Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 17, 1899, Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Der 07. Zzlmarzt.
?;cd) bi-m Ungirnitn ?0N Akos aUo
$S gehört gewiß nicht zu den Sin
nehmlichteiten des menschlichen 1 aieins,
in der KurzenstraKk dcZ ZtaStchenZ Ada
zu wohnen. Pflaster, Ttraßcndcleuch.
hing, glänzende Schaufenster existiren
nicht. In der ganzen Straße giebt cZ
nur kleine, niedrige Gebäude.
TaS HauS in der Kurzegaffe. in
welchem der Kreisarzt wohnt, unter
scheidet sich nicht im Geringsten von
den anderen mit Schindeln bedeckten
menschlichen Wohnungen. Ter einzige
wahre Schmuck, der das Häuschen ziert,
besteht aus dem Porzellantäfelchen, das.
rechts von dem niedrigen Eingang be
festigt, folgende Inschrift zeigt: Tr.
Arpad Toldy. Prakt. Arzt. Wundarzt.
Geburtshelfer :c. 2 prechstundcn 911.
3. . ......
Ter Arzt und seine unge hübsche
Frau sitzen am Fenster und blicken mit
trauriger Miene auf die gegenüber
liegende schmutzige, niedrige Häuser
reihe und auf den grauen Himmel, aus
dem es bereits seit einigen Tagen in
Strömen goß. .
und ich war m Pest der
Porsitzende des Pergnügungskomites
unseres medizinischen Vereins!" sprach
der Arzt mit einer verzweifelten Geste.
Und ich war die Königin Eurer
Bälle!" seufzte die junge Frau.
..Nun müssen wir hier in diesem
elenden Neste verrosten!"
Müssen wir denn, liebes Männ
chcn?"
Was sollen wir thun? In Pest sind
bereits mehr Aerzte als Patienten vor
Handen. Tort ist Elend das Loos eines
jeden Anfängers. Selbst wenn er eine
zehnjährige Thätigkeit hinter sich hat.
besitzt er noch immer keine Praxis."
Ach. liebes Männchen, und es lebt
sich'doch so herrlich in der Hauptstadt!"
Leider weiß ich es zu genau!"
Aber auf einige Tage müssen wir
hinauf. . .Ich wenigstens, meine Eltern
Zu besuchen."
Wozu?" .
Ich muß übrigens auch meine Zahne
untersuchen lassen. Ich empfinde jetzt
häufiger Zahnschmerzen und hier in
Ada haben wir doch keinen Zahnarzt."
Und wenn ich Teine Zähne unter
suchte? Setze Dich in diesen Fauteuil.
Ich bringe sofort den Reflektor her. . . .
In der Schublade habe ich ganz an
nehmbarc zahnärztliche Instrumente. . .
So! Nun wollen wir mal sehen
Gnädige Frau, ich gratulire! Ihr Ge
diß ist prachtvoll. Hier links habe ich
eine kleine schadhafte Stelle entdeckt,
aber unbedeutend, sie wird plombirt. .
und hier rechts ist die Füllung etwas
gelockert. So. gnädige Frau, ich danke
ergebenst. morgen werde ich mit der
Arbeit beginnen. Sollten Sie in
zwischen Schmerzen empfinden, so rei
den Sie das Zahnfleisch mit diesen
Tropfen ein."
Höre. Arpad ! Du verstehst ja die
Sache großartig und wie praktisch Tu
fein kannst. Warum bist Tu über
Haupt nicht Zahnarzt geworden?"
Tu hast Recht, liebes Frauchen!
Ich müßte eigentlich diesen Zweig der
medizinischen Wissenschaft ergreifen."
Und noch an demselben Abend, mäh
rend draußen der Herbstwind heulte
und dichte Regentropfen gegen die
Fensterscheiben herniedcrsielen, bespra
chen sie gründlich ihren Plan. Arpad
muß Zahnarzt werden. Natürlich nicht
in diesem gottverlassenen Nest, sondern
in einer glänzenden Großstadt. Ja!
in der Hauptstadt. Sie fingen an zu
rechnen. Budapest hat 00.000 Ein
wohner. 00,000 Einwohner ä 32
Zähne, das , macht 19,200,000 Zähne.
