Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 24, 1899, Image 1

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Jahrgang 20.
Lincoln, Neb., Donnerstag, 24, August 1899
'J2n. 14.
JCÜ ! I I . . . . . 4 . Ä A '
3J ! PlfflSÖ
WPWKAMG
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AusllZüd-Dcpcjchcll.
Die dritte auoifcf des Treyfus
Prozesses.
Taö avinctt bat bksch'.osskn, av
zuvanlc.
Tik ,, btt Bure.
Deutschland.
, Berlin. 22. Aug.
' Bei kincr Sitzung in der Wohnung
deS Reichskanzlers beschloß das Ka
binctt abzudanken. Die Annahme der
Abdankung ist ungewiß.
Das SHeoetournier, welches der end
gtttigen Ablehnung der Ztanalvorlage
vorausging, eröffnete, als Anführer
der Gegner der Vorlage, der Abgeord
iiete von jiardorff. der an die frühere
Behauptung der Regierung erinnerte,
dafj auch"d; Handelsverträge identisch
'4 mit Kulturfortschritten seien. Diese
sogenannten .Nulturfortfchritte seien
nichts mehr und nichts weniger als
Beutezüge des Großkapitals. Wenn
iNanäle wirtlichen Fortschritt bedeute
ten. fuhr der Abgeorvnete fort, so miifc
U I5k)na das civilisirteste Land der Er
de fein, denn es besitze seit 3000 Jah
ren Kanäle, froste Heiterkeit; auch
der Reichskanzler Fürst Hohenlohe lä
chelte unwillkürlich.)
Er und seine freunde, sagte Redner
zum Schlusi, würden für den Dort-mund-Rheinkanal
stimmen, aber nur
dann, wenn sie davon überzeugt werden
könnten, daß derselbe technisch durch
führbar sei.
Finanzminisrcr vonMiquel erhob sich
zur Widerlegung des Borredners und
meinte: Dr Worte seien jetzt genug ge
wechselt, man wolle endlich Thaten se
hcn. Die Regierung halte fest an der
Kanalvorlage in ihrer Gesammtheit,
Er wisse nicht, fuhr der Minister fort,
ob die bloße Theilstrecke. der Dort-inund-RheinIanal
allein, möglich sei,
Die Regierung würde jedenfalls, soll
te der Bau des Kanals von beiden
Häusern beschlossen werden, sich mit der
Frage der technischen Ausführbarkeit
!dcr Anlage nochmals beschäftigen.
(Große Heiterkeit.)
Auf die Opposition der Äonserva
tiven und Agrarier zu sprechen kom
mend, machte Miqucl denselben den
Borwurf, dafz sie damit der Lar.d
wirthschaft unbewußt schweren Scha
den zufügten, und wies zum Schlug
we Behauptung des Vorsitzenden des
Bundes der Landwirthe, Frhrn. v.
Wangenheim, scharf zurück, die Regi",
rung habe die Kanalvorlage als Zank
apfel zwischen , die staatserhaltenden
Parteien geworfen.
Der Redner der Konfcrvativen.Graf
von Limburg Stirum. hielt es für nö
thig, das Sozialistengespenst zu citi
ren. Wir müssen unter allen Um
ständen zeigen." fuhr er fort, daß
wir Rückgrat habe. Wir wollen lieber
einige Mandate verlieren, als charak
terlose Nachgiebigkeit an den Tag lc
gen, nachdem ürst Holenlohe uns mit
der Ruthe gedroht hat." (Unruhe
rechts).
Unter atheinloser Aufmerksamkeit
des Hauses erhebt sich die schmächtige
Gestalt des Reichskanzlers.
Mit leiser, aber bei der tiefen Still:
doch vernehmlicher Stimme erklärt der
Ministerpräsident: das Haus möge
sich nicht der Illusion hingeben, daß die
Verwerfung der Vorlage deren Ver
schwinden von der Tagesordnung zur
Folge haben werde. Die Regierung sei
fest entschlossen, die Annahme der
Vorlage durchzusetzen.
Minister v. Miquel ergreift noch'
mals das Wort und spricht in ähnli
chein Sinne, wie Fürst Hohenlohe.
j Der Kanzler und sämmtliche Mini
4. st er zogen sich hierauf zum Zwecke einer
Berathung in ein Nebenzimmer zu
rück. Nachdem der Centrumsabgeordncte
Rintelen noch eine Weile vor leeren
Bänken gesprochen hatt, erfolgte die
.Abstimmung.
Der Mittellandkanal wurde mit 1-17
gegen 233, der Dortmund - Rheinka
nal mit 134 gegen 275 Stimmen ab
gelehnt. Zur großen Ueberraschung der Lin
ken ist. nachdem das Abstimmungs
Ergebniß verlesen war, die von allen
Seiten erwartete feste Erklärung, daß
die Regierung entschlossen sei, sofort
energisch vorzugehen, nicht erfolgt. Der
Kaiser kehrt erst nächsten Dienstag nach
Berlin zurück, und vorher wird die Re
gierung fchiverlich irgendwclckieSchritte
unternehmen. Dazu kommt, daß noch
mehrere sehr wichtige Vorlagen sowie
die Ausfiihrunqsbcstimmungcn zum
BürgerlichenGesetzbuch der Erledigung
seitens des Abqeordneienhciuses har
ren So kommt es. daß in Betreff
der Frage der Auflösung trotz des rie
sigen Fiaskos der Regierung bisher
noch nichts Bestimmtes verlautet.
