Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901, August 17, 1899, Image 11

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    verrauschte Accoidc.
i'OA (?1U! J.'tÜÜfl.
(r hat sich vo:i aller 2i?clt zurückge
zogen, fein von Der Großstadt hat sich
der reiche Herr in einsamer Gebend eine
Villa bauen lasten. Tarin haust er
nun ganz allein mit seinem Papagei,
der das närrischste Zeug dem alten
' Sonderling vorichmagt. Hier fühlt sich
der Mnschcnhasscr wohlcr als wo an
ders. Ader nur wohler. denn so richtig
glücklich ist er auch hier nicht. Tie
Wände find bis oben hinan mit Büchern
ansstaf'irt. Bis tief in die Nacht hin
ein schreibt und liest der Alte, als ob er
sich mühsam den Lebensunterhalt erar
beitcn müßte, oder als ob es die Lösung
eines Problems gelte, die alle Mensche
heit glücklich machen müßte. Ader Bei
des ist nicht der Fall, Er ist. wie ge
sagt, reich, sehr reich, und mit dem Lö
fen eines Problems ist'S nicht weit her.
t5r hat sich ans daS Etcrnentdcckcn ge
legt. (5r guckt sich allnächtlich fast die
Augen aus, um eine neue Cassiopeia
am Himmel zu erschauen. C, wie
glücklich daS die Menschheit machen
muh. wenn sie weiß, datz er wieder ei
ncn neuen Stern am Himmel giebt,
der einen Namen hat und von dem man
vermuthet, daß er wirtlich gesehen wor
den ist. Wenn der alte Herr deS Nachts
durch das Kernrohr lugte, dann sang
wohl oft die Nachtigall, doch es hörte es
nicht. Nur des Mittags, wenn er in
. , seinem Garten saß und der Papagei
V' kreischte und slandalirte, hatte er Sinn
für etwas Anderes als feine Sterne.
(?r gab sich dann gern mit dem ge
schwangen Vogel ab, vielleicht deshalb,
weil dieser nur die 'Namen der selten
stcn Sterne herplappern konnte, wie
Alpha Eentaiiri, Tigmo Traconis,
Procyon und Polaris. Heute sitzt er
wieder in seinem Garten, der alte (5 in
ficdlcr. Xsl horch! In der Ferne er
schallt fröhlicher Gesang.
Näher und nüher klingt es. Burschen
sind es mit bunten Mützen auf den
Häuptern, die singend rüstig vorwärts
schreiten und nun an dem Hause des
Alten vorüber ziehen. Und jetzt stim.
men sie ein neues Lied an.
C alte Burfchcnherrlichkeit,
Wohin bist Tu entschwunden?"
so schallt es laut. Und sie wandern
weiter und weiter. Schon sind sie ganz
fern. Lcis herüber zu den Ohren des
Alten hallt es noch:
"O jerum, jerum, jerum,
0 quae mutatio rerum!"
Und der Alte verfallt in schwermüthi
ges Nachdenken. Auch er zog einst als
fröhlicher Bursche mit lieben Freunden
singend über Berg und Thal. Tie
schöne, herrliche Welt stand ihm weit
offen und in seiner Brust schlug ihm
stolz das Herz. Bis tief in die Nacht
hinein faß er im Kreise fröhlicher Zecher,
und sie sprachen von Freundschaft und
vAn großen Thaten. Sie schwuren
sich, nie einander zu vergessen. Und
doch, es kam anders! Er vergaß die
Freunde und die Welt. Er zog sich zu
rück, und man frug nicht mehr nach
ihm.
Er ward verbittert und haßte die
Welt. Und wer war schuld daran? Er
gab die Schuld der Welt. Er dachte
nicht mehr zurück an die goldene Jugend
und schöne Bcrganzcnhcit. Ja nicht
einmal Nachts träumte er von dem ein
stigen Glück. Und nun, da er das Lied
hörte, das Jahrzehnte lang sein Ohr
nicht berührt hatte, steht das alte Glück,
das er längst vergessen zu haben glaubte,
wieder vor ihm, als sei es erst gestern
gewesen, daß er aus dem Kreise der
Freunde geschieden sei.
Feierlich ertönt die Orgel. An der
Pforte des Tomes stehen viele Leute
und schauen neugierig hinein. Ach, sah
aber die Braut schön aus!" flüstert ein
Mädchen einem anderen zu. So glück
lich ist nicht eine Jede!" sagt eine arme,
junge Frau zu einem alten Mütterlein.
Tie da drinnen hat einen der Reichsten
aus der Stadt!" Tas alte Mütterlein
aber sagt nichts. Sie lauscht dem
Klänge der Orgel. Wie da? braust
und rauscht!