Es müßten wenigstens so viel vorhan
den fein. Tas Fehlende wird vom
zahnärztlichen Standpunkte aus nicht
abgezogen. Im Gegentheil, die Zähne,
die nicht vorhanden sind, find für
den Zahnarzt von großem Portheil,
denn dazu ist er da, um das Fehlende
zu ersetzen. Und wie viel Zahnärzte
monopolisiren augenblicklich diese 19.
200.000 Zähne. ! Es ist ja eine
Bagatelle! Demgemäß würden auf den
7 Zahnarzt 2-300.000 Zähne fal
lcn. Sagen wir & 5 Gulden pro Zahn,
so bringt das eine jährliche Einnahme
von ig15,000 Gulden und von dieser
Summe kann ein junges Ehepaar in
Budapest sehr bequem leben.
Nach Mitternacht hatte der Familien
rath also beschlossen, Ada Valet zu
sagen.
Trei Monate später finden wir das
junge Ehepaar in Budapest. Dr. Toldy
hatte in einer vornehmen Straße eine
elegante Wohnung und Zahnatelier
eingerichtet. Zeitungsannoncen und
Notizen hatten das hauptstädtische
Publikum auf den jungen Zahnarzt
aufmerksam gemacht. Gleich in der
ersten Sprechstunde .schon hatte sich der
Wartcsalon mit Menschen beiderlei
Geschlechts gefüllt. Tr. Toldy und
seine Frau hatten durch das Schlüssel
loch die Kommenden beobachtet und
rieben sich vergnügt die Hände ob des
großen Andranges. Tie Sache fing ja
glänzend an! Die junge Frau zog sich
Nun zurück und Arpad rief dem Diener
zu. indem er die Atelierthür öffnete:
Lassen Sie den Ersten von den
Herrschaften herein."
Bitte, nehmen Sie gefälligst Platz!"
sprach er zu dem Eintretenden, indem
er auf einen Lehnstuhl wies. Tanke
rgebenst!" erwiderte der Fremde mit
einer verbindlichen Verbeugung. Ich
bin der Vertreter des Hauses Pollak &
Po. in Solingen, der bedeutendste
Fabrik für zahnärztliche Instrumente.'
.Tas macht ja nichts," entgegnele
der Zahnarzt, .wenn Sie Zahniimer
zen baden, stehe ich gern yt ihrer Ver
fugunz."
.Verzeihen Sie gütigst, meine Zahne
sind vorzüglich ich bin gekommen.
um Sie aus die ausgezeichneten Erzeug
nisie unserer Firma aufmerksam zu
machen. Solide Preise, vortheilhafte
Zahlungsbedingungen "
Dante! danke!" unterbrach ihn der
enttäuschte Tottor. ich bin bereits mit
Instrumenten versehen. Kann leider
heute nicht bestellen. Wie Sie sehen,
find meine Patienten draußen unge
buldig. Adieu!"
Nachdem er den Reifenden auf diese
Weise hinauskomplimentirt hatte,
winkte er einem Tiener. er möge nun
den Zweiten hereinlassen. Es war eine
Dame, die sich ebenfalls nicht hinsetzen
wollte. Sie hatte sich als die Tirectrice
des Modemagazins Maifon Juliette"
vorgestellt und bat. daß die gnädige
Frau, die vor Kurzem in die Haupt
stadt gezogen sei, ihre Garderoben bei
der von ihr vertretenen Firma bestellen
möchte. Als die Tame sich endlich ent
fernt hatte, erschien der Tritt der im
Vorzimmer Wartenden. Es war ein
Troguist. der seine Medikamente dem
neuen Zahnarzt anpries. Nachdem er
diesen ebenfalls abgewiesen hatte,
wollte er endlich einen wirklichen
Patienten sehen. Toch ein solcher
wollte leider noch immer nicht erschei
nen. Nach der Reihe betraten Schnei
der. Möbclhändlcr. Fleischer. Schuh
macher. sogar Looschandlcr das neue
Zzhnatelier.
Tie Sprechstunde neigte sich ihrem
Ende zu. Im Wartesaal saß nur noch
ein einziger sehr eleganter Herr. Tr.
Toldy zitterte bereits vor Wuth und
Ungeduld, als die Reihe an diesen letz
tcn'kam. Diesen hatte er ebenfalls auf
gefordert, sich auf den für die Unter
suchung der Zähne bestimmten Stuhl
zu setzen. Nun hatte sich der Unglück
liche versehentlich auf einem daneben
befindlichen Fauteuil niedergelassen.