Zu diesem Fiasko haben, worüber
die Regierung am hcfligsten ergrimmt
ist. auch diejenigen konservatioc:'. Üb
, .geordneten beigetragen, welche als
Landräihe in Diensten der Regic'.'.inz
stehen. Es sind deren nicht weniger
als 33, außerdem noch eine Reihe oon
OberrezierunaSräthen und lle-oje-runcrsrätlxn.
sowie sieben Abgeordnere,
welche den Titel Landrath a. D. iüh
ren. Es beißt, "btx Minister des In
nern, Freiherr vaii der Ree, hab: die
landräthlichen Abgeordneten zu sich
oerusen und von ihnen verlangt, daß
sie für die Borla stiinm'n. Einer der
Leeren, Landrath von Hasse'lnich in
Wolmirstedt, legte vor cxr Abs.im
munq sein Amt nieder: mehrte andere
kiilkiclZen sich der Abstimmung und die
übrigen stimmten trotz der n'tiiistirifl
leii Verwarnung aegcn die Vinleige.iSs
kiff, daß für die leteien die
Absliininung noch ein sÄlimrnes
Nachspiel haben werve.
Der sozialdeinolratische .Vorwärts"
z sagt: .Die Junker müßten Esel sein,
wmn sie vor den Papierfckusscn derRe
gierung zurückschreckten. Vom tonsiitu
tionellen Standpunkt aus ist der Aus
gang der Kanaltampaqnc. als IUu
stration zum kaiserlichen Wort vom
unbeugsamen Willen, durchaus erfreu
lies)." In ähnlicher Tonart spricht sich
auch die demokratische VolkSzeitung"
aus. Das hiesige Hauptorgan der
Agrarier, die Teutsche Tageszeitung."
sagt: Uns vor den Drohungen der
Norddeutschen Allgemeinen Zeitung"
in den Winkel zu verkriechen, wäre we
der würdig noch muthig gewesen. Die
heutig Entscheidung läuft allerdings
den Wünschen deS Kaisers und der Re
gierung zuwider: das ist bedauerlich,
c.ber in jedem konstitutionellen Staate
möglich."
Beträchtliches Aufsehen hat hier die
Konkurseröffnung erregt, welche über
den Geheimen Oberregierungsrath und
Bortraaenden Rath im StaaiSn'iNlse
rium Freiherr Eduard v. Broich he
antragt worden ist, umsomch:, da zu
gleicher Zeit ein Veräuß-runzSvcrbot
gegen ihn erlassen wurde. Herc ron
Broich ist 3 Jahre alt, verheiratet
und Vater von zwei Söhnen.
Das aroßherwalich basische Mir!
stcrium hat den Protest des Erzbischofs
von Freiburg gegen Aufführungen
von Mar Halbe's Iugnid'' ag.:ii-;c
sen.
In Gotha starb der iMict.: Hof
rath. Ovrbibliothetar i.nd ''v:tUa
des berioalichen Mllnzkadinc: Dr.
phil. Wilhelm Peitsch.
In dem Grenzdorf Schrzarzach nn
weit Reaensburq brach ein vernichten
des Feuer aus. .velches erst gelöscht
wurde, nachdem 22 Gehösic in Asche
gelegt wurden. Ein gleiches Schick
sal betraf das Torf Recli-i im Regie
rungsbezirk Posen: die Hä'.ie sammt
licher Häuser im Torfe brinnte nie
der. Mehrere Kinder werden vermini,
und man befürchtet, daß sie in dei
Flammen umgekommen iind.
In dem Befinden des Dichtes und
Romanschriftstellers su Heose in
München ist eine Wendung zum Bcs
seren eingetreten.
Auf dem Hoyermann dy:Ä Än
Lohne unweit von fcarrnme 'rkrank
ten fünfzehn Arbeiter an M'lzbrz".-.
Vergiftung.
,e kreuzzeitung" sagt : Eine
persönliche .Herausforderung des Kai
fers ist undenkbar und gänzlich ausge
schlössen. Er. Majestät den Fehdehand
schuh hinwerfen zu wollen, wäre ge
radezu ungeheuerlich."
Die Norddeutsche Allgemeine Zei
hing" sagt zum Schluss? eines durch
den bekannten hochoffiziösen Sperr
druck hervorgehobenen Artikels: Die
Regierung hält unbedingt und unent
wegt an demKanalplane in seiner gan
zen Ausdehnung sest. Sie wird jed
ihr zu Gebote stehende, der Sachlage
entsprechende Mittel zu diesem Zwecke
anwenden."
O e st e r r e i ch - U n g a r n.
Wien. 22. Aug.
In Eraz tagte jüngst der deutsch
österreichische Gewerbetag, der sich auch
angelegentlich mit den zur Zeit in der
Monarchie herrschendenMißständen be
faßie. Es wurde gesagt, daß die Zu
Nlind, seit Anwendung des Paragra
phen unerträgliche geworden seien und
Wandel ans diese oder jene Weise ge
schaffen werden müsse. Zum Schluß
wurden Resolutionen angenommen,
in welchen die Wiederherstellung ver
fassungsmäßiqer Zustände verlangt
wurde.
Prag. 22. Aug.
In Gradlitz ist es zu einem Zusam
menstoß zwischen Deutschen und Eze
cken gekommen. DieGendarmerie.welche
die 'öffentlichen Gebäude bewachte,
wurde mit Steinen bombardirt und be
schossen, worauf sie vom Säbel Ge
brauch machte, wobei vier Personen ge
taktet und mehrere verwundet wurden.