Wie lange ist's doch her, als sie, die
i Ire mit dem Krückstöcke, auch am Al
ftre stand? Fünfzig Jahre werden kaum
langen. Ta war sie eine schlanke, rosige
Maid. Turch dieselbe Pforte schritt
sie. Sie trug ein seidenes Kleid und
einen langen Schleier. Sie ging am
Arme des reichsten Mannes der Stadt,
und alle Welt beneidete sie. Tie Orgel
erklang so feierlich wie heute. Wie
fühlte sich die Braut damals glücklich!
Ach, und was für Elend sollte sie durch
machen müssen. Ihr Glück war so
rasch verrauscht, wie die Klänge der
Orgel, die an ihrem Hochzeitstage er
tönten. Nun steht sie. eine Bettlerin,
an der Pforte des alten Tomes. Tie
Trauung ist vorüber. Tie Braut kehrt
am Arme ihres Bräutigams zurück und
stcigt in den Wagen. Ach, ist die
glücklich!" flüstern die Madchen neidisch.
Tie letzten Klänge der Orgel find ver
rauscht, und das Mütterchen wankt ih
rcr ärmlichen Wohnung zu.
Man nannte die Tome stolz und ge
fühllos. Sie scheint auch in der That
kein Herz zu haben. Nichts macht ihr
Bcrgnüacn. Gelangweilt lehnt sie in
ihrer Equipage, wenn sie ausführt, und
sieht eS nicht, wenn der Bettler auf der
Landstraße ihr bittend die Hand cntge
streckt. Sie ist blasirt!" sagen ihre
-f
freunde und Freundinnen. .Tie
Grasin ist stolz und herzlos!" tagen die
Armen. Und so fahrt lie auch heute,
nie so o't, wenn das Wetter schön ist.
hinaus aufs Land. Bergauf geht es
jetzt und die Rosse schnauben und ftam
p'en. Ta ertont in der Nahe ein lieb
lichcr Sang. Tie Gräfin richtet sich
von ihrem Polstersitze aus. Eine leichte
Rothe zieht über das blasse, schöne Ge
licht. Was erregt sie so. die Stolze,
nichts mehr erregen kann? Und sie
lauscht und sieht. Eine junge Arbeiter
srau flöt am Feldraine und hat ein
kleines Kind in den Armen.
Sie wiegt es hiu und her und fiugt:
..Scklas. Kindchen, schlaf!" ..Schlas.
Kindchen, schlas!" Hat sie. die Stolze.
nicht auch einmal das Liebchen aeiun
gen ? O ja! Es ist noch nicht gar so
lange her. da hielt auch sie einen loai
gen Knaben mit lachendem Angesicht.
Ta war sie so glücklich und gar nicht
stolz. Und sie, die trotz ihrer Jugend
für nichts mehr Sinn hatte, die selbst
glcichgiltig gegen ihren Gatten war.
herzte und lü&te das kleine Ting in ih
ren Armen und sang: Schlaf. Kind
chcn, schlaf!" Aber lange dauerte das
seliae Mutteralück nicht. Tcr Himmel
gönnte ihr nicht die Seligkeit, die jene
Arbeiterfrau dort am Feldraine voll
und ganz genießt. Tie hohe Frau be
fiehlt dem Kutscher zu halten und steigt
aus. Sie acht auf die glückliche Mut-
tcr zu und neigt sich über das friedlich
lächelnde Kind. Errdthcnd steht die
Arbeiterfrau auf. Tie Gräfin aber
streichelt die Wangen des Kindes. Ihre
Augen füllen sich mit Thränen. Sie
drückt der jungen Mutter ein Goldstück
in die önd und eilt dann rasch zu ih
rem Wagen zurück. O das Glück der
armen Frau! Sie denkt jetzt nicht mehr
ans Singen. Sie sinnt darüber nach,
was sie Alles für das Geld ihrem Lieb
ling kaufen kann. Es ist Abend. Tie
Gräfin sitzt im lichterhelltcn Saale.
Rauschende Musik hallt vom Orchcstcr
hcrüber Tie stolze Frau aber hört sie
nicht. In ihren Ohren summt die ein
fache, schlichte Weise, die die Ardeiter
srau heute am Feldraine sang. Schlaf,
Kindchen, schlaf!" Einmal war doch
die Gräfin in ihrem Leben glücklich,
nämlich als sie auch jenes schlichte
Licdlcin sang.