Dieser war der Stolz des jungen Zahn
arztes. Für 1000 Francs hatte er ihn
in Paris gekauft. Einen solchen
Patcntstuhl besaß seinerzeit kein ein
zigcr feiner Kollegen. Er hatte eine
höchst komplizirte. aber geistreiche Kon
struktion. Sobald nämlich einer von
den ängstlichen, nervösen Patienten in
diesem Stuhl Platz genommen hatte,
wurde er von vier mit Sammt über
zogcnen und ausgepolsterten Griffen so
lange festgehalten, bis ihn der Arzt
nach Beendigung der Operation aus
seiner Zwangslage befreite. Kaum
hatte sich der elegante Herr ans den
Patentstuhl gesetzt, da klappten schon
die Griffe und hielten den Herrn ge
fangen. In seiner Ueberraschung konnte
er nur unartikulirte Laute von sich
geben. Während er mit offenem Munde
'aaa" schrie, hatte Dr. Toldy
seine Mundhöhle untersucht.
Dieser Backzahn da hinten ist total
vermorscht, den muß ich entfernen!"
Gesagt, gethan! In wenigen Sekunden
war der hohle Zahn sammt der Wurzel
aus der Mundhöhle entfernt. So!
wir sind fertig, mein Herr!" sprach er
zu dem Patienten, nachdem er ihn aus
seiner Lage befreit hatte. Jetzt spülen
Sie sich, bitte, Ihren Mund aus.
Hier ist das Wasser!"
Der fremde Herr sprang in die
Höhe, und nachdem er das blutige
Wasser ausgespicen hatte, begann er
wie ein Rasender zu schreien:
Das ist Vergewaltigung! das ist
Mord! ich bin gar nicht meiner
Zähne wegen zu Ihnen gekommen!. . .
das ist ein ganz niederträchtiger Ueber
fall Ich bin der Generalagent der
Wiener Lcbensversicherungs Gesell
schaft!" ....
Ich bedanere es lebhaft, mein
Herr, aber ich bin dazu da. um Zähne
zu plombircn ode? solche auszuziehen,
und nicht, um mich durch Sie versichern
zulassen! "
Ein leidenschaftliches Wort folgte
dem anderen. Es entstand ein Höllcn
spektakel in dem eleganten Zahnatclier.
Der Herr Generalagent verlangte sei
nen herausgezogenen Backzahn zurück,
Dr. Toldy forderte dagegen sein
Honorar für die stattgesundene Opera
tion. Nach langem heftigen Wort
Wechsel hatte er mit Hülfe seines
Dieners den nicht zu besänftigenden
Assckuranzbeamten an die Luft gefetzt.
Dieser hatte nun jetzt unseren Dr. Arpiid
Toldy wegen Körperverletzung ver
klagt. Der junge Zahnarzt hatte wie
derum eine Gegenklage wegen Haus
friedensbruch und wegen Zahlung des
ärztlichen Honorars angestrengt.
Die Patienten sind noch immer rar.
aber die Staotreisenden sind wenig
stens ausgeblieben, nachdem sie ersah
ren hatten,, daß er, anstatt mit ihnen
Geschäfte abzuschließen, ihnen Zähne
auszieht.
Dr. Toldy kann die Schlußvcrhand
lung seines Prozesses kaum abwarten.
Er hofft, daß nach einer so riesigen
Reklame seine zahnärztliche Praxis
großen Aufschwung nehmen wird.
Die Verlobung.
HumorcSkc von Bruno Toeppel,
Hoch steht die Sonne, und der
Bursche Rollmann klopft an das
Schlafzimmer des Leutnants von Krön
städt; dann öffnete er leise die Thür.
Aeh, Ach! Was gicbt's. Roll
mann?" fragt der Leutnant, nachdem
er erwacht ist und im weichen Fcöcrdctt
sich behaglich streckt.
Es ist schon zehn Uhr. Herr Leut
nant. und Herr Leutnant von Spring
sels ist tben gekommen und wartet im
Salon."
Saz?n Sie dem Herrn, ich käme
bald. Und dann für heute hat sich ja
mein Schmiegerpapa in sje angcmcl
dct. Bringen Sie schnell Alles in Crd
nung!"
Zu Beseht. Herr Leutnant!"
Leutnant von Kronstädt rieb sich die
Stirn. Ihm war's wüst im Kopf.