Nachdem Verstärkung und Truppen
angelangt waren, wurde die Ruhe wie
der hergestellt.
Großbritannien.
London. 22. Aug.
Ein Berichterstatter der Dailb
News" hatte eine Unterredung mit
Tewe. in welcher dieser seiner Ueber
zeugung Ausdruck gab, daß die Philip
pinenfrage in Kürze gelöst weroen
wurde. Die Bewohner der Jnjeln sei
en befähigt, sich selbst zu regieren, sie
hätten alle Eigenschaften dazu. Der
einzige Weg, den Aufstand zu beenden
und in dem Archipelagus wieder Glück
und Frieden herzustellen, sei die Be
willigung der Selbstregierung an die
Einwohner. Er. Dewey. sei niemals
zu Gunsten der Anwendung von Ge
walt gewesen. Die Inseln . sagte der
Admiral, werden in diesem Augen
blicke von unserer Flotte blockirt und
im Innern wüthet der Krieg.' Dieser
abnorme Zustand sollte aufhören.
Ich irnircc am liebsten sehen.' daß
zuerst Autonomie gewährt würde und
dann könnte man von Annexion re
rfhtn. Das ist meine Meinung. Der
Anwendung von Gewalt sollte sofort
ein Ende gemalht werden. Nach meiner
Ansicht.' tvürde das Zugestöiiß de:
Selbstregierung die gerechteste und Io-
gischesie Losung sein'.'
Aus Livorne wird die Verhaftung
im fünf Männern gemeldet, welche
Mannsckaften der Olnmpia verwunde
ten. Die letztere ist abgefahren.
Die Regierung scheint die Antwort
struegers als eine Weigerung zu be
trachten und den Krieg für unvermeid
lich zu halten. Sie ärgert sich über
die geringe Antheilnahme des Voltes
an der Krisis, welche durch den Dren
fus - Prozeß in den Schatten gestellt
wird.
Aus der Kapstadt wird gemeldet,
daß der Abschaum Südafrikas sich an
Iverben läßt und nach den Grenzstädten
Pitsani und Iameson geschickt wird.
Frankreich.
Rennes. 22. Aug.
Heute begann die dritte Woche des
Dreyfus -'Prozesses. Die Sitzung
ivurde um 6:30 eröffn. In Erwar
tung des WiedererscheinenS Laboris
hatten sich viele Neugierige eingefun
den. die aber wieder verschwanden,
als sie sich in ihrer Hoffnung getäuscht
sahen. Mfm erwartet jetzt, nachdem
die meisten Hauptzeugen bereits ver
nommen sind, daß das Zeugenverhör
in rascherem Tempo fortschreitet unt:
Anfangs September abgeschlossen wer
den Ivsrd. so daß man die Urtheilsver
kündigung vielleicht gegen den 7. Sep
tember erwarten kann.
Alle lzeute vernommenen Zeugen
zeigten sich Dreyfus durchaus feind
lich, aber die Aussagen selbst brachter
nichts Neues, infolge dessen war auch
die Aufmerksamkeit des Publikum!
nur gering. Dreyfus zeigte eine be
deutend sicherere Haltung. Seine Ant
Worten waren ruhig und klar. Der
Vorsitzende des Kriegsgerichts erregte
durch seine offen zur Schau getragene
Parteilichkeit den Unwillen des Publi
kums. Als sich nämlich Piequart er
hob, um einige Zeugenaussagen zu rek
tifieiren, schrie er diesen brutal an:
Nun, was giebt's wieder?" Das
Publikum zischte lebhaft. Der Oberst
wurde sehr verlegen und schlß 10 Mi
nuten später die Sitzung.
Der erste Zeuge war General Fabre,
ehemals Ehef der 4. Abtheilung des
Generalstabks. Er sagte 'aus, daß
er die Handschriften der Offiziere sei
ner Abtheilung und des eines auf Pro
be eingestellten (Dreyfus), der auf seine
Kameraden einen ungünstigen Ein
druck gemacht, mit der Schrift des Bor
dereaü verglichen habe. Dreyfus sei
bei allen Offizieren, auch bei seinen
Vorgesetzten schlecht gelitten gewesen,
weil er in dem Rufe gestanden habe,
daß ihm nicht zu trauen sei. Er habe
stets und auf alle Weise den Eoncen
trationsplan der östlichen Eisenbahnen
kennen lernen wollen und in diesem
Bestreben selbst seine Bernfsarbei
ten vernachlässigt. Die Stellung Drey
fus' habe diesen wohl befähigt, alle im
Bordereau erwähnten Aktenstücke zu
erlangen. Als Major Berlin ihm das
Bordereau gezeigt habe, sei er von der
Aehnlichkeitder Schrift mit der Drey
fus' betroffen gewesen, und alle Ehefs
der anderen Abtheilungen seien dersel
ben Meinung gewesen. Auch jetzt noch
glaube er, daß Dreyfus das Bordereau
geschrieben habe.
Der Angeklagte hob hervor, daß er
in seiner Probezeit im Generalstabe
die Schriftstücke bezgl. der Truppenzu
fammenzieyungen im Osten zu ver
wahren gehabt habe.