Arbcitshäusler stehen Rcih an Reih
im Fabrikhose und verrichten ihr Tage
werk. Heiß brennt die Mittagssonne
hernicver. Im chattcn lehnt der Aus
scher und beobachtet schläfrig die von
der menschlichen Gesellschaft Ausge
stoßcncn. Ta zeigt sich am Thore des
Hauses ein Lcicrmann. Und er beginnt
zu spielen: '
Ob ich Tich liebe, frage die Sterne,
Tencn ich meine Liebe vertraut!"
Mechanisch arbeiten sie weiter, die
Verachteten und Verstoßenen. Nur
Einer läßt die Hände ruhen und trock-
nct nch die Thränen aus den Augen
Er ist ein junger, abgehärmter Mensch
)ohn Ritsch in London.
London, July 21.
Mister Editcr!
Mcr sein in London arreivt. Es
muß e Mistähk gemacht worn sein vun
die Päpcrs. Es war Niemand am Tie
pot. Kce Prinz, kce LordMayor. tee
Kammltti und kce gar nix. Mcr sein
in's Hotel King George. Es is gar tee
Vergleich mit in Waldorf. Ter Hotel
clerk Hot noch nct cmol en nachgemachte
Tcimond in der Hcmdfront. Wie Ich
en gefragt Yen, ob er mcr verlcicht e
Jntroduktschen zum Prinz vun Walcs
verschaffe kann, hat er e dummes Gcsicht
gemacht.
Uewwerhaupt wollt Ich, Ich wär
schun erst wieder fort vun hier. Tie
Alti is in eme förcherliche Hjumcr, weil
sie noch nct zu der Omen pnsentcd is.
Aenyhow könnt Ich mich all de Weg
vun hier bis Teitschland schwer kicke,
daß Ich net uf die Eidie getimme bin,
e Naphtä-Z)acht ze tschartcrn und in nor
wegische Gewässer zu kreuze. Ta hätt
der Jmpcrer an Bord an mir gelallt,
statt daß der Kaffer, der Howard
Gould, wo weiter nix is un nix kann
un nix Hot exscpt sei bißle Geld, mir
des weggeschnappt Hot. Ich glaab näm
lich, Ich un der Jmpcrcr mir thäte ganz
gute Frents wcrn, wann mcr erst besser
bekannt mit enanncr wern.
Hier in London gleich ich's gar net.
Tes Bier is zc warm un flüt. üwwer
Haupt dcr ganze Stcil vun die Wirths
Häuser gefüllt mer net. Un funst gebt's
hier absolutli nix zu sehe. Ich denk,
mir wern bald fort vun hicr. Vielleicht
kimmc mcr später wieder.
Einstwcile
Mit Rigards
Yours
John Ritsch, Esq.
Ich scin gcsäft! Grad, wie Ich dc
Brief hcn maile wolle, hen Ich de Tick
Erokcr gctroffe. Mer hen sofort e
Konferenz gchaltc. Tcr Erokcr scht
excellent aus. Was mcr in der Kan
fercnz unnerhannclt hawwe, der Erokcr
un Ich, des kann Ich Jhne hcint noch
nct sage.
Mit'm Prinz vun Walcs is cs all
right. Tcr Erokcr is Tu un Tu mit
cm. Er macht uns bekannt mit enan
ner, so wie der Prinz hicr is. Tcr
Erokcr Hot mcr de Tipp gcgcwwc, wann
dcr Prinz e klein's freindlichcs Güm
amongst Frents vorschlage khüt. da sollt
Ich en gewinne losse. dann könnt Ich
nachher ergcnd was dorchsctze bei ihm
un bei dcr Quien priscnted zu wcrn.
des wär e Kleinigkeit. Tes könnt der
dann Alles fixe.
Ich denk des is t guter Tipp. , Ich
werd de Prinz gewinne lone. daß es nor
so e Freun is. Te HoscbendclOrde
un der leite! als Early un Lord sollt
enihau derdci craus'pringe. Sir John
Ritch Esa." Es that gar noch nct emol
schlecht saunde. Ich geb ja nix um so
Sache, awwcr es war weg? dcr Alti un
die K inner.
Fcr hcint genug.
'ours
John Ritsch Esq.
That ich als Lord vor oder hinncr
dem Jmpcrcr vun Germany ränsche?
Enihau thät ich vor em President kimme.
Mister Editcr. wann Ich des dorchsctze
thät un mci Alti thät Mci Lady Ritsch"
wcrn, vcrrückt thät se wern, die Alti.
Well. Ich thät's ihr gönne. Rigards
an mei Volk in Neu York. ES hätt
die Neu Yorker Kaffcrn aach nir ge
schabt, wann se mcr e WelcomZ-Adreß
hierher geschickt hätte.