Die verwünschte Kneiperei," mur
melte er. Und Kamerad Springfels
schon da'. Der arme Teufel thut mir
ja leid, aber wie soll ich's ändern? Tie
Geschichte ist zu dumm! Springfels
liebt die kleine Baronesse von Allenstein
und sie liebt ihn wieder, und nach
elterlicher Abmachung soll ich den
schönen Blondkopf beirathen. Schlimm
wäre es ja nicht, aber was würde die
kleine luftige Waldau dazu sagen.
Leutnant von Kronstädt hatte früh
seine Eltern verloren und genoß die
Einkünfte von drei großen Gütern; da
ließ sich' schon leben.
Rein lächerlich," sagte Kronstädt
für sich, damals für mich siebzehn
jährigen Menschen eine Braut zu de
stimmen."
Im hocheleganten Salon saß unter
dessen Leutnant v. Springfels, die
Hand auf den Knauf des Säbes ge
stützt. Seine Stirn war kraus und
vergeblich mühte er sich, einen Ausweg
aus seiner trüben Lage zu finden. Er
besaß nur feine Leutnants-Gage und
wollte heirathen! Es ist rein zum Ver
rücktwerden." dachte Springfels.
Ta pochte Jemand an die Thür.
Herein!"
Ter Bursche Rollmann öffnete die
Thür und herein trat Herr v. Allen
stein. Springfels hörte seinen Namen,
hatte ihn aber zuvor noch nicht ge
sehen, ebenso wenig kannte Jener den
jungen Offizier, den seine Tochter
liebte.
Tas ist ja prächtig. Herr Leutnant;
schon gestiefelt und gespornt! Ich
glaubte', ich käme zu früh," sagte der
alte Herr in kordialem Tone.
Sie gestatten. Herr Baron ''
O bitte, nicht zu formell, wir sind
ja alte Bekannte. Sie haben sich aber
sehr verändert, Herr Leutnant. Ist
auch kein Wunder; wir haben uns sechs
oder sieben Jahre nicht gesehen."
Herr Baron, ich mutz um Entschul
digung bitten "
Verstehe, verstehe! Haben flott ge
lebt, mein Bester! Na, Schwamm dar
über. Aber das muß natürlich jetzt
anders werden. Sie begleiten mich
doch jetzt in den Kaiserhof. Ein kleines
Frühstück. Meine Tochter erwartet
uns."
Jetzt muß ich bitten, Herr Baron,
mich einen Augenblick " '
Nein, nein, es gibt keine Entschul
digung. Sie sind dienstfrei, und ich
lasse keine Ausrede gelten." Tabei
nahm er den Arm des Schwiegersohnes
in spe und zog ihn zur Thür hinaus.
Adelheid von Allenstein befand sich
indessen in einem Zimmer des Berliner
Kaiserhofes, in dem soeben ein opu
lentes Gabelfrühstück aufgetragen
wurde. Noch einmal überdachte sie ihr
kurzes Liebesglück, das heute für immer
zu Grabe getragen werden sollte. Ta
hörte sie Stimmen. Papa kam mit
aber was war das? Ihr drohte
das Herz still zu stehen. Sie hatte die
Stimme des Leutnants von Springfels
erkannt.
Im selben Augenblick traten die
Herren ein.
Tas Gesicht der Baronesse mußte
wohl nicht gerade sehr geistreich ausge
sehen haben, denn der alte Baron ent
schuldigte sich mit den Worten:
Meine Tochter ist erstaunt, Herr
Leutnant, uns so bald hier zu sehen.
Ja, ja, Adelheid, unsere Offiziere sind
Frühaufsteher. Aber weshalb denn so
zurückhaltend? Wo ist bei unserer
Jugend die Romantik geblieben? Wir
begrüßten die Auserkorenen unseres
Herzens früher ganz anders."
Na, wenn der Vater es durchaus
will," dachte Leutnant von Springfels,
mir soll's schon recht sein." Er reichte
der noch immer sprachlosen Baronesse
die Hand und drückte einen heißen Kuß
auf ihre Stirn.
Es ist wunderbar, gnädigste Ba
ronesse "
Gar nicht wunderbar," fiel Papa
Allenstein ein. Bestimmung ist es!"
Bestimmung! Bestimmung!" wie
derholte Adelheid, doch erklären Sie
mir "
Ihre Liebe, nicht wahr, so wolltest
Tu sagen." unterbrach lachend der
Baron.' Na, wißt Ihr was, Kinder?