Der nächste Zeuge, Oberst d'Abo
ville, ehemals Unterchef der 4. Abthci
lung, sprach davon, wie ihm General
Fabre die Photographie einer anony-
men Note gezeigt habe, die offenbar an
einen fremden Militär gerichtet sei,
und daß diese nur von einem Ariil
lerie - Offizier herrühren konntewel
cher zum Generalstabe gehöre (Drey
fus) und an dem Ausfluge des Gene-
ralstabes im Juni und Juli 1894
theilgenommen hätte. Alles dieses so
wie die Handschrift, habe auf Dreyfus
gepaßt. Auch habe nur ein auf Probe
angestellter Offizier sich die betreffen
den Stücke verschaffen können. Nach
Ansicht des Offiziers bezog sich der
Schlußsatz des -Zordereans Ich gehe
zu den Manövern" auf die Jnstruk
tioirsreise des Generolstabes.
Der nächste Zeuge war der Ehef der
Geheimpolizei, Eochefort. Er beschrieb
das mit Dr. von Paty de Elam vcran
staltete Probeschreiden, dem er beiwohn
te. Er beobachtete Dr. während des
Schreibens und gewann den Eindruck,
daß Dr. schuldig sei. Dr. habe wäh
rend des Verhörs mit größter öntschie
denhcit seine Unschuld betheuert. Er
wisse nicht, was man von ihm wolle
und wessen man ihn anklage.
Der nächste Zeuge war der Ehef des
geheimen Archivs des Generalstabes,
Gribelin. Er sagte, Dr. habe bei fei
ner Verhaftung alles abgeleugnet, auck?
solche Sachen, die jedem Generalstabs
cffizier hätten bekannt sein müssen. Dr.
habe mit lockeren Frauenzimmern Ver
kehr gehabt, was selbst dessen Bruder
Matthieu Dr. in seiner Gegenivart be
stätigt habe mit dem Bemerken, daß er
seinen Bruder habe aus den Klauen
eines Frauenzimmers befreien müssen,
das in der Nähe der Ehamps Elysees
wohnte.
Gobelin erzählte sodann, wie man
die Militärattaches mit Spionen um
geben habe. Das Bordereau sei am
Tage seiner Ankunft, am 24 .Septem
ber '94. dem Obersten Sandhcrr gezeigt
worden. Ueber die Echtheit des Bor
deieau könne kein Zweifel herrschen, da
es durch die gewöhnlichen und bekann
ten Hände erlangt sei. Estcrhazy fei
niemals in dem Spionagebureau er
schienen. Bei dem Probeschreiben habe
Dr. als Grund für das Zittern seiner
Hände angeführt, daß seine Hände kalt
seien. Der Zeuge sah im Herbst 1896
den Anwalt Labori in Piequarts Bu
reau und zugleich das geheime Dossier
auf dem Tische, aber in den Briefum
sll)lägen.
Der Zeuge mußte auf Befragen des
Vertheidigers gestehen, daß er sich an
den Intriguen Pain de Elams undHen
ry'S zu Gunsten Estcrk.izn's vetheiligt
habe. TieS Zuaeständnig erregte gro
ßes Aussehen.
Auf Besehl des Obersten Henrn
habe er in Verkleidung Esterhazy
Briefe übergeben. Auf '-Sese'l Henri's
habe er auch mit Paty de.Elam wiener
in Verkleidung eine zweite Zusammen
lunft mit Esterhazy gchapt. Es sei La
mals schon bekannt gewcftn. daß man
gegen Esterhzy habe vorgehen wollen.
Die Verkleidung habe klim ni? gefal
len. Einen Grund dafür wollte er
nicht angeben.. An Picquart gerichtete
Briefe habe er nie geöffnet.
Picquart erklärte seinen Unwillen
darüber, daß seine Briefe im Kriegs
Ministerium geöffnet wurden. Er habe
Leblois nur das Dokument Diese
Eanaille T . . ." gezeigt.
Der nächste Zeuge Major Lauth
sagte, daß Henry der einzige Offizier
gewesen sei, der gewußt habe, wer das
Bordereau überbracht habe. Er sei mit
den Spionen in der Regel zwischen
8 und 9 Uhr Abends zusammengckom
men und an verschiedenen Orten. Das
Bordereau fei Henry wahrscheinlich am
22. September '94 übergeben. Am 24.
September habe ihm Henry das Bor
dereau gezeigt, dessen einzelne Stücke
zusammengeklebt seien.
Der Zeuge griff Piequarts Aussa
gen heftig an. erklärte auch den Brief
Schneiders für echt. Er sei von dem
Agenten Pkrre überliefert worden und
sei vom 30. November 1897 datirt.
Paris. 21. Aug.
Alle Zeitungen sind der Ansicht, daß
die Lage ernst ist. Die confervativen
und nationalistischen Blätter beschul
digen die Regierung als den Urheber
des gestrigen' Blutvergießens. Der
Rad'ical" verlangt von der Regierung
größere Festigkeit. Die Minister mllß
ten die Republik gegen die geheimen
Machinationen und Aufruhrversuche
vertheidigen.
Der Figaro" hofft, daß die Unru
hen vorüber seien. Die Regierung habe
beschlossen, gegenGuerin mit der äußer
sten Strenge vorzugehen.
Die Ruc d? Ehabrol. wo sich derAn
tiscmit Guerin verschanzt hat. wird
noch immer belagert. Ein Arzt, wel
cher in das Haus gelassen wurde, sagte,
daß di? Belagerten sehr eriüdet seien.
Die Kirchen werden von republika
nischen Gardisten bewacht und Trup
pen werden in Reserve gehalten.
Faure und vier andere werden wegen
Aufruhrs,Gewaltthaten und Mordver
suchs und Andere wegen Raub, Brand
stiftung, böswilliger Sachbeschädigung
und Anstiftung zum Aufruhr prozes
sirt werde.
Südafrika.
Eapstadt. 22. Aug.