Also noch emol so lang.
Vours I. R. Esq.
las aidegrab.
Berliner Blätter berichten: Ein
schöner Alt vaterländischer Pietät wird
gegenwärtig von der Königlichen Ober
sörsterei Zchdenick zur Ausführung ge
bracht. Ein von hohen Kiefern und
Haidckraut umstandenes, zwischen
Teutschboden und Vogelfang gelegenes
Fleckchen Erde ruft die Erinnerung an
eine blutige Episode aus den Be
frciungskriegcn wach. Hier geschah es,
daß im Jahre 1806 eine Patrouille
von drei preußischen Tragonern durch
ein französisches Streiftorps umzingelt
und gefangen genommen wurde, da es
den braven Tragonern nicht gelang,
sich durchzuschlagen. Tie Erbitterung
dcr Franzosen war so groß, daß sie kei
nen Pardon gaben und die gefangenen
preußischen Reiter auf dem Fleck er
schössen. Nichts kennzeichnet heute die
Stelle, wo die unvergessenen Freiheit
tämpfcr ihr Leben für das geknechtete
Vaterland ließen und ihr gemeinsames
Grab fanden, dcnn Haidckraut und
üppig wucherndes Blaubeercnkraut
haben den Erdboden völlig gleich ge
macht. War man früher im Allge
meinen auch weniger darauf bedacht,
Stellen, wo Vertheidiger des Vater
landcs den Heldentod erlitten, durch
sichtbare Zeichen der Erinnerung zu er
halten, und war dies auch nach Um
ständen nicht immer möglich, so über
nahm doch in dcr ersten Zeit bei diesen
drei bingemordctcn Tragoncr ein Jeder,
welcher diese abgelegene Stelle passirle,
gern die Pflicht, ein Zwciglein auf die
Grabstätte derselben niederzulegen, so
daß sich dicse mit den Jahren zu an
sehnlicher Höhc ansammcltcn. Tadurch
ist die historische Stelle" untrüglich
festgestellt worden, und ebenso haben
spätere Nachgrabungen bestätigende
Fragmente aus dem Soldatcngrabe zu
Tage gefördert, fodaß jeder Zweifel
ausgeschlossen ist. Tie Sehnsucht nach
der Ruhestätte seines Sohnes trieb noch
in den fünfziger Jahren den greisen
Vater des einen der drei gefallenen
Tragoner dorthin und war derselbe
hocherfreut, daß das Andenken an die
Tobten bei der Bevölkerung dcr Um
gcgend in treuem Erinnern unaus
löschlich fortlebte. Einen Zweig von
dein öden Haidegrab nahm er mit in die
ferne Heimath. Jetzt nun läßt die
Königliche Oberförstern Zchdenick cs
sich angelegen scin, das Andenken an
die drei Tragoncr in sichtbarer Weise
zu ehren, und sind die dortigen Forst
beamten bemüht, die Grabstätte dcr
drci für das Vatcrland gefallenen
Krieger in würdiger Weise zu schmücken.
Ein großer Gedenkstein lagert schon be
arbeitet auf dcr Fläche und wird die
polirte Seite desselben eine entsprechende
Inschrift erhalten. Zum weiteren
Schmuck des Haidegrabes soll dasselbe
mit jungen Eichen umpflanzt werden.
Ein gleicher Tentstein befindet sich auch
an dcr Stelle dicht beim sogenannten
Tenkstein. wo Prinz August von
Württemberg am 9. Januar 1890 todt
zusammenbrach. Tiefer Tenkstcin wurde
gestiftet von den treuen" Jagdgc
führten dcs Prinzen.
Ter verzauberte Treff-König.
Auf etwas merkwürdige Weise wurde
dieser Tage ein rcichcr französischer
Gutsbesitzer um das runde Sümmchen
von 000 Jrcs. beschwindelt. Tcr
Mann befand sich mit seinem Fuhr
werke auf dem Wege von scinem nahe
bei Paris gelegenen Gute nach der
Hauptstadt. Wenige Kilometer vor
den Festungswerken wurde er von
einem elegant gekleideten Fremden an-
gciprochen, dcr ihn fragte, ob es noch
weit bis zur Stadt fei. Wie dcr Fuß-
gängcr augenscheinlich erwartet haben
mochte, bot ihm der gutmüthige Land-
mann einen Platz in ftincm Wagen
an, was auch mit Tank angenommen
wurde. Kaum waren die beiden Herren
einige Minuten zusammen, da entdeck
tcn sie schon, daß sie gegenseitig großen
Gefallen ancinandcr fanden. In leb
haftcr Unterhaltung begriffen, fuhren
sie in gemächlichem Tempo die glatte
Chaussee entlang, als dcr Fremde plötz
lich mit einem Ausruf des Erstaunens
auf einen Meilenstein zeigte. An dcr
ihnen zuqckehrtcn Flüche dcs Stcincs
erblickte man eine Spielkarte und zwar
den Treff König. Irgend Jemand
mußte sich den Spaß gemacht haben,
das Kartcnblatt dort anzukleben. Nach
dem jcdcr dcr bcidcn Männcr seiner
Vermuthung, wie dieser Treff - König
an den seltsamen Ort gekommen sein
tonnte. Ausdruck verliehen hatte, sprach
man wieder von anderen Tingen.