Ich habe Hunger und Durst und der
Leutnant gewiß auch. Also gedulde
Dich, liebe Adelheid. Nach einer
Flasche Sekt wird die Stimmung hei
terer. Also bitte!"
Sie gestatten, Herr Baron, daß ich.
bevor wir die Gläser erheben "
Aber keine zu lange Rede, Herr
Leutnant."
Nein, nein, ich muß jetzt endlich
beichten."
Was, jetzt fangen Sie an zu deich
ten? Tie paar tausend Thaler Schulden
werden auch bezahlt. Also Prosit, Kin
der, auf Eure Verlobung!"
Ta plötzlich wird an die Thür ge
klopft.
Herein!"
Ohne sich anmelden zu lassen, stürmt
Kronstädt ins Zimmer. Er wollte die
unterwegs so vortrefflich auszrdachte
Entschuldigung vom Stapel lassen:
aber bei dem Anblick, der sich ihm dar
bot. wurde er völlig sprachlos. Adel
deid in den Armen seines Kameraden
Springfels. und der alte Baron machte
das vergnügteste Gesicht von der Welt.
Jetzt ist Alles aus." stöhnte Spring
fels und Adelheid erblaßte.
Ader Leutnant von Kronstädt war
pfiffig genug, sofort die Situation zu
durchschauen. Er stürmt auf den alten
Onkel ein. wie er ihn als Kind ge
nannt, und steckt ihm beide Hände ent
gegen: Tas nenne ich eine Ueber
raschung und eine Eroberung im
Sturm! Aber ich freue mich von Her
zen, denn Kamerad Springfels ist
mein lieber Freund und ein Pracht
mensch!"
Was?" ruft Baron Allenstein er
schrocken aus. da er nun den richtigen
Kronstädt sieht und erkennt. Spring
fels! Und Sie sagten mir nicht, daß
doch nein, vor Allem Tu. Adel
heid! Tu mußtest den Richtigen doch
kennen!"
Ach. Papa, wir lieben uns ja schon
so lange und so herzlich!" antwortete
die Tochter erröthend.
Und Sie ließen mich ja gar nicht zu
Worte kommen, Herr Baron." redete
Springfels dazwischen; versucht habe
ich's wahrhaftig oft genug."
Sie haben einen guten Tausch ge
macht, lieber Onkel," fügte Kronstädt
hinzu, denn ich wäre niemals ein
echter und rechter Landwirth geworden
und Fräulein Adelheid liebt den Ka
meraden nun einmal. Aber wenn
Sie gestatten, bestelle ich ein viertes
Gedeck.
Na, nun ist's geschehen," stöhnte
Papa Allenstein. Und daran ist Ihr
tölpelhafter Bursche schuld, Herr Leut
nant von Kronstädt, denn der sagte mir,
Sie wären zu Hause."
Na, mein guter Rollmann soll ein
Trinkgeld dafür haben," entgegnete
Kronstädt lachend.
Und das glückliche Brautpaar fällt
wie aus einem Munde ein: Ein fürst
liches Trinkgeld soll er haben, denn er
ist unser Ehestifter." ,
Alttnchhausen aus Kuba.
Iagdgeschichken eines Kavallerisien des S.
Regiments, Sirengne Wahrheit.
Boys." sagte Bob Tinn am runden
Tisch in Mary Spinsters Alehouse zu
seinen eifrig zuhörenden Freunden und
stopfte sich eine neue Ladung Birös
eye" in feine Stummelpfeife, Boys,
so ein fabelhafter Jagdreichthum wie
auf Kuba ist noch nicht dagewesen.
Taß die Reconcentrados je gehungert
haben, glaube ich nach meinen Ersah
rungen nicht. Ich war fast drei Monate
drüben so viel Game" wie da, habe
ich in meinem Leben noch nicht gegessen!
Die Schilf-Sperlinge flogen strichweise
so dicht, daß man sie mit der Mütze
fangen konnte. Ein Schuß unter die
Sumpfvögel genügte, um sechs Mann
satt zu machen, aber das Großartigste,
oas waren die Habichte! Boys, Ihr
habt keinen Begriff, wie fett so ein Ha
dicht ist! Er ist delikater, als der beste
Turkey, und so dumm, daß man auf
fünf Schritte ihm nahen kann, und dann
schaut er Euch so blöde an, als wollte
er sagen: "Well, Sir, dontyousee,
that you are annoying me ?"