E fccftmiiit ürf) dak die Realeruna
der südafrikanischen Republik dein bri
tischen Agenten ihre Antwortnote be
züglich des Ehamberlain'fchen Vor
schlages übergeben hat. Die Buren
regierung soll die Annahme des briti
sehen Antrages betr. Niederctzung ei
ner gemischten Eommission zur Unter
suchüng der Wirkungen des erweiter
ten Stimmrechts abgelehnt, aber an
dere Vorschläge gemacht haben.
In der Oranje-Rivier-Republik und
der Kapkolonie wurde am vorigen
Sonntag um eine friedliche Lösung der
Krisis gebetet. Die holländifch-rcfor-mirte
Prediger Smytler sprach von
den engen Banden, welche die Hollän
der des Kaplandes mit denen des
Transvaal verbinden, die beide ZZ!i!
glieder der großen Asrikander-Familie
seien. Sollte Großbritannien den
Krieg erklären, so würde es ein scheuß
liches Verbrechen begehen, das in der
Kapkolonie einen Bürgerkrieg herauf
beschwören würde.
Z a h l r e i ch e O p f e r.
Santa Barbara. Eal.. 22. Aug.
Ex-Supervisor W. Alsion Hane.
der während des letzten Winters im
Kotzcbue-Distrikt in Alaska weilte,
sandte von Archie Eircle, 500 Meilen
im Inland;, eine Liste von Soldsu
chern. die dort umgekommen sino. Es
sind:
I. L. Onderdunk. Porttand. Ore.;
E. E. Mead. Sumner. Wash.; Jesse
Luc: Charles A. Leonard. Cleoeland.
O.. Stony Eamv; Sadin Harris.Oak
land. Cal.: T. T. Trußler, San Frau
cisco: F. Snydcr. Seattle, Reed Ri
ver: E. R. Hay. Laivrenee. Kas.,Amb
ler Eitt:; H. Groß, Kansas Eily; G.
E. Miller. Iowa; A. E. Breeö. Bus
falo, N. ?).; I. I. Murrat. Los Ange
les: M. Nelson. Hammond. Ind.; I.
Berchep. Ledome. Wash.; I. Ehrander,
Healdsburq. Eal.; N. P. Bro.vn. Kan
sas; Eapt. E. Smith. Blakely, Wash.;
Robert Becker. SanFrancisco; F.Sud
der. Bay Eity. Mich.; F. Johnson.
Blakely. Wasl,.; T. McEall. Bilit.
Wis.; I. Messign San Jose. Eal.;
Pickerinq Brothers, Princcton, Ky.;
W. L. Simpson. McDermott. Neoa
da; George McEoy; E. Benjaminscn,
Grand Harbor; Eharles Deadrick.
Spearfield. S. D.; Frank Robinson,
Utah; Ioe Stearn, Butte. Mont.; M.
Treisite. Ealifornia; S. H. Dobins,
Süd-Amerika.
Dazu kommen 36 Männer, welche
mit der Jane Gray" ertranken, und
die Leute, welche auf der Reise von He
than Inlet nach Eap Nome zu Grunde
gingen.
Die Gebrüder Pickering wurden von
Indianern erschossen.
Anslllttd-Acpeschcll.
Mercicr
verweirt
wvrt.
die Ant'
Lavort erhält zwei perdächtige P-
Ucte.
Zlach in Ableimung bet Kanal Vorlage.
Deutschland.
Berlin. 23. August.
An leitender Stelle wird natürlich
noch immer von allen Blattern die po
li'.ijche Situation besprochen, wie sie
durch vie Ablehnung der Gesammi Ka
nalvorlge gezeitigt wurde. Die Na
tionalzeilunz,, sagt, daß ein Minister
Achsel unvermeidlich sei. Sie nennt
die Niederlage, welche die Regierung
amSamstag erliti, die schärfste seit dem
Anfang der sechziger Jahre, als die
HttreS-Reorganisations-Aorlage abge.
lhnt wuroe. Weiterhin vergleicht das
genannte Blatt die Konservativen und
Agrarier, welche die Nieserlaae der Re
gierung am Samstag herbeiführten, mit
tiner politischen Leiogaroe, welche ihren
Könia als Gefangenen behandeln möch
te . Die Vi,süsche Zeitung" hält eben
falls einen Wechsel im Ministerium als
unvermeidlich und sagt, daß die Neu
wählen von einem anderen Ministerium
.:ls einem Ministerium der Niederla
c.en" zu Iei:en seien.
Die Berliner Neueste Nachrichten"
sagen mit großer Bestimmtheit, daß
der Mittellandkanal unbedingt gebaut
werden wird. Auf das Resultat der
Abstimmung am Samstag zu sprechen
konlinend, sagt das Blatt, daß dadurch
am endgültig? Thatbestand nichts ge
ändert würae. iie derzeitige Niederla
ge der Regierung sei lediglich als ein
Aufschieben des Kanalbaus zu betrach
ten, und aufaeschoben" sei bekanntlich
.nicht aufgehoben".
Die- antisemitische Tageszeitung"
sieht die ganze Sache von einem sehr
leidenschaftslosen Standpunkte aus an
und meint, das Weitere muß man ru
hig abwarten". Das Blatt bezweifelt,
daß eine Auflösung des Ministeriums
stattfinden wird.
Die ..Slaatsbürgerztg." nennt die
Ablehnung der Äanalvorlage einenBe
fchluß, der wie eine befreiende That"
wirke. Man fei auf dem Wege zur
Verfassung - Suspension und zum
absoluten Staate gewesen, wenn die
Stimmen durchacdrungen wären, wel
che die Unterwerfung der Konservati
den unter das Machtqebot des Kaisers
verlangt hätten.