Schließlich versank der von der Land
ftraße aufgelesene Gast in tiefes Sin
ncn, dem er sich dann mit den Worten
entriß: Ich kann doch gar nicht den
Geoankcn an den Hcrz-König los wir
den. Auf dicse Karte müßte man heute
spielen, die würde einem sicher Glück
bringen." Hcrz-König?" fragte er
staunt dcr Gutsdesitzcr: Sie meinen
doch Treff König?" Tcr Andere aber
blieb bei seinem Herz König. Alle
Wetter." raisonnirte jetzt der ausge
bracht werdende Landmann, ich wette
meine 000 Frcs.. die ich hicr bei mir
habe, daß cs Trcff-König war." Tie
Wette wurde durch einen Händcdruck
besiegelt; man kehrte um und, siehe da.
ein Hcrz-König prangte an dem bctrcf
senden Mcilenstein. Ganz verblüfft
rückte der ehrenhaft denkende Gutsherr
mit dem Gelde heraus. Als dcr ncue
Freund längst mit dcr netten Beute
vcrschw'.!i,dcn war. dämmerte cs in dem
Gerupften auf. daß er doch wohl das
Opfer eines Betruges geworden sei.
Er erinnerte sich mit einem Male, daß
sein Fahrgast unterwegs einem ihnen
begegnenden Individuum verstohlen
zugenickt hatte. Tas war jedenfalls das
Zeichen gewesen, dem cr den Verlust
seines Geldes zu verdanken hatte. Tcr
Betrogene erstattete bei der Polizei An
zeige, doch ist nur wenig Aussicht vor
Handen, daß er sein Eigenthum zurück
erlangen wird.
Musik in den europäischen Herr
scherfamilie.
. Es ist nicht allgemein bekannt, daß
die deutsche Kaiserin Victoria Auguste
die Geige spielt. Alexander III. von
Rußland spielte Eornct mit Meister
schaft. Ter König von Griechenland
besitzt ein ausgesprochenes musikalisches
Talent, daß sich auf alle erdenklichen
Instrumente erstreckt; Gcorgios be
herrscht das Harfcnfpicl ebenso wie die
Orgel. Tie Prinzessin von Wales
spielt Elavier. Harmonium und Zither.
Für Zither hat sie auch einige Lieder
componirt: das Notcnhcft hiervon ist
nur im Besitz einiger besonders bevor
zugtcr Personen. Ihre Schwägerin.
Prinzessin Louise von England, spielt
ausgezeichnet Elavier und Orgel, wäh
rend ihr Gemahl, der Marquis von
Lorne, einmal eine Ausnahme macht
uno für mü)n nur recht geringes n
tercsse bekundet. Als er einmal kurz
nach seiner Vermählung die Prinzcsnn
m die Oper begleitete, wurde ihm die
Sache nach Verlauf von zwei Stunden
entschieden zu lang. Er ließ sich von
feiner Gemahlin das Programm reichen
und vertrieb sich die Zeit mit Anfer
tigung von Schiffchen aus Papier.
Auch die übrigen Insassen der könig-
lichen Loge mußten ihr Programm dem
Marquis opfern, so daß sich am Schluß
der Oper eine kleine Flotte solcher
Schiffchen vor den lachenden Familien-
Mitgliedern erhob. Ter Herzog von
Oporto, Bruder dcs Königs von Por
tugal, ist ein guter Flötenspieler. Ter
Sultan vertreibt sich mit Elavicrspicl
die Zcit; er soll mit großem Vcrstünd
niß spielen. Tie Königin von Italien
besitzt neben ihren übrigen vielen Ta-
lcntcn die Fähigkeit, über jedes belie
bige Thema sofort eine Variation am
Elavier zu produciren, wobei die Zu
Hörer ihres intimen Kreises nur auf's
Lebhafteste bedauern, daß dicse sinnigen
Eompositioncn der Vergessenheit an
hcimfallcn, da die Königin deren Nie
dcrschrist nicht gestattet, weil sie bcschci
dentlich behauptet, sie seien das nicht
werth. Endlich sei hier noch Earmcn
Sylva crwähnt, die das Libretto einer
Oper geschrieben hat, die in Paris auf
geführt werden soll.