Na, das haben wir uns gründlich zu
Nutze gemacht. Wir haben die Kerls
dutzendweise 'runtergcschossen und wir
wurden fett wie die Amseln. Das paßte
aber unserem Kapitän nicht; er meinte,
wir wären faul geworden, und diktirte
jedem 83 Strafe zu. der einen Habicht
herunterholte.
Tas paßte uns wieder nicht. Tas
einbalsamirte Fleisch konnte zu der
selben Zeit Niemand auch nur riechen,
und so ersannen wir eine List um
unseren Kapitän gründlich umzustim
mcn. Eines Abends erfuhren wir, daß der
Kapitän mit uns am anderen Morgen
auf Rckognoszirung ausrücken wolle.
Well, wir opferten unser Abendessen,
d. h. wir schnitten das rohe Fleisch, das
wir aufgetrieben hatten, in Stücke
und an jedes Stück banden wir an lan
gem Faden eine Kanne mit einbalsa
mirtem Fleische, die wir vorher geöffnet
hatten.
Ganz früh am Morgen, eine Viertel
stunde vor Aufbruch, legten wir das
Fleisch etwas abseits vom Lager an eine
recht in die Augen fallende Stelle. Wie
ein Schwärm Krähen stürzten die Ha
dichte darauf und nahmen die Beute
mit ihren hoch Fängen in die Lüfte hin
zu ihren Nestern im Walde.
Nun wurde aufgebrochen. Der
Kapitän ritt weit voraus; hinter ihm
der Adjutant. Als sie in den Wald
kamen, in dessen hohen Bäumen die
Habichte nisten, fiel eine volle Kanne
mit dem einbalsamirten Fleisch dem
Kapitän auf den Schädel. Er wandte
sein Pferd um und fuhr den nichts
ahnenden Adjutanten an: Herr, wie
können Sie sich unterstehen, mir eine
Kanne mit einbalsamirtem Fleisch an
den Kopf zu schmeißen ?"
Ich?" fragte erstaunt der Adjutant
und machte ein allerdümmstes Gesicht.
Ja, Sie! Tie Leute sind eine halbe
Meile zurück. Sie allein sind's ge
wesen!" Aber " rief der Adjutant, kam
jedoch nicht weiter, denn jetzt traf seine
Nase eine Kanne und zu gleicher Zeit
eine andere das Maul des Pferdes vom
Kapitän, so daß es aufbäumte und ihn
abwarf.
Schönsten
nicht ver
ratben.
Inzwischen waren wir hcrangckom
men und erklärten, daß uns die Biester
von Habichten die gerade ausgemachten
Kannen so zu sagen unter den Händen
weggerissen hatten; es waren so viele
gewesen, daß wir uns ihrer nicht hätten
erwehren können.
Tas sah der Kapitän auch ein; er
nahm Vernunft an und wir durften
wieder die fetten Habichte schießen, so
viel wir wollten.
Eines Samstags bald darauf hatten
mir Vorrath geschossen, um am Sab
bath uns nicht damit quälen zu brauchen
und sie in stiller Behaglichkeit verzehren
zu können. Jeder nahm seinen Sonn
tazs-Habicht mit ins Zelt, doch am
anderen Morgen waren die meisten der
selben verschwunden! Wir glaubten
natürlich, die Kubaner hatten sie ge
stöhlen und legten uns am Abend auf
die Lauer.
Wer kommt es war gerade Mond
schein so um Mitternacht angeschlichen?
Unser Regimcntshund. ein reizender
Tcrricr. der Liebling Aller! Wer hinter
ihm? Ein ganzes Rudel wilder Hunde,
die hier unbelästigt überall herum
streifen!
Hat dieser kleine nichtsnutzige und
undankbare Tcrricr die Führung der
wilden Horve übernommen und ihnen
die Stellen gezeigt, wo wir unsere fetten
Braten versteckt hatten! Was sagt Ihr
dazu. Boys? Natürlich habe ich scharf
darunter gefeuert! Einundzwanzig
wilde Köter auf drei Schuß! Ter
Tcrricr kam, Gnade beulend, auf mich
zugckrochen, na ich habe ihm ver
ziehen.
