frool, alter Eisen kästen damn biggeft Fool!" Schlecht herausgeredet. Girardet. ein berühmter Portrait malet in Paris, wurde einst in seinem Atelier von dem Kunstkritiker Scudo besucht, der zuweilen sehr naiv und z- streut gewesen war. Girardet vollendete soeben ein lebensgroßes weibliches Por trait. und Scudo. nachdem er es auf mertsam betrachtet hatte, sagte: Famos gemalt! Zeichnung vortrefflich. Stcl lung reizend, Kolorit und Beleuchtung prachtvoll! Aber warum haben Sie sich ein so häßliches Modell genommen?" Es ist meine Mutter!" versetzte Gi rardet ruhig. Ah, bitte tausendmal um Ver zeihung. stotterte Scudo etwas ver- legen; es ist wahr, ich hätte es so gleich bemerken sollen Sie gleichen ihr ja auf's Haar!" Rsmanphrzse. Die jungen Herren der Gesellschaft trösteten sich über Hannas Verlust bei den übrigen jungen Mädchen; der Re ferendar mit seinem Seidel. Bescheiden. Herr: Kosten Sie doch von der Weinprobe, die der Reisende hier ge lassen hat. Jean und dann sagen Sie mir, ob ich dem Herren was bestellen soll!" Diener l abwehrend): Aber, gnä Herr, wenn er Ihnen schmeckt auf mich brauchen Sie keine Rücksicht zu nehmen!" prüder Ansän). Wie alt bist Tu. Minnik?" Zwölf Jadre. Herr Toktor." Wirklich? Ich datte Dich für jünger gehalten. Sie schmeicheln. Herr Toktor!" Unbedacht. Tochter: Mama, was ist das. ein Gänsemarsch?" Mama: Tas ist so ein Marsch, wie wir neulich gingen, als wir den fchma len Weg im Walde passircn mußten." itobaft. Tame: Endlich. Herr Inspektor, werden Ihre Witze nicht mehr bei den Haaren herbeigezogen." , Inspektor: Na. da? freut mich I" Tame: Ja. das kommt, weil Sie keine Haare mehr haben!" Aus der guten alten Aeit. Hauptmann. Tu sch ölst 'rau komme, der Feind rukt an. Hot der Major gcsogt." Ich kann jetzt nit, mein Weib hat die Tabatö-Pfeif verlegt, jetzt muß ich fe suche." Reine Furcht Reisender (zum Kutscher, der betrun ken ist): Mit Ihnen kann ich nicht fahren. Sie sind ja betrunken!" Kutscher: Was, thut's, wenn nur meine Pferde nüchtern sind!" 3 der neuen Mahnung. Miether: Hören Sie 'mal Herr Wirth, bei mir giebt es ja so viel Wanzen " Wirth: Habe ich Sie nicht gleich gefragt, ob Ihnen die Tapeten nicht etwas zu lebhaft seien?" Rücksichtsvoll. Mann: ..Wie. 40 Mark tostet der neue Hut? Das ist ja ungeheuer!" Frau: Ja, die Stcuerräthin stand nämlich gerade im Laden, wie ich ihn kaufte und da wollte ich Dich doch nicht blamiren!" leicht abgel?o!fen. Offen gestanden, lieber Freund, ich habe keinen Ueberblick über meine Per Hältnisse und weiß selbst nicht wie ich stehe." So. das kannst Du leicht erfahren, wende Dich an ein Auskunfls-Bureau." Unverbesserlich. Ehcf (zum Commis): Und warum wollen Sie eigentlich austreten?" Kommis: Weil Sie mich gestern einen Esel genannt haben." Chef: Was? Wegen dem einen Esel, da wären Sie ja ein Esel!" Kurios, Na, Graf, wie geht's denn in Ihrer jungen Ehe?" Kurios, zu kurios! Meine Frau liebt mich!" Schlau. Warum betrachten Sie denn Ihre Frau durch den Operngucker?" - Kleine Schmeichelei, um sie bei guter Laune zu erhalten!" Ironie des Schicksals. A: Wen hat denn die Meier-Marie. die fo viele Körbe ausgetheilt hat, ge heirathet?" B: Einen Korbflechter!" Bummels kogik. Kommilitone: Du, Bummel, Du hast jetzt einen Doppelgänger im Colleg." Studiosus Bummel: Sehr gut, da brauche ich dann ja nie hinzugehen." Schnell gemacht. Portier: Hier ist nur Aufgang für Herrschaften!" ..Frau, aieb mir einmal meinen Papicrkragen!" Seine An 'icht. . Der kleine Moritz: Papachen, was ist eigentlich das Buch der Bücher?" Großkausmann: Dummer Junge, natürlich das Hauptbuch." Mißtrauisch. Kastellan: ..?tn diesem Bett? Kit Napoleon der Erste geschlafen!" Fremder: Wissen Sie, ob er darin wirklich geschlafen hat?" Gutmütbig. Frau (wm Gerichtsvoll,ieber. her wieder einmal zum Pfänden kommt): Guten Morgen. Herr Schindler gelt, Sie hab'n halt a' rechte Plag' mit uns?" verlockend. In der Klinik des Professors Schulze sind jetzt auch weibliche Amte angestellt?" Jawohl, dort können Sie sich von zarter Hand Arme und Beine absägen lauen." Selbstbewußt. Junaer Dichter lder kick die fs, schneiden läßt, zum Friseur): Heben Sie sich diese Locke auf Sie können ein reicher Mann werden!" kaßt mit sich reden. Bettler: ..Geben Sie einem armen blinden Mann einen Groschen." Oerr: Blind? Sie bab?n in ein ganz gesundes Auge." Bettler: Na. dann geben Sie fünf Pfennig!" '