Beethoven's erstes Auftreten in
Köln.
Bei Gelegenheit dcr Scculärfcicr
(1870), wclche allcrortcn die Erinne
rung an Beethoven rege machte, kam
ein im Besitze eines Kölners befind
lichcs, altes, interessantes Truckstück
zum Borschcin, nämlich dcr Eonzcrt
zcttcl zu Ludwig van Bcethovcn's
erstem Austretcn in Köln. Wir lhcilcn
unseren Lesern den Inhalt dieser
historischen Urkunde wörtlich und mit
allen Eigenthümlichkeiten dcr Schreib
weise mit wie folgt:
A d v e r t i s f e m e n t.
Heute dato den 26ten Martii 1778
wird auf dem musikalischen Akadcmic
saal in dcr Stcrncngaß der Elnir
köllnische Hostenorist Bcethonen die
Ehre haben zwey seiner Scholaren zu
produciren: nämlich Madlle. AVer
done, Hofaltistin, und scin Söhngcn
von 0 Jahren. Erstere wird mit ver
schiedcucn schönenAricn, letzterer mit ver
schiedcncn Klavicr-Eoncertcn und Tiios
die Ehre haben, aufzuwarten, wo cr
allen hohen Herrschaften ein völliges
Vergnügen zu leisten sich schmeichlet,
um je mehr da beyde zum größten Vcr
gnügcn des ganzen Hofes sich hören zu
lassen die Gnade gehabt haben.
Tcr Anfang ist Abends um 5 Uhr.
Tie nicht abonnirte Herren und Tamcn
zahlen eincn Guldcn.
Tie Billets sind auf ersagtcm musi
kalischcm Akadcmicsaal, auch bcy Hrn.
Elarcn auf dcr Bach im Mühlcnstcin
zu habcn.
Eincm zur Kritik geneigten Lcscr
könnte hicrdei auffallcn, daß der Hof
tcnorist Beethoven feinem Söhngcn"
im März 1778 daS Altcr von fcchs
Jahrcn beilegt. Wäre das richtig,
dann würde der berühmte Ludwig nickit
im Jahre deS Heils 1770, sondern erst
1772 das Licht dcr Welt erblickt haben.
Man wird, ohne gegen die Pietät zu
sündigen, aber wodl annehmen dürfen,
daß cs väterliche Eitelkeit war, wclche
den kleinen Virtuosen noch um zwei
Jahre jünger wollte erscheinen lassen.
Ter kurzsichtige Hotelier.
Ein nettes Gcschichtchcn wird von ei
ncm Pariscr Hotclbesitzcr erzählt, der
mit so hochgradiger Kurzsichtigteit de
hastet ist, daß er trotz eines Toppcl-
tneifcrs kaum seine eigene Frau erkennt,
wenn er ihr außerhalb feiner Privat-
räume begegnet. Tie Kellner, tubcn
Mädchen und sonstigen Angestellten ver
wechselt cr zu dcrcn hcimlichcm Amüse
mcnt beharrlich miteinander. Kürzlich
aber passirte ihm folgendes ergötzliche
Versehen, das jetzt von dem gcsammten
Hotelpersonal belacht wird. Monsieur
L hatte persönlich einen jungen
Menschen engagirt, dessen einzige Ob
licgcnhcit das Fcnstcrputzcn scin sollte.
Jacaues machte feine Sache auch sehr
gut, er hatte aber eine Schwäche. So-
bald er sich unbeobachtet glaubte, holte
er ein Zeitungsblatt hervor und studirte
eisrig darin. Eines Morgens wurde er
dabei von seinem Herrn überrascht. Ter
Pflichtvergessene stand sprachlos vor
schreck da und ließ Alles über sich er
gehen. Packen Sie Ihre Sachen und
machen Sie, daß Sie fortkommen,"
schloß dcr aufgebrachte Hotelier seine
tandrcde. Jacques that, wie ihm
geheißen, zog seine besten Sachen an
und begab sich mit seinem geschnürten
Bündel zu dem Kassirer, um sich seinen
Lohn auszahlen zu lassen. In der
Nähe des Portals traf er noch einmal
mit dem Besitzer dcs Hotcls zusammcn,
an dem cr mit eincm scheuen Gruß vor
übergehen wollte. Tieser erkannte ihn
jedoch gar nicht in seinem guten Anzüge
und es entspann sich folgender Tialoq:
Sie suchen Beschäftigung?" fragte dcr
Hotelier.