Was nun die Kannen mit dem
einbalsamirten Fleisch betrifft, so
sind wir sie ohne große Arbeit los
geworden. Wir brachten sie an den
Strand und des Nachts kamen die
furchtbar scheuen Eisenkrabbcn aus
der Fluth herauf. Mit ihren Scheeren
hatten sie im Handumdrehen die Kan
nen ausgcvrocyen, aoer ais ne oas
Fleisch rochen, krabbelten sie enttäuscht
wieder in ihr nasses Element. Am
Tage vorher jedoch war eine Ladung
lebender Hummern aus New yoxl an
gekommen. Tas Boot, das sie gebracht
hatte, war dicht am Strande gesunken
und sie machten, daß sie aus ihren Eis
kistcn ins Wasser kamen. Als sie das
Fleisch sahen, kamen sie alle an s Ufer.
wohl tausend Stück, und fraßen es
auf. Warum? Haben sie sich nicht
geekelt? Nein. Bons, das thaten sie
nicht! Tas konnten sie nicht! Sie hat
ten sich nämlich in den Eiskistcn einen
furchtbaren Schnupfen geholt und hat
ten also keine Ahnung von dem Ge
stänke. Ja. wirklich, in Kuba kann
man Vieles erleben'
Damit schloß der brave Reiter cjtne
wahrheitsgetreue Erzählung.
Teutsch-Amerika.
Es ist ein eigen Thun und Lassen.
Das un'sre Seele tief bewegt.
Wenn sie zwei Welten muß umfassen,
Vereint als Heimath in sich trägt;
Es ist ein echtes Doppelleben,
Ob leicht das Herz sei oder schwer;
Gedanken mannigfaltig schweben
Und ziehen über Land und Meer.
Hier in dem lautbewegtcn Treiben
Wird jedem Streben freier Raum,
Tas kann ein Ruheort kaum bleiben
Für einen stillen Lcbenstraum;
Hier ist der Ort für Kraft und Wille,
Ter Schauplatz schneller Zeit und That;
Toch fällt dazwischen in der Stille
Manch gutes Korn der deutschen Saat.
Tas Selbstgefühl braucht nicht zu
wanken,
Wenn es die deutsche Heimath sucht,
Toch keimten oftmals die Gedanken.,
Die hier gereift zur gold'nen Frucht.
Bei manchem staunenswcrthcn Werke,
Tas hier des Strebens Ruhm ver
mehrt, Hat sich des deutschen Geistes Stärke,
Hat sich der deutsche Arm bewährt.
Und wenn wir dankbar auch ermessen.
Was uns das neue Heim beschick,
So können wir doch nie vergessen
Ter alten Heimath Wort und Lied,
Sorgt, daß in's Kindcrhcrz man streue,
Der Dichtung Gold, der Wahrheit Erz!
Tie Welt, die alte und die neue,
Bedarf ja dessen allcrwärts.
Wir legen freudig unsere Hände
In unserer Heimath Doppclhand,
Und hin und her fei ohne Ende,
Ein treuer Herzcnsgruß gesandt.
Wenn stolz auf neuen Glanz wir
blicken,
Ter auf das Sternenbanner füllt,
So baut das Herz oft gold'ne Brücken
Hinüber in die alte Welt.
lvalzrscheiniich.
Papa, was ist eigentlich Hamlet ?"
Hamlet? Nu, was wird's sein, Eo
telctte vom Hammel."
Falsch aufgcfafzt.
Frl. A.: Ter Leutnant B. ist doch
ein zu reizender Mensch: als ich gestern
am Kasernenhof vorüber ging, gab er
seinen Soldaten sofort das Kommando:
Schwärmen!"
Bestätigt.
Tame: Finden Sie nicht, daß mir
der Maler geschmeichelt hat?"
Herr: Ob er Ihnen geschmeichelt
hat. weiß ich nicht, aber das Bild ist
nicht ähnlich!"
wer von beiden am
geflucht hat. kann ich leider
Nach und nach.
1. Leutnant: Glaube nicht, daß
Fräulein Hcdwig Dich heirathen wird!"
2. Leutnant: Warum nicht?"
1. Leutnant: ..Weil sie sich mit einem
Anderen verlobt hat."
2. Leutnant- Sapperlot, mit wem
denn l"
1. Leutnant: Mit mir!"
schwierig.
Regisseur (bei der Probe): Tiefes
Wort muß von Ihnen immer mit
Gänsefüßchen gesprochen werden!"