Gerüchtweise verlautet, daß der
jetzige Ehef des Gcneralstabs. General
der Kavallerie, Graf von Schliessen,
sich zurückziehen Ivird. Als sein Nach
folqer wird der kommandirende Gene
ral des Gardckorps in Berlin, Gene-
ral der Infanterie von Bock und Po
lach, genannt.
In Saarau, einem Dorfe im Regie
rungsbezirk Breslau. wird ein neuer
Bahnhof gebaut. Aus bisher nbc
kannten Gründen stürzte der Neubau
ein und acht Arbeiter wurden bei der
Gelegenheit mehr oder minder schiver
verletzt.
Hamburg, 23. August.
Der Hamburger Eorrespondent" er
örtert die Behauptung, daß Deutsch
land gewisse Dokumente veröffentlichen
sollte, die angeblich die Unschuld Drey
fus' beweisen, und sagt: Die Antwort
darauf ist. daß Dokumente dieser Natur
aus dem einfachen Grunde nicht ver
öffentlicht werden können, weilDeutsch
land nie etwas mit dem Hauptmann
Dreyfus zu thun hatte."
Südafrika.
Johannesburg. 23. August.
Die Feldcornets sind eifrig damit be
schäftigt, Mauscrgewehre und Muni
tion an die Burghcrs zu vertheilen. Der
Exodus der Grubenlcute dauert fort.
Pretoria. 23. August.
,Die Regierung des Transvaal hat
von dem Gouverneur von LorenzoMar
ques eine Mittheilung betreffs der Be
schlagnahme der für die Transvaal Re
gierung bestimmten Waffensendung er
halten. Der Gouverneur sagt, daßPor
tuqals Verpflichtung qegen'alle Ratio
nen die Beobachtung des Vertrags zwi
fchen dem Transvaal und Portugal
erfordert, und da eine unzufriedenstel
lende Erklärung betreffs des Trans
Ports der Waffen gegeben wurde, so
seien sie in der Delaqoa - Bai angehal
ten worden und würden festgehalten,
bis die Bedingungen des Vertrags er
füllt sind. Der Gouverneur fügte hinzu,
daß die Angelegenheit ohne Zweiefcl in
zufriedenstellender Weiese geschlichtet
werde. Die Transvaal - Regierung er
achtet die Mittheilung als ausneh
mend nichtssagend."
Es wird auf beste Autorität bin ver
sichert, daß auf den Vorschlag Eham
herlains noch keine endgültige Antwort
abgesandt worden ist. Es wurve aller
dingö gestern eine Mittheilung an den
Gouverneur der Kapkolonic. Sir Al
fred Milner. gesandt, welche gewisseGe
genvorschläge enthält.
Aus nicht cffizieller Quelle verlautet,
daß diese Acgenoorschläge darin be
stehen, daß oie Transvaal - Regierung
Ausländern das Wahlrecht rmch'Öjätri
f,em Aufenthalt im Lande verkihen und
den Uitlandcrn ein Fünftel der Vertr'
tung im ersten Raad zugeste:-en will
rorausgesetzt. daß die britische Regi'
n,ng sich fernerhin nicht mehr in die
inneren Angelegenheiten des Transvaal
mischt.
I t r a n k r e i cn.
Rennes, 23. August.
Die Gerichtsoerhandlunvii began
nen tl:3. Der Anwalt Labori war
ani'.'esens. TaS Publikum erhob sich
beim Erscheinen Laboris und klatschte
lebl ast. Der Tritt des Anwalts ioar
kneizisch. doch ließ er den linken Arm
hängen, um die Wund: zu schützen.
Mit den Generälen Billot und Mercier
hatte Labori eine kurze, aber freund
liche Unterhaltung. Labori sah wohl
aus. Er fetzte sieb in einen mit einem
Kissen gepolsterten Ärmstuhl. Drey
fus ging seinem Anwalt mit ausge
streckten Händen entgegen. Der Vor
sitzende des Kriegsgerichts. Oberst
Jouaust, gab in wenigen Worten seiner
Entrüstung über daö Mordattentat
auf Labori Ausdruck. Labori dankte.
Frau Labori war ebenfalls anwesend
und Ivurde lebhaft begrüßt.
Als erster Zeuge wurde der ehema
lige Präfett von Beifort. Grenier. ver
nommen. Sein Zeugniß war Drey
fuö günstig, dagegen sprach er sich sehr
abfällig über Esterhazy aus. Esterha
zy sei Ordonnanzoffizier seines Vaters
gewesen. Er habe trotz der Nachsicht
seines Vaters immer geklagt uno über
seine Mittel hinaus gelebt.' Er glaube
auch, daß Esterhazy ihm gesagt' habe,
Dreyfus sei unschuldig, dvch'tönne er
das nicht bestimmt sagen.
Major Rollin. ein Beamter de
Spionagebureaus. verweigerte auf
eine Frage Laboris. wie General Mer
der in den Besitz eines Dokumentes ge
kommen sei. das erst nach dem Rück
tritte Merciers in's Kriegsministenum
gklangt sein konnte, jede Auskunft.