Ja, Monsieur." entgcgnctc Jac
qucs.
Können Sie Fcnstcr rcinigcn?"
Jawohl, Monsieur."
Hm, Sie sehen ganz brauchbar aus.
Tcr letzte Fensterwascher bekam nur 23
Francs, Ihnen werde ich 30 Frcs. ge
den. Sie können gleich eintreten."
Tanke sehr, 'Monsieur," sagte
Jacques hocherfreut. In einer halben
Stunde befand er sich wieder in demsel
bcn Zimmer, in dem ihn dcr qe-
strenge Brotherr beim Zcitungslescn er
tappt hatte.
Woker der Name der Stadt Paris
stammt.
darüber giebt dcr Jntcrmcdiaire de
Ehcrchcurs" folgende Aufklärungen
Ter alte Name dcr Stadt war bekannt
lich Lutetia, wclche Bezeichnung von
dem keltischen Worte Lontouhezi" her
stammt, welches etwa mit Wohnung
in Mitte von Wässern" zu übersetzen
wäre. Ursprünglich bewohnten die
Lutcticr nur die Insel, auf welcher jetzt
die 1contre-ame-lrche steht. Als sie
sich dann ausbreiteten und auch die ge
genüberlicaenden Ufer dcr Scine zu
bcwohncn anfingen, nannte man Tie
jenigen, welche die neuen Stadtthcile
bewohnten. Parisn". von dem kclti
schen Worte Pas-ri", Leute, die den
bluß Mitten. Ter Name Paris"
wäre also aus diesem keltischen Pas-ri"
entstanden und würde so viel bedeuten
wie Stadt dcr Pariser", Stadt der
den Fluß Ucbcrfchreitenden."
Womit sick die brauen (dxmftiten
Tic Verhandlungen des Londoner
internationalen Frauencongresscs. die
sich auf den Gebrauch von Thieren für
muueziEcac oczogcn, yaoen einem lior
spondciitcn derTaily News" zu einer
iiiiere anicn lamm Die Änreann
gegeben. Er bcrichtct, daß die beiden
letzten cyisiöiransporte, die an ein
großes Modcmagazin gelangten, 8000
c!, 1?!,-ks iisr Ä:a...
tHiiiu vuiuunsuuHii, uw tHlUII te
adlcrfcdcrn. 200 Kisten Pfauenfedern,
000 kleine Vögel verschiedener Art,
5100 Tauben, bOO Fasanen und ein
balkirs nfeenh Rissen mit nsfnn Wrt
, . . ,,. tiuvil
Jnsckten, die zum Schmucke praparirt
uniutn, tiiujitui'n.
(?itt altes Herbarium.
In Licgniß bcfindct sich ein Hcrba
rium, das schon im Jahre 1060 in den
Besitz dcs dortigen Johannesstiftcs
überging. Es ist erstaunlich, wie gut
sich die einzelnen Pflanzen konscrvirt
habcn. Ein Exemplar dcr Mondrautc
ficht so aus, als ob es erst vor Jahr
und Tag eingelegt worden wäre.
Ebenso sind andere Pflanzen wilde
Malven. Nesseln u. s. w. noch in ei
ncm trcnlichcn Zustande.
:lch ssi
Hcrr: .Ah, wclchc reizende Kollektion
von Blumen habcn Sic doch!"
Fräulein: Ja, ich bin eine große
Freundin davon. Lieben Sie auch
Blümchen?"
Hcrr: Jawohl."
Fräulcin: Und wclchc?"
Herr: Mosclblümchcn!"
Stc!z.
Hausfrau (zur neu ,iamm
Köchin, die aus einer Stadt mit Ka
valleric-Garnifon gekommen ist): Sie
werden sich doch hicr leinen Schatz an
schaffen ?"
Köaun: ..Wcr bei Kavallerie mm
hat, mag seinen Jnfantcristcn mchr."
Ob rek!
A. : ..War das nicht ein vortrefflich
gespickter Hase, dcr da vorgcsetzt
wurde?"
B. : In dcr That, ein dcli Katcr!"
ireil hergebet.
Richter: Haben Sie noch etwas zu
Ihrer Vertheidigung beizufügen?"
Angeklagter: Ja, ich hab' 'mal als
Schuldud' 'n Maikäfer vom Erfrie
rungstod gerettet!"
Z7erlclungspr?tz.