Zlizczeben.
Schriftsteller (zum Verleger): Ich
habe das Manuskript auch crtra sauber
abschreiben lassen."
Verleger: Hm. hm. also zweimal!"
?cr Fein? des Adels.
A.: Arbeiten Sie doch! Arbeit adelt
den Menschen!"
Vagabund: Reden Sie mir nicht
vom Adel!"
Kurios.
Haben Tie das kolossale Donner
wcttcr letzte Nacht vernommen ?"
So was höre ich in der Nacht nicht,
mein Schlafzimmer geht nach rück
wärts."
Kollegial,
Arzt: Morgen hab' ich etwas Wich-
tiacs vor. ich werde um die Hand einer
reichen Erbin aiihaltcn!"
kn TVi ivic.ii? !
4.U7 IVIIU JlUl!lUU7 Allll
rcnt.ihi'lftc tirprhftntthi' k,,!,, I"
1 tVUf tIIV 1 1 Itl
Stets unzufnede.
Junger Gatte: -Sich' 'mal. Kind,
wie herrlich das Firmament ist und wie
prächtig die goldenen Sterne leuchten!"
Gattin: O, es wäre umgekehrt viel
hübscher!"
Abgeholfen.
Arzt: Das ist nichts, das Blut steigt
Ihnen eben zu Kopf."
Bauer: So, da lurir i mi schon
selber."
Arzt: Wicso denn ?"
Bauer: Na, i stell' mi holt auf den
Kopf, dann steigt's Blut in d' Fuß."
Ein Heller Kops.
Schulinspcitor: Nun, wer kann mir
aus dem Leben Schiller's noch etwas
erzählen?"
Ein Schüler: Schiller hatte teine
Füße."
Schulinspcttor: Wer hat Dir denn
das gesagt ?"
Schüler: In unserem Lesebuch steht:
Schiller schlief in Weimar in einem
Bett ohne Füße."
Der kranke Student.
Besucher: Wie steht's denn mit dem
Herrn Spund ?"
Hauswirthin (bekümmert): Es ist
schlimm, sehr schlimm; er erkennt nicht
mal den Geldbriefträgcr mehr!"
Durchschaut.
Richter: Wie alt, Zeugin?"
Zeugin (zögernd): Ich habe kürz
lich meinen zwanzigsten Geburtstag ge
feiert!" Richter: Tas will ich nicht wissen,
sondern wie alt Sie sind ?
Surrogat.
Hausfrau: Mina, warum rasselst
Tu denn so furchtbar mit dem Bleche
gcschirr?"
Köchin: Ach, Jott, Madam, mein
Dragoner kann heut nich kommen und
da imitire ick mir 'n bischen Säbel
jcrassel." Nach der Hochzeit.
Sie: O Gott! Mir ist etwas in die
falsche Kehle gekommen!"
Er: Wie. Du Falsche? Nicht nur
falsches Haar und falsche Zähne, auch
eine falsche Kehle hast Tu jetzt?"
AbschZtzunz.
Institut Ticnstmädchcn : Fräulein
Grctchen. ein junger Mann will Sie
sprechen, soll ich der Vorsteherin fa
gen, es wäre Ihr Bruder?"
Gretchen: Ist er in Uniform?"
Dienstmädchen: Nein, in Civil."
Gretchen: Tann höchstens nieLn
Vetter."
Fatales Kompliment.
Ein Virtuose fragt nach seiner Pro
duktion den bekannten Kritiker H. um
seine Meinung.
O Sie verdienten vor einem Par
terrc von lauter Beethoven zu spielen."
Geschmeichelt verbeugt sich der Künst
ler; der Fürst der Kritik fährt aber
fort: Sie wissen doch, daß Beethoven
taub war?"
Unverhofft kommt oft.
Ja, gnädiges Fräulein, dieser
Abend an ihrer Seite gehört zu den
schönsten meines Lebens er wird mir
unvergeßlich bleiben."
Oh, HerrToktor wenn ich glau
ben dürfte . . . . "
In der That, mein Fräulein
nie habe ich so delikaten Kalbsbraten
gespeist."
Reoanche.
Er: Wie kann man Haare tragen.
die schon ein anderer Mensch getragen
hat!" ' '
Sie: Lächerlich! Tu trägst ja auch
Handschuhe von einem Fell, das schon
ein anderes Kalb getragen hat."
' .'S-