Auch General Ncercier verweigerte jedi
Auskunft und wurde in feiner Weige
rung von dem Vertreter der Anklage
unterstützt, weil diese Angelegenheit
sich nickt für eine öffentliche Behand
lung eigne. Labori erklärte, daß er sich
das Recht vorbehalte, die nöthigen
Maßregeln zur Erlangung des Doiu
incnts zu ergreifen. (Wahrscheinlich
handelte es sich um den Brief Schnei
dcrs. T. R,
Ei Staatssekretär des Kriegsmini
sters NamensFerret bezeugte.datz er ge
sehen habe, wie Dr. sich 'in Abwesen
heit anderer Offiziere um deren Arbei
ten gekümmert habe. Dr. erklärte dies
als eine Einflüsterung eines ehemali
gen Kriegsministers. General Gonse
bewies durch 2 Briefe von Civilisten
daß es ihnen leicht gewesen sei, Zugang
in's KricgSministerium zu gewinnen.
Der nächste Zeuge, Oberstlieutenant
Eertin, welcher im Jahre 1894 der
Chef der Al-tbeilung war. welcher Dr,
beigegeben war, zeigte sich Dr. sehr
feindlich.
Nach dem Verhör Gendrons und
einiger Offiziere, welche sämmtlich be
langlose Anllsagen machten, vertagte
sich der Gerichtshof um 10:4ö.
Gestern Abend empfing der Anwalt
Labori 2 geheimnißvolle Packete. von
denen man annimmt, daß sie Höllen
Maschinen enthielten. Sie werden von
der Polizei untersucht.
Im Einiklnii: ist noch nachzutragen,
daß Oberstlientnant Rollin den Spion
Lajour einen schlechten Spion nannte.
Er hatte sich auch dem Kriegsminister
als Stütze in der Treyfusassäre an
geboten. In einer Unterredung mit
Laiour hat? der Spion Euers erklärt,
daß Dreyfus im deutschen Generalitab
unbekannt fei. Alle deutsche!'. Mili
tärattaches hätten auf Bcfcagrn Drc'
fus' einmiithig erklärt, daß sie Drei,
fus nicht kannten. Auch Euers hatte
nie von Dreyfus gehört.
Labori fragte, wie es käme, daß ein
solcher schlechter Spion" nach jetzt eine
Pension erhielte. Die Antwort des
Zeugen war. daß dies für frühere
Dienste geschehe
Rennes. 23. August.
Zu dem bereits berichteten Wortge
secht zwischen dem Anwalt Labori und
dem General Mercier ist noch hinzuzu
fügen, daß Ersterer, unter lang anhal
tender Erregung des Publikums, er
klärte: Ich werde späterhin den vor
sitzenden Richter ersuchen müssen, Gene
ral Mercier wieder auf den Zeugenstand
zu rufen, und werde noch zahlreiche
Fragen an den General zu stellen ha
ben, es ist indes' vorauszusehen, daß
er auch Beantwortung dieser verwei
ern wird!"
Es ist bemerkenswerth, daß eine
,-anze Anzahl Dreyfus feindlicher Zeu
gen jetzt Aussagen über längstvergan
gene Dinge macht, an die sie sich vor
dem Eassationshof also früher
aar nicht hatten erinnern" können. Vor
diesen Aussagen gibt es immer Ge
wisper zwischen den Zeugen und den
Generälen Mercier und Roqet.
Bezüglich der Aussagen Ferrets ist
noch folgendes nachzutragen: Als der
Zeuge aussagte, er habe Treysus in
einem anderen als feinem eigenen Bu
reau überrascht, wie er mit einem Civi
listen ein Dokument siudirte, frug ihn
oer Anwalt Labori. warum er diese
Aussagen nickt schon in 1894 machte.
Ferret erwiederte, er bedauere, daß er
stnesmal nicht an die Sache gedacht
habe; übrigens sei es nicht seine Sache,
seine Vorgesetzten m verdächtigen, wo
raus der Vertheidiger Demanqe aus
rief, der Gerichtshof werde sich seine
Meinung über dieses N-jährige Still
schweigen bilden. Von Labori aedrängt,
sagte der Zeuge, das Ausaesag'? sei
ihm erst vor etwa einem Jahr wieder
in deni Sinne gekommen. Hier svrang
Drevfus auf und protestirie g?q;r vl?
Aussggm Ferrets, die er ..meine Ve:
däcktiaunaen" nannte, gesammelt
kin-m früh-ren Kriegsminister, lGriß'
Aufregung.) Der Angeklagte fubr n-:1
ind sagte: . Ich aii'q nie in mein Bu
teern jii anderer Zeit als währ:7d d?r
Bureau trumcrn. atm, es wak
unmöglich vdcr u,n,.;-;-:i.; (dir ti;oit
rig für eilten Eiuii iu:i, in lic Buieauj
oes Mricg 3!iH!iiii'U;:. ! ,a geLnuui."
Dreiisus fi'g:e t:::i;ii, tval-inn t'nne
Frau im S:!M;:rbfr !-' I in der ')hf
mandie sich iei :.:::, in er um TA:Ut
i.iich seinem B;ite.;:; ac'aiKifn. or.'hl
der Dienst erst um j lu i ' u.-.ann.
Der General G b.-uat nocha!
den Zkiige!,!.i:i5 uns t-crla- cincnBrief
vom Elef Ii;,ieuic!ir be Dei'ane
ments für Strato: :nn Biii.lni, L:
chatelier. Das S reißen ist i ou gestern
datirt und Lech-atelir sagt in deisel'
den. daß er wä! reno ! oder 7 Ia!en
einen Paß I'aüe um das Kriegsmini
steriiim zu betreten. Er sei wenigslens
100 Mal in das Gedäude gegangen,
habe aber seiuen Paß höchstens in Mal
vorweise müssen. Einmal sei er von
einem Freund begleitn gewesen, der
ohne weitere Forinalilät eingetreten sei.
er habe einfach die Wache salutirt. und
dies habe genügt.