Trucken Sie nach diesem Konzept
tausend Verlodungskarten !"
Ader da fehlt ja noch der Name der
Braut."
Ten setze ich je nach Bedarf ein!"
Ein gutes Zeichen.
Nun, wie hat die Frau Gemahlin
die Nacht verbracht?"
Gott sei Tank, Herr Tottor. es
geht entschieden zur völligen Genesung;
sie hat eine Tasse Bouillon genommen
und dann die Tasse dem Tienst-Mäd-chen
an den Kopf geworfen."
Ein hartgesottener Junggeselle.
Vom .gestrigen Essen im
Restaurant Spazoni hab'' ich furchtbare
Magenschmerzen bekommen!"
Ich auch! Aber heirathen thu' ich
doch nicht!"
Gipfel der Zerstreutheit.
Professor (unterwegs): Herrgott,
jetzt habe ich schon wieder meinen
Zwicker im Hörsaal liegen gelassen!
Aber sofort wie ich jetzt nach Haufe
komme, muß mir meine Frau ein
Schnür! d'ranmachen!"
Ironie.
Euer Burcau-Ehcf ist ja jetzt per
Rad in's Amt gekommen, fährt er
gut?"
O, ausgezeichnet! Seit er radelt
kommt er jeden Tag zu spät!"
Dienst ' Telegramm einer Sekundär Bahn.
Zug No. 18 bald kommen sonst
gehen die sechs wartenden Personen zu
Fuß. Stationsvorstand in Plinzdorf.
Die drei Bedingunzen.
Warum hcirathcst Du eigentlich
nicht?"
Ja, siehst Tu, ich stelle eben sehr
hohe Anforderungen an meine Zukünf
tige!" Nun lass' mal hören!"
Meine Frau muß sein: reich, schön
und dumm!"
Wieso?"
Ganz einfach; wenn sie nicht reich und
schön ist, nehme ich sie nicht, und wenn
sie nicht dumm ist, nimmt sie mich
nicht!"
Eine gute Hausfrau.
Besuch: Ta lese ich eben in der
Zeitung, daß wieder ein Kind eine Näh
nadcl verschluckt hat!"
Hausfrau: Ticse leichtsinnigen
Eltern! Bei mir kommt nie eine
Nähnadel in's Haus!"
Gut gesagt.
Zwei Nebenbuhler treffen vor der
Thüre des Gegenstandes ihrer Herzens
Neigung zusammen. 1. Liebhaber:
Herr, was haben Sie hier herumzu
schnüffeln?! Was sind Sie über
Haupt?!!" 2. Liebhaber (verblüfft): Ich ich
bin Schuhmacher."
1. Liebhaber: Zum Henker, dann
suchen Sie sich ein anderes Absatzgebiet
für Ihre Liebe!"
Die unnatürliche Schwiegermutter.
Nun, liebe Freundin, wie geht's
Tir in Teincr jungen Ehe?"
Ach, theure Elise, ich fühle mich so
namenlos unglücklich. Ich habe früh
genug erfahren, daß Alles wahr ist,
was man über Schwiegermütter sagt!"
Lebt dcnn die Mama Deines Man
nes bci Euch?"
Nein, meine Mama, die ist meine
Schwiegermutter, sie nimmt immer
seine Partei gegen mich!"
Bosiiaft.
Frl. A. : ..Herr Meister hat mich ac-
beten, morgen mit ihm auf's Sommer-
nachtsfcst zu gehen."
m. B.: ..Ha t Tu die Einladuna
angenommen?"
Frl. A.: Gcwiß!"
Frl. B.: Tas ist abcr merk-
würdig! Mich hat er ja auch aufgefor
dert." Frl. A.: ..Taran ist aar ttirtits fn
Merkwürdiges! Ich habe ihm gesagt,
ich würde nur mitacbcn. wenn 'er für
eine ältere Begleiterin sorgte."
Zins der Schule.
Lehrer (rczitircnd) Ta werden Nai
ver zu Hyänen! .. ..Wo kommt das
vor. Schul?" '
Schulze: In den feinsten Fami
icn!" Selbstbewußt.
Jungcr Tichtcr Cdcr sich die hnnr.
schneiden läßt, zum Friseur): Heben
Sie sich diese Locke auf: Sie können
damit einmal ein rcichcr Mann wcr
den!" Abergläubisch.
Was. durch die Stmfc, ,,;nn
Tu nicht gchcn? Warum denn nicht?"
Aus altem Vorurtbeil. ,!;....
i.J - " M vuuuiu
"ftrt dreizehn Leute, denen
iiy vniu ja;iuoig vin. '
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