Von Sckeurer Kestner Ivurde ei
Schreiben verlesen . in welchem der
Schreiber n. A. kr klärt, er hove j'eis
an der SchiildTrensus' gezweifelt, aber
erst als er Eiter! iy's Handfchlift ge
sehen habe, sei er vonDuufuS'UnschuiS
überieuat aelvesen.
Der Brief schließ: mn den Worten.
Erlauben Sie, Herr Präsideik. eine'N
alten Elsäster die Ueberugung U 'Z.i
drücken, daß die Stunde der Gercehtiz
seit bald schlagen wird im Iiilrress: der
Armee, der Gerechtigkeit und dei Lan
des." Der leuge Bertin stellt? n Ai-rede.
daß er einst, als er zu Scheurer Kestner
die Bemerkuna ,uae?ie: Es giebt nur
Fünf die dieses schreckliche Geheimniß
kennen: einer davon muß er preisgeben,
devot Sie etwa-.- erfahren können," da
mit saaen ivolltc. daß das Geheimniß
darin bestand, daß Dreinus unschuldig
fei. Ferner stellte er in Abrede, daß
er saate: Ticser Iube ic-ar ein Ber
trauter im Hauptauartier, deshalb
mußten wir itm loä ivcrdcn."
Es wurden dann eine Anzahl ofsi
iclle Berichte über DrensuS verlesen.
Alle stellen ihm. seinem Fleiß und sei
neu Tkähiakeiten ein äußerst günstiges
Zeugniß aus. nur die Berichte des Ge
neralstabes wersen Verdächtigungen
auf den Angeklagten.
Labori srua dann den Zeugen, ob er
nicht bei emcm Fcstinahl im Hause ei
nes aemeinschaitlichen Freundes, 14
Tage nach Treysus'Tegradirung zucri
den Zlveifel au der Schuld des Verur
theilten angeregt habe. Berlin envic
dertc. daß er dies unmöglich könne ge
than haben. Der Zeuge gab aber zu,
oefaat m haben, Tcmanae dcr andere
Vertheidige; Drenfus'i fci der Anwalt
der deutschen Botschaft.
An diesemTage, da Bcrtin diescBc
merluna machte, begann ich an Drey
fus' Unschuld zu glauben... sagte La
bori. Nach einer turnen Unterbrechung de:
Sitzung ivurde der Major Geadcon auf
den kuaenftand aernsen. um betreffs
der Oefterrcicherin Madame Dclq zu
uaen. Er saate. er habe einmal bei
ihr Thee eiiigenommen. und den Ver
kehr mit ihr später auf das Wechseln
höflicher Redensarten bei zufälligen
Beaeanunaen beschränkt. Er versicher
te, daß weder dasAlter noch die Schön
beit der Dame, das flotte Kleiden der
Dame rechtferiiate. Er habe den Ein
druck erkalten, eine Abenteuerin vor sich
zu haben. Er hörte, daß Dreufus zu
ihren Bekannten zählte.
Paris. 23. August.
Der anarchistische Redner Sebastian
Faure wurde heut-e von einem Richter
verhört, bestritt aber energisch jede
Theilnahme an der versuchten Ermor
dung des Polizei - Eommissärs Gou
lier.' Zehn der Männer, die als Theilneh
mer der Demonstration am Sonntag
verhaftet wurden, sind zu Haststrafcn
ron einer Woehe bis zu 2 Monaten
Dauer verurtheilt worden.
Aus Rennes wird dkpesckirt, daß die
zwei Höllenmaschinen, weleche an den
Anwalt Labori gesandt wurden, im
Militär - Laboratorium geöffnet wur
den und man sie mit Schießbaumwolle
gefüllt fand.
Der in seinen, Hause belagerte Anti
s'mit Guerin und seine Anhänger bat
ten erfahren, das Gebäude solle ge
stürmt werden. Sie schütteten daher Pe
troleum in ein Zimmer, auf welches,
wie sie vermutheten, der Angriff zuerst
gemacht werden sollte, in der Absicht.
Feuer anzulegen. Der erwartete An
griff erfolgte aber nicht.
Der Kock Guerin', der in's 5?ospi
tal gebracht wurde, sagt, seine Krank
heit 'komme nur von Entbehrungen; fer
ner erklärt er Gi-erin habe nur noch 12
Mann um sich, und seine Borräthe seien
beinahe erschöpft.
'Alle Kirchen werden nun von der
zepublikanischcn Garde extra bewacht,
und Abtheilungen Infanterie und Ka
vallerie stehen für alle Fälle bereit. Der
Schaden, welcher an der St. Josefs
Kirche angerichtet wurde, scheint n'.i
ganz so groß zu sein, wie man ansän
sich vermuthete: er wird jetzt auf 'kq
Franken geschätzt.
Die meisten P?rsonen. die wegen der
Krawalle verhaftet wurden, sind B.lr
fchen von 15 bis 20 Iahren.
Oberst Schneider, der öst-rr. Miu
tär - Attache?, ist in die Botschaft zu
rllckgekehrt. Die Beamten der Botschaft
sagen, der Attache? werde nichts betreffs
des ibm zugeschriebenen Briefes sgzen.
las die Trevfus - Affaire erledigt ist.
Lillelranche. 22. A:;a','t.
Heute Morgen i't hier W .V'?u;?
Olvmria mil dem Admirai 2tKt an,
gekommen.